1. Tag Mittwoch

Wecken für den heutigen Tag war um 6:30 Uhr. Laut dem Hafenbüro wäre die beste Startzeit, um die Straße von Gibraltar in Westrichtung zu passieren, 1 Stunde nach Hochwasser. Dies war für 7:23 vorher gesagt. Während wir dann beim Frühstück sitzen, kommt dem Skipper der glorreiche Einfall, da war doch was mit UTC (die Zeit worauf sich die ganze Schifffahrt bezieht), das heißt in unserem Fall bei Sommerzeit nochmals plus 2 Stunden. Das bedeutet also: nach Ortszeit um 10:23 Uhr los, was für ein dummer Anfängerfehler. So beschlossen wir, uns nach dem besagten Frühstück noch einmal für eineinhalb Stunden hin zu legen, da wir alle noch ziemlich verschlafen waren nach den letzten Tagen des Ausschlafens.

So ging es nach dem zweiten Aufstehen dann los, Schiff noch fertig machen, ablegen und am Hafenbüro nochmals kurz anlegen, um unser Rechnung zu bezahlen (hier haben wir für 4 Tage soviel bezahlt wie auf Mallorca für einen). Pünktlich war dann der Start im zweiten Anlauf noch im Nebel. Der Fels von Gibraltar war noch kaum zu sehen.

Vorhergesagt war für das erste Stück aus der Straße von Gibraltar hinaus dann ein Ostwind mit einer Stärke von 10- 15 Knoten. Daher war der Plan, mit Maschinenfahrt möglichst zügig durch das Nadelöhr zu kommen. Was am Anfang auch ganz gut passte, wurde später dann ein Ostwind mit Stärke 20- 25 Knoten. Zumindest war die Richtung wie angekündigt.

So setzten wir dann noch die Genua zur Unterstützung der Maschine. Die Welle die sich so nach und nach aufgebaut hat, war dann wieder ein anderes Thema.

Leuchtturm südlichster Punkt Spaniens – rechts Mittelmeer – links Atlantik

Vorbei am Leuchtturm, der den südlichsten Punkt Spaniens markiert, Ende des Nadelöhrs und des Mittelmeeres, setzten wir dann das Großsegel, da ja jetzt etwas mehr Spielraum für die Kurswahl vorhanden war und die Maschine hatte wieder Pause.

So konnten wir den Atlantik mit einer schönen Rauschefahrt um die 7 Knoten begrüßen.

Kurz danach haben wir dann einen Notruf über den Funk mitbekommen. Ein anderer Segler hatte eine Begegnung mit Orcas, die das Schiff attackiert haben. Wir haben auch schon einiges darüber gehört und gelesen, dass dies hier wohl keine Seltenheit ist. Auch auf den Seekarten wird darauf hingewiesen. Und dies keine 6 Seemeilen von uns entfernt mit zu bekommen, ein fader Beigeschmack. Sie haben ihm wohl das Ruder beschädigt und dadurch hatten sie auch einen leichten Wassereinbruch. Die spanische Seenotrettung war aber schnell vor Ort und haben den Segler dann in Schlepptau genommen. Somit alles gut ausgegangen. Schön zu wissen das es auch hier schnelle Hilfe gibt.

Leider ließ die Wettervorhersage unsere schöne Fahrt nicht für längere Zeit zu, immer diese s….. Vorhersagen. Schweigen und solange genießen wie es geht.

So kam es wie es kommen musste, am späten Nachmittag ist der Wind schließlich eingeschlafen, und die Maschine wurde wieder angeschmissen.

So geht es dann durch die Nacht und wohl noch bis morgen Nachmittag bis der Nordwind einsetzt. Moment mal…. da wollen wir doch hin, aber dazu wohl später mehr.

Das schöne in dieser Nacht ist, daß wir das erste mal auf der Reise so richtig intensives Leuchtplankton haben, so ein bisschen hatten wir es ja schon auf dem Weg nach Malta. Das Plantkon wird durch die Wasserbewegung, die das Schiff verursacht, angeregt zu leuchten. Fehlt jetzt nur noch ein Fischschwarm oder ein paar Delfine, die das Schauspiel zum Höhepunkt bringen würden.

2. Tag  Donnerstag

Was gibt es heute zu berichten? Eigentlich nix. Sehr wenig Wind und somit den ganzen Tag nur unter Maschine und Autopilot unterwegs. Aktuell, wir haben 20 Uhr, kommt der Wind langsam auf. Natürlich wieder mal direkt von vorne. Da wir kurz vor der Südspitze von Portugal sind und an der Ecke noch ein Verkehrstrennungsgebiet (VTG) auf uns wartet, von dem wir uns fernhalten müssen, werden wir noch auf direktem Kurs weiter motoren bis das VTG vorbei ist. Bis dahin kreuzen? Schauen wir mal. Der Wind soll ja noch etwas drehen.

wenigstens das bleibt uns immer wieder 🙂 egal, wie doof der Wind ist

3. Tag Freitag

Nachdem die Nacht noch recht ruppig an Wellen war, hat sich dies dann nach und nach zum Morgen hin beruhigt. Beim Vorbeifahren an einem Fischer so gegen Mitternacht haben sich zwei Möwen zu uns gesellt, wohl in der Hoffnung, daß bei uns etwas abfällt. Sorry – wir sind kein Fischerboot. Es sah aber sehr gespenstig aus, da die beiden immer an unserem Bug mitgeflogen sind und vom Steuerbordlicht grün angestrahlt wurden. Dann noch mit der überschäumenden Gischt – ein besserer Draculafilm.

Apropo Fischer: die legen ihre Netze und Reusen aus und „markieren“ diese mit, sagen wir mal, irgend welchen Gegenständen. Von der leeren Getränkeflasche über Kanister, diese vorzugsweise in Schwarz, und doch schon etwas größeren Bojen ist alles dabei. Was alle gemeinsam haben: sie sind nicht beleuchtet. So ist es dem Skipper und auch Johannes diese Nacht mehrmals vorgekommen, das keine 10 Meter neben dem Boot, eine dieser Markierungen an uns vorbei rauschen. Was für ein scheiß Gefühl, wenn mal so ein Teil auf die Hörner genommen wird. Unter Maschine unterwegs würde das den Totalausfall des Antriebs  bedeuten, da sich Leine und/oder Netz in der Schraube verhängen würden und diese blockieren. Unter Segel würde sich nur die Geschwindigkeit reduzieren, aber auch ärgerlich. In beiden Fällen aber ärgerlich nicht nur für uns, sondern auch für den Fischer der so meistens sein Netz/ Reuse verliert. Aber wie so oft, alles gut gegangen.

hier einmal 2 eigentlich vorbildliche Beispiele, wie kreativ Netze markiert sind
das soll mal einer erkennen bei Nacht, ist tagsüber schon schwer genug

Beim Wachwechsel um 5 Uhr sind dann auch die Segel gesetzt worden und seit dem sind wir auch endlich wieder  mit Windkraft unterwegs, was für eine Stille. Aktuell halten wir noch Kurs West mit Wind aus NNW, also Am-Wind. Die Windstärke hat natürlich, jetzt wo wir segeln können, nachgelassen auf ca. 10 kn. Am Nachmittag soll dieser dann auf West drehen, so daß wir das angestrebte Ziel „Porto“ dann direkt auf´s Korn nehmen können. Wie die Wetterprognose es voraussagt, bleibt uns der Wind aus West bis Südwest bis dahin noch erhalten, zwar weiter Schwachwindig, aber immerhin vorhanden.

Die eigentliche vorherschende Windrichtung hier an der Westseite Europas ist normalerweise direkt aus Nord, somit sind wir mit der aktuellen Situation doch recht zufrieden. Vielleicht legt der Wind ja noch unerwartet etwas zu, aber besser als nur Gegenan zu kreuzen.

4. Tag Samstag

Gestern hatten wir am Nachmittag bis in die Nacht hinein noch gute Segelverhältnisse. Kaum Welle und Wind mit 3- 4 Bft schön gleichmäßig und beständig. Das änderte sich dann in der Nacht. Als Wolken aufgezogen sind, bescherte uns das erst noch ein paar Böen und anschließend war es sehr Schwachwindig. So war die Nacht immer ein auf und ab der Bedingungen, aber wir konnten segeln. Am Morgen ist der Wind soweit eingeschlafen und wechselnd am drehen gewesen, daß die Maschine wieder ran musste. Jetzt warten wir, daß der Wind sich wieder entscheidet, was er will.

Thema Nachtfahrt, Segen oder Fluch?!

Wir fahren in der Nacht ein Wachsystem, das heißt das jeder zu bestimmten Zeiten ran muß und das ganze reihum durchgewechselt wird. Schlafdefizit mit eingeschlossen, nicht unbedingt die angenehmste Sache.

Aber da sind dann auch die schönen Seiten. Traumhafte Sonnenunter- und -aufgänge, die auf dem Meer immer eine besondere Stimmung erzeugen. Bei Neumond, oder wenn dieser noch nicht aufgegangen ist, bekommen die Worte „Millionen von Sternen“ eine wahre Bedeutung, die man an Land nur an wenigen Orten zu sehen bekommt mit der ganzen „Lichtverschmutzung“. Man würde mit dem Zählen der Sterne, die man hier sieht, Tage benötigen. Bei Vollmond sieht man nicht mehr Sterne wie Zuhause an Land, hat da jemand vergessen das Licht auszuschalten? Aber wieder eine dieser besonderen Stimmungen auf dem Meer mit dem Mondschein, an denen man sich nicht satt sehen kann.

Und dann gibt es noch Nächte wie die letzte zum Beispiel, durchgängige Bewölkung und damit „schwarz wie die Nacht“. Man erkennt den Horizont am Übergang vom Meer zu den Wolken kaum, erst wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, ist schemenhaft etwas zu erkennen. Die Instrumente an Bord sind schon auf die kleinste Helligkeitsstufe eingestellt und wirken immer noch wie entgegenkommende Fahrzeuge, die aufgeblendet haben. Hier ist man dann froh, mal in weiter Ferne die Positionslichter von einem andern Schiff zu entdecken. Nur, um sich daran zu orientieren und nicht ständig auf Instrumente, die einen blenden, schauen zu müssen.

Dann kommen noch so Kleinigkeiten hinzu wie springende Delfine im Mondschein, oder auch nur, daß man sie ausblasen hört, wenn sie an die Oberfläche kommen, diese aber nicht sieht, da zu Dunkel. Leuchtplankton, das wirkt, als wären tausende kleine LED´s im Wasser, die mal eben eingeschalten werden. Und, und, und …

Hier kann und muß dann jeder für sich selbst entscheiden ob Fluch oder Segen.

Ich denke, wer mit dem Wachsystem und der damit verbundenen Schlaferei klar kommt, ein Segen, für die anderen ein Fluch.

5.Tag Sonntag

Gestern nach dem Abendessen war dann der Wind wieder zurück und es war dann die ganze Nacht hindurch ein sehr angenehmes und flottes Segeln. In der Nacht wurde es auch nicht langweilig, da wir die Hauptverkehrsader querten und so ein reger Schiffsverkehr da war. Ich hatte gerade den Autopiloten eingeschalten, um mal am Kartenplotter die ganzen AIS Signale zu checken, da hörte ich ein ausblasen an der Wasseroberfläche, Delfine. Die waren auch eine ganze Weile am Boot, um uns zu begleiten. Diese waren auch mal in der Nacht richtig gut zu sehen. Bis zu einer Entfernung von ca. 10 Metern zum Schiff konnte man sie Unterwasser sehen. Es sah aus, als würden Torpedos auf uns zukommen, um dann wieder abzudrehen, aber sie sind auch mitgeschwommen und gesprungen. Am heutigen frühen Morgen dann wieder mal die Ernüchterung, Wind weg, Motor an. Jetzt, nach dem Mittag, als ich gerade diese Zeilen schreibe, kommt der Wind auch langsam wieder zurück, und man könnte gemütlich segeln.

Wir haben uns aber entschieden, weiter zu Motoren, da wir unter Segel mitten in der Nacht in Porto ankommen würden. Mit der Maschine hoffen wir, daß wir das noch mit dem letzen Tageslicht schaffen.

damit man mal sieht, daß Sabinchen auch was produktives macht

6. Tag Montag

Am gestrigen Tag sind wir dann um 21.30 Uhr Ortszeit in der Marina angekommen und haben zunächst am Rezeptionssteg festgemacht. Nach dem Fertigmachen unseres Bootes haben wir uns unser verdientes Anlegerbier gegönnt. Netterweise kam auch gleich noch der Marinero vorbei, der uns schon eine Zugangskarte zu den Sanitäranlagen gegeben hat. So konnten wir alle noch schön duschen, bevor wir in die Kojen gekrabbelt sind, um wieder einmal eine Nacht komplett durchzuschlafen.

Porto begrüßt uns mit einem Feuerwerk
fest am Rezeptionssteg

Heute morgen haben wir uns dann offiziell im Büro angemeldet, wo uns eine sehr nette Dame gleich einen Stadtplan gegeben hat und genau erklärt hat, wo hier etwas zu finden ist und wie wir dahin kommen. Sehr freundlich! Nach dem Verlegen auf unseren Liegeplatz haben wir einen Bäcker aufgesucht und ausgiebig gefrühstückt. Danach gibt es eine gründliche Bootspflege, damit auch das wieder schick ausschaut.

ein blinder Passagier im Großsegel

Nachdem alles blitzt und blinkt, gehen wir hier mal in das kleine Örtchen, das laut der netten Marina-Dame ein urtümliches Fischerdörfchen ist. Und dem ist wirklich so. Viele kleine, bunt geflieste Häuschen, vor denen ältere Damen und Herren sitzen; viele kleine Restaurants und Kneipen, da werden wir heute Abend sicher lecker Fisch essen!

Hier gibt es noch ein Waschhaus und die dazugehörigen Wäscheständer. Leider können wir kein portugiesisch lesen, aber so wie die Bilder aussehen, war der Ort hier der Ort der Waschfrauen.

und davor dann ein typischer „Churros-Stand“. Das musste natürlich probiert werden. Wir haben keine Churros, sondern Farturas. Lecker, aber sehr üppig…

und wie vorher gesagt, wir haben lecker Fisch gegessen, Johannes blieb doch beim Fleisch. Da es hier so viele nette, gemütliche Restaurants gab, haben wir wieder mal die nette Marina-Dame gefragt, welches das Beste sei. Das Ergebnis war definitiv überzeugend.

Das war’s dann für den heutigen Tag. Morgen werden wir uns mal Porto anschauen. -Den Bericht hierzu darf dann mal unser Johannes abliefern. Sind wir mal gespannt