Autor: Jochen (Seite 2 von 3)

Ilha Grande

Unser nächstes Ziel heißt Ilha Grande. Dies ist eine große Insel direkt vor der Küste, ca. 100 km südlich von Rio. Dies soll „die“ Seglerecke Brasiliens sein mit vielen schönen Ankerbuchten und den Topp-Stränden. OK, der Wind soll hier nicht immer so sein, wie wir Segler es uns wünschen – aber man kann ja nicht alles haben. Wir wollen hier ja nicht rumsegeln, sondern eher „rumankern“.

Für die eigentliche Strecke von 65 sm haben wir schon mal vorsichtig mit 70 sm gerechnet und sind so bei einer Fahrtzeit von ca. 14 Stunden herausgekommen, wir rechnen immer mit 5 Knoten Fahrt, was auch normalerweise problemlos zu schaffen ist. Wenn wenig Wind ist, halt ein bisschen mehr. Oh je – falsch gerechnet. Leider ist hier die Ecke ja sehr berüchtigt mit Winden. Wir kommen ja jetzt aus der  Passatzone raus und müssen jetzt häufiger mit Fronten aus dem Süden kommend rechnen, was Wind und Welle bringen kann…oder eben auch nicht.

Wir sind frühmorgens um ca. 9 Uhr aus unserer Marina herausgefahren, da gegen 10 Uhr der Wind vor der Bucht kommen sollte. Da wollten wir pünktlich draußen sein. Wir waren da, nur der Wind nicht. Es ging also schon mal mit Flaute los. So haben wir bis zu den vor Rio vorgelagerten Insel motort, was schon gedauert hat und haben uns dort vor Anker gelegt und wollten auf den Wind warten. Aber auch da war es nicht schön liegen, da halt schon etwas Welle gestanden war. Also wieder Anker auf, das geht schon. So haben wir uns weiter gequält, aber irgendwann unser Vorsegel wieder eingerollt, da es nur geschlagen hat. Also treiben wir ohne Segel in unsere Richtung, denn zum Glück hatten wir Strom mit, der uns mit 1 Knoten vorangetrieben hat. Irgendwann gegen 9 Uhr abends kam dann etwas Wind auf und wir konnten unser Vorsegel setzen. Ich hatte mich zwischenzeitlich noch etwas hingelegt, konnte aber wegen der Welle und dem Gerolle des Schiffes nicht wirklich schlafen. Ich kam dann gegen 10 Uhr aus der Koje und der Wind wurde mehr. Wir beratschlagten dann und kamen überein, das Großsegel wird nicht gesetzt. Es sollte ja noch ein Wetterchen kommen. Und so war es auch. Zum ersten Mal seit langem wurde wieder einmal eine lange Hose und Jacke (Plus unser „Ölzeug“) angezogen. Ich wurde dann auch mal richtig naß. Wie immer: mitten in der Nacht gegen 4 Uhr kam dann die Kaltfront durch mit entsprechenden Wind. Gut, daß wir das Groß nicht gesetzt haben, das wäre jetzt wieder ein hartes Stück Arbeit gewesen, dieses zu reffen.

Nach einer Stunde war der Spuk wieder vorbei… und der Wind brach wieder fast komplett weg. Nur eine sehr unangenehme Welle stand jetzt. Ein wildes Geschaukel mit Wind direkt von vorne, also sowieso kreuzen angesagt. Bei fast keinem Wind und viel Welle nicht schön. Wir sind dann in wildem Gewackel mit ganzen 2,5 Knoten Fahrt gesegelt, wir hatten ja auch Zwischenzeitlich 1 Knoten Gegenstrom. Irgendwann hatten wir die Schnauze so voll, daß wir das Segel eingerollt haben und den Motor angeworfen haben. Wackelt genauso, geht aber schneller vorwärts, da das Gekreuze wegfällt und wir unser Ziel direkt ansteuern können – und als weiterer Nebeneffekt: wir können so noch etwas Trinkwasser produzieren.

Nach ganzen 30 Stunden sind wir endlich am Nachmittag in Ilha Grande angekommen und konnten unseren Anker werfen. In der großzügigen Bucht „Praia do Pouso“ war genug Platz, um sich ein schönes Plätzchen auszusuchen, wir entschieden uns für die rechte Seite vom Strandabschnitt. Wie sich am nächsten Tag rausgestellt hatte, die richtige Wahl. An der linken Seite legen die ganzen Taxiboote an, die ihre zahlreiche Kundschaft hier absetzt. Von hier aus sind diese dann in einem ca. 30minütigen Fußmarsch zu der Atlantikseite der Insel marschiert, zum Strand der Strände, Lopes Mendes. Dies ist ein 2 km langer Strand mit ordentlich Atlantikdünung, an dem sich auch Wellensurfer probiert haben. Deswegen haben die ganzen Boote auch bei uns in der ruhigen Bucht angelegt und ihre „Fracht“ abgeladen. So war es trotz der vielen Boote auch tagsüber recht ruhig, außer eben der von den Booten verursachte Lärm und Wellen. Am Nachmittag, wenn die Boote ihren Rückweg wieder angetreten hatten, hatten wir die Bucht auch mit ein paar anderen Seglern wieder für uns. Von hier aus haben wir dann ein paar Wanderungen unternommen.

Die Erste ging auch dann eben zum Strand „Lopes Mendes“, um uns jenen mal anzuschauen. Auf halben Weg war dann noch ein Schild zum „Santo Antonio-Strand“ gestanden, diesen haben wir dann auch auf dem Rückweg besucht. Ein eher kleiner Strand schön zwischen Felsen eingebettet, der uns besser gefallen hat wie der Große, zumal wir hier nur zwei weitere Besucher angetroffen hatten; im Gegensatz zu den mindestens hundert auf dem anderen Strand. Die nächste Wanderung sollte dann zum Leuchtturm gehen, gesagt, getan. War der Weg anfangs noch recht breit, es war eine Alternative zum Strand, ging es nach dem Abzweig nur noch über einen schmalen Pfad durch den Inselwald, der auch teilweise nur erahnt werden konnte. Ich hatte mir dann zwischenzeitlich einen kleinen Stock genommen, um die ganzen Spinnenweben, die über den Weg gespannt waren, zu entfernen, um nicht selbst ein Netz um mir rum mitzuziehen. So ging es dann Meter um Meter durch das Unterholz, hier mal einer der vielen Schmetterlinge, dort mal ein Vogel, während immer mal wieder Affen über uns in den Baumkronen umhergesprungen sind, einfach traumhaft schön. Dann ein kurzer Schreckmoment, als wohl durch meinen „Putzstock“ aufgeschreckt, eine kleine Schlange wie eine Pistolenkugel schnell über den Weg gehuscht ist. Erschrocken sind wir wohl beide. Nach 3 Stunden waren wir dann am Ziel, durch ein kleines Gatter standen wir auf einmal auf einem Hubschrauberlandeplatz, der Leuchtturm wird wie wohl alle hier in Brasilien durch das Militär betrieben. Da am Eingang ein Verbotsschild stand, zögerten wir noch etwas, um uns dem Leuchtturm weiter zu nähern, aber wenn wir schon mal da sind, was wollen sie machen. Mehr wie uns wieder zurückschicken wird ja wohl nicht passieren. So sind wir dann ein paar Stufen den Berghang noch hinunter gegangen, als wir 2 Personen gesichtet haben, denen wir gleich freundlich gegrüßt haben. Sie sind dann auch gleich auf uns zu gekommen und haben uns freundlich begrüßt, geht doch. Sie erklärten uns dann gleich, daß es hier Militärgebiet ist und das Fotografieren nicht erlaubt sei, aber ein Bild vom Leuchtturm dürfen wir machen. Einer der Beiden konnte sogar recht gutes Englisch, so sind war dann auch ins Gespräch gekommen. Nach einer kurzen Kennenlernphase wurden wir dann sogar eingeladen, den Leuchtturm von innen zu besichtigen, was eine Überraschung für uns. So haben wir dann auch wieder die Aussicht exklusiv von Oben genießen dürfen. Im Anschluß durften wir unsere Wasserflaschen noch auffüllen, alles sehr entspannt und freundlich. Denke, die Beiden haben sich auch über etwas Abwechslung gefreut. So haben wir uns bedankt und verabschiedet, um den Rückweg anzutreten, es war ja noch ein ganzes Stück, und bis zur Dunkelheit wollten wir auf jeden Fall zurück sein, was wir auch problemlos geschafft hatten.

An einem Nachmittag, als wir mit dem Dinghi zurück zum Boot gefahren sind, haben wir ein „neues“ Segelboot endeckt, daß ausnahmsweise mal keine brasilianische Flagge fuhr, sondern eine Argentinische. Ach, da klopfen wir doch mal an und sagen Hallo, weil: da könnte sich Sabine ja auf spanisch verständigen, wenn es sein muß. Gesagt, getan. Und spontan wurden wir dann auch auf das Boot zu den drei Männern aus Buenos Aires eingeladen. Sabine bekam einen leckeren Kaffee und wir allerhand Tipps, wo wir unbedingt noch hinmüssten. Die Männer sind auf dem Weg nach Rio, von wo aus einer heimfliegt und dafür die Frauen der beiden anderen wieder zusteigen, um weiter herumzureisen. Am nächsten Tag, das selbe Spiel. Wir sind beim zurückpaddeln und es liegt wieder ein fremdes Boot da. Diesmal sind wir aber nicht anklopfen gefahren, sondern wurden aufgefordert, mal vorbeizukommen, als festgestellt wurde, welches Boot wir ansteuern. Auch hier wieder eine ganze Gruppe von Argentiniern, die gerade hier zu Besuch sind. Super nett und super interessiert an der ganzen Technik, die wir Langfahrtsegler so haben. Auch hier haben wir wieder viele Tipps, wo wir unbedingt noch hinmüssen. Und: Argentinier lernen in der Schule englisch, die meisten sprechen es recht gut. Im Gegensatz zu den Brasilianern, die Fremdsprachen nur auf Privatschulen lernen können. So ist eine Unterhaltung doch gleich viel leichter.

Die letzte Wanderung von der Bucht ging dann in die Nachbarbucht nach Abraao. Da wir hier zweimal über einen Bergkamm mussten, die anstrengendste Tour hier. In Abraao gibt es die einzige Einkaufsmöglichkeit auf der gesamten Insel und so wollten wir dort noch etwas frisches Obst einkaufen. Was wir dann hier vorgefunden hatten, damit haben wir dann auch nicht gerechnet. Eine Tourihochburg, ein Hostel neben dem anderen, ein schmaler überfüllter Strand und die ganze Bucht voll mit Booten der Einheimischen. Der Strand wurde nur an einigen Stellen von kleinen Bojenfeldern abgegrenzt, damit man überhaupt baden konnte, sonst eben Boot an Boot. So haben wir dann noch unseren kleinen Einkauf getätigt, uns ein Eis gegönnt, um uns anschließend wieder auf den Rückweg zu machen. Was für eine Ruhe wir doch in unserer Bucht hatten. Nach den Tagen der Bewegung folgte dann auch mal ein Tag der Erholung, um unser Seglerbeine zu erholen bevor wir uns zum nächsten Ankerplatz verlegt haben.

Dieser war dann die Lagune Azul, eine sehr kleine Sandbank zwischen zwei ebenso kleinen Inseln. Wassertiefe je nach Tide zwischen 3 und 5 Metern und als Highlight jede Menge Fisch. Das solch ein Platz auch wiederum von vielen der Boote angesteuert wird, muss ich hier wohl nicht erwähnen. So sind wir erst am späten Nachmittag aufgebrochen, um dort anzukommen, wenn die Meisten schon wieder weg sind. Ich bin dann nach Ankunft auch gleich ins Wasser, um mir das Ganze mal anzuschauen, Sabine hatte keine Lust mehr so spät. Was ich hier gesehen hatte war ja schonmal nicht schlecht. Unser Plan hier über Nacht zu bleiben um am nächsten Morgen bei Zeit die Lagune für uns zu haben, ging dann auch voll auf. So sind wir dann bestimmt über eine Stunde geschnorchelt, bis wir durchgefroren waren. So haben wir dann viel Fisch gesehen, Schildkröten, Sepias und die ersten bunten Korallen von Brasilien. Kaum auf dem Schiff zurück sind dann auch schon die ersten Ausflugsboote gekommen, das nennt man Timing. So haben wir dann in die nächste Bucht verlegt, um den ganzen Trubel aus dem Weg zu gehen. Im Laufe des Tages sind dann auch mehrere Boote in unsere Bucht gekommen, am Abend waren wir dann aber wieder alleine und konnten die Ruhe und die Geräusche aus dem Wald genießen, über den immer mal wieder ein paar klein Papageienschwärme geflogen sind.

Tags drauf ging es dann unter Segel zur nächsten Lagune, der Lagune Verde. An der Außenseite der kleinen Insel war auch ein bekannter Tauchplatz, vielversprechend also. Die ebenso kleine Lagune wie die letzte ist bei Ebbe auch trocken gefallen und war bei Flut gerade so überspült. Der Schnorchelausflug an der Außenseite war dann auch sehr schön. Wieder viel Fisch, eine Schildkröte, die sich überhaupt nicht gestört fühlte und so gemütlich vor sich hin gefressen hat und als dortiges Highlight ein kleine Gruppe von Sepias, die fröhlich ihre Form und Farbe geändert haben, je nachdem, über welchem Untergrund sie gerade waren.  Einfach schön anzuschauen, was die Unterwasserwelt zu bieten hat. Da für uns der Ankerplatz nicht ganz so sicher war, entschlossen wir uns in einer der vorherigen Bucht, an der wir vorbeigesegelt sind, einen Platz für die Nacht zu suchen.

Die erste Bucht, die wir uns ausgeguckt hatten, war leider nichts. Der Platz sah nett aus mit vielen Fischerbooten und Häuschen, nur leider war der Ankergrund nicht gut und unser Anker hat nicht gegriffen. Also haben wir nach 3 Versuchen hier abgebrochen und sind noch eine Bucht weiter, in die „Saco de Tapera“. Hier sind wir dann auch 3 Nächte geblieben, weil es hier schön ruhig war und wir auch die Chance mal nutzen wollten, noch einmal schön zum Essen zu gehen. Hier gab es für eine Floating-Bar sehr gute Bewertungen die wir dann auch angesteuert haben. So gab es unsere ersten Austern die wir bestellten, diese wurden auch frisch aus dem Wasser geholt. Es war echt lecker!!!

unsere Flotingbar

In dieser Bucht haben wir auch wieder „unsere argentinischen Nachbarn“ aus der 1. Ankerbucht kurz getroffen, als diese am Morgen abgefahren sind. Vielleicht trifft man sich in Buenos Aires noch mal. Hier haben wir auch endlich einmal unser SUP aufgeblasen und getestet. Mit Wandern war es hier leider nix. Wir wollten einen ausgeschilderten Weg gehen, der war jedoch so zugewuchert, daß wir beide nicht „durch die Hecke“ wollten. Eine Machete haben wir nämlich noch nicht. Also haben wir mal nichts gemacht, gesupt, ein bisschen am Boot rumgeputzt. Und Kuchen… Sabine hat mal wieder einen Kuchen gebacken (hab ich mir gewünscht). Mal ein bisschen Heimatgefühle bekommen.

Von hier aus sollte es dann so langsam Richtung Angra dos Reis gehen, es war die Zeit gekommen, um unsere Visa zu „verlängern“ und die Vorräte mal wieder aufzufüllen. So sind wir dann, an einem kleinen Schnorchelspot vorbei, zum Praia Dentista auf der Ilha da Gipoia gefahren, wo unser Anker wieder für ein paar Tage die Arbeit übernehmen sollte. Der Strand „Zahnarzt“ war als recht lebhafter Strand beschrieben, das sind aber unserer Meinung nach alle hier. War über das Wochenende wieder viele Motorboote hier, sollte es ja an den Wochentagen etwas ruhiger zugehen, abends war sowieso Ruhe angesagt. So war es dann auch.

Am Dienstag, wir wollten eigentlich eine Bucht weiterziehen, sind dann auch überraschend unsere argentinischen Freunde aufgetaucht, Wiedersehensfreude auf beiden Seiten. Wir wurden dann auch gleich zum Lunch am Mittag eingeladen. Zum Abendumtrunk haben wir uns schließlich auf der JOSA verabredet. Da der Mittwoch der 1. Mai war und wie in Deutschland der „Tag der Arbeit“ gefeiert wird, beschlossen wir auch erst am Donnerstag weiter zu ziehen, da hier wahrscheinlich sowieso alles geschlossen hat. Was aber dann an dem besagten Mittwoch los war, kannten wir bis dahin so noch nicht, es war wirklich voll. Waren am Wochenende ca. 20 Boote in der großzügigen Bucht, waren es jetzt über 50. Aber diese Bucht war schnorcheltechnisch wirklich schön. Wir sind extra früh beizeit wieder zum schnorcheln, noch bevor wieder die Massen da sind. Und wir hatten gute Sicht und gute Sichtungen. Viele Rochen, je einen großen Flötenfisch und Kugelfisch, Knurrhähne uvm.

Am Donnerstag sind wir schließlich bei Zeit los, um in Angra dos Reis unsere Sachen zu erledigen. Wussten wir von der Salto, daß die Visa Geschichte sich über 2 Tage gezogen hat, vielleicht haben wir ja Glück und es ist an einem Tag zu bewerkstelligen. So haben wir in einer Bucht der Stadt unseren Anker geschmissen, der Weg zu den Behörden und Geschäften ist hier recht kurz. Wir sind zuerst zur Policia Federal um unsere weitere „Duldung“ zu beantragen, eine Verlängerung in diesem Sinne gibt es nicht. Der Warteraum war auch gut schon gut gefüllt. Eine Angestellte fragte dann auch gleich nach unserem Anliegen, ein Angestellter der auch Englisch könne, würde sich gleich um uns kümmern, so die Verständigung. Es dauert auch nicht lange, bis wir aufgerufen wurden. Die Kommunikation verlief dann auch recht ordentlich, mit dem Ergebnis, daß es keine weitere Duldung gibt, wir sollen das Land schnellstmöglich verlassen. Bitten und Erklärungen, daß bei Anfragen in Rio erklärt wurde, daß dies möglich ist, hat alles nichts geholfen. So sind wir dann mit lange Gesichter aus dem Gebäude gegangen. Kurz beratschlagt wie es weiter gehen soll, die Überlegung war schon mit einem Uber zurück nach Rio zu fahren, war dann noch ein Versuch zu starten. So habe ich kurz mit der Salto Crew telefoniert, diese sollten mir bitte ihr Dokument von Ihrer Duldung mal als Foto durchschicken. Neuen Medien sei Dank, geht das ja schnell. Mit diesem Foto sind wir dann nochmals in die Policia gegangen, die nette Dame hat dann auch gleich wieder einen Kollegen organisiert. Nachdem wir dann dieses Foto mit dem Dokument vorgezeigt haben, hat er sich unsere Pässe geschnappt und ist verschwunden. Gutes oder schlechtes Zeichen, wir deuteten mal auf Gut. Nach weiteren 10 Minuten sind wir dann aufgerufen worden, sollten hier und da unterschreiben, und siehe da, wir hielten unsere Duldung in den Händen. Geht doch, wieso nicht gleich so, wir waren auf jeden Fall glücklich, diesen Zettel in der Hand zu halten. Wir befinden uns zwar illegal im Land, haben aber jetzt weitere 60 Tage Zeit, das Land zu verlassen. Ein kleine, verschmerzbare „Strafe“ mussten wir noch bezahlen, aber das wussten wir ja schon vorher. So sind wir dann nach einem kleinen Einkauf für das Nötigste zurück auf unser Boot und haben uns auf die andere Seite der Bucht verlegt. Hier gibt es ein Einkaufszentrum, bei dem man mit dem Boot direkt bis vor die Tür fahren kann, sehr schön wenn die Einkäufe nicht so weit zu tragen sind. Festgemacht haben wir hier dann an einer Boje vor der Marina, zu haben für kleines Geld.

Wir sind dann nochmals losgefahren und wollten versuchen, unsere Boosterimpfung für das Denguefieber zu bekommen. Ja, das war leider nichts. Wir bekamen mehrfach die Aussage, daß momentan nur Kinder geimpft werden, da das Vakzin knapp wäre. Wenn, müssten wir nach Rio, dort könnten wir unsere Zweitimpfung erhalten. Nach Nachfrage in unserer WhatsApp-Gruppe bei den Medizinern erhielten wir dann die beruhigende Antwort, daß man sich nicht auf die 3 Monate für die 2. Impfung versteifen muß. Jeder Booster hilft noch nach, egal wann man den kriegt. Also warten wir noch und schauen weiter im Süden, ob es da dann möglich ist.

Hab das Dingy voll geladen …

Tags drauf sind wir dann mit dem Dinghi eben zum Einkaufen gefahren, mit dem Boot war es uns etwas zu heikel, da wir die Örtlichkeiten nicht abschätzen konnten. So sind wir mit unserem voll beladenen Beiboot zurück zum Schiff und die Vorräte sollten jetzt wieder einige Zeit langen. Anschließend noch mal zu unseren argentinischen Freunden, um endgültig Tschüß zu sagen. Sie liegen in der Marina, vor der wir fest gemacht hatten. Von Ihnen hatten wir auch den Tipp mit dem Einkaufszentrum bekommen. Am Abend haben wir uns noch mit dem Boot, das direkt neben uns liegt, verabredet und schon war wieder ein schöner Tag zu Ende. Erik und Dina sind aus den USA und warten hier auf Ersatzteile für ihren Motor, viel Glück den beiden, daß alles funktioniert wie angedacht, sie stehen jetzt auch schon seit 4 Wochen hier.

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Rio de Janeiro

Anfahrt in die Bucht, links Zuckerhut, rechts im Hintergrund Christo Redentor

In Rio wollten wir uns dann auch nicht all zulange aufhalten, einmal der Sicherheit wegen (von allen Seiten wird vor der Kriminalität gewarnt) und zum anderen wird es in unserer Marina mit den Liegegebühren ganz schön teuer. So sind wir dann am ersten Tag gestartet, um uns bei den Behörden anzumelden; geplant waren da so ca. 1 Stunde. Laut unserer Info muss man sich nur beim Hafenkapitän melden, sollte also nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Dort angekommen wurde uns aber mitgeteilt, daß wir uns auch bei der Policia Federal melden müssen. Auch nicht so schlimm, war diese doch auch in 20 min Fussweg zu erreichen. Die Abwicklung dort war nach kurzem durchfragen, wo wir uns den melden müssen, auch recht schnell erledigt. Mit diesen Papieren ging´s dann auch wieder zurück zur Capitania. Da man uns schon kannte, wurden wir auch gleich wieder bedient, alles im Allen, recht zügige Abwicklung. Nur dann fiel uns auf, das auf unseren Papieren die Ausreise nicht mit eingetragen war. Dazu muss man erklären, daß, wenn man nicht länger als 3 Tage bleibt, diese gleich mit erledigt werden kann, ansonsten muss man nochmal extra vorstellig werden, außerdem fiel unsere geplante Abreise noch auf einen Sonntag, also sowieso geschlossen. Nach Rückfrage, wieso die Ausreise nicht gleich mit eingetragen ist, wurde uns erklärt, daß in das Dokument von der Policia Federal diese Ausreise nicht mit eingetragen ist, war aber so vereinbart gewesen. Auch auf unser Bitten hin (und der Kollege hat auch direkt bei der PF angerufen) wurde uns dies nicht gewährt. Hilft alles nichts, wir müssen nochmal zurück zur PF, um den entsprechenden Eintrag zu besorgen. Wir also wieder zurück, jetzt war gerade Mittagspause, stöhn, öffnet erst wieder in einer Stunde. Die Zeit haben wir dann genutzt, um uns selbst etwas zu stärken. Das Dokument selbst war dann schnell in den Händen gehalten; damit ging es dann wieder zurück zur Capitania. Auch hier war dann die Ausreise schnell eingetragen und wir konnten den Behördengang als erledigt sehen, nach 5 Stunden. (hier muß erwähnt werden: die Salto-Crew war mit uns unterwegs und in ihren Papieren war die Ausreise gleich mit drin….die waren also wirklich schnell fertig. Es wäre so einfach gewesen 2 mal das Dokument identisch auszufüllen, ja wäre).

So sind wir dann noch ins Marinemuseum gegangen, an dem wir jetzt schon 4 mal vorbei gelaufen sind. Sehr schön anzusehen, von Fluggeräten über U-Boot und Schnellboot und div. Waffensystemen war alles dabei.

Auch wenn wir schon ziemlich platt waren, beschlossen wir, uns Rio noch etwas anzuschauen. So sind wir erst einmal frei Schnauze drauf los und so haben wir das echte Rio mal auf uns wirken lassen, sehr interessant auf jeden Fall. Anschließend noch durch einen kleinen Park in der Stadt zur neuen Kathedrale. Auf dem Weg war es schon witzig zu sehen, in der einen Straße läufst du noch an alten Häusern vorbei, bei denen du denkst, die fallen gleich ein, biegst in die nächste Straße ab, und schon stehst Du vor einem Hochhaus mit verspiegelter Fassade und Marmorverkleidung bis in das oberste Stockwerk. Arm und Reich so dich beieinander. Die neue Kathedrale war dann auch ein sehr imposantes Bauwerk, eine große freitragende Pyramide mit riesigen Buntfenstern, ansonsten aber recht düster. Einen genaueren Blick ins Innere wurde uns aber verwehrt, es war 5min vor Schließung. Naja, zumindest war sie noch nicht ganz geschlossen.

So sind wir dann auf direkten Weg zurück zur Fähre gelaufen, im Dunkeln wollten wir auf keinen Fall in Rio City noch unterwegs sein. So war es dann schon in der Abenddämmerung, als wir auf die Fähre gegangen sind, um unseren Rückweg zur Marina anzutreten. In Niteroi fühlten wir uns sicher, selbst wenn es schon dunkel war, und der 15 minütige Fußweg zur Marina war dann auch kein Problem. Unser Strand in Niteroi ist auch sehr schön!!!

Am nächsten Tag war dann der Christo Redentor und die Copacabana auf dem Programm. So sind wir wieder mit der Fähre rüber nach Rio und dann mit Uber (wir sind mittlerweile große Fans von der Taxialternative, funktioniert sehr gut in Brasilien und ist günstig) soweit als möglich zum Christo gefahren. Näher geht dann nur mit der sehr teuren Schrägbahn oder mit den örtlichen „Transportunternehmen“, die ihre Dienste anbieten. Auf Anfrage kostet die Hin- und Rückfahrt umgerechnet 12 €, da wir aber den Rückweg zu Fuß Richtung Strand erledigen wollten, fragten wir auf einfache Fahrt nach, da waren es dann noch 5 €. Auch nicht schlecht, wir hatten mit mehr als die Hälfte vom Ursprungspreis gerechnet. So sind wir dann über einen Aussichtspunkt mit Fotostopp bis zum Besucherzentrum vom Christo gefahren. Die letzten 1,5 km bis hoch übernimmt dann wieder ein anderes „Transportunternehmen“. Wir wollten sowieso das letzte Stück hochlaufen, also los und den Weg, der auf der Karte eingezeichnet ist suchen. Dieser war dann auch unscheinbar hinter dem Besucherzentrum gelegen, selbst die Angestellten von hier konnten uns nicht genau sagen, wo der Weg startet. Nachdem wir diesen dann aber gefunden hatten, lag ein sehr schöner Waldweg vor uns; wenn man die Massen an Leuten sieht, die oben an der Statue sind: der Wanderweg war eigentlich leer, nur vereinzelt Leute, die wir getroffen haben. Oben angekommen, war es natürlich entsprechend voll und wir mussten dann noch 11 € Eintritt bezahlen, pro Nase! Die Aussicht hier oben ist schon einen Besuch wert, die Christo Statue für uns eigentlich nur noch Nebensache. Aber was hier oben von den Selfi-Queen´s geboten wird, ist ein Schauspiel ohnegleichen. Sind die Brasilianer sowieso ganz oben auf der Liste der Selbstverliebtheit, übertrifft hier alles je Gesehene. Ich habe mich auf der Aussichtsplattform bis nach vorne durchgerungen, was ja schon eine Weile gedauert hat. Als ich mich dann auf den Rückweg gemacht habe, waren immer noch die gleichen Leute in Pose gestanden und haben die Speicherkapazität der Handys zum bersten gebracht, unglaublich.

Nachdem wir dann genug hatten, haben wir uns auf den Weg nach unten gemacht, wieder zurück über den Waldweg. Nur haben wir den Abzweig zum Besucherzentrum rechts liegen gelassen und sind weiter nach unten, Richtung Copacabana. Ein sehr schöner Weg durch den Wald, unten angekommen verläuft dieser noch durch einen angelegten Park, ebenfalls sehenswert.

Da wir nun auch schon recht spät dran waren, und der Weg bis zum besagten Strand noch sehr weit, haben wir dann kurzentschlossen wieder einen Uber bemüht. Am berühmten Strand angekommen haben wir uns noch in einem der vielen Restaurants gestärkt, wir hatten mittlerweile schon ordentlich Hunger. Hatten aber Glück, daß es noch eine günstigere Mittagskarte zur Verfügung stand, die Preise auch hier ordentlich. Dann endlich war es soweit, der Strand der Strände wurde besucht. Um es Vorweg zu nehmen: Enttäuschung pur. Einfach nur voll und sehr dreckig, jeder lässt seinen Müll einfach liegen. Und da es schon ziemlich spät am Tag war, auch entsprechend viel Müll. So sind wir dann im Brandungsbereich am Strand entlang geschlendert, der Straßenabschnitt war genauso enttäuschend. Kennt man es doch aus den Medien, daß sich hier so alles tummelt, um zu sehen und gesehen zu werden, auch hier Fehlanzeige. Außer die normalen Strandbesucher, nichts weiter. Bei der anschließenden Uber-Fahrt zurück zur Fähre wurde uns das auch so bestätigt: die Copacabana wie man sich diese vorstellt, war einmal.

An Tag Drei ging es auf bekanntem Weg in den botanischen Garten von Rio, der Größte von Lateinamerika, und unter den wichtigsten 10 der Welt, so die Aussage. Von der Fähre zum botanischen Garten sind wir wieder mit Uber gefahren und hatten das Glück, einen Fahrer zu erwischen, der auch Englisch gesprochen hat und…der deutschsprachige Oper und Operette im Radio gehört hat. Er hat uns sehr viel erzählt über Rio, mit ihm wäre eine Stadtrundfahrt sicherlich sehr interessant gewesen.

Der botanische Garten war dann auch sehr schön, die ein oder andere Ecke könnte etwas mehr Pflege gebrauchen, aber im Großen und Ganzen wirklich sehenswert. Wer sich dafür interessiert, dem ist eigentlich ein Tag zu kurz, um alles zu sehen. Ich denke, wir haben nur gut die Hälfe der Anlage gesehen, bevor wir den Rückweg angetreten haben. Und gleich zu Beginn des Gartens haben wir unseren ersten Kolibri gesehen! In leuchtendem und schillernden blau und schwarz. Das sieht man auf dem Schattenfoto leider nicht.

Da ja heute Sonntag war und damit eigentlich unsere offizielle Abreise, hatten wir am Morgen noch unser AIS am Schiff ausgeschaltet, mit dem man uns sehen kann. Von Salvador hatten wir ja gelernt, daß auch die Behörden gerne mal nachschauen, wer denn so da ist und wie lange. Damit hatten wir dem mal vorsichtshalber entgegengewirkt, sicher ist sicher.

Da sich im Moment auch kein entsprechendes Wetterfenster für die Weiterreise ergibt, haben wir in der Marina auch noch um 2 Tage verlängert und so haben wir uns am Montag auch mal die Annehmlichkeiten vom Club gegönnt. Den Tag am Pool verbracht und so hier eine deutsche Familie kennengelernt, die zu Besuch bei Freunden sind. Die Freundschaft ist zustande gekommen, als Martin, das Familienoberhaupt, hier vor 22 Jahren als Student mit dem Segelboot wegen technischer Probleme gestrandet ist und für 3 Monate auf Ersatzteile gewartet hat. So klein ist die Seglerwelt. Am Abend haben wir dann noch ein paar Vorräte eingekauft, bevor es zurück auf die JOSA gegangen ist. Am nächsten Morgen sollte es dann für uns endlich weiter gehen nach Süden. Die Crew der Salto blieb noch etwas, für die beiden läuft das Visum in den nächsten Tagen ab und sie wollten es hier in Rio verlängern. Wir werden erfahren wie es den Beiden dabei ergangen ist.

Abfahrt aus Rio bei klarem Wetter und Sicht auf Zuckerhut und Christo – schön war es hier!!!
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Abrolhos und weiter

Nachdem wir ja wieder die Salto-Crew bei uns hatten, sind wir gemeinsam zu unserem nächsten Ziel gesegelt, Vitoria. Dort haben wir dann eine sehr schöne Woche vor Anker verbracht. Bisschen shoppen gehen, um die Vorräte aufzufüllen, am schönen Strand schlendern und den ein oder anderen Drink zu sich nehmen, schnorcheln gehen an unserm „Schildkrötenfelsen“ direkt neben dem Schiff, wo sich besagte Tierchen gerne mal zeigten.

Und schwupps – war die Woche auch schon wieder rum, und es galt, ein kleines Wetterfenster zu nutzen, um weiter zu kommen.

Es ging auch nicht sonderlich weit, nur in die nächste Bucht bei Gurapari. Auch hier waren wir nur kurz, um den nächsten Wind abzuwarten, was dann 3 Tage dauerte. Hier wurde an einem Tag der lange Strand auf der anderen Seite der Bucht erkundet, und am anderen eine kleine Wanderung durch den Park unternommen, die sehr schön war. Über die Wege der kleinen Landzunge bis zu deren Ende, um dann entlang der felsigen Küste zurück zu laufen.

So sind wir dann zusammen mit der Salto weiter gezogen, um unserem nächsten großen Ziel ein Stück näher zu kommen, es sollte so langsam nach Rio de Janeiro gehen. So haben wir dann noch einen kurzen Zwischenstopp auf einer Untiefe eingelegt, NEIN nicht das wir aufgesessen wären. Es war gerade ein Flautenloch da, als wir so ca. 10 km vor der Küste unseren Anker auf 10 m fallen gelassen haben. Hier haben wir dann den Nachmittag verbracht, um auf den nächsten Wind zu warten, der angesagt war und dann auch gekommen ist. So haben wir den Anker gelichtet und konnten schön entspannt (wie auch den ganzen Weg von den Abrolhos bis hierher), zu unserm nächsten Stopp zu kommen, der Ilha de Santana.

Auch diese Insel wird vom Militär genutzt und hat einen schönen Leuchtturm, unsere Recherchen haben auch hier ergeben, das dieser auf Nachfrage beim Militär besichtigt werden kann. So haben wir an dem Strand vor dem Militärgebäude dann geankert, um am nächsten Tag mal bei den Herren der Insel nachzufragen, leider mit dem Ergebnis, daß der Turm nicht besichtigt werden kann, ja selbst der Strand darf nicht betreten werden. Sehr schade, so waren wir quasi auf unseren Schiffen gefangen, einzig schwimmen durfte man hier, was wir dann auch ausgiebig gemacht haben. Wir sind dann auch mal zusammen mit der Salto zur Nachbarinsel gefahren, um einen öffentlichen Strand zu besuchen, dieser war dann auch nur 100 m breit und von Steilküste umgeben, so daß man auch nicht weiter auf die Insel gekommen ist, schade eigentlich. Dazu ist auch noch gekommen, daß Sonntag war, blöd wenn man als „Langzeiturlauber“ die Wochentage vergisst, so waren natürlich auch viele Brasilianer von der Küste rüber gekommen, um sich am besagten Strand zu vergnügen. Gegen Abend sind wir dann auch wieder zurück zu unserer Insel und haben vor unserem leeren Strand geankert.

Am nächsten Tag sollte es dann schließlich weiter gehen zum nächsten Etappenziel, dem Cabo Frio. Ein Kap nördlich von Rio, hier sollen die Schönen und Reichen ihr Domizil errichtet haben. Da die Windverhältnisse etwas ungünstig waren, haben wir nicht allzu viel Möglichkeiten gehabt, unseren Anker in einer geschützten Bucht fallen zu lassen. Unsere Wahl ist dann auf eine Bucht mit Strand gefallen, die als Partybucht beschrieben war. Am späten Nachmittag dort angekommen, war der Strand schon fast menschenleer und alle Verkaufsstände schon geschlossen. Kurze Zeit später war dann auch schon keiner mehr zu sehen und wir hatten die Bucht für uns alleine. Am nächsten Morgen war dann ab 9 Uhr erstes Treiben am Strand zu erkennen, es waren die Standbesitzer die ihre Stühle und Schirme für den Tag herrichteten, die ersten Strandbesucher waren auch schon dabei, bis zum Mittag war es dann auch schon voll. Zwischenzeitlich wurden wir auch von einem der vielen Taxiboote aufgefordert doch weiter weg vom Strand zu ankern; soweit wir das verstanden haben droht sogar Strafe, wenn man zu nah am Badestrand ankert. Vielleicht wollten sie auch nur mehr Platz für sich haben, um die Leute an den Strand anlanden zu können. Wer weiß, wir haben dann auch 20 m weiter draußen geankert und alle waren glücklich.

Am übernächsten Abend haben wir dann nochmal die aktuellen Wetterdaten gecheckt – passt – um in aller Herrgottsfrüh aufzubrechen nach Rio. Für die letzten 70 sm waren dann mal vorsichtige 14 Stunden gerechnet, eher etwas langsamer als sonst üblich geplant. Um dann eben bei Tageslicht anzukommen, sind wir extra um 2 Uhr nachts gestartet. Kurz nach dem Start war dann auch völlige Flaut, die Wetterdaten haben sich über Nacht komplett geändert, nachgeschaut hatten wir natürlich nicht mehr. So sind wir dann bis in die Morgenstunden eigentlich nur durch die Meeresströmung getrieben worden, die Segel hatten wir zwischenzeitlich auch komplett eingeholt, hat eh nix gebracht. Immerhin waren es so ca. 1,5 kn Strom in die richtige Richtung, nicht schnell aber immerhin. So gegen 9 Uhr ist dann auch der erste Wind aufgekommen und unsere Segel konnten ihre Arbeit wieder aufnehmen. Dies hat dann auch ganz gut funktioniert, nur war es schon Dunkel bis wir in die Bucht von Rio gekommen sind. Nach kurzer Rücksprache mit der Salto haben wir dann beschlossen die erstbeste Ankermöglichkeit in der Bucht zu nutzen, um dann bei Tageslicht an Rio vorbei zu fahren. Gesagt getan.

Am nächsten Morgen dann die Ernüchterung: das Wetter spielt dann heute nicht mit, und so war erst einmal Nebel angesagt. Gut, dann erst gemütlich Frühstücken. Das Wetter wurde zwar besser aber nicht wirklich gut, so sind wir dann an einem Zuckerhut vorbeigefahren, der zum Teil in Wolken war, der Christo hat sich dann auch mal durch die Wolkendecke gezeigt, immerhin. So sind wir dann zu unserem Liegeplatz für die nächsten Tage gesteuert, die Marina im Club Naval Chariste in Niteroi. Diese liegt zwar in der großen Bucht gegenüber von Rio, soll aber im Gegensatz zu anderen Plätzen direkt bei Rio sehr sicher sein und eine gute Verkehrsanbindung haben, um eben nach Rio zu kommen.

Und so war es auch. Diese brasilianischen Marinas sind wie schon geschrieben eher Clubs, in denen man Mitglied werden kann. Einige dulden jedoch Besucher, in vielen Segel-Führer steht sogar, daß man für die ersten drei Tage kostenlos dort als Gast liegen kann. Aber diese Zeiten sind meiner Meinung nach vorbei. Auch hier wurde erkannt, daß man gutes Geld erzielen kann mit solchen Gästen. Diese Clubs sind für die Menschen, die es sich leisten können und sind auch entsprechend ausgestattet. Dieser hatte einen großen Swimmingpool mit Rutsche, Sauna, diverse Sportangebote, Restaurant und viel, viel Servicepersonal. Die Liegepreise sind nicht ganz günstig, aber für die Sicherheit bei Rio war es uns das wert. Alles Kameraüberwacht, Zugang nur mit Zugangskarte und Kontrolle und Sicherheitspersonal rund um die Uhr. Natürlich sind wir mehrfach mit der Fähre nach Rio rüber gefahren, diese kommt jedoch in einem separaten Bericht. Nur so viel: man kann nicht einfach an Rio vorbeifahren!!! Da muß man schon hin, wenn man in der Nähe ist!

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Auto fahren in Brasilien

…eine spannende Angelegenheit auf den Lebensadern des Landes, aber der Reihe nach.

Ein Auto kann eigentlich wie bei uns relativ einfach gemietet werden. Scheint der Wagen im ersten Moment recht günstig zu sein, erübrigt sich das, wenn alle Versicherungen dazu gekommen sind. Will man von der gesetzlichen Haftpflicht von einigen 10t Reais (~5 Reais = 1 €), auf 1Mill erhöhen, wird es unbezahlbar. Nach Rücksprache mit der Mitarbeiterin soll die Gesetzliche aber ausreichen. Localiza ist hier einer der großen Anbieter, der in ganz Südamerika vertreten ist und somit auch evtl. Grenzübertritte kein Problem darstellt. Wir waren bei einer Filiale und haben uns da einen Wagen reserviert, wir hatten alle unsere Unterlagen wie Ausweis, internationale Führerschein (deutscher geht auch, wie beim unserem Bootsnachbar. Hauptsache, sie haben eine Nummer, die sie abtippen können), Kreditkarte und die brasilianische CPF (Steuernummer). Soweit und so gut war das kein Problem.

Als es dann später um das Abholen des Fahrzeuges gegangen ist, haben wir natürlich nicht mehr alle Unterlagen dabei gehabt, hatten sie ja schon alles im System eingetragen, dachten wir. Es wurde alles nochmal benötigt und eingetragen. Zum Glück haben unsere Nachbarn mit uns auch ein Auto gemietet – ohne vorher zu Reservieren. Die hatten dann das Auto bekommen und haben uns freundlicherweise gleich mal spazieren gefahren. So hatten wir dann, mit etwas Verspätung, unser Auto auch bekommen, nachdem wir wieder alle Unterlagen vorgelegt hatten.

Das Autofahren selbst ist dann schon etwas gewöhnungsbedürftig, speziell im Stadtgebiet. Ich teile die Straßen mal in welche von uns auf. Soll heißen, 4 spurig gleich Autobahn, 2 spurig gleich Bundesstraße, selbige etwas kleiner als Landstraße und natürlich Pisten, bei uns Feldwegcharakter. Auf Autobahnen gibt es Linksabbiegerspuren, so daß man auf die Gegenfahrbahn kommt, auf den zweispurigen Straßen gibt es sowas überhaupt nicht. Wer nach links abbiegen will tut das einfach, solange keiner entgegen kommt. Wenn doch, wird nach rechts gefahren und an der Seite gewartet bis die Straße frei ist, um nicht den rückwärtigen Verkehr aufzuhalten. Bei viel befahrenen Straßen gibt es hier auch eine Art Kreisverkehr dafür, man biegt rechts ab, fährt im Bogen um dann die Straße im rechten Winkel zu queren.

Autobahn mit Wendespur links

Auf Autobahnen und Bundesstraßen gibt es eine Art Standstreifen, ich nenne sie Multifunktionsstreifen. Von der eigentlichen Fahrbahn durch einen kleinen Absatz getrennt, der gut überfahren werden kann, hat dieser einen Zustand von sehr gut bis hin zu Schotter mit Schlaglöchern alles zu bieten. Genutzt wird dieser von Fußgängern, Radfahrern und auch von den Kleinmotorrädern, je nach Verkehrslage, die das Straßenbild prägen, und nicht zu vergessen die Esel-und Pferdekarren, die es auch noch zu genüge gibt. Des Weiteren sind hier auch noch Nutztiere unterwegs, zum teil angeleint oder frei laufend zum Grasen. So finden sich Huhn, Schwein, Ziege, Esel, Kuh und Pferd unterwegs. Zu Leidwesen aller Tierfreunde sieht man dann auch das ein oder andere Tier leblos an der Seite liegen, wenn diese sich wohl zu weit der eigentlichen Fahrbahn genähert haben. Mitunter sieht man hier nur noch ein Skelett, daß die vielen Geier übriggelassen haben.

Multifunktionsstreifen … hier mit Radfahrer

Übrigens schaut auch die Frontscheibe genauso aus wie bei uns im Sommer, nur nicht durch Mücken, sondern wegen der Schmetterlinge, die man zum Teil in Schwärmen durchfährt. Zu guter Letzt wird der Multifunktionsstreifen auch von Auto und LWK genutzt. Kommt einem ein LKW auf der eigenen Seite mit Lichthupe entgegen, heißt das nicht anderes, als daß er nicht rechtzeitig mit dem Überholvorgang fertig wird und man soll mal „ausweichen“. Apropo LKW, diese dürfen hier 100km/h schnell fahren. Während bei uns noch über sogenannte Lang-LKW´s diskutiert und erprobt wird, sind hier wenigstens die Hälfe der Truck bis zu 30m lang, steht immer hinten drauf, wie lang sie sind.

Die Straßen selbst sind in einem Zustand von bis. Wir hatten auch mal einen längeren Abschnitt, den man mit einer deutschen Autobahn vergleichen kann, diese 10-15 km waren aber auch gleich die einzige; große Schlaglöcher mitten auf der Fahrbahn sind keine Seltenheit. Es geht Kilometerlang nur gerade aus und irgendwie immer auf und ab, und Kurve gibt´s eher selten. Um mit dem Verkehr mit zu schwimmen, muss man mindestes 20 schneller wie erlaubt fahren, Tendenz eher zu 40. LKW´s fahren auch mal, wenn es wieder bergab geht 120, um wieder Schwung für den nächsten Berg zu nehmen😉. So ist es auch nicht verwunderlich das sehr viel zerfetzte Reifen auf dem Multistreifen liegen. Überholt wir alles und jeder, wenn sich eine Möglichkeit ergibt. Langsam gefahren wird eigentlich nur, wenn es eine Radaranlage gibt, die auch schön mit Schildern angekündigt wird. Hier wird dann auch gleich 20 km/h langsamer als erlaubt gefahren , die Strafen sind horrend. Ja und dann gibt es noch die Schweller, die einen zwingen, diese maximal im Schritttempo zu überfahren. Diese sind auch mit Schildern angekündigt und mit gelber Farbe gestrichen, viele Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Mit unserem etwas untermotorisierten Leihwagen ergibt sich aber hier immer wieder die Möglichkeit den einen oder anderen LKW zu überholen, auf normaler Strecke muss dies schon mal gut geplant sein. Dazu muss man sagen, daß auf Bundes- und Landstraßen nur 80 erlaubt sind, auf Autobahnen bis angeblich 120, gesehen haben wir das nicht. Die Schweller gibt es immer und überall, wie auch die Radaranlagen, manchmal ohne einen ersichtlichen Grund auf freier Strecke selbst auf Autobahnen. Wobei die Geschwindigkeit bei dem Radar mindestens 20 unter dem gerade noch erlaubten angesetzt sind, egal wo. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden aber auch nicht wieder aufgehoben, macht eh keinen Sinn, ist eine solche vorbei geht’s wieder voll weiter. Schweller werden überwiegend vor Kreuzungen und Ortschaften eingesetzt, wobei je nach Ortslänge auch sehr viele Schweller möglich sind. Da es sehr wenige Kurven hier gibt, werden auch diese immer mit Schildern angekündigt, stehen nur Schilder, kann man die Kurve meist auch voll fahren. Kommt noch eine weitere Variante zum Spiel, der Rüttelasphalt, sollte abgebremst werden. Im Extrem kommt auch mal ein Schweller vor der Kurve zum Einsatz. Das Schwierigste, was ich empfunden habe war der Stadtverkehr, und als Krönung bei Dunkelheit. Während dich ein Fahrzeug mit falsch eingestelltem Licht gerade noch blendet, kommt dir einer ohne Licht um die Ohren geflogen, Fußgänger und Eselkarren mit eingeschlossen. Wie schonmal erwähnt sind die Kleinmotorräder das Vorbewegungsmittel hier, sie haben 160ccm Hubraum und entsprechend so um die 15PS Leistung. In der Stadt wird man von denen links und rechts gleichzeitig überholt, während noch vor und hinter dir einer quer fährt, immer schön die Spur halten und bloß keinen Ellenbogen aus dem Fenster hängen, sag ich da. Von den Zweirädern wird man auch gnadenlos angehupt, wenn man ihnen nicht den ihnen zustehenden Platz zum dazwischendrängeln lässt.

Das soll aber kein Grund sein sich hier nicht selbst hinter das Steuer zu setzen, ist eben nur etwas gewöhnungsbedürftig wie gesagt und gut zu händeln. Was mir geholfen hat war auch die Fahrt mit dem Taxi oder Uber: man sieht, wie diese fahren und wie der Verkehr funktioniert. Neben den beiden genannten gibt es auch noch MotoTaxis, die wir aber nicht genutzt haben, das sind die kleinen Motorräder die dann noch jemanden hinten drauf mitnehmen. Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Das einfädeln auf eine andere Spur geht nur mit „roher Gewalt“, warten das dich jemand rein lässt funktioniert nicht. Hier wird Stoßstange an Stoßstange gefahren, einfach „zwischen“ zwei Fahrzeugen ziehen, der hintere lässt einen dann schon rein. Hat er es so eilig das er das nicht macht, wird mal kurz die Hupe betätigt, eigentlich auch ganz einfach😊Aktives Anstellen nennt man das, und in die Städte bestehen zu 90% aus Einbahnstraßen. Einmal falsch abgebogen und man muss wieder einen weiten Umweg nehmen. Zu guter Letzt sind noch die Pisten zu erwähnen. Das sind ausgeschilderte Straßen mit einem Belag aus Boden von Feldwegbreite bis hin zu einer Breite, wo problemlos drei Fahrzeug nebeneinander fahren können. Zustand von schön eben, mit Auswaschungen vom Regen mit langen Rillen in alle Richtungen, Schlaglöchern und Waschbrettpiste alles dabei. Radaranlagen gibt es hier keine, dafür aber auch mal einen Schweller, wenn es an Häuser vorbei geht. Und wie schon mal erwähnt: Ausnahmen bestätigen die Regel, und alles ohne Gewähr.

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Der große Sprung über den Atlantik – Teil 2

7 Sonntag: Der Tag hat eigentlich angefangen, da hatte der letzte noch nicht aufgehört. Um dreiviertel Zwölf (viertel vor Zwölf für alle nicht Bayern), war der Start zum Durchqueren einer Regenfront. Das volle Programm folgte mir Starkwind, Winddrehern und natürlich Regen. Eben mal das Schiff weiter in den Wind drehen, um sicher vor einer Patenthalse zu sein, Genua bergen und der Spaß konnte beginnen. Ich glaube das war so die erste richtige, natürliche Süßwasserspülung unseres Bootes seit Hamburg, unglaublich. Gegen 3 Uhr (wir reden hier übrigens immer von unserer Bootszeit die wir auf UTC-Time festgelegt haben, um jegliche Verwirrungen mit Zeitumstellung aus dem Weg zu gehen) war der Spuk dann vorbei. Zurück geblieben sind die Wellen und ein zu schwacher Wind, der die Segel bei dem Geschaukel richtig füllt. Das schlagen der Segel gibt wieder mal den Takt an. Ich mach mich dann mal in die Koje und Sabine übernimmt die Wache. Diese war dann irgendwann so angenervt, daß sie die Genua wieder geborgen hat, bei stärker aufkommenden Wind wieder raus geholt, geborgen bei wenig Wind, und ….. Zum Morgengrauen hat sich dann wieder mal zur Abwechslung ein kleiner Schauer ergeben. Bei 29,5 Grad Wassertemperatur (Luft wahrscheinlich noch etwas mehr) und hoher Luftfeuchte dampfen wir so vor uns hin und gegen 9 Uhr kommt dann Final die Genua wieder einmal raus, schließlich wollen wir ja auch möglichst zügig vorankommen, auch wenn uns aktuell ein leichter Gegenstrom von 1,2 kn etwas ausbremst. Und da im Moment kein Seegras zu sehen ist, darf die Angel auch wieder mal ihr Glück probieren.

so hell kann es Nachts sein

8 Montag: Der Wind dreht auf Ost und wir können endlich mal von Raumschot- auf Halbwindkurs ändern. Das ewige Gerolle lässt damit nach, auch die Welle wir weniger, da sich der Wind so bei 4 Bft einpendelt. Hier in der Konvergenzzone, wo der Nordostpassat und der Südostpassat aufeinandertreffen ist es aber auch so ein Glücksspiel mit den Winden. Fährt man zu weit östlich durch diese Zone, kann es passieren das man durch ein sehr großes Flautenloch kommt, durch das der Motor zur Hilfe genommen werden muss. Je weiter westlich wird diese „Gefahr“ geringer, auszuschließen ist es aber trotzdem nicht. Bei uns ist es aktuell so, daß der Südostpassat, nachdem er zum Teil komplett eingeschlafen war, noch nicht richtig wieder in Gang gekommen ist. Wir haben hier momentan eine Windstärke von 3 Bft, in Böen mal die vier, die er normalerweise recht Konstant mit sich bringt. Wollen wir uns aber mal nicht beklagen, immerhin können wir segeln. So wie sich der Tag gegeben hat, konnte sich aber keiner der Winde so recht entscheiden, wer jetzt das Sagen hat, mal der Eine, mal der Andere. So gleich unsere Kurslinie heute der Spur eines Betrunkenen, immer schön eine Schlangenlinie gleichkommend. Hinzu kommt noch in der Zone das es vermehrt zu sogenannten „Squals“ kommt. Kleine Regenfelder mit ordentlich Wind und Regen, davon sind wir aber bisher verschont worden, wir hatten eigentlich nur eine komplette Regenzone mit gelegentlichen Schauern. Ansonsten war der Tag recht ereignislos, wir dachten schon, daß es hier auch keine Tierwelt gibt. Meiden die das Gebiet?! Hatten wir doch die letzten Tage ständig fliegende Fische gesehen, heute keinen einzigen. Unsere Angelköder geniest scheinbar auch nur das Bad im 29 Grad warmen Wasser, kein Fisch interessiert sich für diesen, als uns zumindest am späten Nachmittag doch noch eine Delphinschule besuchen kommt.

9 Dienstag: Im Laufe der Nacht hat sich dann auch der Südostpassat durchgesetzt. Die Windstärke hat sich, bis auf ein paar Schwächephasen, auf 4 Bft eingependelt. Bei der uns gut gewogenen Atlantikwelle ein schönes Segeln. So sitzen wir im leicht schaukelnden Cockpit, schwitzen vor uns hin und nehmen zwischenrein mal eine kühle Dusche an Deck. Am Nachmittag schläft dann der Wind wirklich noch ein. Wir haben nur noch zwischen 6 und 8 kn Wind (2-3 Bft, ist gerade so die Grenze). Wir entschließen uns einfach weiter zu segeln, nicht schnell, aber immerhin. Die kaum noch vorhandene Welle und Wind von der Seite machen es möglich, daß die Segel nicht am Schlagen sind und so kann man es aushalten. So wird die geplante Äquatorüberquerung von Mitternacht eben auf den Morgen verschoben. Das Erreichen unseres Ziels wird es auch nach hinten verschieben. Aber wir werden sehen, laut Wetterbericht… aber lassen wir das, wieso hole ich mir überhaupt noch welchen? Sie stimmen ja nicht wirklich. Heute war es wieder einmal an der Zeit eben diese Daten neu zu holen. Da ich sowieso Online war, habe ich mich auch nochmal mit unserem Stromausfall beschäftigt. Hier kommuniziere ich mit Jens aus unserer Vereinsgruppe, der sich hier für uns voll reinkniet, vielen Dank an dieser Stelle nochmal. So werden Daten ausgetauscht, dies und das ausprobiert und eingestellt, und schon sind wieder 5 Stunden rum, die Zeit vergeht wie im Fluge. Angelerfolg bleibt leider auch aus, so gibt es heute nur einen leckeren frischen Salat, ohne Beilagen halt.

An dieser Stelle muß ich (Sabine) mal etwas über Karlchen erzählen. Wer ist denn jetzt wieder Karlchen? Der aufmerksame Leser hat vielleicht schon mitbekommen, daß Karlchen unser Windrad ist. Leider ist Karlchen nicht so effektiv wie gewünscht (ähnlich seinem Kompagnon zu Hause auf dem Dach), aber er bemüht sich. Zu Karlchen gesellt sich nun Möwi. Möwi ist eine Möwe, die uns schon mehrere Tage begleitet und regelmäßig unser Schiff umrundet. Ich bin ja der Meinung, daß Möwi ein Männchen ist und sich unsterblich in Karlchen verliebt hat. Skipper Jochen hatte schon Angst, daß Möwi Karlchen zu Nahe kommt und dann nicht nur Möwenfetzen, sondern auch Flügelfetzen unserer Rotoren fliegen. Tja, heute Nacht war es leider soweit. In meiner Schicht hat sich Möwi erst mal von hinten an Karlchen herangetastet. Nachdem das erfolglos blieb, meinte er, er müßte mal seitlich auf Tuchfühlung gehen. Was soll ich sagen, wie das ausging? Es gab ein kurzes Flap, dann sah ich einen Schatten abstürzen, der noch gekrächzt hat. Tja, Möwi ist nun wohl Geschichte und Haifischfutter. Aber Karlchen geht es gut und er hat keine Blessuren davongetragen.

nächtlicher Besuch der ohne weitere Blessuren davon gekommen ist

10 Mittwoch: Heute war „DAS BERGFEST“ eines jeden Seglers, wir haben den Äquator überquert. Um 07:26:23 UTC (08:26 MEZ, 05:26 Ortszeit), auf dem Längengrad von 31° 38,622W war es soweit. Zurückgelegt haben wir bis jetzt ca. 4950sm (seit Kappeln wo das Boot ins Wasser gekommen ist), der nördlichste Breitengrad den wir hatten waren 54° 50,88N in der Nähe von Flensburg. Den südlichsten der auf dem Plan steht, ist ca. 56°S, Luftlinie von hier 3800sm. Seitdem sind wir 228 Tage mehr oder weniger unterwegs. Bei aktuellen 29,3° Wassertemperatur, 30° im Schiff bei 81% Luftfeuchte zur Mittagszeit, schwitzen wir, was die Poren so hergeben. Wenn man die Bilder aus der Heimat sieht, wo momentan Schnee und Eis das Sagen haben, wünschten wir uns schon einmal eine kurze Abkühlung. Ab jetzt heißt es: Im Osten geht die Sonne auf, im Norden ist ihr Mittagslauf, im Westen wird sie untergehen, im Süden ist sie nicht zu sehen“. Komische Vorstellung, aber wir haben ja etwas Zeit um uns daran zu gewöhnen. Denn die Sonne steht hier zu Mittag nur oben und unten ist sie nicht zu sehen, und Tageslicht hat man das ganze Jahr hindurch, 12 Stunden hier.

die Äquatorüberquerung

11 Donnerstag: Zu Berichten gibt es eigentlich nicht viel. Dem Südostpassat ist eingefallen, daß er ja auch noch da ist und so sind wir seit den Morgenstunden bei 15kn/ 4Bft unterwegs und unsere Dicke kann bei Halbwind wieder mal zeigen, was sie kann. So fahren wir mit 6,5 bis 7,5 kn Fahrt unserem Ziel entgegen. Das, wie soll es auch anders sein, wir mitten in der Nacht erreichen werden. Am Nachmittag schlägt auch unsere Angel endlich wieder mal an. So gibt es heute zum Abend unseren ersten, kleinen aber feinen, Thunfisch in Form von Sushi. Genau die richtige Größe für Zwei zum Essen für den Abend.

12 Freitag: Kurz vor 2 Uhr UTC erreichen wir die Insel „Ilha de Fernado de Noronha“. Eine Fahrt unter Motor durch das Anker- und Bojenfeld der Boote zeigt, daß es keinen Sinn macht, hier in der Nacht vor Anker zu gehen. Wir entscheiden uns vor allen Booten, Richtung See, zu ankern. Dieser fällt dann bei 25m Wassertiefe. Die Nacht wir sehr unruhig, der Ankerplatz ist schon als sehr „rollig“ beschrieben, aber hier, weit draußen… Am Morgen schauen wir uns das Ganze dann mal bei Tageslicht an. Wir versuchen Abzuwägen wie es weiter geht. Eigentlich wollten wir hier für ein paar Tage bleiben, aber bei so einem Ankerplatz und den sehr hohen „Naturschutzabgaben“ fällt die Entscheidung nicht sooo schwer. Die Insel ist wohl wunder schön, aber die Vernunft siegt letztendlich. Wir werden dann gleich weiter segeln Richtung Festland. So war dann um 15 Uhr, Anker auf und weiter geht´s. Schau´ mer mal, was so ein „Urlaub“ auf der Insel kostet, wenn wir auf dem Festland sind, schließlich machen hier sehr viele Brasilianer Urlaub. Vielleicht kommen wir nochmal zurück, dann aber mit einem anderen Fortbewegungsmittel.

Ilha de Fernando de Noronha

13 Samstag: Wir sind zu schnell! Zudem mittlerweile sehr beständigen Südostpassat gesellt sich noch ein Strom von 1kn dazu, der uns anschiebt. Hatten wir gestern Abend schon darüber gegrübelt, musste heute gehandelt werden. So war nach meiner Freiwache dann ein kurzes Abwägen und Vergleichen der verschiedenen Optionen auf dem Plan gestanden. So muss das einlaufen nach Cabedelo/ Jacaré mit den Gezeiten abgestimmt werden. Die Einfahrt ist eigentlich ein Flusslauf, so ist es besser, oder ratsam, mit auflaufendem Wasser einzufahren. Macht man das nicht, kommt zur Flussströmung noch die Tidenströmung dazu. Mit auflaufendem Wasser verringert sich die Strömung entsprechend und ein er schwach motorisierter Segler tut sich da etwas leichter. Hinzu kommt, daß man nur bei Tageslicht einfahren sollte, da die Einfahrt nicht ganz so breit ist und auch noch Querströmungen vorhanden sind…. ganz schön viel auf einmal zu beachten. Hochwasser ist ca. um 08:30 und 20:30 Uhr, hell ist es soweit auch um diese Zeit. Da man spätestens so 2 Stunden vor Hochwasser einfahren soll, fällt das frühe Hochwasser schon mal aus, da man in der Dunkelheit starten müsste. So bleibt nur das Abendhochwasser. Das heißt auf jeden Fall, vor der Küste nochmal ankern oder auf und ab fahren oder treiben lassen. So reffen wir unsere Segel, um zumindest bei Tageslicht die Küste zu erreichen, sonst würden wir diese wieder einmal mitten in der Nacht erreichen. So langsam macht sich bei mir auch ein mulmiges Gefühl breit. Das erst mal wieder „Festland“ nach all dem Inselhopping. Wir waren das letzte mal in Lissabon auf jenem, das wir am 03.10. verlassen haben, fast vier Monate her. Dazu kommt noch ein neues Land/ Kontinent, Kultur, Klimazonen, Vegetation, Tierwelt … Man liest in der Seekarte schon was von Mangroven, wie schaut die Küste überhaupt aus? Und dann gleich noch so ein riesiges Land wie Brasilien, es ist fast 24x größer als D, fast so groß wie ganz Europa! In der Vorbereitung für unsere Reise war ursprünglich Brasilien nur ein „durchlaufender Posten“, jetzt wollen wir das Land doch etwas näher kennenlernen. Es wird die nächsten Tage an Land dann so einiges zu erledigen sein, um an Infos zu kommen, was wir uns alles anschauen werden. Wie sind Verkehrsmittel vorhanden, was kann erreicht werden in der Zeit, die wir haben? Das Visum für BRA zählt nur für 90 Tage, dann musst du wieder draußen sein, für mindestens wieder 90 Tage. Also müssen wir auch entsprechend eine Weiterfahrt planen, um rechtzeitig in Uruguay zu sein. Langweilig wird es nicht.

14 Sonntag: Kaum hatte ich die Zeilen gestern geschrieben, lies auch der Wind nach und hat seinen Beitrag zur Geschwindigkeitsreduzierung beigesteuert. Als in der Nacht dann eine Regenzelle auftauchte, wurde die „gewonnene“ Zeit aber wieder zu Nichte gemacht, auch wenn wir trocken geblieben sind, war der Wind erheblich. So sind wir dann doch letztendlich kurz vor Hochwasser vor der Einfahrt gestanden. Laut Empfehlung waren wir schon zu spät dran. Die Wellen an der Küste waren aber, trotz des nur leicht ansteigenden Meeresboden, erheblich, ankern hier und jetzt? Ein Blick nochmals in die Seekarte zeigt einen Ankerplatz auf halber Strecke in der Einfahrt. Also weiter, den sollten wir auf jeden Fall erreichen. Als wir dort waren, waren die Bedingungen an Gegenstrom noch sehr gut bzw. noch nicht vorhanden. Da wir jetzt auch die örtlichen Gegebenheiten sehen konnten, entschieden wir uns auch hier weiter zu fahren, zur Not können wir auch wieder umdrehen und eben dort ankern. So haben wir es dann auch bis zur Marina geschafft ohne Probleme. Als wir gerade vor der Anlage den Anker schmeißen wollten, kam uns schon ein Angestellter mit dem Boot besuchen und er unterstützte uns, an einer Boje fest zu machen. Im Anschluß hat er uns auch gleich mit zum Steg genommen, um uns im Büro anzumelden. Nach der Anmeldung und einem kurzen Hallo mit bekannten Booten wurden wir von der SY Margna (mit Cordula, Andreas, Felix) noch gleich zum Frühstück eingeladen. Anschließend brachte uns auch der Angestellte wieder zum Bot zurück, was für ein Service. Im Büro wurde uns von Nicolai ein Termin zum Festmachen am Steg für 11 Uhr vereinbart da hier die Strömungsbedingungen am besten wären. So konnten wir bis dahin noch das Boot vorbereiten, bevor wir dann um 11:30 Ortszeit Leinen fest hatten. Das Ende der Atlantiküberquerung war somit geschafft, nach 1622sm.

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Der große Sprung über den Atlantik – Teil 1

1 Montag:  Der Wettervorhersage nach sollte es zur Mittagszeit Wind geben nach der Flautenzeit, die die letzten Tage bestimmend war. Daher planten wir, am Nachmittag zu starten. So blieb noch genügend Zeit, um ein paar letzte Besorgungen von Frischwaren zu erledigen, sich von einigen Seglern zu verabschieden und letztendlich das Schiff seeklar zu machen. So haben wir dann um 15 Uhr Kap Verden Zeit unsere Leinen gelöst und sind von einigen Seglern verabschiedet worden. Es ist schon eine merkwürdige Stimmung, die dabei herrscht. Es wird gewunken, gehupt und getrötet wie bei vielen der Schiffe, die ablegen für den großen Schlag über den Atlantik. Wir sind dann erst einmal unter Maschine los, um noch unseren Wassermacher zu begnügen, um genug Trinkwasser für die Überquerung zu haben. Kaum aus der Deckung der Hafenbucht draußen ließ der Wind auch nicht auf sich warten, wir setzten die Genua, um die Maschinenfahrt zu unterstützen und schon ging es in Rauschefahrt dahin bis wir ca. 1 Stunde später in die Landabdeckung gekommen sind. Wind wieder so weit weg, daß wir das Segel wieder wegpacken konnten; aber auch nicht so schlimm, da ja unser Wassermacher noch lief und die Batterien, die dabei recht leer werden, müssen ja auch wieder geladen werden. Später als die Landabdeckung eigentlich keine Rolle mehr spielen dürfte, immer noch kein segelbarer Wind. So sind wir dann durch die Nacht motort, leider. Einen Segler, den wir bei Tageslicht noch gesehen hatten, ist dann in der Nacht auch verschwunden. Mal sehen, wann wir den nächsten sehen. Da die meisten sich auf den Weg in die Karibik machen und wir bekanntlich nach Brasilien gehen, trennen sich hier unsere Wege meist.

2 Dienstag: Früh in der Morgendämmerung war es dann soweit: der Wind war da und wir konnten die Segel setzen und uns mit der Kraft des Windes weiter fortbewegen. Gleich noch die Angel ausgebracht, um unser Glück hier zu versuchen. Sabine machte sich gerade für das Bett fertig, da sie die letzte Nachtschicht Wache hat, als die Angelrute sich lautstark bemerkbar machte, als die Leine ausrauschte. Das nennen wir Angelglück! Da diese noch keine 15 Minuten im Wasser war, das nächste Abendessen mit frischen Fisch, einer Goldmakrele, war gesichert. Die Aktion ging auch wesentlich schneller über die Bühne, als bei unserem ersten Fang. Wer hätte das gedacht 😉Ansonsten war der weitere Tag von vielen Winddrehern geprägt, der teilweise einen Umbau der Segel nötig gemacht hat, damit es ja nicht langweilig wird. So schaukeln wir uns langsam ein, Sabine benötigt hier leider immer etwas länger. Nicht unbedingt, daß sie seekrank wird, nein. Es sind Probleme beim Einschlafen mit der Schaukelei, was bei ihr einen Schlafmangel hervorruft. Am Ende des Tages, der sehr bewölkt war und nur gelegentlich einen Blick auf die Sonne zugelassen hat, verabschiedet die sich dann mit einem Abendglühen ohnegleichen, als uns noch ein paar Delphine besuchen kamen.

3 Mittwoch: Beim ersten Lichtschein wieder die Angel raus, vielleicht haben wir ja wieder in der Morgendämmerung Glück. Leider, muss man gleich sagen, wurde daraus nicht. Wie von anderen Seglern schon berichtet, fährt man hier durch rechte Algenteppiche bei den man im 10 Minuten Takt den Köder von diesen wieder befreien muss. Wir haben es dann aufgegeben und lassen unsere Angelversuche erst einmal bleiben. Zur Mittagszeit bin ich dann einmal Online gegangen um mir den aktuellen Wetterbericht zu holen. Nebenbei hat sich dann auch das Handy aktualisiert und in einer Gruppe von unserem Segelverein wurde zufällig gerade das Angeln bei Seegras besprochen, mit dem Hinweis das man es doch mal mit einem Wobbler probieren soll. Dieser ist so konstruiert das er sich ein bis zwei Meter unter der Wasseroberfläche hält. Zufällig habe ich auch so einen an Board, gesagt, getan. Köder gewechselt und ab ins Wasser. Nach zwei Minuten sind wir dann wieder durch so einen Algenteppich gefahren und die Rute hat sich bemerkbar gemacht, so ein Sch… , funktioniert auch wieder nicht. Hat sich wohl die Alge an der Schnur verhängt und ist mit in die Tiefe gegangen um sich am Köder zu verhängen. Also gleich wieder rein, blöder Tipp. Die Leine bis ca. 20 m zum Boot aufgeholt, sehe ich da was Buntes unter Wasser, huhu, doch kein blöder Tipp. Die nächste Goldmakrele war am Haken, und eine halbe Stunde später war wohl das frischeste Sushis das es gibt auf dem Tisch, einfach lecker. Heute Abend gibt es dann den nächsten Teil von dem guten Stück. Aber erstmal herrscht Angelverbot an Bord, bis alle Vorräte aufgebraucht sind. Am späten Nachmittag hat uns ein Tanker überholt, das erste Schiff seit dem Start und wer weiß, wie lange es dauert, bis wir den nächsten sehen. Wir haben ihn gleich mal angefunkt, um unsere Verständigung zu überprüfen, dies hatten wir nach dem Umbau bzw. Austausch der neuen AIS-Anlage noch nicht auf Distanz durchgeführt, bisher nur in direkter Hafennähe. Ich bin etwas erschrocken, was die Sprachqualität angegangen ist, war sie auf 10 sm Entfernung eher schlecht. Hatte ich doch auf der Ostsee schon auf 15 sm gefunkt mit hervorragender Verständigung. Das muss ich bei Gelegenheit nochmal prüfen, ob das auch an uns liegt oder vielleicht doch an dem „Großen“. Unsere Sichtbarkeit über AIS und Radar ist aber gut und somit alles noch im grünen Bereich.

4 Donnerstag: Der heutige Tag hat schon sehr bald angefangen, so gegen 4 Uhr. Der Wind hatte wieder erwarten (lt. Wetterbericht) so zugenommen, daß wir im Dunkeln unsere Segel reffen mussten. Das gleiche ereilte uns dann nochmals gegen die Mittagszeit als der Wind nochmals zulegte, auch davon wieder einmal im Wetterbericht keine Spur. Dabei ist uns eine der alten Leinen von der Lazybag (Die Taschen unter dem Baum, in der das Segel liegt, wenn es nicht gesetzt ist) am Ende aufgegangen, das Ende war vernäht und der Garn wohl schon etwas spröde geworden. Ein Stunde später war der Spuk mit dem Wind dann auch schon wieder vorbei. Die Wellen beruhigten sich auch wieder etwas, so daß wir die Reparatur der Leine gleich in Angriff genommen haben. Dazu musste ich in den Mast hoch, um die Leine durch die Umlenkung zu führen, aus der diese ausgerauscht ist. Bei der aktuellen Atlantikwelle auch kein Vergnügen, aber wer weiß, ob vielleicht die Welle sich nochmal so „Ruhig“ präsentiert und nicht wieder stärker wird. Auf jeden Fall ist das jetzt auch erledigt und unser Segel kann es sich, bei Bedarf, wieder in seiner Tasche gemütlich machen. Nachmittags noch ein kurzer Aufreger, als direkt neben dem Boot ein etwas kleinerer Wal mit geschätzten 6 m Länge auftaucht. In ca. 50 m Entfernung sahen wir noch einen zweiten der in einer Welle mitsurfte, wir gehen davon aus, daß dies das Jungtier dazu war. Leider haben sie sich dann nicht mehr blicken lassen, um eine Foto zu machen. Heute gibt´s dann den letzten unseres Fischvorrates.

5 Freitag: Eigentlich gibt es heute nicht viel zu berichten, bis auf einen Supergau. Zum Wachwechsel am Morgen kommt von mir der übliche Kontrollblick auf die Instrumente, wie auch so oft im Laufe des Tages. Der Batterievorrat zeigt noch eine Kapazität von 30% an, alles im guten Bereich, da ja tagsüber die Solaranlage wieder einiges auflädt. Eine Viertelstunde später gehen alle Instrumente aus, Starten wieder neu, gehen wieder aus. Schon komisch, dacht ich mir. Das sie mal ausgehen und wieder an hatte ich schon einmal erlebt, aber so. Eine Überprüfung hat ergeben, daß die Batterien wohl komplett tot sind. Lithiumbatterien haben eine eigene Überwachung verbaut, die die Batterie abschaltet, wenn etwas nicht passt, aber gleich alle fünf? Mal hier und mal dort nachgemessen, tja, hier kommt nirgendwo mehr Strom raus. Kann ja vorkommen das unsere Batterieanzeige da falsche Werte liefert, kein Problem, Maschine anschmeißen und Batterien wieder laden. Hier den Zündschlüssel rumdrehen und, nichts passiert. Die Starterbatterie, die ein für sich eigenes System und von den Verbraucherbatterien getrennt ist, auch leer. Das komplette Boot ist somit ohne Strom, der Megagau. Zum Glück hatten wir uns ja auf den Kanaren noch mit einem Stromgenerator ausgerüstet, auch als Backup für einen Geräteausfall. Aber das gar kein Strom mehr vorhanden ist, war so nicht auf dem Plan gestanden. So haben wir den Generator aus der Backskiste geholt, angeschlossen und gestartet. Und, nichts passiert, die Batterien werden nicht geladen. Unser Batterieladegerät an Bord schalten wir über ein Touchbedienung aus und wieder an. Der letzte Zustand war natürlich aus. So musste Plan B ran. Zum Glück hatte ich noch mein Batterieladegerät von der Autobatterie mit eingepackt. Mit dem konnte ich dann, und mit Hilfe des Generators, die Bedieneinheit wieder zum Laufen bringen und das Ladegerät einschalten. Und was für ein Glück, die Batterien werden wieder geladen. Die Investition des Generators hat sich soeben bezahlt gemacht, nicht auszudenken, die restlichen 800sm ohne Strom zurück zu legen. Gegangen wäre es schon, schließlich sind wir ja ein Segelboot, aber schön ist was anderes. Schließlich kommt wieder etwas auf die To-Do-Liste, wieso ist die Starterbatterie leer gewesen? Die Überwachung der Verbraucherbatterien kann man hingegen gleich umstellen. Aber das „Wieso“ bleibt erst einmal. Nachdem der ganze Schock sich gelegt hatte, versuchten wir uns am Nachmittag wieder mal mit der Angel. Das war uns aber heute nicht gegönnt. Auch mit dem anderen Köder stellten wir fest, wenn nach 2 min kein Fisch anbeißt, hängt auch hier Seegras dran. Nach dem 10ten mal einholen und sauber machen, blieb der Köder dann an Deck. Dafür entfernten wir zwei tote fliegende Fische und eine Sepia, die sich an Deck verirrt hatten.

Donnergrollen an Bord

6 Samstag: Heute ist ein guter Tag, es ist noch nichts kaputt gegangen oder ausgefallen 😊. Wir sind schon am Überlegen, ob es an uns liegt, oder ob es allen Seglern so geht. Aber vom Hörensagen sind wir da nicht alleine, so ein Boot muss eben schon einiges aushalten. Und das ein oder andere gehört zur Kategorie „learning by doing“ dazu. Da wir jetzt schon über 24 Stunden bei Windstärke im oberen Bereich von 6 Bft (sind zwischen 21 und 27 Kn) unterwegs sind, hat sich auch das Wellenbild geändert, nicht zum Guten. Ab solchen Bedingungen muss jeder Schritt, jedes Handeln an Bord gut überlegt sein, noch mehr wie sonst. Eine falsche/ unüberlegte Bewegung ohne sich fest zu halten kann schmerzhaft Enden. Weil wir keine Lust hatten unnötig bei den Wellen an Deck rum zu turnen, blieb auch die Angel ungenutzt. Das viele Seegras das es immer noch gibt, tat sein übriges dazu, wo kommt das alles nur her?! So war auf dem Tagesprogramm möglichst wenig bewegen angesagt. Und noch was erfreuliches gibt es zu Berichten, wir hatten zur Mittagszeit Bergfest. Ab jetzt zählt die Entfernung zum Ziel Rückwärts. Wir sind dann jeweils ca. 650 sm vom nächsten Landzipfel entfernt gewesen. Während ich die Zeilen schreibe, lässt der Wind auch allmählich nach, so auf den unteren Bereich von 6 Bft. Liest sich nicht viel, macht sich aber deutlich bemerkbar, die Wellen sind nicht mehr ganz so ruppig und somit ist es auch auf dem Schiff deutlich angenehmer.

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Gran Canaria

Gestartet zu unserem Törn nach GC sind wir ja von La Gomera aus. Bei ca. 110 sm hat es sich angeboten, noch einen Zwischenstopp im Süden von Teneriffa einzulegen. Die Ankerplätze auf den Kanaren sind ja jetzt nicht so üppig gesät, so fiel unsere Entscheidung auf Las Galettas, der unter den aktuellen Wetterbedingungen guten Schutz bieten sollte. Laut Beschreibung soll es hier vor der steinigen Küste auch eine Ecke mit Sandgrund geben, wo unser Anker auch halt finden sollte. Dort angekommen, war von der Sonne nicht allzu viel zu sehen. Den Untergrund vom Boot aus zu erkennen, war so nicht möglich. Sabine hat dann ihre Flossen angezogen, um sich ein Bild vom Wasser aus zu machen. Die erste Stelle, Fehlanzeige, nur Steine. Bei der zweiten und dritten ebenso. Schon bei dem Gedanken, uns eine andere Bucht zu suchen, suchte ich nochmal bei der Ankerplatzbeschreibung nach Infos, die eventuell die Ankerstelle genauer beschreiben. Hier bin ich zum Glück fündig geworden:  ein anderer Segler hat ein Bild direkt vor Anker gemacht, nicht nur die Landschaft drum rum. So war zu erkennen, wo er mit seinem Boot etwa lag und wo genau in dieser Bucht zu ankern ist. Anhand des Bildes dann noch ein letzter Versuch, und siehe da, Sandgrund. Der Ankerplatz war dann so gut, daß wir gleich 3 Tage geblieben sind. Jeden Tag mal ins Wasser springen zum Abkühlen und Schnorcheln, Seglerleben halt.

Da sich aber eine Wetteränderung angekündigt hat, mussten wir aber dann doch mal weiterziehen. Um das kurze, aber günstige Windfenster zu nutzen, war dann Anker auf um 22 Uhr angesagt, um über die Nacht nach GC zu kommen. Wir beschlossen nördlich der Insel nach Las Palmas zu kommen, die Strecke war 20 sm kürzer als „untenrum“. Hatte aber den Nachteil, daß wir bei Südwind, durch die Abdeckung der Insel auf der Nordseite unter Maschine laufen müssen. Da wir unseren Wasservorrat noch auffüllen mussten, konnten wir das gleich mit dem nützlichen verbinden. Wenn unser Wassermacher läuft, zieht der so viel Energie, daß der Motor / Lichtmaschine mitlaufen muss. Sabine hat dann die erste Nachtwache gemacht, da hier die Bedingungen noch sehr entspannt waren; in der zweiten Nachthälfte bzw. am Morgen sollte es, hervorgerufen auch durch den Düseneffekt zwischen den Inseln, dann etwas mehr Wind werden. Arbeiten am Segel fallen mir körperlich ja leichter als Sabine, und ich benötige hierfür nicht unbedingt eine zweite Person. Sabine müßte mich ja jedes Mal wecken, wenn etwas mit Kraft gemacht werden müsste. So sind wir auch gut durch die Nacht gekommen und am Vormittag an der Nordküste entlang motort. Zwischenzeitlich nochmal die Angel raus, um hier unser Glück zu probieren, als so nach einer Stunde „Fischalarm“ war. Die Schnur zog sich rasend schnell von der Rolle. Nachdem die halbe Rolle schon abgespult war und die Bremse der Rolle überhaupt keine Wirkung gezeigt hatte, schaltete ich unseren Vortrieb vom Boot mal ab. Die Schnur spulte weiter bis zum Ende, die Rute bog sich und ich dachte: „gleich fliegt mir alles um die Ohren“. Mittlehrweile ist auch das Boot zum stehen gekommen und ich konnte ein Stück der Schnur wieder einrollen, aber nicht wirklich viel. Bis wir dann das Übel gesehen haben, Fischerbojen. Wir sind zwischen zwei Bojen durch gefahren die wir im Sonnenlicht nicht gesehen hatten. Zwischen zwei Bojen hängt immer ein Netz, an dem wohl unser Angelköder hängen geblieben ist. So sind wir dann mit langsamer Fahrt zurückgesetzt, um dabei die Schnur einzuholen – nicht, daß diese noch bei uns in die Schraube gerät. Nachdem die Rolle wieder zur Hälfe mit der Schnur gefüllt war, war aber auch hier Schluss. Der Rest musste geopfert werden, leider, und so warten wir weiterhin auf unseren ersten Fang.

Wir sind dann weiter unter Motor Richtung Las Palmas, das uns kurz vor dem Ziel noch mit einer ordentlichen Welle begrüßt hat, die sich so im Laufe des Tages bei dem Wind aufgebaut hat, von der wir in der Abdeckung nichts mitbekommen hatten. Neben dem eigentlich sehr großen Yachthafen, (hier passen 1200 Schiffe rein) gibt es noch eine Ankerbucht im eigentlichen Hafen, wo auch die Großschifffahrt und Kreuzfahrtschiffe anlegen. Hier muss man vor Anker gehen, um sich anschließend im Hafenbüro anzumelden und die Wartezeit, bis einem ein freier Liegeplatz zugewiesen wird zu überbrücken hat!!! Nach fünf Tagen durften wir dann auch endlich in den Hafen umziehen. Schon der Wahnsinn, was hier los ist. Die Erklärung ist aber auch schnell dazu erzählt. Erstens ist es ein öffentlicher Hafen und damit recht günstig im Gegensatz zu den meist privat geführten Häfen. Und zum Zweiten gibt es hier eine sehr gute Infrastruktur, die es so auf den Kanaren kein zweites mal gibt. So liegen hier sehr viele Langzeitlieger oder solche, die noch das ein oder andere am Boot zu reparieren haben, so wie wir.

Zu einem stellten wir ja fest, daß unser AIS-Gerät nicht mehr richtig funktionierte. Zum anderen haben wir bei unseren ersten längeren Ankeraufenthalten nun festgestellt, daß unser Strombedarf bei etwas trüben Wetter nicht durch Solar und Windrad gedeckt wird. Das heißt: entweder Dieselmotor in der Ankerbucht laufen lassen oder einen Generator kaufen. Wir entschieden uns für den Generator, von den Unterhalskosten etwas günstiger (von der Anschaffung schweigen wir, das hätte viel Diesel gegeben). So haben wir nun auch ein Backup falls unser bordeigenes 230V System ausfallen sollte. Beides hier schnell gekauft, nur die Bordkasse ist in Tränen ausgebrochen. Parallel dazu haben wir uns nochmal dem Thema „Großsegel“ angenommen. Da unser Segelmacher aus D sich da etwas ziert und sich verleugnen lässt, haben wir einen örtlichen Segelmacher damit beauftragt, sich der Sache anzunehmen. Seine ersten Aussagen geben uns Hoffnung, daß das dann endlich so funktioniert, wie es soll – und bestätigten bisher eigentlich meine Vermutung der Ursache. Dazu aber später mehr, wenn es wirklich so sein sollte, wie ich es als Laie angenommen habe – was der deutsche Segelmacher vehement abgestritten hat.

Lebensmittel auffüllen, bisschen die Stadt anschauen, Leihwagen organisieren und schwupps, war auch schon über eine Woche rum. Mit dem Leihwagen haben wir dann noch Besorgungen gemacht, die fußläufig nicht zu erreichen waren und natürlich sind wir zu ein paar Wanderungen im Inselinneren aufgebrochen, und schon war auch die zweite Woche vorbei.

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La Gomera – die wilde Insel

Die 55 sm von La Palma nach La Gomera waren in einer Tagesetappe gut zu schaffen, Wind und Wellen sollten soweit passen. Früh aufstehen war aber dennoch Pflicht, da wir noch vor dem Dunkelwerden ankommen möchten. Die Überfahrt war dann auch soweit ok, nur die Wellen waren zeitweise etwas unangenehm. Am Nachmittag hieß es dann, fest im Hafen von San Sebastian de la Gomera. Bei der Anfahrt auf La Gomera sieht diese Insel nicht anders aus, wie die anderen: karge, schroff aufragende Felswände. Und diese Insel soll grün sein? Ja, ist sie. Diese Insel hat genau wie La Palma ganz unterschiedliche Vegetationszonen. Nur ist La Gomera wilder und viel weniger besiedelt; wie in vielen Reiseführern beschrieben für Naturliebhaber, insbesondere Wanderer.

Erste kleine Erkundungsrunde im Städtchen, Leihwagen organisieren und den Badestrand auf Tauglichkeit testen waren dann die Aufgaben für den nächsten Tag. Den ersten Tag mit Auto verbrachten wir dann damit, unsere leere Gasflasche zum Füllen zu bringen und eine kleine Wanderung im Inselinneren zu unternehmen, die uns zu einem schönen kleinen Wasserfall geführt hat. Die Wanderung zu jenem war sehr schön, immer entlang dem Bachlauf (eher Rinnsal), nichts war wegetechnisch angelegt und entsprechend natürlich, was auch leichte Klettereinheiten über größere Steine bedeutete. Aber das macht eben den Reiz aus, nicht auf geraden und geschotterten Wegen zu laufen, sondern in der Natur zu sein. Auf dem Rückweg dann noch ein paar Lebensmittel besorgen und schwupps, war der Tag auch schon wieder rum.

Tags drauf konnte die Gasflasche wieder abgeholt werden und wir konnten zur Wanderung Nr. 2 aufbrechen, die uns in den Norden der Insel geführt hat. Die Landschaft gleicht dem Bild auf dem Mars – wie man es sich vorstellt: alles rote Erde, karger Bewuchs (hier wird wohl aktiv wieder angepflanzt); wie unterschiedlich die Insel auf solch kleiner Fläche sein kann. Hier auf den Kanaren immer wieder zu sehen, da doch keine Insel der anderen gleicht.

Nachdem wir uns nun schon etwas „eingelaufen“ hatten ging es dann am nächsten Tag zu einer etwas längeren Runde, die uns durch den Lorbeerwald führte, der auch Märchenwald oder Urwald von La Gomera genannt wird. Mit dem anschließenden Finale auf dem höchsten Punkt von La Gomera, den Alto de Garajonay mit 1487m Höhe. Eine Tour, die bei der mitlerweile herrschenden „Hitzewelle“, die gerade über die Inseln schwappt, recht angenehm zu laufen ist, da sie überwiegend im Wald verläuft. Unterwegs ging es auch mal mehrere Kilometer entlang an einem Bachlauf, dieser hätte auch einer von zu Hause sein können, Heimatgefühle kommen auf. Auch dies eine wunderschöne Wanderung mit vielen „Highlights“.

Solange wir den Leihwagen noch haben, wollten wir auch nochmal zu einer Wanderung aufbrechen, so langsam wird es anstrengend, lach. Aber der Wagen will ja genutzt werden und nicht auf dem Parkplatz vor dem Hafen sein Geld verdienen. Auf dem Plan stand eine Wanderung im Süden, die wieder den krassen Gegensatz der Insel zeigt. Es ist ein Wanderweg durch eine Schlucht (= Barranco), ohne wirklich viel Schatten, eigentlich gar keiner. Dann nur über und entlang von Felsen und das bei den Temperaturen und Sonnenschein ohne nur ein einziges Wölkchen, eigentlich zu warm. Für Sabine kam noch eine weitere mentale Erschwernis hinzu: der steile Abgrund neben dem Weg. Während der Weg durch dir Schlucht nach unten ok war, war der Schlussanstieg, der sich an einer Steilwand entlang hochschlängelte, eine Herausforderung für sich. Am Ende glücklich es geschafft zu haben, sind wir dann im Ort, der dann folgte, eingekehrt und haben uns ein Kaltgetränk gegönnt, bevor es die letzten Kilometer bis zum Auto gegangen ist.

Schließlich war dann nochmal Großeinkauf angesagt, bevor das Auto zurück gegangen ist. Der Rest vom Tag war dann Füße hochlegen und Flüssigkeitshaushalt ausgleichen angesagt und weil es so schön war, der nächste Tag auch noch. Unterbrochen nur durch Abkühlung im Hafenbecken, die 300m zum Strand wären zu anstrengend gewesen. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes im Hafen von San Sebastian galt es das Städtchen mal ein wenig weiter zu erkunden als bisher. So sind wir dann hoch zum Aussichtspunkt gelaufen, der einen schönen Rundumblick über Stadt und Hafen ermöglicht. Dazu muss man in den Garten einer Hotelanlage laufen, wird aber so geduldet wie uns gesagt wurde. So war es dann auch, der Ausblick wirklich schön, war das Hotel auch recht nett anzusehen. Wer also mal eine Bleibe für den nächsten Urlaub sucht…

Am nächsten Tag haben wir dann den Hafen verlassen und sind zu einem Ankerplatz aufgebrochen, um hier noch ein paar Tage das Seglerleben zu genießen. Ohne Handynetz und Internet – nur wenn wir es wollen: Starlink machts möglich. So verbringen wir hier jetzt ein paar Tage mit Blockeintrag schreiben, schwimmen gehen und die Seele baumeln lassen. Heute waren ein paar Wanderer in der Bucht, gestern noch eine andere Yacht, die aber nur kurz da war, bevor sie weitergezogen ist, vor der Küste zieht gelegentlich mal ein anderes Schiff vorbei. Mehr gibt es hier nicht zu erleben, was aber sehr schön und erholsam ist, wenn die sonstigen Tage so gefüllt sind. Und: man hat keinerlei Möglichkeiten, auch nur einen Cent auszugeben! Man lebt von den Vorräten die man hat und muß halt eventuell mal improvisieren. Das war es dann auch schon für die Tage.

So schmieden wir gerade einen Plan wie es bei uns weiter geht. Wie es ausschaut werden wir die nächsten Tage nach Gran Canaria weiter ziehen, um da dann über Weihnachten und Silvester zu bleiben, wir werden sehen.

Hier habt Ihr nun die gesammelten Impressionen von La Gomera aus unseren unterschiedlichen Unternehmungen:

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La Palma – la isla bonita

Der Hafen in Santa Cruz de La Palma (auf den Kanaren heißt auf jeder Insel eine Stadt irgendwie Santa Cruz…) ist eigentlich von einigen als recht schwellig und laut beschrieben, was wir bei unserer Ankunft so nicht bestätigen konnten. Die Schiffsbewegungen sind recht moderat im Gegensatz zu unserem letzten Hafen in Garachico und von Lärm keine Spur.

Nun, nach ein paar Tagen, können wir zumindest was den Schwell betrifft, hier eine Übereinstimmung feststellen. Es schaukelt und zerrt zwischendurch an den Leinen, daß man denkt, jetzt geht irgendetwas zu Bruch. Bei Ankunft hatten wir wohl eine etwas ruhigere Phase erleben dürfen, das Gegenteil kennen wir jetzt auch. Offensichtlich müsste alles sehr ruhig sein, der Yachthafen hat sogar ein Schleusentor, das nur geöffnet wird, wenn jemand rein oder raus möchte. Auf Nachfrage soll es eine Fehlkonstruktion in der Anlage geben, bei der die Unterwasser-Öffnungen, für den Wasseraustausch bei Ebbe und Flut zuständig, wohl etwas zu groß ausgefallen sind und so die Schiffsbewegungen im Hafen verursachen. Einen Krach durch die Fähren können wir so nicht bestätigen, ja man hört sie mal – aber das stört nicht. Vielmehr ist es so, daß hier auch Kreuzfahrtschiffe anlegen. Dann sollte man die Stadt meiden – etwas überfüllt. So erst einmal die Beschreibung unseres aktuellen Liegeplatzes.

Hatten wir hier im Vorfeld ja nur für 3 Nächte gebucht (sollte ja nur der Hafen zum Ausklarieren für die Weiterfahrt werden), war eine Verlängerung der Liegezeit dann kein Problem, da jemand anderes abgesagt hatte.

So sind wir erst mal mit dem Bus nach El Paso gefahren, um uns das ganze Ausmaß des jüngsten Vulkanausbruchs von 2021 anzuschauen. Beeindruckend und erschreckend zugleich, wenn man sich alte Satellitenbilder anschaut: wie dicht die Gegend doch besiedelt war. Stehen jetzt nur noch einzelne Gebäude inmitten des Lavastroms. An deren Rand sind einzelne Gärten zum Teil verschüttet, der eine Pfosten der Hofeinfahrt verdrückt, während diese aber noch problemlos passiert werden kann, Häuser an deren Fassade die Lava aus den Fenstern gelaufen ist und dann erstarrt ist, usw. Glück und Leid nur wenige Meter voneinander entfernt.

Bei unserer nächsten Wanderung sind wir von Santa Cruz aus gestartet, einfach den Berg hinauf. Nachdem die Beschilderung in den Häusergassen etwas zu wünschen übrig lies, wurde es dann nach dem Abzweig auf einen Pfad besser. Gut, die Möglichkeiten falsch abzubiegen war ja auch nicht mehr sooo groß. Auf den letzten Metern noch oben haben wir dann einen gigantischen Regenbogen beobachtet, der schnell immer näher gekommen ist. Eine Entscheidung musste her, weiter laufen, oder in das Restaurant einkehren, um den Regen auszusitzen. Wir entschieden uns für das Restaurant, in dem wir aber nur etwas getrunken haben. Der Blick auf das Essen der anderen Tische hat ergeben, daß wir hier wohl nochmal zurückkommen werden. Nachdem wir ausgetrunken und bezahlt hatten, sollte es weiter gehen. Der Blick vor die Tür sagt, es ist immer noch trocken und der Regenbogen steht immer noch da wo er zuletzt war, also weiter. Bei dem Höhepunkt des Wanderweges, einer sehr schönen Wallfahrtskirche, hat es dann leicht angefangen zu regnen. Wir sind dann weiter, da es ab jetzt nur noch bergab gegangen ist. Bis wir zurück am Schiff waren hat es immer wieder mal aufgehört und angefangen, zum durchweichen hat es nicht gelangt.

In der Zwischenzeit haben wir uns auch einen Leihwagen besorgt, mit dem wir bei einem Einkauf unsere Vorräte aufgefüllt haben und zu unseren nächsten Wanderungen aufgebrochen sind. Erst zu einem Wasserfall bei dem wir anschließend noch bis zu einem Aussichtspunkt weitergelaufen sind. Und am nächsten Tag eine Gipfeltour zum PICO BEJENARO, beides sehr schöne Touren die zu empfehlen sind.

Am Tag darauf wurde dann ein Erholungstag angesetzt, da die Gipfeltour ganz schön an unseren Kräften gezehrt hat. Zur Belohnung ging es dann am Abend mit unseren Bootsnachbarn Geli und Hans von der Bijou zu unserem Restaurant von der Wanderung über Santa Cruz. Was sollen wir sagen, es war genau die richtige Entscheidung. Fleisch gegrillt über dem Holzkohlegrill, ein Genuss. Von dem Preis-/Leistungsverhältnis ganz zu schweigen. Hans und ich haben uns ein Steak von ca. 1 kg geteilt, nachdem die Bedienung gesagt hatte, daß das Steak zu groß (für Hans alleine) ist, wir wurden auch beide satt. Bei uns zu Hause hätte man für das Steak soviel bezahlt wie wir mit 4 Person gegessen und getrunken hatten.

Zu Hans und Geli muß gesagt werden, daß die beiden auch stolze Besitzer einer „Van de Stadt“ sind. So kam der erste Kontakt überhaupt zustande, man spricht sich ja an und fragt, was hast Du für ein Boot. Und wenn als Antwort der selbe Konstrukteur rauskommt, da ist man doch gleich näher zusammengerückt. Welch eine Freude und natürlich reger Austausch über die jeweilige Technik (vornehmlich durch die Herren der Schöpfung – die Mädels schlürfen da lieber gemeinsam am Eierlikör).

Tags drauf, war dann eine Wanderung mit Geli und Hans angesagt. Da Geli erst noch einen Oberschenkelhalsbruch auszukurieren hatte, sollte es etwas moderater zugehen. So hatten wir gesagt das wir mit beiden Autos fahren und eines am Zielpunkt abstellen und so die Strecke nur einfach laufen. Auf dem Weg zu dem Zielparkplatz dann die Ernüchterung, eine Schranke die nur mit Genehmigung passiert werden kann. So sind wir dann zurück zum Besucherzentrum, um eben jene zu besorgen. Hier dann die Aussage, es gibt keine mehr für heute. Nach kurzer Beratschlagung sind wir dann mit einem Auto bis kurz vor die Schranke gefahren um, dann von da aus die Wanderung zu starten. So konnten wir zwar nicht den kompletten Weg laufen, sind dafür das Stück natürlich hin und wieder zurückgelaufen. Auch Geli hat tapfer durchgehalten, Chapeau – Hut ab.

Uns gefällt diese Insel wirklich außerordentlich gut. Von üppigen, feuchten Lorbeerwäldern über Kieferwälder und von der Lava zerstörte Natur.

Gestern haben wir nochmals unseren Liegeplatz verlängert, da zum eigentlichen Abreisetermin recht viel Wind vorhergesagt ist. Im Anschluss musste natürlich auch der darauffolgende Liegeplatz wieder verschoben werden. Noch ein letzter Einkauf, bevor morgen das Leihauto zurück geht – und ein Abendessen hatten wir dann auch noch organisiert. Mit den Crews der anderen Schiffe aus dem TO-Verein, es war ein sehr schöner Abend unter Gleichgesinnten.

Zum Abschluss auf La Palma, haben wir dann noch eine Wanderung unternommen. Schauen wo eine Bushaltestelle ist und von da aus los und irgendwo wieder ankommen, wo man mit dem Bus wieder zurück kommt. Gesagt – getan. Der Weg, den wir auf einer Wander-App gefunden hatten, war nicht als Wanderweg ausgeschildert, also einfach mal drauf los. Der Weg entpuppte sich als eine der vielen Wasserleitungen, die auf den Inseln mal angelegt worden sind. Ob jener noch aktiv genutzt wird, hat sich nicht rausfinden können. Der Weg war durchweg nicht breiter wie einen Meter und hat mit der einen oder anderen Überraschung auf sich aufmerksam gemacht. Von dichtem Unterholz, umgestürzten Bäumen, Erd- und Steinrutschen war alles dabei und es wurde nicht langweilig. Aber man bewegte sich inmitten ansonsten unberührter Natur, einfach traumhaft. Die einzigen Leute auf dem Streckenabschnitt waren jeweils zum Anfang und Ende zu sehen, es waren Einheimische, die Kastanien gesammelt haben. Der zweite Teil ist dann wieder über einen offiziellen Weg gegangen, auch schön, aber anders.

Außerdem hatten wir festgestellt das unser AIS-System, (das, wo ihr auf den diversen Traffic-Apps zu sehen bekommt, wo wir uns gerade befinden), wohl keine Daten mehr sendet. Auch hier wieder einige Anrufe und Mails mit Daten schicken, um dann die Aussage vom Hersteller zu bekommen, Gerät defekt. Mal schauen wie es da jetzt weiter geht, die Garantie ist natürlich gerade abgelaufen, vielleicht geht ja was auf Kulanz.

Ganz schön stressig so ein Seglerleben.

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Nur Blau

Auf geht´s zu unserer bis dahin längsten Blauwasserdistanz von 600 sm bis zu den Kanaren; wir planen mal mit einer Zeit von 5 – 6 Tagen. Zuvor wurden noch letzte Kontrollen am Schiff durchgeführt, alles soweit vorbereitet und nochmal letzte Wetterdaten eingeholt. Sabine hat in der Zwischenzeit unseren Block gefüttert, damit Ihr auch wieder mal auf dem Laufenden seid und so hat es dann gegen 11 Uhr Ortszeit geheißen: Leinen los. Bei einem schönen Wind zum Segeln sind wir dann erstmal unter Maschine gestartet, die Fischer hatten extra für uns wieder einmal eine Slalomstrecke abgesteckt, die es zu bewältigen galt. Als dann das Bojenfeld der Fischernetze sich langsam lichtete, ist auch der Wind wieder so schwach gewesen, daß ein segeln nicht mehr möglich war. So sind wir dann die ersten drei Stunden motort, bis der Wind wieder einsetzte und wir die Segel setzen konnten. Dieser hat dann auch auf die vorhergesagten 5 Bft zugelegt, in Böen 6 Bft. Noch unter Motor sind querab von uns ein paar kleine Rückenflossen aufgetaucht, die wir nicht zuordnen konnten, also Ruder rum und das ganze näher betrachten. Von der Silhouette, die Unterwasser zu erkennen war, müsste es sich um ein paar Haie gehandelt haben, die wohl ein kleines Sonnenbad an der Wasseroberfläche genommen haben.

Ansonsten war dann auch nichts mehr Besonderes gewesen. Die Welle war dann zwischenzeitlich etwas unangenehm, da sie in recht kurzen Abständen gekommen ist, was sich zur Nacht hin aber gebessert hat. Wir denken, daß es auch wieder mit der Unterwasserstruktur zu tun hat, da hier der Meeresboden wieder sehr steil ansteigt. Wir müssen immer noch den Umgang mit unserer Windsteueranlage lernen und verstehen. So waren wir eine lange Zeit damit beschäftigt, den richtigen Segeltrimm zu finden, damit diese auch ordnungsgemäß funktioniert. Vom späten Nachmittag an haben wir dann die Schifffahrtsroute gequert: von allen, die vom Mittelmeer Richtung Norden unterwegs sind bzw. umgekehrt. Das war dann auch einige Stunden später ohne besondere Vorkommnisse abgeschlossen. So ging es dann in die Nacht hinein, die letzten Großschiffe waren am Horizont zu erkennen und der Mond geht glutrot auf.

Der zweite Tag ist eigentlich schnell erzählt, nur Blau, kein einziges Schiff den ganzen Tag zu sehen. Nur auf unseren Plotter können wir über das AIS- Signal Schiffe im Umfeld erkennen. Heute hatten wir zum ersten Mal unseren Spinakerbaum aufgebaut, um unsere Genua „auszubaumen“. Das Ganze soll dafür sorgen, daß bei dem raumen Wind (direkt von hinten), den wir fahren, die Genua besser im Wind steht und nicht immer in sich zusammenfällt. Hilft zwar, verhindert es aber nicht ganz. Das schlagen der Segel bestimmt den Takt der Tage. Der Aufbau vom Spibaum hatten wir schon einmal im Hafen von Lissabon geprobt und somit waren keine Überraschungen zu erwarten, allen Leinen waren auch soweit vorbereitet. Dazu hatten wir das Boot „beigedreht“, ein Segelmanöver bei dem das Boot gestoppt wird und kontrolliert vor sich hintreibt. Der Vorteil ist hier, es ist Ruhe im Schiff und die Arbeiten können ohne großartiges Gewackel und Schräglage erledigt werden. Während wir also unsere Arbeiten so erledigen, kommt uns eine Delphinschule besuchen und schaut, was wir da so treiben, wärend sie um unser Boot kreisen. Schön anzusehen, aber gerade nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Als wir dann unsere Fahrt fortsetzten, verschwanden diese dann auch sogleich. Auch wenn den ganzen Tag der Himmel immer etwas eingetrübt war, entpuppte sich die Nacht als sternenklar. Ich konnte zum zweiten Mal auf der Reise diesen Anblick genießen bis gegen Mitternacht der Mond aufgegangen ist.

Der Spibaum

Tag 3: Die größte Aufregung war, nachdem ich Tag zwei zu Papier gebracht hatte, so gegen 2 Uhr in der Früh. Wir waren zu diesem Zeitpunkt 2 Segler mit einem Abstand von ca. 2 sm unterwegs, als sich ein Tanker näherte und augenscheinlich zwischen uns durch wollte. Der andere Segler hat dann das Schiff angefunkt, eine Reaktion stellte sich aber erst nach dem 4ten oder 5ten anfunken ein. Er fragte, ob er uns den sehen würde. Während der Abstand zum uns vorausfahrenden Segelboot ja save war, wurde es bei uns schon ganz schön eng. Er antwortete dem andern Segler,  daß er ihn auf seiner Steuerbordseite passiert und wir ja hinter seinem Heck vorbei könnten. Wieso erzählt er einem anderen Schiff, was wir tun sollen? Zum Glück haben wir ja mitgehört… Auch hat das andere Schiff nicht versucht, uns anzufunken und uns das mitzuteilen…. Man muss dazu erklären, daß eigentlich jedes unter Motor laufende Schiff (außer fischende Fischer) einem Segler auszuweichen hat, das funktioniert auch meistens richtig gut, aber halt nicht immer. So haben wir dann kurz vorher noch unseren Kurs ändern müssen, um eine Kollision zu verhindern, der Tanker ist dann so ca. 150 Meter vor uns durch. Dem Tanker hätte es bestimmt nichts ausgemacht, schon im Vorfeld seinen Kurs um nur 1 Grad zu ändern und alles wäre in Ordnung gewesen; oder hat die Brücke gerade den Schlaf der Gerechten gemacht?! Auf jeden Fall zeigt sich hier wieder, daß man immer auf der Hut sein muss, kann ja sein, daß so ein Schiffchen das Gesetzt des Stärkeren anwendet. Habe noch kurz überlegt, ihn anzufunken um mich zu bedanken, hatte es dann aber sein lassen. Platz auf dem Ozean ist eigentlich genug da, um solchen Situationen aus dem Weg zu gehen.  Dann hatten wir noch einen Frachter um die Mittagzeit der dann in „sicherer“ Entfernung von 500 m vor uns durch ist, das war´s dann auch für den Rest des Tages.

mehr gibt es sonst nicht zu sehen…

Tag4: In der letzten Nacht hat der Wind dann auch nochmal zugelegt, so daß wir gut vorwärts gekommen sind, was sich am frühen Morgen dann änderte. Erst hat dieser gedreht, so daß wir unsere ausgebaumte Genua zurück gebaut haben, und dann auch merklich nachgelassen, bis zur Mittagszeit schließlich unser Motor wieder für den Antrieb herhalten musste, da der Wind komplett eingeschlafen war. Highlight war dann ein Delphinschule die uns besuchen kam. Dachte ich mit noch, brauchst keine Kamera mit zu nehmen, hast ja schon genug Bilder von den eleganten Schwimmern, als ich auf´s Vordeck lief. Dies stellte sich als Fehler raus. Ein paar einzelne Delphine haben dann wiederholt Luftsprünge gemacht, indem sie über 2 m hoch aus dem Wasser gesprungen sind, was für ein Schauspiel. Bis Sabine die Kamera geholt hatte, war das Spuk auch schon wieder vorbei. Das nächste Highlight ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten, Sabine hat einen Hefezopf im Omnia gebacken, mmmh lecker.

Tag 5: In der Nacht konnten wir nochmal ein paar Stunden segeln, ansonsten ist die ganze Zeit der Motor gelaufen. Später hat sich erst ein Frachter am Horizont blicken lassen. Und schließlich der größte Aufreger, unsere Angel hat sich zu Wort gemeldet: „ich bin auch noch da“. Die Angelleine ist kurz ausgerauscht, schnell aus dem Cockpit zur Angel und die Bremse der Trommel schließen. Dann die Leine einholen, und, nichts. Vermutlich hat sich ein Stück Treibgut, das ich noch kurz vorher gesehen hatte, an der Leine gezogen. Dann gibt es halt wieder keinen frischen Fisch. So ein Seglerleben ist schon schwer, oder?! Laut Wetterbericht soll auch heute Nacht nochmal für ein paar Stunden segelbarer Wind kommen, schauen wir mal. Wäre zumindest schön, daß wieder Ruhe an Bord einkehrt, wenn auch nur für die wenigen Stunden.

Tag 6: So, der Wind ist gekommen. Zuerst war es ein richtig schönes segeln in der Nacht, keine nennenswerte Welle, da es ja jetzt fast zwei Tage Windstill war und ein Wind von 4 Bft, traumhaft. Dieser Zustand hat dann auch so ca. 2 Stunden angehalten. Danach hat er sich bis auf 6 Bft gesteigert und ist auch so geblieben, nicht nur Böen sondern permanent. Da wir schon gerefft (mit verkleinerter Segelfläche) unterwegs waren eigentlich kein Problem, Großschot noch etwas fieren um etwas Druck aus dem Großsegel zu nehmen und gut ist es eigentlich. Nur hat unser Großsegel die dumme Eigenschaft das es zu vibrieren am Vorliek (die Vorderkante am Segel) zum Mast hin anfängt, was sehr nervenaufreibend ist. Also mitten in der Nacht noch das Großsegel bergen, damit hier Ruhe ist. Wieso eigentlich immer in der Nacht?! So sind wir dann wieder sehr zügig durch die Nacht gerauscht. Unser Plan bei Tageseinbruch einen Ankerplatz im Norden von Lanzarote anzulaufen mussten wir ändern, wir wären im Dunkeln angekommen bei Windstärke 6 Bft. in der Nacht ankern in einer unbekannten Bucht bei dieser Windstärke, ohne etwas zu sehen?! Nein danke. So beschlossen wir gleich weiter bis in den Süden der Insel zu segeln bis zur Marina Rubicon in Playa Blanca, wo wir sowieso hin wollten. Kurs anpassen und gut. Quasi gleich nach der Nordspitze der Insel, am „no Retourn Point“, kommt was kommen musste. Der Wind ist von Windstärke 6 Bft. (ca. 25 kn) auf 6 kn innerhalb von 20 min zurückgegangen. Kein segeln mehr möglich, und in der Zwischenzeit hat sich auch eine fiese Welle gebildet. Also Maschine an und weiter. Auf Höhe von Arrecife, ungefähr in der Mitte der Insel, ist dann soviel Wind aufgekommen, daß, wenn auch langsam, ein Segeln wieder möglich war, wir haben ja noch Zeit. War ja so gegen 10 Uhr und wir wollten bis am Nachmittag am Hafen sein. Kurz vor der Südecke der Insel, der Hafen schon fast im Blick, ist der Wind dann wieder innerhalb von wenigen Minuten auf 6 Bft angestiegen. Für diese wechselnden Winde sind die Kanaren aber auch bekannt, kein Anfänger-Revier. In Rauschefahrt ging es dann bis kurz vor dem Hafen, Segel bergen und klar bei Anker. Die Nachfrage in der Marina zuvor auf einen freien Liegeplatz wurde uns mit „nein“ beantwortet. So gehen wir dann mit ca. 10 anderen Booten vor der Hafeneinfahrt vor Anker. Bei diesen Windstärken konnte sich auch gleich mal unser Ankergeschirr beweisen, daß es gut hält.

Sogleich noch Kontakt zu einem Nachbarboot aufgenommen, das auch in unserem Segelverein dem „Trans Ocean“ ist, und zum Anlegegetränk verabredet. Schiff aufklaren und PROST auf das Geschaffte. Über die Chatgruppe noch für den Abend verabredet, um sich mit den anderen Crew´s von den TO- Vereinsbooten zu treffen, die hier alle in der Marina sind und schon ein Treffen organisiert hatten. So war der Abend auch schon verplant und war dann sehr nett.

Beim Tippen dieser Zeilen nachts um halb zwölf dann ein kurzer Knall. Was war das? Fragender Blick von Sabine. Wir sichern unsere Ankerkette noch zusätzlich durch eine sogenannte Ankerkralle. Diese wird in der Kette eingehakt und mittels einer Leine auf den Klampen gesichert. So wird die Zugkraft des Ankers von der Ankerwinsch genommen, um diese nicht unnötig zu belasten. Tja, der Zug war wohl so stark, daß die Leine gerissen ist und die Ankerkralle sich auf den Meeresgrund verabschiedet hat… Schnell noch provisorisch eine neue Kralle „basteln“ und morgen dann mal zum Tauchen gehen. PS: ich nehm’s mal vorweg….Der Tauchgang war erfolgreich

In dieser Nacht hatten wir dann Windstärken von 30 Knoten+ – unser Anker hält uns bombenfest. Nur das Schlafen – das geht nicht so gut, wenn das Schiff sich so stark bewegt. Letztendlich sind wir beide in der Nacht aus unserer recht hoch liegenden Koje umgezogen auf tieferliegende Punkte…. schon besser

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