Monat: Januar 2025

Cabo Hornos oder Kap Horn oder Kap Hoorn

Wir haben ein Wetterfenster gefunden!!!

Wir brauchen gut 3 Tage vernünftige Bedingungen, um unser Erlebnis Kap Horn starten zu können. Diese haben wir nun. Unser Plan:

Am Vortag fahren wir los, um zunächst bis Puerto Toro auf der Ostseite der Isla Navarino zu kommen, das sind ca. 25 Seemeilen, die die Anreise verkürzen. An Tag 1 soll es mit ca. 50 sm bis zur Isla Herschel gehen, von wo aus es an Tag 2 nur noch ein Katzensprung rüber zum Kap ist. Dann wieder zurück und schauen, wie sich das Wetter entwickelt, wo wir unterschlüpfen können und schließlich am 3. Tag zurück nach Puerto Williams. So der Plan!

Und es funktioniert!!! Der Wettergott und Neptun sind uns wirklich wohl gesonnen. Los geht es am Sonntag gegen 15 Uhr unter großem Abschiedsschmerz von den gewonnenen Freunden im Hafen von Puerto Williams. Einige werden nicht mehr da sein, wenn wir wieder zurückkommen.

Es fängt aber im Beagle wieder an wie immer….mit doofer Welle, aber Rückenwind. So kommen wir gut voran und erreichen am frühen Abend Puerto Toro, die südlichste Siedlung der Welt mit etwa 20 Einwohnern. Dort können wir am Holzpier festmachen. Nach der Anmeldung beim Offiziellen stelle ich dann die kurze Frage, ob denn jemand am Steg zum Helfen ist. – keine Antwort ist auch eine Antwort. Also fahren wir längsseits an die Pier, ich werfe die Heckleine über den Poller und schon driften wir im Wind weg. Jochen fährt rückwärts mit dem Heck auf die Pier zu – bedacht, hier stehen überall große Schrauben der nicht mehr vorhandenen Holzpfähle über. Jochen fährt bis auf wenige Centimeter an das Pier heran, ich schaffe es irgendwie, auf die Pier zu kommen und ziehe das Boot über die Mittelklampe an die Pier heran. So, erst mal grob fest – da kommt auch schon Ulf und wirft mir seine Leine zu.

Kein schönes Pier für Segelboote. Ein fester Holzsteg mit großen LKW-Reifen als Fender. Diese hinterlassen aber böse schwarze Streifen auf Booten, also schauen, daß wir da unsere Fender irgendwie dazwischen kriegen. Langt so für eine Nacht.

Da es schon nach 8 Uhr abends ist, marschieren wir noch schnell mal in den „Ort“ um diesen zu besichtigen. Es gibt eine kleine Kapelle, einen gaanz kleinen Laden und einige Häuschen. Alle Gehwege sind als Holzstege angelegt, hier ist wohl auch eine Schule, denn am nächsten Morgen kommt die kleine Fähre und es steigen einige Schulkinder aus. Schnell ein paar schöne Fotos machen und ab aufs Boot, essen machen und ins Bettchen gehen. Morgen geht es früh raus. Wir wollen ja 50 sm schaffen.

Auch dieser Tag passt. Wir kommen gut voran anfangs noch unter Segel, die meiste Zeit aber doch unter Motor, da der Wind nachlässt und dann auch genau gegenan ist. Dafür haben wir am Anfang aber noch eine unangenehme Welle stehen, die uns etwas durchschüttelt. – wobei es uns besser geht als Ulf, der sein deutlich kleineres Boot alleine durch die Wellen steuern muß. Diesmal erreichen wir gegen 19 Uhr die ausgesuchte Ankerbucht auf der Isla Herschel und liegen hier schön ruhig bei inzwischen spiegelglatter See und null Wind. So haben wir das bestellt für Kap Horn!

auf der Windabgewandten Seite wachsen am Ufer noch Bäume
spiegelglattes Meer in der Bucht

Nach kurzer Beratschlagung legen wir fest, am nächsten Morgen zeitig um 7 Uhr loszusegeln. Wir wollen Kap Horn machen und wieder komplett zurücksegeln bis zur Isla Lennox, da am darauffolgenden Tag Wind aus Nord angesagt ist, was bedeuten würde, daß wir komplett gegen den Wind fahren/ motoren müssten. Also schauen, so weit nördlich zu kommen wie es geht und dann „nur“ noch den Beagle-Kanal im Halbwind befahren.

Um kurz vor 6 Uhr klingelt der Wecker, nichts wie raus – Kap Horn ruft. Und wenn Engel reisen – wie bestellt. Wir haben keinen Wind und spiegelglatte See und fahren unter Motor zum berüchtigten Felsen. Auf dem Weg dahin sehen wir auch immer wieder Walblas um uns herum, in Bootsnähe kommt leider keiner. Dann ist auch die Insel schon zu sehen, ein kurzer Funkruf an den „Alcamar Hornos“ und er bestätigt uns: „Ankern ist möglich, für das Anlanden sind beste Bedingungen, das Wetter ist beständig“ „Bienvenidos“.

Kap Horn kommt in Sicht

So haben wir den Anker in der Bucht auf 20 mtr Wassertiefe geworfen und sind mit unserem Dinghi zu Dritt an Land gerudert!  Neben uns ist noch ein weiteres Segelboot angekommen; diese sind aber direkt aus der Antarktis gekommen und nutzen auch das tolle Wetter, um Kap Horn einen Besuch abzustatten. Wie oft hörten wir „ist ja auch nur ein Fels/ Insel“. – Das ist korrekt. Aber was für ein Fels!

3 Segelboote vor Kap Horn

Zunächst geht es zum Monumento de Hornos – dem Albatros aus Stahlteilen dargestellt. Mit einem tollen Rundumblick über die Insel bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und angenehmer Temperatur. Dann auf zum Leuchtturm. Hier wurden wir gleich freundlich von der Frau des Wärters begrüßt. Natürlich tragen wir uns in das Gästebuch ein (wir haben vorsorglich unseren Bootsstempel mitgebracht und hinterlassen unsere Schildkröte) und sich selbst die Kap-Horn-Stempel in den Reisepass und das Logbuch geben lassen. Wir kaufen ja grundsätzlich keine Souvenirs, aber hier lassen wir es uns nicht nehmen, auch ein Andenken mitzunehmen.

Wir haben es geschafft und noch viel besser: es war gerade auch kein Kreuzfahrtschiff da, daß die Insel mit Touris überschwemmt. Der Leuchtturmwärter hat uns dann auf Jochens Nachfrage mitgeteilt, daß so ein Tag wie heute vielleicht 10 mal im Jahr vorkommt. Wie viele Segler haben schon versucht, hierherzukommen und mußten nach mehrtägigem Ausharren in einer Ankerbucht wieder unverrichteter Dinge umdrehen, weil Ihre zur Verfügung stehende Zeit ablief oder die Bedingungen sich dermaßen verschlechterten. Wir hatten das Glück, innerhalb kürzester Zeit ein wirklich geniales Wetterfenster zu erwischen.

Eine Umrundung des Kaps haben wir zeitlich leider nicht mehr geschafft, wir wollen bis heute Abend noch zur Isla Lennox zurücksein, bevor das Wetter umschlägt. Aber wir sind dennoch die zwei Seemeilen bis auf den 56. Breitengrad gefahen, haben dort unseren Schluck Whiskey genommen und natürlich auch Neptun als Dank etwas gegönnt. Wir sind dankbar und glücklich diesen Ort, an dem der Atlantik und der Pazifik zusammentreffen und um den es viele Geschichten, Tragödien, Sagen und Mythen gibt; unter solch guten Bedingungen besucht zu haben. Nicht alle hatten solches Glück, hier sollen um die 800 Schiffswracks auf dem Meeresgrund liegen.

Den Weg zur Isla Lennox können wir dann bei schönstem Segelwetter und einem gemütlichen Halbwind segelnd zurücklegen und dabei ganz entspannt diese Zeilen schreiben. Das hätten wir so im Südatlantik nie erwartet. Auch hatten wir heute das große Vergnügen zunächst springende Seelöwen neben dem Boot zu haben und später dann auch noch Delfine. Was für ein Tag!!!!!

Auch auf der Insel Lennox liegen wir gut geschützt in einer Bucht. Lediglich gegen morgen fängt das Boot im auflaufenden Schwell an, hin und her zu rollen. Gegen 9 Uhr heben wir die Anker und machen uns auf Richtung PW. Leider ging das fast den ganzen Tag nur unter Motor, da der Wind leider nicht aus dem günstigen Winkel kam, wie vorhergesagt sondern fast meist von vorne. Mehrfach haben wir die Genua aus- und wieder eingerollt und versucht, unter Segel vorwärts zu kommen. Lediglich die letzten 5 Seemeilen vor PW kam der Wind ordentlich auf und ließ ein Segeln zu. Dafür hatten wir im Beagle wieder eine große Delfinschule um das Boot herum und auch ein Wal hat seinen Blas gezeigt.

Und mehrfach wurden wir von der Navy und den Funkstellen angerufen und abgefragt, wo wir hinwollen und wieviele Personen an Bord sind und was die ETA, die Ankunftszeit ist. Das ist in Chile aber so üblich, daß jede Funkstelle seinen Bereich monitort und die Boote anfunkt und abfragt. Auch sollen wir täglich um 20 Uhr unsere aktuelle Position an die nächstgelegene Funkstelle mitteilen. Diese kommunizieren miteinander und so wissen die Zielhäfen bzw. „Ankerbereiche“ schon, daß da ein Boot kommen sollte. Der Leuchtturmwärter auf Kap Horn hatte uns dies auch gefragt und gesagt, wenn wir dann wegsegeln, schreibt er das nach PW, damit die dort Bescheid wissen. Wenn man dann die Ankunftzeit überschreitet, wird man gerne man angefunkt, wo man denn sei. Dies dient hier aber alles unserer Sicherheit und wir finden es auch gut so.

Gegen 16 Uhr sind wir dann wieder wohlbehalten in PW an der Micalvi angekommen und liegen fest und unser Abenteuer Kap Horn – Haken dran.

Nun schlafen wir erst einmal aus, verproviantieren uns und sehen, daß wir in den nächsten Tagen mit passendem Wind Richtung Westen starten können.

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Chile! Angekommen in Puerto Williams

Was ein Unterschied zu Ushuaia!
Nach unserem „Check-in“-Prozedere aus Gesundheitsbehörde, Veterinärbehörde, Immigration, Zoll und Armada sind wir noch etwas durch das Örtchen geschlendert. Wirklich nur ein Örtchen, aber mir gefällt es hier sehr gut.

Die Lebensmittelpreise sind natürlich wieder höher, aber hierher kommt auch alles mit der Fähre.  Und das nur einmal die Woche. Daher: am Samstag zum Einkaufen gehen, da gibt es frisches Obst und Gemüse. Fleisch gibt’s eh nur tiefgefroren.

Es gibt 4 Cafes und alle bieten leckere Kuchen und Torten an. Ein Traum, so vermisst! Auch schmecken die Hamburger wieder, wie wir uns Burger vorstellen. Mit Salat, Tomate, Ketchup und allem was dazugehört. Nicht nur „viel Fleisch“.

Das Problem Motor wurde in Angriff genommen. Hier hat uns Greg vom Nachbarboot gut geholfen, da er auch gerade mit Arbeiten am Motor beschäftigt ist und hat den Kontakt zu Louis, dem hiesigen Monteur vermittelt. Dieser baute dann gleich die Einspritzpumpe und die 4 Einspritzdüsen aus, um diese nach Puntas Arenas zu senden. Dort werden sie in einer Fachwerkstatt überholt und repariert. Das geht hier alles mit dem Flieger, täglich hin und her. Dann kam die Info, daß ein Düsengehäuse gebrochen ist und zwei wären undicht. Ersatzteile kommen aus den USA, läuft schon alles, kostet halt. Und wirklich, nach einer Woche baut Louis alles wieder ein und er läuft. Wer hätte das gedacht, am Ende der Welt!

die Teile sind zurück und warten auf den Einbau

Zwischenzeitlich haben wir auch unsere 1. Wanderung zum Hausberg, dem Cerro Bandera absolviert. Wieder einmal eine schöne Wanderung mit einem tollen Blick über den Beagle-Kanal bis hinüber nach Ushuaia. Wieder Moor, Wald und Fels,  wobei die Baumgrenze hier sehr weit unten ist, ca. bei 550 hm.

Dann wurde ein Starkwind angekündigt mit bis zu 12 Bft. Daher fiel der Entschluss, mit dem Boot von der Boje an die Micalvi zu verlegen. Das ist hier das auf Grund liegenden Schiff, das zum festmachen der Boote genutzt wird – quasi der Pier. Greg war so nett, uns mit seinem Dinghi hinzuschleppen und Mike hat noch etwas „Seitenschub“ gegeben, falls dieser benötigt wurde. Wir kennen die Boje halt nicht und wenn bei Starkwind ein Problem auftaucht, sind wir ohne Motor dem hilflos ausgeliefert.  Der vorhergesagt Wind wurde jeden Tag schwächer prognostiziert, so daß es letztendlich in Böen „nur“ 8 Bft waren.

Nachdem dann unser Motor wieder funktionierte, haben wir uns noch zusammen mit Ulf auf eine länger Wanderung begeben, der Lagunenwanderung von etwa 20 km. Zuerst ging es wieder zum Cerro Bandera hoch, dann auf der Höhe über Schotter und Fels dem Berg entlang, bis sich vor uns 12 kleine Seen auf einmal auftaten. Welch ein Panorama. Ich mag Berggehen an steilen Hängen entlang eigentlich nicht und sagte schon oben, ich mache drei Kreuzzeichen, wenn es endlich runterwärts geht. Hahaha…
Runterwärts ging es – in der direkten Vertikalen – über einen steilen Abhang mit losem Schotter und immer größer werdenden Steinen. Gefühlte Ewigkeiten später standen wir dann endlich unten und es ging im Tal wieder retour. Da wusste ich: ich will wieder nach oben! War es da doch viel leichter mit dem Laufen. Wir mussten jetzt durch Moor, dichten Wald mit unklarer Streckenführung, über Bäume, unter Bäumen durch…
Sehr anstrengend, aber doch beeindruckend. Wir hätten alle 3 nicht gedacht, daß es hier, vor allem auch am Berg oben so viele verschiedene Pflanzen gibt, die gerade voll blühen und treiben.
Nach ungefähr 8 Stunden saßen wir glücklich und zufrieden im Restaurant bei Steak und Bier, das wir uns redlichst verdient hatten.
Wir hatten es geschafft und keiner von uns hatte Muskelkater oder sonstige Probleme.  Ach falsch: ich hatte Rücken! Aber das passierte beim Aufstehen vom Tisch nach dem Essen 🙄

Inzwischen kam auch eine Nachricht von Lars aus Buenos Aires, daß er nach PW kommt. Ob wir denn dann noch da seien? Ja super, passt, wir freuen uns.
Auch die Anixi, bestehend aus Hacko und Nora kam noch an. Diese beiden kommen gerade daher, wo wir hinwollen. Sie sind von Valdivia aus die Kanäle von Nord nach Süd gefahren und machen sich dann auf den Weg Richtung Heimat. Wir standen schon länger im Kontakt und haben auch fleißig die Filme der beiden auf Youtube gesehen, die sie über ihre Reise machen. Was ein Hallo. Nun sind wir hier 5 deutsche Schiffe, da auch noch Heinz hier liegt. Wenn wir dann noch Osvaldo dazuzählen, der Chilene ist und mit seiner deutschen Frau in Bielefeld lebt und hier unten Chartertörns anbietet, sind wir sogar 6 deutsche Schiffe. Also an Chile: Die Micalvi gehört zu Deutschland und wird annektiert!

Nachdem dann klar war, daß wir uns am Sonntag auf den Weg Richtung Kap Horn machen und die Salto in die Kanäle abbiegen wird, kam der Entschluss bei Bier und Gitarre auf: da machen wir morgen ein Asado zum Abschied. Nacho, ein Einheimischer, besorgt einen Grill und die Kohle und wir kümmern uns um den Rest.
Gesagt, getan: Samstag Shopping und schöne Rinderlenden besorgt, ein paar Jungs haben Würste, Bier und Wein beschafft und dazu noch etwas Salat, Brot und Knobibutter. Das geht doch spontan und fix. Es war ein wunderschöner Abend mit den deutschen Booten, unserem Besucher Lars, dem einzigen britischen Vertreter Steve und einigen einheimischen Chilenen wie Nacho, Lalo und Nicolaos. Ein paar von dem Trupp sollen ja noch im Anschluss in der Dorfdisco gewesen sein bis um 4 Uhr früh.

Wir sind nicht die letzten gewesen, wir wollen ja morgen los und brauchen einen klaren Kopf. Frühs bin ich voller Elan zum Aufenthaltsraum zum aufräumen: da hat es schon geblitzt und geblinkt. Hacko und Ulf waren schon fleißig! Auch gut 👍. 

Also dann, auf zur Armada und die Genehmigung für Kap Horn holen – die Zarpe. Das ist die Fahrerlaubnis, in der steht, welche Strecke bzw. Kanäle man befahren darf. Für Kap Horn gibt es diese für uns nur als solches, d.h. daß wir auf alle Fälle danach wieder in PW aufschlagen müssen, um dann die Zarpe für die Kanäle Richtung Norden zu erhalten. Aber das war ja sowieso unser Plan. Ging Ruckizucki und wir können am Mittag losfahren und wollen  in spätestens 6 Tagen wieder zurück sein.

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Ushuaia und Umland – Abschied von Argentinien

Was haben wir uns getäuscht!!! Als wir das erste Mal von Ushuaia gehört hatten, gingen wir davon aus, daß es sich hier um ein verschlafenes Fischerörtchen handelt, in dem gelegentlich Segler ankommen, die in die chilenischen Kanäle fahren wollen und hier aus Argentinien ausreisen müssen.

Wir wussten, daß es einige Chartersegler und auch kleine Kreuzfahrtschiffe gibt, die in die Antarktis starten. Das war für uns aber ganz klar in Puerto Williams, Chile angesiedelt.

Von unseren argentinischen Freunden hatten wir dann ja schon mehr gehört; daß dies „der“ Skiort Argentiniens ist. OK, ist halt etwas größer und es sind ein paar Touristen da. Weit gefehlt.

Dies ist schon eine recht beachtliche Stadt für die hiesigen Verhältnisse und von kleinen Kreuzfahrtschiffen kann gar nicht die Rede sein. Täglich geben sich diese hier die Klinke in die Hand und die Stadt ist überschwemmt von Touristen, vor allem auch Asiaten. Das mutet eher an wie ein Skiort in den Alpen, entsprechend hoch sind auch die Lebenshaltungskosten. Auch sind hier sehr viele Menschen zum Wandern zu Besuch und so ziemlich jeder will wohl mal an das „Ende der Welt“.

Wir sind bald vom Glauben abgefallen, als wir das hiesige Hardrock-Cafe besucht haben. Wir waren ja in Buenos Aires dort sehr gerne wegen der guten Bands und auch das Essen war sehr lecker und preislich in Ordnung. Doch hier!!!! Haben wir für ein sehr leckeres Essen in BA um die 20 € bezahlt, wollten die hier für das selbe Gericht 50 €. Da schlürfen wir unser Getränk und gehen wieder, vor allem da die Musik auch nicht einem Hardrock-Cafe entsprach. Der Barkeeper hat Jochen dann erklärt, sie müssten halt lokale Musiker nehmen und sehen, was sie kriegen. War an diesem Abend leider ein Teenie, die Schnulzen in hohen Tonlagen sang. Ihr versteht?

Die Stadt selber fanden wir schon voll in Ordnung und die Natur außenrum ist sowieso in Worten kaum zu beschreiben. So war auch klar, daß wir hier ein paar Wanderungen unternehmen wollten. Nachdem wir die Möglichkeiten geprüft hatten, sind wir zu dem Entschluss gekommen, uns zu viert einen Leihwagen zu nehmen, da wir mit diesem flexibel sind und auch unsere Vorräte einfacher auffüllen können, da der Großmarkt doch ganz schön weit außerhalb ist und das alles mit dem Roller zu transportieren doch sehr mühsam wäre.

Wir haben uns dann ein schönes Wetterfenster ausgesucht, bei dem 3 Tage Sonnenschein angekündigt waren und es hat wieder einmal gepasst. So haben wir unseren Leihwagen morgens um halb zehn abgeholt und sind direkt zu unserer ersten Tour aufgebrochen. Diese sollte zu Lagune Esmeralda gehen. Ein kleiner See in den Bergen gelegen. Die Wanderung ging über cirka 12 km und war wieder einmal beeindruckend. Es ging zunächst wieder durch einen wilden Märchenwald. Bäume kreuz und quer mit viel Moos bewachsen und in allen Zuständen. Dazu viel Grün und natürlich Feuchtigkeit. Dann durch ein Hochmoor entlang des Baches, vorbei an einer alten Biberburg und vielen blühenden Pflanzen. Eine traumhafte Wanderung, die uns aber in die Seglerbeine gefahren ist.

Am nächsten Tag ging es in den Nationalpark Tierra del Fuego, der ein Muss hier ist. An der Eingangspforte der erste Schock: da wurde ein Preis von 40.000 Peso aufgerufen. Pro Person!!! Für einen Tag!!! Das sind 37 €, nur damit wir uns hier aufhalten dürfen. Das war doch schon wieder sehr ordentlich und meiner Meinung nach sehr überteuert. Zähneknirschend die Karte rübergereicht und rein in den Park. Hier gibt es viele verschiedene Touren, die man gehen kann. Es ist aber halt wieder ausgelegt für die typischen Kreuzfahrttouristen, die hierher gefahren werden und die möglichst schnell alle Höhepunkte sehen wollen und zum nächsten Höhepunkt marschieren, ohne viele Kilometer zu laufen. So sind die meisten Wege recht kurz angelegt bzw. so, daß man jederzeit schnell wieder an seinem Auto oder Bus ist. Wir sind dann etliche Kilometer gelaufen und haben uns diverse Punkte hier im Park angesehen. Ja, es war sehr schön, aber unsere gestrige Tour für 0 € war doch eindeutig das größere Highlight.

Man kann hier im Park auch Mehrtagestickets lösen und zelten oder mit dem Wohnmobil stehen. Das ist vielleicht die bessere Alternative, da gegen Nachmittag die Tagestouristen verschwinden und man die Natur doch besser genießen kann. (auch geht der Preis runter, je länger man bleibt).

Tags darauf ging es dann zu einer weiteren Tour. Heute wollen wir den Gletscher Vinciguerra erklimmen. Auch wieder eine Tour mit etwa 13 km, dafür aber auch 700 Höhenmetern. Auffi geht’s!!

Atemberaubend! Vom Parkplatz aus ging es an einem Fluß entlang durch eine Moorlandschaft und wieder in den Märchenwald. Hier trafen wir dann auf freilebende Pferde, die gemütlich grasten und sich nicht stören ließen. Nach der Baumgrenze dann nochmals eine Hochmoorfläche, ehe es über den Fels ging. Wunderschöne Ausblicke bei bestem Wanderwetter. Im Wald noch im T-Shirt unterwegs gewesen, zieht es weiter oben doch wieder ordentlich und man zieht sein Jäckchen über. Vorbei am Gletschersee bis an den Gletscherrand. Auch auf dieser Tour wieder tolle Pflanzen und viele schöne Vögel gesehen. Diese Tour sind zwar auch etliche Menschen gelaufen, aber es war doch ein ganz anderes Klientel als im Nationalpark. Wir haben unseren erster Gletscher in Patagonien gesehen, es werden wohl noch einige folgen. Dann aber vom Schiff aus.

Wir haben nach unseren Wanderungen auf dem Rückweg immer noch ein paar Kleinigkeiten erledigt wie Gasflaschen füllen lassen oder Lebensmittel bunkern, so daß wir jederzeit abflugbereit sind, wenn wir uns entscheiden, Ushuaia zu verlassen. Aber zunächst wollen wir noch auf Ulf warten, der sich ja in San Blas wieder von uns getrennt hatte, da er Ankerprobleme hatte. Er sollte bald eintreffen und auch auf Lin und Richard wollen wir warten, um diese beiden endlich persönlich kennenzulernen, nachdem wir mit diesem seit etwa einem halben Jahr regelmäßig Kontakt per WhatsApp hatten. Außerdem bringen die beiden Ersatzteile für die SALTO mit.

Und so war es auch. Ulf ist eingetroffen und so liegen die 3 deutschen Boote wieder einträchtig nebeneinander. Wir haben dann auch Silvester gemeinsam verbracht und ein leckeres TAPAS-Abendessen auf der JOSA eingenommen. Silvester in Ushuaia ist ganz schön ruhig. Es gab nur vereinzelt Silvestergeböller und ein paar hupende Autos, die vorbeigefahren sind. Kennt man so auch nicht von zu Hause. Die Tiere freuts.

Der Skipper hat sich in der Zwischenzeit auch noch um einige kleine Reparaturen gekümmert. So hat er unseren kleinen Außenbordmotor für das Dinghi zerlegt und gereinigt, da dieser nicht mehr richtig gelaufen ist. Nach langem Hin und Her und längerem technischem Video-Call zwecks Fehlerfindung war der Fehler dann eigentlich ganz simpel: das Benzin war zu alt und daher lief nichts mehr richtig. Nichtsdestotrotz wurde ein neuer Filter und neue Leitungen eingebaut.

Tags darauf kamen dann auch Lin und Richard an und wir konnten uns wenigstens kurz kennenlernen, bevor wir am 03.01. unsere Zelte in Argentinien abbrechen und an das andere Ufer des Beagle-Kanals nach Chile wechseln.

Bei Check des Motors kurz vor der Abfahrt hat der Skipper dann wieder einmal feststellen müssen, daß wir erneut Diesel im Öl haben, wie bereits in Belgien. Die nächste Großbaustelle, jetzt geht das wieder los. Darum wollen wir uns aber in Chile kümmern. So hat er dann kurz vor der Abfahrt doch noch einen Ölwechsel machen müssen, der eigentlich für etwas später geplant war. Die Wettervorhersage ließ unsere beiden „Wettergurus“ Jochen und Mike zu der Meinung kommen, daß wir ganz gemütlich unter Genua mit Rückenwind nach Puerto Williams die 30 sm zurücklegen könnten. Nun ja, die Windrichtung war korrekt. Im Hafenbecken hatten wir Wind um die 20 Knoten, was ja für das Segeln ok ist, mir beim Ablegen im Hafen aber schon immer etwas Kopfzerbrechen bereitet. Aber: der Wind kommt von der Pier-Seite, drückt uns also weg von der Pier, daher sollte ich gelassen sein. Das Abfahren hat auch gut geklappt und wir sind los. Noch ein letztes Bild mit dem hier hängenden Segler der Vendee-Globe und eben im Hafenbecken die Genua setzen. Wir sind gleich mit gereffter Genua los, aber kaum sind wir aus der kleinen Abdeckung raus, pfeift es schon ordentlich und wir liegen schräg, da so viel Winddruck im Segel hängt. Während ich damit kämpfe, alle Fender ins Boot zu kriegen und aufzuräumen, hängt Jochen derweil am Ruder. Wir haben Wind mit bis zu 42 Knoten in Böen. Also nochmals Genua weiter reffen und das Boot durch die Wellen schaukeln.

Der Vorteil: wir sind ganz schön schnell!!! Mit einer 50%-Genua fahren wir um die 8 Knoten. Da sind wir ja in 4 Stunden da. Aber typisch Patagonien: nach etwa einer Stunde legt sich der Wind, die Welle lässt nach und Jochen schmeißt den Motor an, um nebenbei noch Trinkwasser zu produzieren. Das benötigen wir nämlich dringend, da wir so etwas im Hafenbecken nicht machen wollen. Und kaum ist der Motor an, geht der Wind runter bis auf 6 Knoten und die Genua fängt sogar an zu schlagen. Natürlich noch ein paar kleine Winddreher dabei und die Genua von Steuerbord auf Backbord und wieder auf Steuerbord gesetzt. Aber irgendwann war der Wind dann wieder stabil und wir konnten ganz entspannt nach Puerto Williams reinsegeln.

Hier wurden wir von Stevie erwartet, mit dem ich Kontakt aufgenommen hatte. Ihn und sein Schiff hatten wir schon beobachtet, als wir auf der Isla de los Estados gelegen waren. Er kam damals von den Falklandinseln und ist direkt nach Puerto Williams eingelaufen und liegt seitdem dort an einer Boje. So habe ich ihn gefragt, wie die Verhältnisse sind und er hat sich angeboten, uns beim anlegen an einer freien Boje mit seinem Dinghi zu helfen. Das nehme ich mit meinen kurzen Ärmchen doch gerne in Anspruch! Dafür gabs natürlich ein Ankerbier für ihn und wir haben einen netten Menschen mehr kennengelernt. Für den nächsten Tag stehen dann die Behördengänge auf dem Plan und mal schauen wer uns bei unserem Dieselproblem helfen kann.

So – nun sind wir in Chile! Mehr dazu im nächsten Report.

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