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Tag 49 – Norderney Hafentag

Nachdem wir gestern hier schön von der SAR Eugen an der Kaimauer „abgelegt“ wurden, ging es heute morgen für den Skipper als erstes daran, den Mangel an unserem Motor zu beheben. Nach diversen You-Tube-Filmen (da war nix passendes dabei) und schmökern in seinem kurz vor der Fahrt neu erworbenen Motorhandbuch (in Deutsch) hat er den Motor entlüftet und nach einer halben Stunde Fummelei lief unser altes Mädchen wieder. Ein toller Gerät!!! (wie der Nicht-Deutsche sagen würde)

vorne die Eugen, links unsre JOSA

Wir Mädels sind dann mal losgezogen, um zu sehen, ob wir nicht noch einen Liegeplatz in der Marina an einem Schwimmsteg bekommen. Unser Liegeplatz war halt schon etwas „unkomfortabel“ an der Kaimauer. Bei einem Tidenhub von 2 – 3 Metern müssen hier die Festmacherleinen entsprechend mit genügend Lose befestigt werden. Denn, wenn wir bei Hochwasser anlegen und unser Boot mit den normalen Längen befestigen und das Wasser sinkt dann, dann haben wir das Problem, daß unser Boot nur an den Leinen in der Luft hängt. Genauso hatte ein Nachbarlieger seine Leinen zu kurz befestigt und Jochen ist mal zu ihm runtergeklettert und hat mal angeklopft und ihn darauf hingewiesen, daß sein Bug schon auf Zug in der Luft hängt und er doch seine Leinen etwas lockern müsste.

Entsprechend müssen wir bei Niedrigwasser halt auch die Kaimauerleitern hoch- und runterkraxeln, die natürlich auch glitschig sind, weil sie die Hälfte des Tages ja unter Wasser stehen und sich hier alles Mögliche ansiedelt.

unsere Kaimauer und -leiter mit unserer „ich-zieh-mir-das-Boot-her-Hilfsleine“ an der Leiter befestigt

Der Hafenwart der Marina hatte aber keinen Platz mehr für uns, also bleiben wir halt, wo wir sind.  Wenigstens die Duschen dürfen wir gegen einen kleinen Obulus benutzen. Dann noch geschwind zum Shopping und die Vorräte aufgefüllt. Oh, lecker Zwetschen. Gut, ich backe heute einen Zwetschgenplootz (fränkisch für Zwetschenkuchen vom Blech).

Jochen hat dann noch etwas am Boot rumgewerkelt, während ich den Kuchen gebacken habe. Ein Blech haben wir dann den Jungs von der Seenot rüber getragen, die sich in ihrer überschwenglichen norddeutschen Art gefreut haben: „Jo“. Wie beim Franken: ned gmeckerd, is gelobd genuch!

Später sind wir dann auch noch mal losgezogen und haben uns etwas von Norderney angeschaut. Also von Corona ist auch hier nicht viel zu merken. Strand und Stadt proppevoll, alle Restaurants, Cafes und Kneipen bis auf den letzten Platz besetzt.

Nach unserem leckeren Abendessen sind wir früh zu Bett, weil wir morgen zeitig mit dem ablaufenden Wasser rausfahren wollen. Und das ist nun mal gegen 6 Uhr.

Tag 48 – Borkum – Norderney

Der Tag fing an, wie jeder der letzten Tage: uns wurde klar, daß wir heute wieder motoren werden müssen, da wieder mal kein Wind vorhergesagt wurde.

Wir sind gegen 10.30 Uhr gestartet, damit wir mit dem Strom aus Borkum hinausgezogen werden. Zunächst konnten wir dann auf Kurs Richtung Osten noch einmal kurz die Segel setzen, dies hielt aber nicht lange an, so daß wir aufgegeben haben und die Segel wieder runtergenommen haben.

Wir hatten keinen Wind, aber es stand noch die Dünung vom Vortag. Also hatten wir wieder eine sehr unruhige Fahrt mit ewigem Gerolle.

Vor der Einfahrt nach Norderney dann die Frage, ob wir durch das Nebenfahrwasser kommen oder ob wir um das Riff herum in das Hauptfahrwasser müssen, was uns locker 2 Stunden gekostet hätte.

Da wir vor dem Nebenfahrwasser mit Niedrigwasser ankamen, beschlossen wir, mit der einsetzenden Flut durch dieses Nebenfahrwasser zu fahren. Lt. Karten hatte dies bei Niedrigwasser (NW) einen Stand von min. 2 Meter, dazu kommt der Pegelstand bei NW von +0,3 Meter und die halbe Stunde nach NW, die wir bis dahin brauchen. So sollten wir mindestens 2,5 m Wassertiefe haben, was uns ja ausreicht. Mit der Bereits auflaufenden Flut werden es dann ja noch mehr.

Also sind wir da sehr langsam reingetuckert. Wir sind dann auch auf Sandgrund „aufgelaufen“, was aber bei unserem Kiel nicht so schlimm ist. Die Flut nimmt uns ja mit. Nur wo ist hier die angegebene Wassertiefe? Mit der Maschine zurück brachte keinen Erfolg, da die Strömung zu stark war. So beschlossen wir noch kurz zu verweilen bis die Flut hoch genug steht und wir wieder frei kommen. Nur dummerweise kamen dann, bei einem gewissen Pegelstand, die Wellen. Die haben uns dann so sehr gekrängt (Schräglage), und hat wohl dazu geführt, daß unser Motor Luft gezogen hat und ausging. Er lies sich leider nicht mehr starten. Jetzt waren wir natürlich ruderlos, ohne Motor keine Ruderwirkung. Entsprechend wurden wir dann von den Wellen dahin gedrückt, wo wir nicht hinwollten – auf flacheres Wasser. Wir hatten Krängung, Welle und die Schläge am Kiel, wenn wir kurz von der Welle angehoben wurden und wieder auf Grund aufkamen.

Der Skipper hat daraufhin dann die Seenotrettung per Funk angerufen. Diese haben zugesagt, in 15 Minuten da zu sein. In dieser Zeit haben andere Schiffe, die in der Nähe waren, gewarten, ob akut Hilfe notwendig wäre. Jochen ist dann an Deck und hat noch den Anker geworfen, damit wir nicht noch mehr auf das Flachwasser gedrückt werden. Christine war am Ruder und hat das betreut und ich saß vor dem Funkgerät und habe mit dem Seenotrettungskreuzer „Eugen“ den Kontakt gehalten.

an dieser Tonne S 6 hingen wir fest
Christine bewacht das Ruder – wieder lachend im Schlepp

Bis diese dann vor Ort waren, hatten wir wieder 6 Meter Wasser unter dem Kiel, wir waren quasi „freigehoppelt“. Der Motor lies sich jedoch nicht mehr starten und die Eugen nahm uns dann ins Schlepptau mit dem Ziel Norderney. In der Hafeneinfahrt wurden wir längsseits genommen und an die Kaimauer herangefahren. Nachdem wir dort fest waren, hat die Eugen uns wieder frei gelassen und hat Feierabend gemacht.

Die Jungs von der Eugen haben uns dann gesagt, daß wir die Tonne an der falschen Seite hätten passieren müssen, da sich die Sandbank verschoben hätte und das tiefere Wasser jetzt auf der anderen Seite der Tonne wäre….Tja, das ist halt das Wattenmeer.

Vielen herzlichen Dank an die Jungs von der DGzRS – das hat super funktioniert!!!

Christine hat glückerlicherweise einige Bilder gemacht, so daß wir hier das auch zeigen können, wie das abläuft:

glücklich im Hafen vor „unserer“ EUGEN

Wie schon in dem Bericht bei den Orkaangriffen erwähnt, ist es gut zu Wissen, daß es die Seenotretter gibt und diese schnell zur Hilfe eilen. Nur hätte keiner von uns gedacht, daß wir die Hilfe der „Jungs“ so schnell auch einmal selbst benötigen.

DANKE nochmals.

Fest am Kai, alle Gesund und Munter, sind wir dann noch zum Essen gegangen. Das ganze sacken lassen und verdaut.

Tag 47 – Borkum Hafentag

Heute hieß es wieder erst einmal richtig ausschlafen!!! Christine war dann beim Bäcker und hat uns erstmals seit fast 7 Wochen mit deutschem Backwerk versorgt. Was ein Unterschied!!!

Beim Reinigen des Bootes – ja, wir sind wieder in Deutschland „Den Wasserschlauch könnt Ihr aber nicht nehmen, der hängt auf unserer Wasseruhr, das müsstet ihr aber bezahlen“ – ohne Worte…das haben wir wirklich nicht vermisst unterwegs; die Brötchen schon.

Heute nachmittag haben wir uns dann mal zu einer geführten Wattwanderung angemeldet. Wie uns die Dame vom Hafen bestätigt, habe ich uns den richtigen Wattführer ausgesucht, ein Borkumer Urgewächs namens Albertus Akkermann.

Und was soll ich sagen? Die Wattwanderung war echt toll. Wir haben auf sehr lustige und unterhaltsame Art und Weise sehr viel erfahren und gesehen und selbst gemacht. Der einzige Minuspunkt: es war eine sehr große Gruppe. Aber das zeugt wieder vom guten Ruf des Führers; in einer anderen Gruppe waren gerade mal 6 Personen, wir waren bestimmt 40.

Bertus hat verschiedene Muschelarten und Wurmarten ausgebuddelt und anschaulich präsentiert, wie sich diese fortbewegen und z.T. auch beissen.

Aber das wichtigste, was wir gelernt haben: „Gehe im Watt niemals da, wo keine Wurmhäufchen sind!“ Das ist Schlick, in dem man bis zur Brust versinkt.

Hier einige Impressionen von den vielen tollen Bildern, die wir gemacht haben:

Wir haben gelernt, daß Herzmuscheln „laufen“ können:

Tag 46 – Terschelling – Borkum

Wir sind heute morgen überpünktlich um 6.30 Uhr aus dem Hafen von Terschelling West herausgefahren, da wir ja wieder eine große Etappe zu meistern hatten. Das Frühstück haben wir erst unterwegs eingenommen, da ja wieder mal ein Wind- und Wellenloser Tag gemeldet war und so das Frühstücken kein wackelndes Problem darstellt.

Wie vorhergesehen mussten wir den ganzen Tag wieder unser Dieselross laufenlassen, gegen Nachmittag konnten wir wenigstens unser Vorsegel noch etwas zur Unterstützung mit einsetzen. Zunächst ging es etwas zäh vorwärts, da wir ja am Vormittag noch gegen den Strom anfuhren. Wenn das so weitergeht, wird es 22 Uhr, bis wir Borkum anlaufen.

Fahrwassertonne bei Borkum, schon auf deutschem Boden (ääh Wasser)
Borkum Anfahrt

Aber auch dieser Strom hat irgendwann gekippt und wir sind wieder ordentlich mit angeschoben worden, so daß wir gegen 19 Uhr im Borkumer Schutzhafen festgemacht haben. Auf unserem Seemeilenzähler standen dann letzendlich 80 sm.

Ja, wir sind wieder in Deutschland…..“nö, Papiere brauche ich nicht, nur den Impfausweis oder den PCR-Test, sonst dürft Ihr hier nicht festmachen“. Dieser krasse Gegensatz wieder zu allen anderen Ländern!!! (OK, außer Malta – die sind noch schlimmer)

unsre Nachbarlieger gegenüber, wir sind schon ganz schön klein 

Tag 45 – Ijmuiden – Terschelling

Nachdem uns die Vorbesitzer unserer JOSA gestern noch besucht hatten, verbrachten wir einen geselligen Abend an Bord, bei dem wir noch das ein oder andere über unser Schiff erfahren haben.

Danke nochmals an Gerda und Fred für ihren Besuch, es hat uns sehr gefreut, sie zu sehen. Leider haben wir in der ganzen Freude vergessen, ein gemeinsames Foto zu machen 😦

Nogmaals bedankt aan Gerda en Fred voor je bezoek, wij waren erg blij om je te zien. Vriendelijke groeten, en wij hopen je nog die eene of andere keer te zien.

So ging es dann heute früh um 6:50 Uhr aus der Hafenausfahrt hinaus. Unser nächstes Ziel ist die holländische Insel Terschelling, ca. 65 sm Wegstrecke liegen vor uns. Der Wind, das himmlische Kind, soll lauf Vorhersage sogar aus der passenden Richtung für uns kommen. Leider aber so schwach, daß wohl jeglicher Versuch, das Ziel heute noch unter Segel zu erreichen, scheitern wird. Man könnte auch fast behaupten, es wäre Flaute; die See ist auf jeden Fall im Moment spiegelglatt.

Leider mussten wir den ganzen Tag unter Motor fahren, hatten aber das Glück, daß uns der Strom ordentlich angeschoben hat und wir dann doch zwischenzeitlich mit 7 – 8 Knoten vorwärts gekommen sind, s0 daß es nicht so spät mit der Hafeneinfahrt wurde, wie befürchtet. Wir sind heute auf der Tiefenlinie entlang gefahren, die auf der Karte die Wassertiefe von < 10 Metern anzeigt. Dort an dieser Kante waren die ganzen Fischer unterwegs und hatten ihre Netze im Wasser. Da wundert es nicht, daß unsere Meere ziemlich leer sind. Es schaut aber schon gut aus, hier einige Bilder vom arbeitenden Fischervolk:

Gegen 18 Uhr haben wir dann in dem übervollen Hafen in „3. Reihe“ an einem anderen Schiff festgemacht und Christine hat als erste Tat nach dem Anlagen (ja, vor dem Anlegerbier) einen Tisch im „Hexenkessel“ bestellt.

der proppevolle Hafen – eine Gasse zum Durchfahren ist ja noch vorhanden 🙂

Zum Glück war das die erste Tat, es war nämlich der letzte freie Tisch. Ich muss sagen, es war sehr lecker, auch wenn die holländische Zusammenstellung des Essens doch manchmal etwas ungewöhnlich ist. Als Beilagen wurden lt. Karte grundsätzlich Gemüse gereicht, dazu Frites, Kartoffeln oder Reis. Als Gemüse kam dann ein Chicoree-Gemüse, was relativ herb war und dazu ein süßes Rhabarber-Kompott (!!). Kann man essen, würde ich aber so nicht servieren.

Im Hafen lagen auch sehr viele große Traditionsschiffe, die Plattbodenschiffe. Das sieht man bei uns so leider nicht mehr, da die Auflagen für das Führen von Traditionsschiffen doch erheblich sind – Deutschland und seine Vorschriften. Vor der Kaimauer waren auch etliche Relikte aufgebaut, die hier aus dem Wasser gezogen wurden.

Mehr gibt es zu heute nicht zu erzählen, es geht bald ins Bett, morgen müssen wir wieder früh los, weil…..kein Wind und wieder 65 Seemeilen auf der Karte bis Borkum.

Tag 44 – Ijmuiden

Durch die Nacht ging es vorbei an den großen Seehäfen wie Rotterdam mit den davor gelagerten Reeden. Im Dunkeln fährt man hier definitiv nicht, so hell erleuchtet sind die ganzen Schiffe, die hier vor Anker warten, bis sie ihren Termin zum Be- und Entladen im Hafen haben.

Da heißt es: „gut Ausguck halten“ und ja niemanden zu nahe kommen. Den zwischen den ganzen ankernden Schiffen kann auch einmal eines dabei sein, daß sich bewegt…

Zum Wachwechsel um 6 Uhr dann ein kleines Highlight, die erste Sichtung einer Robbe, die keine 100m neben dem Boot aus dem Wasser schaut, um neugierig zu erkunden, wer den da so vorbei fährt. Gegen  7 Uhr sind wir dann endlich in IJmuiden angekommen und machen hier in der Marina fest. Zunächst fährt man einfach auf einen Industriehafen zu, der kein schöner Anblick ist. Geht man jedoch in die andere Richtung über die Düne ist man am kilometerlangen Sandstrand mit feinstem Sand und und etlichen Restaurants und Bars. Doch schon auch schön!

Heute morgen hat uns dann gleich Andi verlassen, um wieder nach Hause zurück zu kehren. Danke, schön, daß Du dabei warst.

Zum Abschluss des Tages werden wir restlichen verbliebenen 3 noch einmal gemütlich an den Strand zum Essen gehen. Danach erwarten wir dann Besuch von den vorherigen Bootsbesitzern Fred und Gerda, die sich so nochmals von „Ihrem“ Schiff verabschieden können.

Tag 43 – nach IJmuiden Tag 3

Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben. Nachdem sich dann gestern noch eine üble Welle gebildet hat, wurde die Reparatur der Toilette verlegt auf ruhigere See. Dies war dann heute der Fall. Einmal komplett zerlegt und wieder montiert, mit diversen Nacharbeiten (Details werden erspart), funktioniert dieses stille Örtchen der Gemütlichkeit wieder.

Nachdem wir schon seit gestern Früh um 8 Uhr unter Maschine laufen, wird sich das voraussichtlich bis zum nächsten Hafen nicht ändern. Bis gestern spät am Abend war der eigentliche Grund nur der, voran zu kommen. Wir hatten von der Windstärke her eigentlich perfekte Bedingungen, nur wieder mal die Richtung. Genau von vorne hätten wir weiter kreuzen müssen. Zum einen ließ das unser Zeitplan nicht zu und zum anderen wären wir dann noch in den Bereich der engsten Stelle am englischen Kanal gekommen, zwischen Dover und Calais. Hier zu kreuzen hätte ich mal eben meiner Crew einiges abverlangt. Die Maschine tut hier ihren Dienst klaglos. So ab Mitternacht war dann der Wind soweit eingeschlafen, dasß dies ohnehin nötig gewesen wäre.

Meine Nachtwache von 0 – 3 Uhr war dann auch wieder sehr abwechslungsreich, genau auf der Höhe von Calais. Sehr viele Lichter und Verkehr. So sind mir innerhalb von 1 Stunde gleich 3 Fähren keine 300 m vor dem Bug gequert, natürlich ohne jegliche Absprache über Funk. Da fragt man sich, soviel Platz auf dem Wasser. Muss das sein?

Das es auch anders funktioniert, stellten wir dann heute Mittag fest. Die Pilotcontrol (sie koordinieren die Schiffsbewegungen vor Hafeneinfahrten) sprechen sich kurz mit uns ab, da sich ein Frachter der noch eben in unserer Nähe geankert hat, sich in Bewegung setzt. Kurze Zeit später noch ein Fischerboot vor uns der uns seine „gleich stattfindende Kursänderung“ mitteilt. Vorbildlich.

(Sabine): ich habe ja die Wache von Jochen um 3 Uhr übernommen, bei mir war dann leider alles schon durch. Ich hatte noch eine Boje zu passieren und das war es dann – kein Schiffsverkehr, null und nix. Bin halt geradeaus gefahren, OK in den beginnenden Sonnenaufgang hinein. Den hatte aber dann Andi in seiner Anschlußwache.

Ja da ist dann auch unser leidiges Thema Zeitplan. Bei so einer Tour, wie wir sie gerade absolvieren ein Graus. Zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten zu sein, auch wenn man ein „paar Tage“ Karenz hat, nicht unbedingt förderlich. Da fährt man an traumhaften Destinationen vorbei, die für viele Segler Traumziele sind und lässt sie einfach links liegen. Oder man muss eben die Wind- und Wettergegebenheiten nehmen wie sie sind. Mal einfach eine oder sogar mehrere Wochen im Hafen oder Bucht liegen bleiben, um sich das ein oder andere anzuschauen oder das passende Wetterfenster abzuwarten, Fehlanzeige. SCHADE.

Entgegen der Prognosen der Wetterkarten und Jochen konnten wir gegen 14 Uhr doch tatsächlich die Segel setzen und konnten gemütlich vor uns hin dümpeln. Jetzt gegen frühen Abend dreht der Wind doch leider wieder in die falsche Richtung, was uns sicherlich dazu veranlassen wird, später noch den Motor anzuwerfen.

Alles in allem war heute ein sonniger, warmer, ruhiger Segeltag mit keinerlei großartiger Wellenbewegung. So konnten wir alle in der Sonne chillen, lesen oder einfach nur dasitzen und dumm gucken. Endlich mal etwas zum Entspannen – so soll es sein.

Gegen 22 Uhr haben wir dann heute den Motor angeworfen – wer hätte gedacht, daß uns der Wind so lange erhalten bleibt.

Tag 42 – nach IJmuiden Tag 2

In der Frühschicht drehte der schwächer werdende Wind dann immer mehr, so daß wir wieder Richtung Nord-West hätten fahren müssen und uns von unserem Ziel wieder weg bewegt hätten.

Nun haben wir halt jetzt das Dieselross angeworfen und nehmen nun direkten Kurs auf den uns gesetzten Wegpunkt unterhalb des Verkehrstrennungsgebietes bei Calais. Dies ist dann das Nadelöhr des Ärmelkanals.

Der Plan war eigentlich, daß wir evt. in Dünnkirchen eine Übernachtung einlegen. Nach dem Studium des Kartenmaterials und unseres Zeitplanes werden wir dies nochmals überdenken. Vielleicht fahren wir doch gleich bis Ijmuiden durch. Mal sehen, was der Tag so bringt.

Und dann gibt es noch des leidige Thema eines jeden Seglers, die Bordtoilette.

Die Frage ist nicht ob, sondern wann man da ran muss. Da Jürgen bereits in der Vorbereitung für das Schiff ganze 2 Tage mit der Instandsetzung verbracht hatte, war heute früh beim Wachwechsel, die vorsichtige Ansage, die Toilette funktioniert nicht mehr. Der Glaube daran das das Thema bis nach Kiel nicht mehr zum Vorschein kommt, ein Trugschluss.

Jetzt holt Andy erst einmal seinen verdienten Schlaf nach, und danach schauen wir mal.

Tag 41 – nach IJmuiden Tag 1

heute morgen haben wir bereits kurz vor 6 Uhr Johannes verabschiedet, der zu seinem Zug musste.

Kurz darauf haben wir dann auch gegen 7.30 Uhr abgelegt und uns Richtung Osten auf den Weg gemacht.

morgens um 7:30 Uhr in Cherbourg

Viel gibt es da heute nicht zu berichten, wir hatten einen Nordöstlichen Wind, so daß wir immer hoch am Wind fahren mussten. Das bedeutet dann halt wieder Krängung im Boot und permanentes Schiefstehen 🙂

Dafür war uns wenigstens die Windstärke gnädig und wir kamen gut vorwärts. Vor allem, wenn der Strom uns mit angeschoben hat, konnten wir 7 – 8 Knoten Fahrt über Grund verbuchen.

Speed über Grund 10 Knoten, dank 2 Knoten Strom

Nur leider passte halt die Windrichtung nicht ganz, so daß wir nicht genau auf Kurs gehen konnten, wie wir wollten. Wir hätten Richtung Nord-Ost gemusst, so wurde halt mehr ein Ost daraus. Aber der Wind sollte ja sowieso einschlafen und wir müssten motoren, also würden wir halt unser Dieselross anwerfen und dann direkt nach Nord unter Motor laufen.

Naja, wie immer kam es anders. Der Wind brach nicht so weg, wie geplant und blieb uns sehr lange erhalten. Also dann halt doch gen Norden aufkreuzen; war aber auch in Ordnung.

Ansonsten gibt es eigentlich nix zu berichten…

Das einzige, was wir heute nennenswertes gesehen haben, war ein baggerndes Schiff. Jochen war am Steuer und fragte nach der Wassertiefe, weil das Wasser da vorne so hellgrün/hellblau schimmert. Nö – da sind 26 Meter durchgängig in der Karte eingetragen. „Bitte Tiefenmesser genau im Auge behalten“. Was war es dann? Das Baggerschiff hat seine Bahnen gezogen und eine Spur aufgewirbelten Sandes im Meer hinterlassen, was dazu führte, daß das Wasser halt nicht mehr dunkelblau, sondern wesentlich heller leuchtete. (Oder schmutzig, wie manche sagen würden) – Mehr Highlights gab es heute nicht.

das ist Bodo mit dem Bagger und er baggert noch

Bootsgastbeitrag – „Aus dem Leben eines Leichtmatrosen“ – des Dramas zweiter Teil

Seit Mittwochmittag sind wir aus der Selbstisolation zurück in der Zivilisation (ersehnteste Dusche ever!) und haben endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Ein Zustand, der mir ehrlich gesagt einfach immer noch am liebsten ist. Dauergeschaukel ist nicht so ganz meine Sache, vor allem wenn es einen derart vom Schlafen abhält. Ein bisschen Neid kam da schon immer wieder auf, wenn dann alle von ihren absolut problemlos erreichten stundenlangen Tiefschlafphasen fabuliert haben – vielleicht war da auch ein bisschen Seemannsgarn eingesponnen, aber sei’s drum. Hinter uns liegt nun eine verhältnismäßig ruhige Biskayadurchquerung, aber die sieben Tage am Stück waren dann doch ziemlich heavy, wenn man sie zusätzlich mit einer Magen-Darm-Verstimmung kombiniert. Die Crew hat mich tagsüber immer wieder mehr so als menschliches Ballastgewicht betrachtet und dies des Öfteren mit entsprechend kreativen Sprüchen zum Ausdruck gebracht – Highlight: „Du hast den Lateralplan verändert!“ bedeutet „Bleib gefälligst liegen wo du bist, da trimmst du wenigstens das Boot!“

Aber immerhin musste ich im Gegensatz zu anderen keine Nachtschicht ausfallen lassen und wurde daher glaube ich trotz allem als insgesamt nützlich erachtet und durfte weiter mitsegeln. Und da ich auch beim allerbesten Willen schlichtweg nicht im Stande war, die Bordvorräte leerzufressen (Andis Snickers waren immer nur unauffindbar versteckt – entsprechende Diva-Einlage inklusive), wurde ich auch nicht auf einer der beiden altersschwachen Gummisauen (fachdeutsch: Schlauchboot) ausgesetzt und meinem Schicksal überlassen.

Alles in allem lässt es sich so unter Deck die meiste Zeit des Tages auch ganz gut aushalten. Es gab aber halt andererseits über Deck auch nicht so wirklich viel zu sehen. Und bevor ich wehrlose Südfrüchte beim Reifeprozess anfeuere während Gerda (der Autopilot) eh die ganze Arbeit erledigt (tagsüber ist ja Sonne und kein Strommangel), kann ich auch mal über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens/Segelns nachdenken. Zum Beispiel hierüber:

Sind Leichtmatrosen auch leichtgläubig? Wäre an sich ja eine naheliegende Vermutung – wenn sie schon nicht gerade leichtgewichtig sind, müssten sie doch wenigstens das sein. Ich für meinen Teil wollte das auf gar keinen Fall sein und wurde dann bei unserer Fast-Begegnung mit den Orcas massiv eines Besseren belehrt. Da sitzt man friedlich an Deck, Sabine fängt an irgendwas von zerstörerischen Attacken halbstarker Orcas auf unschuldige Segelschiffe zu erzählen und man schaut ehrlich gesagt ziemlich misstrauisch drein. Zwei Stunden später liegt man friedlich in seiner Koje und glaubt seinen Ohren kaum, als man den Hilfe ersuchenden Funkspruch mithört. Übrigens der ruhigste und klarste Funkspruch, den ich mir in dieser Situation überhaupt je ausmalen könnte – zerschlagene Ruderanlage, Riss im Rumpf mit eindringendem Wasser, Schiff voll mit Crew und die Orcas haben weiter Bock auf Spielen – aber der Typ war einfach total cool. Und wenn man dann hinterher noch feststellt, dass es halt wirklich die Yacht war, die zwei Stunden zuvor den eigenen Weg gekreuzt hat, läuft es einem auch ein bisschen cool den Rücken runter und alle je gehegten Zweifel sind völlig weggefegt.

Wie viele Zeitzonen kann man auf einem Schiff gleichzeitig haben? Wenn man diese Frage flüchtig liest, erscheint sie einem relativ banal. Eigentlich sollte es ja nur eine Zeitzone geben, in der sich das Schiff gerade aufhält und schlimmstenfalls überdehnt man diese noch ein wenig über den relevanten Längengrad hinaus bis zum nächsten Hafenaufenthalt in der entsprechenden Zeitzone (ggf. einfacher als mitten im Schichtsystem die Zeitbasis zu ändern). Das wäre uns aber zu unkompliziert gewesen – entsprechend wurde das zelebriert. Neben den anwesenden Personen an Bord, von denen zugegebenermaßen ich initial das größte Zeitchaos gestiftet habe, gab es folgende weitere Beteiligte in diesem bunten Reigen: Das neue GPS, das sich laut Einstellungen theoretisch automatisch ortsbasiert umstellen sollte, was es aber nicht tat. Ein altes GPS, das diesen neumodischen Schnickschnack nicht beherrscht und daher in Porto manuell umgestellt wurde. Eine gute alte analoge Uhr mit Ziffern, die aber nie umgestellt wurde. Diverse Smartphones, die je nach letzten Mobilfunkempfang immer mal wieder mehr oder weniger wissentlich umgestellt haben. Und zu guter Letzt noch Smartwatches, die allerdings nicht zwangsläufig synchron mit ihren gekoppelten Smartphones sein müssen. Jedenfalls soll es vorgekommen sein, dass Menschen nach Mobilfunknetzkontakt eine Stunde zu früh zu ihrer Wachschicht aufgestanden sind oder dass Schichten erst nach einer zusätzlichen Erinnerung mit einer kleinen Verzögerung von ca. 10 min begonnen wurden. Ebenso hätte fast das kolossale Feuerwerk der Grande Nation zum Nationalfeiertag in Cherbourg pünktlich um 23 Uhr geendet. Kurzum – es ist eine bunte Wundertüte, aber immerhin lügt das alte GPS und damit das Logbuch bekanntlich nie.

Wo genau liegt auf dieser Route eigentlich die höchste Sprachbarriere? Das ist eine schwer zu beantwortende Frage, schließlich kann sie ja in jedem Hafen auftauchen, in jeder besuchten Stadt oder auch mal direkt an Bord. Andi sagt zwar immer, dass er sehr lange in München gelebt habe. Dafür ist sein Verständnis für banale Uhrzeitangaben mit Viertel und Dreiviertel (siehe voriger Absatz) oder auch nur den bayerischen Dialektgrundwortschatz gefühlt nicht sehr ausgeprägt. Wobei mich die beiden an Bord befindlichen Franken gleich wieder böse anschauen, weil Franken ist ja nicht Bayern und der doofe Schwabe möge nun gefälligst schweigen, denn der redet ja auch komisch. Aber auch umgekehrt stellt so manches norddeutsche Sprachkonstrukt den gemeinen Süddeutschen vor einige Probleme – ich mein wir verstehen Genitiv ja schon aber deswegen ist er immer noch nicht der Lieblingsfall eines jeden Crewmitglieds.

Und wenn wir grade nicht sprachlich mit uns selbst beschäftigt waren, gab es ja auch noch so viele andere Dinge zu erleben. Erklär mal einem Segelmacher mit Händen und Füßen auf jahrelang ungenutztem Französisch, wo er was flicken soll. Oder auch nur dem Taxifahrer in Porto, wo du eigentlich hin willst. Oder kauf mal neue Batterien und Schoten auf Spanisch – jedes Mal wieder ein Erlebnis – für alle Betroffenen. Und als Krönung stiften Jochens Gelüste nach Spezi außerhalb des deutschsprachigen Raums sowieso immer Verwirrung weil was soll das auch, dass der eine Typ zwei Getränke gleichzeitig will und dann auch noch ein leeres Glas obendrauf. Jedenfalls gehört mein Französisch definitiv wieder ganz ganz dringend aufpoliert und ein paar Brocken Spanisch würden eigentlich auch mal nicht schaden…

Was macht man eigentlich den ganzen Tag auf der Biskaya? Joah, also entweder halt unter Deck liegen und über den Sinn des Lebens nachdenken oder über Deck liegen und über den Sinn des Lebens nachdenken. Ersteres kommt dann ziemlich nahe an Diogenes in seinem Weinfass ran. Zweiteres eher an einen engagiert diskutierenden Philosophenkreis in einer Weinlaube. Nur, dass die besagte Philosophengruppe halt unter einem romantisch schaukelnden Bündel unreifem und daher ungenießbarem Obst saß und der einzelne Philosoph eher in einer überdimensionalen Getränkedose rumlag (Stichwort Alurumpf). Die alten Griechen wären jedenfalls stolz auf uns gewesen, wie viel man über wie wenig visuelle Reize nachdenken und diskutieren kann. Wenn zwei Schiffsbegegnungen und ein Schwarm Delfine pro Tag (Andi: zwei Schwärme!!) schon zu höchsten Erregungen führen, kann eigentlich nur leerer und fruchtbarer Boden für tiefstgeistige Erkenntnisse vorliegen.

Diese genauer auszuführen, würde nun aber den Rahmen des Blogs sprengen und außerdem muss der Beitrag aus literarischen Gründen hier auch vorerst enden. Der dritte Teil widmet sich noch den angesprochenen tiefsinnigen Fragen des Seglerlebens – oder vielleicht gehen wir auch einfach direkt zum finalen Resümée über, mal schauen…

Johannes

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