Monat: November 2023

La Gomera – die wilde Insel

Die 55 sm von La Palma nach La Gomera waren in einer Tagesetappe gut zu schaffen, Wind und Wellen sollten soweit passen. Früh aufstehen war aber dennoch Pflicht, da wir noch vor dem Dunkelwerden ankommen möchten. Die Überfahrt war dann auch soweit ok, nur die Wellen waren zeitweise etwas unangenehm. Am Nachmittag hieß es dann, fest im Hafen von San Sebastian de la Gomera. Bei der Anfahrt auf La Gomera sieht diese Insel nicht anders aus, wie die anderen: karge, schroff aufragende Felswände. Und diese Insel soll grün sein? Ja, ist sie. Diese Insel hat genau wie La Palma ganz unterschiedliche Vegetationszonen. Nur ist La Gomera wilder und viel weniger besiedelt; wie in vielen Reiseführern beschrieben für Naturliebhaber, insbesondere Wanderer.

Erste kleine Erkundungsrunde im Städtchen, Leihwagen organisieren und den Badestrand auf Tauglichkeit testen waren dann die Aufgaben für den nächsten Tag. Den ersten Tag mit Auto verbrachten wir dann damit, unsere leere Gasflasche zum Füllen zu bringen und eine kleine Wanderung im Inselinneren zu unternehmen, die uns zu einem schönen kleinen Wasserfall geführt hat. Die Wanderung zu jenem war sehr schön, immer entlang dem Bachlauf (eher Rinnsal), nichts war wegetechnisch angelegt und entsprechend natürlich, was auch leichte Klettereinheiten über größere Steine bedeutete. Aber das macht eben den Reiz aus, nicht auf geraden und geschotterten Wegen zu laufen, sondern in der Natur zu sein. Auf dem Rückweg dann noch ein paar Lebensmittel besorgen und schwupps, war der Tag auch schon wieder rum.

Tags drauf konnte die Gasflasche wieder abgeholt werden und wir konnten zur Wanderung Nr. 2 aufbrechen, die uns in den Norden der Insel geführt hat. Die Landschaft gleicht dem Bild auf dem Mars – wie man es sich vorstellt: alles rote Erde, karger Bewuchs (hier wird wohl aktiv wieder angepflanzt); wie unterschiedlich die Insel auf solch kleiner Fläche sein kann. Hier auf den Kanaren immer wieder zu sehen, da doch keine Insel der anderen gleicht.

Nachdem wir uns nun schon etwas „eingelaufen“ hatten ging es dann am nächsten Tag zu einer etwas längeren Runde, die uns durch den Lorbeerwald führte, der auch Märchenwald oder Urwald von La Gomera genannt wird. Mit dem anschließenden Finale auf dem höchsten Punkt von La Gomera, den Alto de Garajonay mit 1487m Höhe. Eine Tour, die bei der mitlerweile herrschenden „Hitzewelle“, die gerade über die Inseln schwappt, recht angenehm zu laufen ist, da sie überwiegend im Wald verläuft. Unterwegs ging es auch mal mehrere Kilometer entlang an einem Bachlauf, dieser hätte auch einer von zu Hause sein können, Heimatgefühle kommen auf. Auch dies eine wunderschöne Wanderung mit vielen „Highlights“.

Solange wir den Leihwagen noch haben, wollten wir auch nochmal zu einer Wanderung aufbrechen, so langsam wird es anstrengend, lach. Aber der Wagen will ja genutzt werden und nicht auf dem Parkplatz vor dem Hafen sein Geld verdienen. Auf dem Plan stand eine Wanderung im Süden, die wieder den krassen Gegensatz der Insel zeigt. Es ist ein Wanderweg durch eine Schlucht (= Barranco), ohne wirklich viel Schatten, eigentlich gar keiner. Dann nur über und entlang von Felsen und das bei den Temperaturen und Sonnenschein ohne nur ein einziges Wölkchen, eigentlich zu warm. Für Sabine kam noch eine weitere mentale Erschwernis hinzu: der steile Abgrund neben dem Weg. Während der Weg durch dir Schlucht nach unten ok war, war der Schlussanstieg, der sich an einer Steilwand entlang hochschlängelte, eine Herausforderung für sich. Am Ende glücklich es geschafft zu haben, sind wir dann im Ort, der dann folgte, eingekehrt und haben uns ein Kaltgetränk gegönnt, bevor es die letzten Kilometer bis zum Auto gegangen ist.

Schließlich war dann nochmal Großeinkauf angesagt, bevor das Auto zurück gegangen ist. Der Rest vom Tag war dann Füße hochlegen und Flüssigkeitshaushalt ausgleichen angesagt und weil es so schön war, der nächste Tag auch noch. Unterbrochen nur durch Abkühlung im Hafenbecken, die 300m zum Strand wären zu anstrengend gewesen. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes im Hafen von San Sebastian galt es das Städtchen mal ein wenig weiter zu erkunden als bisher. So sind wir dann hoch zum Aussichtspunkt gelaufen, der einen schönen Rundumblick über Stadt und Hafen ermöglicht. Dazu muss man in den Garten einer Hotelanlage laufen, wird aber so geduldet wie uns gesagt wurde. So war es dann auch, der Ausblick wirklich schön, war das Hotel auch recht nett anzusehen. Wer also mal eine Bleibe für den nächsten Urlaub sucht…

Am nächsten Tag haben wir dann den Hafen verlassen und sind zu einem Ankerplatz aufgebrochen, um hier noch ein paar Tage das Seglerleben zu genießen. Ohne Handynetz und Internet – nur wenn wir es wollen: Starlink machts möglich. So verbringen wir hier jetzt ein paar Tage mit Blockeintrag schreiben, schwimmen gehen und die Seele baumeln lassen. Heute waren ein paar Wanderer in der Bucht, gestern noch eine andere Yacht, die aber nur kurz da war, bevor sie weitergezogen ist, vor der Küste zieht gelegentlich mal ein anderes Schiff vorbei. Mehr gibt es hier nicht zu erleben, was aber sehr schön und erholsam ist, wenn die sonstigen Tage so gefüllt sind. Und: man hat keinerlei Möglichkeiten, auch nur einen Cent auszugeben! Man lebt von den Vorräten die man hat und muß halt eventuell mal improvisieren. Das war es dann auch schon für die Tage.

So schmieden wir gerade einen Plan wie es bei uns weiter geht. Wie es ausschaut werden wir die nächsten Tage nach Gran Canaria weiter ziehen, um da dann über Weihnachten und Silvester zu bleiben, wir werden sehen.

Hier habt Ihr nun die gesammelten Impressionen von La Gomera aus unseren unterschiedlichen Unternehmungen:

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La Palma – la isla bonita

Der Hafen in Santa Cruz de La Palma (auf den Kanaren heißt auf jeder Insel eine Stadt irgendwie Santa Cruz…) ist eigentlich von einigen als recht schwellig und laut beschrieben, was wir bei unserer Ankunft so nicht bestätigen konnten. Die Schiffsbewegungen sind recht moderat im Gegensatz zu unserem letzten Hafen in Garachico und von Lärm keine Spur.

Nun, nach ein paar Tagen, können wir zumindest was den Schwell betrifft, hier eine Übereinstimmung feststellen. Es schaukelt und zerrt zwischendurch an den Leinen, daß man denkt, jetzt geht irgendetwas zu Bruch. Bei Ankunft hatten wir wohl eine etwas ruhigere Phase erleben dürfen, das Gegenteil kennen wir jetzt auch. Offensichtlich müsste alles sehr ruhig sein, der Yachthafen hat sogar ein Schleusentor, das nur geöffnet wird, wenn jemand rein oder raus möchte. Auf Nachfrage soll es eine Fehlkonstruktion in der Anlage geben, bei der die Unterwasser-Öffnungen, für den Wasseraustausch bei Ebbe und Flut zuständig, wohl etwas zu groß ausgefallen sind und so die Schiffsbewegungen im Hafen verursachen. Einen Krach durch die Fähren können wir so nicht bestätigen, ja man hört sie mal – aber das stört nicht. Vielmehr ist es so, daß hier auch Kreuzfahrtschiffe anlegen. Dann sollte man die Stadt meiden – etwas überfüllt. So erst einmal die Beschreibung unseres aktuellen Liegeplatzes.

Hatten wir hier im Vorfeld ja nur für 3 Nächte gebucht (sollte ja nur der Hafen zum Ausklarieren für die Weiterfahrt werden), war eine Verlängerung der Liegezeit dann kein Problem, da jemand anderes abgesagt hatte.

So sind wir erst mal mit dem Bus nach El Paso gefahren, um uns das ganze Ausmaß des jüngsten Vulkanausbruchs von 2021 anzuschauen. Beeindruckend und erschreckend zugleich, wenn man sich alte Satellitenbilder anschaut: wie dicht die Gegend doch besiedelt war. Stehen jetzt nur noch einzelne Gebäude inmitten des Lavastroms. An deren Rand sind einzelne Gärten zum Teil verschüttet, der eine Pfosten der Hofeinfahrt verdrückt, während diese aber noch problemlos passiert werden kann, Häuser an deren Fassade die Lava aus den Fenstern gelaufen ist und dann erstarrt ist, usw. Glück und Leid nur wenige Meter voneinander entfernt.

Bei unserer nächsten Wanderung sind wir von Santa Cruz aus gestartet, einfach den Berg hinauf. Nachdem die Beschilderung in den Häusergassen etwas zu wünschen übrig lies, wurde es dann nach dem Abzweig auf einen Pfad besser. Gut, die Möglichkeiten falsch abzubiegen war ja auch nicht mehr sooo groß. Auf den letzten Metern noch oben haben wir dann einen gigantischen Regenbogen beobachtet, der schnell immer näher gekommen ist. Eine Entscheidung musste her, weiter laufen, oder in das Restaurant einkehren, um den Regen auszusitzen. Wir entschieden uns für das Restaurant, in dem wir aber nur etwas getrunken haben. Der Blick auf das Essen der anderen Tische hat ergeben, daß wir hier wohl nochmal zurückkommen werden. Nachdem wir ausgetrunken und bezahlt hatten, sollte es weiter gehen. Der Blick vor die Tür sagt, es ist immer noch trocken und der Regenbogen steht immer noch da wo er zuletzt war, also weiter. Bei dem Höhepunkt des Wanderweges, einer sehr schönen Wallfahrtskirche, hat es dann leicht angefangen zu regnen. Wir sind dann weiter, da es ab jetzt nur noch bergab gegangen ist. Bis wir zurück am Schiff waren hat es immer wieder mal aufgehört und angefangen, zum durchweichen hat es nicht gelangt.

In der Zwischenzeit haben wir uns auch einen Leihwagen besorgt, mit dem wir bei einem Einkauf unsere Vorräte aufgefüllt haben und zu unseren nächsten Wanderungen aufgebrochen sind. Erst zu einem Wasserfall bei dem wir anschließend noch bis zu einem Aussichtspunkt weitergelaufen sind. Und am nächsten Tag eine Gipfeltour zum PICO BEJENARO, beides sehr schöne Touren die zu empfehlen sind.

Am Tag darauf wurde dann ein Erholungstag angesetzt, da die Gipfeltour ganz schön an unseren Kräften gezehrt hat. Zur Belohnung ging es dann am Abend mit unseren Bootsnachbarn Geli und Hans von der Bijou zu unserem Restaurant von der Wanderung über Santa Cruz. Was sollen wir sagen, es war genau die richtige Entscheidung. Fleisch gegrillt über dem Holzkohlegrill, ein Genuss. Von dem Preis-/Leistungsverhältnis ganz zu schweigen. Hans und ich haben uns ein Steak von ca. 1 kg geteilt, nachdem die Bedienung gesagt hatte, daß das Steak zu groß (für Hans alleine) ist, wir wurden auch beide satt. Bei uns zu Hause hätte man für das Steak soviel bezahlt wie wir mit 4 Person gegessen und getrunken hatten.

Zu Hans und Geli muß gesagt werden, daß die beiden auch stolze Besitzer einer „Van de Stadt“ sind. So kam der erste Kontakt überhaupt zustande, man spricht sich ja an und fragt, was hast Du für ein Boot. Und wenn als Antwort der selbe Konstrukteur rauskommt, da ist man doch gleich näher zusammengerückt. Welch eine Freude und natürlich reger Austausch über die jeweilige Technik (vornehmlich durch die Herren der Schöpfung – die Mädels schlürfen da lieber gemeinsam am Eierlikör).

Tags drauf, war dann eine Wanderung mit Geli und Hans angesagt. Da Geli erst noch einen Oberschenkelhalsbruch auszukurieren hatte, sollte es etwas moderater zugehen. So hatten wir gesagt das wir mit beiden Autos fahren und eines am Zielpunkt abstellen und so die Strecke nur einfach laufen. Auf dem Weg zu dem Zielparkplatz dann die Ernüchterung, eine Schranke die nur mit Genehmigung passiert werden kann. So sind wir dann zurück zum Besucherzentrum, um eben jene zu besorgen. Hier dann die Aussage, es gibt keine mehr für heute. Nach kurzer Beratschlagung sind wir dann mit einem Auto bis kurz vor die Schranke gefahren um, dann von da aus die Wanderung zu starten. So konnten wir zwar nicht den kompletten Weg laufen, sind dafür das Stück natürlich hin und wieder zurückgelaufen. Auch Geli hat tapfer durchgehalten, Chapeau – Hut ab.

Uns gefällt diese Insel wirklich außerordentlich gut. Von üppigen, feuchten Lorbeerwäldern über Kieferwälder und von der Lava zerstörte Natur.

Gestern haben wir nochmals unseren Liegeplatz verlängert, da zum eigentlichen Abreisetermin recht viel Wind vorhergesagt ist. Im Anschluss musste natürlich auch der darauffolgende Liegeplatz wieder verschoben werden. Noch ein letzter Einkauf, bevor morgen das Leihauto zurück geht – und ein Abendessen hatten wir dann auch noch organisiert. Mit den Crews der anderen Schiffe aus dem TO-Verein, es war ein sehr schöner Abend unter Gleichgesinnten.

Zum Abschluss auf La Palma, haben wir dann noch eine Wanderung unternommen. Schauen wo eine Bushaltestelle ist und von da aus los und irgendwo wieder ankommen, wo man mit dem Bus wieder zurück kommt. Gesagt – getan. Der Weg, den wir auf einer Wander-App gefunden hatten, war nicht als Wanderweg ausgeschildert, also einfach mal drauf los. Der Weg entpuppte sich als eine der vielen Wasserleitungen, die auf den Inseln mal angelegt worden sind. Ob jener noch aktiv genutzt wird, hat sich nicht rausfinden können. Der Weg war durchweg nicht breiter wie einen Meter und hat mit der einen oder anderen Überraschung auf sich aufmerksam gemacht. Von dichtem Unterholz, umgestürzten Bäumen, Erd- und Steinrutschen war alles dabei und es wurde nicht langweilig. Aber man bewegte sich inmitten ansonsten unberührter Natur, einfach traumhaft. Die einzigen Leute auf dem Streckenabschnitt waren jeweils zum Anfang und Ende zu sehen, es waren Einheimische, die Kastanien gesammelt haben. Der zweite Teil ist dann wieder über einen offiziellen Weg gegangen, auch schön, aber anders.

Außerdem hatten wir festgestellt das unser AIS-System, (das, wo ihr auf den diversen Traffic-Apps zu sehen bekommt, wo wir uns gerade befinden), wohl keine Daten mehr sendet. Auch hier wieder einige Anrufe und Mails mit Daten schicken, um dann die Aussage vom Hersteller zu bekommen, Gerät defekt. Mal schauen wie es da jetzt weiter geht, die Garantie ist natürlich gerade abgelaufen, vielleicht geht ja was auf Kulanz.

Ganz schön stressig so ein Seglerleben.

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Gastbeitrag zu Abfahrt Hamburg

Erstmal zu meiner Person: mein Name ist Christopher, ich habe neulich vor über 8 Jahren den Jochen bei der Arbeit kennenglernt und aus Kollegen wurden Freunde.

Nachdem ich ja auch, seit ich denken kann, unter Segel unterwegs bin, war ich von Anfang an Feuer und Flamme für das Projekt und war begeistert von diesem Vorhaben.

Als der Termin näher rückte, wollten ein paar Arbeitskollegen und ich die beiden in der Ostsee ein Stück begleiten und verabschieden; aber dieser Plan wurde dann durch ein paar Verzögerungen und das Umlegen des Schiffes nach Hamburg durchkreuzt.

Ich habe den beiden immer gesagt, falls ich kein Schiff auf die Schnelle bekomme, um Euch ein Stück zu begleiten, möchte ich wenigstens den letzten Festmacher beim Ablegen übergeben. Da sagte der Jochen ja glatt: Segel doch ein Stück mit, wir haben nichts dagegen. Ich habe sehr lange und gründlich überlegt, ob ich dieses Angebot annehme und nach 0,05sec kam meine Antwort ja klar!!! Ich bin dabei!

Dann bekam ich den Anruf vom Jochen es geht los. Ich sofort Urlaub eingereicht für die nächste Woche und dann voller Vorfreude Richtung Hamburg gefahren mit einem kleinen Zwischenstop in Bremen.

Tag 1 Auf der JoSa

Als ich frühs in dem kleinen verschlafenen Hafen ankam wurde ich erstmal sehr herzlich begrüsst und habe mit Sabine und Jochen noch eine Kleinigkeit gefrühstückt.

Beim Frühstück wurde der Plan besprochen: der Ofenbauer kommt, macht die Bleche fertig, dann legen wir ab. Soweit der Plan. Es hat sich relativ schnell herausgestellt, das der besagte Ofenbauer nicht kommt. Also ab in die Arbeitsklamotten und mit Jochen in die Werkstatt; als hätten wir nicht die letzten Jahre genug zusammen geschraubt. War aber nochmal schön! Die Bleche angepasst und gebohrt und zum Teil auch montiert. Unser Zeitfenster war sehr eng, weil ja alles von Ebbe und Flut abhängt. Also Bleche soweit vorbereitet, aus den Arbeitsklamotten raus, Händewaschen und Ablegen.

Also dann kam das Kommando: klarmachen zum Ablegen! Wieder umgezogen und jeder war auf seiner zugewiesenen Station. Es verlief alles reibungslos, trotz der engen Gegebenheiten im Hafen. Als wir in die Schleuse eingefahren und wieder ausgefahren sind, habe ich die beiden mal beobachtet und die konzentrierten Gesichter gesehen und habe festgestellt, daß die beiden noch gar nicht realisiert haben, was hier gerade passiert (jeder der mich kennt weiß, daß ich eine lustige, flapsige Art habe) Da habe ich mal das Wort ergriffen und gesagt: ihr habt doch momentan gar nicht begriffen, was hier gerade passiert! Ihr habt soeben eure WELTREISE begonnen die beiden schauten mich an und mussten sofort wie ein Honigkuchenpferd grinsen und lachen.

Während wir über die Elbe tuckern unter zur Hilfenahme vom Joggel (Motor) haben wir interessante große Schiffe gesehen: Frachtschiffe, die richtig imposant sind und wenn man da vorbeifährt, kommt man sich winzig vor.

Der erste Stopp war bei Glückstadt: angelegt und erstmal ein Anlegebier getrunken (ja, sogar Jochen hat zur Feier des Tages Eins getrunken). Danach noch in der Stadt rumgeschlendert und dann was Essen gegangen. Es war ein schöner Abend und wir haben sehr viel gelacht.

Ich habe dann auch die Bugkoje bezogen und durfte mit der Kuchenbude und dem Blister kuscheln die da so gelagert waren.

Tag 2 auf der JoSa

Das morgendliche Ritual beim Segeln: aufstehen, frühstücken, Zähne putzen, fertigmachen zum auslaufen. Aber alles sehr gemütlich. Nachdem das Wetter beschissen war, war ich dann schon im kompletten Ölzeug dagestanden und den Südwester aufn Kop. Sabine hat mein Südwester und mein Aussehen sehr gefallen, so eingepackt wie ein Michelin-Männchen.

Da kam die Frage: wollen wir wirklich den ganzen Tag durch den Regen fahren. Nach kurzer Überlegung wurde entschieden: wir machen einen Hundetag, das Heißt es wird sich ausgeruht und nur die nötigsten Bewegungen werden durchgeführt. Wir haben viel geschlafen und gegessen. Am Abend sind wir dann noch in eine kleine feine Kneipe gegangen, wo wir dann bei strömenden Regen den Tag ausklingen gelassen haben.

Tag 3 auf der Josa

Ablegen nach Cuxhaven: gesagt, getan. Das Wetter hat gepasst und auf los geht’s los.

An diesem Tag war alles schön: die Sonne hat geschienen, es gab Wind. Also alles im grünen Bereich ich durfte auch mal wieder ans Steuer und habe wieder mal die Gewalt von Ebbe und Flut gespürt: die Strömung. Es ist wirklich heftig, wie diese 3 Knoten Strömung das Schiff versetzen. Was mich gewundert hat, ist, daß Jochen mir ja blind vertraut hat und ich natürlich mir es nicht habe nehmen lassen, beim Aufkreuzen ein bissel sportlicher die gute Josa zu bewegen. Als wir dann fast die Fahrwassertonnen berühren konnten, wurde ich dann aber doch wieder ein bissl eingebremst; aber sie hat sich sooo schön fahren lassen. Nach dem Skipperwechsel kurz vor der Einfahrt in den Hafen von Cuxhafen: war sehr spannend, wie Jochen das Schiff im ca. 40 Grad-Winkel vorgehalten hat und wir mit ordentlich Fahrt in den Hafen eingelaufen sind und wieder mal erfolgreich angelegt haben. Natürlich durfte das Anlegerbier mit Sabine nicht fehlen, Jochen hat mit seiner Spezi angestoßen.

Die beiden haben mich gefragt, ob ich noch mit nach Helgoland am nächsten Tag segeln möchte. Ich habe lange überlegt und (jetzt leider im Nachhinein) dankend abgelehnt (ich könnte mir in den Arsch beißen), da die Fähre erst nachmittags wieder zurück fahren würde. Somit ca. 2 Std Fähre, dann mit dem Zug zurück nach Hamburg 1,5 Std fahrt und schlussendlich mit dem Auto 5-6 Std. wieder zurück nach Würzburg, und schließlich am nächsten Tag wieder arbeiten: das wäre ein bissel knackig gewesen. Aber gut: meine Entscheidung ist gefallen ich werde die beiden morgen verlassen. Sind noch schön was Essen gegangen und ich habe noch einen schönen Cocktail getrunken, bevor wir wieder zurück zum Schiff sind und uns hingelegt haben.

Tag 4 Auf der JoSa

Aufgestanden und ich habe meine 7 Sachen gepackt: Schlafsack zusammengerollt und mein Hab und Gut in meinem Rucksack verstaut. Um die Mittagszeit rum habe ich mich von den beiden verabschiedet und habe ihnen erzählt, daß die JOSA in der Nacht mit mir geredet hat:

„Wenn Sie mich vor dem Land beschützen, beschütze ich die beiden vor dem Wasser“.

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, daß nicht die ein oder andere Träne gelaufen ist bei mir. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht noch was für Sabine hätte: habe meinen Rucksack aufgemacht und meinen knallgelben Südwester rausgeholt und habe ihn Ihr geschenkt mit den Worten: Wenn du irgendwann völlig durchnässt am Ende Deiner Kräfte den Niedergang runterkommst, den Südwestern vom Kopf reisst und ihn in die Ecke feuerst, dann denke an mich und wie viel wir die 4 Tage gelacht haben (Anmerkung der Redaktion: nicht zu vergessen die Notration Leberkäs im Glas😉).Habe den beiden Eine gute Reise gewünscht und bin über die Dünen Richtung Hauptbahnhof gelaufen, als ich plötzlich ein Signalhorn hörte. Ich drehte mich Richtung Hafen um und sah Jochen und Sabine auf Deck stehen und mir ein letztes Mal zuwinken (Gänsehautmoment, mir ist es durch alle Gliedmaßen gefahren)

Chris

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Pläne, welche Pläne?

Die Pläne eines Seglers sind bei Ebbe in den Sand geschrieben. Diesen Spruch haben wir schon des Öfteren gesagt und er bewahrheitet sich mal wieder. Seit Ankunft auf La Palma haben wir uns auch entschieden, unsere Pläne etwas zu ändern:

Bisher hegten wir die Absicht, noch heuer über den Atlantik nach Brasilien zu fahren, um im „heimatlichen Winter“, dem Sommer auf der Südhalbkugel, um Kap Horn zu fahren. Dies würde für uns jetzt jedoch wieder Zeitdruck bedeuten und wir müssten die lange Südamerikanische Küste (die übrigens länger ist als die Atlantikpassage!!) im Eiltempo passieren.

In einigen Gesprächen mit Andrea und Dirk, die ausgemachte Südamerika-Fans sind und hier schon viel mit dem Wohnmobil bereist haben, kam dann die Anregung: bleibt doch den Winter über hier und fahrt im nächsten Jahr nach Brasilien. Dann könnt Ihr die Küste entlangfahren, könnt Brasilien und Argentinien gemütlich mitnehmen und der Druck wäre raus. Das war ja die ganze Zeit unsere Angst, immer nur Vollgas geben, um irgendwelche Ziele zu erreichen: schnell über den Atlantik, die Küste runter um dann rechtzeitig, der Jahreszeit entsprechend, in die anspruchsvolleren Segelregionen anzukommen und dabei nichts von Land und Leute mit zu bekommen. Nachdem wir jetzt durch die zwei Wochen hier auf Teneriffa endlich da angekommen sind, wo wir hinwollten – Zeit lassen, und eben Land und Leute kennenzulernen, genießen – haben wir uns entschlossen: genau so machen wir es. Wir bleiben jetzt erst mal den Winter über hier und tingeln die Inseln ab, so wie wir es ursprünglich mal vorgesehen hatten.

Jetzt müssen wir nur noch schauen, ob es irgendwo auch noch freie Liegeplätze gibt, Ankerplätze gibt es auch nicht wirklich viele. Die paar Tage hier auf La Palma waren eigentlich nur im Vorfeld gebucht worden, um aus der EU auszuklarieren und dann weiter. Aber das hat sich jetzt ja geändert, zwei Tage konnten wir hier jetzt noch dranhängen. Vielleicht sagt ja noch einer eine Reservierung ab, wir hoffen. Wir hoffen auch, daß sich die Situation auf den Kanaren ändert, wenn die ARC mal gestartet ist. Wie schon mal erwähnt: Die ARC ist eine große organisierte „Segelregatta“, an der so an die 300 Boote auf einmal über den Atlantik starten, dann sollte ja der ein oder andere Liegeplatz wieder frei werden.

Rückblickend sind wir aber auch froh, daß wir diese Entscheidung erst auf den Kanaren gefällt haben. Segelbekannte die sich schon an der spanisch / portugiesischen Küste Zeit gelassen haben, hängen da fest, da das Wetter im Nordatlantik seit Wochen tobt und an eine Weiterreise nicht zu denken ist.

Wie wir es bereits immer im Vorfeld gesagt haben – „kann sich alles ändern“. Und wer vor hatte, uns mal zu besuchen, kann das ja jetzt gerne tun, die Wege sind ja jetzt noch „kurz und günstig“.

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mal Pause, die Zweite – Teneriffa

Nach der letzten zugestandenen Verlängerung unserer Liegeplatzzeit konnten wir nochmals um einige Tage verlängern, da wieder Welle angesagt war, bei der wir nicht rausfahren konnten. Jetzt waren wir insgesamt 14 Tage in Garachico auf Teneriffa gelegen und haben hierbei dann im Hafen auch noch ein zweites deutsches Gastboot begrüßen dürfen. Dirk und Andrea von der Southeast haben direkt gegenüber unseres Bootes festgemacht.

Wir haben dann auch gemeinsam einiges unternommen. So waren wir zusammen in der Höllenschlucht. „Barranco del Infierno“. Eine Schlucht, für die ein satter Eintritt von 11 Euro genommen wird für einen fest gebuchten Starttermin, damit man einen Helm auf den Kopf bekommt und selbst bis zum Ende der Schlucht zum Wasserfall und wieder zurücklaufen darf. Am Wasserfall soll man sich höchstens 10 Minuten aufhalten und wieder umkehren. (wegen Steinschlaggefahr und begrenzter Zeit). Es war trotzdem eine schöne Tour, in der sich die Vegetation in der Schlucht merklich verändert hat. Auf etlichen Schildern wurde über die Tier- und Pflanzenwelt informiert. War es am Anfang noch eher karg und spärlich, wurde es nach hinten hin feuchter und üppiger. Der Wasserfall war eher ein Fällchen aufgrund des fehlenden Wassers und der aktuellen Trockenperiode.

Wenige Tage später kam dann die Anfrage, ob wir mit Wandern gehen würden, Andrea hätte da eine Tour im Teide-Nationalpark ausgesucht von ca. 4,5 Stunden Wanderung bei ca. 600 Höhenmetern. Diese Tour wäre laut Touristinformation schön für den Nachmittag zu laufen.

Also sind wir morgens um 10 Uhr losgefahren und sind erst einmal noch eine schöne Autostrecke auf einem Bergkamm entlang gefahren, bei der es viele schöne Ausblicke gab. So eine Strecke zieht sich hier auf Teneriffa dann auch etwas, denn man rast bei den vielen Serpentinen mit maximal 60 km/h dahin. Aber wunderschön. Es gab als Zwischenstopp dann noch einen guten Kaffee unterwegs und schon wurden die Wanderschuhe geschnürt. Es sollte eine Temperatur von 14 Grad haben, also mal mehrere Schichten und Regenjacke einpacken, wir sind ja schließlich auf 2000 Meter Höhe. Aber na ja, die Kanaren halt. Von kühlen 14 Grad waren wir weit entfernt und so haben wir bei 21 Grad vor uns hin geschwitzt.

Ging es anfänglich noch moderate Wanderwegen entlang, änderte sich das Ganze dann doch in bergauf auf schmalen Pfaden, die aber gut zu gehen waren. Dann denkst Du, jetzt bin ich oben…..nach der nächsten Biegung geht es wieder bergauf. Mit wunderbaren Ausblicken auf die dichte Wolkendecke, die unter uns lag. Einfach traumhaft!

Aber jeder Berg hört mal irgendwo auf und wir waren wirklich auf dem Gipfel des Guajara auf 2718 Metern (der Dritthöchste Gipfel der Insel) mit einem tollen Blick auf den Teide, der da noch mal 1000 Meter höher ist. Es war jeden Schweißtropfen wert.

Abwärts ging es dann durch eine Schlucht, wo man denkt, da geht es doch nicht weiter! Aber wirklich, auch hier ein schmaler Pfad am Fels entlang, vorbei an Kiefern, über große Steinstufen.

Und Punktlandung! Nach genau 4 Stunden 30 Minuten und 29 Sekunden waren wir wieder am Ausgangspunkt. Noch nie hat eine Zeitangabe für eine Wanderung so genau gepasst. (unsere Pausen inclusive). Sind wir es von Deutschland doch gewohnt, daß da immer viel zu viel Zeit steht.

Es war ein schöner, aber auch anstrengender Tag.

Was haben wir uns noch angeschaut? Wir waren am westlichsten Punkt Teneriffas, am Punta de Teno mit seinem Leuchtturm. Dorthin kann man nicht mit dem Auto fahren. Die entsprechende Straße darf nur von den Bussen, Taxis oder per Fahrrad oder zu Fuß genutzt werden. Also haben wir ab der Straßensperrung den Bus genommen. Dieser fährt im Stundentakt hin und zurück. Hin – eine Stunde schauen – zurück. Das passte bei uns ziemlich genau und wir hatten keine „Durststrecke“. An dieser Busstation gibt es noch einen Wanderweg, der über den Bergkamm führt. Diesem sind wir dann noch eine halbe Stunde nach oben gefolgt, um uns selbst noch etwas zu bewegen. 30 Minuten bergauf – uff. Wieder ordentlich durchgeschwitzt – aber schön. Wir sind dann wieder umgekehrt, nicht daß wir dann im Dunkeln noch irgendwo rumstolpern und Verluste zu verzeichnen hätten.

Punta de Teno:

Wanderweg

Auch haben wir es noch geschafft, in unserem Garachico den Wanderweg PR43 den Berg hoch zu laufen in das darüberliegende Örtchen San Juan del Reparo. Das waren dann auch gleich 480 Höhenmeter auf ca. 4 km hinauf. Also auch ganz ordentlich für mal so zwischenrein. Von diesem Höhenweg hatten wir schöne Ausblicke auf unseren Hafen und den gesamten Ort.

Die letzten 2 Nächte in Garachico waren sehr, sehr kurz. Wir hatten Vollmond, was bedeutet, daß die Tiden stärker ausgeprägt sind. Hat man normalerweise 2 Meter Tidenhub, kommt da dann nochmal was drauf. Und das Wasser kommt dann auch stärker in den Hafen reingedrückt. Dazu die Fallwinde vom Berg herunter, ergab ein sehr starkes Geschaukel im Hafenbecken. Die Fender quitschen, die Festmacherleinen scheuern und rucken stark, wenn sich das Boot hin- und herbewegt. Da wir immer gegen Abend auflaufendes Wasser hatten, fing das Ganze halt immer zur Bett-Geh-Zeit an. Und erst mit Erreichen des Hochwassers, wenn die Tide dann wieder fällt, hörte das Ganze auf und wurde erträglicher. Das war halt immer so ab 2 Uhr in der Nacht. Bis dahin war an Schlaf eigentlich nicht zu denken.

Die größten Sorgen machte ich mir eigentlich über das Auslaufen aus unserem Hafenbecken. Für den Abreisetag nach La Palma war erst mal null Wind mit 2m Welle und später ca. 14 Kn und Welle von 1,7 mtr angesagt. Aber der Skipper hat uns gut rausgeschaukelt, nachdem wir im Hafenbecken Kreise gedreht haben, bis alle Fender und Leinen sicher verstaut waren, damit das nicht draußen auf der Welle geschehen muß. Im Bild oben könnt Ihr vielleicht erkennen, wie schmal die Einfahrt wirklich ist. 2 Booten aneinander vorbei wird nicht funktionieren.

Wir sind dann losmotort in Richtung Westen, die Dünungswelle war schon ganz ordentlich, aber kam in relativ angenehmen Abständen, so daß es gut fahren ging. Nach der kurzen Nacht habe ich mich nochmals hingelegt, bis des Skippers Frage kam „schläfst Du schon?“ Er hatte den Wind gefunden, also nochmals raus und gemeinsam Segel gesetzt. Nachdem ich 2 Stunden geschlafen hatte, legte sich der Skipper nochmals aufs Ohr. Als er dann wieder auf Deck war, ging dann das Vibrieren unseres Großsegels wieder los. Dies passiert anscheinend immer, wenn der Wind ungünstig auf die Vorderkante des Segels auftrifft. Also wieder schauen, wo wir da noch rumzippeln können, daß das besser wird. Bis zu einer gewissen Windstärke kann man das durch die Segelstellung auch etwas ausgleichen, bei starkem Wind ist da nix zu machen.

Der Wind hat sich natürlich nicht an die Vorhersage gehalten. Die Stärke legte permanent zu, so daß wir vor La Palma mit 28 – 32 Knoten Wind und entsprechend ordentlich Welle dahingerauscht sind (mit ordentlichem Krach vom vibrierenden Großsegel). Zum Glück sind wir gleich stark gerefft losgefahren, wobei wir eigentlich noch hätten ins 3. Reff gehen müssen. Da wir aber wußten, wir sind gleich da, hat der Skipper das Ganze ausgesessen und das Ruder geführt.

PS: wir hatten unser Segel ja in Teneriffa  nochmals beim Segelmacher, aber wie Ihr gelesen habt, ist keine Besserung eingetreten. Es vibriert immer noch – diese Baustelle ist also auch noch nicht abgeschlossen.

Das Positive daran: wir waren wesentlich schneller da, als geplant.

Vor der Hafeneinfahrt Santa Cruz de La Palma kam dann zum Glück etwas Landabdeckung, so daß wir plötzlich von 28 Knoten Wind auf quasi null Wind und wenig Welle trafen. So konnten wir die Segel ohne großen Stress bergen und in den Hafen einfahren.

Und nun sind wir in Santa Cruz de La Palma….

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