Ich habe es leider geschafft, mein Handy im Hafenbecken zu versenken – auf etwa 7 Meter in absolut trüber Brühe. Wir hatten hier ordentlich Sturmwind stehen und ich habe an einem anderen Boot eine Leine etwas besser befestigt. Dabei ist mir mein Handy aus der Jackentasche gefallen. Leider war ein Hochholen nicht möglich, da wir hierfür ein Tauchgenehmigung bei der Prefectura hätten einholen müssen, zum anderen sind wir am nächsten Tag nochmals weggefahren und nach 5 Tagen im Wasser wäre da nix mehr zu retten gewesen. Also in den sauren Apfel beißen und in Argentinien ein neues Gerät besorgen. Shit happens!
Von unserem argentinischem Freund Guillermo wurden wir eingeladen, mit ihm ein paar Tage auf seiner Ranch (Farm, Estanzia oder wie auch immer man es nennen will) zu verbringen und das „Real Life Pampa“ zu erleben. Diese Einladung haben wir natürlich gerne angenommen.
Also hieß es in der Frühe einsammeln und aufspringen in den Pick-up um die Großstadt zu verlassen. Es ging Richtung Süden und die Landschaft änderte sich. Guillermo hat uns während der Fahrt auch einiges hierzu erklärt. Viele der Bäume, die hier stehen und wachsen, wurden erst von den Siedlern gepflanzt, die begannen, das Land zu bewirtschaften. Die Pampa ist eigentlich eher eine baumlose Steppe und bedeutet übersetzt auch Ebene oder Flachland. Guillermo’s Ranch ist in einer Gegend, in der es einige Hügel gibt, also nicht ganz so flach.
Wir Deutschen können uns diese Weiten gar nicht vorstellen, so verbaut und begrenzt unsere Flächen sind. Alleine die Zufahrt zu den eigentlichen Höfen ist so toll. Ein Abzweig von der Straße, meist eine Piste und dann fährt man erst mal, Abzweig hier und Abzweig da. Irgendwann sieht man eine Gruppe Bäume – und da steht dann das Farmhaus und die Gebäude. Ringsrum nichts außer Weideflächen mit Zäunen.
Guillermo hat sich hier ein kleines Idyll geschaffen mit mehreren kleinen Häuschen für seine Gäste, da der Argentinier sich gerne mit Freunden und Familie umgibt, um gemeinsam Zeit zu verbringen.


Kein Lichtsmog außenrum, alles stockdunkel außer die Beleuchtung des Hauses am Abend und die Geräusche der Natur. Neben unserer Unterkunft stehen die Pferde auf der Koppel, die Vögel machen krach in den Bäumen. Sooo schön – aber: abgelegen. Strom wird selbst erzeugt, das Wasser kommt aus dem Brunnen, der offene Kamin bringt die Wärme.
Gemeinsam haben wir die Ranch erkundet und haben einen Ausritt unternommen, wobei Guillermo mit seinem Mitarbeiter Juan die Tiere, Zäune und gepflanzten Bäume besichtigt und besprochen hat.












Es waren drei tolle Tage auf der Ranch mit einem leckeren Asado und reichlich guter Verpflegung durch Dorita, dem guten Geist von Guillermo. Jochen hat sich etwas beim Holzhacken ausgetobt, ich habe etwas beim Wässern der Pflanzen geholfen und wir haben viel gechillt, gegessen, getrunken und gelacht.


Als Guillermo uns eingeladen hatte, kam hinterher noch die kurze Nachricht, daß er vergessen hätte zu erwähnen, daß alle Besucher seiner Ranch eine Flagge ihres Landes mitzubringen hätten…
Tja, wir haben natürlich nur eine deutsche Flagge und die brauchen wir. Aber, wir wären nicht wir – schwupps in die Stadt, ein Paket bunter Permanentmarker kaufen und selber malen. Flaggenstoff hatte ich noch von meiner Näharbeit der ganzen Gastlandflaggen. Wir haben dann natürlich nicht nur eine schwarz-rot-goldene Flagge gemalt. Nein – da kommt unsere JOSA-Schildkröte natürlich auch mit drauf.
Und so wurde diese Gastflagge am Tor der Ranch gehisst.
Wir möchten uns nochmals für die Gastfreundschaft bedanken und revanchieren uns gerne, wenn wir wieder zu Hause sind…. dauert halt noch etwas.
Nachdem wir von unserem Trip zurück waren und gerade mit dem Auspacken beschäftigt waren, klopfte es an unserem Boot und es wurde deutsch gesprochen. Lars kam vorbei, der hier im Hafen auf einem Boot lebt und aus seinem Deutschlandurlaub während unserer Abwesenheit zurückkam. Das hatte uns noch keiner erzählt, daß wir hier gar nicht alleine sind. Aber er hatte sofort durch die Marineros erfahren, daß „das deutsche Boot“ wieder „zu Hause“ ist und so kam er spontan vorbei. Und so ein Zufall – Lars hat am selben Tag Geburtstag wie ich.
Wir haben jetzt auch angefangen, uns mit Proviant für Patagonien einzudecken. Hier haben wir die Möglichkeit, die Lebensmittel recht günstig einzukaufen und entsprechend zu bunkern. Auch wenn es noch etwas dauert und wir erst nochmal nach Uruguay fahren, um das Boot aus dem Wasser zu holen. Aber alles was haltbar ist, kann schon eingelagert werden und wir können sehen, wie wir Verpflegung für 3 – 4 Monate einlagern können. So habe ich nun schon fast 30 kg Mehl einvakuumiert (wegen evtl. Feuchtigkeit) und verräumt. Natürlich haben wir es geschafft, unseren Mehleinkauf gerade zum größten Gewitter zu tätigen. Also wurde im Geschäft wieder fleißig aus dem Wagen umgeräumt und erstmal der Wagen mit Folie ausgelegt, um das Mehl trocken heimzubringen. Von oben kam zwar fast nichts mehr nach, aber das Wasser stand hier auf der Straße ganz schön hoch. Aber – wir haben es geschafft und keine Feuchtigkeitsschäden sind zu beklagen. Außerdem wurden noch ein paar kleinere Reparaturen vorgenommen, die dann schon von der Liste wieder gestrichen werden konnten. Hier und da noch ein paar Teile organisiert, nur damit es uns ja nicht langweilig wird.
Inzwischen ist auch ein weiteres deutsches Segelboot eingetroffen. Ulf, den wir schon kurz vor der Abfahrt in Piriapolis noch kennengelernt haben, liegt jetzt auch in Buenos Aires. Zwar nicht hier im Hafen, sondern etwas weiter nördlich im Flußdelta, wofür unser Boot einfach einen zu großen Tiefgang hat. Er hat inzwischen festgestellt, daß es bei uns im Hafen doch einfacher gewesen wäre – einfach, weil hier halt alles fußläufig zu erreichen ist. Sei es, um sich mit Geld zu versorgen, eine Telefonkarte zu kaufen oder auch die SUBE-Karte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Auch wird hier fast überall , selbst beim kleinsten Händler, die Kreditkarte angenommen. Er hat da schon etwas größere Probleme.
Wir haben uns dann in Tigre getroffen, um gemeinsam eine Bootsfahrt durch das Flußdelta zu unternehmen. Tigre ist ein Touristenort, von wo aus viele Bootsanbieter Fahrten anbieten. Mit oder ohne Mittagessen, mit oder ohne Landausflug, kleines Holzboot, großer Katamaran – alles vorhanden. Wir sind mit einem relativ kleinen Boot zu einer einstündigen Fahrt aufgebrochen. Auf den kleinen Flüssen konnte man sehen, wie die Menschen hier mitten im Fluß auf Inseln leben. Die ganze Versorgung erfolgt mit Booten. Wir haben unter anderem ein Müllboot und ein Lebensmittelhändlerboot gesehen. Was ich leider schade fand, daß die ganzen Ausflugsboote mit einer ungeheueren Geschwindigkeit da durch fahren. Es ist zum einem sehr laut und zum anderen entsteht auch ein extremer Wellenschlag, der auch an den Uferbefestigungen der Häuser nagt.
Alle Häuser sind hier nochmals auf Stelzen gebaut, da der Wasserstand hier ordentlich schwanken kann und gerne mal 2 Meter über dem normalen Wasserstand geht.
wir haben es zu guter Letzt doch noch geschafft, die beiden hier im Hafen liegenden Museumsschiffe zu besuchen.
Zuerst waren wir auf der „Uruguay“, eine als Korvette gebautes Segelschulschiff der argentinischen Armada. Berühmt wurde sich dadurch, daß sie zu einer Rettungsaktion in die Antarktis gefahren ist, um dort ein schwedisches Expeditionsteam zu retten. (Nordenskjöld-Rettung – sh. Wikipedia) Danach war sie ein Vermessungsschiff und Depotschiff.




danach ging es auf die „Presidente Sarmiento“, ein dreimastiges Segelschulschiff, das 39 Ausbildungsreisen in der Welt unternommen hat. Jede Ausbildungsfahrt hat ein Jahr gedauert.







von unserem Freund Guillermo wurden wir dann nochmals zu einem Asado eingeladen, an dem alle unsere argentinischen Freunde zusammengekommen sind, um uns noch einmal zu sehen (…und meinen Geburtstag zu begießen). Es war wieder ein sehr schöner und geselliger Abschluß – leider trennen sich unsere Wege nun erst einmal und wir hoffen, daß wir alle nochmals wiedersehen.

Nun werden wir morgen Abend aufbrechen und wieder nach Uruguay fahren, um unsere Dicke aus dem Wasser zu holen und ihr einen neuen Unterwasseranstrich zukommen zu lassen.
Uns hat es hier in Buenos Aires wirklich sehr gut gefallen. Die Stadt ist riesig und bietet so viele Möglichkeiten, ob Kunst, Kultur oder Natur. Und die Menschen sind unwahrscheinlich freundlich und hilfsbereit und freuen sich sehr, wenn Ausländer zu Besuch kommen. Das andere Argentinien, die Pampa durften wir ja auch kennenlernen, und das wieder andere Gesicht, Patagonien, dürfen wir auch noch kennenlernen. Also Leute – auf nach Argentinien. Euch entgeht sonst etwas.