Monat: Januar 2024

Der große Sprung über den Atlantik – Teil 2

7 Sonntag: Der Tag hat eigentlich angefangen, da hatte der letzte noch nicht aufgehört. Um dreiviertel Zwölf (viertel vor Zwölf für alle nicht Bayern), war der Start zum Durchqueren einer Regenfront. Das volle Programm folgte mir Starkwind, Winddrehern und natürlich Regen. Eben mal das Schiff weiter in den Wind drehen, um sicher vor einer Patenthalse zu sein, Genua bergen und der Spaß konnte beginnen. Ich glaube das war so die erste richtige, natürliche Süßwasserspülung unseres Bootes seit Hamburg, unglaublich. Gegen 3 Uhr (wir reden hier übrigens immer von unserer Bootszeit die wir auf UTC-Time festgelegt haben, um jegliche Verwirrungen mit Zeitumstellung aus dem Weg zu gehen) war der Spuk dann vorbei. Zurück geblieben sind die Wellen und ein zu schwacher Wind, der die Segel bei dem Geschaukel richtig füllt. Das schlagen der Segel gibt wieder mal den Takt an. Ich mach mich dann mal in die Koje und Sabine übernimmt die Wache. Diese war dann irgendwann so angenervt, daß sie die Genua wieder geborgen hat, bei stärker aufkommenden Wind wieder raus geholt, geborgen bei wenig Wind, und ….. Zum Morgengrauen hat sich dann wieder mal zur Abwechslung ein kleiner Schauer ergeben. Bei 29,5 Grad Wassertemperatur (Luft wahrscheinlich noch etwas mehr) und hoher Luftfeuchte dampfen wir so vor uns hin und gegen 9 Uhr kommt dann Final die Genua wieder einmal raus, schließlich wollen wir ja auch möglichst zügig vorankommen, auch wenn uns aktuell ein leichter Gegenstrom von 1,2 kn etwas ausbremst. Und da im Moment kein Seegras zu sehen ist, darf die Angel auch wieder mal ihr Glück probieren.

so hell kann es Nachts sein

8 Montag: Der Wind dreht auf Ost und wir können endlich mal von Raumschot- auf Halbwindkurs ändern. Das ewige Gerolle lässt damit nach, auch die Welle wir weniger, da sich der Wind so bei 4 Bft einpendelt. Hier in der Konvergenzzone, wo der Nordostpassat und der Südostpassat aufeinandertreffen ist es aber auch so ein Glücksspiel mit den Winden. Fährt man zu weit östlich durch diese Zone, kann es passieren das man durch ein sehr großes Flautenloch kommt, durch das der Motor zur Hilfe genommen werden muss. Je weiter westlich wird diese „Gefahr“ geringer, auszuschließen ist es aber trotzdem nicht. Bei uns ist es aktuell so, daß der Südostpassat, nachdem er zum Teil komplett eingeschlafen war, noch nicht richtig wieder in Gang gekommen ist. Wir haben hier momentan eine Windstärke von 3 Bft, in Böen mal die vier, die er normalerweise recht Konstant mit sich bringt. Wollen wir uns aber mal nicht beklagen, immerhin können wir segeln. So wie sich der Tag gegeben hat, konnte sich aber keiner der Winde so recht entscheiden, wer jetzt das Sagen hat, mal der Eine, mal der Andere. So gleich unsere Kurslinie heute der Spur eines Betrunkenen, immer schön eine Schlangenlinie gleichkommend. Hinzu kommt noch in der Zone das es vermehrt zu sogenannten „Squals“ kommt. Kleine Regenfelder mit ordentlich Wind und Regen, davon sind wir aber bisher verschont worden, wir hatten eigentlich nur eine komplette Regenzone mit gelegentlichen Schauern. Ansonsten war der Tag recht ereignislos, wir dachten schon, daß es hier auch keine Tierwelt gibt. Meiden die das Gebiet?! Hatten wir doch die letzten Tage ständig fliegende Fische gesehen, heute keinen einzigen. Unsere Angelköder geniest scheinbar auch nur das Bad im 29 Grad warmen Wasser, kein Fisch interessiert sich für diesen, als uns zumindest am späten Nachmittag doch noch eine Delphinschule besuchen kommt.

9 Dienstag: Im Laufe der Nacht hat sich dann auch der Südostpassat durchgesetzt. Die Windstärke hat sich, bis auf ein paar Schwächephasen, auf 4 Bft eingependelt. Bei der uns gut gewogenen Atlantikwelle ein schönes Segeln. So sitzen wir im leicht schaukelnden Cockpit, schwitzen vor uns hin und nehmen zwischenrein mal eine kühle Dusche an Deck. Am Nachmittag schläft dann der Wind wirklich noch ein. Wir haben nur noch zwischen 6 und 8 kn Wind (2-3 Bft, ist gerade so die Grenze). Wir entschließen uns einfach weiter zu segeln, nicht schnell, aber immerhin. Die kaum noch vorhandene Welle und Wind von der Seite machen es möglich, daß die Segel nicht am Schlagen sind und so kann man es aushalten. So wird die geplante Äquatorüberquerung von Mitternacht eben auf den Morgen verschoben. Das Erreichen unseres Ziels wird es auch nach hinten verschieben. Aber wir werden sehen, laut Wetterbericht… aber lassen wir das, wieso hole ich mir überhaupt noch welchen? Sie stimmen ja nicht wirklich. Heute war es wieder einmal an der Zeit eben diese Daten neu zu holen. Da ich sowieso Online war, habe ich mich auch nochmal mit unserem Stromausfall beschäftigt. Hier kommuniziere ich mit Jens aus unserer Vereinsgruppe, der sich hier für uns voll reinkniet, vielen Dank an dieser Stelle nochmal. So werden Daten ausgetauscht, dies und das ausprobiert und eingestellt, und schon sind wieder 5 Stunden rum, die Zeit vergeht wie im Fluge. Angelerfolg bleibt leider auch aus, so gibt es heute nur einen leckeren frischen Salat, ohne Beilagen halt.

An dieser Stelle muß ich (Sabine) mal etwas über Karlchen erzählen. Wer ist denn jetzt wieder Karlchen? Der aufmerksame Leser hat vielleicht schon mitbekommen, daß Karlchen unser Windrad ist. Leider ist Karlchen nicht so effektiv wie gewünscht (ähnlich seinem Kompagnon zu Hause auf dem Dach), aber er bemüht sich. Zu Karlchen gesellt sich nun Möwi. Möwi ist eine Möwe, die uns schon mehrere Tage begleitet und regelmäßig unser Schiff umrundet. Ich bin ja der Meinung, daß Möwi ein Männchen ist und sich unsterblich in Karlchen verliebt hat. Skipper Jochen hatte schon Angst, daß Möwi Karlchen zu Nahe kommt und dann nicht nur Möwenfetzen, sondern auch Flügelfetzen unserer Rotoren fliegen. Tja, heute Nacht war es leider soweit. In meiner Schicht hat sich Möwi erst mal von hinten an Karlchen herangetastet. Nachdem das erfolglos blieb, meinte er, er müßte mal seitlich auf Tuchfühlung gehen. Was soll ich sagen, wie das ausging? Es gab ein kurzes Flap, dann sah ich einen Schatten abstürzen, der noch gekrächzt hat. Tja, Möwi ist nun wohl Geschichte und Haifischfutter. Aber Karlchen geht es gut und er hat keine Blessuren davongetragen.

nächtlicher Besuch der ohne weitere Blessuren davon gekommen ist

10 Mittwoch: Heute war „DAS BERGFEST“ eines jeden Seglers, wir haben den Äquator überquert. Um 07:26:23 UTC (08:26 MEZ, 05:26 Ortszeit), auf dem Längengrad von 31° 38,622W war es soweit. Zurückgelegt haben wir bis jetzt ca. 4950sm (seit Kappeln wo das Boot ins Wasser gekommen ist), der nördlichste Breitengrad den wir hatten waren 54° 50,88N in der Nähe von Flensburg. Den südlichsten der auf dem Plan steht, ist ca. 56°S, Luftlinie von hier 3800sm. Seitdem sind wir 228 Tage mehr oder weniger unterwegs. Bei aktuellen 29,3° Wassertemperatur, 30° im Schiff bei 81% Luftfeuchte zur Mittagszeit, schwitzen wir, was die Poren so hergeben. Wenn man die Bilder aus der Heimat sieht, wo momentan Schnee und Eis das Sagen haben, wünschten wir uns schon einmal eine kurze Abkühlung. Ab jetzt heißt es: Im Osten geht die Sonne auf, im Norden ist ihr Mittagslauf, im Westen wird sie untergehen, im Süden ist sie nicht zu sehen“. Komische Vorstellung, aber wir haben ja etwas Zeit um uns daran zu gewöhnen. Denn die Sonne steht hier zu Mittag nur oben und unten ist sie nicht zu sehen, und Tageslicht hat man das ganze Jahr hindurch, 12 Stunden hier.

die Äquatorüberquerung

11 Donnerstag: Zu Berichten gibt es eigentlich nicht viel. Dem Südostpassat ist eingefallen, daß er ja auch noch da ist und so sind wir seit den Morgenstunden bei 15kn/ 4Bft unterwegs und unsere Dicke kann bei Halbwind wieder mal zeigen, was sie kann. So fahren wir mit 6,5 bis 7,5 kn Fahrt unserem Ziel entgegen. Das, wie soll es auch anders sein, wir mitten in der Nacht erreichen werden. Am Nachmittag schlägt auch unsere Angel endlich wieder mal an. So gibt es heute zum Abend unseren ersten, kleinen aber feinen, Thunfisch in Form von Sushi. Genau die richtige Größe für Zwei zum Essen für den Abend.

12 Freitag: Kurz vor 2 Uhr UTC erreichen wir die Insel „Ilha de Fernado de Noronha“. Eine Fahrt unter Motor durch das Anker- und Bojenfeld der Boote zeigt, daß es keinen Sinn macht, hier in der Nacht vor Anker zu gehen. Wir entscheiden uns vor allen Booten, Richtung See, zu ankern. Dieser fällt dann bei 25m Wassertiefe. Die Nacht wir sehr unruhig, der Ankerplatz ist schon als sehr „rollig“ beschrieben, aber hier, weit draußen… Am Morgen schauen wir uns das Ganze dann mal bei Tageslicht an. Wir versuchen Abzuwägen wie es weiter geht. Eigentlich wollten wir hier für ein paar Tage bleiben, aber bei so einem Ankerplatz und den sehr hohen „Naturschutzabgaben“ fällt die Entscheidung nicht sooo schwer. Die Insel ist wohl wunder schön, aber die Vernunft siegt letztendlich. Wir werden dann gleich weiter segeln Richtung Festland. So war dann um 15 Uhr, Anker auf und weiter geht´s. Schau´ mer mal, was so ein „Urlaub“ auf der Insel kostet, wenn wir auf dem Festland sind, schließlich machen hier sehr viele Brasilianer Urlaub. Vielleicht kommen wir nochmal zurück, dann aber mit einem anderen Fortbewegungsmittel.

Ilha de Fernando de Noronha

13 Samstag: Wir sind zu schnell! Zudem mittlerweile sehr beständigen Südostpassat gesellt sich noch ein Strom von 1kn dazu, der uns anschiebt. Hatten wir gestern Abend schon darüber gegrübelt, musste heute gehandelt werden. So war nach meiner Freiwache dann ein kurzes Abwägen und Vergleichen der verschiedenen Optionen auf dem Plan gestanden. So muss das einlaufen nach Cabedelo/ Jacaré mit den Gezeiten abgestimmt werden. Die Einfahrt ist eigentlich ein Flusslauf, so ist es besser, oder ratsam, mit auflaufendem Wasser einzufahren. Macht man das nicht, kommt zur Flussströmung noch die Tidenströmung dazu. Mit auflaufendem Wasser verringert sich die Strömung entsprechend und ein er schwach motorisierter Segler tut sich da etwas leichter. Hinzu kommt, daß man nur bei Tageslicht einfahren sollte, da die Einfahrt nicht ganz so breit ist und auch noch Querströmungen vorhanden sind…. ganz schön viel auf einmal zu beachten. Hochwasser ist ca. um 08:30 und 20:30 Uhr, hell ist es soweit auch um diese Zeit. Da man spätestens so 2 Stunden vor Hochwasser einfahren soll, fällt das frühe Hochwasser schon mal aus, da man in der Dunkelheit starten müsste. So bleibt nur das Abendhochwasser. Das heißt auf jeden Fall, vor der Küste nochmal ankern oder auf und ab fahren oder treiben lassen. So reffen wir unsere Segel, um zumindest bei Tageslicht die Küste zu erreichen, sonst würden wir diese wieder einmal mitten in der Nacht erreichen. So langsam macht sich bei mir auch ein mulmiges Gefühl breit. Das erst mal wieder „Festland“ nach all dem Inselhopping. Wir waren das letzte mal in Lissabon auf jenem, das wir am 03.10. verlassen haben, fast vier Monate her. Dazu kommt noch ein neues Land/ Kontinent, Kultur, Klimazonen, Vegetation, Tierwelt … Man liest in der Seekarte schon was von Mangroven, wie schaut die Küste überhaupt aus? Und dann gleich noch so ein riesiges Land wie Brasilien, es ist fast 24x größer als D, fast so groß wie ganz Europa! In der Vorbereitung für unsere Reise war ursprünglich Brasilien nur ein „durchlaufender Posten“, jetzt wollen wir das Land doch etwas näher kennenlernen. Es wird die nächsten Tage an Land dann so einiges zu erledigen sein, um an Infos zu kommen, was wir uns alles anschauen werden. Wie sind Verkehrsmittel vorhanden, was kann erreicht werden in der Zeit, die wir haben? Das Visum für BRA zählt nur für 90 Tage, dann musst du wieder draußen sein, für mindestens wieder 90 Tage. Also müssen wir auch entsprechend eine Weiterfahrt planen, um rechtzeitig in Uruguay zu sein. Langweilig wird es nicht.

14 Sonntag: Kaum hatte ich die Zeilen gestern geschrieben, lies auch der Wind nach und hat seinen Beitrag zur Geschwindigkeitsreduzierung beigesteuert. Als in der Nacht dann eine Regenzelle auftauchte, wurde die „gewonnene“ Zeit aber wieder zu Nichte gemacht, auch wenn wir trocken geblieben sind, war der Wind erheblich. So sind wir dann doch letztendlich kurz vor Hochwasser vor der Einfahrt gestanden. Laut Empfehlung waren wir schon zu spät dran. Die Wellen an der Küste waren aber, trotz des nur leicht ansteigenden Meeresboden, erheblich, ankern hier und jetzt? Ein Blick nochmals in die Seekarte zeigt einen Ankerplatz auf halber Strecke in der Einfahrt. Also weiter, den sollten wir auf jeden Fall erreichen. Als wir dort waren, waren die Bedingungen an Gegenstrom noch sehr gut bzw. noch nicht vorhanden. Da wir jetzt auch die örtlichen Gegebenheiten sehen konnten, entschieden wir uns auch hier weiter zu fahren, zur Not können wir auch wieder umdrehen und eben dort ankern. So haben wir es dann auch bis zur Marina geschafft ohne Probleme. Als wir gerade vor der Anlage den Anker schmeißen wollten, kam uns schon ein Angestellter mit dem Boot besuchen und er unterstützte uns, an einer Boje fest zu machen. Im Anschluß hat er uns auch gleich mit zum Steg genommen, um uns im Büro anzumelden. Nach der Anmeldung und einem kurzen Hallo mit bekannten Booten wurden wir von der SY Margna (mit Cordula, Andreas, Felix) noch gleich zum Frühstück eingeladen. Anschließend brachte uns auch der Angestellte wieder zum Bot zurück, was für ein Service. Im Büro wurde uns von Nicolai ein Termin zum Festmachen am Steg für 11 Uhr vereinbart da hier die Strömungsbedingungen am besten wären. So konnten wir bis dahin noch das Boot vorbereiten, bevor wir dann um 11:30 Ortszeit Leinen fest hatten. Das Ende der Atlantiküberquerung war somit geschafft, nach 1622sm.

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Der große Sprung über den Atlantik – Teil 1

1 Montag:  Der Wettervorhersage nach sollte es zur Mittagszeit Wind geben nach der Flautenzeit, die die letzten Tage bestimmend war. Daher planten wir, am Nachmittag zu starten. So blieb noch genügend Zeit, um ein paar letzte Besorgungen von Frischwaren zu erledigen, sich von einigen Seglern zu verabschieden und letztendlich das Schiff seeklar zu machen. So haben wir dann um 15 Uhr Kap Verden Zeit unsere Leinen gelöst und sind von einigen Seglern verabschiedet worden. Es ist schon eine merkwürdige Stimmung, die dabei herrscht. Es wird gewunken, gehupt und getrötet wie bei vielen der Schiffe, die ablegen für den großen Schlag über den Atlantik. Wir sind dann erst einmal unter Maschine los, um noch unseren Wassermacher zu begnügen, um genug Trinkwasser für die Überquerung zu haben. Kaum aus der Deckung der Hafenbucht draußen ließ der Wind auch nicht auf sich warten, wir setzten die Genua, um die Maschinenfahrt zu unterstützen und schon ging es in Rauschefahrt dahin bis wir ca. 1 Stunde später in die Landabdeckung gekommen sind. Wind wieder so weit weg, daß wir das Segel wieder wegpacken konnten; aber auch nicht so schlimm, da ja unser Wassermacher noch lief und die Batterien, die dabei recht leer werden, müssen ja auch wieder geladen werden. Später als die Landabdeckung eigentlich keine Rolle mehr spielen dürfte, immer noch kein segelbarer Wind. So sind wir dann durch die Nacht motort, leider. Einen Segler, den wir bei Tageslicht noch gesehen hatten, ist dann in der Nacht auch verschwunden. Mal sehen, wann wir den nächsten sehen. Da die meisten sich auf den Weg in die Karibik machen und wir bekanntlich nach Brasilien gehen, trennen sich hier unsere Wege meist.

2 Dienstag: Früh in der Morgendämmerung war es dann soweit: der Wind war da und wir konnten die Segel setzen und uns mit der Kraft des Windes weiter fortbewegen. Gleich noch die Angel ausgebracht, um unser Glück hier zu versuchen. Sabine machte sich gerade für das Bett fertig, da sie die letzte Nachtschicht Wache hat, als die Angelrute sich lautstark bemerkbar machte, als die Leine ausrauschte. Das nennen wir Angelglück! Da diese noch keine 15 Minuten im Wasser war, das nächste Abendessen mit frischen Fisch, einer Goldmakrele, war gesichert. Die Aktion ging auch wesentlich schneller über die Bühne, als bei unserem ersten Fang. Wer hätte das gedacht 😉Ansonsten war der weitere Tag von vielen Winddrehern geprägt, der teilweise einen Umbau der Segel nötig gemacht hat, damit es ja nicht langweilig wird. So schaukeln wir uns langsam ein, Sabine benötigt hier leider immer etwas länger. Nicht unbedingt, daß sie seekrank wird, nein. Es sind Probleme beim Einschlafen mit der Schaukelei, was bei ihr einen Schlafmangel hervorruft. Am Ende des Tages, der sehr bewölkt war und nur gelegentlich einen Blick auf die Sonne zugelassen hat, verabschiedet die sich dann mit einem Abendglühen ohnegleichen, als uns noch ein paar Delphine besuchen kamen.

3 Mittwoch: Beim ersten Lichtschein wieder die Angel raus, vielleicht haben wir ja wieder in der Morgendämmerung Glück. Leider, muss man gleich sagen, wurde daraus nicht. Wie von anderen Seglern schon berichtet, fährt man hier durch rechte Algenteppiche bei den man im 10 Minuten Takt den Köder von diesen wieder befreien muss. Wir haben es dann aufgegeben und lassen unsere Angelversuche erst einmal bleiben. Zur Mittagszeit bin ich dann einmal Online gegangen um mir den aktuellen Wetterbericht zu holen. Nebenbei hat sich dann auch das Handy aktualisiert und in einer Gruppe von unserem Segelverein wurde zufällig gerade das Angeln bei Seegras besprochen, mit dem Hinweis das man es doch mal mit einem Wobbler probieren soll. Dieser ist so konstruiert das er sich ein bis zwei Meter unter der Wasseroberfläche hält. Zufällig habe ich auch so einen an Board, gesagt, getan. Köder gewechselt und ab ins Wasser. Nach zwei Minuten sind wir dann wieder durch so einen Algenteppich gefahren und die Rute hat sich bemerkbar gemacht, so ein Sch… , funktioniert auch wieder nicht. Hat sich wohl die Alge an der Schnur verhängt und ist mit in die Tiefe gegangen um sich am Köder zu verhängen. Also gleich wieder rein, blöder Tipp. Die Leine bis ca. 20 m zum Boot aufgeholt, sehe ich da was Buntes unter Wasser, huhu, doch kein blöder Tipp. Die nächste Goldmakrele war am Haken, und eine halbe Stunde später war wohl das frischeste Sushis das es gibt auf dem Tisch, einfach lecker. Heute Abend gibt es dann den nächsten Teil von dem guten Stück. Aber erstmal herrscht Angelverbot an Bord, bis alle Vorräte aufgebraucht sind. Am späten Nachmittag hat uns ein Tanker überholt, das erste Schiff seit dem Start und wer weiß, wie lange es dauert, bis wir den nächsten sehen. Wir haben ihn gleich mal angefunkt, um unsere Verständigung zu überprüfen, dies hatten wir nach dem Umbau bzw. Austausch der neuen AIS-Anlage noch nicht auf Distanz durchgeführt, bisher nur in direkter Hafennähe. Ich bin etwas erschrocken, was die Sprachqualität angegangen ist, war sie auf 10 sm Entfernung eher schlecht. Hatte ich doch auf der Ostsee schon auf 15 sm gefunkt mit hervorragender Verständigung. Das muss ich bei Gelegenheit nochmal prüfen, ob das auch an uns liegt oder vielleicht doch an dem „Großen“. Unsere Sichtbarkeit über AIS und Radar ist aber gut und somit alles noch im grünen Bereich.

4 Donnerstag: Der heutige Tag hat schon sehr bald angefangen, so gegen 4 Uhr. Der Wind hatte wieder erwarten (lt. Wetterbericht) so zugenommen, daß wir im Dunkeln unsere Segel reffen mussten. Das gleiche ereilte uns dann nochmals gegen die Mittagszeit als der Wind nochmals zulegte, auch davon wieder einmal im Wetterbericht keine Spur. Dabei ist uns eine der alten Leinen von der Lazybag (Die Taschen unter dem Baum, in der das Segel liegt, wenn es nicht gesetzt ist) am Ende aufgegangen, das Ende war vernäht und der Garn wohl schon etwas spröde geworden. Ein Stunde später war der Spuk mit dem Wind dann auch schon wieder vorbei. Die Wellen beruhigten sich auch wieder etwas, so daß wir die Reparatur der Leine gleich in Angriff genommen haben. Dazu musste ich in den Mast hoch, um die Leine durch die Umlenkung zu führen, aus der diese ausgerauscht ist. Bei der aktuellen Atlantikwelle auch kein Vergnügen, aber wer weiß, ob vielleicht die Welle sich nochmal so „Ruhig“ präsentiert und nicht wieder stärker wird. Auf jeden Fall ist das jetzt auch erledigt und unser Segel kann es sich, bei Bedarf, wieder in seiner Tasche gemütlich machen. Nachmittags noch ein kurzer Aufreger, als direkt neben dem Boot ein etwas kleinerer Wal mit geschätzten 6 m Länge auftaucht. In ca. 50 m Entfernung sahen wir noch einen zweiten der in einer Welle mitsurfte, wir gehen davon aus, daß dies das Jungtier dazu war. Leider haben sie sich dann nicht mehr blicken lassen, um eine Foto zu machen. Heute gibt´s dann den letzten unseres Fischvorrates.

5 Freitag: Eigentlich gibt es heute nicht viel zu berichten, bis auf einen Supergau. Zum Wachwechsel am Morgen kommt von mir der übliche Kontrollblick auf die Instrumente, wie auch so oft im Laufe des Tages. Der Batterievorrat zeigt noch eine Kapazität von 30% an, alles im guten Bereich, da ja tagsüber die Solaranlage wieder einiges auflädt. Eine Viertelstunde später gehen alle Instrumente aus, Starten wieder neu, gehen wieder aus. Schon komisch, dacht ich mir. Das sie mal ausgehen und wieder an hatte ich schon einmal erlebt, aber so. Eine Überprüfung hat ergeben, daß die Batterien wohl komplett tot sind. Lithiumbatterien haben eine eigene Überwachung verbaut, die die Batterie abschaltet, wenn etwas nicht passt, aber gleich alle fünf? Mal hier und mal dort nachgemessen, tja, hier kommt nirgendwo mehr Strom raus. Kann ja vorkommen das unsere Batterieanzeige da falsche Werte liefert, kein Problem, Maschine anschmeißen und Batterien wieder laden. Hier den Zündschlüssel rumdrehen und, nichts passiert. Die Starterbatterie, die ein für sich eigenes System und von den Verbraucherbatterien getrennt ist, auch leer. Das komplette Boot ist somit ohne Strom, der Megagau. Zum Glück hatten wir uns ja auf den Kanaren noch mit einem Stromgenerator ausgerüstet, auch als Backup für einen Geräteausfall. Aber das gar kein Strom mehr vorhanden ist, war so nicht auf dem Plan gestanden. So haben wir den Generator aus der Backskiste geholt, angeschlossen und gestartet. Und, nichts passiert, die Batterien werden nicht geladen. Unser Batterieladegerät an Bord schalten wir über ein Touchbedienung aus und wieder an. Der letzte Zustand war natürlich aus. So musste Plan B ran. Zum Glück hatte ich noch mein Batterieladegerät von der Autobatterie mit eingepackt. Mit dem konnte ich dann, und mit Hilfe des Generators, die Bedieneinheit wieder zum Laufen bringen und das Ladegerät einschalten. Und was für ein Glück, die Batterien werden wieder geladen. Die Investition des Generators hat sich soeben bezahlt gemacht, nicht auszudenken, die restlichen 800sm ohne Strom zurück zu legen. Gegangen wäre es schon, schließlich sind wir ja ein Segelboot, aber schön ist was anderes. Schließlich kommt wieder etwas auf die To-Do-Liste, wieso ist die Starterbatterie leer gewesen? Die Überwachung der Verbraucherbatterien kann man hingegen gleich umstellen. Aber das „Wieso“ bleibt erst einmal. Nachdem der ganze Schock sich gelegt hatte, versuchten wir uns am Nachmittag wieder mal mit der Angel. Das war uns aber heute nicht gegönnt. Auch mit dem anderen Köder stellten wir fest, wenn nach 2 min kein Fisch anbeißt, hängt auch hier Seegras dran. Nach dem 10ten mal einholen und sauber machen, blieb der Köder dann an Deck. Dafür entfernten wir zwei tote fliegende Fische und eine Sepia, die sich an Deck verirrt hatten.

Donnergrollen an Bord

6 Samstag: Heute ist ein guter Tag, es ist noch nichts kaputt gegangen oder ausgefallen 😊. Wir sind schon am Überlegen, ob es an uns liegt, oder ob es allen Seglern so geht. Aber vom Hörensagen sind wir da nicht alleine, so ein Boot muss eben schon einiges aushalten. Und das ein oder andere gehört zur Kategorie „learning by doing“ dazu. Da wir jetzt schon über 24 Stunden bei Windstärke im oberen Bereich von 6 Bft (sind zwischen 21 und 27 Kn) unterwegs sind, hat sich auch das Wellenbild geändert, nicht zum Guten. Ab solchen Bedingungen muss jeder Schritt, jedes Handeln an Bord gut überlegt sein, noch mehr wie sonst. Eine falsche/ unüberlegte Bewegung ohne sich fest zu halten kann schmerzhaft Enden. Weil wir keine Lust hatten unnötig bei den Wellen an Deck rum zu turnen, blieb auch die Angel ungenutzt. Das viele Seegras das es immer noch gibt, tat sein übriges dazu, wo kommt das alles nur her?! So war auf dem Tagesprogramm möglichst wenig bewegen angesagt. Und noch was erfreuliches gibt es zu Berichten, wir hatten zur Mittagszeit Bergfest. Ab jetzt zählt die Entfernung zum Ziel Rückwärts. Wir sind dann jeweils ca. 650 sm vom nächsten Landzipfel entfernt gewesen. Während ich die Zeilen schreibe, lässt der Wind auch allmählich nach, so auf den unteren Bereich von 6 Bft. Liest sich nicht viel, macht sich aber deutlich bemerkbar, die Wellen sind nicht mehr ganz so ruppig und somit ist es auch auf dem Schiff deutlich angenehmer.

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Afrika – Cabo Verde

Ah, war das schön. Schlafen vor Anker, ohne von links nach rechts zu rollen und mit dem Skipper nebendran – da schläft es sich schon vieeeel besser.

Nach dem Frühstück haben wir gleich in die Marina verlegt und haben einen „Außenliegeplatz“ und somit das Ankerfeld, die Zufahrt und die Tankstelle im Blick. An uns kommt keiner vorbei!!!

Wir wurden auch, kaum daß wir festgemacht hatten, von Andre und Tasja begrüßt, für die wir zwei Pakete von Gran Canaria mitgebracht haben. Die beiden haben schon sehnsüchtig auf uns gewartet, denn sie wollten endlich los. Somit war das ein „Hallo, schön daß Ihr das seid“ und „Tschüss, Gute Fahrt“ gleichzeitig.

Auch haben wir mal wieder die TO-Boote im Hafen abgeklappert, um zu sehen wer noch so da ist. Wir sind hier doch schon eine ganz schöne Truppe und haben gleich an diesem Abend noch ein spontanes TO-Treffen in der Pizzeria auf ein paar Getränke.

Wir haben natürlich vorher noch unseren restlichen Fisch zubereitet. Diesmal habe ich das Messer bemüht und aus dem Fisch zwei Filets geschnitten. Das ging besser, als ich erwartet habe. Ich bin guter Dinge, daß das in Zukunft flutscht. Er war wieder sehr lecker und eine gute Grundlage für unsere Ankommensdrinks.

Tagsüber haben wir uns erst einmal bemüht, daß unsere nötigen Reparaturen auf den Weg gebracht werden. Entgegen aller vorherigen Informationen bekommt man hier in Mindelo doch ziemlich alles gut geregelt, man muß halt ein paar Leute fragen. Aber direkt vor Ort ist ein Händler/Werkstatt, die einem Deutschen gehört, der gleichzeitig die TO-Vertretung hier ist. Wenn die etwas nicht machen können, dann wissen sie, an wen man sich wenden muß.

Auch ist die Versorgung mit Lebensmitteln nicht so knapp, wie gerne geschrieben wird. An manchen Tagen gibt es halt nicht alles, aber prinzipiell wird man hier nicht verhungern und sich ganz gut eindecken können. Klar, ist teilweise etwas teurer, weil vieles importiert werden muß.

Die Insel Sao Vincente, auf der wir sind, hat leider nicht so viel zu bieten. Eine karge Insel mit ganz wenig „Grün“. Hier ist wirklich nur die Stadt Mindelo der Anziehungspunkt. Gut, es gibt noch den „Turtle Beach“, zu dem wir auch mit Matthias + Katja von der Chilly hingefahren sind. Dort kann man mit Schildkröten schnorcheln. Ein langer Sandstrand mit einheimischen Fischern und eben einigen Booten der Schildkrötenausflügler. Die füttern die Kröten mit Algen etc. an, so daß die zahlenden Gäste auch wirklich welche sehen. Wir Nichtzahler wurden höflich gebeten, hier nicht zu schnorcheln, sonst müssten wir bezahlen. ??? Naja, wir hatten sie ja vorher schon gesehen, bevor die Ausflugsboote aktiv wurden.

Nach diesem Trip sind wir dann noch die gesamte Insel abgefahren. Das geht ziemlich zügig, gibt es hier doch irgendwie nur drei Straßen, die die drei Hauptorte verbindet.

Viel schöner gestaltete sich da der Ausflug zur Nachbarinsel Santo Antao. Hier haben wir zusammen mit der Crew der Chilly und der Hello Gitti einen Tagestrip gebucht. Mit der Fähre in einer Stunde rübergefahen und dort von einem einheimischen Taxiguide herumgefahren worden. Diese Insel ist sehenswert. Ist sie doch abwechslungsreich, zum Teil grün mit beeindruckenden Schluchten. Wieder ein Wanderparadies, wenn man sich hier mehrere Tage aufhält. Und auch unser „Mittagsimbiss“, der eher einem kompletten Abendessen glich, war sehr lecker.

Unsere Reparaturen gehen auch voran. Die Relingstützen sind beim Richten, der Skipper hat die Genua genäht, den Halterung am Spibaum wieder ordentlich angebracht und widmet sich nun den Lackierarbeiten. Wenn die Relingstützen schon weggeschraubt sind, dann kann man doch gleich mal die ganzen Farbabplatzungen entfernen, schleifen, grundieren und lackieren.

Also ist auch jeden Tag etwas zu tun. Langweilig wird uns nicht. Nach 7 Tagen im Hafen waren wir bisher noch nicht einmal auf dem Markt oder beim Einkaufen.

Die Abende klingen regelmäßig mit einem Absacker in der Hafenbar aus.

Auch mit unseren umliegenden Nachbarbooten haben wir gute Kontakte, so daß wir langsam international werden. Inzwischen hat uns unser britischer Nachbar Toni verlassen mit der Bitte, ob wir ihm ein Paket mit nach Cabedelo in Brasilien mitnehmen könnten. Er hatte sich einen neuen Propeller bestellt, der leider noch nicht angekommen ist. Seine Aussage war so ungefähr:

„wenn wir uns in Cabedelo nicht mehr treffen, dann habt Ihr halt einen neuen Propeller“ Tja, der würde nur leider nicht zu unserer Maschine und Welle passen. Also ich denke, wir werden Toni auf alle Fälle in Brasilien treffen und ihm sein Paket geben. Vorausgesetzt, es kommt noch an, so lange wir da sind. Aber die Chancen stehen gut.

Der Ursprungsplan, hier nur circa 3 Tage zu verbringen wurde ja aufgrund der Reparaturarbeiten gleich mal auf eine Woche verlängert. Jetzt kommt aber noch hinzu, daß über dem Atlantik auf Höhe der Kanaren ein ordentliches Tief einiges aufwirbelt. So soll jetzt zur Mitte der Woche die daraus entstehende Welle hier unten ankommen mit ordentlichen Höhen in kurzen Abständen. Und dazu fast kein Wind, eher eine Flaute. Da macht das Segeln (oder Motorfahren) wirklich keinen Spaß. So daß selbst die, die diese Woche Montag losfahren wollten, entschieden haben, wir warten bis nächstes Wochenende und schauen mal, wie sich das entwickelt. Wenn man schon eine Fahrt über den Teich mit cirka 20 Tagen hat, dann möchte man nicht schon mit der Gewissheit losfahren, daß man die ersten 5 Tage nur großes Geschaukel hat. Somit sind wir hier weiterhin eine große Truppe an deutschen Booten.

Zwischenzeitlich haben wir neue Bootsnachbarn bekommen. Eine zusammengewürfelte Männertruppe aus spanischsprechenden Ländern. (Spanien, Argentinien, Chile, Dänemark (!?!?)…) Sehr nett. Damit wir in Südamerika wieder „online“ gehen können, hat Jochen unser Starlink von Europa versucht auf Südamerika umzustellen. Hierfür muß man eine „Heimatadresse“ angeben. Der Versuch, dies auf eine Marina in Brasilien zu machen, scheiterte daran, daß man für eine Anmeldung auf Brasilien eine brasilianische Steuernummer benötigt. Was tun? Fragen wir doch mal den Nachbarn, der kommt doch aus Chile. Und nach mehrfachem Hin und her wegen der Verständigung und zwei „Zwischenübersetzern“ haben wir nun eine Heimatadresse in Chile bei Manuel. 😊 Somit sind wir guter Dinge, daß wir in Südamerika erreichbar sind und jederzeit unsere Wetterdaten problemlos abrufen können.

Die Tage vergehen hier mit lange ausschlafen, eine neue Farbschicht auftragen, Nachbarboote besuchen, in die Stadt laufen und Dinge besorgen. So sind ganz schnell zwei Wochen hier rum, ohne daß wir es bisher geschafft haben, am Stadtstrand zu baden.

Nun treffen auch wir die letzten Vorbereitungen, um endlich unseren „großen Sprung“ über den Teich anzutreten. Die Reparaturen sind abgeschlossen, das Rigg gecheckt, die Rettungsmittel nochmals getestet und Frischeproviant (soweit hier möglich) aufgestockt. Gestern haben wir bereits zwei deutsche Boote verabschiedet und wir werden wohl am Montag auch mit 2 weiteren Booten losfahren. Alle sind hier auf dem Sprung und warten das passende Wetterfenster ab. Dann werden wir wieder für etwa zwei Wochen „not available“ sein und nur blau, blau, Delfine, Wale und Fische sehen – und als Highlight vielleicht einmal einen Frachter.

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Adieu Europa

Unsere Tage auf Gran Canaria sind gezählt. Haben wir die letzten Tage vor Weihnachten damit verbracht, noch einige Dinge zu besorgen wie z.B. neue Wanderschuhe für Jochen, da sich bei seinen aktuellen die Sohle löst und schon das Nachkleben beim Schuster nur für kurze Zeit gehalten hat.

Wohin auf Gran Canaria, um Wanderschuhe in Größe 47 zu bekommen. Uff – die Spanier haben wohl eher kleinere und dafür breitere Füße. Das Sortiment hört regelmäßig bei Größe 45 auf, mit Glück gibt es mal ne 46. Endlich im letzten Laden, der natürlich am weitesten Weg von der Marina ist, sind wir fündig geworden. Naja, eher ein Kompromiss. Ein Schuh, der endlich in der Länge passt, aber eigentlich etwas zu weit ist. Sollte aber mit den Einlegesohlen und Socken zu regulieren sein. Ein ganz toller Bergsportladen mit gutem Sortiment. Merken: LIMA Sport in Las Palmas. Und sehr kompetenter Beratung, der auch genau wußte, wo er noch welche Schuhe stehen hat.

Den Heiligabend haben wir noch als Abschiedsabend im Hafen genossen. Nach allen Telefonaten mit der Familie kamen Kai von der Sailaway sowie Till und Volker von der VEGA zum Abendessen zu Besuch. Eigentlich hatten wir Kai eingeladen, da er sich hier nochmals mit uns verabredet hat und „extra für uns“ pünktlich zu Weihnachten nach Las Palmas gesegelt kam. Heiligabend morgen kam dann der Anruf von ihm, ob er denn noch 2 Freunde mitbringen dürfte. Die sind jetzt auch extra wegen ihm nach Las Palmas gekommen, um mit ihm Weihnachten zu verbringen. Gut – die zwei wollten wir eh endlich persönlich kennenlernen, planen sie doch genau wie wir die Route nach Südamerika.

Nach dem Essen kamen dann noch unsere beiden holländischen Nachbarn Herma und Andre mit an Bord zur geselligen Runde.

Am 1. Weihnachtsfeiertag hieß es für uns, dann zeitig aufstehen und Boot vorbereiten. Pünktlich wie geplant, sind wir um 9 Uhr aus dem Hafen ausgefahren. Andre half noch beim Ablegen und Kai hat in seinem Schlauchboot vor der Hafeneinfahrt zum Abschied bereit gestanden und gewunken.

Nun geht es cirka 7 Tage lang Richtung Südwesten, nach Mindelo auf der Insel Sao Vincente der kapverdischen Inseln.

Vor der Hafeneinfahrt heißt es durch die ganzen vor Anker liegenden Frachter durchschlängeln. Leider steht hier wieder eine ganz blöde Welle, was sich aber nach und nach gebessert hat je mehr Abstand wir zur Küste gewinnen konnten.

Ab jetzt sollten wir einen beständigen Wind immer aus nördöstlicher Richtung, also von hinten haben. Gegen Abend haben wir dann zum ersten Mal unsere Segel in die Schmetterlingstellung gebracht: die Genua auf die Backbordseite und das Großsegel auf die Steuerbordseite. Das gibt den maximalen Vortrieb bei Wind von hinten. Die Windsteueranlage fährt schön ihren Kurs.

unsere beiden Segel in Schmetterlingsstellung

Die Welle ist nicht ganz so schön, zusammen mit den Böen ist das etwas ruppig, aber wir kommen gut voran.

Und püntklich zum Ende der Nachtschicht gegen 6 Uhr passiert es dann: die Windsteueranlage fährt das Boot aus dem Ruder und verursacht uns eine Patenthalse. D.h. Das Großsegel bekommt von der falschen Seite den Wind und schlägt mit  voller Kraft auf die andere Bootsseite über. Wir hatten zwar einen Bullenstander gesetzt (dies ist eine Leine, die den Baum nach vorne Richtung Bug fixiert, so daß der Baum eigentlich nicht überschlagen kann), aber dieser hat leider der Kraft nicht gehalten. Meist geht hier etwas kaputt, bis hin zum Mast- oder Baumbruch, bei uns natürlich auch. Falsch: der Bullenstander hat gehalten, hat aber alles mitgerissen was ihm in den Weg gekommen ist: Eine angeschweißte Relingsstütze ist abgerissen, zwei weitere sind verbogen, die Curryklemme vom Traveller ist mitsamt Holz ausgerissen, ein Doradenlüfter ist weggeflogen und die Sprayhood hat jetzt Schmauchspuren von der Leine des Bullenstanders in rot und gelb und zwei kleine Löcher.

Es läuft also!!!

Nun war auch der Skipper einmal ratlos wie es weiter geht?!

Option 1: weiterfahren und hoffen, daß wir das in Mindelo reparieren können

Option 2: umkehren nach Las Palmas. Da kriegen wir sicher alles repariert. Bedeutet aber, daß wir jetzt die Strecke gegen den Wind, die Welle und mit 1 Knoten Gegenstrom anfahren müssten. Das wäre ein hartes Stück Arbeit und mit erheblichem Zeitaufwand verbunden.

Also wählen wir Option 1, und weiter geht es.

Die Gute Nachricht von heute: wir haben ein Etmal von 157 Seemeilen (Strecke innerhalb von 24 Stunden).

Der 2. Tag läuft nun etwas langsamer, aber auch insgesamt ruhiger. Am Nachmittag besucht uns wieder einmal eine sehr große Delfinschule, wir schätzten so ca. einhundert Tiere, sie waren rund ums Boot überall. Der Angelerfolg blieb leider bisher aus. Es geht durch die Nacht ohne Probleme und Aufreger.

Am 3. Tag wird der Wind schwächer, wir dümpeln so dahin, bis am Nachmittag der Wind so wenig wird, daß die Segel nur noch am Schlagen sind. Um Material zu schonen, runter damit und Motor an. Aber nach 3 Stunden kommt der Wind zurück, so daß es wieder mit dem Segeln weiter gehen kann. Also Lappen wieder hoch und ab durch die Nacht.

Noch immer kein Angelerfolg – wieder kein Sushi.

Der 4. Tag fängt wieder ganz gemütlich an. Wollen wir nicht mal unseren Blister setzen? Ach, wir haben ja eh nichts zu tun. Normalerweise ist immer cirka eine Stunde rum, bis der rausgekramt und gesetzt ist. Heute dauert es noch etwas länger, da er von unserer letzten Aktion auf der Biskaya, in sich noch total verdreht ist und der Skipper erst einmal die Leinen entwirren muß, damit er sich ordentlich setzen und auch wieder bergen lässt. Das hatte auch geheißen, hoch in den Mast auf offener See. Langsam gibt es auch hier Übung.

Aber irgendwann hängt unser blau-weiß-rotes Glück und zieht uns Richtung Ziel. Ohne Geschlage, ohne Gerolle. Ein Traum.

unser Blister zieht uns durch die Nacht
Sonnenuntergang sieht so aus…..schööön

Wieder einmal Delfine und wieder kein Glück beim Angeln. Aber die Köder werden schön abwechselnd gebadet.

Ein ereignisloser 5. Tag. Nix geangelt, dafür wieder Delfine. Heute Nacht soll der Wind stärkere Böen bekommen, die für unser Leichtwindsegel nicht mehr geeignet sind. Also das wieder runter und die anderen Segel hoch. Da ist es wieder: das schlagen der Genua. Daher die Überlegung, das Großsegel auch wieder zu bergen. Vielleicht bekommt die Genua dann genug Wind und damit mehr Druck, so daß diese nicht mehr schlägt. Ist besser, aber nicht weg.

Das ist halt so bei wenig Wind und Welle: Wenn das Segel den Wind bekommt, steht es schön und zieht das Boot nach vorne. In der Theorie und Praxis bei glatter See (die es bei Wind auf dem Atlantik aber nicht gibt…). Dann kommt aber eine Welle, das Boot schaukelt etwas. Somit steht die Genua in diesem Moment nicht mehr richtig im Wind, da sie durch die Bewegung Gegenwind bekommt, und fällt in sich zusammen. Schaukelt das Boot dann wieder in die andere Richtung, bekommt die Genua wieder Wind und bläht sich mit einem Schlag auf. Und das macht zum Teil ordentlich Krach. Zur Erklärung, unsere Mastspitze macht einen Weg von 3- 5m bei jedem Schaukel innerhalb von sehr kurzer Zeit was den „Gegenwind“ verursacht. Jetzt würden schlaue Leute oder erfahrene Segler wieder sagen: ja, wenn da aber jemand am Ruder steht, das kommen sieht, kann er ja schon gegensteuern?!?! Ja, schon. Das würde aber heißen, daß da 24 Stunden am Tag jemand hinter dem Ruder stehen müsste. Und wer macht das schon auf Langfahrt?

So geht es also durch die Nacht mit rollendem Boot und gelegentlichem Schlagen der Genua.

6. Tag

Sonnenaufgang – auch immer wieder schön

Es rollt und rollt und rollt. Der Wind steht wieder günstiger für Schmetterling. Also gesetzt und es wird etwas besser. Sonst wieder nix. Ach: bis heute noch kein Angelglück. Haben andere an dieser Stelle schon ihren 4. Fisch präsentiert, sind wir noch nicht mal bei Nummer 1.

7. Tag

Der Wind legt etwas zu, wir kommen etwas flotter voran. Und dann: „Walblas“. Sind wir wohl an einem schlafenden Wal keine 100m vorbeigefahren, leider viel zu schnell mit 7 Knoten, so daß wir wirklich nur ein paar kurze Blicke darauf werfen konnten. Endlich mal ein großer Wal!

Und es geht weiter: beim Kontrollblick stelle ich fest, daß der Spibaum an den Wanten anliegt und die Sicherungsleinen locker sind. Beim genauen Hinsehen stellt sich dann heraus, daß der Topnant-Beschlag sich am Spibaum gelöst hat und das ganze Gewerk nicht mehr richtig fixiert ist. Also: Genua reinholen und Spibaum bergen. Wieder eine Aktion bei Geschaukel. Wieder eine neue Aufgabe auf der To-Do-Liste des Skippers für den Hafen.

Kaum sitze ich im Cockpit und Jochen ist noch auf dem Vorschiff. „Die Angel rauscht aus!“ Ein Fisch? Endlich ein Fisch? Der Skipper an die Angel, kurzes Aufzittern – weg. Kein Fisch mehr dran, aber dafür noch der Köder. Wenigstens nicht auch noch den verloren.

Noch nicht mal 12 Uhr und schon so viel Aufregung.

Wieder ein kurzer Blick zur Genua. Da stimmt doch was nicht…Jetzt ist auch hier noch der Achterliekspanner defekt! Noch etwas auf der Liste für den Hafen.

Wir haben mit unseren neuen Segeln echt kein Glück…..

Der Nachmittag verläuft relativ ruhig. Dies wird unsere letzte Nachtfahrt werden. Ich fange gegen 17.30 Uhr gerade an, die Kartoffeln für unser Abendessen zu hobeln (Kartoffelpuffer) und das Cockpit liegt auch noch voll mit den ganzen Leinen, die wir abgebaut hatten, als die Angel erneut ausrauscht.

Jochen geht an die Angel – und tatsächlich ein Biss. Jetzt wird es wieder etwas hektisch….unser erster Fang?! Erst mal alles herholen, darauf waren wir ja gar nicht mehr eingestellt. Kescher und Gaff zum einholen des Fisches, Messer, Wasser zum Deck wässern, und, und… Die Angelschnur wird weiter eingeholt, ein erster Blick auf den Fang: es ist eine Goldmakrele, die am Köder genascht hat. Kurze Zeit später, der Fisch ist an Bord und auch entsprechend getötet. Und jetzt? Learning by doing. Wir haben noch nie selbst einen Fisch ausgenommen oder zerlegt, jetzt wird es lustig. Der Skipper kniet auf dem schwankenden Achterdeck (ist ja noch ordentlich Seegang) und schwingt fleissig das Messer. Es sieht zwar noch etwas unbeholfen aus, aber irgendwann ist der Fisch ausgenommen. Gleich noch überflüssiges abschneiden was man eh nicht isst. Geht doch!

Als Anfänger hat das doch etwas länger gedauert, da wo geübte Angler mal 10 Minuten für brauchen, sind wir über eine Stunde beschäftigt. Daher beginnt auch langsam die Leichenstarre. Daher Fisch in zwei Hälfte, ab in den Druckverschlussbeutel und in den Kühlschrank. Heute wird der eh nicht mehr zubereitet, die Kartoffeln sind ja schon halb gerieben und werden schon braun – ich muß jetzt dringend mal unser Abendessen fertigstellen, bevor ich es über Bord kippen kann. Morgen abend gibt es frischen Fisch.

Die Nacht verläuft wie die letzten Nächte auch und morgen werden wir endlich „Land in Sicht“ haben. Es ist heute Nacht Silvester. Da ich die Nachtwache habe und mich gegen 20.30 Uhr auf’s Ohr haue, verschlafe ich das natürlich und Jochen sitzt alleine im Cockpit. Ja, ist auch nur eine Nacht auf See wie jede andere, nur daß irgendein Frachter oder Fischer mal einen Funkspruch absetzt „Happy new Year“

8. Tag

Ja wirklich, da hinten im Wolkendunst zeichnet sich ein Gipfel ab. Kennt Ihr das Gefühl, wenn man das Ziel vor Augen hat und im „Segeltempo“ drauf zu fährt? Jochen scheint es nicht zu stören, ich werde eher unruhig – ich will jetzt endlich da sein!

Land in Sicht!!!!

Kurz vor den Inseln wird es wieder etwas ruppiger, da auch hier wieder der Düseneffekt des Windes zwischen den Inseln ist. Und auch der rasche Anstieg des Meeresbodens von über 4000 Metern auf jetzt nur noch 60 Meter macht sich in den Wellen bemerkbar. Doch Skipper Jochen schaukelt uns schön auf unser Ziel zu, das wir dann gegen den frühen Nachmittag erreichen.

Kurz vor dem Hafen die Segel bergen und die Marina anfunken, damit wir ein schönes Plätzchen bekommen. Was da los? Keiner antwortet. Na, dann halt doch vor der Marina ankern. Vielleicht ist noch Siesta? Gerade noch beim Boot aufklaren, kommt schon ein Dinghi angefahren, die uns begrüßen. Sie sind gerade auf dem Weg zum Baden und waren selbst etwas verwundert, daß die Marina nicht antwortet. Sie schauen mal, wenn sie wieder im Hafen sind und sagen den Jungs dort Bescheid.

am Ziel….

Egal, wir bleiben halt erst mal heute Nacht vor Anker, wir werden eh ziemlich bald schlafen. Heute gibt es dann Fisch zum Abendessen. Aber wie machen wir ihn? Wir entscheiden, daß wir den „halben Fisch“ so wie er ist, in die Pfanne werfen. Dauert zwar etwas länger, bis er durch ist, aber wir sparen uns dadurch das Filetieren.

Ich muß sagen, frische Goldmakrele ist echt lecker. Morgen gibt es dann den zweiten Teil des Fisches….

Aber darüber dann mehr im nächsten Beitrag.

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