Wir haben Euch von der beeindruckenden Einfahrt in die Inner-Bay erzählt. Wir müssen Euch sagen, die ganze Bucht war sehr imposant. Eine unberührte, üppige Natur. Wir haben gleich am ersten Tag in unserer Bucht bei schönstem Wetter einen Landgang gestartet. Schönes Wetter muß hier ausgenutzt werden!!!
Ausgerüstet mit Macheten und Verpflegung sind wir zu viert in unseren Fred und haben einen Zugang zum Land gesucht. Wir wollten versuchen, den Weg Richtung Wasserfall und See einzuschlagen, was hier nicht so einfach ist. Die Büsche und Sträucher wachsen sehr dicht. Man läuft auf einer dicken Schicht Moos und sinkt bei jedem Schritt etwas ein. Der gesamte Untergrund ist feucht – kein Wunder, hier regnet es häufig. Und man kann es kaum glauben, wenn man das Wetter hier sieht: es gibt unwahrscheinlich viele verschiedene Pflanzen, die ihre Blüten ausbreiten. Jetzt ist hier alles in den Startlöchern. Der Sommer ist kurz und für uns gefühlt ziemlich kühl. Ist die Sonne da und kein Windhauch zu spüren, dann fühlt es sich auch wie Sommer an.
Wir können gar nicht beschreiben, wie es hier ist. Man denkt, man ist im Märchenland. Schaut Euch einfach die Bilder an und lasst es auf Euch wirken. Auf den Gipfeln der Berge liegt noch Schnee.
Bis zum Wasserfall haben wir es natürlich nicht geschafft – das wäre eine Mehrtagestour bei diesem Vorankommen bzw. müssten wir uns ein Schlauchboot mitbringen, um über den See zu fahren. Selbst an dessen Ufer sind wir nicht wirklich rangekommen.
Wir haben noch einen weiteren Versuch unternommen, eine weitere Tour zu gehen. Tja, da waren wir falsch im Timing. Da sind wir bei Niedrigwasser losgefahren und hatten keine Chance, irgendwo ans Ufer zu kommen und unseren Fred sicher alleine zurück zu lassen. Also sind wir bei dieser Tour dann einfach noch mal mit Fred die Bucht abgefahren und auch nochmals raus in die „Outer-Bay“. Sehr beeindruckend zu sehen, wie die schmale Durchfahrt bei Niedrigwasser aussieht. Kaum zu glauben, daß wir da durchgefahren sind.
Einen weiteren Spaziergang haben wir dann doch noch unternehmen können. Dies war aber nur ein sehr kurzer Ausflug an den kleinen, vorderen See.
Schnell sind hier die Tage vergangen an dem wir noch einen Ausflug zum großen See unternommen haben und noch die ein oder andere kleine Reparatur erledigen konnten. So sind wir schließlich in die Planung gegangen, wann sich denn ein passendes Fenster auftut. Diesmal war nicht nur der Wind maßgebend:
- Wir brauchen als Abfahrtstermin den Hochwasserstand, damit wir durch die Durchfahrt kommen. OK, wir könnten notfalls nochmals in der äußeren Bucht vor Anker gehen.
- Wir müssen die „Le Maire Street“ queren. Das ist die Meerenge zwischen der Isla de los Estados und Feuerland. Und die ist berüchtigt!!! Hier ist eine sehr starke Strömung, da sich der Strom durch diese schmale „Tür“ zwängt. Wenn dann Wind gegen Strom steht, kann sich hier sehr unangenehme, ja gefährliche, Wellen bilden. Wir sollten also tunlichst durch diese Meerenge fahren mit Strömung.
- Der Wind muss von der Richtung passen und sollte von der Stärke her natürlich auch noch halbwegs ok sein.
Also haben die beiden Männer wieder stündlich die diversen Wettermodelle angeschaut und diskutiert. Die Vorhersagen ändern sich hier halt ständig und man muß permanent drauf schauen, um eine Tendenz zu sehen. Die Entscheidung fiel dann, daß wir am Montagabend (16.12.) um etwa 21 Uhr Hochwasser haben und dazu eine Flaute mit der Strömung Richtung Süd. Super – lieber fahren wir unter Motor und sind auf der sicheren Seite bevor wir irgendetwas riskieren.
Gesagt, getan, die Boote wurden tagsüber entsprechend vorbereitet und gegen 19 Uhr haben wir angefangen, die Landleinen nach und nach zu lösen und sind dann kurz vor Hochwasser aus der Inner Bay ausgefahren. Diese Uhrzeit ist kein Problem, da wir ja im Südsommer sind und entsprechend lange Licht haben. (Genau wie in Skandinavien im Nordsommer). Wir wollten auf alle Fälle bis in den Beagle Kanal kommen und dort einen sicheren Ankerplatz anlaufen.
Und es hat wieder einmal sehr gut geklappt. Ganz zum Anfang hatten wir eine kurze Phase von wilden Wellen, als wir aus dem Schatten der Insel um das Kap gefahren sind. Dort haben sich solche aufgebaut, da es hier ein schnell ansteigende Unterwasserlandschaft hat. Aber dann im tiefen Wasser wieder alles easy. Und wir hatten Strömung mit!!! Normalerweise fahren wir unter Maschine circa 5,5 Knoten Marschgeschwindigkeit. Wir hatten dann zeitweise über 10 Knoten Fahrt über Grund auf unserer Anzeige. Eine Strömung von 4 – 5 Knoten hat uns mit angeschoben, in der Spitze waren es 5,8 kn von leicht quer ab, welche uns unsere Instrumente angezeigt haben. So haben wir die 25 Seemeilen der Meerenge schnell passiert und konnten in den Beagle einbiegen. Zwischendurch konnten wir auch mal ein Stück segeln.
Der Skipper hat den Motorlauf genutzt um wieder einmal unseren Wasservorrat aufzufüllen. Aber kaum verschwindet er unter Deck, um den Wassermacher zu starten, muß ich ihn schon wieder rufen….“Walblas“. Da kommt er natürlich gleich wieder nach oben. Beim nächsten Anlauf muß ich ihn schon wieder rufen, da Delfine Pirouetten springen. Bevor jedoch der Foto klar war, war das Spektakel auch wieder rum – die werden halt auch müde…. Wale, Delfine, Pinguine – was will man mehr?
Im Beagle Kanal hatten wir dann meist Wind von vorne, aber in einem dermaßen ständigen Wechsel von Windrichtung und Windstärke, daß wir nur motort sind. Wir hatten uns im Vorfeld mehrere Optionen an Ankerplätzen ausgesucht. Nur die passten jetzt so gar nicht mehr zur aktuellen Windrichtung, die so ganz anders war als die Vorhersage. Also ganz schnell nachschauen, welcher Ankerplatz denn einigermaßen geeignet ist und diesen angesteuert. Um 18 Uhr fiel dann unser Anker bei Winden über 20 Knoten – wir lagen sicher und ruhig. Der Wind lies dann auch nach und sogar die Sonne bemühte sich noch einmal aus ihren Wolken. Was für eine Natur!!!
Am nächsten Morgen hieß es bald raus und losfahren. Wir wollten ja heute bis Ushuaia kommen – unserem letzten Ziel in Argentinien. Es war auch gleich wieder ordentlich Wind, so daß wir sofort die Genua gesetzt haben. Tja, aber wir sind halt in einem Kanal mit vielen, hohen Bergen. Wind da, Wind weg, Wind da, starke Böen, Wind von links vorne, Wind von rechts vorne: ein ständiges Gefummel am Segel, aber wir konnten segeln. Irgendwann hatte der Wind aber soweit gedreht, daß er meist nur noch von vorne gekommen ist, das war uns dann zu blöd und wir haben die Genua weggepackt und unser Großsegel im 2. Reff als Stützsegel gesetzt und dazu den Motor wieder angeworfen. Zwischendurch dann mal eine Regenzelle mit Hagel und Windböen bis weit über 30 Knoten. Welcome in Patagonien –wir sind wirklich angekommen!
In der Bucht von Ushuaia haben wir ein „Windloch“ genutzt, um das Großsegel wieder zu bergen. Jochen geht an den Mast und will gerade das Segel runter lassen, Schwupps – da ist sie wieder die Böe bis zu 30 Knoten. Oh je, und da wollen wir in die Marina fahren und an einem anderen Schiff anlegen?
Also neben den üblichen Vorbereitungen für die Hafeneinfahrt (Fender anbringen, Leinen vorbereiten) auch mal den Anker vorbereitet. Vielleicht werfen wir doch lieber erst einmal den und warten auf bessere Bedingungen für die Einfahrt in den Hafen?
Aber es ging alles gut, der Hafenmeister Uka, den wir schon im Vorfeld kontaktiert hatten, hatte uns schon im Schlauchboot erwartet und es standen bereits mehrere Leute bereit, die unsere Leinen angenommen haben und schnell waren wir an einem Motorboot längsseits fest. Dann noch schnell die SALTO an uns festmachen und alles mit Ruhe fertig richten.
Hier noch eine kurze Erläuterung, wie das mit dem Festmachen an einem anderen Boot gemeint ist:
Wie hier, wo die Boote längsseits an einem langen Steg festmachen, mal alle Plätze schon belegt sind, macht man quasi in zweiter oder dritter Reihe fest. Dafür legt man sich eben auch längsseits an ein anderes Boot. Natürlich ist das für beide Boote nicht gerade ideal, vor allem für den innen Liegenden. Denn kommt der Wind auf den Steg zu, drückt ja das äußere Boot mit seinem Gewicht das innere Boot gegen den Pier. Kommt der Wind von der anderen Seite, wird das äußere Boot ja weggedrückt und zerrt dabei natürlich mit den Leinen am innenliegenden Boot. Daher werden von den äußeren Booten nochmals zusätzliche Leinen direkt an die Pier gelegt, um so den Zug zu verteilen. Folglich ist hier ein Gewirr an Leinen kreuz und quer….
Außerdem müssen wir ja, um an Land zu kommen über das andere Boot „drüber“. Auch das ist natürlich nicht wirklich schön, aber was sollst, ist ja auch nicht das erste mal. Wir sind hier alle etwas anders – wer hierher fährt, nimmt sowieso einiges in Kauf.
So: Nun sind wir in Ushuaia angekommen – El fin del Mundo. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie happy ich bin, hier angekommen zu sein und auf den letzten beiden Königsetappen so gar keine Probleme mit Starkwind oder gar Sturm gehabt zu haben. Tja, wenn Engel reisen 😊
Jetzt geht es wieder daran, die Stadt zu erkunden, Ersatzteile und Lebensmittel zu besorgen, Wäsche zu waschen, und, und, und….
Auf diesem Weg wünschen wir allen unseren Lesern ein schönes und ruhiges Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr. Allen, denen es im Moment nicht so gut geht, wünschen wir gute Besserung.
Bis zum nächsten Jahr an gleicher Stelle von der JOSA- Crew 😉