Monat: Juni 2024

angekommen in Uruguay – von La Paloma bis Piriapolis

Jetzt liegen wir im Hafen von La Paloma direkt neben Guillermo, der sage und schreibe 5 Wochen auf ein passendes Wetterfenster gewartet hatte, um hierher zu kommen und der Grund dafür war, daß wir so schnell aus Itajai aufgebrochen sind.

Der Hafen von La Paloma ist jetzt keine Schönheit und auch die Sanitäranlagen sind wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber wir liegen sicher und die Menschen hier sind unwahrscheinlich freundlich. Wir waren gleich bei der Prefektura, um uns anzumelden. Auch hier alles super easy und tranquilo (gelassen). Wir kamen dann auch noch in den Genuss einer heißen Dusche. Als wir beim Sicherheitsdienst nach den Sanitäranlagen fragten, erklärte er uns, daß er uns Seglern einen Raum aufschließen kann, wo wir duschen könnten. Das waren dann die Einrichtung der Mitarbeiter. Alles ganz einfach, aber schon schön, wieder einmal heiß zu duschen.

Natürlich sind wir gleich einmal in den Ort gelaufen, der ca. 20 Minuten Fußweg weg ist. Ein schöner Weg am Strand entlang über einen Holzsteg. Der Ort ist ziemlich leer und die meisten Läden sind geschlossen. La Paloma ist ein Touristenort im Sommer und daher im Winter ziemlich ausgestorben. Uns gefällt es trotzdem.

Eigentlich wollten wir auch gleich am Dienstag wieder weiterfahren – aber wie das so immer ist:

Am Montag früh gehe ich an Deck und da steht vor unserem Boot jemand und schaut Boote an. Auf mein Buenos Dias kommt ein Guten Tag zurück. Oha! Und schon haben wir Daniel kennengelernt, der mit einer Deutschen verheiratet ist und der sich zufällig heute gedacht hatte „ich gehe mal in den Hafen Segelboote anschauen“, da er selbst lange als Segler unterwegs war. Daniel war gleich freudig dabei, als wir ihm anboten, das Boot anzuschauen. So entschieden wir dann, daß wir halt noch einige Tage bleiben, um auch Mechthild kennenzulernen und gemeinsam etwas zu unternehmen.

So war es auch. Wir wurden von den beiden eingeladen, gemeinsam die Laguna Rocha anzuschauen. Eine sehr große Lagune, die unter Naturschutz steht und hier 70 % aller heimischen Vögel zu beobachten sind. Die Lagune öffnet sich manchmal zum Meer hin bzw. wird bei zu viel Süßwasser nach langen Regenfällen geöffnet, so daß sich hier Süß- und Salzwasser vermischen. Als wir vor Ort waren, war die Lagune gerade wieder geöffnet und es war interessant anzusehen. Die beiden haben uns viel erklärt und gezeigt und ein kleines Picknick vorbereitet. Es war wirklich ein schöner Tag und wir haben wunderbare Menschen kennengelernt.

In La Paloma sind wir dann auch noch mehrfach spazieren gegangen bzw. haben noch einige Besorgungen erledigt. So stand auch der Leuchtturm von La Paloma auf dem Programm, von dem aus man eine schöne Übersicht über den Ort und den Strand hat.

Auf der anderen Seite unseres Hafens sind wir zu einem von Daniel empfohlenen Cafe gelaufen, das wirklich sehr nett war. Hier am Strand entlang haben wir leider viele tote Pinguine gesehen, auch ein Seelöwe war dabei. Wir vermuteten erst, daß dies wohl „Beifang“ der Fischer wäre. Aber dem ist so nicht. Das wurde uns dann von Mechthild erklärt, daß das die jungen, schwachen Pinguine sind, die momentan hier vorbeiziehen und die es einfach kräftemäßig nicht schaffen. Das wäre zwar traurig aber um diese Jahreszeit hier völlig normal.

Ich habe bereits nach einem Tag hier in Uruguay festgestellt, daß es mir hier auch sehr gut gefällt. Die größte Veränderung von Brasilien hierher: hier ist das Preisniveau erheblich höher. Hier werden deutsche Preise aufgerufen, und das in so ziemlich allen Bereichen.

Nachdem wir das Wetter im Auge behalten müssen, um weiter gen Süden zu kommen (wo wir dann auch noch offiziell einreisen müssen, denn La Paloma ist kein Hafen, wo wir unser Visum bekommen), haben wir uns darauf festgelegt, daß wir zwischen Sonntag abend und Montag früh ablegen müssen, um etwas passenden Wind bis Punta del Este zu bekommen.

Bei unserem gemeinsamen Abendessen mit Daniel und Mechthild boten wir dann Daniel an, er könne gerne bis nach Punta del Este mitsegeln. (ich glaube, er hat auch darauf gehofft…..) Er war natürlich Feuer und Flamme und ist dann am Sonntagabend mit Sack und Pack angerückt, damit wir frei sind in der Zeit des Lossegelns. Beim nochmaligen Wettercheck haben wir dann entschieden, daß es am nächsten Morgen gegen 8 Uhr losgehen sollte.

Da dieser Hafen hier sehr eng ist, was die Muringtonnen angeht und unsere Dicke ja sehr anfällig ist für Seitenwind beim manövrieren, sollte diese Uhrzeit gut sein. Noch kein Wind da und wir sind zu dritt, um die Leinen ordentlich zu führen, so daß Jochen die Dicke entspannt vom Steg wegbugsieren kann. Ja, denkste.

Pünktlich, als wir mit den Vorbereitungen fertig sind, setzt der Wind ordentlich ein mit 15 Knoten von der Seite. Wir haben dann versucht, mittels entsprechender Leinenführung unser Boot rauszufahren, aber es wurde uns dann doch zu riskant. Wenn nur einer einen kleinen Hänger mit seiner Leine hat und nicht schnell genug Leine gibt, hängen wir entweder auf der Mauer oder auf einem Nachbarboot. Also doch nochmals bei der Prefektura anfunken und und Hilfe durch ein Motorboot bitten. Hier in der Marina gibt es keine Hilfe, es gibt hier noch nicht mal ein Boot.

Die Prefektura hat dann geantwortet, daß sie jemanden schicken, aber daß das etwas dauern würde. Ja klar, 8 Uhr und Dienstantritt. Die kommen gerade alle erst. Wir konnten dann vom Boot aus sehen, wie sie das Motorboot auf dem Hänger an den Pick-Up angehängt und aus der Garage gezogen haben. Juhu, jetzt dauert es nicht mehr lange. Und siehe da, kurz die JOSA an das Schlauchboot gebunden und wir wurden schön sanft rückwärts aus unserer Lücke gezogen. Total entspannt.

So hatten wir dann schon wieder einen recht aufregenden Start, es wurde dann aber doch noch ein schöner Segeltag, zwar kalt, aber sonnig. Daniel war happy, wieder einmal zu Segeln und so ging der Tag dann auch rum. Da wir am Morgen etwas Zeit verloren hatten und der Wind auch nicht genau das gemacht hat, was uns die Wettervorhersage versprochen hatte, kamen wir am Abend natürlich im Dunkeln vor Punta del Este an. Im Dunkeln wollen wir nicht in einen unbekannten Hafen einfahren, vor allem da hier die Häfen alle so „unhandlich“ für unsere Dicke sind. Also hat Daniel sich mal an die Funke begeben und abgeklärt, daß wir an einer kleinen vorgelagerten Insel vor Anker gehen dürfen und erst am nächsten Tag bei Tageslicht einlaufen. Die Genehmigung wurde erteilt und Daniel ein weiteres Mal glücklich, daß er wieder einmal vor Anker schlafen darf.

3 in einem Boot und unser Ankerplatz

Am nächsten Morgen dann konnten wir sehen, an was für einer schönen Insel wir da geankert hatten und machten uns nach dem Ausschlafen und Frühstücken auf, unter Segeln Richtung Hafen zu fahren. Der Wind fiel dann natürlich wieder zusammen und wir mussten doch noch den Motor für die letzte Seemeile anwerfen. Im Hafen haben wir uns dann nach einigem Hin und Her mit dem Funk eine Muringboje geschnappt und festgemacht. Leider ging dabei Daniels Brille über Bord und wohnt nun an der Muringboje 531 auf Grund.

Nachdem wir am Nachmittag mit Daniels Spanisch-Unterstützung alle Behörden (Immigration für uns, Zoll für das Boot und die Prefektura für die Navigation) abgearbeitet hatten, haben wir Daniel noch zu seinem Bus begleitet und konnten dabei schon etwas von Punta de Este sehen.

So, nun noch ein kleiner Exkurs in die Funk-Gepflogenheiten hier in Südamerika. Die Segler unter uns wissen ja, wie das mit dem Funken gehandhabt wird. Normalerweise ist der Funk auch das Notrufmittel der Wahl und Kanal 16 wird hierfür benutzt und ist daher immer eingeschaltet und wird abgehört. Hier werden auch Schiffe „angerufen“ und man wechselt dann auf einen anderen Kanal, um sich zu unterhalten. Sind wir es aus den Urlaubsregionen wie Mittelmeer oder auch Ostsee eher gewohnt, daß wir einfach in einen Hafen einfahren und da steht dann schon jemand, der uns erwartet bzw. wir machen einfach fest und gehen dann mal ins Büro oder an den Automaten zum bezahlen. Hier wird normalerweise kaum der Funk benutzt. In Brasilien ist der Funk eigentlich nur dafür da, daß die Fischer untereinander Small-Talk halten. So ist auf dem eigentlich „Notrufkanal 16“ eher portugiesisches Geschwätz oder auch einmal Musik zu hören.

Hier im tiefen Südamerika (Uruguay, Argentinien und Chile) läuft das anders. Hier ist sehr viel Funkarbeit angesagt. Dies dient der Sicherheit in diesen eher schwierigeren Gewässern. Hier werden alle Schiffe monitort und überwacht, wo sich diese befinden. Daher gilt folgender Ablauf: nähert man sich einem Hafen, muß man sich ca. 30 Minuten vorher bei der Control melden und sich ankündigen und um Erlaubnis bitten, einzufahren. Da werden dann Daten wie Flagge, Kapitän, Zerifikat usw. abgefragt. Das selbe Spiel beim Abfahren. Nachdem man sich persönlich in der Prefektura abgemeldet hat und seinen Stempel (=schriftliche Erlaubnis) hat, soll man innerhalb von 24 Stunden wegfahren. Will man dann losfahren, wieder funken und um Erlaubnis bitten. Dabei muß man dann Zielhafen und erwartete Ankunftszeit (ETA) angeben, was natürlich sehr schwer als Segler ist. Ist ja immer Windabhängig, wie gut man vorwärts kommt. Quert man eine Schiffahrtsstraße oder einen anderen Hafen, muß man sich auch dort melden und sagen, was man vorhat. Ist man nicht vor der ETA am Ziel, soll man auch Bescheid geben bzw. die Prefektura funkt einen dann auch an und fragt nach. Erschwerend kommt hier natürlich die Sprachbarriere hinzu, da am Funk doch oft vieles nicht so leicht zu verstehen ist, vor allem wenn hintendran noch Nebengeräusche sind wie laufender Motor oder das Klappern und Knarzen des Bootes beim Segeln.

Aber, man gewöhnt sich daran und kann sich ja vorher schon alles zusammenschreiben, was man brauchen könnte.

In Punta del Este sind wir nicht so lange geblieben, dieser Zwischenstopp war für uns auch nur zum offiziellen Einreisen gedacht. Es ist ein Touristenort, der im Gegensatz zu den meisten Städten in Uruguay auch etliche Hochhäuser aufweist. Hier im Hafen sind sehr viele Fischer aktiv, die direkt an der Kaimauer ihre Fische ausnehmen und verkaufen. Entsprechend sind hier auch viele Möwen, aber auch etliche Seelöwen, die sich an den Abfällen dick und satt fressen. Dies ist hier ein richtiges Spektakel und natürlich auch ein Zuschauermagnet.

Wir haben hier die Chance genutzt, einiges zu besorgen und bei einem gemütlichen Mittagessen das Fußballspiel unserer Nationalmannschaft auf großem Bildschirm ansehen können. Aber nach zwei Tagen sind wir auch hier wieder abgerückt, um endlich an unser Ziel Piriapolis zu kommen, wo wir etwa 4 Wochen liegen bleiben möchten. Die Vorhersage war so, daß ab Donnerstag spät abend der Wind auffrischt und es ungemütlich wird. Bis dahin wollten wir sicher im Hafen festgemacht sein. Und es hat auch funktioniert.

Es gab leider etwas „Funk-Chaos“ an diesem Tag. Beim Abfahren hat lange keiner geantwortet, so daß wir schon so weit waren, einfach loszufahren. Wir haben dann aber über den „Hafen-Kanal“ 09 die Erlaubnis bekommen, um dann weiter draußen mitzuhören, wie ganz viele Schiffe (Frachter, Tanker und Boote) ebenfalls versuchten, die Prefektura zu erreichen. Dies ging bestimmt eine halbe Stunde so, der Ton wurde immer rauher. Nachdem dann endlich einmal ein Boot seine Antwort bekam, hat jeder gleichzeitig versucht, wieder anzufunken. Das war sehr spannend anzuhören. Wenn man schon verpflichtet ist, sich ständig zu melden, dann sollte man auch eine Antwort erhalten. Ein Frachter wollte nur die Erlaubnis haben, an einem bestimmten Punkt den Anker fallen zu lassen; wobei die Ankerplätze für die großen Pötte, die sogenannten Reeden ja sowieso in den Karten markiert und vorgegeben sind.

Als wir dann in Piriapolis ankamen, war es mit dem Funken auch wieder etwas unleidlich. Bis wir endlich eine Klärung hatten, waren wir schon in der Einfahrt zum Hafen, da uns es leider schwerfällt, bei Wind auf der Stelle zu stehen und schon gar nicht in dem Schwell einer Hafeneinfahrt. Wir haben dann Mike von der Salto angefunkt, der uns in seinem Beiboot geholfen hat, unsere Leinen an der Muringboje zu befestigen. So sind wir nun in Piriapolis angekommen und sind wieder mit der SALTO vereint. Wir zwei deutschen Boote haben ein australisches Boot ins Sandwich genommen und wackeln hier gemeinsam vor uns hin. Und wirklich, am Abend kam wirklich starker Wind auf und es war ein ordentliches Gehäule in den Masten und Wanten. Gut zu wissen, daß wir hier sicher vertäut liegen.

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Uruguay wir kommen

Wie Sabine schon in ihrem letzten Blogeintrag berichtet hat, sind wir ja mehr oder weniger Hals über Kopf aus Itajai aufgebrochen, gerne hätten wir ja noch das Ein oder Andere angeschaut, unter anderem Blumenau. Aber auch das gehört zu so einer Reise dazu. Mit der Info, daß der Juni und Juli die schlechtesten Monate sind, um in den Süden zu gelangen und daß der Seglerkontakt schon seit 5 Wochen auf ein Wetterfenster wartet, lässt auch so eine Entscheidung nicht auf sich warten. So brauchen wir auch ein Wetterfenster von mindestens 5 Tagen! Wieso so lange? Waren wir doch zuletzt immer nur 1- 2 Tage am Stück unterwegs, so steht jetzt ein langer Schlag von ca. 500 sm vor uns. Der Küstenabschnitt im Süden von Brasilien bietet so gut wie keine Möglichkeiten (eigentlich gar keine), sich vor einem Wetter zu verstecken, der nächste Hafen ist Rio Grande de Sul in ca. 300 sm Entfernung. Dieser ist aber immer noch von den starken Unwettern betroffen und somit fällt er als Anlaufstation raus, bzw. wir wollen ihn nicht anlaufen, die haben im Moment wohl andere Sorgen. Außerdem haben wir eine Info, daß in der flussähnlichen Einfahrt 7 kn Strom laufen, das ganze Wasser läuft halt hier raus und von dem Treibgut, das hier mitkommt muss ich wohl auch nichts erwähnen. Die 7 kn gegenan sind für uns nicht zu schaffen, das Risiko mit Treibgut zu kollidieren nochmal ein anderes. Hatten wir das Thema schon bei der Anfahrt zu Itajai, wo wir die letzten Seemeilen zur Einfahrt im Slalom über das Meer gefahren sind. Ich am Bug Ausschau haltend und Sabine am Ruder, nach Anweisung ausweichend. Somit ist der nächste Hafen erst in Uruguay, La Paloma.

Porto Belo

So sind wir dann ja am Samstag nachmittag noch unter Maschine in die Bucht von Porto Belo gefahren und haben da vor Anker die Nacht verbracht. Am nächsten Morgen sind wir dann auch mit entsprechendem Wind weiter Richtung Florianopolis aufgebrochen, das auf der Ilha de Santa Catarina gelegen ist; an deren Nordseite ist eine Bucht, in der wir dann den aufkommenden Südwind abwettern wollten. Da wir dann aber so gut vorwärts gekommen sind, haben wir unterwegs den Entschluss gefasst, bis an die Südseite der Insel zu segeln. Hier gibt es auch eine weitläufige Bucht die vor Nord- und Südwind gut geschützt ist, man muss nur entsprechen innerhalb der Bucht verlegen und – die Salto war auch schon dort. So ist dann gegen 20 Uhr nicht unweit der Salto, an der Nordseite jener Bucht, der Anker gefallen. So waren wir auch bei 20- 25 kn Wind aus Nord schön ruhig gelegen, haben zu Abend gegessen und noch einen kleinen Schwatz über Funk mit der Salto gehalten, bei dem wir uns für den nächsten Morgen um 6 Uhr zum Aufbruch verabredet haben, um auf die andere Seite der Bucht zu verlegen, bevor der Südwind einsetzt.

schon auf der Südseite der Bucht

 Um 6 Uhr dann die Ernüchterung, daß der Wind immer noch aus Nord und in gleicher Stärke weht, kurz gefunkt, wir warten noch. Macht ja keinen Sinn sich bei der Windstärke auf Legerwall zu legen. Legerwall bedeutet in dem Fall, falls der Anker nicht hält, daß man gleich auf die Küste getrieben wird. So haben wir uns nochmal in die Bettdecke gekuschelt, um das Zeitfenster abzuwarten, in dem sich der Wind dreht. Um kurz nach Sieben dann der Funkspruch, der Wind hat gedreht. Häää, wie das? Normalerweise flaut der Wind ab und es dauert dann eine Weile bis der dann gedreht hat. Nicht so Heute. Ist er doch innerhalb von Minuten gedreht und weht auch gleich mit 25 kn aus Süd, jetzt liegen wir Legerwall, aber unser Anker hält. So sind wir dann ziemlich schnell aus der Koje gesprungen und haben uns auf die andere Seite der Bucht verlegt. Jetzt liegen wir wieder ruhig und sicher, wir bleiben auch den ganzen Tag auf dem Schiff, da uns das Anlanden mit dem Dinghi bei den permanenten 25- 30 kn, die es den ganzen Tag geblasen hat zu mühselig gewesen wäre. So sind wir dann erst am Dienstag, zusammen mit der Salto, an Land gerudert um dort eine Wanderung zu unternehmen. Um es vorweg zu nehmen, eine sehr schöne Wanderung mit der Erkenntnis, hier könnte wir es noch ein paar Tage länger aushalten.

Aber für den Abend war dann der gewünschte Nordwind wieder vorhergesagt, der einen Aufbruch zur Folge hat. So sind wir dann am späten Nachmittag auf unsere Boote zurückgekehrt und haben alles soweit startklar gemacht. Der Wind sollte gegen 22 Uhr kommen, wir sind dann aber schon um 19 Uhr los. Was sollen wir hier noch Zeit absitzen, dann halt erst einmal unter Maschine. So ging es dann in die erste Nacht hinein, der Wind kam wie angesagt, wir konnten die Segel setzten und die Maschine verstummte. Zu anfangs noch mit 2kn Gegenstrom, aber bis zum Morgen war auch dieser dann milde gestimmt und hat dann bis auf 0,5kn abgenommen. Mit zunehmendem Wind hat natürlich auch die Welle wieder zugenommen, aber wir sind gut vorangekommen. Am späten Abend, Sabine war schon ins Bett gegangen, habe ich in weiter Ferne dann Wetterleuchten gesehen, mmmh ob da was kommt? Gemeldet war auf jeden Fall nichts. Kurze Zeit später hat sich die Nacht dermaßen verfinstert, daß man sprichwörtlich die Hand vor Augen nicht gesehen hat, wirklich spuki wenn man auf dem Schiff nicht mal mehr die Aufbauten erkennen kann. Kurz darauf wird der Wind weniger und die Segel fangen an zu schlagen. Da Sabine sowieso gerade auf Toilette war, haben wir zusammen mal das Großsegel runter genommen, mit diesen Anzeichen war es mir dann doch etwas zu heiß, unter „Vollzeug“ weiter zu segeln. Sabine hat sich dann auch wieder hingelegt, mit dem Rest komme ich dann auch alleine klar. Nach einer halben Stunde wird der Wind noch weniger und dreht von einer zu anderen Minute um 180 Grad und es fängt das regnen an. So habe ich dann die Genua auch noch geborgen und unsere Maschine wieder bemüht. Wieder eine halbe Stunde später und der Wind kommt wieder aus der Alten Richtung und mit einer Stärke von 15- 20 kn. Also Genua raus und Maschine wieder aus, da soll mal jemand sagen, daß es Langweilig ist, und das ganze natürlich wieder alles in der Nacht. Das sollte es aber für den Rest der Nacht gewesen sein, der Regen hat sich verzogen und der Wind bleibt wieder stabil. Hatten wir bisher bei einsetzendem Regen immer wieder mit Starkwind zu kämpfen, war es jetzt auch mal Schwachwind. Der nächste Tag war dann eigentlich recht entspannt, der Wind hat etwas nachgelassen, die Welle entsprechend auch. Wir holten auch wieder mal unseren Kraki raus, aber leider war uns kein Angelerfolg gegönnt. Einzig ein Albatros hat sich an dem Köder bedienen wollen, den wir aber wieder von diesem wohlbehalten befreien konnten. Größer dürfen die Vögel aber auch nicht mehr werden, sonst bekommen wir sie nicht mehr an Bord, um sie zu befreien – war schon ein Kampf mit dem. Ein weiterer Versuch mit einem anderen Köder, der unter die Wasseroberfläche geht, wurde schnell abgebrochen, auch hier haben sich die ersten Albatrosse schon wieder in Ihn verschaut. Wir konnten den Köder dann aber noch ohne weiteren Zwischenfall bergen. Ab der Mittagszeit war dann gemeldet, daß eine lange Flautenzeit beginnt, diese hat sich dann aber bis in den Abend hinein Zeit gelassen, bevor wieder unsere Maschine zum Einsatz gekommen ist, mal schauen wie lange diese anhält.

Am heutigen Freitag war dann auch nur unter Mithilfe der Maschine vorwärts zu kommen, heul, der Südatlantik fast so glatt wie jeder Dorfweiher. Erst am Nachmittag haben sich die ersten Windfelder wieder bemerkbar gemacht, wir konnten uns auch mal eine Stunde unter Segel fortbewegen, was für eine Ruhe. Leider war dies kein Dauerzustand, am Abend nochmals eine Stunde, ansonsten war immer das monotone Geräusch unseres Diesels unser ständiger Begleiter. ABER der Höhepunkt des heutigen Tages war, wir haben unseren ersten Pinguin in freier Wildbahn gesehen und das noch an Bord! Jetzt werden sich einige Denken, der will uns einen Bären aufbinden, aber weit gefehlt. Der Nachteil an der Geschichte ist, er hat sich an unserem Angelköder vergriffen. Auf jeden Fall machte sich unsere Angel wieder mal bemerkbar, der erste Blick und Gedanke war, da hat sich wieder so ein „blöder“ Vogel über einen vermeintlichen Leckerbissen her gemacht. Wir staunten nicht schlecht, als wir den wahren Übeltäter ausmachten. Sind wir jetzt schon so weit im Süden, daß es Pinguine gibt?! Wir holten die Angel ein und haben mit dem Kescher den „Kleinen“ an Bord befördert, durch die diversen Vögel haben wir ja schon fast Routine bekommen. Mit Handschuh und Spitzzange bewaffnet haben wir dann den Angelhaken aus dem Maul entfernt und ihn erst einmal auf seine Füße gestellt. Dann hat sich unser Gast mal kurz umgeschaut, geschnattert, eben nochmal geschüttelt und ist mit einem kleinen Satz von selbst wieder ins Wasser gesprungen. Happy End, wir hoffen natürlich wie bei allen, die wir wieder frei gelassen haben, daß außer dem Schreck keine Wunden zurück bleiben. Wie immer keine Zeit für ein Foto gehabt, man ist ja auch selbst immer wieder aufgeregt und will möglichst schnell das Tier befreien. Jetzt trauen wir uns schon fast gar nicht mehr unsere Angel zu benutzen, wenn etwas beißt, dann leider kein Fisch. So müssen weiter die an Bord befindlichen Vorräte dezimiert werden und der frische Fisch lässt weiter auf sich warten.

Samstagmorgen, es ist hell geworden, Stille. Der Wind ist zurück und wir bewegen uns mit unseren „Dicken“ wieder fort, für das sie ja gebaut ist, unter Segel. Anfangs noch etwas unbeständig in Stärke und Richtung, aber nach 2 Stunden stabilisiert er sich und es ist ein entspanntes Segeln, da kaum Welle da ist. Es ist sehr diesig heute und die Sichtweite beträgt maximal 2 sm, nicht wirklich viel auf dem offenen Ozean. Unser Radargerät, das wir eigentlich soweit nur in der Nacht nutzen, um evtl. die unbeleuchteten Fischer rechtzeitig zu sehen, bleibt auch jetzt am Tag unser einziges Auge in die Ferne. Die Großschifffahrt sehen wir ja zum Glück mit dem AIS-System immer schon von weiten. Die Empfangsreichweite ist zwar auch hier unterschiedlich, aber es sind immer mindestes 20 sm, wenn wir deren Signal empfangen. Zur Vorstellung, wie weit so etwas auf dem Ozean ist, kann ich nur sagen, bei guter Sicht sehen wie die Pötte am Horizont erst auf ca. 10 sm Distanz. So gesehen sehen wir diese schon, bevor sie mit bloßem Auge sichtbar sind. Hier im Süden muss man auch den Fischern mal ein gutes Wort zukommen lassen, einige benutzen auch ein AIS, aber eben nicht alle. Über den Tag werden die Sichtweiten langsam immer weniger, bis es dunkel wird, sind es nur noch 100 m Sicht. Alles fühlt sich nass und klamm an Deck an, die Feuchte lässt die Kälte in alle Glieder ziehen. Die Schotten haben wir schon lange dicht gemacht, damit es unter Deck einigermaßen angenehm bleibt. Unter Tags hatten wir noch unseren Angelköder ein Bad im mittlerweile 16° Grad kühlen Wasser gegönnt. Bei dem Nebel sollten wir doch Glück vor den Möwen haben, weit gefehlt. Nach einer halben Stunde hat sich der Erste wieder in den Köder verbissen. Ich befreie den Guten das erste mal alleine, Sabine war gerade am Schlafen und ich wollte sie deshalb nicht wecken. Hat auch gut geklappt und die Angel ist ab sofort arbeitslos, ich gebe auf. Dann gibt es halt keinen frischen Fisch auf der Überfahrt. Mit dem letzten Büchsenlicht frischt der Wind auch endlich auf, so kommen wir auch etwas zügiger voran. Der Plan, bis spätestens Sonntagmittag in La Paloma anzukommen, scheint aufzugehen. Der Wind soll laut Wetterbericht jetzt stabil bleiben. Gegen 2 Uhr in der Früh schläft der Wind dann doch wieder ein, Sabine musste das Segel bergen, weil es nur noch geschlagen hat und unser Motor wieder mal begnügt. Der Spuk dauerte aber zum Glück nur eine Stunde, bevor wieder Ruhe ist Schiff einkehrt. Bei mir hat es das gleiche Spiel nochmal am frühen Morgen gegeben, ich war schon im Begriff den Motor anzuschmeißen, zumindest zur Unterstützung. Ich warte noch mal 10 Minuten, und siehe da, das Warten hat sich gelohnt. Wind kommt wieder auf und der Motor bleibt aus. So geht es dann entspannt dahin bis kurz vor dem Ziel, der Wind lässt wieder nach. Wir sind beide an Deck und sagen zu uns, daß uns auf der Zielgeraden wohl wieder mal die Luft ausgeht. Da es schon Mittagszeit ist, wärmt Sabine die Essensreste von gestern auf, um uns nochmal zu Stärken bevor es wieder zu spät wird, bis wir im Hafen fest sind und alles aufgeklart haben. Kaum ist das Essen im Teller legt der Wind auch schon wieder zu, ich stelle die Moni (Windsteueranlage) noch ein und unsere Gerda (elektrischen Autopiloten) aus. Bei Schwachwind tut sich unsere Moni etwas schwer, den Kurs sauber zu halten und da muss Gerda immer wieder mal übernehmen. Ansonsten schauen wir halt immer, daß Moni ihr Werk verrichtet; die braucht halt keinen Strom. Jedenfalls können wir anschließend so unser Essen genießen. Die Teller sind zurück in der Pantry und der Wind nimmt weiter zu und zu, „von wegen mir geht die Luft aus, jetzt zeige ich euch was in mir steckt“. So wird es wirklich noch ein Endspurt mit Windstärke 6, zum Glück waren wir die ganze Zeit nur mit unserer Genua unterwegs, die ist leichter händelbar als das Großsegel und kann einfacher gerefft werden, was wir dann auch gemacht haben. Jetzt kommen schon Gedanken auf, wie wir bei dem Wind im Hafen zu Recht kommen, oder sollen wir uns vor der Hafeneinfahrt vor Anker legen?! Da wir uns sowieso bei der Port Control anmelden müssen, fragen wir gleich nach, ob den jemand im Hafen uns beim Anlegen unterstützen kann. Es dauert einen Moment, bis die Dame am Funk uns die Rückmeldung gibt, daß gleich ein Boot zu uns kommt und uns unterstützt. Naja, Boot hätten sie nicht gleich schicken müssen, aber wenn sie schon den Service anbieten 😊. So kommen 2 Jungs mit dem Schlauchboot angefahren und begleiten uns durch die Hafeneinfahrt und zeigen uns den Liegeplatz.  Am Steg stehen auch schon 2 tatkräftige Helfer und so liegen wir, mit etwas Anweisungen von uns, schnell und sicher am Steg. Noch kurz das Boot aufklaren, Anlegegetränk zu uns nehmen, und wir setzten das erste Mal unsere Füße auf uruguayanischen Boden.

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Itajai

Endlich waren wir angekommen. Itajai im Staat Santa Catarina, der durch viele Deutsche und Italiener geprägt ist, da diese hier die Gegend besiedelt haben. Davon zeugen dann auch viele deutsche Namen, alleine schon „Blumenau“ ist ja vielen ein Begriff. Die Stadt mit dem größten Oktoberfest der Welt, nach München 😉

Nach dem Anlegen das übliche Prozedere. Wir gehen in die Rezeption, um uns anzumelden. Dort wird dann gleich die Policia Federal durch das Marinabüro kontaktiert, die dann (!) in die Marina kommt und unsere Anmeldung dort vornimmt. Was ein Luxus! Während wir uns durch diese Vorgänge hangeln, meldet sich schon Wolfgang bei mir, der hier in Itajai der Standortvertreter für unseren Trans-Ocean (TO) Verein ist. Da die Verbindung per WhatsApp-Telefonie irgendwie nicht so gut klappt, kommt er kurzerhand angefahren und packt uns gleich mal ins Auto und fährt mit uns durch die Stadt – wobei er gleich einiges erklärt – und zu seinem Yachtclub auf einen Kaffee. Ein Yachtclub ohne eine einzige Yacht. Es gibt noch nicht mal eine Steganlage oder so, lediglich eine Rampe, wo die Motorboote eingelassen werden. Aber das ist hier so in Brasilien, Yacht-Clubs oder Sport-Clubs gibt es etliche. Der Treffpunkt für die, die es sich leisten können. Mit tollen Restaurants, oft mit Pools, Fitnessbereich, Sauna etc.

Also der Kaffee war wirklich lecker!! Nach der ganzen Instantkaffeetrinkerei auf dem Boot, weil ich für mich alleine ja keinen frischen Kaffee aufkoche. Nach dem Kaffee sind wir dann noch in Wolfgangs Haus eingeladen worden und haben uns Pizza bestellt. Das nennen wir mal Mitglieds-Betreuung 😊

Aus dem kurzen „wir gehen uns mal schnell anmelden“ ist dann Abend geworden, bis wir wieder auf dem Boot waren. So gehen die Tage halt auch schnell rum.

An Tag zwei haben wir dann mal abgeklärt, wo wir unser Segel repariert bekommen und sind losgezogen, um noch ein paar Dinge zu besorgen – bzw. zu versuchen, diese zu besorgen. So haben wir dann gleich mal ein paar Blicke in die Stadt werfen können.

Am Sonntag waren wir dann bei Wolfgang eingeladen, der für uns ein Churrasco zubereiten lies. Churrasco ist das brasilianische Grillen auf offenem Feuer, wobei hier nicht einzelne Steaks gegrillt werden, sondern richtige Fleischbrocken, die dann direkt vom Grill runter tranchiert werden. Angefangen von Hühnchenteilen, über Schweinerippen oder -bauch über Rinderfilet, sehr fleischlastig mit etwas Gemüse und zum Abschluß einer gegrillten Ananas. Super lecker!!! Kerstin und ich kamen dann noch in den Genuß einer Reiki-Anwendung und eines heißen Bades in der Badewanne. Eine Badewanne! Das erste mal seit etwa einem Jahr saßen wir wieder mal in heißem Wasser. Es war ein sehr schöner Tag, der uns total entspannt und satt wieder auf unser Boot entließ.

Was fehlt nun noch? Ach ja, zum Hafenkapitän müssen wir ja noch. Der hatte Freitag nachmittag schon zu und erst wieder am Montag auf. Also gehen wir heute da hin und erledigen das. Da es den ganzen Tag regnen soll, warten wir eine Regenlücke gegen Mittag ab und stapfen in unserem Regenüberziehern los. Die Jungs waren wieder sehr nett da, es hat sich aber leider etwas gezogen. Die Verständigung ist nicht immer ganz einfach, selbst mit Google-Translator. Wir wollen „einchecken“ und der gute Mann erklärt uns immer wieder das Prozedere vom „auschecken“. Daß wir erst zum Zoll müssten, weil er deren Stempel braucht….. Bis dann zwischen uns geklärt war, daß wir das wissen und wir jetzt aber nur einreisen möchten.  Nach einer weiteren ¼ Stunde kam er dann wieder mit unserem Dreizeiler, mit dem wir nun offiziell im Hafen von Itajai angekommen sind. Das ist wirklich nur ein Dreizeiler!

Mittlerweile regnete es natürlich wieder ordentlich, so daß wir uns ein Schlupfloch suchen müssen! Und wo sind wir gelandet? In einem leckeren Cafe mit leckerem Kuchen und noch besserem Kaffee (bzw. warmer Milch).

Auf dem Rückweg zur Marina sind wir dann noch mal schnell bei einem Zahnarzt vorbeigehuscht, um zu sehen, ob wir hier denn mal einen Termin zur Kontrolle bekommen. Ist ja jetzt auch schon wieder über ein Jahr her, daß wir in Deutschland alles checken ließen. Jochen hat bei Onkel Google einen Zahnarzt gefunden, der bei 500 Bewertungen die Note 5,0 (die Beste) hatte. Schauen wir uns halt mal an. Und was soll ich sagen? Topp. Wir waren aber wohl die ersten Ausländer, die auf der Durchreise hier vorbeigekommen sind. Saß am Anfang nur ein Mädel in der Anmeldung und hat mit uns übers Handy kommuniziert, waren es am Schluß 4, inclusive eine der Ärztinen. Uns wurde auf die Frage nach den Kosten mitgeteilt, daß die „Beurteilung“ kostenlos ist und erst eine richtige Behandlung kosten würde. Dann hieß es: „Wir gehen jetzt zum röntgen“ ??? Wie, wir kommen gleich dran und röntgen? Ja, das ist auch kostenlos und gehört zur Beurteilung dazu, damit sie den Zustand sehen. OK.

Das Ende vom Lied: wir hatten beide sofort unsere Untersuchung, eine hochmoderne Untersuchung! Von den Zähnen, die einen Schaden haben oder auffällig sind, wird mittels eines kleinen USB-Stiftes Fotos gemacht, die dann am Bildschirm erklärt werden und man entscheiden kann, ob man es machen lassen möchte oder eben auch nicht. So hatten wir beide zwei kleine Stellen, die ausgebessert werden mußten. Und der Folgetermin? Gleich am Mittwoch morgen machen wir das.

An besagtem Mittwoch dann wurden wir beide behandelt, wobei hier die Ärztin alles alleine macht. Es ist keine Angestellte dabei, die irgendwelche Instrumente zureicht. Lediglich für uns wurde eine Kollegin abgestellt, die ihr Handy parat hielt, wenn die Ärztin etwas erklärt oder gefragt hat – nur als Dolmetscher mittels Translator. Bei der Verabschiedung wurden wir dann gefragt, ob wir denn ein gemeinsames Foto machen könnten. Na klar! Vielleicht tauchen wir auf der Internetseite dieser Zahnärzte bald auf, als die Europäer, die extra nach Brasilien kommen, um ihre Zähne richten zu lassen. Aber wirklich nett! Dies war auch die erste Zahnarztpraxis, die ich kenne, die im Wartebereich Kaffee, Tee, Kekse und Knabberzeug für die Patienten bereithielt. Geht man nicht mit frisch geputzten Zähnen zum Arzt und vermeidet alles vorher?!

Nach dem Zahnarzt gab es als kleine Belohnung eine Shoppingtour, da einige zu groß gewordene Sachen für Sabinchen ausgetauscht werden mussten. Am Abend sind wir dann zum Abschluß in eine Bar gegangen, dem „Beer House“. Diese hatten wir im Vorbeigehen entdeckt und entschlossen, da müssen wir mal Bierchen probieren. Und es war wirklich nett. Viele leckere Biersorten (auch „Echt Schlenkerla“ aus Bamberg wird da verkauft) und dazu Live-Musik.

Leider hat sich herausgestellt, daß wir hier in Itajai schneller wieder verschwinden werden müssen, als geplant. Wir wollten ja etwa zwei Wochen hier bleiben und auch einmal nach Blumenau fahren. Aber so wie es ausschaut, ergibt sich für uns ab der kommenden Woche schon ein Wetterfenster, um bis nach Uruguay zu kommen. Ein Bekannter wartete weiter südlich in Florianopolis schon seit 5 Wochen auf eben solches. Wir benötigen ein stabiles Wetter für die Zeit von etwa 5 Tagen für diese Strecke. Also fiel die Entscheidung, daß wir wohl auch schon am Wochenende hier weg fahren werden. Die SALTO fährt ganz sicher schon am Freitag abend raus.

Somit stand auch fest, am Donnerstag werden frische Lebensmittel gebunkert und das Boot soweit klar gemacht, da wir dann ja den Freitag wieder für die Behörden benötigen. Was wir ja vergessen haben, Donnerstag war Feiertag. Gut, kein Problem für das Lebensmittelkaufen, denn die Lebensmittelläden haben 7 Tage die Woche geöffnet, auch an Feiertagen. Auch manche andere Läden haben geöffnet, ich denke, das kann hier jeder handhaben, wie er will.

Das Problem mit diesem Feiertag? Das kommt noch.

Am Freitag früh marschieren wir dann wieder in das Marinabüro, um die Rechnung zu bezahlen und auszuchecken. Diesmal wollen wir ja komplett aus Brasilien ausklarieren, da müssen ja wieder 3 Behörden glücklich gemacht werden. Die Policia Federal kommt ja wieder auf Bestellung ins Büro, wir bekämen eine Nachricht, wenn sie da sind. Wir sollen jetzt aber dann gleich zur Receita Federal gehen (dem Zoll) und wir müssen danach ja zum Hafenkapitän, der den Zoll-Stempel ja sehen will.

Also auf, 4 Mann gehen zum Zoll. Ach nein? Heute geschlossen, weil gestern Feiertag war – Brückentag in Brasilien – wo gibt’s denn so was? Und keiner wusste was davon, auch die Bürodame war etwas betroffen. Gut, dann gehen wir halt mal so zur Capitania und versuchen unser Glück. Da ist heute anscheinend auch nur eine sparsame Besetzung der Marine da und wir haben einen anderen Sachbearbeiter. Der nimmt unsere Papiere mit, nachdem wir sagen was wir wollen, müssen wir im Wartesaal warten. Nach etwa 10 Minuten kommt ein anderer Kollege aus der Anmeldung und fragt uns noch nach unserem Bootszertifikat und wo wir eigentlich hin wollen. Wir geben ihm das fehlende Dokument und die Antwort Uruguay. Oh je, jetzt kommt bestimmt gleich die Frage nach dem Zollstempel der Ausreise, der fehlt ja auf dem Zollpapier. Nach weiteren 10 Minuten kam wieder ein Funkspruch mit einer Anweisung und nun wurden wir gefragt, wann wir denn Abreisen wollten? Am Samstag, manana (morgen). Nochmals die Rückfrage, wann morgen? Um 5 Uhr – nachmittag. Dann endlich taucht der nette Kollege auf mit dem nötigen Papier und benötigt des Skippers Unterschrift. Dieser Kollege interessiert sich überhaupt nicht für das Zolldokument….. Jochen leistet seine 3 Haken und der Kollege packt wieder alles zusammen und verschwindet wieder hinter einer Tür. Nach einer weiteren ¼ Stunde taucht er dann endlich auf und hat seine Stempel auf das Dokument gemacht.  Zwischenzeitlich hatten wir die Nachricht erhalten, daß die Policia Federal um 11.30 kommen würde und dann später „ist jetzt da“. Wir kommen gleich!

So sind wir stramm vom Hafenkapitän zur Marina gelaufen und haben dort unsere Ausreisestempel in den Pass bekommen. Jetzt haben wir alles, nur keinen Zollstempel für unser Boot zur Ausreise. Die Marinamitarbeiter haben dann telefoniert und die Aussage bekommen, wir könnten abfahren, das wäre kein Problem. Da vertrauen wir jetzt mal drauf, daß wir in Uruguay reingelassen werden, wenn unser Boot noch nicht offiziell aus Brasilien ausgereist ist.

Man muß aber wirklich sagen, daß bisher alle Mitarbeiter von den Behörden und der Marina super freundlich und hilfsbereit waren. (bis auf eine Ausnahme vielleicht)

Kerstin und Mike sind dann mit ihrer SALTO am Freitag nachmittag abgefahren und haben uns alleine gelassen. Wir haben uns zum Abschied von Itajai dann noch einmal das „Beer House“ gegönnt und unser restliches brasilianisches Geld unters Volk gebracht.

Nachdem wir am Samstag mittag nochmals bei Wolfgang zum Churrasco eingeladen waren (wieder sehr lecker), sind auch wir am Samstag nachmittag losgefahren, um noch ein paar Seemeilen in die richtige Richtung hinter uns zu bringen.

nochmals Churrasco zum Abschied

Da so überhaupt kein Wind war und wir komplett unter Motor gefahren sind, sind wir nur ca. 15 Seemeilen weiter südlich in eine Bucht gefahren und am folgenden Tag konnten wir dann aufgrund wirklich günstigen Windes eine weitere Teilstrecke bis südlich von Florianopolis in Bestzeit (mit Geschwindigkeit von bis zu 9 Knoten!!!) recht gemütlich zurücklegen. Nun liegen wir hier vor Anker und überbrücken den sehr starker Wind aus Süd, der heute abend nachlassen soll. Dann wollen wir ab Dienstag spätnachmittag den großen Sprung nach Uruguay starten.

sicher vor Anker bei bis zu 30 Knoten Wind – hier überhaupt nicht zu sehen und auch kaum in Bootsbewegung zu fühlen
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