Jetzt liegen wir im Hafen von La Paloma direkt neben Guillermo, der sage und schreibe 5 Wochen auf ein passendes Wetterfenster gewartet hatte, um hierher zu kommen und der Grund dafür war, daß wir so schnell aus Itajai aufgebrochen sind.
Der Hafen von La Paloma ist jetzt keine Schönheit und auch die Sanitäranlagen sind wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber wir liegen sicher und die Menschen hier sind unwahrscheinlich freundlich. Wir waren gleich bei der Prefektura, um uns anzumelden. Auch hier alles super easy und tranquilo (gelassen). Wir kamen dann auch noch in den Genuss einer heißen Dusche. Als wir beim Sicherheitsdienst nach den Sanitäranlagen fragten, erklärte er uns, daß er uns Seglern einen Raum aufschließen kann, wo wir duschen könnten. Das waren dann die Einrichtung der Mitarbeiter. Alles ganz einfach, aber schon schön, wieder einmal heiß zu duschen.
Natürlich sind wir gleich einmal in den Ort gelaufen, der ca. 20 Minuten Fußweg weg ist. Ein schöner Weg am Strand entlang über einen Holzsteg. Der Ort ist ziemlich leer und die meisten Läden sind geschlossen. La Paloma ist ein Touristenort im Sommer und daher im Winter ziemlich ausgestorben. Uns gefällt es trotzdem.
Eigentlich wollten wir auch gleich am Dienstag wieder weiterfahren – aber wie das so immer ist:
Am Montag früh gehe ich an Deck und da steht vor unserem Boot jemand und schaut Boote an. Auf mein Buenos Dias kommt ein Guten Tag zurück. Oha! Und schon haben wir Daniel kennengelernt, der mit einer Deutschen verheiratet ist und der sich zufällig heute gedacht hatte „ich gehe mal in den Hafen Segelboote anschauen“, da er selbst lange als Segler unterwegs war. Daniel war gleich freudig dabei, als wir ihm anboten, das Boot anzuschauen. So entschieden wir dann, daß wir halt noch einige Tage bleiben, um auch Mechthild kennenzulernen und gemeinsam etwas zu unternehmen.
So war es auch. Wir wurden von den beiden eingeladen, gemeinsam die Laguna Rocha anzuschauen. Eine sehr große Lagune, die unter Naturschutz steht und hier 70 % aller heimischen Vögel zu beobachten sind. Die Lagune öffnet sich manchmal zum Meer hin bzw. wird bei zu viel Süßwasser nach langen Regenfällen geöffnet, so daß sich hier Süß- und Salzwasser vermischen. Als wir vor Ort waren, war die Lagune gerade wieder geöffnet und es war interessant anzusehen. Die beiden haben uns viel erklärt und gezeigt und ein kleines Picknick vorbereitet. Es war wirklich ein schöner Tag und wir haben wunderbare Menschen kennengelernt.
In La Paloma sind wir dann auch noch mehrfach spazieren gegangen bzw. haben noch einige Besorgungen erledigt. So stand auch der Leuchtturm von La Paloma auf dem Programm, von dem aus man eine schöne Übersicht über den Ort und den Strand hat.
Auf der anderen Seite unseres Hafens sind wir zu einem von Daniel empfohlenen Cafe gelaufen, das wirklich sehr nett war. Hier am Strand entlang haben wir leider viele tote Pinguine gesehen, auch ein Seelöwe war dabei. Wir vermuteten erst, daß dies wohl „Beifang“ der Fischer wäre. Aber dem ist so nicht. Das wurde uns dann von Mechthild erklärt, daß das die jungen, schwachen Pinguine sind, die momentan hier vorbeiziehen und die es einfach kräftemäßig nicht schaffen. Das wäre zwar traurig aber um diese Jahreszeit hier völlig normal.
Ich habe bereits nach einem Tag hier in Uruguay festgestellt, daß es mir hier auch sehr gut gefällt. Die größte Veränderung von Brasilien hierher: hier ist das Preisniveau erheblich höher. Hier werden deutsche Preise aufgerufen, und das in so ziemlich allen Bereichen.
Nachdem wir das Wetter im Auge behalten müssen, um weiter gen Süden zu kommen (wo wir dann auch noch offiziell einreisen müssen, denn La Paloma ist kein Hafen, wo wir unser Visum bekommen), haben wir uns darauf festgelegt, daß wir zwischen Sonntag abend und Montag früh ablegen müssen, um etwas passenden Wind bis Punta del Este zu bekommen.
Bei unserem gemeinsamen Abendessen mit Daniel und Mechthild boten wir dann Daniel an, er könne gerne bis nach Punta del Este mitsegeln. (ich glaube, er hat auch darauf gehofft…..) Er war natürlich Feuer und Flamme und ist dann am Sonntagabend mit Sack und Pack angerückt, damit wir frei sind in der Zeit des Lossegelns. Beim nochmaligen Wettercheck haben wir dann entschieden, daß es am nächsten Morgen gegen 8 Uhr losgehen sollte.
Da dieser Hafen hier sehr eng ist, was die Muringtonnen angeht und unsere Dicke ja sehr anfällig ist für Seitenwind beim manövrieren, sollte diese Uhrzeit gut sein. Noch kein Wind da und wir sind zu dritt, um die Leinen ordentlich zu führen, so daß Jochen die Dicke entspannt vom Steg wegbugsieren kann. Ja, denkste.
Pünktlich, als wir mit den Vorbereitungen fertig sind, setzt der Wind ordentlich ein mit 15 Knoten von der Seite. Wir haben dann versucht, mittels entsprechender Leinenführung unser Boot rauszufahren, aber es wurde uns dann doch zu riskant. Wenn nur einer einen kleinen Hänger mit seiner Leine hat und nicht schnell genug Leine gibt, hängen wir entweder auf der Mauer oder auf einem Nachbarboot. Also doch nochmals bei der Prefektura anfunken und und Hilfe durch ein Motorboot bitten. Hier in der Marina gibt es keine Hilfe, es gibt hier noch nicht mal ein Boot.
Die Prefektura hat dann geantwortet, daß sie jemanden schicken, aber daß das etwas dauern würde. Ja klar, 8 Uhr und Dienstantritt. Die kommen gerade alle erst. Wir konnten dann vom Boot aus sehen, wie sie das Motorboot auf dem Hänger an den Pick-Up angehängt und aus der Garage gezogen haben. Juhu, jetzt dauert es nicht mehr lange. Und siehe da, kurz die JOSA an das Schlauchboot gebunden und wir wurden schön sanft rückwärts aus unserer Lücke gezogen. Total entspannt.
So hatten wir dann schon wieder einen recht aufregenden Start, es wurde dann aber doch noch ein schöner Segeltag, zwar kalt, aber sonnig. Daniel war happy, wieder einmal zu Segeln und so ging der Tag dann auch rum. Da wir am Morgen etwas Zeit verloren hatten und der Wind auch nicht genau das gemacht hat, was uns die Wettervorhersage versprochen hatte, kamen wir am Abend natürlich im Dunkeln vor Punta del Este an. Im Dunkeln wollen wir nicht in einen unbekannten Hafen einfahren, vor allem da hier die Häfen alle so „unhandlich“ für unsere Dicke sind. Also hat Daniel sich mal an die Funke begeben und abgeklärt, daß wir an einer kleinen vorgelagerten Insel vor Anker gehen dürfen und erst am nächsten Tag bei Tageslicht einlaufen. Die Genehmigung wurde erteilt und Daniel ein weiteres Mal glücklich, daß er wieder einmal vor Anker schlafen darf.



3 in einem Boot und unser Ankerplatz
Am nächsten Morgen dann konnten wir sehen, an was für einer schönen Insel wir da geankert hatten und machten uns nach dem Ausschlafen und Frühstücken auf, unter Segeln Richtung Hafen zu fahren. Der Wind fiel dann natürlich wieder zusammen und wir mussten doch noch den Motor für die letzte Seemeile anwerfen. Im Hafen haben wir uns dann nach einigem Hin und Her mit dem Funk eine Muringboje geschnappt und festgemacht. Leider ging dabei Daniels Brille über Bord und wohnt nun an der Muringboje 531 auf Grund.
Nachdem wir am Nachmittag mit Daniels Spanisch-Unterstützung alle Behörden (Immigration für uns, Zoll für das Boot und die Prefektura für die Navigation) abgearbeitet hatten, haben wir Daniel noch zu seinem Bus begleitet und konnten dabei schon etwas von Punta de Este sehen.
So, nun noch ein kleiner Exkurs in die Funk-Gepflogenheiten hier in Südamerika. Die Segler unter uns wissen ja, wie das mit dem Funken gehandhabt wird. Normalerweise ist der Funk auch das Notrufmittel der Wahl und Kanal 16 wird hierfür benutzt und ist daher immer eingeschaltet und wird abgehört. Hier werden auch Schiffe „angerufen“ und man wechselt dann auf einen anderen Kanal, um sich zu unterhalten. Sind wir es aus den Urlaubsregionen wie Mittelmeer oder auch Ostsee eher gewohnt, daß wir einfach in einen Hafen einfahren und da steht dann schon jemand, der uns erwartet bzw. wir machen einfach fest und gehen dann mal ins Büro oder an den Automaten zum bezahlen. Hier wird normalerweise kaum der Funk benutzt. In Brasilien ist der Funk eigentlich nur dafür da, daß die Fischer untereinander Small-Talk halten. So ist auf dem eigentlich „Notrufkanal 16“ eher portugiesisches Geschwätz oder auch einmal Musik zu hören.
Hier im tiefen Südamerika (Uruguay, Argentinien und Chile) läuft das anders. Hier ist sehr viel Funkarbeit angesagt. Dies dient der Sicherheit in diesen eher schwierigeren Gewässern. Hier werden alle Schiffe monitort und überwacht, wo sich diese befinden. Daher gilt folgender Ablauf: nähert man sich einem Hafen, muß man sich ca. 30 Minuten vorher bei der Control melden und sich ankündigen und um Erlaubnis bitten, einzufahren. Da werden dann Daten wie Flagge, Kapitän, Zerifikat usw. abgefragt. Das selbe Spiel beim Abfahren. Nachdem man sich persönlich in der Prefektura abgemeldet hat und seinen Stempel (=schriftliche Erlaubnis) hat, soll man innerhalb von 24 Stunden wegfahren. Will man dann losfahren, wieder funken und um Erlaubnis bitten. Dabei muß man dann Zielhafen und erwartete Ankunftszeit (ETA) angeben, was natürlich sehr schwer als Segler ist. Ist ja immer Windabhängig, wie gut man vorwärts kommt. Quert man eine Schiffahrtsstraße oder einen anderen Hafen, muß man sich auch dort melden und sagen, was man vorhat. Ist man nicht vor der ETA am Ziel, soll man auch Bescheid geben bzw. die Prefektura funkt einen dann auch an und fragt nach. Erschwerend kommt hier natürlich die Sprachbarriere hinzu, da am Funk doch oft vieles nicht so leicht zu verstehen ist, vor allem wenn hintendran noch Nebengeräusche sind wie laufender Motor oder das Klappern und Knarzen des Bootes beim Segeln.
Aber, man gewöhnt sich daran und kann sich ja vorher schon alles zusammenschreiben, was man brauchen könnte.
In Punta del Este sind wir nicht so lange geblieben, dieser Zwischenstopp war für uns auch nur zum offiziellen Einreisen gedacht. Es ist ein Touristenort, der im Gegensatz zu den meisten Städten in Uruguay auch etliche Hochhäuser aufweist. Hier im Hafen sind sehr viele Fischer aktiv, die direkt an der Kaimauer ihre Fische ausnehmen und verkaufen. Entsprechend sind hier auch viele Möwen, aber auch etliche Seelöwen, die sich an den Abfällen dick und satt fressen. Dies ist hier ein richtiges Spektakel und natürlich auch ein Zuschauermagnet.








Wir haben hier die Chance genutzt, einiges zu besorgen und bei einem gemütlichen Mittagessen das Fußballspiel unserer Nationalmannschaft auf großem Bildschirm ansehen können. Aber nach zwei Tagen sind wir auch hier wieder abgerückt, um endlich an unser Ziel Piriapolis zu kommen, wo wir etwa 4 Wochen liegen bleiben möchten. Die Vorhersage war so, daß ab Donnerstag spät abend der Wind auffrischt und es ungemütlich wird. Bis dahin wollten wir sicher im Hafen festgemacht sein. Und es hat auch funktioniert.
Es gab leider etwas „Funk-Chaos“ an diesem Tag. Beim Abfahren hat lange keiner geantwortet, so daß wir schon so weit waren, einfach loszufahren. Wir haben dann aber über den „Hafen-Kanal“ 09 die Erlaubnis bekommen, um dann weiter draußen mitzuhören, wie ganz viele Schiffe (Frachter, Tanker und Boote) ebenfalls versuchten, die Prefektura zu erreichen. Dies ging bestimmt eine halbe Stunde so, der Ton wurde immer rauher. Nachdem dann endlich einmal ein Boot seine Antwort bekam, hat jeder gleichzeitig versucht, wieder anzufunken. Das war sehr spannend anzuhören. Wenn man schon verpflichtet ist, sich ständig zu melden, dann sollte man auch eine Antwort erhalten. Ein Frachter wollte nur die Erlaubnis haben, an einem bestimmten Punkt den Anker fallen zu lassen; wobei die Ankerplätze für die großen Pötte, die sogenannten Reeden ja sowieso in den Karten markiert und vorgegeben sind.
Als wir dann in Piriapolis ankamen, war es mit dem Funken auch wieder etwas unleidlich. Bis wir endlich eine Klärung hatten, waren wir schon in der Einfahrt zum Hafen, da uns es leider schwerfällt, bei Wind auf der Stelle zu stehen und schon gar nicht in dem Schwell einer Hafeneinfahrt. Wir haben dann Mike von der Salto angefunkt, der uns in seinem Beiboot geholfen hat, unsere Leinen an der Muringboje zu befestigen. So sind wir nun in Piriapolis angekommen und sind wieder mit der SALTO vereint. Wir zwei deutschen Boote haben ein australisches Boot ins Sandwich genommen und wackeln hier gemeinsam vor uns hin. Und wirklich, am Abend kam wirklich starker Wind auf und es war ein ordentliches Gehäule in den Masten und Wanten. Gut zu wissen, daß wir hier sicher vertäut liegen.