Monat: Februar 2025

Aufbruchstimmung

Nach über 2 Wochen Wartezeit ist unser Krümmer endlich eingetroffen. Und beim Öffnen des Paketes dann das Staunen, das ist nicht unser alter Krümmer. Wir halten einen einwandigen Nachbau aus Edelstahl in den Händen. Dieser löst das Hitzeproblem ja nun nicht wirklich. Jochen hat dann nochmals beim Mechaniker nachgefragt, der zwischenzeitlich selbst nach Puntas Arenas geflogen ist, um unser vermisstes Paket wieder aufzutreiben. Er bringt uns unseren alten Krümmer auf jeden Fall wieder mit.

Bootsnachbar Heinz hat noch etwas Hitzeband an Bord, das er uns überlässt, so daß wenigstens etwas Hitzeabstrahlung vom Krümmer absorbiert wird. Jetzt muß sich halt mal zeigen, wie das Ganze in der Praxis unter Belastung ist. Bei einer kurzen Testfahrt im Hafenbereich war es noch in Ordnung, bei höherer Drehzahl wurde jedoch ordentlich Wärme abgestrahlt.

Aufgrund dieser langen Verzögerung und Wartezeit ist inzwischen auch wieder die Crew der Anixi von Ihrer erfolgreichen Kap-Horn-Umrundung zurückgekommen. So ist die deutsche Gemeinde hier wieder vereint. Wir planen nun unsere Abfahrt in die Kanäle, Lars muß wieder nach Buenos Aires zurück und bucht seine Fähre nach Ushuaia und seinen Flug und die Anixi wird auch in etwa 1 -2 Wochen Chile in Richtung Falkland-Inseln verlassen.

Wir lassen jedoch keine Gelegenheit aus, uns noch zu treffen und Zeit gemeinsam zu verbringen. Unser tägliches Ritual aus dem Cafebesuch mit Kaffee und Torte bauen wir natürlich entsprechend mit ein.

immer wieder lecker

So haben wir nochmals eine Wanderung um die Lagune unternommen. Das Wetter hat sich zwischenzeitlich leider etwas verschlechtert, die Bergkuppen werden nachts gerne gezuckert und wir haben mehr Regen. Unsere Wanderung war zum Glück trocken, aber ziemlich windig. Doch gut, daß wir noch so geschützt hier versteckt liegen.

Am letzten Abend von Lars sind wir alle nochmals gemeinsam zum Essen gegangen und haben auch extra einen Tisch reserviert, da wir ja jetzt mit 7 Leuten unterwegs sind. Dumm nur, daß das am Valentinstag war und hier dieser wohl wichtiger ist, als bei uns. So hatte das ausgesuchte Restaurant (von 3 Stück am Ort) ein Valentinsmenü und wollte uns eigentlich erst einen Tisch ab 9 Uhr geben, wenn das Menü vorbei ist. Auf unsere Reaktion hin, daß uns das zu spät ist, erhielten wir dann doch um 20.15 Uhr einen Tisch. Wir saßen dann auch dort und der Kellner wollte uns das Valentinsmenü bringen, das wir aber nicht wollten und auch vorher so kommuniziert hatten. Ab da wurden wir dann „übersehen“. Es wurden erst mal die Tische bedient, die wohl das Menü vorbestellt hatten. Nachdem wir dann nach etwa 20 Minuten doch mal gebeten haben, daß wir gerne bestellen würden (zumindest mal Getränke) und wieder nichts passiert ist, sind wir, nach weiteren 10 Minuten, dann aufgestanden und haben die Lokalität gewechselt.

Es war dann zwar auch schon 9 Uhr und die nächsten Kneipen auch proppenvoll, aber für uns wurde ein Tisch freigeräumt und wir haben etwas zu essen und trinken bekommen. OK, das Essen war vor den Getränken da…. wir wollen mal nicht meckern.

Zum Abschluss des Abends sind wir noch in die örtliche „Disco“ – eine Kneipe mit Musik und Karaoke. Was noch ein Absackerbier werden sollte, waren dann eine Runde Shots und mehrere Biere, aber so lustig. Der erste Lacher war schon das bestellte Cola von Jochen. Die erste „Flasche“ hatte ein Volumen von 250 ml. Die Nachbestellung war dann eine Dose mit sage und schreibe 220 ml. Das ist ja quasi ein Shot für Jochen.

Wir haben auch versucht, unseren Beitrag in dieser chilenischen Karaokebar zu leisten und haben deutsches Liedgut von den Toten Hosen und Udo Jürgens ausgewählt. Unser britischer Seglerfreund Steve hatte sich für La Bamba entschieden. Was eine Show – wenn man nicht singen kann, muß man entertainern. Ich bin sicher, daß jetzt jeder in PW unseren Steve kennt. Gegen 3 Uhr sind wir dann doch mal aufgebrochen. Lars sollte uns um 8 Uhr verlassen, um zu seiner Fähre zu kommen; also hieß es für uns ja zeitig aufstehen.

Wir sind dann auch um 7 Uhr aus den Federn gekrabbelt und haben Lars noch ein Frühstück gemacht und verabschiedet, der im strömenden Regen losziehen musste, um zum Bus zu laufen; wir sind gleich wieder ins Bett gegangen. Es dauert keine 10 Minuten und es kam wieder eine Nachricht von Lars, daß die Fähre aufgrund des starken Windes gestrichen wurde und er wieder zurückkommt. Wir steigen jetzt nicht mehr auf – Du kennst Dich ja aus. Kurze Zeit später Geräusche am Boot: Lars ist wieder da, packt seinen Schlafsack wieder aus und legt sich auch wieder in seine Koje. So – nun sind wir wieder komplett, noch einmal.

Wir wollten eigentlich am nächsten Tag aufbrechen, doch auf Ulf’s Wunsch hin verlegen wir die Abfahrt auf Montag morgen. So können wir Lars noch Asyl bis dahin gewähren, denn auch er wird dann definitiv am Montag auf die Fähre steigen. So haben wir noch einen letzten gemeinsamen Abend der Gang, der dann bei Pizza und einer weiteren Runde „Brändi Dog“ auf der JOSA sein Ende nimmt.

Auch wenn wir uns schon das ein oder andere mal verabschiedet haben, leicht fällt dieser auch wieder nicht.

Und für uns heißt es jetzt endlich: „auf in die Kanäle“ mit seinen Gletschern und einsamen Caleta’s.

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Back in Puerto Williams

Nun sind wir wieder da; und zu unserem Bedauern immer noch – seit über 2 Wochen. Warum?

Beim Check des Motors nach der Ankunft bzw. bei der Vorbereitung für die Weiterfahrt hat Jochen festgestellt, daß unser Krümmer (Auspuffrohr am Motor) total verfärbt ist, was auf zu große Hitze hindeutet. Das will er natürlich nicht so stehen lassen.

Nach mehreren Telefonaten und Hin- und Herüberlegerei, ob das denn mit der Reparatur der Injektoren zusammenhängen kann, wurde dann wieder der Mechaniker angerufen. Dieser hatte auch gleich eine Idee – nur das konnten wir wieder nicht verstehen. Er spricht so undeutlich und wirr und seine schriftlichen Nachrichten in WhatsApp sind leider auch nicht zu verstehen, da er leider sehr viele Schreibfehler macht und selbst unsere einheimischen Bekannten hier nur die Schultern zucken.

Aber irgendwann war dann klar, was er meinte und das war auch wirklich der Fehler. Im Krümmer ist noch ein inneres Rohr. Im inneren Rohr werden die Abgase ausgeblasen, im äußeren läuft das Wasser zur Kühlung vorbei. Und eben das innere Rohr war gebrochen, so daß das Wasser direkt mit den Abgasen ausgeblasen wurde und nicht mehr gekühlt hat.

Also wieder – ausbauen und nach Puntas Arenas zur Reparatur schicken. Das Ganze soll etwa 5 Tage dauern. Ist ja in Ordnung. Sind wir halt noch eine Woche hier. Ulf beschließt, auf uns zu warten und nicht alleine loszufahren. Gemeinsam ist halt doch schöner.

Leider zieht sich alles wieder. Am Samstag wurde das Teil ausgebaut. Die Werkstatt sollte es am Montag haben, würde 3 Tage dauern und sofort wieder in den Flieger packen. Am Dienstag kam der Mechaniker dann schon, „Teil ist fertig“. Also Geld auf den Tisch – Juhu, dann haben wir es ja vielleicht schon Donnerstag oder Freitag. Ja, denkste. Es gab wieder viele Nachrichten hin und her, Telefonate und Missverständnisse. Leider hat der Mechaniker nie gesagt, was wirklich das Problem ist und immer wieder Manana, also morgen gesagt. Schlußendlich war es dann so, daß unsere Bootsnachbarin Jeanette ihn angerufen hat und etwas massiver nachfragte und auch täglich nachtelefoniert. Das „Problem“ war, daß die Werkstatt in Puntas Arenas nicht unser Teil hierher zurückgeschickt hat, sondern irgend etwas anderes und wohl auch nicht sofort das richtige Teil hinterherschickte. Nun warten wir auf die Info, daß es jetzt endlich wirklich losgeschickt wird, damit wir es dann 2 Tage später in den Händen halten können. So sind aus idealen 5 Tagen mal eben wieder 16 Tage geworden, ob diese langen ist im Moment noch offen, täglich eine neue Geschichte das es morgen kommt.

Von unseren Freunden der Salto haben wir inzwischen erfahren, daß sie weiter westlich im Beagle-Kanal ziemlich schlechtes Wetter haben mit Kälte, Regen und Nebel, so daß sie gerade mal die Enden ihrer Landleinen sehen können – von wegen Ausblicke auf die Gletscher! Das ist so der Moment, wo wir denken, „dann doch lieber hier bei schönem Wetter“. Auch Ulf ist dieser Meinung und wartet weiter mit uns, obwohl er zwischenzeitlich schon ankündigte, daß er uns verlässt 😊

Wir machen das Beste daraus und gönnen uns hier dann fast täglich unsere Kaffee mit leckerer Torte und haben auch noch eine Wanderung bei bestem Wanderwetter unternommen.  Ziel diesmal war der Cerro Carancho mit einer Länge von etwa 16 km und 900 Höhenmetern. Und jetzt wissen wir, wie die Chilenen gedenken, einen Berg zu erwandern. Sind wir es doch gewohnt, daß es immer irgendwie in Serpentinen leicht bergan geht. Nein!!! Der Chilene geht den direkten Weg nach oben. Im Wald fast senkrecht nach oben Mithilfe gespannter Seile. Eine kraftraubende Angelegenheit.

Ich musste schon im Tal feststellen, daß mir das Gehen heute extrem schwerfällt und ich kaum die Knie heben kann. Daher kapitulierte ich zwischenzeitlich und sage den Männern, geht alleine weiter, ich komme langsam nach. Ich habe mich dann noch bis zum ersten „Teilgipfel“ bei ca. 600hm durchgekämpft, aber ab da ging es dann nur noch über losen Schotter am Grat entlang, was ich ja sowieso nicht mag und alleine schon mal gleich gar nicht. Daher bin ich langsam zurückgegangen. Jochen und Ulf sind dann bis auf den Gipfel bei 891 Metern gegangen und meinten, daß es noch sehr schwer gewesen ist. Aber die Aussicht war atemberaubend, bis auf die Inselgruppe um Kap Horn konnten man schauen.

So eine Tour muß natürlich belohnt werden und wir sind rückwärts im FioFio Hotel vorbeigegangen, haben uns eine leckeres Hühnchensandwich gegönnt und als Nachtisch eine leckere Torte. Also – das können sie hier wirklich! Meist für unseren Geschmack etwas zu süß, aber sonst lecker. Und die Stücke sind groß genug, um auch Jochen glücklich zu machen.

Belohnung und / oder Schadenersatz

Nun sitzen wir hier im Cockpit, hören den Regentropfen zu, die wir heute hier mal haben und harren der Dinge und warten auf die Nachricht unseres Mechanikers.

Außerdem kam die Nachricht von der Crew der Anixi, daß sie gestern Kap Horn umrundet haben, Glückwunsch von uns. Mit an Bord befindet sich kurzerhand auch Lars, unser Freund aus Buenos Aires. Dieser hatte ja einen Segeltrip in die Antarktis gebucht, der dann kurzfristig wegen technischer Probleme abgesagt werden musste (nicht nur bei uns gibt es Probleme). Aber auch das zeigt, daß man als Segler immer flexibel sein muss und die Segelgemeinschaft zusammenhält. So kommt er zwar nicht in den Genuss der Antarktis, dafür aber eine Runde um das legendäre Kap, ein schönes Trostpflaster, wie wir finden.

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