Der Tag fing an, wie jeder der letzten Tage: uns wurde klar, daß wir heute wieder motoren werden müssen, da wieder mal kein Wind vorhergesagt wurde.

Wir sind gegen 10.30 Uhr gestartet, damit wir mit dem Strom aus Borkum hinausgezogen werden. Zunächst konnten wir dann auf Kurs Richtung Osten noch einmal kurz die Segel setzen, dies hielt aber nicht lange an, so daß wir aufgegeben haben und die Segel wieder runtergenommen haben.

Wir hatten keinen Wind, aber es stand noch die Dünung vom Vortag. Also hatten wir wieder eine sehr unruhige Fahrt mit ewigem Gerolle.

Vor der Einfahrt nach Norderney dann die Frage, ob wir durch das Nebenfahrwasser kommen oder ob wir um das Riff herum in das Hauptfahrwasser müssen, was uns locker 2 Stunden gekostet hätte.

Da wir vor dem Nebenfahrwasser mit Niedrigwasser ankamen, beschlossen wir, mit der einsetzenden Flut durch dieses Nebenfahrwasser zu fahren. Lt. Karten hatte dies bei Niedrigwasser (NW) einen Stand von min. 2 Meter, dazu kommt der Pegelstand bei NW von +0,3 Meter und die halbe Stunde nach NW, die wir bis dahin brauchen. So sollten wir mindestens 2,5 m Wassertiefe haben, was uns ja ausreicht. Mit der Bereits auflaufenden Flut werden es dann ja noch mehr.

Also sind wir da sehr langsam reingetuckert. Wir sind dann auch auf Sandgrund „aufgelaufen“, was aber bei unserem Kiel nicht so schlimm ist. Die Flut nimmt uns ja mit. Nur wo ist hier die angegebene Wassertiefe? Mit der Maschine zurück brachte keinen Erfolg, da die Strömung zu stark war. So beschlossen wir noch kurz zu verweilen bis die Flut hoch genug steht und wir wieder frei kommen. Nur dummerweise kamen dann, bei einem gewissen Pegelstand, die Wellen. Die haben uns dann so sehr gekrängt (Schräglage), und hat wohl dazu geführt, daß unser Motor Luft gezogen hat und ausging. Er lies sich leider nicht mehr starten. Jetzt waren wir natürlich ruderlos, ohne Motor keine Ruderwirkung. Entsprechend wurden wir dann von den Wellen dahin gedrückt, wo wir nicht hinwollten – auf flacheres Wasser. Wir hatten Krängung, Welle und die Schläge am Kiel, wenn wir kurz von der Welle angehoben wurden und wieder auf Grund aufkamen.

Der Skipper hat daraufhin dann die Seenotrettung per Funk angerufen. Diese haben zugesagt, in 15 Minuten da zu sein. In dieser Zeit haben andere Schiffe, die in der Nähe waren, gewarten, ob akut Hilfe notwendig wäre. Jochen ist dann an Deck und hat noch den Anker geworfen, damit wir nicht noch mehr auf das Flachwasser gedrückt werden. Christine war am Ruder und hat das betreut und ich saß vor dem Funkgerät und habe mit dem Seenotrettungskreuzer „Eugen“ den Kontakt gehalten.

an dieser Tonne S 6 hingen wir fest
Christine bewacht das Ruder – wieder lachend im Schlepp

Bis diese dann vor Ort waren, hatten wir wieder 6 Meter Wasser unter dem Kiel, wir waren quasi „freigehoppelt“. Der Motor lies sich jedoch nicht mehr starten und die Eugen nahm uns dann ins Schlepptau mit dem Ziel Norderney. In der Hafeneinfahrt wurden wir längsseits genommen und an die Kaimauer herangefahren. Nachdem wir dort fest waren, hat die Eugen uns wieder frei gelassen und hat Feierabend gemacht.

Die Jungs von der Eugen haben uns dann gesagt, daß wir die Tonne an der falschen Seite hätten passieren müssen, da sich die Sandbank verschoben hätte und das tiefere Wasser jetzt auf der anderen Seite der Tonne wäre….Tja, das ist halt das Wattenmeer.

Vielen herzlichen Dank an die Jungs von der DGzRS – das hat super funktioniert!!!

Christine hat glückerlicherweise einige Bilder gemacht, so daß wir hier das auch zeigen können, wie das abläuft:

glücklich im Hafen vor „unserer“ EUGEN

Wie schon in dem Bericht bei den Orkaangriffen erwähnt, ist es gut zu Wissen, daß es die Seenotretter gibt und diese schnell zur Hilfe eilen. Nur hätte keiner von uns gedacht, daß wir die Hilfe der „Jungs“ so schnell auch einmal selbst benötigen.

DANKE nochmals.

Fest am Kai, alle Gesund und Munter, sind wir dann noch zum Essen gegangen. Das ganze sacken lassen und verdaut.