Autor: Jochen (Seite 3 von 3)

Auf geht‘s zur Nummer Drei

Damit ist gemeint, daß wir schon das dritte Weltmeer ansteuern. Auch wenn wir nur in der Ostsee gestartet sind und die Nordsee einmal durch den Ärmelkanal durchquert haben, wir waren zumindest schon mal dort. Gestartet sind wir ja diesmal von Cherbourg aus, kurz vor unserer Abreise noch mit einem Weltumsegler gesprochen, der gerade nach 9 Jahren nach Deutschland zurückkehrt. Wolfgang hatte uns noch auf die Schnelle ein paar nützliche Sachen mit auf dem Weg gegeben, bevor er von seinem Liegeplatz abgelegt hatte, der unmittelbar in unserer Nähe war. Wir sind dann gegen 19 Uhr auch los, der Gezeit wieder mal geschuldet. Die Gezeit gegen Mittag war uns zu bald, da wir zum einen von der letzten Nachfahrt noch ausschlafen wollten und zum anderen uns noch den Proviant für die nächsten Tage besorgen mussten. Außerdem wurden noch die örtlichen Schiffsausrüster aufgesucht, um nach ein paar Teilen Ausschau zu halten, haben sie nicht gehabt. Dann eben doch noch schnell bestellen und an unseren nächsten Zielhafen schicken lassen.

Die Wetterdaten waren zwar nicht die Besten zum Segeln, aber zumindest keinen Wind von vorne. Und wenn es so bleibt wie angekündigt, werden wir auch ohne Zwischenstopp gleich über die Biskaya gehen, so der Plan. Gestartet, wieder unter Motor, ging es also Richtung Westen in die Nacht hinein in ein sehr starkes Tidenströmungsgebiet. Wir sind schon kurz bevor der Strom „kippt“ los um auch wirklich diese vollen 6 Stunden mit zu nehmen bzw. auch an der ersten Ecke diesen nicht voll zu erwischen. Westlich von Cherbourg gibt es Ecken, die dann einen Strom von bis zu 8 kn entwickeln, so schnell könnten wir gar nicht fahren, wenn wir diesen gegenan bekommen würden. An einer dieser Ecken angekommen, fängt auch unser Boot so langsam an sich wie ein Rodeopferd zu benehmen. Ein wildes hin und her, die Nacht ist Pechschwarz, wir können nur erahnen was sich da gerade im Wasser abspielt. Unsere Instrumente zeigen aktuell Strom von 3,5 kn an der uns schiebt, nicht drüber nachdenken, wie es wäre, wenn es mal mit 8kn „bläst“. Da sollte man sich fernhalten, auch wenn einen der Strom mitnimmt. Nach 15 min ist der Spuk auch schon wieder vorbei und wir sind wieder im „Normalen“ Gezeitenstrom unterwegs. Früh um 5 Uhr kommt sogar etwas Wind auf, so daß wir schonmal ein Segel rausholen, um die Motorfahrt zu unterstützen. Gegen 13 Uhr kommt dann noch Segel Nummer zwei raus und wir können das erste Mal seit Scheveningen ohne Motor, nur mit der Kraft des Windes unterwegs sein, das ist jetzt schon 400 sm her. So geht es dann auch in die zweite Nacht hinein, der Wind nimmt auch wie gemeldet etwas zu, aber alles kein Problem. Mit dem Wind nimmt natürlich auch die Welle zu und an der nordwestlichsten Ecke von Frankreich um die „Croissant“- Insel herum (den Namen hat sie von uns schon bei der Überführung bekommen, da keiner den Namen aussprechen konnte), kam auch wieder die unangenehme Welle dazu, die die Strömung hier verursacht, zum Glück wieder mit dem Strom (oder gut Berechnet 😉). Diese Insel ist so die Grenze zum Ärmelkanal, wir sind dann auch schon im Atlantik, der besagten Nummer 3, und die Biskaya liegt voraus. Nochmal kurz die Wetterdaten checken, solange noch Netz da ist und der Beschluss wird gefasst, gleich über die Biskaya zu gehen. Das Wetterfenster sollte uns so langen. Würden wir hier einen der nächsten Häfen ansteuern, würden wir in diesem für mindestens eine Woche festhängen (Dauer unbekannt, da Wetteraussichten ja länger nicht unbedingt stimmen), da vom Atlantik ein kleines Sturmtief ankommt.

Ja die Biskaya, hier soll es so manches mal richtig Rund gehen. Zum einen kommen die besagten Tiefs irgendwo zwischen Biskaya und Irland das erst mal auf Land, und zum anderen steigt hier an einer Unterwasserkante der Meeresboden von 5000m Wassertiefe auf 200m Tiefe auf. Beides kann dann schon mal eine schwere See verursachen. So wie es aber aktuell aussieht, ist uns die Biskaya auch bei der zweiten Überquerung gut gesonnen.

Im Verlauf des nächsten Tages hat der Wind dann auch wieder nachgelassen, wieder wie gemeldet, manchmal stimmen auch die Vorhersagen. Gegen Mittag beschließen wir unseren Blister zu setzten, eine Art von Leichtwindsegel, das sind die schönen großen Bunten Segel, die man immer mal wieder sieht. Das Setzen von diesem dauert bei uns zwar etwas, aber man wird bei Leichtwind mit gutem Vortrieb belohnt. Ich lege mich dann am Nachmittag hin, um noch etwas Schlaf nachzuholen. Irgendwann klopft es an der Luke, kein gutes Zeichen. Heißt, es ist irgendetwas und es wird die zweite Person an Deck benötigt. Schon am anziehen, kommt Sabine unter Deck und teil mir mit, daß sich der Blister um das Vorstag gewickelt hat. Schaut aus wie eine falsche Sanduhr, die beiden Enden vom Segel sind dabei aufgewickelt und in der Mitte hängt noch etwas Segel, das vom Wind aufgeblasen ist. Nicht gut, habe davon schon des Öfteren gehört, aber selbst noch nicht gesehen. Aber wie bringt man das Segel so jetzt wieder in den Ursprung zurück bzw. runter, mmmmmh. Diverse Fahrmanöver unter Maschine haben leider keinen Erfolg gebracht, um den Knoten wieder aufzulösen, also muss jemand rauf in den Mast und den Knoten von oben her lösen. Sabine war voll motiviert da selbst hoch zugehen, wahrscheinlich geschuldet, daß es in ihrer Wache passiert ist. Ich musste zu dieser Aussage nur innerlich Lachen, auch wenn es uns in diesem Moment leider nicht zum Lachen war (und das ist absolut nicht Böse gemeint, meine liebe Sabine). Dazu muss ich erklären, daß Sabine bisher genau einmal im Mast war. Das war in Malta im Hafen bei null Wind und Welle. Schon damals ist sie da nur mit tatkräftiger Unterstützung durch mich hochgekommen, von der leichten Höhenangst ganz zu schweigen und dann noch ein 120 m² Segel bergen, haha. Das dieser Tag kommen wird, wo ich auf offener See in den Mast muss war mir schon immer klar, aber jetzt schon! Die Bedingungen dazu waren ja nicht ganz so schlecht, wenig Wind und eine Atlantikdünung von nur 1 bis 1,5 Metern. Macht oben am Mast eine Querbewegung von etwa 3 m aus, die das ganze bei jeder Welle sich so Hin und Her bewegt. Na dann, „auf geht’s“. Nach ca. 1 Stunde war das gute Stück dann auf dem Deck gelegen und wurde anschließend wieder verstaut. Jetzt geht es erstmal nur mit Maschine weiter, da der Wind für die anderen Segel zu schwach ist und zur Nacht hin e komplett einschlafen soll. Nun heißt es erst mal alles sacken lassen und durchschnaufen, war verdammt anstrengend. So sitzen wir im Cockpit und plötzlich Delphine, die ersten am Schiff während unserer Reise, wenigstens eine schöne Belohnung für den Arbeitseinsatz. Anschließend der nächste Versuch noch etwas zu schlafen, es blieb beim Versuch, mir tun noch alle Gräten weh. Wie ich wieder an Deck komme, teilt mir Sabine mit, daß sie wohl unsere erste Walsichtung verpasst hat. Beim fotografieren vom Sonnenuntergang hat sie wohl ein Ausblasen gehört, sie dachte es wäre vom Boot gekommen, da sich die Geräusche, wenn eine Welle bricht, ähnlich anhören. Bei einem weiteren Blick sieht sie nur einen Rücken gemächlich ins Blau gleiten, schade. Ich denke und hoffe, wir werden noch welche sehen.

Später, wie Sabine ins Bett geht und ich meine Wache starte, es ist schon dunkel, ist auch gleich wieder so ein Moment, den ich liebe. Wir sind gerade so richtig in der Mitte der Biskaya, das heißt die Nächsten 150 sm (ca 275km) kein Licht vom Mensch verursacht, außer ein paar mini kleine Positionslichter von Booten, von denen ich aktuell keines sehe und auch kein Mond ist zu sehen. Jetzt schalte ich unsere Positionslichter aus und dimme die Instrumente komplett runter. Und da ist er, unser Sternenhimmel. Wer diesen einmal so gesehen hat, weiß, wieso es heißt „Millionen von Sternen“. Ein krönender Abschluss für einen anstrengenden Tag. Achja, wenn ihr mal so eine Lichterkette am Nachthimmel seht, ca. 10 Stück wie an der Perlenschnur aufgereiht, das sind keine Außerirdischen. Es sind Satelliten von Starlink, die gerade ins All befördert wurden und ihre Umlaufbahn noch nicht erreicht haben.

Mittlerweile sind wir bei Tag 4 auf See angekommen. Nachdem am Ende von unserem kleinen Blisterdebakel ja die Maschine angeschmissen worden ist, konnten wir diese gegen Mittag endlich wieder abstellen, 18 Stunden später. Was dann folgte war ein sehr schöner Segelnachmittag, und noch viel besser, ohne weitere Zwischenfälle. Windstärke 3-4 Beaufort aus Ost, Welle max. 1 Meter, überwiegend blauer Himmel und den ganzen Tag ohne eine Sichtung von einem Boot oder Säugetier. In der Nacht, wieder einmal, soll der Wind dann bis auf 5 in Böen zunehmen. Wir werden sehen. Vorsorglich wird das Großsegel vor Einbruch der Dunkelheit schon mal ins 2. Reff eingebunden.

Tja, aus den 5er Böen ist dann pünktlich zur Dunkelheit ein Dauerzustand geworden. Die Wellen sind dementsprechend auch immer größer geworden. Während unsere Gerda (treue Leser wissen, daß das der Spitzname unseres Autopiloten ist) normalerweise treu ihren Dienst verrichtet, mag sie solche Bedingungen leider überhaupt nicht und steigt mit einem lauten Alarmton aus. Jetzt heißt es schnell sein und das Ruder übernehmen. So geht es dann im Eiltempo durch die Nacht, unser Mädchen zeigt, was in ihr steckt und wir laufen permanent mit mindestens 7 kn und mehr, in Spitze bis 8,5 kn. Die Krönung an Welle kommt dann noch zum Ende hin, in dem Bereich den ich schon erwähnt habe. Wenn der Meeresgrund von hier 4000m auf 300m ansteigt, führt unser Boot uns ein kleines Tänzchen vor. Natürlich alles bei Dunkelheit, man sieht nicht was kommt, kann nichts aussteuern oder reagieren. Mit dem Sonnenaufgang, eigentlich ist es nur hell geworden, die Sonne war noch gar nicht da, ist der Spuk innerhalb von 20 min zu Ende. FLAUTE. Wirklich von Windstärke 5 auf 1-2 Beaufort, nichts mehr zum Segeln. Also unser Segel geborgen und Maschine anschmeißen für die letzten 30 Seemeilen bis A Coruna. Die See beruhigt sich dann auch sehr schnell und wir können unser Frühstück im Cockpit genießen, als uns dann nochmal ein paar Delphine besuchen.

Jetzt heißt es noch in den Hafen einzulaufen, Boot festmachen und SCHLAFEN, nachdem ich die ganze Nacht wach war. Sabine hatte mir eigentlich am Vortag versprochen, ich könnte in der Nacht von 12 bis 6 Uhr mal durchschlafen. So ändern sich die Pläne eines Seglers halt immer sehr schnell.

Beim Einlaufen in den Hafen werden wir schon von Kai von der Sailaway erwartet, der uns einen schönen Liegeplatz schräg gegenüber von seinem „gesichert“ hat. Jetzt liegen wir an einem Steg, an dem etliche Wimpel von TO-Mitgliedern im Wind flattern. Das ganze Jahr versammeln sich die Langfahrer vor Nordspanien – Biskaya, Kanaren, Azoren, alle die über den Atlantik wollen oder kommen. Man trifft sich immer wieder – einmal abgesprochen oder einmal zufällig.

Nachdem ja der Plan war, erst mal schlafen…wie immer, wir machen‘s anders. Erst mal gemütlich anlegen und mit Kai das verdiente Anlegerbierchen getrunken und geschwatzt. Mit den Nachbarbooten etwas Konversation betrieben, im Marinabüro anmelden und schon ist es Nachmittag. Jetzt bloß nicht mehr hinlegen, sonst schlafen wir heute Nacht ja nicht. Außerdem sind wir komischerweise beide topfit. Also wird erst noch mal unser Schiffchen etwas gepflegt und von den vielen Salzkrusten, die sich schon bilden (egal, wo man hinlangt), befreit und schön abgespült.

Und dann…bequem ohne Schräglage und festgeklammere ein Abendessen kochen und ohne Eile zusammensitzend einnehmen. Bei den letzten Happen taucht dann auch Kai wieder auf, da wir ausgemacht hatten, den Abend gemütlich zusammen ausklingen zu lassen. Es war dann auch wieder ein sehr schöner und unterhaltsamer Abend bei Bierchen und Gin-Tonic – und Spezi natürlich. Und bald ins Heiabettchen, um so richtig auszuschlafen.

Wir werden jetzt hier einige Tage verbringen, da ab Sonntag Sturm auf dem Atlantik angesagt ist. Aber A Coru­ña soll ja sehr schön sein und es gibt sicherlich viel anzuschauen. Morgen werden wir erst einmal zum shoppen gehen und ab Nachmittag werden wir mit Kai in die Stadt losziehen, wo wir uns dann erst wieder einmal Tapas gönnen werden. Aaaah, im Land der kleinen Köstlichkeiten – endlich!!!

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Und weiter geht`s

Nachdem wir jetzt achtzehn Tage in Zeebrügge gelegen waren, ist am Donnerstagnachmittag endlich unsere reparierte Einspritzpumpe wieder in unsere Hände gekommen. Zwei Stunden später wo der Kopf (und der Rest natürlich auch) im Motorraum steckte, machte unser Motor wieder seine ersten Laufversuche. Noch etwas unrund, bis das Kraftstoffsystem komplett entlüftet war, aber dann. Dann noch eine Stunde Testlauf und es wurde für, naja, fast gut empfunden. Das Problem, daß wir Diesel ins Motoröl bekommen ist weg, dafür leckt die Einspritzpumpe außen. Zum Glück aber nur leicht, so daß man das erst einmal ignorieren kann. Irgendwo an der Rückseite zwischen Motorblock und Pumpe leckt es wohl, dazu muss aber die Pumpe wieder erstmal komplett raus, grrrr. So der Beschluss, bleibt erst mal so und wird genau beobachtet. Nach kurzer Beratung, checken der Wetter- und Gezeitendaten hatten wir dann beschlossen, noch am Abend zu starten.

Wir wollten bis Boulogne-sur-Mer kommen, damit die Engstelle bei Calais hinter uns liegt. Wind war leider keiner vorhergesagt bzw. so wenig, daß es nicht zum Segeln langen wird. Heisst also, der Motor wird gleich mal auf Belastungsprobe gestellt, auch nicht ganz ungefährlich, aber HOP oder TOP.

16 Stunden und 79 sm später haben wir unser Ziel dann auch gegen 14 Uhr erreicht, die örtliche Marina. Kurz über Funk angemeldet und vom Hafenmeister einen Liegeplatz zugewiesen bekommen. An der Steganlage einen äußeren Platz, schön leicht anzufahren. Auf der langen Anfahrt in der weitläufigen Hafenanlage das Schiff zum Anlegen vorbereitet und schließlich den Liegeplatz angesteuert. Die Plätze hier sind sogenannte Fingerstege. Das bedeutet ein langer Hauptsteg an dem seitlich, kleinere kurze Stege angebracht sind, an denen man dann mit Bug oder Heck voraus reinfahren kann und seitlich festmacht. Also wir Bug voraus angefahren, mit dem Heck macht bei uns wegen der angebauten Windsteueranlage keinen Sinn, jetzt noch kurz Aufstoppen. Das heißt, das Schiff zum stehen bringen. Dazu wird der Rückwärtsgang eingelegt und entsprechend Gas geben bis das Schiff zum stehen kommt. Beim umschalten von Vorwärts- in den Rückwärtsgang geht es quasi über den Neutral/ Leerlauf um das Getriebe umzuschalten. Dann der große Schock, im Neutral geht die Maschine aus. Keine Maschine heißt auch kein Aufstoppen möglich.

Da bewegen sich gerade etwa 18 Tonnen mit Restgeschwindigkeit ungebremst auf eine Steganlage zu, Abstand noch ca. 20 m.

Schnell probiert den Motor wieder zu starten, gelingt auch. Nur ist die Drehzahl so weit im Keller, daß der Motor geradeso mit ach und krach läuft, Gang einlegen und die Maschine geht gleich wieder aus. Was eine Sch…., nochmal ein Versuch, gleiches Spiel. Dann das Ganze mit eingelegtem Rückwärtsgang und Gas dazu, eigentlich ein No-Go. Aber es funktioniert und ich gebe Vollgas zurück. Eigentlich warte ich schon auf den Einschlag, aber das Schiff kommt mit weniger als einen halben Meter Abstand zum Steg, zum stehen. Puhhhh, war das knapp. Fast wäre hier gerade unsere Reise, die eigentlich ja erst begonnen hat, wieder zu Ende gewesen. Der Schock sitz Tief, die Knie und Hände zittern. Mir wäre jetzt nach einem ordentlichen Schluck aus der Pulle (wer mich kennt, mmmh).

Schiff fertig vertäuen und dann erst mal hinsetzen und alles sacken lassen. Es dauert lange bis ich wieder auf „Normal“ laufe. Schon erstaunlich wie lange so ein paar Sekunden sein können, und was man da noch so alles machen kann wenn man nicht gleich in Panik gerät. Wie hat der Stegnachbar sich dann geäußert: es war nicht viel Platz, aber es war Platz. Wo er Recht hat, hat er Recht.

Die Überprüfung hat dann ergeben, daß das Problem mit dem Diesel im Öl so nicht mehr besteht. Ich habe dann eigentlich nur das Standgas erhöht, und der Motor läuft wieder ordnungsgemäß. Meine Vermutung, durch die Reparatur und die darauffolgende lange Maschinefahrt hat sich die Einspritzpumpe erst noch ein wenig „Einlaufen“ müssen, was das Standgas in den Keller fallen gelassen hat. Die Erkenntnis daraus, jetzt wird vor jeder Hafeneinfahrt erst einmal getestet ob der Motor ordnungsgemäß arbeitet, sprich auch sauber im Standgas läuft.

Später sind wir dann noch in die Altstadt, die wie eine Festung aufgebaut ist, soll es wohl auch sein. Sehr schön an zu sehen, auch mit einer großen Basilika, der Notre-Dame. Auf dem Rückweg sind wir noch essen gegangen, das wollten wir uns nach dieser Aufregung gönnen.

Am nächsten Tag geht’s weiter nach Cherbourg. Leider meint es der Wettergott wieder nicht gut mit uns, es ist wenig bis gar kein Wind aus Ost angesagt. Im Ärmelkanal, wo eigentlich Westwind vorherrscht, nicht ganz so schlecht. Besser als gegen an, wir hoffen. Unser Blister, ein Leichtwindsegel, wird zurecht gelegt und los geht es. Um es kurz zu machen, das Segel haben wir nicht gebraucht und dieses hat es sich in unserer Pantry bequem machen dürfen, einfach zu wenig Wind. Eine Stunde vor dem Hafen zieht dann noch ein Gewitter auf. Hier kommt natürlich Wind, aber der ist so unberechenbar, daß die Segel weiterhin eingepackt bleiben. Bei insgesamt 27 Stunden unter Motor kommt es auf die eine Stunde auch nicht mehr an und es bleibt segeltechnisch entspannt. Kurz vor der Hafeneinfahrt noch den Motor checken 😉, alles in Ordnung. So kann es in den Hafen gehen.

Eigentlich sind wir aktuell so unterwegs wie wir es nicht machen wollten, mehr oder weniger Strecke zu machen auf Biegen und Brechen. Wir haben aber leider ja schon so viel Zeit verloren, es sind schon über zwei Monate, daß wir nicht auf das passende Segelwetter warten können. Wir wollen so schnell wie möglich durch den Ärmelkanal und über die Biskaya. Auch wenn es dieses Jahr von der Windlage schon sehr oft gepasst hätte, ist das nicht selbstverständlich. Ist halt blöd, wenn man gegen die vorherrschende Windrichtung will, aber was sein muss, muss sein. So geht es dann auch weiter, auch wenn wir nicht segeln können, bevor der Wind wieder auf West dreht und es uns noch schwerer macht. Die Biskaya sollte noch im September genommen sein sonst wird es mit dem „Wetterfenster“ immer schwieriger.

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… und wieder mal alles auf Halt

Irgendwie will es nicht so richtig, wie wir es gerne hätten. So liegen wir hier in Zeebrugge/ Belgien und warten wieder mal. (Sorry aber der Beitrag ist mit viel Technik drin, wer durchhält und noch Fragen hat kann diese gern stellen)

Nachdem wir am Sonntagabend in Zeebrugge am Steg angelegt hatten, wollten wir eigentlich am Montagfrüh gleich weiter nach Dünkirchen. Früh aufgestanden, alles Seefertig gemacht, nachdem wir den ganzen Sonntag unter Maschine gelaufen sind, noch schnell den Motor checken. Halt, was ist hier los. Ein viel zu hoher Motorölstand. Nochmal prüfen und nochmal und… scheiße was ist jetzt wieder los. Nachdem das Öl klarer wie sonst aussieht (bei Dieselmotoren ist das Öl eigentlich Pechschwarz), liegt der Verdacht nahe, daß wir irgendwie Diesel ins Öl bekommen haben. Also alles Halt und erst mal schauen, was es denn sein kann. Nach telefonischer Rücksprache mit unserem Motoreninstandsetzer haben wir uns hier vor Ort dann mal nach einem Techniker umgesehen. Kurz beim Hafenmeister nachgefragt und gleich eine Firma in der direkten Nachbarschaft ausgemacht. Wir dahin, nachgefragt ob jemand mal Zeit hat, kam gleich die Antwort, Personalmangel- Terminarbeit, aber beim Nachbar mal anfragen, der macht sowas auch. Wir ein Haus weiter, Nachfragen und als Antwort bekommen, eigentlich nicht, aber wir haben da eine Nummer mit dem wir zusammenarbeiten. Dort angerufen, bin im Urlaub, komme erst wieder am Wochenende zurück, mmmh. Nochmal zurück zur ersten Firma, nochmal höflich nachgefragt, ja wir haben da auch eine Nummer der arbeitet ab und zu für uns. Anruf, und ja er kommt dann mal am Nachmittag vorbei. So ist das Netzwerk halt, hier kennt einer den, der kennt wieder einen, und …, Hauptsache es funktioniert.

Als Alain dann an Bord kommt, mal die ganze Problematik durchgesprochen, Motor kurz gestartet und zu möglichen Fehlern sein Statement abgegeben.

  1. Einspritzdüsen: alle, denen wir bis jetzt unser Problem geschildert haben, haben diese als erstes vermutet, aber auch immer ganz schnell wieder ausgeschlossen. Der Motor würde nicht sauber/ rund laufen und zum anderen schwarz qualmen; kennt ihr vielleicht, wenn man einem alten Diesel hinterherfährt und beim Gas geben dieser stark schwarz qualmt. Dies wurde dann auch von Alain so vor Ort ausgeschlossen.
  2. Flammglühkerze: (der Tipp ist von einer Firma gekommen, wo wir später das Ersatzteil geholt haben) dabei handelt es sich um ein Bauteil zum Starten vom Motor, die ältere Generation kennt das noch, wo man aktiv vorglühen musste 😉. Bei unserem System träufeln ein paar Tropfen Diesel auf einen Glühstab, der diesen zum verdampfen bring, dieser Dampf wird angesaugt und der Motor spring auch bei kälteren Temperaturen an. Ist jener defekt, tropft der Diesel weiter, läuft dann über den Ansaugstutzen in die Kolben und von da aus vorbei in die Ölwanne. Ist aber ganz leicht zu kontrollieren, Luftfilter abschrauben, dann sieht man das Bauteil schon. Aber hier alles trocken. Und beim Starten würde der Motor auch wieder qualmen, da zu viel Diesel im Brennraum wäre, damit auch ausgeschlossen.
  3. Dieselförderpumpe: das ist eine kleine Membranpumpe, die die eigentliche Einspritzpumpe mit Diesel versorgt. Wenn hier die Membran defekt ist, läuft die Brühe auch direkt in den Motorblock. An die Pumpe kommt man relativ leicht ran, also ausbauen zerlegen und mal schauen. Gesehen habe ich dann leider nichts Offensichtliches. Aber vom Job her kannte ich das auch schon, vielleicht irgendwo ein Haarriss der nicht erkannt wird. Da die Pumpe noch relativ günstig ist, wird hier Ersatz gesucht und auch gefunden, in Antwerpen. Sollte dann mit Paketdienst kommen, auf Nachfrage am nächsten Tag (Dienstag), haben sie es nicht geschafft dieses raus zu schicken, wegen Personalmangel, mmmh. So würde das Teil erst am Donnerstag im Laufe des Tages kommen. So haben wir noch schnell einen Leihwagen für Mittwoch organisiert und das Teil selbst abgeholt. Am späten Nachmittag eingebaut und Testlauf gestartet. Zuvor hatten wir am Dienstag, wo wir ja Zeit hatten, schonmal das alte Öl abgesaugt (immerhin 8 Liter, statt der 4 Liter die eigentlich drin sind) und neues Öl eingefüllt, mit Filtertausch. Die Ernüchterung nach einer Stunde Motorlauf, der Ölstand ist schon wieder gestiegen. Grrrrrrrr. Bleibt nur noch …
  4. Die Einspritzpumpe: auch hier kann es bei einer Undichtigkeit dazu kommen, daß der Diesel direkt in den Motorblock läuft, aber die Pumpe wurde ja beim Motorüberholen auch komplett überholt, zumindest laut Rechnung. Aber im Moment das Einzige was noch übrig bleibt. Da der Aufwand für Aus- und Einbau erheblich sind und beim, vor allem, Einbau so einiges zu beachten gibt, und wir ja eigentlich Garantie darauf haben, lasse ich die Finger davon. Kontaktieren unseren Motoreninstandsetzer erneut, mit der Antwort das sie sich am Montag melden, wenn der Meister wieder aus dem Urlaub zurück ist
die zerlegte Membranpumpe

Tja, so sitzen wir hier im Hafen und machen mal wieder die ein oder andere Kleinigkeit, die es von unserer ToDo-Liste noch zu erledigen gibt, ohne das relativ gute Wetterfenster nutzen zu können, um durch den Ärmelkanal zu kommen. Zum einen sind wir zwar ziemlich gelassen, das haben wir ja schon in den letzten Monaten gelernt, aber trotzdem ist die Stimmung ziemlich weit im Keller (um es höflich auszudrücken). Never ending story.

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Helgoland und Me(e)r

Nachdem wir unseren Gast in Cuxhaven verabschiedet haben, ging es für uns alleine weiter nach Helgoland, damit wir dies auch einmal gesehen haben. Der Nebeneffekt ist dabei der zollfreie Diesel, den es dort gibt und da unser Tank ziemlich viel Luft drin hat, bietet sich das ja an.

Leider war kein nennenswerter Wind und wir sind alles unter Maschine gefahren. Dort angekommen war der Hafen, wie aus vielen Erzählungen, voll. Das heißt hier, im Päckchen legen. Wir als Nummer 5, war es bis zum Abend noch Nummer 6 , der bei uns Längsseits festgemacht hat.

Nach dem Abendessen an Bord gingen wir noch zur „langen Anna“, dem Highlight auf Helgoland, zum Sonnenuntergang. Die kleine Insel hat schon einiges an schöner Natur zu bieten, wenn nicht gerade irgendwelche Gebäude hingestellt worden sind. Am nächsten Tag haben wir noch die „Ortschaft“ erkundet und sind in den anderen Hafen gefahren, um eben unseren Dieseltank zu füllen. Bei weit über 600 Liter die wir benötigten, eine lohnende Angelegenheit. Noch ein paar Einkäufe, Abendessen und nochmal zum Sonnenuntergang ans anderer Inselende, sind aber auch nur 2 km.

Heute war dazu, im Gegensatz zu gestern, Wind angesagt und vorbei an den Basstölpelkolonien waren hier heute noch eine Flugschau ohnegleichen aus nächster Nähe zu bewundern. Daß die Sonne im Meer versinkt, war aber auch heute nicht ganz gegeben, da sich am Horizont noch Wolken befunden haben. Schön war es trotzdem wieder.

Eigentlich wollten wir ja noch einen weiteren Tag hier verbringen, aber wie das bei Seglern halt so ist, hat sich ein günstiges Wetterfenster ergeben das genutzt werden sollte. So sind wir dann gegen 17 Uhr zu unseren ersten Nachtfahrt von unserer Reise aufgebrochen um einen längeren Schlag bis nach IJmuiden/ Niederlande zu machen.

Soweit ist alles auch gut gelaufen, nur mit dem Schlafen in der Freiwache hatten wir beide unsere Schwierigkeiten. Schaukeln beim schlafen und die Geräuschkulisse, muss man sich auch erst wieder dran gewöhnen. Somit war es für uns auch entsprechend anstrengend. Das Gute: unsere Windfahne macht ihre Arbeit. Das Schlechte daran: sie fährt halt stur ihren Kurs und gleicht keinerlei Wellenbewegungen mit aus. Das bedeutet, daß man viel rollt und heftige Bewegungen hat, wenn eine Welle anschlägt. Aber wir sind wohlbehalten mitten in der Nacht um 2 Uhr in IJmuiden angekommen. Das ist halt auch blöde, wenn man die Gegebenheiten vor Ort nicht kennt und einen freien Liegeplatz suchen soll. Dazu unsere zickige JOSA, die in engen Häfen nicht so einfach zu manövrieren ist. Also haben wir frech erst einmal an einen eigentlich gesperrtem Platz angelegt, den wir leicht anfahren konnten. Richtig verlegt haben wir dann nach dem Frühstück, nachdem der Skipper mal die Örtlichkeiten zu Fuß inspiziert hat und sich ein schönes Plätzchen ausgesucht hatte.

Am Nachmittag haben wir dann nochmals Besuch erhalten, wahrscheinlich der letzte für längere Zeit. Wer weiß? Fred und Gerda, die Vorbesitzer unseres Bootes haben es sich nicht nehmen lassen, uns und „Ihr Schiff“ zu verabschieden und sich alle Veränderungen, die wir vorgenommen hatten, anzusehen. Das Fazit: die beiden sind glücklich, daß ihr Schiff, daß sie so viele Jahre hatten, in guten Händen ist und wir über unser Schiffchen. Es war ein sehr netter Nachmittag und diesmal haben wir es nicht versäumt, ein gemeinsames Foto zu machen!

Damit wir zügig vorankommen, sind wir dann am folgenden Tag aufgebrochen, um bis nach Scheveningen zu fahren. Dies sollten nur circa 27 Seemeilen sein und da Westwind (voll auf die Nase) angesagt war, gingen wir davon aus, daß wir dies komplett unter Motor fahren würden und rechneten daher damit, daß wir am Spätnachmittag dort ankommen würden. Aber wie immer: nie passt die Vorhersage so ganz. Wir hatten Wind aus Südwest und konnten somit Segeln. Wir mußten aber kreuzen, was dann aus 27 Seemeilen mal so eben 42 Seemeilen gemacht hat und natürlich länger gedauert hat. Auch waren die Windstärken wieder deutlich mehr als vorhergesagt mit Böen und teilweisen Drehern am Nachmittag. Noch dazu ist uns ein Malheur passiert, aus dem wir wieder mal lernen können: wir haben vergessen, die Luke im Bug zu verschließen, über der unser Dinghi liegt. Da wir aber eben so viel Wind und auch Welle hatten, hatten wir überkommendes Wasser und unsere Bugkabine ist etwas „abgesoffen“.

Entsprechend mußte der Skipper dann auch öfter mal unter Deck verschwinden, weil die Bilge trocken gelegt werden mußte. Nach diesem anstrengenden Tag mußte halt dann am Abend noch die Bugkabine leergeräumt werden, um die Polster trocken zu legen und das Salzwasser mit Süßwasser abzuwaschen. Auch haben wir gleich mal alles salzige in die Waschmaschine gesteckt, so daß wir nachts um 23 Uhr noch Wäsche aufgehängt haben. Aber geschafft!! Wie sagte Lothar? „Again what learned“ Ab jetzt kontrolliere ich alles drei mal, ob es zu ist.

Unser Plan ist jetzt straight weiter Richtung Westen. Heute wollen wir bis Seebrügge kommen, da bis dorthin kein Hafen ist, der für uns eine Option darstellt. Das sind sportliche 60 – 65 sm und wohl komplett unter Motor, da der wenige Wind direkt von vorne kommt. Von dort aus wollen wir dann nach Dünnkirchen, wo wir uns mal eine kurze Pause gönnen wollen.

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Das Tor zur Welt öffnet sich

Das „TOR“ öffnet sich

Ja, wir haben es geschafft und unsere Reise kann beginnen. Aber der Reihe nach.

Zunächst haben wir in Hamburg noch einmal Besuch erhalten. Es sind Arbeitskollegen von Jochen eingetroffen, die sich noch einmal verabschieden wollten. Der ursprüngliche Plan, daß diese Truppe zum Abschied ab dem Starthafen Kiel noch einen Tag mitsegeln, musste ja verworfen werden. Also kamen sie halt spontan übers Wochenende nach Hamburg und wir haben hier noch einen sehr schönen Tag zusammen verbracht. Vielen Dank dafür.

Nachdem unser Ofen eingebaut worden ist, letzte Besorgungen gemacht, das Auto an seinen neuen Besitzer übergeben wurde, haben wir in Absprache mit unserer ersten Begleitung an Bord unseren Starttermin auf Freitag, den 11.08. um 11:30 Uhr festlegen können. Ganz schön genaue Angaben nach den letzten Wochen, aber das hängt auch mit den Gezeiten/Strom auf der Elbe bzw. der Brückenöffnungszeit an der Kattwykbrücke zusammen.

An den letzten Tagen wurde auch noch von uns das ein oder andere am Schiff fertiggestellt, alles nur Kleinigkeiten; hat aber trotzdem aufgehalten, wie immer 😉. Plan von unserer Seite bis Donnerstag alles fertig zu bringen, um am Freitag entspannt alles startklar zu machen und unseren Gast Chris (Freund und ehemaliger Kollege) zu empfangen. Ja, so der Plan! Von unserer Seite hat das auch gut geklappt, von Seite unseres „Offeneinbauers“, na ja. So war der Chef die Woche außer Haus für einen Arbeitseinsatz und dem Angestellten, der uns ja den kompletten Offeneinbau gemacht hat, merkte man deutlich an, das damit auch seine Arbeitsmotivation nachgelassen hat. So war in den fünf Werktagen ja eigentlich genug Zeit, um noch die Blecharbeiten für den Hitzeschutz fertigzustellen, dachten wir. Am Donnerstagabend noch die Frage ob der den morgen fertig wird, wurde mit JA beantwortet, er fängt ja um 8 Uhr morgen an. Chris, unser Gast, war dann schon kurz vor 8 Uhr da, hat noch etwas gefrühstückt, und …. 8:30 und noch keiner da, mmmh. 8:45 Anruf beim Chef; der stinksauer auf seinen Angestellten, da er noch nicht fertig war und wohl heute Urlaub hat. Tja, was machen zwei Metaller auf einem Boot? Umziehen und selbst Hand anlegen. Die Bleche waren in der Werkstatt gelegen, mussten aber noch angepasst werden. So wurde aus einem entspannten Start noch ein recht stressiger. 11:15 Feierabend machen, die restlichen Bleche kommen an Bord und müssen dann unterwegs final noch angebracht werden (der Angestellte wäre alleine niemals fertig geworden). Umziehen, Schleuse anfunken, um die Durchfahrt anzumelden, kurz durchschnaufen und los geht`s. Sowas hasse ich eigentlich, dann geht oft etwas schief. Die Schleusung hat sich dann aber noch etwas gezogen und man konnte erstmal etwas runterkommen. Dann noch auf die Brückenöffnung um 12:30 warten, und wir hatten freie Fahrt für unser erstes Ziel Glückstadt.

unterwegs auf der Elbe

So sitzen wir hier in Glückstadt bei unserm ersten Anlegerbier und müssen erstmal realisieren das „UNSERE REISE“ endlich gestartet ist.

unser „erste“ Liegeplatz in Glückstadt
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Sightseeing, working, waiting oder einfach mal „Urlaub“

Was macht man so den ganzen Tag im Hafen? Eigentlich wollten wir ja schon längst in der dänischen Inselwelt unterwegs sein, um alles ausgiebig zu testen und uns einzuspielen auf die ganzen Manöver, die so auf einem Boot zu bewerkstelligen sind. Aber so ist es nun mal im Seglerleben „erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt“, und drittens kommt es dann doch noch mal ganz anders. Aus Plan B wird dann C und D…

So liegen wir hier in einem Hafen kurz vor Flensburg, damit der Segelmacher kurze Wege hat und auch mal so zwischenrein zum Boot kann. So sind ja zu den neuen Segeln noch einige Zusatzarbeiten geordert, die zu erledigen sind. Zum Großsegel wird noch eine neue Lazybag (einfach gesagt: eine große Tasche in der das Segel bei nichtgebrauch am Baum liegend verstaut wird) gemacht. Außerdem wird eine neue Sprayhood (Wind- und Wetterschutz für´s Cockpit) und eine „Kuchenbude“ (komplette Einhausung für´s Cockpit) angefertigt. Die Sprayhood wurde ja schon in Kappeln vermessen und in der Zwischenzeit angefertigt und musste hier nur noch montiert werden. Die neuen Segel wurden angeschlagen und dann ebenfalls die neue Lazybag am nächsten Tag vermessen. Da die Kuchenbude nur bei gutem Wetter ausgemessen werden kann, hat sich dieser Part wieder etwas gezogen. Dazu muss erklärt werden, daß das „Maß nehmen“ mit einer Folie erstellt wird, dazu darf natürlich der Wind nicht zu stark sein. Und zum Anzeichnen wird ein spezieller Stift verwendet, der wasserlöslich ist; also darf es auch nicht regnen. Da war dann ein besagter Donnerstag angedacht, an dem das Wetter natürlich nicht gepasst hat, aber der Freitag dafür umso besser ist, eigentlich perfekt. So warten wir bis Mittag und es kommt keiner, auf Nachfrage was los ist, kommt die Antwort: Wir sind dabei gleich die Lazybag noch fertig zu machen. Irgendwann kommt dann noch am Nachmittag die Info, daß sie damit heute nicht mehr fertig werden, grrrrr. Dann ist Wochenende und für die kommende Woche ist das Wetter so lala gemeldet, wieder mal warten.

In der Zwischenzeit erkunden wir die Umgebung mit den Leihrädern vom Hafen, machen auch die ein oder andere Wanderung, müssen Besorgungen/ Einkäufe machen und, und, und. So bringen wir die Tage auch rum, dazwischen waren natürlich auch wieder mehrere Besuche da.

Die neue Woche beginnt – und der Segelmacher kommt 😉Es wird ausgemessen, gemacht und getan, hier und da kleinere Nacharbeiten und bis Freitagnachmittag ist alles soweit fertig. Hurra!!! Wie wir in der Zwischenzeit erfahren haben, war es auch deren letzter Arbeitstag vor dem Betriebsurlaub. Da war doch was mit „wo ein Wille …“. 😊

So sitzen wir gleich am Abend bei bescheidenen Verhältnissen in unserem Cockpit und genießen das Abendessen draußen mit anschließender abendlicher Unterhaltung in Form von wieder mal einen Blogeintrag zu schreiben. Schön, so einen Wind- und Wetterschutz zu haben.

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Wo ein Wille, da auch ein Weg

Der neue Kabelbaum ist dann ja mal endlich drin. Auch wenn der Mitarbeiter uns ein großes Loch in die Wand machen wollte, hat das auch ohne jenes geklappt, „wo ein Wille, da auch ein Weg“. Hat zwar von mir einiges an Mühen und Zeit gekostet, aber immer noch schneller, wie eine Revisionsöffnung zu erstellen – von der Optik ganz zu schweigen. Genauso war es dann auch mit der Kabelbaumverlegung im weiteren Verlauf des Motorraumes. „Der geht nicht mehr durch die alte Öffnung, und da müssen wir nur hier und da noch ausschneiden“. Ich habe das erst mal so akzeptiert und gesagt: ich schneide selbst aus. Als die Mitarbeiter dann abgezogen waren, habe ich mich dem Ganzen nochmal angenommen und siehe da: „wo ein Wille, da auch ein Weg“. Mit etwas Geduld und fummeln ist der Neue Strang jetzt auch im Alten drin. Hat letztendlich alles nicht länger gedauert wie evtl. Umbauarbeiten, eher noch schneller. Man muss einfach nur wollen. Bei den ersten Testfahrten hat sich dann herausgestellt, daß doch noch nicht alles funktioniert. So geht die Temperaturanzeige für das Kühlwasser noch nicht und ein sporadischer Fehler „ich nehme das Gas nicht richtig an und mag auch keine Leistung/ Drehzahl geben“ trat auf (sporadische Fehler sind für jeden Schrauber ein Graus, da spreche ich aus eigener Erfahrung).

Bei der Testfahrt sollten dann der elektronische Kompass und der Autopilot kalibriert werden, das will das System so, sonst geht gar nix. Dazu muss es ruhige Bedingungen haben. Da es heute Windstill ist – Perfekt! Das Ganze geht dann auch eigentlich ziemlich einfach, im Menü des Systems die entsprechenden Geräte auswählen, auf Kalibrieren drücken und den Anweisungen folgen. Bei dem Kompass ist es so, daß man in einer bestimmten Drehgeschwindigkeit einen Kreis fahren muss, fertig. Der erste elektronische Kompass war ja schon in Griechenland montiert und es hat da auch tadellos funktioniert. Jetzt ist noch ein zweiter dazu gekommen, der nur für den Autopiloten zuständig ist, und dieser wollte partout seine Kalibrierung nicht durchführen. Nach unzähligen Kreisen im Hafenbereich, schnell, langsam, linksrum, rechtsrum hatte ich irgendwann die Sch…. voll. Wir fahren mal auf die Ostsee raus, vielleicht geht’s ja da. Auch hier das gleiche Spiel, dann der Anruf beim Hersteller: „ja müsste doch eigentlich ganz einfach…, vielleicht ist der Kompass auch defekt“. Mmmmh, würde heißen einschicken, warten auf Überprüfung und dann wieder zurückschicken, na gut. Ein letzter Versuch von mir, den Kompass mal vom System zu trennen kann ja nicht schaden. Dazu die Verkleidung ab und die Steckverbindung gelöst, kurz warten und wieder zusammen. Ein neuer Versuch mit der Kalibrierung zu starten und einen Kreis fahren, und siehe da: es funktioniert! „wo ein Wille….“

Wilde Kreise… Im Hafenbereich und auf der Ostsee

Da es zeitlich schon etwas fortgeschritten war, ging es dann zurück zum Liegeplatz. Hier dann die Verkleidung wieder montiert und bei der Kontrolle von den Daten der erschreckende Blick, hier stimmt doch wieder was nicht. Verkleidung wieder ab, Kontrolle wieder alles ok, mmmh. Jetzt war der Fehler ganz schnell gefunden. In der Verkleidung haben wir die alten Anzeigen drin gelassen, da wir diese optisch sehr schön finden und ein gewisses Flair haben. Diese dann mal an den mechanischen Kompass gehalten und siehe da, er bewegt sich leicht, heißt in den Anzeigen ist ein Magnet verbaut, der den elektronischen Kompass stört. Meine Aufgabe für den Abend: alle Anzeigen zerlegen und ausräumen. Mich wundert nur, daß der erste Kompass so tadellos funktioniert hat und uns von GR nach Hause gebracht hat 😉. So sind wir dann am nächsten Tag nochmal rausgefahren, zur Sicherheit nochmals beide Kompasse kalibriert, was dann auch anstandslos funktioniert hat, der ganze Zirkus vom Vortag nur wegen so ein paar kleinen Magneten.

Die alten Anzeigen in der Mitte, hinter denen sich die elektronischen Kompasse befinden.

Jetzt konnten wir uns auch noch den Autopiloten vornehmen, der auch noch eine Kalibrierungsfahrt verlangt, wo er dann ein paar Schlangenlinien fährt, um das steuerverhalten des Schiff‘s zu erkennen und sich dann entsprechend automatisch einstellt, Sachen gibt´s. Feintuning der Einstellungen können auch noch vorgenommen werden, dies geht aber dann nur unterwegs mit Seegang.

In der Zwischenzeit war auch einiges an Besuch da, lange geplante, spontane und Überraschende. DANKE an ALLE es hat uns sehr gefreut.

Einer der Besuche waren Armin und Martin, die uns ja schon beim Refit unterstütz haben. Mit den Beiden bin ich dann nochmal das Motorenproblem angegangen. Armin hatte so ein Phänomen auch schon einmal an seinem Bulldog (Traktor), hier hat der Stoppzug am Motor nicht ganz geschlossen. Bei der Überprüfung stehlt sich bei mir das gleiche Problem dar. Problem gefunden, danke für die investierte Zeit in eurem Urlaub.

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An Tagen wie diesen…

Ich habe lange überlegt, diese Zeilen zu schreiben beziehungsweise zu veröffentlichen. Aber auch das gehört, so finde ich, zu einer Reise dazu. Wie auch bei unseren Beträgen zu lesen ist, schreiben wir nicht nur über das Schöne, nein das „Andere“ gehört einfach auch dazu.,

Man liest/ hört viel über Abschiede, gleich ob von zu Hause oder von anderen Blauwasserseglern/ Reisenden. Sie fallen nicht leicht, und da spielt es keine Rolle ob es die Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen, Weggefährten usw. sind.

Sind wir doch schon so oft für längere Zeit verreist – zuletzt die acht Wochen um unsere JOSA von Griechenland nach Kiel zu überführen – oder die vielen Urlaube die bei uns meist über drei Wochen gegangen sind. Es ist doch etwas anderes, wenn man weiß, am Ende kommt man zurück. Wobei, zurück wollen wir ja schon wieder kommen 😉.  Aber trotzdem, die geplante Zeitspanne ist doch eine Andere. Sind doch alle (bis auf ein paar Zipperlein) Gesund die wir so kennen und lieben. Nichtsdesdotrotz haben unsere Eltern ein gesegnetes Alter und das Leben schreibt seine eigenen Regeln und Geschichten, sehen wir alle nochmal wieder? Wie ist es mit den Kollegen? In dieser Zeitspanne kann auf dem heutigen Arbeitsmarkt so einiges passieren…

Mit diesen Gedanken muss man sich auch schon weit am Anfang der Planungen und Vorbereitungen  auseinandersetzen: will ich das? Irgendwann steht auch hier eine Entscheidung und man macht hier einen „Haken“ auf der To-do-Liste.

Dann kommt einer dieser Tage, bei mir war es unsere kleine Abschiedsfeier. Jeder fragt noch das ein oder andere, man sitzt in geselliger Runde zusammen, erzählt macht Witze. Eigentlich eine ganz normale Feier. Doch dann kommen die ersten Verabschiedungen, die eine oder andere ist schon schwergefallen. Die ersten Tränen sind da schon gekullert, auch hinterher wenn ich die Feier nochmals Revue passieren ließ, kam es nochmals durch.

Aber es ist nicht nur der Abschied von Personen, nein es ist auch die Heimat. Die letzte Mountainbiketour auf meinem Hausberg, dem Schwanberg, mit einem guten Freund. Hier das gleich Spiel, das letzte mal die Trails unter den Reifen, die Ausblicke und und und… Komisches Gefühl, auch hier kullern sie wieder. So kommt es immer wieder mal vor in den letzten Wochen.

Dann kommen die letzten Tage. Nochmal den ein oder anderen Abend mit Freunden zu verbringen, Verabschiedungen und Wünsche an allen Ecken und Enden, immer wiedermal kullern sie.

Der „Letzte“ sah bei mir so aus das ich sehr früh los musste. So sitzt du alleine am Frühstückstisch und weißt „du sitzt hier das letzte Mal“, das letzte mal die Haustür zuziehen. Fährst los, sagst zu den Nachbarn nochmal innerlich SERVUS, das letzte mal durch die Straßen, das letzte mal die Umgebung. Ich versuche mich damit abzulenken, schon an das nächste zu denken: was alles noch zu erledigen und zu planen ist; hilft aber auch nur bedingt. Sie kullern immer wieder. Dann kommt bei der Fahrt durch Kitzingen dieser Song von den „Toten Hosen“ der mich dann zu dem Titel inspiriert hat, und wieder…

Ich dachte im Vorfeld nicht, daß mich das so Emotional mitnimmt, ehrlich. Auch wenn ich diese Zeilen schreibe haben die Augen einen erhöhten feuchtegrad.

Abschied nehmen fällt schwer, mal mehr, mal weniger. Dies wird uns auf unserer Reise wohl noch öfters passieren, was man so von anderen hört und liest. Noch sind wir hier in D, es haben sich auch noch einige angemeldet, uns zu besuchen, wieder gibt es Abschiede… Es ist aber auch noch genug Arbeit da, um sich von den Gedanken abzulenken.

Ich begnüge mich mit dem Gedanken, daß es einen Abschied geben muss, um Neues zu entdecken und zu erleben. Deswegen machen wir diese Reise ja schließlich auch. Die Welt ist zu groß und zu schön, um nur vor der Haustür zu bleiben, auch das haben wir schon auf unseren „Kurzurlauben“ gelernt.

…kein Ende in Sicht.

J.

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Und wenn du denkst es geht nichts mehr…

…kommt von irgendwo ein Vöglein her….. und sagt: „es geht noch schlimmer“. Aber erst mal der Reihe nach:

Waren die letzten Tage mehr durch irgendwelche Termine geprägt, waren wir auch schon bei dem Gedanken, am Wochenende unseren ersten Schlag zu unternehmen.

Nachdem ich die letzte Woche ja noch alleine zum Schiff gefahren bin, war Sabine Zuhause fleißig am Wohnung ausräumen und putzen. Ich bin dann am Freitag wieder heim mit dem Auto, um noch etwas zu unterstützen und meine sieben Sachen zu packen und meinen Firmenwagen abzugeben. Da es das verlängerte Pfingstwochenende war, ging es erst am Dienstagfrüh los.

In Köln angekommen, wurden dann alle Sachen bei den entsprechenden Abteilungen zurückgegeben und natürlich Tschüß gesagt. Noch bei der Leihwagenfirma vorbei, Auto abholen, und los geht’s nach Kappeln zum Boot. Sabine war dann auch am Nachmittag von Zuhause gestartet, um zu folgen.

Am angesagten Dienstag wurde bei meiner Abwesenheit der Motor weitest-gehend angeschlossen. Für den Donnerstag war der Krantermin um 8:30 Uhr angesetzt. Heisst, am Mittwoch alles noch soweit fertig machen, damit zum Kranen alles fertig ist. Unseren neuen Leinen wurden in den Mast gezogen, der sollte ja, wenn der Motor läuft, auch gleich noch gestellt werden und und, und…

Zu guter Letzt musste der Leihwagen noch in Kiel zurückgegeben werden, so war es dann schon weit nach 22 Uhr, bis wir wieder zurück waren. Am Donnerstag dann früh aufstehen, ab 8 Uhr muss man bereit sein. Brot zum Frühstück war nur noch wenig da, also noch schnell zum Bäcker gelaufen. 6:30 dort angekommen, öffnet aber erst um 7 Uhr, Grrrrrrr. Da sind wir aus der Heimat verwöhnt von Öffnungszeiten um 5:30 und man bekommt auch schon was um 5 Uhr. Naja Urlauberregion halt, und unverrichteter Dinge wieder zurück. Letzten Reste zusammenkratzen, weniger ist auch manchmal mehr.

Pünktlich um Acht stehen die Jungs da, damit um Halb das Boot am Kran steht, läuft. Wenn das Boot dann am Haken hängt werden noch die letzte Schichten Antifouling am Unterwasserschiff aufgetragen, an denen man vorher nicht rangekommen ist. In der Zwischenzeit ist der Angestellte von der Motorenfirma aufgetaucht, läuft. Nun kommt das Boot ins Wasser, bleibt aber noch in den Schlaufen hängen bis von uns das OK kommt, daß alle Borddurchlässe dicht sind. Nach kurzem Check werden die Gurte gelöst, unser Mädchen ist zurück in ihrem Element, Hurra.

Dann werden die Restarbeiten am Motor erledigt und der erste Startversuch wird sogleich mit Erfolg gekrönt.

Einzig die Anzeigen für den Motor zeigen nicht das an, was sie sollen und meine neue Lichtmaschine bekommt auch keinen Einschaltstrom. Nach einem hin und her beschließt der Monteur am Schaltpanel eine Kabelbrücke zwischen zwei Kabeln zu installieren. Ich konfektioniere ein passendes Kabel und setze die Brücke. Nach einen Blick in den Motorraum und auf die Anzeigen gehe ich zurück an die Rückseite vom Schaltpanel und sehe nur Rauchschwaden, ich sofort: „wir haben einen Kabelbrand!!!!“ Sofort die Brücke entfernt und die Rauchschwaden erst einmal abziehen lassen, bis der Schaden begutachtet werden kann. Was nun folgt sind erst einmal lange Gesichter. Es folgen einige Telefonate, Besuch von einem Elektriker… Fest steht, daß es ein Kabel im Kabelbaum ziemlich übel erwischt hat, und da man nicht in den Kabelbaum schauen kann muss jetzt dieser komplett ersetzt werden.

Heisst: schauen, ob man für einen 40 Jahre alten Motor noch sowas bekommt, wenn nicht bedeutet das: selbst anfertigen. Für uns ist wieder mal warten auf Info angesagt, ob, wann, wie lange… Bis zum Abend verholen wir dann das Schiff zu einem Liegeplatz am Steg. Das funktioniert indem der Anlasser mal gebrückt wird. Wenigstens ein Vorteil, wenn man eine alte Maschine hat, die läuft auch ohne den ganzen elektronischen Scheiß.

Jetzt sitzen wir auf unserem Boot in Wasser, Sabine ist vollkommen durch den Wind, kann sich aber noch aufraffen, um uns ein Abendessen zu kochen.

Die neueste Info, die wir am heutigen Freitag erhalten haben (jaaaaa, wir haben eine Info erhalten, aber erst nachdem wir versucht haben anzurufen;-): sie sind mehrere Quellen angegangen, auch Perkins direkt, um einen kompletten Strang zu erhalten. Wenn sie nichts bekommen, kommen sie am Dienstag und bauen den defekten Strang aus und lassen von einem Elektriker einen kompletten Strang neu bauen. Also warten wir bis Dienstag. Da soll unsere JOSA dann auch endlich wieder ihren Mast erhalten. Was tun??? Wie immer – warten.

3700 Seemeilen später…

Nun, nachdem die erste Arbeitswoche schon wieder hinter uns liegt, wollte ich noch ein kleines Resümee unserer vergangenen Reise ziehen.

Zu aller erst möchte ich mich bei allen beteiligten Personen bedanken, die uns begleitet haben, sei es on Board oder auch bei denen, die Unterstützung aus der Heimat geleistet haben. Sei es durch eine telefonische Auskunft bei Problemen, Garten- oder Postdienst oder auch durch die moralische Unterstützung sowie jeder anderen Hilfestellung; dies auch im Vorfeld oder Nachgang unserer Reise

DANKE das ihr mit eurer Unterstützung dazu beigetragen habt, uns die Reise zu ermöglichen und zu verwirklichen.

Für mich als Skipper ist das erste Anliegen, (und das auch ein sehr wichtiges), daß alle Crewmitglieder gesund und munter an ihrem Ziel ankommen. Wenn dann noch alle gerne wieder kommen würden: alles richtig gemacht. Zum Ersten kann ich nur sagen: 2 Pflaster (eine kleine Schnittverletzung bei der Essenszubereitung) und ca. eine komplette Packung an Reisetabletten (bleibt auf einem Schiff in  acht Wochen leider nicht aus) kann sich sehen lassen. Zum Zweiten kann ich nur sagen, ich habe nichts Gegenteiliges gehört. Auch hier nochmal der Dank an alle Crewmitglieder für ihr umsichtiges Tun und Handeln.

gut ausgestattet, aber zum Glück fast nichts gebraucht…

Für uns war es natürlich auch das erste Mal, daß wir so eine lange Segelreise unternommen haben, mehr als zwei Wochen am Stück hatten wir bis dahin auch noch nicht auf unserm Kerbholz. Das ganze noch unter Eigenregie und Organisation, nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen. Aber man wächst mit seinen Aufgaben. Ich kann von mir behaupten, daß ich so etwas nicht bis ist kleinste Detail vorbereite, sondern nur das „Grobe“ und der Rest kommt dann schon. Was bringt mir es im Vorfeld, alles durchzuplanen und dann kommt es doch ganz anders. Gerade beim Segeln gibt es so viele wenn und aber, wo flexibel reagiert werden muss. Das habe ich schon immer so gehandhabt, bei all unseren Urlauben, und bin eigentlich noch nie schlecht damit gefahren. Klar war schon das ein oder andere mal der Gedanke da bei einem unserer Motorradurlaube, nach einem langen und anstrengenden Tag, jetzt in die Unterkunft, die man schon im Vorfeld gebucht hat und Füße hoch. Anstatt in der Urlaubszeit noch was freies zu suchen/ finden. Aber wieviel schöne Momente stehen dagegen, wo man sagt: hier bleiben wir oder wir fahren noch ein Stück weiter.

Zurück zum Thema. Wir haben sehr viel dazu gelernt in den Wochen. Haben unser Boot kennengelernt und Vertrauen in das Schiff bekommen. Es waren ja einige nicht ganz einfache Situationen dabei, die unsere Gute klaglos weggesteckt hat. Die erste Woche unserer Reise war für mich dann auch gleich die Schwierigste. Viele Probleme, die geballt am Schiff auftraten, dazu noch meine weibliche Crew, die zum Teil zum Totalausfall wurde. Ich war schon der Verzweiflung nahe, wenn das so weiter geht, na dann …. Hier hat mich dann Clemens bei Laune gehalten, mit seiner Ruhe und die Unterstützung, die er geleistet hat. Bei einem kurzen Telefonat mit Kay wegen einem elektrischen Problem und einem kurzen „Auskotzen“ bei ihm, kam nur der Satz „es sind doch nur Kleinigkeiten“. Genau diese fünf Worte habe ich mir dann unterwegs noch einige Male in Gedanken gerufen, wie Recht er damit doch hat. Alles konnte soweit ohne größeren Aufwand behoben werden. Einzig das Konto hat etwas geheult, da konnte ich aber drüber hinweg hören. Investitionen die zum Teil schon auf der „To-Do-Liste“ standen, sind halt etwas vorgezogen worden.

Delfine am Boot, die klaren Sternennächte… (das kennt ihr ja schon alle) heben dann auch wieder die Laune, wenn diese mal wieder am Boden liegt. Einzig der zeitliche Rahmen war immer wieder das Thema und ehrlich gesagt ein Dorn im Auge. Wenn wir bedenken, an was für Orten wir doch vorbei gekommen sind, die wir einfach links liegen lassen mussten, die für viele Segler Traumziele sind. Wir könnten heulen.

Mit dem Wetter hatten wir ja auch richtig Glück. Der Wind war und ist ja immer ein Punkt, über den man streiten kann, es hätte auch noch viiieeel schlechter kommen können. Im Großen und Ganzen hat es ja gepasst. Regen hatten wir ja auch nicht wirklich. Den ersten Regen hatte wir erst auf dem Atlantik, Andreas hatte ihn in seiner Wache für ca. 1 Stunde, quasi nix. Wer schon einmal den ganzen Tag bei strömenden Regen gesegelt ist, weiß, von was ich rede. Der erste anhaltende Regen war ja dann auf Norderney, in der Nacht im Hafen. Früh morgens dann noch die letzten Reste beim Ablegen, das wars auf der Tour, erst in Kiel im Hafen gab es dann wieder welchen.

In Kiel angekommen hatten wir dann noch ein paar Tage zum „runterkommen“. So wurde dann noch einmal klar Schiff gemacht, bevor die Familie zum Besuch anstand und mit der wir dann auch noch einen kleinen Segelausflug nach Damp unternommen haben; von ihnen war bis dahin noch keiner auf einem Segelboot unterwegs. Auch hier war alles in Ordnung, und trotz vorheriger Bedenken wegen Seekrankheit blieben alle Seefest.  So verbrachten wir dann auch endlich mal die erste Nacht alleine auf unserem Schiff, bevor es schon wieder ans Packen ging für die Heimreise.

das Ziel unserer Reise: das ein (oder andere) Fischbrötchen vom „Goldfisch“ und ein (oder mehr) Eis vom „Eiswerk“ in Kiel-Schilksee

Ich möchte die Zeit nicht missen, anstrengend aber schön. Jetzt wo die erste Woche danach rum ist, laufen die Vorbereitungen schon wieder für den nächsten Schritt: das Boot soll nach Hause kommen.

Wir werden berichten.

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