Monat: August 2021

unser Baby fährt heim

und schon sind wir wieder einmal nach Kiel gefahren, um unser Baby für den Heimtransport vorzubereiten. Sie soll nach Hause in eine Halle, damit wir dort dann die geplanten Umbauten in Ruhe vor unserer Haustüre vornehmen können, ohne jedes Mal erst 600 km quer durch Deutschland zu fahren.

Unterstützung haben wir diesmal von Martin, meinem Bruder, der als Handlanger und „Träger“ fungieren soll.

Wir sind am Freitag abend angereist, damit wir am Samstag gleich früh loslegen können.

Uns so liegt sie vor uns:

Zuerst haben wir am Samstag vormittag einmal das Großsegel abgeschlagen und der Skipper hat das dann gleich mal zum Segelmacher gefahren, damit dieser das Ganze begutachtet und schaut, was zu machen ist.

Dann haben wir die Lazybag abgemacht, sämtliche Leinen, Schoten, Umlenkrollen etc. entfernt und alles vorbereitet, damit der Mast gelegt werden kann.

Der Mast wurde dann unter Kay’s fachmännischer Anleitung vom Boot gehoben. Hierzu ist Jochen erst mal in den Mast gekrabbelt und hat die Schlinge auf halber Masthöhe angebracht. Dann wurden alle Wanten in richtiger Reihenfolge gelöst und der Mast vorsichtig angehoben.

Alles richtig gemacht dank Kay’s langjähriger Erfahrung. Der Mast war gut ausgerichtet und hat in keine Richtung Übergewicht bekommen. Keine Ahnung, ob wir das alleine auch so hingekriegt hätten ……. wir hätten uns zumindest bemüht

jetzt steht unser Boot da, ohne Mast – schon ein trauriger Anblick

Am Sonntag hieß es dann eigentlich nur noch, die Aufbauten abzubauen und den Rest des Tages herumzugammeln. Eigentlich…..

Was mußte alles runter?

Zunächst einmal ging es an die beiden „Körbe“, die um den Mast herumstehen. Die sind eigentlich nur in Hülsen gesteckt und mit einer Sicherungsschraube gesichert. Nur, daß diese Körbe halt schon bald 40 Jahre in ihren Hülsen stecken…..ich weiß nicht, wie lange der Skipper damit herumgekämpft hat. Der Wagenheber unseres Autos wurde ganz schön hart hergenommen, auch der Gummihammer hatte viel zu tun. Ein hartes Stück Arbeit, puh

Dann noch der Träger, auf dem der Baum aufliegt. Kein Problem, das sind nur Schrauben. Auch die Sprayhood war kein Problem, diese wurde bisher ja mindestens 1 x im Jahr abgenommen.

Dann kam aber noch der Geräteträger am Heck mit den Solarpaneelen. Diese selbst waren auch nicht das Problem, auch nicht der Träger auf der Backbordseite. Aber die Steuerbordseite!!!!! Der Träger unserer Radarschüssel ist mittig klappbar, so daß er eigentlich nicht abgebaut werden müsste. Doch leider langt uns die Transporthöhe nicht und er muß irgendwie weg. Doch auch er steckt halt schon jahrelang dort, wo er steckt. Außerdem mußten vorher erst einmal die ganzen elektrischen Kabel zurückverlegt werden, was auch nicht so einfach war. Sind diese doch durch kleine Löcher gezogen worden und z. Teil auch schon festgegammelt. Also wurden unter Deck wieder ein paar Verkleidungen abgeschraubt, Kabel verfolgt und identifiziert und herausgezogen.

Dann sind wir in den hintersten Löcher halb hineingekrabbelt, um Schrauben zu lösen. Das haben wir aber wieder abgebrochen, nachdem ich kopfüber in dem Loch hineingezwängt aufgrund der Enge dann doch leicht panisch wurde. „Versuchen wir doch mal, das Rohr im Loch etwas durch hin- und herdrehen zu bewegen“, war dann mein Vorschlag. Das ging dann auch, nur dummerweise ging dabei ein Kabel zu Bruch (GRRRRR).

Aber letztendlich haben wir auch das geschafft und unser Boot ist jetzt wirklich ganz schön nackig, wie der Vorher/Nachher-Vergleich zeigt.

Für Montag morgen hat sich um 7.30 Uhr (ja, richtig gelesen) der Motorinstandsetzer angekündigt. Denn auch unser Herzstück lassen wir noch entfernen und über den Winter einmal einer Inspektion unterziehen und etwas Pflege angedeihen. (Außerdem ist unser Boot dann gleich noch etwas leichter, was dem Kran hier im Hafen bestimmt auch gefällt).

Also sind mal wieder 2 Männer in unserem Motorraum verschwunden und haben alles so abgetrennt, was da so ab muß: Getriebe, Dieselleitungen, Welle….. (ich gebe zu, ich habe echt keine Ahnung) Ich weiß nur, daß die da so anderthalb Stunden rumgebastelt haben, bevor es hieß: „jetzt holen wir ihn raus“.

Kaum war das erledigt und unser Herzchen lag im Auto, kamen auch schon die Jungs vom Transportunternehmen angerollt und der Hafenmeister fragte an, ob wir soweit wären. Eigentlich hatten wir offiziell ja um 12 Uhr unseren Krantermin, aber je früher wir beginnen, desto besser. Kommen wir früher nach Hause. Denkste!

Denn das Drama nahm nun erst mal seinen Lauf…..

Wir haben diese Spedition ja bewußt gewählt, da die uns einen Lagerbock mit vermieten können, auf dem das Schiff gelagert wird und den sie einfach mit dem LKW aufnehmen können. Das bedeutet, wir benötigen keinen weiteren Kran mehr, um das Boot umzulagern. Das bleibt einfach in seinem Gestell und der LKW fährt quasi „ums Gestell“ und bockt das etwas hoch und dann steht das schön mittig im LKW-Auflieger. Ja, so der Plan.

Also geschwind die Bänder unter dem Boot durchgezogen und das Boot hochgehoben. Hier war dann schon mal unsere erste Erleichterung zu spüren – unser Boot wiegt lt. Bootspapieren segelfertig 15 Tonnen, der Kran ist offiziell für 15 Tonnen ausgelegt, schafft angeblich gut 16 Tonnen. Unser Boot ist ja mit Material voll bis unter die Decke, wir haben extra ja schon die Segel vom Boot genommen, der Motor ist raus. Hoffentlich langt das mit dem Gewicht. Chakka – 15.9 Tonnen – der packt das.

Und ruckizucki steht unser Boot auf dem Trailer.

Jetzt aber das große Drama!!! Der Lagerbock ist eher für modernere Boote mit schmalerem/steilerem Kiel ausgelegt und nicht für so „dicke“ Brummer, wie unserer untenrum so ist. Daher müssen die Stützen weit hochgestellt werden, damit das passt und der Kiel mit dicken Klötzen unterlegt werden. Das Boot steht zwar und würde so auch transportiert werden können – nur leider passt weder die genehmigte Transporthöhe (Brücken etc.!!), ganz zu schweigen von der Durchfahrtshöhe für die geplante Lagerhalle. Hier haben wir 4,45 Meter zur Verfügung. Lt. vorheriger Planung sollten wir bei 4,40 Metern rauskommen. Nun sind wir bei fast 4,60 Metern. So geht das nicht!!!!!

Also wir zweifelhaft nach einer Lösung gesucht, hier waren die Jungs von der Spedition echt bemüht und auch kreativ. Letztendlich wurden in der Werkstatt der Spedition von einem anderen Lagerbock die eingedrehten Stützen um 2o cm gekürzt und zum Hafen gebracht. Hier wurden diese dann getauscht. Dazu mußte allerdings natürlich das Boot wieder von Bock runter, sprich – wieder ins Wasser heben. Das Ganze hat natürlich auch gedauert, bis die neuen Stützen gekürzt und angeliefert wurden. Also – warten. Gehen wir halt mal Fischbrötchen essen – man muß dem halt nur was Positiven abgewinnen.

Das zweite Mal kranen ging eigentlich genauso schnell, wie das erste Mal. Dann wurde halt wieder an der Höhe gefeilt, da unser Boot auf dem Trailer dummerweise nicht da den höchsten Punkt hatte, wo er sein sollte. Wenn das Boot auf dem Wasser liegt, ist der höchte zu messende Punkt unsere Scheibe im Cockpit, was auch als Grundlage für die Durchfahrtshöhe hergenommen wurde. Jetzt war es halt dumemrweise der Bugkorb – und der geht nicht ab, aufgrund der fast 40jährigen Befestigung, wie vorhin schon geschildert 😦 Es fehlen immer noch ein paar Zentimeter.

Also wurde jetzt das Boot am Heck schön mit Hölzern und Gummimatten unterlegt, so daß der Popo noch oben kam und der Bug entsprechend nach unten rutschte. Und siehe da – 4,38 Meter. JUHU -endlich

Jetzt also noch alles verräumen, den Mast aufladen – auch wieder so ein Akt. Der ist lt. Angaben vom Konstrukteur 16 Meter hoch, jetzt haben wir aber schon 16,30 Meter gemessen und dann hängt da ja auch noch die Ganze Technik mit dran rum, so daß der jetzt eigentich 16,90 Meter hat. OMG

Aber auch das haben wir dann irgendwann geschafft.

Der Hafenmeister hat uns dann noch erklärt, daß wir jetzt den Rekord im „längsten Kranen“ in der Saison 2020/21 mit 5 Stunden aufgestellt hätten – normalerweise rechnen die mit 30 Minuten pro Schiff.

Wir konnten dann endlich um 17 Uhr abreisen!!!

endlich alles drauf!

3700 Seemeilen später…

Nun, nachdem die erste Arbeitswoche schon wieder hinter uns liegt, wollte ich noch ein kleines Resümee unserer vergangenen Reise ziehen.

Zu aller erst möchte ich mich bei allen beteiligten Personen bedanken, die uns begleitet haben, sei es on Board oder auch bei denen, die Unterstützung aus der Heimat geleistet haben. Sei es durch eine telefonische Auskunft bei Problemen, Garten- oder Postdienst oder auch durch die moralische Unterstützung sowie jeder anderen Hilfestellung; dies auch im Vorfeld oder Nachgang unserer Reise

DANKE das ihr mit eurer Unterstützung dazu beigetragen habt, uns die Reise zu ermöglichen und zu verwirklichen.

Für mich als Skipper ist das erste Anliegen, (und das auch ein sehr wichtiges), daß alle Crewmitglieder gesund und munter an ihrem Ziel ankommen. Wenn dann noch alle gerne wieder kommen würden: alles richtig gemacht. Zum Ersten kann ich nur sagen: 2 Pflaster (eine kleine Schnittverletzung bei der Essenszubereitung) und ca. eine komplette Packung an Reisetabletten (bleibt auf einem Schiff in  acht Wochen leider nicht aus) kann sich sehen lassen. Zum Zweiten kann ich nur sagen, ich habe nichts Gegenteiliges gehört. Auch hier nochmal der Dank an alle Crewmitglieder für ihr umsichtiges Tun und Handeln.

gut ausgestattet, aber zum Glück fast nichts gebraucht…

Für uns war es natürlich auch das erste Mal, daß wir so eine lange Segelreise unternommen haben, mehr als zwei Wochen am Stück hatten wir bis dahin auch noch nicht auf unserm Kerbholz. Das ganze noch unter Eigenregie und Organisation, nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen. Aber man wächst mit seinen Aufgaben. Ich kann von mir behaupten, daß ich so etwas nicht bis ist kleinste Detail vorbereite, sondern nur das „Grobe“ und der Rest kommt dann schon. Was bringt mir es im Vorfeld, alles durchzuplanen und dann kommt es doch ganz anders. Gerade beim Segeln gibt es so viele wenn und aber, wo flexibel reagiert werden muss. Das habe ich schon immer so gehandhabt, bei all unseren Urlauben, und bin eigentlich noch nie schlecht damit gefahren. Klar war schon das ein oder andere mal der Gedanke da bei einem unserer Motorradurlaube, nach einem langen und anstrengenden Tag, jetzt in die Unterkunft, die man schon im Vorfeld gebucht hat und Füße hoch. Anstatt in der Urlaubszeit noch was freies zu suchen/ finden. Aber wieviel schöne Momente stehen dagegen, wo man sagt: hier bleiben wir oder wir fahren noch ein Stück weiter.

Zurück zum Thema. Wir haben sehr viel dazu gelernt in den Wochen. Haben unser Boot kennengelernt und Vertrauen in das Schiff bekommen. Es waren ja einige nicht ganz einfache Situationen dabei, die unsere Gute klaglos weggesteckt hat. Die erste Woche unserer Reise war für mich dann auch gleich die Schwierigste. Viele Probleme, die geballt am Schiff auftraten, dazu noch meine weibliche Crew, die zum Teil zum Totalausfall wurde. Ich war schon der Verzweiflung nahe, wenn das so weiter geht, na dann …. Hier hat mich dann Clemens bei Laune gehalten, mit seiner Ruhe und die Unterstützung, die er geleistet hat. Bei einem kurzen Telefonat mit Kay wegen einem elektrischen Problem und einem kurzen „Auskotzen“ bei ihm, kam nur der Satz „es sind doch nur Kleinigkeiten“. Genau diese fünf Worte habe ich mir dann unterwegs noch einige Male in Gedanken gerufen, wie Recht er damit doch hat. Alles konnte soweit ohne größeren Aufwand behoben werden. Einzig das Konto hat etwas geheult, da konnte ich aber drüber hinweg hören. Investitionen die zum Teil schon auf der „To-Do-Liste“ standen, sind halt etwas vorgezogen worden.

Delfine am Boot, die klaren Sternennächte… (das kennt ihr ja schon alle) heben dann auch wieder die Laune, wenn diese mal wieder am Boden liegt. Einzig der zeitliche Rahmen war immer wieder das Thema und ehrlich gesagt ein Dorn im Auge. Wenn wir bedenken, an was für Orten wir doch vorbei gekommen sind, die wir einfach links liegen lassen mussten, die für viele Segler Traumziele sind. Wir könnten heulen.

Mit dem Wetter hatten wir ja auch richtig Glück. Der Wind war und ist ja immer ein Punkt, über den man streiten kann, es hätte auch noch viiieeel schlechter kommen können. Im Großen und Ganzen hat es ja gepasst. Regen hatten wir ja auch nicht wirklich. Den ersten Regen hatte wir erst auf dem Atlantik, Andreas hatte ihn in seiner Wache für ca. 1 Stunde, quasi nix. Wer schon einmal den ganzen Tag bei strömenden Regen gesegelt ist, weiß, von was ich rede. Der erste anhaltende Regen war ja dann auf Norderney, in der Nacht im Hafen. Früh morgens dann noch die letzten Reste beim Ablegen, das wars auf der Tour, erst in Kiel im Hafen gab es dann wieder welchen.

In Kiel angekommen hatten wir dann noch ein paar Tage zum „runterkommen“. So wurde dann noch einmal klar Schiff gemacht, bevor die Familie zum Besuch anstand und mit der wir dann auch noch einen kleinen Segelausflug nach Damp unternommen haben; von ihnen war bis dahin noch keiner auf einem Segelboot unterwegs. Auch hier war alles in Ordnung, und trotz vorheriger Bedenken wegen Seekrankheit blieben alle Seefest.  So verbrachten wir dann auch endlich mal die erste Nacht alleine auf unserem Schiff, bevor es schon wieder ans Packen ging für die Heimreise.

das Ziel unserer Reise: das ein (oder andere) Fischbrötchen vom „Goldfisch“ und ein (oder mehr) Eis vom „Eiswerk“ in Kiel-Schilksee

Ich möchte die Zeit nicht missen, anstrengend aber schön. Jetzt wo die erste Woche danach rum ist, laufen die Vorbereitungen schon wieder für den nächsten Schritt: das Boot soll nach Hause kommen.

Wir werden berichten.

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