So langsam leben wir uns hier ein und verbringen den Tag, wie so viele Brasilianer: mit süßem Nichtstun, da es vieel zu heiß ist, etwas zu machen.

Die zweite Woche hier für uns ist ja die Karnevalswoche – wir hatten so unsere Erwartungen. Einmal kam der Gedanke auf, warum nicht gleich Karneval in Rio, wenn wir schon mal da sind. OK, gestrichen. Für einen Inlandsflug hier zur Karnevalszeit können wir sonst einmal Europa und zurück bekommen. Wir sind ja nicht Krösus. Schauen wir halt mal ne Nummer kleiner – Recife. Aber auch hier – Hochkonjunktur, Zimmerpreise uff. Außerdem haben wir ja am vergangenen Samstag feststellen können, wie laut die Brasilianer ihre Feste verbringen, das brauchen wir so ja eigentlich nicht. Also muß es auch hier in Joao Pessoa genügen.

Am Montag soll ein Umzug sein, also treffen wir uns da mal mit der Margna-Crew. Dieser sollte um 17 Uhr beginnen, also sind wir (typisch deutsch) natürlich rechtzeitig um 16.45 Uhr vor Ort, um uns einen guten Platz zu sichern. Die Straße füllt sich mit Menschen…aber sonst passiert nix. Aber endlich gegen 18 Uhr geht es los. Leider sehr ernüchternd für uns. Es waren 3 Musikgruppen, wobei man die 3. Gruppe leider akkustisch schon gar nicht mehr wahrnehmen konnte, da direkt dahinter die großen Musik-Trucks fuhren, wie wir sie von der Loveparade kennen. Ein ganzer Truck nur aus Boxen, in einer Lautstärke, daß Dir das Gehör wegfliegt. Und direkt vor den Boxen laufen die Eltern mit Ihren Kindern – brutal. Nach dem dritten Truck haben wir beschlossen, das brauchen wir nicht. Hatten wir doch auf Sambatänzerinnen gehofft und auf tolle Kostüme. Also fahren wir mal zurück in unsere beschauliche Marina.

Nächster Versuch in Sachen Karneval: Samstag in Joao Pessoa. Hier soll ein traditioneller Umzug sein. Also diesen ansteuern, ebenfalls mit der Margna-Crew und der Salto-Crew. 7 erwartungsvolle Menschen unterwegs. Auch das: ernüchternd. Dies war wohl kein Umzug, sondern ein Wettbewerb für die einzelnen Gruppen. D.h. die einzelnen Gruppen sind im 30-Minuten-Takt vorbeigezogen und konnten sich hier so ca. 15 Minuten lang vor der Jury in ihrem Thema präsentieren. Wir haben es geschafft, 5 Gruppen anzusehen. Die ersten war in Ordnung, die dritte wirklich toll. Die vierte hatte zwar ein interessantes Thema (die Vernichtung der Ureinwohner), aber da war leider null Stimmung dahinter. Gehen wir halt zum Platz zurück, wo heute Nachmittag noch die Bühne aufgebaut wurde. Also zurückmarschiert – Ernüchterung pur. Es war zwar Musik, aber scheußliche. Null Stimmung, eine Masse an Menschen, die trinkt und isst. Und:   laut!!!! Kapitulation, nach Hause.

Mehr Glück hatten wir dann eigentlich direkt vor unserer Marina, wo am Faschingsmontag bei den Fischern Musik gedröhnt hat und auch eine örtliche Combo live Musik gemacht hat – zwar irgendwie immer nur 3 Lieder, aber da war ja mehr Stimmung als am Samstag in Joao Pessoa.

Das war’s in Sachen Karneval in Brasilien für uns.

Inzwischen haben wir auch etwas die Gegend erkunden: wir sind mit dem Zug nach Cabedelo gefahren, haben dort das Fort besichtigt und auf dem Markt unser erstes Obst erworben. Aaah, frische Melonen und Ananas. Da wir meist unter Mittags in einem der Buffets essen (die Brasilianer essen eher mittags als abends), gibt es zum Abend häufiger nur mal einen Obstsalat. Das langt bei dieser Hitze aber auch.

Mit der „Fähre“ sind wir über den Fluß auf die andere Seite nach Ribeira übergesetzt. Vorbei an den Mangroven zu einem kleinen Ort. Es sieht alles sehr idyllisch aus, wenn nicht überall der Müll herumliegen würde. Es stört die Menschen hier anscheinend überhaupt nicht, daß ihr Garten eine einzige Müllhalde ist. So eine tolle Natur ☹ Und auch hier wieder: Laut!!! Wir sitzen gemütlich am Fluß und schlürfen an unserem Caipirinha, als es plötzlich wieder laute Musik wummert. Hat nicht 50 Meter weiter jemand sein zu einer Box umgebauten Auto geparkt und dröhnt alles zu. Selbst, als wir noch etwa 2 km weit in die gegengesetzte Richtung laufen, hören wir die Musik noch deutlich. Unglaublich. Die müssen eigentlich alle taub sein.

Was wir hier auch kennengelernt haben: Saft mit Milch! Was ich nie gedacht hätte in dieser Kombination: das schmeckt echt lecker und ist sehr erfrischend.

17
2