Kategorie: Europa (Seite 2 von 2)

immer weiter Richtung Süd

ihr habt lange nix gehört….wir waren echt beschäftigt mit dem Vorwärtskommen!

In Muros mussten wir uns leider von Kai verabschieden, da er Probleme mit dem Motor hat und diese erst einmal beheben muß. Geplant war, daß er uns am nächsten Tag nachfährt. Schon bei der Abfahrt meinte Jochen „ich glaube, das war das letzte Mal, daß wir Kai gesehen haben“. Die Befürchtung sollte sich bewahrheiten, da es Probleme bei der Reparatur gegeben hat.

Unser nächster Anlaufpunkt war die Illa de Ons, dies ist eine Insel nördlich von Vigo, die, wie die anderen Inseln hier zu einem Naturschutzgebiet gehört. Um hier ankern zu dürfen, muß man vorher eine Navigationsgenehmigung beantragen und wenn man diese dann hat, mit dieser dann wiederum eine Ankererlaubnis. Das ging aber alles problemlos. Die Navigationsgenehmigung gibt es via E-Mail mit Einreichung einiger Dokumente. Dann erhält man eine Mail zurück mit einem PIN-Code, mit dem man dann online die Ankererlaubnis innerhalb von 5 Minuten hat. Deutschland – merk Dir das, es geht digital auch einfach!!!

Auf dem Weg zur Insel habe ich es dann geschafft, eine Langleine der Fischer aufzusammeln. Die großen Bojen habe ich noch gesehen und auch die kleinen, die sich links von uns befanden. Die Fischer haben auch auf ihrem kleinen Boot angedeutet, daß da etwas ist. Daß die diese Leinen jetzt aber im Kreis verlegen, war mir auch neu und die rechts von uns habe ich in den Wellen einfach nicht gesehen. So bin ich quasi mitten durch ihren „Ring“ gefahren und habe die Langleine aufgesammelt. Gerade als Jochen sich die Flossen angezogen hatte und uns Wasser wollte, kamen die Fischer angefahren und haben kurzerhand links und rechts von uns die Langleine durchgeschnitten und eingesammelt. Ich denke, die knoten die beiden Enden einfach wieder zusammen und dann hat sich das Ganze. Sie waren auch noch recht freundlich….Sie meinten nur „Ihr müsst schauen!“ Haha, nen Tennisball in einer Meterwelle erkennen; und das auch noch, wenn sich der Sonnenschein auf dem Wasser spiegelt – ja, klar, ganz einfach.

Das ankern (das erste Mal mit unserem neuen Anker) ging dann auch problemlos und wir lagen vor dem nördlichen Strand der Insel ganz alleine für uns. Einzig der Schwell in der Nacht war etwas unangenehm.

Am nächsten Tag sind wir dann an den Strand geschnorchelt und haben eine Wanderung über die Insel gemacht. Unser Dinghi wollten wir wegen dem einen Tag nicht zu Wasser lassen, da war uns der Aufwand zu groß. Also, Flossen an und rüber.

Die Insel ist recht nett, ziemlich karg auf der windzugewandten Seite, aber so mag ich es. Anscheinend war aber irgendeine Fiesta, denn in dem kleinen Örtchen war enorm was los; es sind anscheinend sehr viele vom Festland herüber gekommen und haben hier üppig Fisch gespeist (und Bier getrunken). Da waren wir ganz froh, daß wir am nördlichen Strand geankert haben und nicht an dem Strand direkt vor dem Fähranleger.

An diesem Abend waren wir dann drei Boote an „unserem“ Strand. Also auch noch sehr übersichtlich.

Von dieser Insel haben wir uns dann auch verabschiedet und sind weiter Richtung Süden. Leider gibt es ab hier dann nicht mehr so viele Möglichkeiten zum ankern oder Häfen, die man anlaufen kann. Da muß man dann schon etwas schauen., wo man bleibt und entsprechend auch mal Nachts durchfahren.

Wir haben uns einen kleinen Fischereihafen ausgesucht „La Guardia“. Hier kann man im Hafenbecken ankern, aber eigentlich nur 1 – 2 Boote, je nach Größe, dann ist es voll.

Als wir dort ankamen, sahen wir bereits, daß dort schon ein Schiff liegt, das größer ist als unseres. Boah, ob das geht? Wir sind dann reingefahren und haben den Anker gesetzt – ja, ist schon etwas eng jetzt. Sven, der Skipper des anderen Bootes, der Apple Pie, meinte dann, wir sollten doch seitlich bei ihm anlegen, das hätte er hier schon so gehabt und das ginge gut. Also, wieder Anker auf und seitlich fest gemacht. Das gefiel uns dann aber gar nicht, da sich unsere beiden Schiffe in den Wellen, die in den Hafen kamen, so aufgeschaukelt hatten, daß das ein wildes Geschlage war und prompt ist auch eine Leine gerissen, die uns an Sven’s Boot gehalten hatte. Ne, ne, da ankern wir doch lieber wieder.

Also, wieder selber den Anker runter. Dafür sind wir aber dann gemeinsam am Abend mit Sven’s Dinghi zum Essen gefahren, wobei Jochen beim Einsteigen fast ins Wasser gefallen wäre, aufgrund des Wellenschlagens am Schlauchboot…..Alles sehr spannend hier!!

Beim zurückkommen stellten wir dann fest, daß unsere beiden Boote ja jetzt komplett anders im Hafenbecken liegen – folglich muß der Wind gedreht haben. Gerade beim Zubettgehen hören wir dann ein Knirschen. Mist! Der Anker ist gerutscht und wir liegen plötzlich noch weiter an der Kaimauer. Aber der Anker sitzt jetzt wohl fest und hält. Aber so ganz trauen wir dem Frieden nicht und Jochen beschließt, daß er die heutige Nacht im Cockpit verbringt, um schnell reagieren zu können.

Ich kann dann natürlich auch nicht ruhig schlafen. Bei jedem Geräusch denkst Du, treibt es uns wieder ab? Liegen wir noch richtig? Und so schaue ich vorsichtig aus meinem Minifensterchen raus und checke für mich den Standort. Frühmorgens gegen 5 Uhr kommt dann Jochen  „Wir verlegen noch mal, das wird mir zu eng“. Als ich rauskomme, sehe ich, daß Sven mit seinem Boot schon voll in der Hafeneinfahrt liegt und rufe ihn an. Er scheint aber überhaupt nicht beunruhigt zu sein „Nee, ich liege hier die ganze Zeit schon so und bewege mich nicht“. OK, wenn er meint. Wir ankern nochmals um und stellen dann fest, daß wir jetzt sicherer liegen und legen uns nochmals schlafen.

Wir sind dann zeitig aufgestanden und losgefahren. Da haben wir dann im Hellen festgestellt, daß der Hafen ja zwischen zwei Bergen im Einschnitt liegt – Aha, daher weht der Wind. Da entsteht ein Düseneffekt und wir hatten in dem Hafenbecken einen deutlich stärkeren Wind als draußen auf See. Somit erklärt sich einiges.

Leixoes heißt unser nächster Zielhafen. Hierhin hatten wir noch zwei Pakete aus Deutschland bestellt, auch wenn wir mehrfach lesen, daß dies kein schöner Hafen wäre. Egal, die nehmen unsere Pakete auch im Vorfeld an, obwohl wir selbst noch gar nicht da sind. Und wir sind ja nur für eine Übernachtung da.

Auf dem Weg hierher ging es dann schon wieder los mit dem Slalomgefahre um die Fischernetze herum. Vor der Hafeneinfahrt richten wir unser Boot zum Anlegen her und ich stelle fest: „Jochen, wir ziehen da was hinter uns her!“

Also im Hafen festgemacht, angemeldet und erst mal geschaut, was da los ist. Wir haben einen kleinen Schwimmkörper auf den Steg gezogen, an dem noch ordentlich Grundleine mit einschließlich Stein als Gewicht dran hing. Das andere Ende muß aber am Ruder noch irgendwo hängen. Also habe diesmal ich die Flossen angezogen und bin ins Wasser. Haben wir es doch tatsächlich geschafft, eine komplette Boje mit Stange und Fahne einzusammeln, die sich vor unserer Ruderanlage am Skeg eingehängt hat. Boje einmal unten drunter herziehen und auf den Steg gelegt. Fertig. Nix kaputt, nix in der Schraube – nur der Fischer hat halt eine Boje weniger.

Auch hier sind wir nur für die Nacht im Hafen geblieben und am nächsten Mittag dann weiter gezogen. Wir wußten, daß wir für unser nächstes Ziel über Nacht fahren müssen und haben daher auf den passenden Wind gewartet, der gegen Mittag eintreffen sollte. So würden wir dann auch bei Tageslicht in Nazaré eintreffen.

So war es auch. Unterwegs hatten wir wieder einmal eine Delphinschule am Boot. Das ist gut, wo Delfine sind, sind keine Orkas!!

Nazaré ist weltbekannt – dies ist das Mekka der Wellenreiter. Dies ist der Unterwassertopographie geschuldet. Direkt vor Nazaré ist ein tiefer Graben. Dieser bewirkt, daß die anrollende Atlantikdünung aus dem Westen sich durch den Canyon quasi teilt. Das aufströmende Wasser aus diesem Canyon kreuzt sich dann mit der normalen Dünung und lässt diese gigantischen Wellen entstehen. Die Hafeneinfahrt war für mich auch wieder spannend. Man soll lt. Internetrecherche genau über diesem Graben auf die Hafeneinfahrt zufahren und würde die bei jedem Wetter gut ansteuern können. Aha! Schmale Einfahrt – links und rechts knallen die Brecher auf die Mole – ich weiß nicht! Aber es geht wirklich gut. Man rollt ja mit der Dünung rein. Spannend wird es dann eher beim rausfahren.

Früh am Morgen haben wir im Südhafen festgemacht und haben uns erst mal auf’s Ohr gelegt. Leider ist es vom Südhafen zur eigentlichen Marina ein Fußweg von 1,5 km um das Hafenbecken herum, so daß ich dann beim Anmelden (ja, zu Fuß einmal außenrum) nachgefragt habe, ob es denn im Nordhafen noch ein freies Plätzchen für uns gibt. Der nette Hafenmeister sicherte mir zu, Bescheid zu geben, wenn wir verlegen könnten und fuhr mich dann mit seinem Golfcaddy wieder zurück zum Boot. Und wirklich – keine Stunde später klopft es am Boot, daß wir verlegen können. Super. Das haben wir dann auch gleich gemacht und beim Festmachen am neuen Platz hat uns auch die Crew vom Boot nebenan geholfen. So haben wir dann Sabine und Peter von der JOY kennengelernt. Aus diesem „kurzen Schwatz“ beim Anlegen sind dann gleich 2 Stunden geworden!!!

Am Abend haben wir uns dann wieder mit Sven von der Apple Pie verabredet, der auch in Nazaré lag. So schnell lernt man Leute aus der Heimat kennen und trifft sich dann immer wieder.

Neuer Tag, neues Ziel: wir laufen heute morgen noch zum Leuchtturm hoch und schauen uns den Surferstrand mal an. Sehr beeindruckend!!! Nazaré ist insgesamt auch wirklich ein nettes Örtchen, wo man es durchaus einige Tage aushalten kann.

Beim Zurückkommen sind Sabine und Peter leider schon ausgelaufen gewesen – Schade. Aber wir haben ja das gleiche Ziel heute: Peniche. So sind wir dann am Nachmittag auch losgefahren und haben am Abend im Hafenbecken unseren Anker geworfen, um am nächsten Morgen gleich früh wieder weiterzufahren. Leider haben wir die JOY-Crew hier nicht mehr getroffen, da diese in der vollen Marina gelegen waren. Aber die Apple Pie hat auch wieder ihren Anker neben uns gesetzt, so daß wir uns am Abend zumindest noch einmal aus der Entfernung zuprosten konnten.

Unser letztes Ziel am Festland lautet Lissabon. Einen Liegeplatz haben wir in der Marina Oeiras bekommen, ca. 16 km vor Lissabon. Hier in der Ecke sind die Liegeplätze meist vergeben und es nur auf mehrfaches Nachfragen einer zu bekommen ist. Wir hatten Glück! Hier in Oeiras wollten wir 3 Nächte bleiben, um uns auf unsere Überfahrt auf die Kanarischen Inseln vorzubereiten.

Am späten Freitagnachmittag haben wir hier festgemacht. Am darauffolgenden Samstag ist der Skipper den ganzen Tag unter Deck verschwunden und hat seine ganzen To-Do-Projekte abgeschlossen, die sich so nach und nach wieder angesammelt haben. Es ist halt immer was zu reparieren, zu prüfen und … Ich habe mal „in Wäsche“ gemacht und mich wieder mal über die ach so schlechten Waschmaschinen in den Marinas aufgeregt. Ja, wie soll die Wäsche auch richtig sauber werden, wenn die Maschine nur eine halbe Stunde läuft???? Aber egal, es ist alles mal durchs Pulver gezogen.

Und wir waren wieder mal festgehangen!!! 3 Liegeplätze weiter liegt die Seestern mit Anke und Thomas, die wir schon auf der BOOT in Düsseldorf beim Losseglertreffen kennengelernt hatten. Auch da haben wir uns natürlich festgeschnattert. In der Zwischenzeit ist auch die Joy mit Sabine und Peter im Nachbarhafen eingelaufen, in unserem haben sie keinen Platz mehr bekommen.

An diesem Samstag war hier in Oeiras dann auch noch eine Flugshow. Bereits am Mittag haben die tollkühnen Flieger hier geprobt und ab 15 Uhr ging dann die Veranstaltung los. Da es auch eine Nightshow gab, sind wir dann gemeinsam mit Anke und Thomas zum Strand, wo auch eine enstprechende „Musikbeschallung“ und Verpflegung stattfand. OK, in Deutschland wären bei so einer Veranstaltung über 3 km lang ein Essenstand neben dem anderen gewesen. Bei dem Versuch bei einem lecken Imbiss, den Thomas am Tag zuvor besucht hatte, was zu bekommen, scheiterte daran das er völlig ausverkauft war. Hier gab es glaube ich insgesamt 5 Buden sowie den McDonalds. Also entsprechend Schlange stehen, wenn man etwas wollte. Wir haben uns für den Hotdog-Stand entschieden, hier war die Schlange am kürzesten und wir standen lediglich 30 Minuten an, um etwas zu Essen und zu Trinken zu bekommen. In diesem Zuge haben wir uns an der Bahnstation auch gleich Tickets für den Sonntag besorgt, da wir da zeitig nach Lissabon wollen und nicht früh am morgen planlos vor dem portugiesischem Kartenautomat Zeit verschwenden wollten.

Über Lissabon berichten wir dann separat im nächsten Beitrag…

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Endlich Spanien

Ja was habe ich meine Südländer vermisst!!! Endlich wieder Spanisch hören und reden und lecker TAPAS genießen.

In A Coruña haben wir wie geplant schön ausgeschlafen und sind dann mal losgezogen, um diverse Dinge zu besorgen. Wir sind jetzt Besitzer einer Angel (für die Bordversorgung mit frischen Lebensmitteln) und haben auch unsere Vorräte aufgestockt. Der Supermarkt in der Nähe hat den schönen Service, daß er das Gekaufte bis ans Boot liefert, das musste ausgenutzt werden. So wurden auch die Getränkevorräte großzügig aufgefüllt. Es war ja Sturm angesagt, also war klar, daß wir hier wenigstens 3 Nächte verbringen werden.

Gegen Abend sind wir dann mit Kai in die Stadt marschiert, um festzustellen: aaah, in Spanien! Da ist das ja wieder mit der Siesta, Öffnungszeiten der Restaurants ab 20 Uhr. Wir sind dann zufällig über eine Tapas-Bar gestolpert, die wohl durchgehend bewirtet. Beim Brüten über der Speisenauswahl habe ich mal freundlich die Damen am Nebentisch gefragt, was sie denn da so essen. Deren Tapas sahen echt lecker aus.

Nachdem wir die Portionsgrößen abgecheckt hatten, haben wir beschlossen, wir bestellen mal alle Tapas-Varianten durch. So sind wir auf 10 verschiedene Leckereien gekommen und haben damit auch die beiden Männer so richtig satt bekommen. (und das für kleines Geld)

Als ich der Kellnerin mitteilte, wir werden mal alle nehmen, sah sie mich nur groß an. (Auf der Karte waren auch Raciones, also große Portionen – die wollten wir natürlich nicht) Sie hat dann schön alles notiert und nach 10 Minuten war unser Tisch reichlich gedeckt.

Den folgenden Tag haben wir genutzt, unseren Bewegungsdrang zu befriedigen und sind losmarschiert. Es war zwar windig, aber nicht kalt. Ziel war zunächst der Torre de Hércules, der älteste noch aktive Leuchtturm der Welt. Erbaut von den Römern um 110 nach Christus. Dieser kann für einen Obulus von 3,00 € von innen besichtigt und bestiegen werden und das sollte man auch machen. Innen sind die alten Fundamente zum Teil freigelegt, da im 18ten Jahrhundert außenrum neue Mauern zur Verstärkung hochgezogen wurden. Zu allen Umbauarbeiten sind entsprechende Informationstafeln vorhanden. Oben auf der Plattform hat es dann auch im Wind ordentlich geblasen.

Den Rückweg haben wir dann am Küstenpfad entlang weiter noch zum Stadtstrand unternommen und sind quer durch die Stadt wieder zu unserem Hafen.

Am Abend wollten wir dann nochmals schön zum Fischessen gehen. Ein Desaster!! Hatten wir uns doch ein Restaurant ausgesucht, in dem viele Einheimische waren. Wir haben halt leider total das Falsche bestellt. Die beiden Essen der Männer waren nur Häppchen und mein Fisch war leider geschmacklich nix. Die beiden Männer haben auch nur kurz probiert und festgestellt, daß sie den so auch nicht mögen – Fisch Galizischer Art. Was tun? Wir kennen doch da eine Tapas-Bar, wo wir Euch noch satt kriegen…..Gesagt, getan. Dort nochmals eingekehrt und schwupps war Ruhe.

Tags darauf ist Kai früh losgesegelt und wir sind zurück geblieben. Wir wollten noch auf ein Paket warten, aber das wurde noch gar nicht weggeschickt, was Jochen am Vormittag in Erfahrung gebracht hat. Also haben wir beschlossen, auch gleich loszusegeln (nachdem wir die Lieferadresse noch ändern konnten in einen der nächsten Häfen), da sich der nächste Sturm in 2 Tagen ankündigt und wir bis dahin um die Nordwestspitze Spaniens sein wollen. Der Wind, den der Sturm mit sich bringt, ist nicht günstig, um nach Süden voranzukommen und wir möchten nicht noch eine ganze Woche in A Coruña festhängen. Da jetzt aber nur wenig Wind genau gegenan ist, fahren wir lieber mit Motorunterstützung, als hier zu sitzen. Daher haben wir auch beschlossen, gleich die Nacht durchzufahren und morgen früh dann im Zielhafen Muros einzulaufen, da für den morgigen Tag mit mehr Gegenwind zu rechnen ist, was sich dann wieder zieeeeeht.

Cabo Finisterre – das westliche Ende der „Alten Welt“. Freundlicherweise von Kai zur Verfügung gestellt, da es bei uns stockdunkle Nacht war und nur das Leuchtturmfeuer zu sehen war.

Unterwegs hatten wir dann nochmals Kontakt zu Kai aufgenommen, ihm unsere Pläne mitgeteilt und daß wir uns halt dann in Muros treffen. Unterwegs dann, am Spätnachmittag teilt Kai mit, daß er Motorenprobleme hat und nur unter Segeln fahren kann. Es soll aber eine Flaute kommen. Da wir aufgrund seiner „Langsamkeit“ ziemlich aufgeholt haben und er festhing, telefoniert die Männer dann miteinander und Kai hat schon mal Leinen zum Abschleppen vorbereitet, wenn wir dann bei ihm aufschlagen würden , um ihm evtl. zu helfen. Jochen gab dann noch Tipps wegen des Motors und Kai konnte dann doch wieder selbständig weiter in seine Übernachtungsbucht fahren. Wir sind dann weiter und morgens um 5 Uhr haben wir in Muros vor der Hafeneinfahrt den Anker geworfen und uns erst mal schlafen gelegt.

Gegen 14 Uhr haben wir dann in die Marina verlegt und uns einen schönen Platz am Steg gesucht, an dem wir festgemacht haben. Kai schlug dann auch wirklich knapp 2 Stunden später auf und diesmal konnten wir ihm beim Festmachen helfen.

Es ging für uns dann noch etwas in die kleine Stadt; dieses Örtchen hat was. Eine sehr alte, denkmalgeschützte Stadt mit einer uralten Kirche, engen Gässchen, klobigen Steinhäusern, vielen kleinen Läden, Bars usw. Wirklich schön.

Und an diesem Abend haben wir endlich unseren leckeren Fisch bekommen, den wir uns gewünscht haben. Im ersten Restaurant, das uns der Hafenmeister empfohlen hat, gab es leider nichts zu essen, der Koch war krank. Aber die Aufsteller mit den Gerichten standen schön vor den Tischen. So kann man Kundschaft locken. Daher auf gut Glück weitergezogen und etwas gefunden! Wird da jemand neidisch???

und heute sitzen wir hier, hören dem pfeifenden Wind zu und kümmern uns mal um organisatorisches wie der Webseite und um uns – nix machen, nur chillen.

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Auf geht‘s zur Nummer Drei

Damit ist gemeint, daß wir schon das dritte Weltmeer ansteuern. Auch wenn wir nur in der Ostsee gestartet sind und die Nordsee einmal durch den Ärmelkanal durchquert haben, wir waren zumindest schon mal dort. Gestartet sind wir ja diesmal von Cherbourg aus, kurz vor unserer Abreise noch mit einem Weltumsegler gesprochen, der gerade nach 9 Jahren nach Deutschland zurückkehrt. Wolfgang hatte uns noch auf die Schnelle ein paar nützliche Sachen mit auf dem Weg gegeben, bevor er von seinem Liegeplatz abgelegt hatte, der unmittelbar in unserer Nähe war. Wir sind dann gegen 19 Uhr auch los, der Gezeit wieder mal geschuldet. Die Gezeit gegen Mittag war uns zu bald, da wir zum einen von der letzten Nachfahrt noch ausschlafen wollten und zum anderen uns noch den Proviant für die nächsten Tage besorgen mussten. Außerdem wurden noch die örtlichen Schiffsausrüster aufgesucht, um nach ein paar Teilen Ausschau zu halten, haben sie nicht gehabt. Dann eben doch noch schnell bestellen und an unseren nächsten Zielhafen schicken lassen.

Die Wetterdaten waren zwar nicht die Besten zum Segeln, aber zumindest keinen Wind von vorne. Und wenn es so bleibt wie angekündigt, werden wir auch ohne Zwischenstopp gleich über die Biskaya gehen, so der Plan. Gestartet, wieder unter Motor, ging es also Richtung Westen in die Nacht hinein in ein sehr starkes Tidenströmungsgebiet. Wir sind schon kurz bevor der Strom „kippt“ los um auch wirklich diese vollen 6 Stunden mit zu nehmen bzw. auch an der ersten Ecke diesen nicht voll zu erwischen. Westlich von Cherbourg gibt es Ecken, die dann einen Strom von bis zu 8 kn entwickeln, so schnell könnten wir gar nicht fahren, wenn wir diesen gegenan bekommen würden. An einer dieser Ecken angekommen, fängt auch unser Boot so langsam an sich wie ein Rodeopferd zu benehmen. Ein wildes hin und her, die Nacht ist Pechschwarz, wir können nur erahnen was sich da gerade im Wasser abspielt. Unsere Instrumente zeigen aktuell Strom von 3,5 kn an der uns schiebt, nicht drüber nachdenken, wie es wäre, wenn es mal mit 8kn „bläst“. Da sollte man sich fernhalten, auch wenn einen der Strom mitnimmt. Nach 15 min ist der Spuk auch schon wieder vorbei und wir sind wieder im „Normalen“ Gezeitenstrom unterwegs. Früh um 5 Uhr kommt sogar etwas Wind auf, so daß wir schonmal ein Segel rausholen, um die Motorfahrt zu unterstützen. Gegen 13 Uhr kommt dann noch Segel Nummer zwei raus und wir können das erste Mal seit Scheveningen ohne Motor, nur mit der Kraft des Windes unterwegs sein, das ist jetzt schon 400 sm her. So geht es dann auch in die zweite Nacht hinein, der Wind nimmt auch wie gemeldet etwas zu, aber alles kein Problem. Mit dem Wind nimmt natürlich auch die Welle zu und an der nordwestlichsten Ecke von Frankreich um die „Croissant“- Insel herum (den Namen hat sie von uns schon bei der Überführung bekommen, da keiner den Namen aussprechen konnte), kam auch wieder die unangenehme Welle dazu, die die Strömung hier verursacht, zum Glück wieder mit dem Strom (oder gut Berechnet 😉). Diese Insel ist so die Grenze zum Ärmelkanal, wir sind dann auch schon im Atlantik, der besagten Nummer 3, und die Biskaya liegt voraus. Nochmal kurz die Wetterdaten checken, solange noch Netz da ist und der Beschluss wird gefasst, gleich über die Biskaya zu gehen. Das Wetterfenster sollte uns so langen. Würden wir hier einen der nächsten Häfen ansteuern, würden wir in diesem für mindestens eine Woche festhängen (Dauer unbekannt, da Wetteraussichten ja länger nicht unbedingt stimmen), da vom Atlantik ein kleines Sturmtief ankommt.

Ja die Biskaya, hier soll es so manches mal richtig Rund gehen. Zum einen kommen die besagten Tiefs irgendwo zwischen Biskaya und Irland das erst mal auf Land, und zum anderen steigt hier an einer Unterwasserkante der Meeresboden von 5000m Wassertiefe auf 200m Tiefe auf. Beides kann dann schon mal eine schwere See verursachen. So wie es aber aktuell aussieht, ist uns die Biskaya auch bei der zweiten Überquerung gut gesonnen.

Im Verlauf des nächsten Tages hat der Wind dann auch wieder nachgelassen, wieder wie gemeldet, manchmal stimmen auch die Vorhersagen. Gegen Mittag beschließen wir unseren Blister zu setzten, eine Art von Leichtwindsegel, das sind die schönen großen Bunten Segel, die man immer mal wieder sieht. Das Setzen von diesem dauert bei uns zwar etwas, aber man wird bei Leichtwind mit gutem Vortrieb belohnt. Ich lege mich dann am Nachmittag hin, um noch etwas Schlaf nachzuholen. Irgendwann klopft es an der Luke, kein gutes Zeichen. Heißt, es ist irgendetwas und es wird die zweite Person an Deck benötigt. Schon am anziehen, kommt Sabine unter Deck und teil mir mit, daß sich der Blister um das Vorstag gewickelt hat. Schaut aus wie eine falsche Sanduhr, die beiden Enden vom Segel sind dabei aufgewickelt und in der Mitte hängt noch etwas Segel, das vom Wind aufgeblasen ist. Nicht gut, habe davon schon des Öfteren gehört, aber selbst noch nicht gesehen. Aber wie bringt man das Segel so jetzt wieder in den Ursprung zurück bzw. runter, mmmmmh. Diverse Fahrmanöver unter Maschine haben leider keinen Erfolg gebracht, um den Knoten wieder aufzulösen, also muss jemand rauf in den Mast und den Knoten von oben her lösen. Sabine war voll motiviert da selbst hoch zugehen, wahrscheinlich geschuldet, daß es in ihrer Wache passiert ist. Ich musste zu dieser Aussage nur innerlich Lachen, auch wenn es uns in diesem Moment leider nicht zum Lachen war (und das ist absolut nicht Böse gemeint, meine liebe Sabine). Dazu muss ich erklären, daß Sabine bisher genau einmal im Mast war. Das war in Malta im Hafen bei null Wind und Welle. Schon damals ist sie da nur mit tatkräftiger Unterstützung durch mich hochgekommen, von der leichten Höhenangst ganz zu schweigen und dann noch ein 120 m² Segel bergen, haha. Das dieser Tag kommen wird, wo ich auf offener See in den Mast muss war mir schon immer klar, aber jetzt schon! Die Bedingungen dazu waren ja nicht ganz so schlecht, wenig Wind und eine Atlantikdünung von nur 1 bis 1,5 Metern. Macht oben am Mast eine Querbewegung von etwa 3 m aus, die das ganze bei jeder Welle sich so Hin und Her bewegt. Na dann, „auf geht’s“. Nach ca. 1 Stunde war das gute Stück dann auf dem Deck gelegen und wurde anschließend wieder verstaut. Jetzt geht es erstmal nur mit Maschine weiter, da der Wind für die anderen Segel zu schwach ist und zur Nacht hin e komplett einschlafen soll. Nun heißt es erst mal alles sacken lassen und durchschnaufen, war verdammt anstrengend. So sitzen wir im Cockpit und plötzlich Delphine, die ersten am Schiff während unserer Reise, wenigstens eine schöne Belohnung für den Arbeitseinsatz. Anschließend der nächste Versuch noch etwas zu schlafen, es blieb beim Versuch, mir tun noch alle Gräten weh. Wie ich wieder an Deck komme, teilt mir Sabine mit, daß sie wohl unsere erste Walsichtung verpasst hat. Beim fotografieren vom Sonnenuntergang hat sie wohl ein Ausblasen gehört, sie dachte es wäre vom Boot gekommen, da sich die Geräusche, wenn eine Welle bricht, ähnlich anhören. Bei einem weiteren Blick sieht sie nur einen Rücken gemächlich ins Blau gleiten, schade. Ich denke und hoffe, wir werden noch welche sehen.

Später, wie Sabine ins Bett geht und ich meine Wache starte, es ist schon dunkel, ist auch gleich wieder so ein Moment, den ich liebe. Wir sind gerade so richtig in der Mitte der Biskaya, das heißt die Nächsten 150 sm (ca 275km) kein Licht vom Mensch verursacht, außer ein paar mini kleine Positionslichter von Booten, von denen ich aktuell keines sehe und auch kein Mond ist zu sehen. Jetzt schalte ich unsere Positionslichter aus und dimme die Instrumente komplett runter. Und da ist er, unser Sternenhimmel. Wer diesen einmal so gesehen hat, weiß, wieso es heißt „Millionen von Sternen“. Ein krönender Abschluss für einen anstrengenden Tag. Achja, wenn ihr mal so eine Lichterkette am Nachthimmel seht, ca. 10 Stück wie an der Perlenschnur aufgereiht, das sind keine Außerirdischen. Es sind Satelliten von Starlink, die gerade ins All befördert wurden und ihre Umlaufbahn noch nicht erreicht haben.

Mittlerweile sind wir bei Tag 4 auf See angekommen. Nachdem am Ende von unserem kleinen Blisterdebakel ja die Maschine angeschmissen worden ist, konnten wir diese gegen Mittag endlich wieder abstellen, 18 Stunden später. Was dann folgte war ein sehr schöner Segelnachmittag, und noch viel besser, ohne weitere Zwischenfälle. Windstärke 3-4 Beaufort aus Ost, Welle max. 1 Meter, überwiegend blauer Himmel und den ganzen Tag ohne eine Sichtung von einem Boot oder Säugetier. In der Nacht, wieder einmal, soll der Wind dann bis auf 5 in Böen zunehmen. Wir werden sehen. Vorsorglich wird das Großsegel vor Einbruch der Dunkelheit schon mal ins 2. Reff eingebunden.

Tja, aus den 5er Böen ist dann pünktlich zur Dunkelheit ein Dauerzustand geworden. Die Wellen sind dementsprechend auch immer größer geworden. Während unsere Gerda (treue Leser wissen, daß das der Spitzname unseres Autopiloten ist) normalerweise treu ihren Dienst verrichtet, mag sie solche Bedingungen leider überhaupt nicht und steigt mit einem lauten Alarmton aus. Jetzt heißt es schnell sein und das Ruder übernehmen. So geht es dann im Eiltempo durch die Nacht, unser Mädchen zeigt, was in ihr steckt und wir laufen permanent mit mindestens 7 kn und mehr, in Spitze bis 8,5 kn. Die Krönung an Welle kommt dann noch zum Ende hin, in dem Bereich den ich schon erwähnt habe. Wenn der Meeresgrund von hier 4000m auf 300m ansteigt, führt unser Boot uns ein kleines Tänzchen vor. Natürlich alles bei Dunkelheit, man sieht nicht was kommt, kann nichts aussteuern oder reagieren. Mit dem Sonnenaufgang, eigentlich ist es nur hell geworden, die Sonne war noch gar nicht da, ist der Spuk innerhalb von 20 min zu Ende. FLAUTE. Wirklich von Windstärke 5 auf 1-2 Beaufort, nichts mehr zum Segeln. Also unser Segel geborgen und Maschine anschmeißen für die letzten 30 Seemeilen bis A Coruna. Die See beruhigt sich dann auch sehr schnell und wir können unser Frühstück im Cockpit genießen, als uns dann nochmal ein paar Delphine besuchen.

Jetzt heißt es noch in den Hafen einzulaufen, Boot festmachen und SCHLAFEN, nachdem ich die ganze Nacht wach war. Sabine hatte mir eigentlich am Vortag versprochen, ich könnte in der Nacht von 12 bis 6 Uhr mal durchschlafen. So ändern sich die Pläne eines Seglers halt immer sehr schnell.

Beim Einlaufen in den Hafen werden wir schon von Kai von der Sailaway erwartet, der uns einen schönen Liegeplatz schräg gegenüber von seinem „gesichert“ hat. Jetzt liegen wir an einem Steg, an dem etliche Wimpel von TO-Mitgliedern im Wind flattern. Das ganze Jahr versammeln sich die Langfahrer vor Nordspanien – Biskaya, Kanaren, Azoren, alle die über den Atlantik wollen oder kommen. Man trifft sich immer wieder – einmal abgesprochen oder einmal zufällig.

Nachdem ja der Plan war, erst mal schlafen…wie immer, wir machen‘s anders. Erst mal gemütlich anlegen und mit Kai das verdiente Anlegerbierchen getrunken und geschwatzt. Mit den Nachbarbooten etwas Konversation betrieben, im Marinabüro anmelden und schon ist es Nachmittag. Jetzt bloß nicht mehr hinlegen, sonst schlafen wir heute Nacht ja nicht. Außerdem sind wir komischerweise beide topfit. Also wird erst noch mal unser Schiffchen etwas gepflegt und von den vielen Salzkrusten, die sich schon bilden (egal, wo man hinlangt), befreit und schön abgespült.

Und dann…bequem ohne Schräglage und festgeklammere ein Abendessen kochen und ohne Eile zusammensitzend einnehmen. Bei den letzten Happen taucht dann auch Kai wieder auf, da wir ausgemacht hatten, den Abend gemütlich zusammen ausklingen zu lassen. Es war dann auch wieder ein sehr schöner und unterhaltsamer Abend bei Bierchen und Gin-Tonic – und Spezi natürlich. Und bald ins Heiabettchen, um so richtig auszuschlafen.

Wir werden jetzt hier einige Tage verbringen, da ab Sonntag Sturm auf dem Atlantik angesagt ist. Aber A Coru­ña soll ja sehr schön sein und es gibt sicherlich viel anzuschauen. Morgen werden wir erst einmal zum shoppen gehen und ab Nachmittag werden wir mit Kai in die Stadt losziehen, wo wir uns dann erst wieder einmal Tapas gönnen werden. Aaaah, im Land der kleinen Köstlichkeiten – endlich!!!

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Und weiter geht`s

Nachdem wir jetzt achtzehn Tage in Zeebrügge gelegen waren, ist am Donnerstagnachmittag endlich unsere reparierte Einspritzpumpe wieder in unsere Hände gekommen. Zwei Stunden später wo der Kopf (und der Rest natürlich auch) im Motorraum steckte, machte unser Motor wieder seine ersten Laufversuche. Noch etwas unrund, bis das Kraftstoffsystem komplett entlüftet war, aber dann. Dann noch eine Stunde Testlauf und es wurde für, naja, fast gut empfunden. Das Problem, daß wir Diesel ins Motoröl bekommen ist weg, dafür leckt die Einspritzpumpe außen. Zum Glück aber nur leicht, so daß man das erst einmal ignorieren kann. Irgendwo an der Rückseite zwischen Motorblock und Pumpe leckt es wohl, dazu muss aber die Pumpe wieder erstmal komplett raus, grrrr. So der Beschluss, bleibt erst mal so und wird genau beobachtet. Nach kurzer Beratung, checken der Wetter- und Gezeitendaten hatten wir dann beschlossen, noch am Abend zu starten.

Wir wollten bis Boulogne-sur-Mer kommen, damit die Engstelle bei Calais hinter uns liegt. Wind war leider keiner vorhergesagt bzw. so wenig, daß es nicht zum Segeln langen wird. Heisst also, der Motor wird gleich mal auf Belastungsprobe gestellt, auch nicht ganz ungefährlich, aber HOP oder TOP.

16 Stunden und 79 sm später haben wir unser Ziel dann auch gegen 14 Uhr erreicht, die örtliche Marina. Kurz über Funk angemeldet und vom Hafenmeister einen Liegeplatz zugewiesen bekommen. An der Steganlage einen äußeren Platz, schön leicht anzufahren. Auf der langen Anfahrt in der weitläufigen Hafenanlage das Schiff zum Anlegen vorbereitet und schließlich den Liegeplatz angesteuert. Die Plätze hier sind sogenannte Fingerstege. Das bedeutet ein langer Hauptsteg an dem seitlich, kleinere kurze Stege angebracht sind, an denen man dann mit Bug oder Heck voraus reinfahren kann und seitlich festmacht. Also wir Bug voraus angefahren, mit dem Heck macht bei uns wegen der angebauten Windsteueranlage keinen Sinn, jetzt noch kurz Aufstoppen. Das heißt, das Schiff zum stehen bringen. Dazu wird der Rückwärtsgang eingelegt und entsprechend Gas geben bis das Schiff zum stehen kommt. Beim umschalten von Vorwärts- in den Rückwärtsgang geht es quasi über den Neutral/ Leerlauf um das Getriebe umzuschalten. Dann der große Schock, im Neutral geht die Maschine aus. Keine Maschine heißt auch kein Aufstoppen möglich.

Da bewegen sich gerade etwa 18 Tonnen mit Restgeschwindigkeit ungebremst auf eine Steganlage zu, Abstand noch ca. 20 m.

Schnell probiert den Motor wieder zu starten, gelingt auch. Nur ist die Drehzahl so weit im Keller, daß der Motor geradeso mit ach und krach läuft, Gang einlegen und die Maschine geht gleich wieder aus. Was eine Sch…., nochmal ein Versuch, gleiches Spiel. Dann das Ganze mit eingelegtem Rückwärtsgang und Gas dazu, eigentlich ein No-Go. Aber es funktioniert und ich gebe Vollgas zurück. Eigentlich warte ich schon auf den Einschlag, aber das Schiff kommt mit weniger als einen halben Meter Abstand zum Steg, zum stehen. Puhhhh, war das knapp. Fast wäre hier gerade unsere Reise, die eigentlich ja erst begonnen hat, wieder zu Ende gewesen. Der Schock sitz Tief, die Knie und Hände zittern. Mir wäre jetzt nach einem ordentlichen Schluck aus der Pulle (wer mich kennt, mmmh).

Schiff fertig vertäuen und dann erst mal hinsetzen und alles sacken lassen. Es dauert lange bis ich wieder auf „Normal“ laufe. Schon erstaunlich wie lange so ein paar Sekunden sein können, und was man da noch so alles machen kann wenn man nicht gleich in Panik gerät. Wie hat der Stegnachbar sich dann geäußert: es war nicht viel Platz, aber es war Platz. Wo er Recht hat, hat er Recht.

Die Überprüfung hat dann ergeben, daß das Problem mit dem Diesel im Öl so nicht mehr besteht. Ich habe dann eigentlich nur das Standgas erhöht, und der Motor läuft wieder ordnungsgemäß. Meine Vermutung, durch die Reparatur und die darauffolgende lange Maschinefahrt hat sich die Einspritzpumpe erst noch ein wenig „Einlaufen“ müssen, was das Standgas in den Keller fallen gelassen hat. Die Erkenntnis daraus, jetzt wird vor jeder Hafeneinfahrt erst einmal getestet ob der Motor ordnungsgemäß arbeitet, sprich auch sauber im Standgas läuft.

Später sind wir dann noch in die Altstadt, die wie eine Festung aufgebaut ist, soll es wohl auch sein. Sehr schön an zu sehen, auch mit einer großen Basilika, der Notre-Dame. Auf dem Rückweg sind wir noch essen gegangen, das wollten wir uns nach dieser Aufregung gönnen.

Am nächsten Tag geht’s weiter nach Cherbourg. Leider meint es der Wettergott wieder nicht gut mit uns, es ist wenig bis gar kein Wind aus Ost angesagt. Im Ärmelkanal, wo eigentlich Westwind vorherrscht, nicht ganz so schlecht. Besser als gegen an, wir hoffen. Unser Blister, ein Leichtwindsegel, wird zurecht gelegt und los geht es. Um es kurz zu machen, das Segel haben wir nicht gebraucht und dieses hat es sich in unserer Pantry bequem machen dürfen, einfach zu wenig Wind. Eine Stunde vor dem Hafen zieht dann noch ein Gewitter auf. Hier kommt natürlich Wind, aber der ist so unberechenbar, daß die Segel weiterhin eingepackt bleiben. Bei insgesamt 27 Stunden unter Motor kommt es auf die eine Stunde auch nicht mehr an und es bleibt segeltechnisch entspannt. Kurz vor der Hafeneinfahrt noch den Motor checken 😉, alles in Ordnung. So kann es in den Hafen gehen.

Eigentlich sind wir aktuell so unterwegs wie wir es nicht machen wollten, mehr oder weniger Strecke zu machen auf Biegen und Brechen. Wir haben aber leider ja schon so viel Zeit verloren, es sind schon über zwei Monate, daß wir nicht auf das passende Segelwetter warten können. Wir wollen so schnell wie möglich durch den Ärmelkanal und über die Biskaya. Auch wenn es dieses Jahr von der Windlage schon sehr oft gepasst hätte, ist das nicht selbstverständlich. Ist halt blöd, wenn man gegen die vorherrschende Windrichtung will, aber was sein muss, muss sein. So geht es dann auch weiter, auch wenn wir nicht segeln können, bevor der Wind wieder auf West dreht und es uns noch schwerer macht. Die Biskaya sollte noch im September genommen sein sonst wird es mit dem „Wetterfenster“ immer schwieriger.

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Zeitvertreib

Nachdem wir nun schon einige Zeit hier in Zeebrugge festsitzen und uns ja irgendwie beschäftigen müssen, haben wir ein bisschen am Boot gearbeitet und auch ein bisschen Sightseeing gemacht.

Zeebrugge ist jetzt nicht wirklich der Burner, was die Möglichkeiten betrifft. Eigentlich ja nur der „Seehafen“ von Brügge, gibt es hier den Hafen, die Marine hat ihre Schiffchen hier, es gibt ein Kreuzfahrtterminal und sonst…..nix. Ja, einen schönen breiten Sandstrand mit Dünen gibt es, an denen Familien ihre Kinder laufen lassen können und einige Restaurants. Bisher haben wir hier am Strand die besten Pommes gefunden, die wir bisher durchprobiert haben. Aber es waren noch nirgends „die Pommes“, die wir uns von Belgien erhofft haben.

Hier einige Zeebrugge Impressionen

Als Alternative sind wir dann mal in die gegengesetzte Richtung losmarschiert, Richtung Osten nach Knokke-Heist. Hier kommt man über eine Klappbrücke, die die Einfahrt in die Schleuse darstellt. Und prompt bei unserem Dahingelatsche macht die auf und bremst uns aus. Aber so haben wir dieses Spektakel auch einmal gesehen. Der Verkehr wird übrigens während dieser Zeit (das dauert nämlich etwas länger) umgeleitet über die andere Brücke, die die Schleusenausfahrt markiert. Man fährt quasi einmal um den Block. Das macht auch die Straßenbahn so. Da gibt es die normale Route und die Umleitungsroute an Gleisen.

Auch Knokke ist nicht wirklich schöner als Seebrügge. Ein breiter Sandstrand mit vielen Restaurants, dahinter große Wohnblocks. Also schön ist schon anders. Was wir gemerkt haben: die Wohnblocks haben einen Zweck!!! Die bremsen den Wind. In der Stadt merkt man den Wind nämlich gar nicht.

Von oben nach unten: offene Klappbrücke, wo es für uns noch alles hin geht?, Schiff kann durch, on the Beach, hier haben die Einheimischen ihre Strandutensilien drin, schon wieder Abend, die Hafenanlage

Nachdem wir unsere Einspritzpumpe ja jetzt endlich in der Werkstatt zum Prüfen haben und diese „Anfang nächster Woche“ zurückerhalten, haben wir ja noch einige freie Tage gewonnen. Also fahren wir halt doch mal nach Brügge und geben uns das volle Touriprogramm, wobei wir ja eigentlich große Städte meiden.

Vorweg mal das wirklich positive an Belgien: der öffentliche Nahverkehr stellt überhaupt kein Problem dar. Man kann direkt in der Tram mit Karte mit Paydirekt bezahlen. Der ÖNV kostet 2,50 € für 1 Stunde Fahrzeit. Egal wieviele Strecken mit Tram oder Bus oder wohin. Nach dieser Stunde darf man bis zur nächsten Haltestation mitfahren und muß dann entweder nochmals lösen oder halt raus. Oder halt dann Tagestickets für 7,50 € oder Mehrtagestickets. Aber echt faire Preise und einfach im Handling. Tickets kann man am Automaten oder eben auch in Läden, wie hier dem SPAR-Markt erwerben. Alles ganz easy. Warum muß das in Deutschland so kompliziert sein und jeder sein Süppchen kochen?

Also sind wir gestern mit dem Tagesticket nach Brügge gefahren. Puh!!! Ja, Brügge ist echt ein schönes Städtchen, in dem man viel anschauen kann. Wir haben uns für eine kostenlose Stadtführung in Englisch entschieden. Einfach anmelden, zum Treffpunkt kommen und nach der Führung das bezahlen, was es einem Wert ist. In Deutsch gibt es dieses Angebot leider nicht. Aber so langsam bin ich im Englischen wieder eingegroovt….was zwei Wochen Belgien so ausmachen!

Stephanie, unsere Führerin hat dann auch schön losgelegt. Manche Sachen gingen doch schon ganz schön schnell in ihrem amerikanisch-Englisch und hat allerlei Wissenswerte über die einzelnen Gebäude und die historischen Hintergründe erzählt. (Gut, das was sie halt auswendig gelernt hat – in die Tiefe hat man da sicherlich keine Fragen stellen brauchen)

Ich erzähle Euch jetzt nicht, was wir da alles zu hören bekamen. Die ganzen Jahreszahlen von 1450 und Co. und den jeweiligen Akteuren. Fakt ist: Brügge ist ziemlich alt und war schon immer ziemlich bedeutend und umkämpft. Witzig ist nur, daß man denkt „Boah, das Teil schaut aber alt aus“ – nee, da ist das jüngste Bauwerk hier. z.B. die kleinste Brücke von Brügge, auf der jeder ein Foto machen muß, weil das „so toll“ ist. Das ist die neueste Brücke.

Die Führung dauerte insgesamt 1,5 Stunden und ging über ca. 5 km. War ausreichend und echt gut. Wir sind dann hinterher noch selbständig etwas umhergeschlichen auf der Suche nach „den Pommes“ und sind dem ganzen Trubel in der Stadt dann aus dem Weg gegangen. Diese Menschenmassen sind echt der Wahnsinn. Wir sind dann mal dem „Wasserring“ der Stadt entlang durch die grüne Lunge bis zum Smedenport, einem Stadttor. Wundervolle große, alte Bäume mit riesigen Spannweiten derÄste. Klasse, ich liebe Bäume!

Und dann hat es uns auch schon gelangt an Stadt…ich will hier wieder raus auf unser Schiffchen. Noch schnell auf dem Rückweg einen Baumarkt aufgesucht „Stock America Vermeersch“, bei dem wir angeblich alles kriegen sollten, was wir noch brauchen. Enttäuschung pur – mit America Stock ist hier gar nix. Für uns stellte sich das Ganze eher als Ramschladen dar, in dem man alles kriegt, aber nicht wirklich das, was man sucht und schon nix, aber auch gar nix „America“. Hatten wir doch gehofft, hier Werkzeug in Zollgröße für unseren Perkins-Motor zu kriegen. Satz mit X? War wohl nix. Was lieben wir unsere gut sortierten, deutschen Baumärkte. Sind halt doch sehr verwöhnt in good, old Germany.

Was gibts abschließend noch zu Belgien, insbesondere Brügge zu sagen? Das Leben hier ist wohl ziemlich teuer. (dies hat auch Stephanie bestätigt) Auch hier sind wir Deutschen, zumindest wir Franken sehr verwöhnt. Einmal zum Italiener gehen und Pizza essen kannst Du bei uns für 2 Personen für 20 – 30 €. Hier zahlt man das Doppelte. Für eine einfache Pizza Margherita, also nix drauf, bist Du schon bei 15 €. Und die Getränke erst!!! Für eine Cola bis Du mit 4 € dabei, wohlgemerkt bei 0,2 Liter, nicht bei nem halben Liter.

So, jetzt ist Freitag abend und wir hoffen, daß wir am Montag, spätestens am Dienstag unser Pümpchen wieder haben, daß diese das Problem war und daß dann nach dem Einbau alles wieder reibungslos läuft und wir hier wegkommen, um endlich den Ärmelkanal zu durchqueren.

Bis dahin wünsche ich allen zu Hause alles Liebe – drückt uns mal die Daumen

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… und wieder mal alles auf Halt

Irgendwie will es nicht so richtig, wie wir es gerne hätten. So liegen wir hier in Zeebrugge/ Belgien und warten wieder mal. (Sorry aber der Beitrag ist mit viel Technik drin, wer durchhält und noch Fragen hat kann diese gern stellen)

Nachdem wir am Sonntagabend in Zeebrugge am Steg angelegt hatten, wollten wir eigentlich am Montagfrüh gleich weiter nach Dünkirchen. Früh aufgestanden, alles Seefertig gemacht, nachdem wir den ganzen Sonntag unter Maschine gelaufen sind, noch schnell den Motor checken. Halt, was ist hier los. Ein viel zu hoher Motorölstand. Nochmal prüfen und nochmal und… scheiße was ist jetzt wieder los. Nachdem das Öl klarer wie sonst aussieht (bei Dieselmotoren ist das Öl eigentlich Pechschwarz), liegt der Verdacht nahe, daß wir irgendwie Diesel ins Öl bekommen haben. Also alles Halt und erst mal schauen, was es denn sein kann. Nach telefonischer Rücksprache mit unserem Motoreninstandsetzer haben wir uns hier vor Ort dann mal nach einem Techniker umgesehen. Kurz beim Hafenmeister nachgefragt und gleich eine Firma in der direkten Nachbarschaft ausgemacht. Wir dahin, nachgefragt ob jemand mal Zeit hat, kam gleich die Antwort, Personalmangel- Terminarbeit, aber beim Nachbar mal anfragen, der macht sowas auch. Wir ein Haus weiter, Nachfragen und als Antwort bekommen, eigentlich nicht, aber wir haben da eine Nummer mit dem wir zusammenarbeiten. Dort angerufen, bin im Urlaub, komme erst wieder am Wochenende zurück, mmmh. Nochmal zurück zur ersten Firma, nochmal höflich nachgefragt, ja wir haben da auch eine Nummer der arbeitet ab und zu für uns. Anruf, und ja er kommt dann mal am Nachmittag vorbei. So ist das Netzwerk halt, hier kennt einer den, der kennt wieder einen, und …, Hauptsache es funktioniert.

Als Alain dann an Bord kommt, mal die ganze Problematik durchgesprochen, Motor kurz gestartet und zu möglichen Fehlern sein Statement abgegeben.

  1. Einspritzdüsen: alle, denen wir bis jetzt unser Problem geschildert haben, haben diese als erstes vermutet, aber auch immer ganz schnell wieder ausgeschlossen. Der Motor würde nicht sauber/ rund laufen und zum anderen schwarz qualmen; kennt ihr vielleicht, wenn man einem alten Diesel hinterherfährt und beim Gas geben dieser stark schwarz qualmt. Dies wurde dann auch von Alain so vor Ort ausgeschlossen.
  2. Flammglühkerze: (der Tipp ist von einer Firma gekommen, wo wir später das Ersatzteil geholt haben) dabei handelt es sich um ein Bauteil zum Starten vom Motor, die ältere Generation kennt das noch, wo man aktiv vorglühen musste 😉. Bei unserem System träufeln ein paar Tropfen Diesel auf einen Glühstab, der diesen zum verdampfen bring, dieser Dampf wird angesaugt und der Motor spring auch bei kälteren Temperaturen an. Ist jener defekt, tropft der Diesel weiter, läuft dann über den Ansaugstutzen in die Kolben und von da aus vorbei in die Ölwanne. Ist aber ganz leicht zu kontrollieren, Luftfilter abschrauben, dann sieht man das Bauteil schon. Aber hier alles trocken. Und beim Starten würde der Motor auch wieder qualmen, da zu viel Diesel im Brennraum wäre, damit auch ausgeschlossen.
  3. Dieselförderpumpe: das ist eine kleine Membranpumpe, die die eigentliche Einspritzpumpe mit Diesel versorgt. Wenn hier die Membran defekt ist, läuft die Brühe auch direkt in den Motorblock. An die Pumpe kommt man relativ leicht ran, also ausbauen zerlegen und mal schauen. Gesehen habe ich dann leider nichts Offensichtliches. Aber vom Job her kannte ich das auch schon, vielleicht irgendwo ein Haarriss der nicht erkannt wird. Da die Pumpe noch relativ günstig ist, wird hier Ersatz gesucht und auch gefunden, in Antwerpen. Sollte dann mit Paketdienst kommen, auf Nachfrage am nächsten Tag (Dienstag), haben sie es nicht geschafft dieses raus zu schicken, wegen Personalmangel, mmmh. So würde das Teil erst am Donnerstag im Laufe des Tages kommen. So haben wir noch schnell einen Leihwagen für Mittwoch organisiert und das Teil selbst abgeholt. Am späten Nachmittag eingebaut und Testlauf gestartet. Zuvor hatten wir am Dienstag, wo wir ja Zeit hatten, schonmal das alte Öl abgesaugt (immerhin 8 Liter, statt der 4 Liter die eigentlich drin sind) und neues Öl eingefüllt, mit Filtertausch. Die Ernüchterung nach einer Stunde Motorlauf, der Ölstand ist schon wieder gestiegen. Grrrrrrrr. Bleibt nur noch …
  4. Die Einspritzpumpe: auch hier kann es bei einer Undichtigkeit dazu kommen, daß der Diesel direkt in den Motorblock läuft, aber die Pumpe wurde ja beim Motorüberholen auch komplett überholt, zumindest laut Rechnung. Aber im Moment das Einzige was noch übrig bleibt. Da der Aufwand für Aus- und Einbau erheblich sind und beim, vor allem, Einbau so einiges zu beachten gibt, und wir ja eigentlich Garantie darauf haben, lasse ich die Finger davon. Kontaktieren unseren Motoreninstandsetzer erneut, mit der Antwort das sie sich am Montag melden, wenn der Meister wieder aus dem Urlaub zurück ist
die zerlegte Membranpumpe

Tja, so sitzen wir hier im Hafen und machen mal wieder die ein oder andere Kleinigkeit, die es von unserer ToDo-Liste noch zu erledigen gibt, ohne das relativ gute Wetterfenster nutzen zu können, um durch den Ärmelkanal zu kommen. Zum einen sind wir zwar ziemlich gelassen, das haben wir ja schon in den letzten Monaten gelernt, aber trotzdem ist die Stimmung ziemlich weit im Keller (um es höflich auszudrücken). Never ending story.

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Helgoland und Me(e)r

Nachdem wir unseren Gast in Cuxhaven verabschiedet haben, ging es für uns alleine weiter nach Helgoland, damit wir dies auch einmal gesehen haben. Der Nebeneffekt ist dabei der zollfreie Diesel, den es dort gibt und da unser Tank ziemlich viel Luft drin hat, bietet sich das ja an.

Leider war kein nennenswerter Wind und wir sind alles unter Maschine gefahren. Dort angekommen war der Hafen, wie aus vielen Erzählungen, voll. Das heißt hier, im Päckchen legen. Wir als Nummer 5, war es bis zum Abend noch Nummer 6 , der bei uns Längsseits festgemacht hat.

Nach dem Abendessen an Bord gingen wir noch zur „langen Anna“, dem Highlight auf Helgoland, zum Sonnenuntergang. Die kleine Insel hat schon einiges an schöner Natur zu bieten, wenn nicht gerade irgendwelche Gebäude hingestellt worden sind. Am nächsten Tag haben wir noch die „Ortschaft“ erkundet und sind in den anderen Hafen gefahren, um eben unseren Dieseltank zu füllen. Bei weit über 600 Liter die wir benötigten, eine lohnende Angelegenheit. Noch ein paar Einkäufe, Abendessen und nochmal zum Sonnenuntergang ans anderer Inselende, sind aber auch nur 2 km.

Heute war dazu, im Gegensatz zu gestern, Wind angesagt und vorbei an den Basstölpelkolonien waren hier heute noch eine Flugschau ohnegleichen aus nächster Nähe zu bewundern. Daß die Sonne im Meer versinkt, war aber auch heute nicht ganz gegeben, da sich am Horizont noch Wolken befunden haben. Schön war es trotzdem wieder.

Eigentlich wollten wir ja noch einen weiteren Tag hier verbringen, aber wie das bei Seglern halt so ist, hat sich ein günstiges Wetterfenster ergeben das genutzt werden sollte. So sind wir dann gegen 17 Uhr zu unseren ersten Nachtfahrt von unserer Reise aufgebrochen um einen längeren Schlag bis nach IJmuiden/ Niederlande zu machen.

Soweit ist alles auch gut gelaufen, nur mit dem Schlafen in der Freiwache hatten wir beide unsere Schwierigkeiten. Schaukeln beim schlafen und die Geräuschkulisse, muss man sich auch erst wieder dran gewöhnen. Somit war es für uns auch entsprechend anstrengend. Das Gute: unsere Windfahne macht ihre Arbeit. Das Schlechte daran: sie fährt halt stur ihren Kurs und gleicht keinerlei Wellenbewegungen mit aus. Das bedeutet, daß man viel rollt und heftige Bewegungen hat, wenn eine Welle anschlägt. Aber wir sind wohlbehalten mitten in der Nacht um 2 Uhr in IJmuiden angekommen. Das ist halt auch blöde, wenn man die Gegebenheiten vor Ort nicht kennt und einen freien Liegeplatz suchen soll. Dazu unsere zickige JOSA, die in engen Häfen nicht so einfach zu manövrieren ist. Also haben wir frech erst einmal an einen eigentlich gesperrtem Platz angelegt, den wir leicht anfahren konnten. Richtig verlegt haben wir dann nach dem Frühstück, nachdem der Skipper mal die Örtlichkeiten zu Fuß inspiziert hat und sich ein schönes Plätzchen ausgesucht hatte.

Am Nachmittag haben wir dann nochmals Besuch erhalten, wahrscheinlich der letzte für längere Zeit. Wer weiß? Fred und Gerda, die Vorbesitzer unseres Bootes haben es sich nicht nehmen lassen, uns und „Ihr Schiff“ zu verabschieden und sich alle Veränderungen, die wir vorgenommen hatten, anzusehen. Das Fazit: die beiden sind glücklich, daß ihr Schiff, daß sie so viele Jahre hatten, in guten Händen ist und wir über unser Schiffchen. Es war ein sehr netter Nachmittag und diesmal haben wir es nicht versäumt, ein gemeinsames Foto zu machen!

Damit wir zügig vorankommen, sind wir dann am folgenden Tag aufgebrochen, um bis nach Scheveningen zu fahren. Dies sollten nur circa 27 Seemeilen sein und da Westwind (voll auf die Nase) angesagt war, gingen wir davon aus, daß wir dies komplett unter Motor fahren würden und rechneten daher damit, daß wir am Spätnachmittag dort ankommen würden. Aber wie immer: nie passt die Vorhersage so ganz. Wir hatten Wind aus Südwest und konnten somit Segeln. Wir mußten aber kreuzen, was dann aus 27 Seemeilen mal so eben 42 Seemeilen gemacht hat und natürlich länger gedauert hat. Auch waren die Windstärken wieder deutlich mehr als vorhergesagt mit Böen und teilweisen Drehern am Nachmittag. Noch dazu ist uns ein Malheur passiert, aus dem wir wieder mal lernen können: wir haben vergessen, die Luke im Bug zu verschließen, über der unser Dinghi liegt. Da wir aber eben so viel Wind und auch Welle hatten, hatten wir überkommendes Wasser und unsere Bugkabine ist etwas „abgesoffen“.

Entsprechend mußte der Skipper dann auch öfter mal unter Deck verschwinden, weil die Bilge trocken gelegt werden mußte. Nach diesem anstrengenden Tag mußte halt dann am Abend noch die Bugkabine leergeräumt werden, um die Polster trocken zu legen und das Salzwasser mit Süßwasser abzuwaschen. Auch haben wir gleich mal alles salzige in die Waschmaschine gesteckt, so daß wir nachts um 23 Uhr noch Wäsche aufgehängt haben. Aber geschafft!! Wie sagte Lothar? „Again what learned“ Ab jetzt kontrolliere ich alles drei mal, ob es zu ist.

Unser Plan ist jetzt straight weiter Richtung Westen. Heute wollen wir bis Seebrügge kommen, da bis dorthin kein Hafen ist, der für uns eine Option darstellt. Das sind sportliche 60 – 65 sm und wohl komplett unter Motor, da der wenige Wind direkt von vorne kommt. Von dort aus wollen wir dann nach Dünnkirchen, wo wir uns mal eine kurze Pause gönnen wollen.

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Das Tor zur Welt öffnet sich

Das „TOR“ öffnet sich

Ja, wir haben es geschafft und unsere Reise kann beginnen. Aber der Reihe nach.

Zunächst haben wir in Hamburg noch einmal Besuch erhalten. Es sind Arbeitskollegen von Jochen eingetroffen, die sich noch einmal verabschieden wollten. Der ursprüngliche Plan, daß diese Truppe zum Abschied ab dem Starthafen Kiel noch einen Tag mitsegeln, musste ja verworfen werden. Also kamen sie halt spontan übers Wochenende nach Hamburg und wir haben hier noch einen sehr schönen Tag zusammen verbracht. Vielen Dank dafür.

Nachdem unser Ofen eingebaut worden ist, letzte Besorgungen gemacht, das Auto an seinen neuen Besitzer übergeben wurde, haben wir in Absprache mit unserer ersten Begleitung an Bord unseren Starttermin auf Freitag, den 11.08. um 11:30 Uhr festlegen können. Ganz schön genaue Angaben nach den letzten Wochen, aber das hängt auch mit den Gezeiten/Strom auf der Elbe bzw. der Brückenöffnungszeit an der Kattwykbrücke zusammen.

An den letzten Tagen wurde auch noch von uns das ein oder andere am Schiff fertiggestellt, alles nur Kleinigkeiten; hat aber trotzdem aufgehalten, wie immer 😉. Plan von unserer Seite bis Donnerstag alles fertig zu bringen, um am Freitag entspannt alles startklar zu machen und unseren Gast Chris (Freund und ehemaliger Kollege) zu empfangen. Ja, so der Plan! Von unserer Seite hat das auch gut geklappt, von Seite unseres „Offeneinbauers“, na ja. So war der Chef die Woche außer Haus für einen Arbeitseinsatz und dem Angestellten, der uns ja den kompletten Offeneinbau gemacht hat, merkte man deutlich an, das damit auch seine Arbeitsmotivation nachgelassen hat. So war in den fünf Werktagen ja eigentlich genug Zeit, um noch die Blecharbeiten für den Hitzeschutz fertigzustellen, dachten wir. Am Donnerstagabend noch die Frage ob der den morgen fertig wird, wurde mit JA beantwortet, er fängt ja um 8 Uhr morgen an. Chris, unser Gast, war dann schon kurz vor 8 Uhr da, hat noch etwas gefrühstückt, und …. 8:30 und noch keiner da, mmmh. 8:45 Anruf beim Chef; der stinksauer auf seinen Angestellten, da er noch nicht fertig war und wohl heute Urlaub hat. Tja, was machen zwei Metaller auf einem Boot? Umziehen und selbst Hand anlegen. Die Bleche waren in der Werkstatt gelegen, mussten aber noch angepasst werden. So wurde aus einem entspannten Start noch ein recht stressiger. 11:15 Feierabend machen, die restlichen Bleche kommen an Bord und müssen dann unterwegs final noch angebracht werden (der Angestellte wäre alleine niemals fertig geworden). Umziehen, Schleuse anfunken, um die Durchfahrt anzumelden, kurz durchschnaufen und los geht`s. Sowas hasse ich eigentlich, dann geht oft etwas schief. Die Schleusung hat sich dann aber noch etwas gezogen und man konnte erstmal etwas runterkommen. Dann noch auf die Brückenöffnung um 12:30 warten, und wir hatten freie Fahrt für unser erstes Ziel Glückstadt.

unterwegs auf der Elbe

So sitzen wir hier in Glückstadt bei unserm ersten Anlegerbier und müssen erstmal realisieren das „UNSERE REISE“ endlich gestartet ist.

unser „erste“ Liegeplatz in Glückstadt
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