Monat: Juli 2025

Puerto Montt nach Valdivia

Bisher haben wir noch nichts über Puerto Montt erzählt. Ich muß ehrlich sagen – so viel gibt es auch nicht, was man unbedingt loswerden muß.

Die Gegend um Puerto Montt ist atemberaubend – wie der Rest von Chile. In dieser Stadt kann man sich gut mit Allem versorgen und auch sehr gut Essen gehen. Die Stadt selber ist halt leider nicht sehr schön und bietet wenig Sehenswertes, eine typische Industriestadt. Wir haben einen schönen Spaziergang auf der Isla Tenglo (gegenüber unserer Marina) gemacht und sind auch mehrfach durch die Stadt marschiert. In der Marina fühlen wir uns wohl, diese ist gut organisiert und die Mitarbeiter sind alle sehr hilfsbereit und freundlich.

Nachdem wir ja unsere Einspritzpumpe und Injektoren am Motor ausgebaut und zur Überholung weggegeben hatten, wurde uns eine prompte Bearbeitung zugesagt. Diese kamen natürlich wieder auf den letzten Drücker zurück – 2 Stunden bevor wir mit der Dicken ausgekrant werden sollten. Daher haben wir es gerade noch geschafft, diese wieder einzubauen und ganz kurz zu testen. Es schien alles soweit in Ordnung zu sein. Dann auf zum Kran, die Jungs warten schon.

Das hat auch alles reibungslos geklappt und unsere Dicke stand an Land und wurde von einem Mitarbeiter der Marina mit dem Hochdruckreiniger behandelt. Das ist hier Pflicht und muß gemacht werden. Daher gehen wir in dieser Zeit mal schnell zum Mittagessen. Als wir fertig sind, steht unsere Dicke immer noch am Becken und nicht an ihrem zugewiesenen Parkplatz. Also wieder warten – endlich wird sie spazierengefahren und wir können wieder an Bord. Hier dürfen wir, im Gegensatz zu Uruguay oder Argentinien in der Zeit, in der das Boot an Land steht, auch auf dem Boot leben. Allerdings können wir nicht schalten und walten, wie wir wollen. Zum Toilettengang müssen wir natürlich die Sanitärräume aufsuchen. Das heißt: jedesmal erst in die warme Kleidung springen, denn es ist ja kalt draußen. Dann zu den Sanitarios laufen, die natürlich auch nicht beheizt sind. Geschäft erledigen und wieder zurück. Das kostet schon Überwindung, wenn man mal muß – vor allem nachts. Aber auch diese Zeit ging rum und wir sind erst mal in Urlaub gefahren, wie Ihr ja schon lesen konntet :-).

Wir konnten unseren Unterwasseranstrich erneuern und noch ein paar andere Kleinigkeiten erledigen. Nachdem wir wieder aus Argentinien zurück waren, haben wir auch gleich wieder einen Krantermin für das Wassern ausgemacht. Nun ging es Schlag auf Schlag. Gleich für den nächsten Tag hatten wir den Termin erhalten. Da man hier extrem auf die Tide achten muß, da wir ja einen Tidenhub von bis zu 6 Metern haben, kann das Boot nur bei Hochwasser gekrant werden, da sonst nicht genug Tiefgang am Kran ist. Also war unser Termin gegen 17 Uhr am Abend.

Beim Checken des Wetters ist uns dann auch gleich aufgefallen, daß ein passendes Wetter für die Weiterfahrt nach Valdivia ja eigentlich schon am Mittwoch bis Samstag wäre. Das jetzt auch noch, das wird ja stressig….

So war unser Dienstag vollgepackt mit „To-Do’s“ – von wegen, erst mal wieder ankommen. Erst nochmals die Wäsche waschen und trocknen. Gegen 12 Uhr das Auto zurückgeben, dann das Boot vorbereiten für die Kranung. Das Boot soll schon am Mittag in den Kran gehängt werden, damit wir noch die Stellen streichen können, an denen die Stützen standen. Daher bleibt Jochen am Boot und wartet auf die Liftjungs, während ich mit Ulf in die Stadt fahre, um uns noch den nötigen Proviant zu besorgen. Als wir zurückkommen ist Jochen mit der Streicharbeit schon fertig und teilt uns mit, daß der Hafenmeister meinte, wir bräuchten doch eine neue Zarpe für die Fahrt nach Valdivia, weil unsere ja eigentlich schon datumsmäßig überschritten ist. Wir sollten eine neue machen; d.h. wir müssen nochmals Richtung Stadt zur Armada, diese sind 24 Stunden rund um die Uhr da. Also räume ich die Lebensmittel ein und ziehe mich an, um nochmals die Sanitärräume aufzusuchen. Plötzlich Motorenlärm und Bewegung im Schiff. Fangen die Jungs doch tatsächlich an, unser Boot zum Kranplatz zu fahren. Ohne nachzufragen, ob wir soweit sind. Naja – wir sind ja im Boot, was soll da schon sein???

Nun sind wir also wieder im Wasser. Eigentlich wollte Jochen noch eine Runde fahren, um den Motor final zu testen. Da es hier aber schon dunkel wird, lassen wir das sein, machen an der Pier fest und entscheiden, jetzt sofort noch zur Armada zu gehen. Was erledigt ist, ist erledigt und wir müssen morgen früh nicht nochmals losziehen. Nachdem wir auch das geschafft haben, gönnen wir uns noch eine Abschiedspizza in der Stadt und somit ist das Thema Puerto Montt für uns auch erledigt. Das ging jetzt doch schneller, als von uns erwartet.

Am nächsten Morgen, dem Mittwoch noch in Ruhe frühstücken, unsere Rechnung bezahlen und von den Mitarbeiterinnen im Büro verabschieden und schon werden gegen Mittag die Leinen gelöst. Unser erster Stopp heißt Isla Abtao, etwa 30 Seemeilen entfernt. Den Weg hierher konnten wir mit Nordwind gut segeln, da wir ja jetzt wieder einmal erst nach Süden fahren müssen. Dieser Ankerplatz eignet sich gut für die Boote, die durch den Canal Chacao müssen. Dieser Kanal ist auch berühmt-berüchtigt. Ein Kanal zwischen dem Festland und der Insel Chiloe, an seiner schmalsten Stelle gerade mal 1,2 Seemeilen breit. Und hier drängt sich das ganze Wasser durch und es können Gezeitenströme bis zu 9 Knoten entstehen. Daher ist hier gute Planung und Beobachtung von Nöten und die Wartezeit kann eben am obigem Ankerplatz abgesessen werden. Wir haben uns von den Bürodamen die Gezeitentabellen für den Kanal geben lassen und wußten, daß wir am Donnerstag um 7 Uhr den Anker aufgehen lassen müssen.

Auch für diese Fahrt sollten wir noch Nordwind haben, also einen guten Halbwind für die Fahrt gen Westen. Und es hat gepasst. Für die ebenfalls fast 30 Semeilen haben wir knapp 4 Stunden gebraucht und die Gezeit hat uns ordentlich geschoben. Wir hatten teilweise 10 Knoten Fahrt auf der Logge stehen. Als wir dann durch die Engstelle durch waren, kam dann auch irgendwann die unangenehme Welle – eine Kreuzsee hervorgerufen durch die auflaufende Dünung aus dem Westen, die nach Westen gehende Ebbströmung und den aus Nord stehenden Wind. Drei verschiedene Richtungen, die die Welle sehr unangenehm machen. Aber unsere Dicke hat uns da schön durchgebracht und wir wußten ja, daß das bald ein Ende haben wird. Kaum sind wir im Windschatten der Halbinsel Lacui auf Chiloe, hört die Welle auch schon auf und es ist einfach, das Segel einzuholen und das Boot auf das Ankern vorzubereiten. Hier ankern wir auf 5 Metern in einer flachen Lagune namens Puerto Ingles, die sehr geschützt ist und in der man auch Wartezeit absitzen kann – um in den Kanal, Richtung Osten, einzufahren oder so wie wir – um auf den Pazifik hinauszufahren.

Hier legen wir uns gleich nach dem Ankern nochmals schlafen, da wir noch am Abend in Richtung Norden aufbrechen werden. Gegen Abend soll der Wind auf Süd drehen und uns schön nach Norden schieben. Ja – so der Plan. Um 20 Uhr hieß es Anker auf und los geht es. Der Südwind lässt noch auf sich warten, also fahren wir zunächst unter Motor. Nach 2,5 Stunden kann auch der abgestellt werden und wir können segeln. Doch diese Ruhe ist nicht von langer Dauer. Leider muß ich in meiner Schicht schon nach 3 Stunden segeln die Genua wieder einholen und den Motor anwerfen. Unserer Dicken langen 1 – 2 bft Wind von hinten leider nicht für einen Vortrieb. Als dann Jochen seine Schicht übernimmt, nehmen wir auch gleich das Großsegel herunter, da dieses in der bestehenden Welle nur hin- und herschlägt. Ohne das stützende Segel sind wir in den Wellen etwas „wackeliger“ unterwegs, aber die Nerven werden geschont und das Segel auch. Einmal haben wir noch eine kurze Phase, in der wir das Segel wieder setzen können, aber auch diese dauert nicht lange an. So sind wir fast die gesamte Strecke nach Valdivia unter Motor unterwegs.

Wenigstens werden wir auf dem Pazifik mit Sonne und blauem Himmel belohnt. So sitzen wir in unserem Cockpit in der Kuchenbude und können uns aufwärmen. Die Strömung meint es auch gut mit uns und schiebt uns die meiste Zeit, die Welle läßt nach und wir fahren gemütlich vor uns hin (halt mit Motorengebrummel und Gebrummel des Wassermachers, der dann auch gleich angeworfen wird).

Sonnenuntergang auf dem Pazifik

So nähern wir uns der Bucht von Valdivia an und kurz vor dem Leuchtturm ein Hauch von Wind – 7 Knoten, so daß Jochen schon Scherze macht „oh, wir könnten ja nochmals segeln“….. Ich kann noch entgegnen, daß ich jetzt kein Segel mehr auspacke, als es schon über uns kommt. Plötzlich stehen 27 Knoten in der Windanzeige und es wird ruppig. Jochen kann unsere Gute genau gegen den Wind drehen, damit wir nicht den Wind auf die Seite bekommen und es noch unangenehmer wird. So kämpfen wir uns langsam in die Bucht und die geplante Ankunftszeit verschiebt sich… Statt mit 5 – 6 Knoten Fahrt sind wir nun glücklich, wenn es über 3 Knoten sind. Aber je weiter wir in die Bucht vordringen, umso mehr beruhigt sich der Wind und wir sind um 21 Uhr fest vor Anker in der Bahia Corral.

Auf dieser letzten Etappe wollte und Patagonien nochmal zeigen, was in ihm steckt, um uns zu verabschieden. Wetterberichte, die so gar nicht gestimmt haben. Von unangenehmer Wellen bis zu spiegelglatter See. Wind von Flaute bis fast stürmisch – und das innerhalb von Sekunden. Sonne, Regen eben alles was in den letzten Monaten unser täglich Brot war.

Angekommen in der Bahia Corral, unser Ankerplatz für die Nacht am nächsten Morgen

Als wir das am nächsten Tag Raul erzählen, meinte er nur, daß dieses Eck wohl öfter mit solchen Winden aufwartet. Diesen hatten wir am Abend gleich noch angeschrieben, daß wir jetzt in der Bucht vor Anker sind und am nächsten Tag zu ihm in die Marina kommen. Er hatte uns ja im Vorfeld schon mitgeteilt, daß er uns entgegenkommen würde und uns bis zu seiner Marina den Fluß hinauf eskortiert. So haben wir ausgemacht, daß wir gegen 9.30 Uhr starten und er uns entgegenkommt.

Am nächsten Morgen gehen wir Anker auf und machen uns auf den Weg Richtung Fluß. Kaum im Fluß eingefahren, kommt uns schon ein Segelboot entgegen – was, Raul ist schon da? Wir wurden mit Getröte und „Bienvenido“ empfangen. Das war aber gar nicht Raul, sondern Mauricio, ein anderer chilenische Segler, der auch bei Raul in der Marina liegt, wie wir später erfahren werden. Dieser hat netterweise gleich ein Video gedreht und uns zukommen lassen. So sind die Segler hier – sie freuen sich, ausländische Segler zu begrüßen; es kommen ja nicht ganz so viele. Kurze Zeit später kam dann der Funkruf von Raul „Seht ihr mich, wir warten hier auf Euch“. Und er kam nicht alleine! Es haben sich noch 4 Nachbarn zu ihm gesellt, die uns mit ihm begrüßen kommen wollten. Toll!!! Und so sind wir gemütlich hinter Raul den Fluß hinaufgefahren, ohne uns um die Untiefen kümmern zu müssen. Er kennt seinen Fluß halt und wir konnten schauen und staunen. Eine tolle Flußlandschaft und eine wunderschön gelegene kleine Marina, die uns mit einem Leuchtturm begrüßt. Wir sind angekommen in Valdivia und fühlen uns sehr Willkommen. Der Liegeplatz ist traumhaft. Tief in der Flußlandschaft, gut geschützt durch hohe Bäume vor dem Nordwind, keinerlei Bewegung im Schiff und Natur pur. Raul hat hier ein kleines Paradies geschaffen und wir sind froh, daß wir uns für seine Marina entschieden haben und seine Gastfreundschaft genießen können. Wir haben ihm auch sein Kelp-Eisen zurückgebracht, das uns große Hilfe geleistet hat, wenn wir Kelp am Anker hängen hatten. Dieses Gerät hatten Hacko und Nora von der Anixi von ihm mitbekommen, als sie von hier aus in den Süden gestartet sind und wir haben es von Ihnen in Puerto Williams übernommen, um es wieder zurückzubringen. Dieses Kelp-Eisen hat die Fahrt von Valdivia bis Puerto Williams und zurück schon mehrfach zurückgelegt. Laut Raul müssen wir noch eine offizielle Übergabezeremonie bei einem Barbecue machen – wir freuen uns darauf.

Über unsere Zeit hier in Valdivia und die Aufbruchsstimmung in Richtung Westen berichten wir dann in unserem nächsten Artikel.

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Back to Argentina

Wir müssen Chile nochmals kurz verlassen, um unser Visum zu erneuern. Sind wir doch schon seit 6 Monaten in diesem unglaublich großen und schönen Land. Da Puerto Montt nicht wirklich mit Sehenswürdigkeiten gespickt ist, haben wir uns umso mehr auf die Abwechslung gefreut. Daher haben wir einen Ausflug bis nach Bariloche in Argentinien geplant und uns einige Wanderungen und Sehenswürdigkeiten ausgesucht. Es ging aber schon holprig los…..
Jochen hat ein paar Autoverleiher in Google ausgesucht,  die uns seriös aufgrund ihres Internetauftrittes erschienen bzw. die zentrumsnah gelegen waren und nicht nur am Flughafen, der ja doch 18 km weg ist.
Zum ersten Verleiher „Blue“ marschiert, der laut Onkel Google in der Nähe des Busbahnhofes sein sollte. Unter der angegebenen Adresse nichts gefunden, also in einem Lokal nachgefragt.  Dieser schickte uns einen Block weiter. Nein, da war nix. Also wieder zurück und festgestellt, daß in einer kleinen Mall ein Ladenlokal geschlossen war, das genau die angegebene Ladennummer in der Adresse hatte. Ok, raus. Dann weiter zur nächsten Adresse. Auch kein Schild oder ähnliches. Beim Nachbarn gefragt. Autoverleih? Schwarze Tür links nebenan. Ok, schwarze Tür? Wohl eher ein Verschlag. Niemand da? Moment ich hole jemand. Dann kam der angebliche Bruder, der telefonierte. Ja, er hätte ein Auto und und…. War uns sehr suspekt und sind wieder weiter.
Dann schreib ich halt ein paar per WhatsApp an. Es haben ja alle Handynummern und hier wird viel per WhatsApp gearbeitet. Wir hatten dann 4 Stück zur Auswahl, wovon wir uns dann vom Preis und vom ganzen Prozedere für Los Lagos entschieden haben. Die Dame von Blue war zwar sehr nett, aber doch ziemlich penetrant und definitiv zu teuer. Wir wollten dann am nächsten Tag zu Los Largos ins Büro kommen, um den Papierkram fertig zu machen. „Wir brauchen einen Termin, damit auch jemand da ist. Sind ja so beschäftigt“. Ok, wir sind um 11 Uhr da, bitte genaue Adresse durchgeben. Sollte lt. Google im nahegelegenen Gewerbegebiet sein. „Am Flughafenübergang“. Also doch zum Flughafen. Nächster Tag, wir wollten uns um 10 Uhr auf den Weg machen, sitzen am Frühstück, da kommt die Nachricht „Büro ist geschlossen, weil keine Elektrizität vorhanden ist“. ??? Am Flughafen!!! Sie könnten um 15 Uhr zu uns kommen oder wir machen es online. Das wollten wir ja vermeiden, weil bei online Buchungen in Südamerika immer irgendetwas nicht geht. Meist scheiterte es an einer Steuernummer oder daß unsere Passnummern hier nicht eingegeben werden können, weil wir Buchstaben mit drin haben. Gibt es hier nicht. Also alles per WA hin und her geschrieben. Dokumente geschickt. „Wir bekommen Bestätigungsmail“. Es kam nix. Das war am Mittwoch. Nachgefragt. Es kommt am Freitag. Am Sonntag wieder nachgefragt. „Ich suche es raus und schicke es nochmal“. Kam dann auch, jedoch fehlte die Gebühr für die Genehmigung der Versicherung, nach Argentinien auszureisen. Dies sollte man mit 5 Tagen Vorlauf buchen, haben wir gemacht. „Oh, unser Fehler. Ich korrigiere gleich“. Neue Mail, passt jetzt. Ok, morgen 10 Uhr Lieferung des VW auf den Parkplatz des Angelmo-Marktes. Wir waren da, aber kein Auto. Nachgefragt, wo es denn bleibt. Dann kommt Anruf über WA mit der Kennung des anderen Verleihers Blue und dann fuhr aber auch das Auto um 10:30 Uhr rein. Die ganzen Verleiher gehören doch alle irgendwie zusammen. Es gäbe wohl ein Problem mit unserem Wagen, sie bekämen dafür keine Argentinien-Genehmigung. Wir könnten jetzt mit zum Flughafen, dort einen anderen VW nehmen oder sie bringen heute „tarde“, was nachmittag oder abend sein kann….Wir fahren mit zum Flughafen! Das dauerte wieder, unterwegs ein Stopp an einer Bushaltestelle, wo unsere Fahrerin von einem Kollegen Papiere erhalten hat. Dann auf einen Parkplatz gefahren außerhalb des Flughafengeländes, wo viele verschiedene Autos parken und sämtliche Verleihernamen zu finden waren. Gleichzeitig die Aufbereitung mit Wagenwäsche etc. Hier dann wieder 2 Optionen: entweder gleichwertiger VW oder hier diesen MG. Dieses Auto hätte eigentlich wesentlich mehr gekostet. Gleicher Preis? Ja klar. Nehmen wir. Ein anderer VW war auch nicht zu sehen, weiß Gott wo sie denn erst hergeholt hätten. Ok, hier sind die Papiere für Chile, die für Argentinien mache ich gleich noch fertig. Dauert einen Moment….cirka 30 Minuten später hatten wir endlich alles und konnten losfahren, Südamerika live halt. Inzwischen war 13 Uhr, bis wir endlich wieder an der Marina waren, um Ulf und unser Gepäck einzusammeln. Bis wir dann letztendlich weggekommen sind, war es schon 14 Uhr durch.

Unser heutiges Ziel zur Übernachtung hatten wir schon gebucht und wollten auf dem Weg dorthin am Vulkan Osorno oder am Fluss noch etwas wandern. Das Wetter sollte bis zum Nachmittag mitspielen. Tja, dafür waren wir jetzt zu spät dran. Also fahren wir zum Skigebiet am Osorno hoch und schauen da mal. Die Strecke war toll, wie bei uns in den Alpen mit Serpentinen. Leider war alles in Wolken und zugezogen, so daß keinerlei Sicht war. Wir haben uns dann um Restaurant einen Kaffee gegönnt und haben beschlossen, hier auf dem Rückweg nochmals vorbeizukommen.

das Skigebiet am Osorno Vulkan – bitte die Schneeschicht beachten und merken!

Weiter geht es Richtung Petruhue. Auf dem Weg kommt man an den Stromschnellen/Wasserfällen vorbei. Punkt 17 Uhr wird hier aber geschlossen – wie viel Uhr war wohl gerade? Aber: die würden auch 8 Euro Eintritt haben wollen! Also weitergefahren und 200 Meter weiter auf einen kostenlosen Parkplatz ohne Eintritt auf die Stromschnellen geblickt.  Danach noch ein kurzes Stück zum Fähranleger, dort das Auto geparkt und mit dem Boot übergesetzt auf die andere Flußseite zu unserer Unterkunft. Diese war urig, aber leider wieder sehr kalt. Ein einfaches Haus mit Einfachverglasung und einem kleinen Holzofen für einen großen Speiseraum. Das Zimmer wurde mit einem Heizlüfter gewärmt, um 0 Uhr wurde bis 8 Uhr morgens der Strom abgeschaltet. Aber: wir hatten 4 oder 5 dicke Bettdecke. Das war wenigstens warm. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Menschen hier leben. Es ist ja nicht so, daß es mal ausnahmsweise so kalt und ungemütlich ist. Ich möchte nicht das ganze Jahr über in meiner eigenen Wohnung mit Jacke herumlaufen müssen. Ganz abgesehen von der ständigen Tropfsteinhöhle, da das Wasser an den Fenstern und Wänden herunterläuft. Aber das haben wir ja schon seit Uruguay kennengelernt. Dieses „Erlebnis“ war auch nicht günstig!!! Das werden wir noch ganz anders erleben auf unserer Tour.

die Stromschnellen – kostenlos vom Parkplatz aus


Am nächsten Tag im Regen wurden wir dann wieder übergesetzt und sind bis Bariloche durchgefahren, da für den kommenden Tag Schneefall gemeldet war und wir nicht wußten, ob der Pass dann gesperrt wird und wir überhaupt nach Argentinien rüberfahren können. Die Grenzübergänge sind hier rar gesät. Der nächste wäre in Luftlinie 100 km gen Norden. Wir müssen hier ja über die Anden drüber. Das heißt: auf chilenischer Seite das Auto parken, zu Fuß zur Immigration und Zoll und dort ausreisen. Wieder zum Parkplatz zurücklaufen und über die chilenische Grenze fahren. Dann fährt man lange Zeit im „Niemansland“ über den Pass. Hier auf der Höhe dann Schneeregen und hoffen, daß das nicht schlimmer wird. Wir haben nur Sommerreifen, wie 98 % der Autofahrer hier.  Aber: man muss Schneeketten mitführen! Auf der anderen Talseite des Passes dasselbe Prozedere mit Parken, Immigration und Zoll. Ohne Kontrolle von Fahrzeug oder Gepäck. Und schon sind wir in Argentinien. Zwischenzeitlich noch das Hotel in Bariloche klargemacht und dabei feststellen müssen, daß es sowas wie Einzelzimmer hier nicht gibt. Ulf muß als Alleinreisender den vollen Preis für ein Doppelzimmer bezahlen. Noch nicht mal ein kleiner Nachlass für das zweite Frühstück wird gewährt! Auch sind die Preise hier recht ordentlich für die einfachsten Unterkünfte. Ist halt wieder eine volle Touristenregion mit Wintersport. Wie bei uns!! Wir haben mehrere Hotels angefragt, wobei unser Augenmerk auf einem ordentlichen Frühstück liegt. Das ist hier in Südamerika ja eher einfach gestrickt – die Menschen hier nehmen wohl nur eine Tasse Kaffee und ein trockenes Hörnchen, sprich „Medialunes“ zu sich. Das ist uns Europäern doch etwas zu wenig. Wir haben dann ein Hotel gefunden, das preislich in Ordnung war und angeblich auch ein Frühstücksbuffet anbietet. Die Bewertungen im Internet waren gut und die Bilder ebenso. Wie wir von der netten Rezeptionistin erfahren haben, sind sie ganz neu auf dem Markt. Das ehemalige alte Hotel wurde renoviert und ist erst seit Mai wieder unter neuem Namen geöffnet. Daher ist hier alles noch relativ neu und hübsch, lediglich an kleinen Details wird noch gearbeitet. So wurden während unseres Aufenthaltes z.B. noch Shampoospender oder Steckdosenverteiler in den Zimmern angebracht. Das Frühstück war dann leider auch nicht so üppig, wie wir uns gewünscht hätten.
Zwischenzeitlich hat auch der Regen aufgehört und die Sonne schaute raus, der Wind bleibt jedoch eisig. Nichtsdestotrotz ziehen wir gleich noch mal los und machen einen ersten kurzen Gang in die Stadt zur Orientierung. Restaurants sind reichlich vorhanden, verhungern werden wir also auch nicht. Was ja eines der wichtigsten Themen für uns ist.


Tags darauf, das Wetter ist noch sehr unangenehm, fahren wir mit dem Auto mal Richtung „kleine Seenrundfahrt“. In einem kleinen Nationalpark halten wir an und laufen etwas durch den Wald zum Seeufer. In leichtem Schneefall, aber im Wald gut geschützt vor dem starken Wind.  Ein schöner Spaziergang durch einen angezuckerten Wald. Schon schöön. Die Weiterfahrt führt uns zur Colonia Suissa. Klar machen wir hier einen Stop. Ein touristisches Highlight, das leider nicht „unseres“ ist. Argentinische Musik mit vielerlei Krimskrams-Läden und Restaurants. Schweizer Feeling kommt hier nicht auf, nur die Preise waren auf schweizer Niveau. Wir haben es gesehen, es gab einige nette Details, aber länger verweilen wollen wir hier nicht. Da es noch früher Nachmittag ist, halten wir auf dem Rückweg zu unserem Hotel am Schokoladenmuseum an. Dies ist eine Schokoladenfabrik von HAVANNA, die eine kleine Führung in einer schön gemachten Ausstellung über die Geschichte der Schokolade anbietet. Leider nur auf Spanisch, aber doch sehr anschaulich.  Die Kakaobohne, die zunächst bei den Azteken Zahlungsmittel war und dann in Europa beim Adel als Trinkschokolade ankam. Die Führung dauerte etwa 20 Minuten, es gab einen Becher Schokolade zu trinken und den Eintrittspreis konnte man hinterher im Laden in Form eines Gutscheins wieder in Schokolade investieren. Das haben wir natürlich gemacht und so ein paar kleine Proben mitnehmen können, die natürlich bei der Verköstigung in 3 Minuten weg war…..


Auch am folgenden Tag war wieder schlechtes Wetter vorhergesagt. Daher haben wir uns nur für kurze Spaziergänge entschieden. Der erste Weg ging hoch zu einer „Stupa“. Stupas sind wichtige Symbole für den buddhistischen Pfad zur Erleuchtung und repräsentieren den Geist des Buddha. Man soll eine Stupa im Uhrzeigersinn umrunden. Haben wir natürlich auch gemacht und hoffen, daß es auch wirkt. Danach ging es noch einen kleinen Spaziergang am See „Lago Gutierrez“ entlang zu einem Wasserfall und zu einem Aussichtspunkt hoch.


Neuer Tag, neues Glück. Heute ist besseres Wetter, also machen wir eine längere Tour zum Cerro LlaoLlao. Zuerst hoch auf den Gipfel und dann noch komplett runter bis an den See und retour. Haben wir zu Beginn noch gefroren und waren froh über die dicke Daunenjacke, wurde uns im Anstieg doch gut warm. Die Seglerbeine sind halt auch ganz schön untrainiert. Aber wir wurden mit tollen Aussichten belohnt, die Bäume hier sind sowieso der Hammer und könnten durchaus als Vorlage der Ents in den Herrn der Ringe Filmen gedient haben. Insgesamt 8,6 km bei 450 Höhenmetern. Jetzt tun die Beine etwas weh und wir sind froh, daß sie auf dem Bett liegen dürfen. Eine Wanderung, die sich definitiv gelohnt hat.


Der nächste Ausflug führte uns mit der Seilbahn auf den Cerro Otto. Hier wurden wir wieder mit tollen Aussichten bei herrlichstem Wetter belohnt. Leider waren sämtliche Aktivitäten gesperrt! Der Rundwanderweg zu – wegen Vereisung. Der Spazierweg durch den Wald genauso wie die Rodelbahn. Häh? Ist Winter, das ist da doch immer so? Und wir sind in einem Wintersportort, was soll das? Also haben wir uns dort oben nur für 1 Stunde in das Panoramarestaurant setzen können, das sich langsam dreht und sind dann wieder retour und in der Stadt noch gelaufen. Da wird Werbung gemacht, was alles möglich ist, aber nicht gesagt, daß alles gesperrt ist…


Für den Rückweg nach Chile haben wir schließlich noch einen Stopp in Villa Angostura geplant, da hier eine schöne Wanderung zum Wasserfall möglich ist. Auf dem Hinweg haben wir unser dortiges Hotel klargemacht.  Ein tolles Hotel zu einem sagenhaften Preis. Ganz anders als Bariloche, nur 80 km davon weg und Preise erheblich niedriger.  Die Auffahrt sehr „ländlich“, Schotter mit vielen Unebenheiten. Ein Ausblick über den See mit Blick auf die gegenüberliegenden Bergen und endlich mal ein Frühstücksbuffet, das unseren Erwartungen entspricht. Hier könnten wir es auch länger aushalten.
Die Wanderung zum Wasserfall war wunderschön. Kalt und sonnig, eine kleine Schneewanderung, die wir in Begleitung von 2 Hunden absolviert haben die sich uns angeschlossen haben.


Und schon sind wir wieder auf dem Weg nach Chile, unsere Tage hier sind um. Da wir nochmals am Osorno Vulkan vorbei wollen, sind wir zeitig losgefahren.  Aber leider bremst uns die argentinische Grenze aus. Die chilenische Seite öffnet um 8 Uhr ihre Grenze und hat dabei noch 1 Stunde Zeitverschiebung zu Argentinien.  Die hätten da schon 9 Uhr. Tatsächlich hat Argentinien seine Grenze erst um 10 Uhr chilenischer Zeit geöffnet. So standen wir eine Stunde vor der Grenze in der Schlange. Entsprechend lange dauerte dann auch die Abwicklung. Auf chilenischer Seite auch ein langes Drama.  Hier muss man ja erst zur Immigration, dann Zoll, dann SAG (Lebensmittelkontrolle) und Zoll checkt das Auto. Für die SAG muss man online für jede Person ein Formular ausfüllen.  Das haben wir nicht gemacht, da wir weder Internet hatten, noch die entsprechenden Plakate lesen und verstehen konnten. Als wir Immigration und Zoll hinter uns hatten, sind wir mit dem Auto zur Kontrolle gefahren.  „Wo ist das Formular?“ ???
Also führt uns die Dame wieder ins Gebäude zu dort stehenden PC‘s, an denen wir das ausfüllen können. Die hatten wir vorher gar nicht bemerkt bei den vielen Leuten hier. Eigentlich dasselbe Prozedere wie in Puerto Williams bei der Ankunft mit Schiff, nur jetzt online ausfüllen.  Wir dachten, das wäre nur wegen der Schiffseinreise so. Ok, erledigt.  Zurück zum Auto. Jetzt das ganze Gepäck ausladen und der Hund kommt. Und was erschnüffelt der? Nee, keine Drogen. Jochen hat doch wirklich einen Apfel im Rucksack geschmuggelt. Der muss raus. Keine Früchte, Gemüse oder tierische Produkte. Bei der Kontrolle in Puerto Williams sagte die Dame damals als Anweisung: „überall nein ankreuzen“. Eine tatsächliche Kontrolle führte sie nicht durch, selbst bei den Booten mit vollen, außen hängenden Obstnetzen, die sie definitiv gesehen hatte. Dort kam jeder mit vollem Boot aus Argentinien an!!!
Mein Roggenmehl und den Frischkäse durften wir einführen.  Am faszinierenden ist aber, daß Hunde auf Obst und Gemüse trainiert sind.
Leider sind wir durch diese Verzögerung erst am Vulkan angekommen, als der Himmel wieder zuzieht. Nichtsdestotrotz ein Erlebnis. Zunächst einmal die ganzen Chilenen, die wirklich ihre Schneeketten unterwegs am Straßenrand aufziehen, weil in den Kurven einige Schneestellen sind. Sonst war die Straße frei. Entsprechend haben wir dann gesehen, daß sie mit den Schneeketten auf freier, steiler Straße halt nicht vom Fleck kommen da die Stahlketten keinen Grip auf dem Aspalt haben.

Dann das Ganze am Parkplatz. Ein Schauspiel. Der Chilene bleibt ja überall einfach stehen und steht da halt. So auch mitten in der Zufahrt zum verschneiten und vereisten Parkplatz, was für alle anderen dann natürlich schwierig wird. Oder auf den Parkplätzen quer, so daß 3 Parkplätze belegt sind. Am Hang auf Schnee anfahren mit Sommerreifen ist ja nicht so einfach. Auch hier wieder das Schauspiel, daß viele ihre Schneeketten aufziehen, um auf dem Parkplatz zurecht zu kommen. Unser Fahrer Jochen hat das souverän gemeistert und wir hatten ein Plätzchen ergattert – ohne das Aufziehen von Schneeketten.

Die angedachte Wanderung am Vulkan mußten wir dann leider ausfallen lassen. Der Weg war dermaßen vereist, daß das kein unfallfreies Laufen möglich war. Teilweise bin ich im „Vier-Pfoten-Gang“ gelaufen. So sind wir dann nur kurz an den Rodelhang und zum Skilift um die Aussicht zu genießen.

Nach diesem kurzen Abstecher ging es dann schon wieder direkt zurück in unser Domizil JOSA.

Nun hieß es nur noch, am nächsten Morgen das Auto zu reinigen und wieder abzugeben. Über unsere Zeit in Puerto Montt berichten wir dann in unserem nächsten Beitrag.

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