…eine spannende Angelegenheit auf den Lebensadern des Landes, aber der Reihe nach.
Ein Auto kann eigentlich wie bei uns relativ einfach gemietet werden. Scheint der Wagen im ersten Moment recht günstig zu sein, erübrigt sich das, wenn alle Versicherungen dazu gekommen sind. Will man von der gesetzlichen Haftpflicht von einigen 10t Reais (~5 Reais = 1 €), auf 1Mill erhöhen, wird es unbezahlbar. Nach Rücksprache mit der Mitarbeiterin soll die Gesetzliche aber ausreichen. Localiza ist hier einer der großen Anbieter, der in ganz Südamerika vertreten ist und somit auch evtl. Grenzübertritte kein Problem darstellt. Wir waren bei einer Filiale und haben uns da einen Wagen reserviert, wir hatten alle unsere Unterlagen wie Ausweis, internationale Führerschein (deutscher geht auch, wie beim unserem Bootsnachbar. Hauptsache, sie haben eine Nummer, die sie abtippen können), Kreditkarte und die brasilianische CPF (Steuernummer). Soweit und so gut war das kein Problem.
Als es dann später um das Abholen des Fahrzeuges gegangen ist, haben wir natürlich nicht mehr alle Unterlagen dabei gehabt, hatten sie ja schon alles im System eingetragen, dachten wir. Es wurde alles nochmal benötigt und eingetragen. Zum Glück haben unsere Nachbarn mit uns auch ein Auto gemietet – ohne vorher zu Reservieren. Die hatten dann das Auto bekommen und haben uns freundlicherweise gleich mal spazieren gefahren. So hatten wir dann, mit etwas Verspätung, unser Auto auch bekommen, nachdem wir wieder alle Unterlagen vorgelegt hatten.
Das Autofahren selbst ist dann schon etwas gewöhnungsbedürftig, speziell im Stadtgebiet. Ich teile die Straßen mal in welche von uns auf. Soll heißen, 4 spurig gleich Autobahn, 2 spurig gleich Bundesstraße, selbige etwas kleiner als Landstraße und natürlich Pisten, bei uns Feldwegcharakter. Auf Autobahnen gibt es Linksabbiegerspuren, so daß man auf die Gegenfahrbahn kommt, auf den zweispurigen Straßen gibt es sowas überhaupt nicht. Wer nach links abbiegen will tut das einfach, solange keiner entgegen kommt. Wenn doch, wird nach rechts gefahren und an der Seite gewartet bis die Straße frei ist, um nicht den rückwärtigen Verkehr aufzuhalten. Bei viel befahrenen Straßen gibt es hier auch eine Art Kreisverkehr dafür, man biegt rechts ab, fährt im Bogen um dann die Straße im rechten Winkel zu queren.

Auf Autobahnen und Bundesstraßen gibt es eine Art Standstreifen, ich nenne sie Multifunktionsstreifen. Von der eigentlichen Fahrbahn durch einen kleinen Absatz getrennt, der gut überfahren werden kann, hat dieser einen Zustand von sehr gut bis hin zu Schotter mit Schlaglöchern alles zu bieten. Genutzt wird dieser von Fußgängern, Radfahrern und auch von den Kleinmotorrädern, je nach Verkehrslage, die das Straßenbild prägen, und nicht zu vergessen die Esel-und Pferdekarren, die es auch noch zu genüge gibt. Des Weiteren sind hier auch noch Nutztiere unterwegs, zum teil angeleint oder frei laufend zum Grasen. So finden sich Huhn, Schwein, Ziege, Esel, Kuh und Pferd unterwegs. Zu Leidwesen aller Tierfreunde sieht man dann auch das ein oder andere Tier leblos an der Seite liegen, wenn diese sich wohl zu weit der eigentlichen Fahrbahn genähert haben. Mitunter sieht man hier nur noch ein Skelett, daß die vielen Geier übriggelassen haben.

Übrigens schaut auch die Frontscheibe genauso aus wie bei uns im Sommer, nur nicht durch Mücken, sondern wegen der Schmetterlinge, die man zum Teil in Schwärmen durchfährt. Zu guter Letzt wird der Multifunktionsstreifen auch von Auto und LWK genutzt. Kommt einem ein LKW auf der eigenen Seite mit Lichthupe entgegen, heißt das nicht anderes, als daß er nicht rechtzeitig mit dem Überholvorgang fertig wird und man soll mal „ausweichen“. Apropo LKW, diese dürfen hier 100km/h schnell fahren. Während bei uns noch über sogenannte Lang-LKW´s diskutiert und erprobt wird, sind hier wenigstens die Hälfe der Truck bis zu 30m lang, steht immer hinten drauf, wie lang sie sind.

Die Straßen selbst sind in einem Zustand von bis. Wir hatten auch mal einen längeren Abschnitt, den man mit einer deutschen Autobahn vergleichen kann, diese 10-15 km waren aber auch gleich die einzige; große Schlaglöcher mitten auf der Fahrbahn sind keine Seltenheit. Es geht Kilometerlang nur gerade aus und irgendwie immer auf und ab, und Kurve gibt´s eher selten. Um mit dem Verkehr mit zu schwimmen, muss man mindestes 20 schneller wie erlaubt fahren, Tendenz eher zu 40. LKW´s fahren auch mal, wenn es wieder bergab geht 120, um wieder Schwung für den nächsten Berg zu nehmen😉. So ist es auch nicht verwunderlich das sehr viel zerfetzte Reifen auf dem Multistreifen liegen. Überholt wir alles und jeder, wenn sich eine Möglichkeit ergibt. Langsam gefahren wird eigentlich nur, wenn es eine Radaranlage gibt, die auch schön mit Schildern angekündigt wird. Hier wird dann auch gleich 20 km/h langsamer als erlaubt gefahren , die Strafen sind horrend. Ja und dann gibt es noch die Schweller, die einen zwingen, diese maximal im Schritttempo zu überfahren. Diese sind auch mit Schildern angekündigt und mit gelber Farbe gestrichen, viele Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Mit unserem etwas untermotorisierten Leihwagen ergibt sich aber hier immer wieder die Möglichkeit den einen oder anderen LKW zu überholen, auf normaler Strecke muss dies schon mal gut geplant sein. Dazu muss man sagen, daß auf Bundes- und Landstraßen nur 80 erlaubt sind, auf Autobahnen bis angeblich 120, gesehen haben wir das nicht. Die Schweller gibt es immer und überall, wie auch die Radaranlagen, manchmal ohne einen ersichtlichen Grund auf freier Strecke selbst auf Autobahnen. Wobei die Geschwindigkeit bei dem Radar mindestens 20 unter dem gerade noch erlaubten angesetzt sind, egal wo. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden aber auch nicht wieder aufgehoben, macht eh keinen Sinn, ist eine solche vorbei geht’s wieder voll weiter. Schweller werden überwiegend vor Kreuzungen und Ortschaften eingesetzt, wobei je nach Ortslänge auch sehr viele Schweller möglich sind. Da es sehr wenige Kurven hier gibt, werden auch diese immer mit Schildern angekündigt, stehen nur Schilder, kann man die Kurve meist auch voll fahren. Kommt noch eine weitere Variante zum Spiel, der Rüttelasphalt, sollte abgebremst werden. Im Extrem kommt auch mal ein Schweller vor der Kurve zum Einsatz. Das Schwierigste, was ich empfunden habe war der Stadtverkehr, und als Krönung bei Dunkelheit. Während dich ein Fahrzeug mit falsch eingestelltem Licht gerade noch blendet, kommt dir einer ohne Licht um die Ohren geflogen, Fußgänger und Eselkarren mit eingeschlossen. Wie schonmal erwähnt sind die Kleinmotorräder das Vorbewegungsmittel hier, sie haben 160ccm Hubraum und entsprechend so um die 15PS Leistung. In der Stadt wird man von denen links und rechts gleichzeitig überholt, während noch vor und hinter dir einer quer fährt, immer schön die Spur halten und bloß keinen Ellenbogen aus dem Fenster hängen, sag ich da. Von den Zweirädern wird man auch gnadenlos angehupt, wenn man ihnen nicht den ihnen zustehenden Platz zum dazwischendrängeln lässt.

Das soll aber kein Grund sein sich hier nicht selbst hinter das Steuer zu setzen, ist eben nur etwas gewöhnungsbedürftig wie gesagt und gut zu händeln. Was mir geholfen hat war auch die Fahrt mit dem Taxi oder Uber: man sieht, wie diese fahren und wie der Verkehr funktioniert. Neben den beiden genannten gibt es auch noch MotoTaxis, die wir aber nicht genutzt haben, das sind die kleinen Motorräder die dann noch jemanden hinten drauf mitnehmen. Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Das einfädeln auf eine andere Spur geht nur mit „roher Gewalt“, warten das dich jemand rein lässt funktioniert nicht. Hier wird Stoßstange an Stoßstange gefahren, einfach „zwischen“ zwei Fahrzeugen ziehen, der hintere lässt einen dann schon rein. Hat er es so eilig das er das nicht macht, wird mal kurz die Hupe betätigt, eigentlich auch ganz einfach😊Aktives Anstellen nennt man das, und in die Städte bestehen zu 90% aus Einbahnstraßen. Einmal falsch abgebogen und man muss wieder einen weiten Umweg nehmen. Zu guter Letzt sind noch die Pisten zu erwähnen. Das sind ausgeschilderte Straßen mit einem Belag aus Boden von Feldwegbreite bis hin zu einer Breite, wo problemlos drei Fahrzeug nebeneinander fahren können. Zustand von schön eben, mit Auswaschungen vom Regen mit langen Rillen in alle Richtungen, Schlaglöchern und Waschbrettpiste alles dabei. Radaranlagen gibt es hier keine, dafür aber auch mal einen Schweller, wenn es an Häuser vorbei geht. Und wie schon mal erwähnt: Ausnahmen bestätigen die Regel, und alles ohne Gewähr.