nun sind wir da – in Französisch Polynesien. Nein, nicht in Tahiti oder Bora Bora – es gibt noch so unendlich viel mehr, als diese beiden bekannten Inseln. Aber bei uns zu Hause in Deutschland kennt man als Nichtsegler die vielen anderen Möglichkeiten überhaupt nicht. Und sogar als Segler, der sich nicht explizit mit der Südsee beschäftigt, kennt man Namen wie Tuvalu, Kiribati oder Vanuatu nicht und wüsste nicht, wo man die suchen sollte und das sind noch nicht einmal die Namen von einzelnen Inseln.
Daher möchte ich Euch erst einmal einen kleinen Überblick verschaffen. Wir sind jetzt in der „Südsee“ ganz im Südosten, noch weit, weit weg von Neuseeland oder Australien. Hier mal eine Übersichtskarte – oben links seht ihr mal den Gesamtüberblick. Wir sind wie eben erwähnt ganz unten rechts angekommen, in den Gambiers mit der Hauptinsel Mangareva. Die Segler, die über die übliche Route durch den Panama-Kanal hierher fahren, kommen normalerweise auf den Marquesas-Inseln an.

Französisch Polynesien (FP) besteht aus 5 Inselgruppen wie Ihr seht und wir werden – so der Plan – uns von unten rechts nach oben rechts über die Mitte nach links vorarbeiten. Und danach geht es immer weiter nach links – also Westen. Die Inselgruppen sind auch sehr unterschiedlich in Ihrer Erscheinung. Momentan befinden wir uns in einem Atoll, das sich aus einem Zentralvulkan gebildet hat und vulkanisches Gestein hat. (sehr scharfkantig!!) Die Tuamotus sind total flach und sind insgesamt 78 Korallen-Atolle. Die Marquesas im Norden sind Gipfel einer aus der Tiefsee aufragenden Gebirgskette vulkanischen Ursprungs. Hier gibt es keine umlaufenden Saumriffe wie bei den flachen Atollen.
Wir werden also total unterschiedliche Inseln zu sehen bekommen. Momentan sind wir im kleinsten Archipel. Die Gambier sind insgesamt 43 Inseln oder Inselchen, hier Motu genannt. Dies ist zum Teil nur eine kleine Sanderhebung auf dem Saumriff. Unsere Lagune hat einen Durchmesser von etwa 25 km, so daß wir recht schnell wechseln können, um an einem anderen Motu unseren Anker fallen zu lassen. Hier gibt es auch einen kleinen Flugplatz und zweimal in der Woche kommt auch ein Flieger aus Tahiti.
Soviel hierzu, wer mehr wissen will, kann das alles in Wikipedia nachlesen – ich lese auch immer nach und vergesse ganz schnell wieder ganz viel… (ja, auch ich werde älter und das sind halt keine Zahlen…)
Nach unserer Ankunft haben wir unseren Anker ja vor der „Hauptstadt“ Rikitea geworfen und haben uns ordnungsgemäß bei der hiesigen Gendarmerie angemeldet. Noch nie war einklarieren so einfach! Wir sind ja jetzt in Frankreich und mussten hier nur vorher Online ein Formular ausfüllen, das wir auch weiterhin pflegen müssen. Hier werden alle angelaufenen Ziele eingetragen und wenn wir FP verlassen, müssen wir das dann auch eintragen. Dem Gendarmen haben wir einfach unsere zugewiesene Registrierungsnummer mitgeteilt, er hat irgendwas im System eingegeben und das wars. Einen Stempel in den Pass haben wir nur bekommen, weil wir ihn wollten. Als Europäer wäre das nicht nötig. Wir dürfen jetzt hierbleiben, aber unser Boot hat keinen unbegrenzten Aufenthalt. Nach 2 Jahren müssten wir dieses „importieren“ und dafür Zoll bezahlen. Also heißt es aufpassen und vorher mal ausreisen.
Hier auf den Gambier ist alles noch sehr idyllisch, weil abgelegen von den Hauptrouten. Es gibt keine Restaurants, Cafes oder große Supermärkte oder dergleichen. Cirka alle 3 – 4 Wochen kommt das Versorgungsschiff vorbei und dann gibt es wieder Frischware in den kleinen Läden vor Ort. Es gibt mehrere kleine „Imbiss“ Möglichkeiten. Und alles hat hier halt seinen Preis, weit abgelegen von allem. So kostet z.B. ein 6er-Pack Dosenbier (á 0,5 ltr) stolze 2400 CFP. Das sind umgerechnet 20 €. Ja gut, daß Jochen kein Bier trinkt 😊
Hier auf Mangareva kann man einige Wanderungen machen. Zur Eingewöhnung sind wir zunächst auf dem Bergkamm direkt am Ort entlanggelaufen. Die höchste Erhebung ist der Mont Duff, 441m hoch. Diesen haben wir natürlich auch schon bestiegen, vor allem auch, weil gerade Himbeersaison ist und der gesamte Berg voll mit Himbeersträuchern ist. Das war schon ganz schön anstrengend. Es ging ordentlich nach oben und das mit unserem ungeübten Seglerbeinen. Aber die Mühe hat sich gelohnt, die Schüssel war voll und der Ausblick natürlich atemberaubend.
Die Natur hier ist wirklich unglaublich! Sämtliche Pflanzen, die wir von zu Hause als Zierpflanzen im Topf für’s Wohnzimmer kennen, stehen hier in voller Pracht in riesig!!! Habt Ihr schon mal einen Weihnachtsstern als Baum gesehen?!?!? Aber seht selbst in meiner kleinen Pflanze- und Früchtegalerie:


Wir haben natürlich auch schon andere Ankerplätze hier im Atoll besucht. Der erste Platz war am Motu Totegegie, der Flugplatzinsel. Dort ist ein Pass raus in den Pazifik, wo man toll schnorcheln kann. Man muß nur auf die Gezeiten achten, denn hier zieht es schon ordentlich rein und raus. Wir haben dann gleich bei der ersten Erkundung 12 kleine Schwarzspitzen-Riffhaie direkt am Strand gezählt. Jochen hat sich dann auch die Flossen angezogen und ist mal kurz ins Wasser; um festzustellen, daß selbst ihm die Strömung dann doch zu arg ist. Ich hatte gleich abgewunken. Wir sind dann auch die komplette Insel abmarschiert, nur leider wurde uns am Flughafen verwehrt, hier weiter zu gehen. Haben wir es wirklich geschafft, am Flughafen vorbeizukommen, wenn außerplanmäßig ein Flieger da war. Somit war auch Personal vor Ort und jenes teilte uns mit „nicht erlaubt“.
Es ist faszinierend zu beobachten, wie auf die Außenseite das Atolls die Wellen aufschlagen. Entsprechend sind diese auch voll mit toten, aufgeworfenen Korallen und vielen anderem, auch Müll. Man kann hier noch total gut die Strukturen der einzelnen Korallenarten erkennen. Die Inseln sind voll mit Seevögeln, die hier brüten. Auch unter Wasser brummt das Leben an den hier „Bommies“ genannten Korallenblöcken. Sind diese für uns beim Ankern eher ein Problem, weil wir diese ja nicht in unserer Kette haben wollen a) wollen wir uns nicht festfahren und b) wollen wir ja auch nichts kaputtmachen.
So ist beim ankern Voraussicht wichtig: man sucht sich einen hellen Fleck, der für Sandgrund steht und prüft, ob dieser groß genug ist, um darin zu schwojen. Sind in der Nähe doch einige Bommies, so werden nochmals Ankerbälle in die Kette eingehängt, so daß die Ankerkette nicht komplett auf dem Grund liegt sondern eher im Wasser schwebt. Und somit über den Bommies. Jochen prüft beim ersten Schnorcheln dann immer, ob das so passt und evtl. verlegen wir nochmals oder schleppen den Anker mithilfe einer Leine ein paar Meter weiter. Save the nature! Bis jetzt hat es geklappt.
Unser nächster Ankerplatz war ganz im Norden des Atolls am Motu Puaumu. Ein toller Ort. Wirklich flach, die Insel voller Vögel und Pflanzen und ein toller Schnorchelspot. Und keine Menschenseele. Ab 18 Uhr ist es hier ja dunkel – und ich meine dunkel. Nur die Sterne, der Mond und sonst nix.
Wir wechseln jetzt hier also die Ankerplätze so durch und zwischendurch fahren wir immer wieder mal nach Rikitea zum ankern. Hier sind nun mal die Wanderwege, die Einkaufsmöglichkeiten und die Chance, am Wochenende auch mal zum Essen zu gehen. So haben wir hier endlich wieder einmal gute Pommes gefunden. Nach einem Jahr Chile mit „Latschepommes“ ein Genuss. Am Sonntag treffen sich die Einwohner zum Boule-Spielen hinter dem Rathaus, leider können wir uns kaum unterhalten, da wir ja so gar kein Französisch können und die Menschen hier halt nur etwas Englisch. So ist ein kleiner Plausch eher schwierig. Die Leute sind jedoch alle sehr freundlich und heißen uns immer Willkommen. Vor allem, da wir mal keine Franzosen sind 😊 Diese sind hier natürlich in der Überzahl. Momentan sind wir hier 8 Segelboote, davon eines von Schweizern, die hier leben, wir und der Rest Franzosen – und diese fahren meist Katamarane. Für diese Landsleute ist es natürlich auch einfach – sie dürfen hier auch arbeiten gehen ohne Probleme. So haben wir einen jungen Franzosen kennengelernt, der über die Karibik und den Panama-Kanal hierher gekommen ist. Er hatte zwischendurch in der Karibik einmal gearbeitet und plant dies dann wieder für Neu-Kaledonien. Das ist der Vorteil, wenn sein Land noch „Kolonien“ hat.
Ich werde jetzt nicht viel mehr erzählen, lasst einfach die Bilder auf Euch wirken – ich sage Euch: in Natura ist das noch viel besser als auf diesen winzigen Fotos.
Eines noch: zwischenzeitlich ist hier am Strand auch ein Seeleopard aufgetaucht. Was ist das denn jetzt wieder? Ein Seeleopard ist eine Robbenart, die eigentlich in der Antarktis heimisch ist und wandert höchstens bis Australien. Der hier angekommene Kollege hat leider etliche Verletzungen und liegt nun am Strand. Zu Anfang hat sich noch die Gemeinde darum gekümmert und sogar auf Ihrer Facebook-Seite berichtet, aber nun liegt der arme Geselle da am Strand und wird wohl über kurz oder lang hier verenden. Wie er hierher kam? Tja, da kann man nur spekulieren. Ich tippe auf Beifang in einem Netz der großen Fischfangflotten, der dann „entsorgt“ wurde. Das ist leider auch Natur. Ein paar Tage später war er dann weg… Vielleicht hat er sich ja auch nur erholen müssen und zieht jetzt wieder munter Richtung Antarktis.

So, das war’s jetzt erst mal für das Erste. Ihr habt jetzt genug Bilder zum angucken und neidisch werden.







































