Erstmal zu meiner Person: mein Name ist Christopher, ich habe neulich vor über 8 Jahren den Jochen bei der Arbeit kennenglernt und aus Kollegen wurden Freunde.

Nachdem ich ja auch, seit ich denken kann, unter Segel unterwegs bin, war ich von Anfang an Feuer und Flamme für das Projekt und war begeistert von diesem Vorhaben.

Als der Termin näher rückte, wollten ein paar Arbeitskollegen und ich die beiden in der Ostsee ein Stück begleiten und verabschieden; aber dieser Plan wurde dann durch ein paar Verzögerungen und das Umlegen des Schiffes nach Hamburg durchkreuzt.

Ich habe den beiden immer gesagt, falls ich kein Schiff auf die Schnelle bekomme, um Euch ein Stück zu begleiten, möchte ich wenigstens den letzten Festmacher beim Ablegen übergeben. Da sagte der Jochen ja glatt: Segel doch ein Stück mit, wir haben nichts dagegen. Ich habe sehr lange und gründlich überlegt, ob ich dieses Angebot annehme und nach 0,05sec kam meine Antwort ja klar!!! Ich bin dabei!

Dann bekam ich den Anruf vom Jochen es geht los. Ich sofort Urlaub eingereicht für die nächste Woche und dann voller Vorfreude Richtung Hamburg gefahren mit einem kleinen Zwischenstop in Bremen.

Tag 1 Auf der JoSa

Als ich frühs in dem kleinen verschlafenen Hafen ankam wurde ich erstmal sehr herzlich begrüsst und habe mit Sabine und Jochen noch eine Kleinigkeit gefrühstückt.

Beim Frühstück wurde der Plan besprochen: der Ofenbauer kommt, macht die Bleche fertig, dann legen wir ab. Soweit der Plan. Es hat sich relativ schnell herausgestellt, das der besagte Ofenbauer nicht kommt. Also ab in die Arbeitsklamotten und mit Jochen in die Werkstatt; als hätten wir nicht die letzten Jahre genug zusammen geschraubt. War aber nochmal schön! Die Bleche angepasst und gebohrt und zum Teil auch montiert. Unser Zeitfenster war sehr eng, weil ja alles von Ebbe und Flut abhängt. Also Bleche soweit vorbereitet, aus den Arbeitsklamotten raus, Händewaschen und Ablegen.

Also dann kam das Kommando: klarmachen zum Ablegen! Wieder umgezogen und jeder war auf seiner zugewiesenen Station. Es verlief alles reibungslos, trotz der engen Gegebenheiten im Hafen. Als wir in die Schleuse eingefahren und wieder ausgefahren sind, habe ich die beiden mal beobachtet und die konzentrierten Gesichter gesehen und habe festgestellt, daß die beiden noch gar nicht realisiert haben, was hier gerade passiert (jeder der mich kennt weiß, daß ich eine lustige, flapsige Art habe) Da habe ich mal das Wort ergriffen und gesagt: ihr habt doch momentan gar nicht begriffen, was hier gerade passiert! Ihr habt soeben eure WELTREISE begonnen die beiden schauten mich an und mussten sofort wie ein Honigkuchenpferd grinsen und lachen.

Während wir über die Elbe tuckern unter zur Hilfenahme vom Joggel (Motor) haben wir interessante große Schiffe gesehen: Frachtschiffe, die richtig imposant sind und wenn man da vorbeifährt, kommt man sich winzig vor.

Der erste Stopp war bei Glückstadt: angelegt und erstmal ein Anlegebier getrunken (ja, sogar Jochen hat zur Feier des Tages Eins getrunken). Danach noch in der Stadt rumgeschlendert und dann was Essen gegangen. Es war ein schöner Abend und wir haben sehr viel gelacht.

Ich habe dann auch die Bugkoje bezogen und durfte mit der Kuchenbude und dem Blister kuscheln die da so gelagert waren.

Tag 2 auf der JoSa

Das morgendliche Ritual beim Segeln: aufstehen, frühstücken, Zähne putzen, fertigmachen zum auslaufen. Aber alles sehr gemütlich. Nachdem das Wetter beschissen war, war ich dann schon im kompletten Ölzeug dagestanden und den Südwester aufn Kop. Sabine hat mein Südwester und mein Aussehen sehr gefallen, so eingepackt wie ein Michelin-Männchen.

Da kam die Frage: wollen wir wirklich den ganzen Tag durch den Regen fahren. Nach kurzer Überlegung wurde entschieden: wir machen einen Hundetag, das Heißt es wird sich ausgeruht und nur die nötigsten Bewegungen werden durchgeführt. Wir haben viel geschlafen und gegessen. Am Abend sind wir dann noch in eine kleine feine Kneipe gegangen, wo wir dann bei strömenden Regen den Tag ausklingen gelassen haben.

Tag 3 auf der Josa

Ablegen nach Cuxhaven: gesagt, getan. Das Wetter hat gepasst und auf los geht’s los.

An diesem Tag war alles schön: die Sonne hat geschienen, es gab Wind. Also alles im grünen Bereich ich durfte auch mal wieder ans Steuer und habe wieder mal die Gewalt von Ebbe und Flut gespürt: die Strömung. Es ist wirklich heftig, wie diese 3 Knoten Strömung das Schiff versetzen. Was mich gewundert hat, ist, daß Jochen mir ja blind vertraut hat und ich natürlich mir es nicht habe nehmen lassen, beim Aufkreuzen ein bissel sportlicher die gute Josa zu bewegen. Als wir dann fast die Fahrwassertonnen berühren konnten, wurde ich dann aber doch wieder ein bissl eingebremst; aber sie hat sich sooo schön fahren lassen. Nach dem Skipperwechsel kurz vor der Einfahrt in den Hafen von Cuxhafen: war sehr spannend, wie Jochen das Schiff im ca. 40 Grad-Winkel vorgehalten hat und wir mit ordentlich Fahrt in den Hafen eingelaufen sind und wieder mal erfolgreich angelegt haben. Natürlich durfte das Anlegerbier mit Sabine nicht fehlen, Jochen hat mit seiner Spezi angestoßen.

Die beiden haben mich gefragt, ob ich noch mit nach Helgoland am nächsten Tag segeln möchte. Ich habe lange überlegt und (jetzt leider im Nachhinein) dankend abgelehnt (ich könnte mir in den Arsch beißen), da die Fähre erst nachmittags wieder zurück fahren würde. Somit ca. 2 Std Fähre, dann mit dem Zug zurück nach Hamburg 1,5 Std fahrt und schlussendlich mit dem Auto 5-6 Std. wieder zurück nach Würzburg, und schließlich am nächsten Tag wieder arbeiten: das wäre ein bissel knackig gewesen. Aber gut: meine Entscheidung ist gefallen ich werde die beiden morgen verlassen. Sind noch schön was Essen gegangen und ich habe noch einen schönen Cocktail getrunken, bevor wir wieder zurück zum Schiff sind und uns hingelegt haben.

Tag 4 Auf der JoSa

Aufgestanden und ich habe meine 7 Sachen gepackt: Schlafsack zusammengerollt und mein Hab und Gut in meinem Rucksack verstaut. Um die Mittagszeit rum habe ich mich von den beiden verabschiedet und habe ihnen erzählt, daß die JOSA in der Nacht mit mir geredet hat:

„Wenn Sie mich vor dem Land beschützen, beschütze ich die beiden vor dem Wasser“.

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, daß nicht die ein oder andere Träne gelaufen ist bei mir. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht noch was für Sabine hätte: habe meinen Rucksack aufgemacht und meinen knallgelben Südwester rausgeholt und habe ihn Ihr geschenkt mit den Worten: Wenn du irgendwann völlig durchnässt am Ende Deiner Kräfte den Niedergang runterkommst, den Südwestern vom Kopf reisst und ihn in die Ecke feuerst, dann denke an mich und wie viel wir die 4 Tage gelacht haben (Anmerkung der Redaktion: nicht zu vergessen die Notration Leberkäs im Glas😉).Habe den beiden Eine gute Reise gewünscht und bin über die Dünen Richtung Hauptbahnhof gelaufen, als ich plötzlich ein Signalhorn hörte. Ich drehte mich Richtung Hafen um und sah Jochen und Sabine auf Deck stehen und mir ein letztes Mal zuwinken (Gänsehautmoment, mir ist es durch alle Gliedmaßen gefahren)

Chris

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