Nachdem wir jetzt achtzehn Tage in Zeebrügge gelegen waren, ist am Donnerstagnachmittag endlich unsere reparierte Einspritzpumpe wieder in unsere Hände gekommen. Zwei Stunden später wo der Kopf (und der Rest natürlich auch) im Motorraum steckte, machte unser Motor wieder seine ersten Laufversuche. Noch etwas unrund, bis das Kraftstoffsystem komplett entlüftet war, aber dann. Dann noch eine Stunde Testlauf und es wurde für, naja, fast gut empfunden. Das Problem, daß wir Diesel ins Motoröl bekommen ist weg, dafür leckt die Einspritzpumpe außen. Zum Glück aber nur leicht, so daß man das erst einmal ignorieren kann. Irgendwo an der Rückseite zwischen Motorblock und Pumpe leckt es wohl, dazu muss aber die Pumpe wieder erstmal komplett raus, grrrr. So der Beschluss, bleibt erst mal so und wird genau beobachtet. Nach kurzer Beratung, checken der Wetter- und Gezeitendaten hatten wir dann beschlossen, noch am Abend zu starten.
Wir wollten bis Boulogne-sur-Mer kommen, damit die Engstelle bei Calais hinter uns liegt. Wind war leider keiner vorhergesagt bzw. so wenig, daß es nicht zum Segeln langen wird. Heisst also, der Motor wird gleich mal auf Belastungsprobe gestellt, auch nicht ganz ungefährlich, aber HOP oder TOP.
16 Stunden und 79 sm später haben wir unser Ziel dann auch gegen 14 Uhr erreicht, die örtliche Marina. Kurz über Funk angemeldet und vom Hafenmeister einen Liegeplatz zugewiesen bekommen. An der Steganlage einen äußeren Platz, schön leicht anzufahren. Auf der langen Anfahrt in der weitläufigen Hafenanlage das Schiff zum Anlegen vorbereitet und schließlich den Liegeplatz angesteuert. Die Plätze hier sind sogenannte Fingerstege. Das bedeutet ein langer Hauptsteg an dem seitlich, kleinere kurze Stege angebracht sind, an denen man dann mit Bug oder Heck voraus reinfahren kann und seitlich festmacht. Also wir Bug voraus angefahren, mit dem Heck macht bei uns wegen der angebauten Windsteueranlage keinen Sinn, jetzt noch kurz Aufstoppen. Das heißt, das Schiff zum stehen bringen. Dazu wird der Rückwärtsgang eingelegt und entsprechend Gas geben bis das Schiff zum stehen kommt. Beim umschalten von Vorwärts- in den Rückwärtsgang geht es quasi über den Neutral/ Leerlauf um das Getriebe umzuschalten. Dann der große Schock, im Neutral geht die Maschine aus. Keine Maschine heißt auch kein Aufstoppen möglich.
Da bewegen sich gerade etwa 18 Tonnen mit Restgeschwindigkeit ungebremst auf eine Steganlage zu, Abstand noch ca. 20 m.
Schnell probiert den Motor wieder zu starten, gelingt auch. Nur ist die Drehzahl so weit im Keller, daß der Motor geradeso mit ach und krach läuft, Gang einlegen und die Maschine geht gleich wieder aus. Was eine Sch…., nochmal ein Versuch, gleiches Spiel. Dann das Ganze mit eingelegtem Rückwärtsgang und Gas dazu, eigentlich ein No-Go. Aber es funktioniert und ich gebe Vollgas zurück. Eigentlich warte ich schon auf den Einschlag, aber das Schiff kommt mit weniger als einen halben Meter Abstand zum Steg, zum stehen. Puhhhh, war das knapp. Fast wäre hier gerade unsere Reise, die eigentlich ja erst begonnen hat, wieder zu Ende gewesen. Der Schock sitz Tief, die Knie und Hände zittern. Mir wäre jetzt nach einem ordentlichen Schluck aus der Pulle (wer mich kennt, mmmh).
Schiff fertig vertäuen und dann erst mal hinsetzen und alles sacken lassen. Es dauert lange bis ich wieder auf „Normal“ laufe. Schon erstaunlich wie lange so ein paar Sekunden sein können, und was man da noch so alles machen kann wenn man nicht gleich in Panik gerät. Wie hat der Stegnachbar sich dann geäußert: es war nicht viel Platz, aber es war Platz. Wo er Recht hat, hat er Recht.
Die Überprüfung hat dann ergeben, daß das Problem mit dem Diesel im Öl so nicht mehr besteht. Ich habe dann eigentlich nur das Standgas erhöht, und der Motor läuft wieder ordnungsgemäß. Meine Vermutung, durch die Reparatur und die darauffolgende lange Maschinefahrt hat sich die Einspritzpumpe erst noch ein wenig „Einlaufen“ müssen, was das Standgas in den Keller fallen gelassen hat. Die Erkenntnis daraus, jetzt wird vor jeder Hafeneinfahrt erst einmal getestet ob der Motor ordnungsgemäß arbeitet, sprich auch sauber im Standgas läuft.
Später sind wir dann noch in die Altstadt, die wie eine Festung aufgebaut ist, soll es wohl auch sein. Sehr schön an zu sehen, auch mit einer großen Basilika, der Notre-Dame. Auf dem Rückweg sind wir noch essen gegangen, das wollten wir uns nach dieser Aufregung gönnen.


Am nächsten Tag geht’s weiter nach Cherbourg. Leider meint es der Wettergott wieder nicht gut mit uns, es ist wenig bis gar kein Wind aus Ost angesagt. Im Ärmelkanal, wo eigentlich Westwind vorherrscht, nicht ganz so schlecht. Besser als gegen an, wir hoffen. Unser Blister, ein Leichtwindsegel, wird zurecht gelegt und los geht es. Um es kurz zu machen, das Segel haben wir nicht gebraucht und dieses hat es sich in unserer Pantry bequem machen dürfen, einfach zu wenig Wind. Eine Stunde vor dem Hafen zieht dann noch ein Gewitter auf. Hier kommt natürlich Wind, aber der ist so unberechenbar, daß die Segel weiterhin eingepackt bleiben. Bei insgesamt 27 Stunden unter Motor kommt es auf die eine Stunde auch nicht mehr an und es bleibt segeltechnisch entspannt. Kurz vor der Hafeneinfahrt noch den Motor checken 😉, alles in Ordnung. So kann es in den Hafen gehen.

Eigentlich sind wir aktuell so unterwegs wie wir es nicht machen wollten, mehr oder weniger Strecke zu machen auf Biegen und Brechen. Wir haben aber leider ja schon so viel Zeit verloren, es sind schon über zwei Monate, daß wir nicht auf das passende Segelwetter warten können. Wir wollen so schnell wie möglich durch den Ärmelkanal und über die Biskaya. Auch wenn es dieses Jahr von der Windlage schon sehr oft gepasst hätte, ist das nicht selbstverständlich. Ist halt blöd, wenn man gegen die vorherrschende Windrichtung will, aber was sein muss, muss sein. So geht es dann auch weiter, auch wenn wir nicht segeln können, bevor der Wind wieder auf West dreht und es uns noch schwerer macht. Die Biskaya sollte noch im September genommen sein sonst wird es mit dem „Wetterfenster“ immer schwieriger.
Moin Moin
Wo genau seid ihr zwei denn jetzt. Wir sind in der Bretagne nahe der Bucht von Douarnenez. Wir sind noch über eine Woche hier. Wie ist eure Route? Vielleicht können wir uns ja treffen wenn euer Zeitplan dies noch hergibt. Von Brest bis Concarneau wäre für uns kein Problem. Schaut mal und meldet euch.
Grüße von den Eifelern in der Bretagne
Machen wir.
Gruß