Monat: April 2024

Rio de Janeiro

Anfahrt in die Bucht, links Zuckerhut, rechts im Hintergrund Christo Redentor

In Rio wollten wir uns dann auch nicht all zulange aufhalten, einmal der Sicherheit wegen (von allen Seiten wird vor der Kriminalität gewarnt) und zum anderen wird es in unserer Marina mit den Liegegebühren ganz schön teuer. So sind wir dann am ersten Tag gestartet, um uns bei den Behörden anzumelden; geplant waren da so ca. 1 Stunde. Laut unserer Info muss man sich nur beim Hafenkapitän melden, sollte also nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Dort angekommen wurde uns aber mitgeteilt, daß wir uns auch bei der Policia Federal melden müssen. Auch nicht so schlimm, war diese doch auch in 20 min Fussweg zu erreichen. Die Abwicklung dort war nach kurzem durchfragen, wo wir uns den melden müssen, auch recht schnell erledigt. Mit diesen Papieren ging´s dann auch wieder zurück zur Capitania. Da man uns schon kannte, wurden wir auch gleich wieder bedient, alles im Allen, recht zügige Abwicklung. Nur dann fiel uns auf, das auf unseren Papieren die Ausreise nicht mit eingetragen war. Dazu muss man erklären, daß, wenn man nicht länger als 3 Tage bleibt, diese gleich mit erledigt werden kann, ansonsten muss man nochmal extra vorstellig werden, außerdem fiel unsere geplante Abreise noch auf einen Sonntag, also sowieso geschlossen. Nach Rückfrage, wieso die Ausreise nicht gleich mit eingetragen ist, wurde uns erklärt, daß in das Dokument von der Policia Federal diese Ausreise nicht mit eingetragen ist, war aber so vereinbart gewesen. Auch auf unser Bitten hin (und der Kollege hat auch direkt bei der PF angerufen) wurde uns dies nicht gewährt. Hilft alles nichts, wir müssen nochmal zurück zur PF, um den entsprechenden Eintrag zu besorgen. Wir also wieder zurück, jetzt war gerade Mittagspause, stöhn, öffnet erst wieder in einer Stunde. Die Zeit haben wir dann genutzt, um uns selbst etwas zu stärken. Das Dokument selbst war dann schnell in den Händen gehalten; damit ging es dann wieder zurück zur Capitania. Auch hier war dann die Ausreise schnell eingetragen und wir konnten den Behördengang als erledigt sehen, nach 5 Stunden. (hier muß erwähnt werden: die Salto-Crew war mit uns unterwegs und in ihren Papieren war die Ausreise gleich mit drin….die waren also wirklich schnell fertig. Es wäre so einfach gewesen 2 mal das Dokument identisch auszufüllen, ja wäre).

So sind wir dann noch ins Marinemuseum gegangen, an dem wir jetzt schon 4 mal vorbei gelaufen sind. Sehr schön anzusehen, von Fluggeräten über U-Boot und Schnellboot und div. Waffensystemen war alles dabei.

Auch wenn wir schon ziemlich platt waren, beschlossen wir, uns Rio noch etwas anzuschauen. So sind wir erst einmal frei Schnauze drauf los und so haben wir das echte Rio mal auf uns wirken lassen, sehr interessant auf jeden Fall. Anschließend noch durch einen kleinen Park in der Stadt zur neuen Kathedrale. Auf dem Weg war es schon witzig zu sehen, in der einen Straße läufst du noch an alten Häusern vorbei, bei denen du denkst, die fallen gleich ein, biegst in die nächste Straße ab, und schon stehst Du vor einem Hochhaus mit verspiegelter Fassade und Marmorverkleidung bis in das oberste Stockwerk. Arm und Reich so dich beieinander. Die neue Kathedrale war dann auch ein sehr imposantes Bauwerk, eine große freitragende Pyramide mit riesigen Buntfenstern, ansonsten aber recht düster. Einen genaueren Blick ins Innere wurde uns aber verwehrt, es war 5min vor Schließung. Naja, zumindest war sie noch nicht ganz geschlossen.

So sind wir dann auf direkten Weg zurück zur Fähre gelaufen, im Dunkeln wollten wir auf keinen Fall in Rio City noch unterwegs sein. So war es dann schon in der Abenddämmerung, als wir auf die Fähre gegangen sind, um unseren Rückweg zur Marina anzutreten. In Niteroi fühlten wir uns sicher, selbst wenn es schon dunkel war, und der 15 minütige Fußweg zur Marina war dann auch kein Problem. Unser Strand in Niteroi ist auch sehr schön!!!

Am nächsten Tag war dann der Christo Redentor und die Copacabana auf dem Programm. So sind wir wieder mit der Fähre rüber nach Rio und dann mit Uber (wir sind mittlerweile große Fans von der Taxialternative, funktioniert sehr gut in Brasilien und ist günstig) soweit als möglich zum Christo gefahren. Näher geht dann nur mit der sehr teuren Schrägbahn oder mit den örtlichen „Transportunternehmen“, die ihre Dienste anbieten. Auf Anfrage kostet die Hin- und Rückfahrt umgerechnet 12 €, da wir aber den Rückweg zu Fuß Richtung Strand erledigen wollten, fragten wir auf einfache Fahrt nach, da waren es dann noch 5 €. Auch nicht schlecht, wir hatten mit mehr als die Hälfte vom Ursprungspreis gerechnet. So sind wir dann über einen Aussichtspunkt mit Fotostopp bis zum Besucherzentrum vom Christo gefahren. Die letzten 1,5 km bis hoch übernimmt dann wieder ein anderes „Transportunternehmen“. Wir wollten sowieso das letzte Stück hochlaufen, also los und den Weg, der auf der Karte eingezeichnet ist suchen. Dieser war dann auch unscheinbar hinter dem Besucherzentrum gelegen, selbst die Angestellten von hier konnten uns nicht genau sagen, wo der Weg startet. Nachdem wir diesen dann aber gefunden hatten, lag ein sehr schöner Waldweg vor uns; wenn man die Massen an Leuten sieht, die oben an der Statue sind: der Wanderweg war eigentlich leer, nur vereinzelt Leute, die wir getroffen haben. Oben angekommen, war es natürlich entsprechend voll und wir mussten dann noch 11 € Eintritt bezahlen, pro Nase! Die Aussicht hier oben ist schon einen Besuch wert, die Christo Statue für uns eigentlich nur noch Nebensache. Aber was hier oben von den Selfi-Queen´s geboten wird, ist ein Schauspiel ohnegleichen. Sind die Brasilianer sowieso ganz oben auf der Liste der Selbstverliebtheit, übertrifft hier alles je Gesehene. Ich habe mich auf der Aussichtsplattform bis nach vorne durchgerungen, was ja schon eine Weile gedauert hat. Als ich mich dann auf den Rückweg gemacht habe, waren immer noch die gleichen Leute in Pose gestanden und haben die Speicherkapazität der Handys zum bersten gebracht, unglaublich.

Nachdem wir dann genug hatten, haben wir uns auf den Weg nach unten gemacht, wieder zurück über den Waldweg. Nur haben wir den Abzweig zum Besucherzentrum rechts liegen gelassen und sind weiter nach unten, Richtung Copacabana. Ein sehr schöner Weg durch den Wald, unten angekommen verläuft dieser noch durch einen angelegten Park, ebenfalls sehenswert.

Da wir nun auch schon recht spät dran waren, und der Weg bis zum besagten Strand noch sehr weit, haben wir dann kurzentschlossen wieder einen Uber bemüht. Am berühmten Strand angekommen haben wir uns noch in einem der vielen Restaurants gestärkt, wir hatten mittlerweile schon ordentlich Hunger. Hatten aber Glück, daß es noch eine günstigere Mittagskarte zur Verfügung stand, die Preise auch hier ordentlich. Dann endlich war es soweit, der Strand der Strände wurde besucht. Um es Vorweg zu nehmen: Enttäuschung pur. Einfach nur voll und sehr dreckig, jeder lässt seinen Müll einfach liegen. Und da es schon ziemlich spät am Tag war, auch entsprechend viel Müll. So sind wir dann im Brandungsbereich am Strand entlang geschlendert, der Straßenabschnitt war genauso enttäuschend. Kennt man es doch aus den Medien, daß sich hier so alles tummelt, um zu sehen und gesehen zu werden, auch hier Fehlanzeige. Außer die normalen Strandbesucher, nichts weiter. Bei der anschließenden Uber-Fahrt zurück zur Fähre wurde uns das auch so bestätigt: die Copacabana wie man sich diese vorstellt, war einmal.

An Tag Drei ging es auf bekanntem Weg in den botanischen Garten von Rio, der Größte von Lateinamerika, und unter den wichtigsten 10 der Welt, so die Aussage. Von der Fähre zum botanischen Garten sind wir wieder mit Uber gefahren und hatten das Glück, einen Fahrer zu erwischen, der auch Englisch gesprochen hat und…der deutschsprachige Oper und Operette im Radio gehört hat. Er hat uns sehr viel erzählt über Rio, mit ihm wäre eine Stadtrundfahrt sicherlich sehr interessant gewesen.

Der botanische Garten war dann auch sehr schön, die ein oder andere Ecke könnte etwas mehr Pflege gebrauchen, aber im Großen und Ganzen wirklich sehenswert. Wer sich dafür interessiert, dem ist eigentlich ein Tag zu kurz, um alles zu sehen. Ich denke, wir haben nur gut die Hälfe der Anlage gesehen, bevor wir den Rückweg angetreten haben. Und gleich zu Beginn des Gartens haben wir unseren ersten Kolibri gesehen! In leuchtendem und schillernden blau und schwarz. Das sieht man auf dem Schattenfoto leider nicht.

Da ja heute Sonntag war und damit eigentlich unsere offizielle Abreise, hatten wir am Morgen noch unser AIS am Schiff ausgeschaltet, mit dem man uns sehen kann. Von Salvador hatten wir ja gelernt, daß auch die Behörden gerne mal nachschauen, wer denn so da ist und wie lange. Damit hatten wir dem mal vorsichtshalber entgegengewirkt, sicher ist sicher.

Da sich im Moment auch kein entsprechendes Wetterfenster für die Weiterreise ergibt, haben wir in der Marina auch noch um 2 Tage verlängert und so haben wir uns am Montag auch mal die Annehmlichkeiten vom Club gegönnt. Den Tag am Pool verbracht und so hier eine deutsche Familie kennengelernt, die zu Besuch bei Freunden sind. Die Freundschaft ist zustande gekommen, als Martin, das Familienoberhaupt, hier vor 22 Jahren als Student mit dem Segelboot wegen technischer Probleme gestrandet ist und für 3 Monate auf Ersatzteile gewartet hat. So klein ist die Seglerwelt. Am Abend haben wir dann noch ein paar Vorräte eingekauft, bevor es zurück auf die JOSA gegangen ist. Am nächsten Morgen sollte es dann für uns endlich weiter gehen nach Süden. Die Crew der Salto blieb noch etwas, für die beiden läuft das Visum in den nächsten Tagen ab und sie wollten es hier in Rio verlängern. Wir werden erfahren wie es den Beiden dabei ergangen ist.

Abfahrt aus Rio bei klarem Wetter und Sicht auf Zuckerhut und Christo – schön war es hier!!!
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Abrolhos und weiter

Nachdem wir ja wieder die Salto-Crew bei uns hatten, sind wir gemeinsam zu unserem nächsten Ziel gesegelt, Vitoria. Dort haben wir dann eine sehr schöne Woche vor Anker verbracht. Bisschen shoppen gehen, um die Vorräte aufzufüllen, am schönen Strand schlendern und den ein oder anderen Drink zu sich nehmen, schnorcheln gehen an unserm „Schildkrötenfelsen“ direkt neben dem Schiff, wo sich besagte Tierchen gerne mal zeigten.

Und schwupps – war die Woche auch schon wieder rum, und es galt, ein kleines Wetterfenster zu nutzen, um weiter zu kommen.

Es ging auch nicht sonderlich weit, nur in die nächste Bucht bei Gurapari. Auch hier waren wir nur kurz, um den nächsten Wind abzuwarten, was dann 3 Tage dauerte. Hier wurde an einem Tag der lange Strand auf der anderen Seite der Bucht erkundet, und am anderen eine kleine Wanderung durch den Park unternommen, die sehr schön war. Über die Wege der kleinen Landzunge bis zu deren Ende, um dann entlang der felsigen Küste zurück zu laufen.

So sind wir dann zusammen mit der Salto weiter gezogen, um unserem nächsten großen Ziel ein Stück näher zu kommen, es sollte so langsam nach Rio de Janeiro gehen. So haben wir dann noch einen kurzen Zwischenstopp auf einer Untiefe eingelegt, NEIN nicht das wir aufgesessen wären. Es war gerade ein Flautenloch da, als wir so ca. 10 km vor der Küste unseren Anker auf 10 m fallen gelassen haben. Hier haben wir dann den Nachmittag verbracht, um auf den nächsten Wind zu warten, der angesagt war und dann auch gekommen ist. So haben wir den Anker gelichtet und konnten schön entspannt (wie auch den ganzen Weg von den Abrolhos bis hierher), zu unserm nächsten Stopp zu kommen, der Ilha de Santana.

Auch diese Insel wird vom Militär genutzt und hat einen schönen Leuchtturm, unsere Recherchen haben auch hier ergeben, das dieser auf Nachfrage beim Militär besichtigt werden kann. So haben wir an dem Strand vor dem Militärgebäude dann geankert, um am nächsten Tag mal bei den Herren der Insel nachzufragen, leider mit dem Ergebnis, daß der Turm nicht besichtigt werden kann, ja selbst der Strand darf nicht betreten werden. Sehr schade, so waren wir quasi auf unseren Schiffen gefangen, einzig schwimmen durfte man hier, was wir dann auch ausgiebig gemacht haben. Wir sind dann auch mal zusammen mit der Salto zur Nachbarinsel gefahren, um einen öffentlichen Strand zu besuchen, dieser war dann auch nur 100 m breit und von Steilküste umgeben, so daß man auch nicht weiter auf die Insel gekommen ist, schade eigentlich. Dazu ist auch noch gekommen, daß Sonntag war, blöd wenn man als „Langzeiturlauber“ die Wochentage vergisst, so waren natürlich auch viele Brasilianer von der Küste rüber gekommen, um sich am besagten Strand zu vergnügen. Gegen Abend sind wir dann auch wieder zurück zu unserer Insel und haben vor unserem leeren Strand geankert.

Am nächsten Tag sollte es dann schließlich weiter gehen zum nächsten Etappenziel, dem Cabo Frio. Ein Kap nördlich von Rio, hier sollen die Schönen und Reichen ihr Domizil errichtet haben. Da die Windverhältnisse etwas ungünstig waren, haben wir nicht allzu viel Möglichkeiten gehabt, unseren Anker in einer geschützten Bucht fallen zu lassen. Unsere Wahl ist dann auf eine Bucht mit Strand gefallen, die als Partybucht beschrieben war. Am späten Nachmittag dort angekommen, war der Strand schon fast menschenleer und alle Verkaufsstände schon geschlossen. Kurze Zeit später war dann auch schon keiner mehr zu sehen und wir hatten die Bucht für uns alleine. Am nächsten Morgen war dann ab 9 Uhr erstes Treiben am Strand zu erkennen, es waren die Standbesitzer die ihre Stühle und Schirme für den Tag herrichteten, die ersten Strandbesucher waren auch schon dabei, bis zum Mittag war es dann auch schon voll. Zwischenzeitlich wurden wir auch von einem der vielen Taxiboote aufgefordert doch weiter weg vom Strand zu ankern; soweit wir das verstanden haben droht sogar Strafe, wenn man zu nah am Badestrand ankert. Vielleicht wollten sie auch nur mehr Platz für sich haben, um die Leute an den Strand anlanden zu können. Wer weiß, wir haben dann auch 20 m weiter draußen geankert und alle waren glücklich.

Am übernächsten Abend haben wir dann nochmal die aktuellen Wetterdaten gecheckt – passt – um in aller Herrgottsfrüh aufzubrechen nach Rio. Für die letzten 70 sm waren dann mal vorsichtige 14 Stunden gerechnet, eher etwas langsamer als sonst üblich geplant. Um dann eben bei Tageslicht anzukommen, sind wir extra um 2 Uhr nachts gestartet. Kurz nach dem Start war dann auch völlige Flaut, die Wetterdaten haben sich über Nacht komplett geändert, nachgeschaut hatten wir natürlich nicht mehr. So sind wir dann bis in die Morgenstunden eigentlich nur durch die Meeresströmung getrieben worden, die Segel hatten wir zwischenzeitlich auch komplett eingeholt, hat eh nix gebracht. Immerhin waren es so ca. 1,5 kn Strom in die richtige Richtung, nicht schnell aber immerhin. So gegen 9 Uhr ist dann auch der erste Wind aufgekommen und unsere Segel konnten ihre Arbeit wieder aufnehmen. Dies hat dann auch ganz gut funktioniert, nur war es schon Dunkel bis wir in die Bucht von Rio gekommen sind. Nach kurzer Rücksprache mit der Salto haben wir dann beschlossen die erstbeste Ankermöglichkeit in der Bucht zu nutzen, um dann bei Tageslicht an Rio vorbei zu fahren. Gesagt getan.

Am nächsten Morgen dann die Ernüchterung: das Wetter spielt dann heute nicht mit, und so war erst einmal Nebel angesagt. Gut, dann erst gemütlich Frühstücken. Das Wetter wurde zwar besser aber nicht wirklich gut, so sind wir dann an einem Zuckerhut vorbeigefahren, der zum Teil in Wolken war, der Christo hat sich dann auch mal durch die Wolkendecke gezeigt, immerhin. So sind wir dann zu unserem Liegeplatz für die nächsten Tage gesteuert, die Marina im Club Naval Chariste in Niteroi. Diese liegt zwar in der großen Bucht gegenüber von Rio, soll aber im Gegensatz zu anderen Plätzen direkt bei Rio sehr sicher sein und eine gute Verkehrsanbindung haben, um eben nach Rio zu kommen.

Und so war es auch. Diese brasilianischen Marinas sind wie schon geschrieben eher Clubs, in denen man Mitglied werden kann. Einige dulden jedoch Besucher, in vielen Segel-Führer steht sogar, daß man für die ersten drei Tage kostenlos dort als Gast liegen kann. Aber diese Zeiten sind meiner Meinung nach vorbei. Auch hier wurde erkannt, daß man gutes Geld erzielen kann mit solchen Gästen. Diese Clubs sind für die Menschen, die es sich leisten können und sind auch entsprechend ausgestattet. Dieser hatte einen großen Swimmingpool mit Rutsche, Sauna, diverse Sportangebote, Restaurant und viel, viel Servicepersonal. Die Liegepreise sind nicht ganz günstig, aber für die Sicherheit bei Rio war es uns das wert. Alles Kameraüberwacht, Zugang nur mit Zugangskarte und Kontrolle und Sicherheitspersonal rund um die Uhr. Natürlich sind wir mehrfach mit der Fähre nach Rio rüber gefahren, diese kommt jedoch in einem separaten Bericht. Nur so viel: man kann nicht einfach an Rio vorbeifahren!!! Da muß man schon hin, wenn man in der Nähe ist!

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Brasilien – es geht gen Süden: Allerheiligenbucht und Abrolhos-Inseln

So langsam müssen wir mal weiterziehen. Wir haben uns als nächstes Zwischenziel die Allerheiligenbucht bei Salvador ausgesucht. Das sind ca. 500 Seemeilen, was für uns so 4 bis 5 Nächte auf See bedeuten.

Wir sind am Sonntag Vormittag gestartet und die Überfahrt verlief recht ruhig. Nur einmal hatten wir eine Schrecksekunde – kurz vor Wachwechsel von Sabine auf Jochen. Die Nacht war klar und ich war eigentlich nur damit beschäftigt, irgendwelchen Fischern auszuweichen, so daß ich die ganze Schicht durch am Kurs ändern war. Wurde der Wind wie angekündigt immer schwächer und hatte nur noch 7 Knoten, so daß ich schon dachte „Oh je, Jochen muß dann motoren“. Ich ging nach unten, um Logbuch zu schreiben und als ich am Plotter auf die Windanzeige schaue, stehen da plötzlich schon 17 Knoten Wind!! Ich schnell nach oben, was ist da los und dann ging es auch schon los. Plötzlich starker Regen und Winddruck. Jochen kommt nach oben, übernimmt das Ruder, da ich es nicht mehr halten kann. Wir versuchen uns zu orientieren, weil auch der Wind ordentlich gedreht hat und es bei dem starken Regen keine Sicht mehr hat. Jetzt schnell die Genua irgendwie reffen. Nach 15 Minuten ist der Spuk vorbei!! Jetzt wissen wir auch, was wir bei der Atlantiküberquerung nicht hatten, was viele abbekommen: Squals. Und kommen sehen habe ich gar nichts!!! Hatte ich doch die ganze Zeit Sterne gesehen bei klarem Himmel. So schnell geht das.

Ansonsten haben wir bei der Überfahrt noch 3 Fische gefangen, es gab mal wieder frisches Thuna-Sushi. Wir sind einige Stunden unter Motor gefahren, da wir etwas Flaute hatten.

Vor der Einfahrt zur Allerheiligenbucht hatten wir auch überhaupt keinen Wind. Genau in der Ansteuerung der Bucht kommt dieser. Juhu, dann segeln wir halt darein, soll ja ein schönes Segelrevier sein. Genua raus und schön reinfahren. Jetzt sind wir quasi „an Land“ und haben plötzlich 17 Knoten Wind! Auf See wollen wir das, auf See!

Uns gefällt es in dieser Bucht außerordentlich gut. Wir haben mehrere schöne und sehr unterschiedliche Liegeplätze besucht. Die ersten beiden Liegeplätze waren im westlichen Ende der Bucht in üppiger Mangrovennatur, hier konnten wir viele verschiedene Vögel beobachten und auch die Beobachtung von Ebbe und Flut ist einzigartig. Die Landschaft sieht damit jedesmal anders aus. Hat man eben noch eine Wasserfläche, aus der Bäume hervorschauen, sind ein paar Stunden später hier Sandbänke, in denen die Vögel ihr Futter finden. Und auch die bisher gesehenen Örtchen sind sehr nett und vor allem richtig sauber! Hier ist halt wieder brasilianische Touri-Ecke. Nur leider ist das Wasser nicht klar, sondern sehr getrübt von vielen Schwebeteilchen im hinteren Teil der Bucht.

Der nächste Ankerplatz ganz anders. Direkt vor einem Ort einer quasi nagelneuen Marina, die leer steht und nicht genutzt wird. War wohl anders geplant.

An unserem letzten geplanten Liegeplatz hier in Itaparica bevor wir weiterziehen wollten, bekamen wir kurz nach dem Ankern Besuch von der brasilianischen Marine, die unsere Dokumente geprüft hat. Uns wurde bei der Abmeldung in Cabedelo mitgeteilt, daß, wenn wir nur ankern würden und nicht in einen Hafen oder eine Marina einlaufen, wir uns nicht bei der Capitania melden müssten (Hafenkapitän). Jetzt ist es aber hier in diesem Bundesstaat „Bahia“ anders. Hier muß man sich immer bei der Capitania und der Policia Federal melden. Von der Policia Federal bekommt man eine „Eintrittskarte“ – Passa de Entrada und entsprechend beim Verlassen eine Passa de Salida. Das ist wohl nur in Bahia so! Wir sollen uns also morgen bei den entsprechenden Behörden melden – in Salvador. Da wollten wir eigentlich ja gar nicht hin, da dort die Kriminalität so hoch wäre.

Wir hätten jetzt die Möglichkeit gehabt, von hier mit der Fähre rüber nach Salvador zu fahren, alles zu erledigen und zurückkommen. Wir haben dann beschlossen, daß wir dann halt noch nach Salvador mit unserem Boot fahren und dort unsere abschließenden Einkäufe tätigen für die Weiterfahrt.

Also sind wir am nächsten Morgen losgefahren, um die 10 sm quer über die Bucht nach Salvador rüber zu fahren. Dort wollten wir eigentlich im Hafenbecken ankern, doch der war voll mit Bojen und daranliegenden Booten in so kurzen Abständen, daß uns das nicht geheuer war. Also sind wir halt doch in die Bahia Marina reingefahren und bleiben hier für 2 Nächte.

Ein Boot weiter haben wir dann Herrmann kennengelernt, der seit 10 Jahren unterwegs ist und auch schon in Patagonien war und gerade auf dem Heimweg nach Hamburg ist. Wieder mal einen netten Menschen kennengelernt und in kurzer Zeit viele Informationen erhalten 😊

Die Marina wird geleitet von Dominic, der mit uns dann auch zur Capitania geht. Das ist hier in Salvador ein Full-Service. Der Hafenkapitän, der sehr gut englisch spricht, macht die Papiere soweit fertig und geht zusammen mit uns 100 mtr weiter zur Policia Federal, wo wir dann unsere Entrada bekommen. Dann verschwindet er mit den Dokumenten einen Stock höher (keine Ahnung wohin) und dann geht es zurück in sein Büro, wo er dann die Polizei-Papiere wieder kopiert. Denn er muß ja die abgestempelte Entrada sehen. PS: Tags darauf natürlich daselbe Spiel nochmal – weil wir ja noch die Saida brauchen.  Lt. Dominic und uns hätte man das auch zusammen machen können, aber na ja, das wollten sie halt nicht. Das Saida-Papier ging relativ rasch, wir sind zusammen mit Herrmann hin und der Polizist hatte beide Boote gleichzeitig abgefertigt. Die JOSA war ja schon bekannt – alle wußten von unserem Boot, das auf der anderen Seite der Bucht kontrolliert wurde und schon 6 Tage ohne Anmeldung hier rumnavigiert hat. Soviele ausländische Boote kommen hier scheinbar um diese Jahreszeit nicht rein.

Selbst als wir in die Marina gekommen sind und nach dem Liegeplatz gefragt haben, hat uns Dominic gleich erzählt wie lange wir schon in der Allerheiligenbucht sind und wo wir schon gelegen haben….Das ist halt dann der Nachteil von AIS: man wird auch so gesehen – drum: immer abschaltbar einbauen!! (Haben wir, haben wir)

Wenn wir schon mal in Salvador sind, dann gehen wir halt doch auch mal in die historische Altstadt. Ja, wirklich wieder ein schöner Ort mit alten, prunkvollen Bauten, die zum Teil wirklich in Schuss sind. Auf der anderen Seite halt auch wieder die Armut und die verfallenen Gebäude. Nachts verlassen wir die Marina nicht, bleiben schön auf unserem Schiffchen und lassen die Security am Eingang ihren Job machen.

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Um unsere Obst- und Gemüsevorräte aufzufüllen, sind wir dann auch noch auf einen großen Markt gegangen, den uns Hermann empfohlen hat. Der erste richtige Markt für uns außerhalb Europas… Ja, das ist schon gewöhnungsbedürftig für die Nase in einigen der Gassen. Wie man es aus vielen Dokumentationen kennt: das Fleisch liegt offen rum, auch die Innereien wie Leber, Lunge, Zunge, Hirn. Hier wird alles an den Mann bzw. die Frau gebracht.

Aber nun sind unsere Vorräte aufgefüllt und es geht weiter. Als nächstes Plätzchen zum Stopp haben wir uns die Abrolhos-Inseln ausgesucht.

 Diese liegen ca. 30 sm vor der Küste und bestehen aus 5 Inseln, die man nicht betreten darf. Es handelt sich hier um ein Naturschutzgebiet mit Lebensraum von Seevögeln (eher selten in Brasilien) und Meerestieren. Die Hauptinsel St. Barbara untersteht der Marine, die anderen 4 Inseln werden von den Park-Rangern betreut. Man darf hier überall schnorcheln, tauchen aber nur mit einer genehmigten Tauchschule. Das soll aber ein Tauchparadies sein.

Die Überfahrt verlief recht ruhig, innerhalb 4 Tagen waren wir da und haben an einer der Muringbojen festgemacht, wie es beschrieben steht, da ankern hier verboten wäre. Es dauert auch nicht lange und wir bekommen Besuch von 2 netten Mädels, den Rangerinnen. Diese erklären uns die Regeln und daß wir doch bitte ankern möchten, da die Bojen „nicht sicher“ wären. ???? OK, dann ankern wir halt. Kaum geankert, geht an „unsere“ Boje ein Ausflugsschiffchen. Ach, daher weht der Wind – zahlende Besucher. Denn wider Erwarten müssen wir hier keinerlei Abgabe bezahlen, obwohl dies in allen Segelführern beschrieben steht.

Dieser Besuch war es wirklich wert. Klares Wasser – endlich mal wieder den Kopf unter Wasser stecken, wenn auch nur schnorchelnd. Bei der ersten Erkundung neben vielen großen Rifffischen (Zackenbarsche, Kaiserfalterfische, Hornhechte) auch gleich eine riesige Languste entdeckt. OK – hier werden die Tierchen etwas größer, da geschützt. Und auch eine Schildkröte hatten wir.

Wenn man hier die Inseln betreten möchte, muß man dies vorher über Funk anfragen. Die Ranger würden mit einem einen Besuch der Insel Siribia machen und bei der Marine kann man für St. Barbara anfragen, um dort den Leuchtturm zu besuchen – was wir natürlich gemacht haben. Um 17 Uhr sollten wir am Strand sein.

Willkommen

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Und es war toll. Der junge Mann hat uns erklärt, daß auf der Insel 6 Soldaten und 3 Park-Ranger leben. Die Marina überwacht hier die Schifffahrt in der Gegend und betreibt den Leuchtturm. Für das Personal stehen hier wirklich nette kleine Häuschen, es gibt auch eine Kapelle mit mehr als genug Sitzplätze für alle. Die Insel wird bevölkert von vielen Tölpeln, die hier sitzen und sich nicht stören lassen. Und dann der Leuchtturm!!!!! Wer hätte gedacht, daß wir in das „heiligste“ dürfen…ich nicht.

Wendeltreppe hoch (dick sollte man nicht sein) und raus auf die Plattform. Jetzt wird uns auch klar, warum wir um 17 Uhr da sein sollten. Um ca. 17.45 Uhr wird das Licht angeschalten und man hat einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang hinter den anderen kleinen Inseln. Mir wurde dann die Ehre zuteil, daß ich den Startknopf drücken durfte. Ich habe Licht gemacht! Es war auch keine Frage, wir durften bis an die Lampe und die Spiegel ran, den Kopf reinstecken – alles gar kein Thema. Mein schönster Leuchtturm!!! OK – der einzige, in dem ich wirklich drin war bis an der Lampe…..

Und schon ging es wieder retour. Unser Dinghi, daß wir schön den Strand hochgezogen hatten, lag nach nur einer Stunde nun vollends auf dem Trockenen – Ebbe. Und was für eine Ebbe. Wir haben uns schon gewundert, warum plötzlich 4 weitere Jungs von Ihren Unterkünften mit runtergelaufen sind. Navypower!!! Die Jungs haben uns das Dinghi in das Wasser getragen, was eine ganz schöne Strecke war, da gefühlt 50 Meter nur ein Wasserstand von 10 cm war. Supernett und nur zu empfehlen, die freuen sich über jede Abwechslung und waren sehr herzlich – auch wenn wir uns nicht wirklich verständigen konnten.

Nach dem Check des Wetterfensters müssen wir nun morgen früh weiter, da in 2 Tagen absolute Flaute herrscht und wir sonst hier über eine Woche festsitzen. Wir wollen dann bis Vitoria und dort die Flaute absitzen, bis sich wieder ein Wetterfenster ergibt, um die restlichen 400 sm nach Rio zu meistern.

Seit wir aus Jacare abgereist sind, hatten wir immer Kontakt mit der Crew der Salto, die ja auch gen Süden zieht und eine Woche nach uns Jacare verlassen hatte. Wir hatten den letzten Kontakt, als wir in Salvdor waren, dies ist jetzt schon 9 Tage her und wir hatten uns schon Sorgen gemacht, wo die beiden denn sind, da wir sie nicht über AIS sehen können. Wir haben sogar die Park Ranger gefragt, ob ein Segelboot Salto da war. Nö, war nicht da.

Kaum ist der Anker oben und wir fahren los, werden wir angefunkt! Die Salto ist endlich da und ist 2 sm nördlich der Inseln. Sie hatten sehr viel Pech mit dem Wind und nur Flaute und sind kaum vorwärts gekommen – und haben die Schnauze voll!  Kurz abgestimmt und Wetter erklärt. OK, sie ankern hier nicht und fahren gleich mit uns weiter bis Vitoria. Dann sehen wir uns wieder.

So, und nun muß ich Euch noch von Kraki erzählen. Wer ist denn jetzt das schon wieder? Werden Ihr fragen.

Kraki ist unser genialer Tintenfischköder, der uns schon etliche Fischmahlzeiten eingebracht hat. Er durfte auch gleich wieder baden gehen, als wir aus dem Naturschutzgebiet rausgefahren waren. Und brav hat unser Kraki seinen Job erledigt. Bereits kurz nach dem ins Wasser hüpfen, hing unser Abendessen an der Angel – ein kleiner Thunfisch. Also Fischchen ab, zerlegen und Kraki geht wieder baden. Lange passiert nichts mehr, der Skipper legt sich gegen Mittag mal etwas hin, um fit zu sein für die abendliche Wache.

Die Angelschnur gibt heftige Ruckbewegungen, die Schnur rauscht aus. Der Skipper kommt angesprungen zu seiner Angel; das muß etwas Größeres sein. Ich lege wieder alles bereit. Wasser, Messer, Brett. Der Skipper will anfangen, einzuholen, ein heftiger Ruck – weg.

Also holen wir Kraki mal rein. Oh, Gott. Kraki wurde schwer verletzt!!!! Da muß sich ein sehr bissiges etwas ausgelassen haben. Die Angelschnur wurde komplett abgebissen, Kraki hat eine schwere Schnittverletzung unter seinem Auge und es fehlen ihm ein paar Tentakel.

Also darf Kraki erst mal in den OP und es wird ein Bruder von ihm eingesetzt. Doch auch diesen ereilt dasselbe Schicksal. Gut, dann die nächste Variante in groß. Aber auch diese muß leider daran glauben. Nun liegen drei Tintenfischköder im OP-Saal und warten auf ihre Operation. Heute geht kein anderer Köder mehr baden!

Ich hoffe, Oberarzt Skipper bekommt sie wieder hin, damit sie ihren Job weiter fortsetzen können.

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