Kategorie: Europa

La Palma – la isla bonita

Der Hafen in Santa Cruz de La Palma (auf den Kanaren heißt auf jeder Insel eine Stadt irgendwie Santa Cruz…) ist eigentlich von einigen als recht schwellig und laut beschrieben, was wir bei unserer Ankunft so nicht bestätigen konnten. Die Schiffsbewegungen sind recht moderat im Gegensatz zu unserem letzten Hafen in Garachico und von Lärm keine Spur.

Nun, nach ein paar Tagen, können wir zumindest was den Schwell betrifft, hier eine Übereinstimmung feststellen. Es schaukelt und zerrt zwischendurch an den Leinen, daß man denkt, jetzt geht irgendetwas zu Bruch. Bei Ankunft hatten wir wohl eine etwas ruhigere Phase erleben dürfen, das Gegenteil kennen wir jetzt auch. Offensichtlich müsste alles sehr ruhig sein, der Yachthafen hat sogar ein Schleusentor, das nur geöffnet wird, wenn jemand rein oder raus möchte. Auf Nachfrage soll es eine Fehlkonstruktion in der Anlage geben, bei der die Unterwasser-Öffnungen, für den Wasseraustausch bei Ebbe und Flut zuständig, wohl etwas zu groß ausgefallen sind und so die Schiffsbewegungen im Hafen verursachen. Einen Krach durch die Fähren können wir so nicht bestätigen, ja man hört sie mal – aber das stört nicht. Vielmehr ist es so, daß hier auch Kreuzfahrtschiffe anlegen. Dann sollte man die Stadt meiden – etwas überfüllt. So erst einmal die Beschreibung unseres aktuellen Liegeplatzes.

Hatten wir hier im Vorfeld ja nur für 3 Nächte gebucht (sollte ja nur der Hafen zum Ausklarieren für die Weiterfahrt werden), war eine Verlängerung der Liegezeit dann kein Problem, da jemand anderes abgesagt hatte.

So sind wir erst mal mit dem Bus nach El Paso gefahren, um uns das ganze Ausmaß des jüngsten Vulkanausbruchs von 2021 anzuschauen. Beeindruckend und erschreckend zugleich, wenn man sich alte Satellitenbilder anschaut: wie dicht die Gegend doch besiedelt war. Stehen jetzt nur noch einzelne Gebäude inmitten des Lavastroms. An deren Rand sind einzelne Gärten zum Teil verschüttet, der eine Pfosten der Hofeinfahrt verdrückt, während diese aber noch problemlos passiert werden kann, Häuser an deren Fassade die Lava aus den Fenstern gelaufen ist und dann erstarrt ist, usw. Glück und Leid nur wenige Meter voneinander entfernt.

Bei unserer nächsten Wanderung sind wir von Santa Cruz aus gestartet, einfach den Berg hinauf. Nachdem die Beschilderung in den Häusergassen etwas zu wünschen übrig lies, wurde es dann nach dem Abzweig auf einen Pfad besser. Gut, die Möglichkeiten falsch abzubiegen war ja auch nicht mehr sooo groß. Auf den letzten Metern noch oben haben wir dann einen gigantischen Regenbogen beobachtet, der schnell immer näher gekommen ist. Eine Entscheidung musste her, weiter laufen, oder in das Restaurant einkehren, um den Regen auszusitzen. Wir entschieden uns für das Restaurant, in dem wir aber nur etwas getrunken haben. Der Blick auf das Essen der anderen Tische hat ergeben, daß wir hier wohl nochmal zurückkommen werden. Nachdem wir ausgetrunken und bezahlt hatten, sollte es weiter gehen. Der Blick vor die Tür sagt, es ist immer noch trocken und der Regenbogen steht immer noch da wo er zuletzt war, also weiter. Bei dem Höhepunkt des Wanderweges, einer sehr schönen Wallfahrtskirche, hat es dann leicht angefangen zu regnen. Wir sind dann weiter, da es ab jetzt nur noch bergab gegangen ist. Bis wir zurück am Schiff waren hat es immer wieder mal aufgehört und angefangen, zum durchweichen hat es nicht gelangt.

In der Zwischenzeit haben wir uns auch einen Leihwagen besorgt, mit dem wir bei einem Einkauf unsere Vorräte aufgefüllt haben und zu unseren nächsten Wanderungen aufgebrochen sind. Erst zu einem Wasserfall bei dem wir anschließend noch bis zu einem Aussichtspunkt weitergelaufen sind. Und am nächsten Tag eine Gipfeltour zum PICO BEJENARO, beides sehr schöne Touren die zu empfehlen sind.

Am Tag darauf wurde dann ein Erholungstag angesetzt, da die Gipfeltour ganz schön an unseren Kräften gezehrt hat. Zur Belohnung ging es dann am Abend mit unseren Bootsnachbarn Geli und Hans von der Bijou zu unserem Restaurant von der Wanderung über Santa Cruz. Was sollen wir sagen, es war genau die richtige Entscheidung. Fleisch gegrillt über dem Holzkohlegrill, ein Genuss. Von dem Preis-/Leistungsverhältnis ganz zu schweigen. Hans und ich haben uns ein Steak von ca. 1 kg geteilt, nachdem die Bedienung gesagt hatte, daß das Steak zu groß (für Hans alleine) ist, wir wurden auch beide satt. Bei uns zu Hause hätte man für das Steak soviel bezahlt wie wir mit 4 Person gegessen und getrunken hatten.

Zu Hans und Geli muß gesagt werden, daß die beiden auch stolze Besitzer einer „Van de Stadt“ sind. So kam der erste Kontakt überhaupt zustande, man spricht sich ja an und fragt, was hast Du für ein Boot. Und wenn als Antwort der selbe Konstrukteur rauskommt, da ist man doch gleich näher zusammengerückt. Welch eine Freude und natürlich reger Austausch über die jeweilige Technik (vornehmlich durch die Herren der Schöpfung – die Mädels schlürfen da lieber gemeinsam am Eierlikör).

Tags drauf, war dann eine Wanderung mit Geli und Hans angesagt. Da Geli erst noch einen Oberschenkelhalsbruch auszukurieren hatte, sollte es etwas moderater zugehen. So hatten wir gesagt das wir mit beiden Autos fahren und eines am Zielpunkt abstellen und so die Strecke nur einfach laufen. Auf dem Weg zu dem Zielparkplatz dann die Ernüchterung, eine Schranke die nur mit Genehmigung passiert werden kann. So sind wir dann zurück zum Besucherzentrum, um eben jene zu besorgen. Hier dann die Aussage, es gibt keine mehr für heute. Nach kurzer Beratschlagung sind wir dann mit einem Auto bis kurz vor die Schranke gefahren um, dann von da aus die Wanderung zu starten. So konnten wir zwar nicht den kompletten Weg laufen, sind dafür das Stück natürlich hin und wieder zurückgelaufen. Auch Geli hat tapfer durchgehalten, Chapeau – Hut ab.

Uns gefällt diese Insel wirklich außerordentlich gut. Von üppigen, feuchten Lorbeerwäldern über Kieferwälder und von der Lava zerstörte Natur.

Gestern haben wir nochmals unseren Liegeplatz verlängert, da zum eigentlichen Abreisetermin recht viel Wind vorhergesagt ist. Im Anschluss musste natürlich auch der darauffolgende Liegeplatz wieder verschoben werden. Noch ein letzter Einkauf, bevor morgen das Leihauto zurück geht – und ein Abendessen hatten wir dann auch noch organisiert. Mit den Crews der anderen Schiffe aus dem TO-Verein, es war ein sehr schöner Abend unter Gleichgesinnten.

Zum Abschluss auf La Palma, haben wir dann noch eine Wanderung unternommen. Schauen wo eine Bushaltestelle ist und von da aus los und irgendwo wieder ankommen, wo man mit dem Bus wieder zurück kommt. Gesagt – getan. Der Weg, den wir auf einer Wander-App gefunden hatten, war nicht als Wanderweg ausgeschildert, also einfach mal drauf los. Der Weg entpuppte sich als eine der vielen Wasserleitungen, die auf den Inseln mal angelegt worden sind. Ob jener noch aktiv genutzt wird, hat sich nicht rausfinden können. Der Weg war durchweg nicht breiter wie einen Meter und hat mit der einen oder anderen Überraschung auf sich aufmerksam gemacht. Von dichtem Unterholz, umgestürzten Bäumen, Erd- und Steinrutschen war alles dabei und es wurde nicht langweilig. Aber man bewegte sich inmitten ansonsten unberührter Natur, einfach traumhaft. Die einzigen Leute auf dem Streckenabschnitt waren jeweils zum Anfang und Ende zu sehen, es waren Einheimische, die Kastanien gesammelt haben. Der zweite Teil ist dann wieder über einen offiziellen Weg gegangen, auch schön, aber anders.

Außerdem hatten wir festgestellt das unser AIS-System, (das, wo ihr auf den diversen Traffic-Apps zu sehen bekommt, wo wir uns gerade befinden), wohl keine Daten mehr sendet. Auch hier wieder einige Anrufe und Mails mit Daten schicken, um dann die Aussage vom Hersteller zu bekommen, Gerät defekt. Mal schauen wie es da jetzt weiter geht, die Garantie ist natürlich gerade abgelaufen, vielleicht geht ja was auf Kulanz.

Ganz schön stressig so ein Seglerleben.

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Gastbeitrag zu Abfahrt Hamburg

Erstmal zu meiner Person: mein Name ist Christopher, ich habe neulich vor über 8 Jahren den Jochen bei der Arbeit kennenglernt und aus Kollegen wurden Freunde.

Nachdem ich ja auch, seit ich denken kann, unter Segel unterwegs bin, war ich von Anfang an Feuer und Flamme für das Projekt und war begeistert von diesem Vorhaben.

Als der Termin näher rückte, wollten ein paar Arbeitskollegen und ich die beiden in der Ostsee ein Stück begleiten und verabschieden; aber dieser Plan wurde dann durch ein paar Verzögerungen und das Umlegen des Schiffes nach Hamburg durchkreuzt.

Ich habe den beiden immer gesagt, falls ich kein Schiff auf die Schnelle bekomme, um Euch ein Stück zu begleiten, möchte ich wenigstens den letzten Festmacher beim Ablegen übergeben. Da sagte der Jochen ja glatt: Segel doch ein Stück mit, wir haben nichts dagegen. Ich habe sehr lange und gründlich überlegt, ob ich dieses Angebot annehme und nach 0,05sec kam meine Antwort ja klar!!! Ich bin dabei!

Dann bekam ich den Anruf vom Jochen es geht los. Ich sofort Urlaub eingereicht für die nächste Woche und dann voller Vorfreude Richtung Hamburg gefahren mit einem kleinen Zwischenstop in Bremen.

Tag 1 Auf der JoSa

Als ich frühs in dem kleinen verschlafenen Hafen ankam wurde ich erstmal sehr herzlich begrüsst und habe mit Sabine und Jochen noch eine Kleinigkeit gefrühstückt.

Beim Frühstück wurde der Plan besprochen: der Ofenbauer kommt, macht die Bleche fertig, dann legen wir ab. Soweit der Plan. Es hat sich relativ schnell herausgestellt, das der besagte Ofenbauer nicht kommt. Also ab in die Arbeitsklamotten und mit Jochen in die Werkstatt; als hätten wir nicht die letzten Jahre genug zusammen geschraubt. War aber nochmal schön! Die Bleche angepasst und gebohrt und zum Teil auch montiert. Unser Zeitfenster war sehr eng, weil ja alles von Ebbe und Flut abhängt. Also Bleche soweit vorbereitet, aus den Arbeitsklamotten raus, Händewaschen und Ablegen.

Also dann kam das Kommando: klarmachen zum Ablegen! Wieder umgezogen und jeder war auf seiner zugewiesenen Station. Es verlief alles reibungslos, trotz der engen Gegebenheiten im Hafen. Als wir in die Schleuse eingefahren und wieder ausgefahren sind, habe ich die beiden mal beobachtet und die konzentrierten Gesichter gesehen und habe festgestellt, daß die beiden noch gar nicht realisiert haben, was hier gerade passiert (jeder der mich kennt weiß, daß ich eine lustige, flapsige Art habe) Da habe ich mal das Wort ergriffen und gesagt: ihr habt doch momentan gar nicht begriffen, was hier gerade passiert! Ihr habt soeben eure WELTREISE begonnen die beiden schauten mich an und mussten sofort wie ein Honigkuchenpferd grinsen und lachen.

Während wir über die Elbe tuckern unter zur Hilfenahme vom Joggel (Motor) haben wir interessante große Schiffe gesehen: Frachtschiffe, die richtig imposant sind und wenn man da vorbeifährt, kommt man sich winzig vor.

Der erste Stopp war bei Glückstadt: angelegt und erstmal ein Anlegebier getrunken (ja, sogar Jochen hat zur Feier des Tages Eins getrunken). Danach noch in der Stadt rumgeschlendert und dann was Essen gegangen. Es war ein schöner Abend und wir haben sehr viel gelacht.

Ich habe dann auch die Bugkoje bezogen und durfte mit der Kuchenbude und dem Blister kuscheln die da so gelagert waren.

Tag 2 auf der JoSa

Das morgendliche Ritual beim Segeln: aufstehen, frühstücken, Zähne putzen, fertigmachen zum auslaufen. Aber alles sehr gemütlich. Nachdem das Wetter beschissen war, war ich dann schon im kompletten Ölzeug dagestanden und den Südwester aufn Kop. Sabine hat mein Südwester und mein Aussehen sehr gefallen, so eingepackt wie ein Michelin-Männchen.

Da kam die Frage: wollen wir wirklich den ganzen Tag durch den Regen fahren. Nach kurzer Überlegung wurde entschieden: wir machen einen Hundetag, das Heißt es wird sich ausgeruht und nur die nötigsten Bewegungen werden durchgeführt. Wir haben viel geschlafen und gegessen. Am Abend sind wir dann noch in eine kleine feine Kneipe gegangen, wo wir dann bei strömenden Regen den Tag ausklingen gelassen haben.

Tag 3 auf der Josa

Ablegen nach Cuxhaven: gesagt, getan. Das Wetter hat gepasst und auf los geht’s los.

An diesem Tag war alles schön: die Sonne hat geschienen, es gab Wind. Also alles im grünen Bereich ich durfte auch mal wieder ans Steuer und habe wieder mal die Gewalt von Ebbe und Flut gespürt: die Strömung. Es ist wirklich heftig, wie diese 3 Knoten Strömung das Schiff versetzen. Was mich gewundert hat, ist, daß Jochen mir ja blind vertraut hat und ich natürlich mir es nicht habe nehmen lassen, beim Aufkreuzen ein bissel sportlicher die gute Josa zu bewegen. Als wir dann fast die Fahrwassertonnen berühren konnten, wurde ich dann aber doch wieder ein bissl eingebremst; aber sie hat sich sooo schön fahren lassen. Nach dem Skipperwechsel kurz vor der Einfahrt in den Hafen von Cuxhafen: war sehr spannend, wie Jochen das Schiff im ca. 40 Grad-Winkel vorgehalten hat und wir mit ordentlich Fahrt in den Hafen eingelaufen sind und wieder mal erfolgreich angelegt haben. Natürlich durfte das Anlegerbier mit Sabine nicht fehlen, Jochen hat mit seiner Spezi angestoßen.

Die beiden haben mich gefragt, ob ich noch mit nach Helgoland am nächsten Tag segeln möchte. Ich habe lange überlegt und (jetzt leider im Nachhinein) dankend abgelehnt (ich könnte mir in den Arsch beißen), da die Fähre erst nachmittags wieder zurück fahren würde. Somit ca. 2 Std Fähre, dann mit dem Zug zurück nach Hamburg 1,5 Std fahrt und schlussendlich mit dem Auto 5-6 Std. wieder zurück nach Würzburg, und schließlich am nächsten Tag wieder arbeiten: das wäre ein bissel knackig gewesen. Aber gut: meine Entscheidung ist gefallen ich werde die beiden morgen verlassen. Sind noch schön was Essen gegangen und ich habe noch einen schönen Cocktail getrunken, bevor wir wieder zurück zum Schiff sind und uns hingelegt haben.

Tag 4 Auf der JoSa

Aufgestanden und ich habe meine 7 Sachen gepackt: Schlafsack zusammengerollt und mein Hab und Gut in meinem Rucksack verstaut. Um die Mittagszeit rum habe ich mich von den beiden verabschiedet und habe ihnen erzählt, daß die JOSA in der Nacht mit mir geredet hat:

„Wenn Sie mich vor dem Land beschützen, beschütze ich die beiden vor dem Wasser“.

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, daß nicht die ein oder andere Träne gelaufen ist bei mir. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht noch was für Sabine hätte: habe meinen Rucksack aufgemacht und meinen knallgelben Südwester rausgeholt und habe ihn Ihr geschenkt mit den Worten: Wenn du irgendwann völlig durchnässt am Ende Deiner Kräfte den Niedergang runterkommst, den Südwestern vom Kopf reisst und ihn in die Ecke feuerst, dann denke an mich und wie viel wir die 4 Tage gelacht haben (Anmerkung der Redaktion: nicht zu vergessen die Notration Leberkäs im Glas😉).Habe den beiden Eine gute Reise gewünscht und bin über die Dünen Richtung Hauptbahnhof gelaufen, als ich plötzlich ein Signalhorn hörte. Ich drehte mich Richtung Hafen um und sah Jochen und Sabine auf Deck stehen und mir ein letztes Mal zuwinken (Gänsehautmoment, mir ist es durch alle Gliedmaßen gefahren)

Chris

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