Tag 4: wir beginnen unsere erste eigene „Langfahrt“ mit einem schönen Wind von ca. 16 Knoten, was uns eine Geschwindigkeit von über 7 Knoten einbringt. Dies ist so ziemlich die Höchstgeschwindigkeit, die unser Boot zu leisten vermag. Leider müssen wir einen „Am-Wind-Kurs“ fahren, was eine sehr unruhige, ruppige Fahrt ist und Bianca gleich mal in die Seekrankheit führt. Für den Anfang hätten wir ihr etwas leichteres gewünscht.

ein letzter Blick auf Griechenland

Wir fahren in dieser Nacht in 2er-Schichten á 4 Stunden. Ich mache mit Clemens die erste Schicht. Gegen Ende stellt sich auch bei mir die übliche Übelkeit ein, die mich bei jedem Törn einmal trifft. Jochen muß seine Schicht komplett alleine fahren, da Bianca ein Totalausfall ist. Ich fühle mich nach dem Schlafen wieder gut und gehe guten Mutes meine 2. Wache mit Clemens an. Der arme Kerl muß jetzt die Schicht auch alleine fahren, da ich nach kurzer Zeit nur noch körperlich mit Eimer im Arm anwesend bin.

trotzdem immer wieder schön – auch mit Übelkeit

Tag 5: Bianca ist jetzt wieder soweit hergestellt, ich liege flach. Der Wind lässt immer mehr nach und dreht, so daß Jochen Guten Mutes unser Leichtwindsegel setzt. Doch nach nur 7 gefahrenen Seemeilen, gerade als ich wieder fit ans Deck gehe, rauscht das Segel ins Wasser – unser Fall ist gerissen. (Das Fall ist die Leine, an der das Segel nach oben gezogen wird). Also alle ran ans Segel-aus-dem-Wasser-bergen und an einem anderen Fall hochziehen, damit das Segel wenigstens wieder trocken wird. Was sind wir froh, daß wir bei dieser Tour Clemens dabei haben, der für alles einsatzfähig und bereit ist: segeln, improvisieren, kochen und betütteln.

so hing er
so fiel er
so liegt er

So, dann werfen wir halt unser Dieselross an. Und wieder geht es in den Nachtschichtbetrieb. Heute machen wir keine 2er-Schichten, sondern Jochen und Sabine machen alleine und Clemens macht zusammen mit Bianca. Das gönnt jedem etwas längere Ruhepausen.

Tag 6: ein sonniger Tag mit strahlend blauem Himmel und viel Blau außenrum. Gegen 10 Uhr kommt dann doch endlich mal etwas Wind. Also Genua wieder raus. Das hält aber leider nicht lange. Wir machen insgesamt bei dieser Tour 39 Stunden nur mit Motor. 

Die erwartete Ankunftszeit in Valletta beträgt etwa 2.30 Uhr in der Nacht. Also machen wir 3 kurze Nachtschichten aus und vereinbaren, daß wir halt dann bei der Ankunft alle wach sind, schön anlegen und dann gemeinsam schlummern können. Hatten wir die letzten 3 Tage ein Highlight, wenn endlich mal ein Schiff gesichtet wurde, so tummeln sich hier die Kähne.

und wir mittendrin

Tag 7: Doch wie immer, kommt alles anders, als wir es geplant haben!

Ich habe lange im Vorfeld recherchiert, welche Einreiseregeln gibt es für welches Land. Und daß Malta ein ganz großes Fragenzeichen ist, war auch klar. Keiner konnte mir genauere Informationen geben, ich habe die Einreisebehörden angefragt, diverse Marinas und, und, und. Klar war, wir müssen uns ca. 2 Stunden vor Ankunft via Funk bei der Port Control anmelden und auf weitere Instruktionen warten.

Das haben wir schön gemacht. Hier sind dann mal unsere Probleme:

  1. Vor der Einreise einen PCR-Test machen, der nicht älter als 72 Stunden sein darf
  2. 24 Stunden vor der Einreise eine „Health-Declaration“ an den zuständigen Port-Medico mailen

Tja, wie bekommt man auf Hoher See einen PCR-Test und wie mailt man etwas, wenn man kein Netz hat? All diese Dinge hatte ich ja versucht im Vorfeld zu klären – keiner konnte mir das beantworten. Nun kam die klare Ansage, daß ohne eine Freigabe der Health-Declaration keine Genehmigung erteilt werden würde, daß wir in eine Marina einfahren können, wir sollen in eine Bucht weiter westlich fahren, aber ankern dürfen wir auch nicht! Wir müssen also vor der Bucht unsere Kreise ziehen. Also liegen wir quasi vor Malta im freien Wasser und dümpeln hier ab nachts um 2 Uhr rum. Es muß aber immer einer an Deck sein, der Ausschau nach Fischern oder ähnlichem hält, wir treiben ja frei und dürfen niemandem in die Quere kommen; also ist nicht viel mit Schlaf.

Wir haben dann noch mitten in der Nacht, nachdem wir in Landnähe endlich wieder Netz hatten, unsere Declarations weggemailt mit der bitte um „dringende“ Bearbeitung. Mehr konnten wir nicht tun.

Gott sei Dank haben wir mit Bianca jemanden dabei, die lange im Ausland war und entsprechend fließend Englisch spricht und das auch noch mit viel Freundlichkeit und Geduld. Sie hat sich dann am Morgen ans Telefon gesetzt und herum telefoniert. Von der Marina zum Port Medico, wieder mit der Marina. Jeder wollte uns wieder an den anderen vertrösten, ohne Freigabe keine Einlaufen, ohne Einlaufen aber kein PCR-Test, ohne PCR-Test keine Freigabe. Das war wie im Laufrad für die Mäuschen. Bianca war aber beharrlich und endlich ging es doch vorwärts.

Der Medico schickte uns eine „Freigabe“, mit der Auflage, daß wir das Boot nicht verlassen dürfen. Damit konnten wir in die Marina einlaufen uns schließlich heißt es um 11:45 Uhr „Leinen fest“. Die Marina vereinbarte dann mit dem Mediziner, daß diese direkt an das Boot kommen und Bianca und Clemens testen, die ja das Boot für Ihren Rückflug schließlich mal verlassen müssen. Der Preis für diesen Test war, sagen wir mal, ordentlich!!!

das mobile PCR-Testteam

Gleichzeitig konnte jetzt endlich Christian an Bord kommen, der uns bis Mallorca begleiten wird. Er ist der einzige, der sich frei bewegen kann, da er ja mit dem Flugzeug aus Deutschland kam und entsprechend seinen Test und alle Formulare hatte.

Morgen soll dann das Testergebnis vorliegen, dann dürfen auch Clemens und Bianca von Bord und sich noch einen Tag Malta ansehen, bevor sie nach Hause fliegen. Auch warten wir noch auf den Besuch eines Segelmachers, der uns evtl. ein neues Fall einziehen wird. Schauen wir mal, was uns das wieder kosten soll.

mich kann man chartern

Denn günstig gibt es im Steuerparadies Malta nix. Und Nerven kostet es allemal!!

Und noch ein paar Impressionen von unterwegs (Fotos von Clemens und Bianca):