Endlich waren wir angekommen. Itajai im Staat Santa Catarina, der durch viele Deutsche und Italiener geprägt ist, da diese hier die Gegend besiedelt haben. Davon zeugen dann auch viele deutsche Namen, alleine schon „Blumenau“ ist ja vielen ein Begriff. Die Stadt mit dem größten Oktoberfest der Welt, nach München 😉

Nach dem Anlegen das übliche Prozedere. Wir gehen in die Rezeption, um uns anzumelden. Dort wird dann gleich die Policia Federal durch das Marinabüro kontaktiert, die dann (!) in die Marina kommt und unsere Anmeldung dort vornimmt. Was ein Luxus! Während wir uns durch diese Vorgänge hangeln, meldet sich schon Wolfgang bei mir, der hier in Itajai der Standortvertreter für unseren Trans-Ocean (TO) Verein ist. Da die Verbindung per WhatsApp-Telefonie irgendwie nicht so gut klappt, kommt er kurzerhand angefahren und packt uns gleich mal ins Auto und fährt mit uns durch die Stadt – wobei er gleich einiges erklärt – und zu seinem Yachtclub auf einen Kaffee. Ein Yachtclub ohne eine einzige Yacht. Es gibt noch nicht mal eine Steganlage oder so, lediglich eine Rampe, wo die Motorboote eingelassen werden. Aber das ist hier so in Brasilien, Yacht-Clubs oder Sport-Clubs gibt es etliche. Der Treffpunkt für die, die es sich leisten können. Mit tollen Restaurants, oft mit Pools, Fitnessbereich, Sauna etc.

Also der Kaffee war wirklich lecker!! Nach der ganzen Instantkaffeetrinkerei auf dem Boot, weil ich für mich alleine ja keinen frischen Kaffee aufkoche. Nach dem Kaffee sind wir dann noch in Wolfgangs Haus eingeladen worden und haben uns Pizza bestellt. Das nennen wir mal Mitglieds-Betreuung 😊

Aus dem kurzen „wir gehen uns mal schnell anmelden“ ist dann Abend geworden, bis wir wieder auf dem Boot waren. So gehen die Tage halt auch schnell rum.

An Tag zwei haben wir dann mal abgeklärt, wo wir unser Segel repariert bekommen und sind losgezogen, um noch ein paar Dinge zu besorgen – bzw. zu versuchen, diese zu besorgen. So haben wir dann gleich mal ein paar Blicke in die Stadt werfen können.

Am Sonntag waren wir dann bei Wolfgang eingeladen, der für uns ein Churrasco zubereiten lies. Churrasco ist das brasilianische Grillen auf offenem Feuer, wobei hier nicht einzelne Steaks gegrillt werden, sondern richtige Fleischbrocken, die dann direkt vom Grill runter tranchiert werden. Angefangen von Hühnchenteilen, über Schweinerippen oder -bauch über Rinderfilet, sehr fleischlastig mit etwas Gemüse und zum Abschluß einer gegrillten Ananas. Super lecker!!! Kerstin und ich kamen dann noch in den Genuß einer Reiki-Anwendung und eines heißen Bades in der Badewanne. Eine Badewanne! Das erste mal seit etwa einem Jahr saßen wir wieder mal in heißem Wasser. Es war ein sehr schöner Tag, der uns total entspannt und satt wieder auf unser Boot entließ.

Was fehlt nun noch? Ach ja, zum Hafenkapitän müssen wir ja noch. Der hatte Freitag nachmittag schon zu und erst wieder am Montag auf. Also gehen wir heute da hin und erledigen das. Da es den ganzen Tag regnen soll, warten wir eine Regenlücke gegen Mittag ab und stapfen in unserem Regenüberziehern los. Die Jungs waren wieder sehr nett da, es hat sich aber leider etwas gezogen. Die Verständigung ist nicht immer ganz einfach, selbst mit Google-Translator. Wir wollen „einchecken“ und der gute Mann erklärt uns immer wieder das Prozedere vom „auschecken“. Daß wir erst zum Zoll müssten, weil er deren Stempel braucht….. Bis dann zwischen uns geklärt war, daß wir das wissen und wir jetzt aber nur einreisen möchten.  Nach einer weiteren ¼ Stunde kam er dann wieder mit unserem Dreizeiler, mit dem wir nun offiziell im Hafen von Itajai angekommen sind. Das ist wirklich nur ein Dreizeiler!

Mittlerweile regnete es natürlich wieder ordentlich, so daß wir uns ein Schlupfloch suchen müssen! Und wo sind wir gelandet? In einem leckeren Cafe mit leckerem Kuchen und noch besserem Kaffee (bzw. warmer Milch).

Auf dem Rückweg zur Marina sind wir dann noch mal schnell bei einem Zahnarzt vorbeigehuscht, um zu sehen, ob wir hier denn mal einen Termin zur Kontrolle bekommen. Ist ja jetzt auch schon wieder über ein Jahr her, daß wir in Deutschland alles checken ließen. Jochen hat bei Onkel Google einen Zahnarzt gefunden, der bei 500 Bewertungen die Note 5,0 (die Beste) hatte. Schauen wir uns halt mal an. Und was soll ich sagen? Topp. Wir waren aber wohl die ersten Ausländer, die auf der Durchreise hier vorbeigekommen sind. Saß am Anfang nur ein Mädel in der Anmeldung und hat mit uns übers Handy kommuniziert, waren es am Schluß 4, inclusive eine der Ärztinen. Uns wurde auf die Frage nach den Kosten mitgeteilt, daß die „Beurteilung“ kostenlos ist und erst eine richtige Behandlung kosten würde. Dann hieß es: „Wir gehen jetzt zum röntgen“ ??? Wie, wir kommen gleich dran und röntgen? Ja, das ist auch kostenlos und gehört zur Beurteilung dazu, damit sie den Zustand sehen. OK.

Das Ende vom Lied: wir hatten beide sofort unsere Untersuchung, eine hochmoderne Untersuchung! Von den Zähnen, die einen Schaden haben oder auffällig sind, wird mittels eines kleinen USB-Stiftes Fotos gemacht, die dann am Bildschirm erklärt werden und man entscheiden kann, ob man es machen lassen möchte oder eben auch nicht. So hatten wir beide zwei kleine Stellen, die ausgebessert werden mußten. Und der Folgetermin? Gleich am Mittwoch morgen machen wir das.

An besagtem Mittwoch dann wurden wir beide behandelt, wobei hier die Ärztin alles alleine macht. Es ist keine Angestellte dabei, die irgendwelche Instrumente zureicht. Lediglich für uns wurde eine Kollegin abgestellt, die ihr Handy parat hielt, wenn die Ärztin etwas erklärt oder gefragt hat – nur als Dolmetscher mittels Translator. Bei der Verabschiedung wurden wir dann gefragt, ob wir denn ein gemeinsames Foto machen könnten. Na klar! Vielleicht tauchen wir auf der Internetseite dieser Zahnärzte bald auf, als die Europäer, die extra nach Brasilien kommen, um ihre Zähne richten zu lassen. Aber wirklich nett! Dies war auch die erste Zahnarztpraxis, die ich kenne, die im Wartebereich Kaffee, Tee, Kekse und Knabberzeug für die Patienten bereithielt. Geht man nicht mit frisch geputzten Zähnen zum Arzt und vermeidet alles vorher?!

Nach dem Zahnarzt gab es als kleine Belohnung eine Shoppingtour, da einige zu groß gewordene Sachen für Sabinchen ausgetauscht werden mussten. Am Abend sind wir dann zum Abschluß in eine Bar gegangen, dem „Beer House“. Diese hatten wir im Vorbeigehen entdeckt und entschlossen, da müssen wir mal Bierchen probieren. Und es war wirklich nett. Viele leckere Biersorten (auch „Echt Schlenkerla“ aus Bamberg wird da verkauft) und dazu Live-Musik.

Leider hat sich herausgestellt, daß wir hier in Itajai schneller wieder verschwinden werden müssen, als geplant. Wir wollten ja etwa zwei Wochen hier bleiben und auch einmal nach Blumenau fahren. Aber so wie es ausschaut, ergibt sich für uns ab der kommenden Woche schon ein Wetterfenster, um bis nach Uruguay zu kommen. Ein Bekannter wartete weiter südlich in Florianopolis schon seit 5 Wochen auf eben solches. Wir benötigen ein stabiles Wetter für die Zeit von etwa 5 Tagen für diese Strecke. Also fiel die Entscheidung, daß wir wohl auch schon am Wochenende hier weg fahren werden. Die SALTO fährt ganz sicher schon am Freitag abend raus.

Somit stand auch fest, am Donnerstag werden frische Lebensmittel gebunkert und das Boot soweit klar gemacht, da wir dann ja den Freitag wieder für die Behörden benötigen. Was wir ja vergessen haben, Donnerstag war Feiertag. Gut, kein Problem für das Lebensmittelkaufen, denn die Lebensmittelläden haben 7 Tage die Woche geöffnet, auch an Feiertagen. Auch manche andere Läden haben geöffnet, ich denke, das kann hier jeder handhaben, wie er will.

Das Problem mit diesem Feiertag? Das kommt noch.

Am Freitag früh marschieren wir dann wieder in das Marinabüro, um die Rechnung zu bezahlen und auszuchecken. Diesmal wollen wir ja komplett aus Brasilien ausklarieren, da müssen ja wieder 3 Behörden glücklich gemacht werden. Die Policia Federal kommt ja wieder auf Bestellung ins Büro, wir bekämen eine Nachricht, wenn sie da sind. Wir sollen jetzt aber dann gleich zur Receita Federal gehen (dem Zoll) und wir müssen danach ja zum Hafenkapitän, der den Zoll-Stempel ja sehen will.

Also auf, 4 Mann gehen zum Zoll. Ach nein? Heute geschlossen, weil gestern Feiertag war – Brückentag in Brasilien – wo gibt’s denn so was? Und keiner wusste was davon, auch die Bürodame war etwas betroffen. Gut, dann gehen wir halt mal so zur Capitania und versuchen unser Glück. Da ist heute anscheinend auch nur eine sparsame Besetzung der Marine da und wir haben einen anderen Sachbearbeiter. Der nimmt unsere Papiere mit, nachdem wir sagen was wir wollen, müssen wir im Wartesaal warten. Nach etwa 10 Minuten kommt ein anderer Kollege aus der Anmeldung und fragt uns noch nach unserem Bootszertifikat und wo wir eigentlich hin wollen. Wir geben ihm das fehlende Dokument und die Antwort Uruguay. Oh je, jetzt kommt bestimmt gleich die Frage nach dem Zollstempel der Ausreise, der fehlt ja auf dem Zollpapier. Nach weiteren 10 Minuten kam wieder ein Funkspruch mit einer Anweisung und nun wurden wir gefragt, wann wir denn Abreisen wollten? Am Samstag, manana (morgen). Nochmals die Rückfrage, wann morgen? Um 5 Uhr – nachmittag. Dann endlich taucht der nette Kollege auf mit dem nötigen Papier und benötigt des Skippers Unterschrift. Dieser Kollege interessiert sich überhaupt nicht für das Zolldokument….. Jochen leistet seine 3 Haken und der Kollege packt wieder alles zusammen und verschwindet wieder hinter einer Tür. Nach einer weiteren ¼ Stunde taucht er dann endlich auf und hat seine Stempel auf das Dokument gemacht.  Zwischenzeitlich hatten wir die Nachricht erhalten, daß die Policia Federal um 11.30 kommen würde und dann später „ist jetzt da“. Wir kommen gleich!

So sind wir stramm vom Hafenkapitän zur Marina gelaufen und haben dort unsere Ausreisestempel in den Pass bekommen. Jetzt haben wir alles, nur keinen Zollstempel für unser Boot zur Ausreise. Die Marinamitarbeiter haben dann telefoniert und die Aussage bekommen, wir könnten abfahren, das wäre kein Problem. Da vertrauen wir jetzt mal drauf, daß wir in Uruguay reingelassen werden, wenn unser Boot noch nicht offiziell aus Brasilien ausgereist ist.

Man muß aber wirklich sagen, daß bisher alle Mitarbeiter von den Behörden und der Marina super freundlich und hilfsbereit waren. (bis auf eine Ausnahme vielleicht)

Kerstin und Mike sind dann mit ihrer SALTO am Freitag nachmittag abgefahren und haben uns alleine gelassen. Wir haben uns zum Abschied von Itajai dann noch einmal das „Beer House“ gegönnt und unser restliches brasilianisches Geld unters Volk gebracht.

Nachdem wir am Samstag mittag nochmals bei Wolfgang zum Churrasco eingeladen waren (wieder sehr lecker), sind auch wir am Samstag nachmittag losgefahren, um noch ein paar Seemeilen in die richtige Richtung hinter uns zu bringen.

nochmals Churrasco zum Abschied

Da so überhaupt kein Wind war und wir komplett unter Motor gefahren sind, sind wir nur ca. 15 Seemeilen weiter südlich in eine Bucht gefahren und am folgenden Tag konnten wir dann aufgrund wirklich günstigen Windes eine weitere Teilstrecke bis südlich von Florianopolis in Bestzeit (mit Geschwindigkeit von bis zu 9 Knoten!!!) recht gemütlich zurücklegen. Nun liegen wir hier vor Anker und überbrücken den sehr starker Wind aus Süd, der heute abend nachlassen soll. Dann wollen wir ab Dienstag spätnachmittag den großen Sprung nach Uruguay starten.

sicher vor Anker bei bis zu 30 Knoten Wind – hier überhaupt nicht zu sehen und auch kaum in Bootsbewegung zu fühlen
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