Nach nunmehr 7 Tagen nur Wasser um uns herum, war heute früh um ein Uhr das erste mal wieder Land in Sicht, was heißt hier Land, es war der Leuchtturm, der uns sagte: hier ist Land.

Es war eine Insel (ILE D´OUESSANT – wir haben sie einfachheitshalber Croissant-Insel genannt), die an der nordwestlichsten Ecke von Frankreich dem Festland vorgelagert ist. Im Morgengrauen, hier war das Leuchtfeuer schon Querab, das erste schemenhafte Erkennen von Land. Wir verlassen die Biskaya und biegen quasi in den englischen Kanal ein.

Die „Besonderheit“ ab hier, es gibt verstärkt Strömung und Tide. Das ganze variiert dann auch noch je nachdem wie der Mond steht, Vollmond oder Neumond.

Während wir vom Atlantik hoch permanent einen Gegenstrom von ca. 0,5 kn hatten, ist ab hier je nach Gezeit der Strom mitlaufend oder gegen an. Die Stärke variiert hier je nach Position auch sehr stark, von lächerlichen 1 kn bis zu 9 kn !!! ist alles drin. Sprich Augen auf bei der Routenwahl. Bei 9 kn gegen an würden wir uns trotz aller Bemühungen rückwärts bewegen, geschweige denn von der Gefahr die hier besteht irgendwo hin getrieben zu werden, wo man gar nicht hin will.

Wenn man so unterwegs ist spielt der Strom insofern eigentlich keine Rolle da er mal mit oder gegen an ist. Mal denkt man, man kommt nicht vorwärts und dann wieder, das geht aber flott.

Worauf man jetzt noch zusätzlich achten muss ist die Tide, wenn man irgendwo ran will, ob Hafen, Bucht oder was auch immer.

Bestimmte Häfen können nur bei Hochwasser angelaufen werden, Buchten können trocken fallen. Der Tidenhub beträgt auch, je nach Ecke und wie der Mond steht, bis zu 9 Meter!!

Dazu kommt jetzt auch wieder der Strom ins Spiel. Will man eine Passage fahren, wo es eng ist, z.B. Hafeneinfahrten, kann einen die Strömung ganz schön in Schwierigkeiten bringen.

Also den „REEDS“ zur Hand und genau schauen was wann und wo passier, Navigation für Fortgeschrittene.

Der „REEDS“ ist ein Buch wie eine Bibel für die Schifffahrt. Über 1000 Seite dick steht hier alles drin. Beginnend ab Gibraltar, die Atlantikküste hoch und für die komplette Nordsee sind für alle relevanten Orte die Gezeiten, Strömungsrichtungen und -geschwindigkeiten, Besonderheiten und vieles mehr darin aufgeschlüsselt. Dieses Buch gilt jeweils für ein Jahr und muss jährlich ausgetauscht werden.

Zu sehen gibt es außerhalb der Schifffahrtswege heute nur sehr wenig. Viele Fischerboote, die begleitet von Möwenschwärmen an uns vorbei fahren, sonst nix. Wir kommen heute aber anhand des passenden Windes und der entsprechenden Strömungen gut vorwärts.

Fischer mit seinem Möwen-„Gefolge“

Wenigstens konnten wir heute wieder etliche der tollen Sonnenuntergangsbilder schiessen:

und hier noch mein „Special“: der Kampf ums beste Bild entbrennt: