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Tag 40 – Cherbourg

Also Leute, das Feuerwerk gestern Nacht war definitiv gigantisch. Das haben die Franzosen wirklich drauf! Da hat sich das aufbleiben wirklich gelohnt!!!

Heute morgen hieß es dann erst einmal ausschlafen! Danach, wie so üblich am Hafentag wurde erst einmal die Salz- und Dreckkruste von unserem Boot gespült und unsere Genua abgeschlagen und zum Segelmacher gebracht. Wir hatten einen kleinen Riss im Vorliek, der genäht werden sollte.

Dann hieß es, auch wie so üblich, erst einmal in die Stadt tigern und schauen, wie diese so ist.

Es hat ein paar schöne Ecken, die wir auch bildlich festgehalten haben. Aber im Großen und Ganzen muß man Cherbourg nicht unbedingt gesehen haben. Es hat hier sehr viele alte, marode und leerstehende Gebäude. Im Gegensatz dazu aber auch eine enorme Dichte an Cafes, Restaurants, Schuh-, Bekleidungs- und Schmuckgeschäfte.

Und die ganze Stadt und die Cafes sind voll von Menschen. Wir glauben, daß die heute alle wegen des Nationalfeiertages frei haben.

Am Spätnachmittag konnten wir dann unsere Genua wieder beim Segelmacher abholen und  anschlagen. Juhu, wir sind wieder komplett ausgestattet 😊

Was gibt’s noch?

Dann kam noch unser neues Crewmitglied Christine an Bord, die uns bis Kiel begleiten wird. Dafür wird Johannes morgen das Boot nach 4 Wochen verlassen. Dafür mußte er aber vorher noch seinen Teil 2 seines Bootsgastbeitrages abliefern, was er dann auch ordnungsgemäß erledigt hat. Seinen Bericht könnt Ihr ja nachlesen und habt hoffentlich genauso viel Freude wie wir beim Lesen.

Am Abend sind wir dann nochmals in die Stadt um gemeinsam gemütlich zu Abend zu essen. Eigentlich wollten wir ja nicht so spät ins Bett, da es morgen um 7 Uhr raus gehen soll auf’s Meer bzw. Johannes‘ Zug schon um 6.37 Uhr abfährt. Aber leider sind wir etwas spät dran und die Stadt bzw. die Restaurant sind proppevoll! Letztendlich sind wir im Irish Pub gelandet, wo wir Burger essen. Waren aber sehr gut und das Guiness hat auch lecker geschmeckt.

Tag 39 – Biskaya-Ritt Tag 8

Was soll ich sagen: zu schnell zu sein, hat nicht immer Vorteile. Wir waren am gestrigen Tag so schnell, 145 sm innerhalb von 24 Std. was für unser Mädchen ein sehr guter Wert ist, das wir in der Nacht genau in den Gegenstrom an der Ecke vor Cherbourg gekommen sind.

So waren bei der Wachübergabe um 2 Uhr gerade mal 1,5 kn über Grund auf der Logge gestanden. Fahrt durchs Wasser waren immerhin 5,5 kn bei nachlassenden Wind. Macht in Summe 4 kn Strom gegen an. Aber wie schon erklärt änderte sich das dann heute so gegen 5 Uhr und der Strom kippte und hat uns dann später mit 3 kn angeschoben, an der vorderen Ecke war die Strömung halt stärker ausgeprägt.

In der Nacht ärgerte uns dann noch ein Fischer. Über AIS können wir im Normalfall andere Schiffe schon weit vor der optischen Wahrnehmung auf unserem Plotter erkennen und es ist auch ersichtlich, um was für ein Schiff es sich handelt, welche Richtung es fährt, wie schnell es ist und noch viele weitere Angaben, mit denen ich euch nicht langweilen will.

Wir erkennen auch rechtzeitig den Fischer, weichen diesem entsprechen aus, um diesen im sicheren Abstand zu passieren. Aber kurz vor der Vorbeifahrt wendet dieser um 180° Grad und wir müssen schnell unsere Segelstellung ändern um hoch am Wind noch an diesem Vorbei zu kommen. Hätte auch noch 5 min warten können, Grrrrrrh. So viel Platz war dann halt nicht drin, den man eigentlich halten sollte.

2 Stunden vor der Einfahrt in Cherbourg hat der Wind dann auch soweit nachgelassen, daß unser Motor wieder mal ran musste.

Wie sich dann noch heraus stellt haben die Franzosen heute Nationalfeiertag und wir bekommen heute Abend noch ein Feuerwerk zur Begrüßung, könnte man sich dran gewöhnen.

Soweit verlief dann auch alles ruhig. Im Hafen auf der Suche nach einem Liegeplatz kommt das Anlegemanöver. Auch soweit alles OK bis, ich bin in Rückwärtsfahrt, ein anderes Schiff gerade aus der Box fährt, neben der ich rein fahren wollte. Abbruch vom Anlegemanöver, Platz machen in der schon eh engen Boxengasse. Manöver neu starten, nur jetzt passt eigentlich nix mehr. Bis dahin, daß ich komplett quer in der Boxengasse stehe, vor und hinter dem Schiff kein halber Meter Platz ist. Aber alles gut gegangen und nirgendwo angedotzt. Dazu muss man erklären, daß sich jedes Boot, gerade bei der Rückwärtsfahrt, anders verhält. Das liegt an der Konstruktion des Unterwasserschiffs, Effekte vom Antrieb und natürlich vom Wind. Unseres ist da eine extrem Zicke und will nur sehr wiederwillig das tun, was man von ihr will. Was gut für das Vorwärtsfahrt ist muss nicht auch für die Rückwärtsfahrt gut sein. Letztendlich sind wir dann vorwärts statt rückwärts, wie eigentlich geplant, eingeparkt.

Hafenkino für alle anderen Bootseigner die sich gerade auf ihren Booten befinden und zuschauen. Mal ist man Zuschauer, mal Hauptdarsteller.

12:30 Uhr war dann Leinen fest, Anlegerbier und letztendlich Duschen.

glückliche Crew nach dem Bezwingen der Biskaya – unsere längste Non-Stop-Etappe

Wie sich dann noch heraus stellt haben die Franzosen heute Nationalfeiertag und wir bekommen heute Abend noch ein Feuerwerk zur Begrüßung, könnte man sich dran gewöhnen.

Tag 38 – Biskaya-Ritt Tag 8

Nach nunmehr 7 Tagen nur Wasser um uns herum, war heute früh um ein Uhr das erste mal wieder Land in Sicht, was heißt hier Land, es war der Leuchtturm, der uns sagte: hier ist Land.

Es war eine Insel (ILE D´OUESSANT – wir haben sie einfachheitshalber Croissant-Insel genannt), die an der nordwestlichsten Ecke von Frankreich dem Festland vorgelagert ist. Im Morgengrauen, hier war das Leuchtfeuer schon Querab, das erste schemenhafte Erkennen von Land. Wir verlassen die Biskaya und biegen quasi in den englischen Kanal ein.

Die „Besonderheit“ ab hier, es gibt verstärkt Strömung und Tide. Das ganze variiert dann auch noch je nachdem wie der Mond steht, Vollmond oder Neumond.

Während wir vom Atlantik hoch permanent einen Gegenstrom von ca. 0,5 kn hatten, ist ab hier je nach Gezeit der Strom mitlaufend oder gegen an. Die Stärke variiert hier je nach Position auch sehr stark, von lächerlichen 1 kn bis zu 9 kn !!! ist alles drin. Sprich Augen auf bei der Routenwahl. Bei 9 kn gegen an würden wir uns trotz aller Bemühungen rückwärts bewegen, geschweige denn von der Gefahr die hier besteht irgendwo hin getrieben zu werden, wo man gar nicht hin will.

Wenn man so unterwegs ist spielt der Strom insofern eigentlich keine Rolle da er mal mit oder gegen an ist. Mal denkt man, man kommt nicht vorwärts und dann wieder, das geht aber flott.

Worauf man jetzt noch zusätzlich achten muss ist die Tide, wenn man irgendwo ran will, ob Hafen, Bucht oder was auch immer.

Bestimmte Häfen können nur bei Hochwasser angelaufen werden, Buchten können trocken fallen. Der Tidenhub beträgt auch, je nach Ecke und wie der Mond steht, bis zu 9 Meter!!

Dazu kommt jetzt auch wieder der Strom ins Spiel. Will man eine Passage fahren, wo es eng ist, z.B. Hafeneinfahrten, kann einen die Strömung ganz schön in Schwierigkeiten bringen.

Also den „REEDS“ zur Hand und genau schauen was wann und wo passier, Navigation für Fortgeschrittene.

Der „REEDS“ ist ein Buch wie eine Bibel für die Schifffahrt. Über 1000 Seite dick steht hier alles drin. Beginnend ab Gibraltar, die Atlantikküste hoch und für die komplette Nordsee sind für alle relevanten Orte die Gezeiten, Strömungsrichtungen und -geschwindigkeiten, Besonderheiten und vieles mehr darin aufgeschlüsselt. Dieses Buch gilt jeweils für ein Jahr und muss jährlich ausgetauscht werden.

Zu sehen gibt es außerhalb der Schifffahrtswege heute nur sehr wenig. Viele Fischerboote, die begleitet von Möwenschwärmen an uns vorbei fahren, sonst nix. Wir kommen heute aber anhand des passenden Windes und der entsprechenden Strömungen gut vorwärts.

Fischer mit seinem Möwen-„Gefolge“

Wenigstens konnten wir heute wieder etliche der tollen Sonnenuntergangsbilder schiessen:

und hier noch mein „Special“: der Kampf ums beste Bild entbrennt:

Tag 37 – Biskaya-Ritt Tag 7

Heute ist der Tag eigentlich auch recht kurz erklärt. Ein schöner Segeltag mit Schiffen und Delfinen satt. Schiffe gab es, weil wir heute wieder über deren Route gekommen sind. Delfine vermutlich wegen der Biskaya. Hier steigt der Meeresgrund von über 4000 m auf kürzester Distanz auf 150 m an, heißt viel Nährstoffe und somit viel Fisch im Wasser. Und am Nachmittag ist dann noch eine zweimotorige Propellermaschine im Tiefflug über uns drüber. Leider konnten wir keine Erkennung ausmachen, um mal nachzuschauen, wer uns da besucht hat.

Video freundlicherweise von Andi zur Verfügung gestellt 😉 wenigstens ein Profi in diesen Dingen an Bord

Tag 36 – Biskaya-Ritt Tag 5

Was soll ich denn zu heute sagen???? Der angesagte Wind für Mitternacht blieb natürlich aus, so daß die ganze Nacht der Motor brummte. Es war eine tiefschwarze Nacht, in der nichts, aber auch gar nichts zu sehen war. Noch dazu wurde es feucht. Andi’s Schichtbeginn um 6 Uhr früh war ein einziges grau in grau.

Dank Andi „Kachelmann“ Wetterfrosch wurde ich heute über den Verlauf der Wetterfronten aufgeklärt. Wir sind wohl in eine Bilderbuchwarmfront reingefahren. Das hat er mir dann anhand meines Wetterbuches dann noch mal bildlich gezeigt. Vorneweg die Wolken mit dem Grau in Grau, dann kam die Wärmeschicht mit leichten Regen und dann kam die Sonne. Wenn jetzt all seine Vorhersagen stimmen, bekommen wir jetzt dann auch noch eine Kaltfront mit Nordwind. Schauen wir mal – wenn das stimmt, will er bei der ARD einen Antrag stellen, als neuer Wetterfrosch dort anzufangen.

Sonst gibt es eigentlich nix zu Berichten, keine Delfine, keine Wale – aber ein Schiff hatten wir heute!!!!

Wenigstens konnten wir heute den ganzen Tag unter Segeln fahren.

gelebte Wetterkunde
von Andi gut erklärt für Wetteranfänger

Tag 35 – Biskaya-Ritt Tag 4

Was für eine Nacht. Keine Ahnung, wieso immer in der Nacht die Vorhersagen nicht stimmen.

Wind von 7 kn bis 20 kn und das innerhalb von 30 Sekunden, die Vorhersage war bis 13 kn und das ganze bei halbem Wind (heißt, der Wind kommt ziemlich genau von der Seite) . Bei den 7 kn und der Welle schlagen die Segel und kommen mit einem lauten Rums wieder zurück, und bei den 20 kn geht dann schon ordentlich was. Na ja auch das ist vorüber gegangen, nachdem das Ganze um 2 Uhr früh war und die Genua gerefft worden ist.

Dafür haben wir jetzt tagsüber nur um die 10 kn, umgekehrt wäre entspannter.

Andreas hat so gegen 10 Uhr eine Fontäne in 400- 500 Metern Entfernung gesehen, wohl unser erster Wal auf der Tour. Leider ist es nur bei dieser Einzigen geblieben.

Was gibt es sonst heute noch? Jeder der gerade keine Beschäftigung hat, versucht etwas Schlaf nachzuholen, die letzte Nacht war dann doch wieder mal etwas rauh.

Dann am Abend, pünktlich zum Essen Deck und sichtbar für alle, Fontänen am weiten Horizont. Dies hat dann auch bestimmt 20 Minuten angehalten in denen man immer wieder eine oder mehrere dieser wohl gigantischen Ausblasungen gesehen hat. Später, kurz vor beginn der Nachtwache, nochmals das ganze querab. Und leider auch wieder nur am Horizont; wohl eine ganze Walfamilie, soviel Ausblasungen wie teilweise gleichzeitig sichtbar waren.

Ansonsten war heute ein recht wechselhafter Tag was die Windverhältnisse angegangen ist. Mal unter Segel, mal unter Motor war die einzige Abwechselung die es heute gegeben hat. Halt, um 21 Uhr ist uns dann das einzige Schiff für den ganzen Tag vor die Augen gekommen. Jetzt geht es wieder mal unter Maschine in die Nacht hinein. Um Mitternacht ist dann wieder Wind angesagt, wir werden sehen.

Ach, ein Highlight hatten wir noch…..Nachdem unsere Bananen unter Deck nicht nachreifen, wurde diese kurzerhand an Deck angebracht, damit sie noch etwas Sonne abbekommen – eine Reifekammer haben wir also auch dabei.

Tag 34 – Biskaya-Ritt Tag 3

Die gute Nachricht zuerst: allen Crewmitgliedern geht es wieder gut und wir sind somit voll einsatzfähig. Die Schlechte, der Wind ist weg. Dies war aber so voraus gesagt und wir Motoren wieder seit den frühen Morgenstunden. Voraussichtlich noch bis in den späten Abend. Erst dann soll der Wind so allmählich wieder kommen, schwachwindig aber immer hin, wir werden sehen ob der dann auch zum vorankommen unter Segel langt.

So haben wir uns die Zeit vertrieben und an Deck eine Runde Karten gespielt, dies ist auch nur selten möglich, man muss nur das Positive sehen.

Ansonsten wird heute mal richtig gekocht wenn allle fit sind und auch etwas in sich rein bringen. Es gibt wieder mal Sabine´s Semmelknödel mit frischen Pilzen in Rahmsoße, mmmmmmh lecker.

Wind ist dann auch wieder gekommen, schon vor der Essenszubereitung, die Segel blieben aber erst mal unten damit entspannt gekocht und gegessen werden konnte. Danach war Segel setzten und Motor aus angesagt. Was für eine Stille, so ging es in die Nacht hinein.

Tag 33 – Biskaya-Ritt Tag 2

Der heutige Tag war eigentlich einer der entspannten Sorte, Wind um die 4 Bft aus nördlicher Richtung. In unserem Fall heißt das, wir kreuzen in langen Schlägen weit vor der Küste Portugals und später Spaniens Richtung Biskaya hoch. Eigentlich.

Nachdem Andreas von seiner Wache in der Nacht befreit war und auch soweit schlafen konnte, war er dann am Morgen fit. Den ganzen Tag an Deck, übernahm er auch fast die ganze Zeit das Ruder. Soweit alles gut.

Nur Sabine machte mir heute erhebliche Sorgen. Während sie am Morgen noch ihre Wache gefahren ist, war danach sprichwörtlich der Ofen aus, nichts blieb mehr im Magen. Nicht einmal ein Schluck Wasser, der keine 2 Minuten später wieder in der Schüssel landete. So geschwächt und völlig dehydriert kauerte sie den ganzen Tag in der horizontalen vor sich hin. Erst am späten Nachmittag blieben die ersten spärlichen Trink- und dann auch Essensversuche da wo sie auch hin sollten. Klar war da schon, das sie für die Nachtwache ausfällt. Hier hat sich dann Johannes bereit erklärt, zwei Schichten zu übernehmen.

Aus dem Grund habe ich mich auch entschieden, den letzten Kreuzschlag vor Beginn der Wacheinteilung wieder Richtung Westen zu machen, raus auf die offene See. Laut Vorhersage war hier der Wind schwächer und eine entspannte Nachtfahrt möglich. Während in Küstennähe der Wind wieder bis 6 Bft ansteigen sollte, was wieder eine ruppige Nachtfahrt bedeutet hätte.

So sitze ich völlig entspannt um 4:45 Uhr hier im Cockpit um diese Zeilen zu schreiben, lasse mal dafür unseren Autopiloten steuern, genieße noch den „Millionen von Sternen“ Nachthimmel und warte bis meine Wachablösung erscheint.

Übrigens waren dann heute auch die ersten Delphine dieses Streckenabschnitts gesichtet worden, erst eine Schule ca. 200m weg vom Boot, später nochmals einzelne direkt am Schiff. Beides aber leider nur sehr kurz.

Tag 32 – Biskaya-Ritt Tag 1

Der Start war etwas verspätet, so haben wir um 11:20 den Hafen von Porto verlassen. Es musste ja schließlich noch der Blog gefüttert werden für die eifrigen Leser, der Bäcker hatte bei unserem ersten Besuch am Morgen das Brot noch nicht fertig gebacken und…. Aber was machen schon 2 Stunden bei einer geschätzten Reisezeit von 8 Tagen.

Der Atlantik erwartete uns wieder mit seiner langen Dünung, kaum aus der Hafeneinfahrt draußen wurden die Segel gesetzt, das Großsegel mal gleich vorsichtshalber in des Reff 2 (unser Großsegel hat 3 davon, mit denen man die Segelfläche den Windverhältnissen anpassen kann). So ging es dann mal Kurs West, wir hatten Nordwind. Plan ist erst einmal mit besagten Kurs weit raus zu segeln um dann, wenn der Wind dreht, mit diesem direkt auf die französische Nord-Westküste zu zusteuern.

Zum Nachmittag frischte der Wind weiter auf, jetzt macht sich das vorsorgliche Reff bezahlt und es muss keine weitere Turnerei veranstaltet werden. Die Genua wird ein wenig gerefft, das geht aber völlig entspannt vom Cockpit aus. Die Welle wir in diesem Zug auch schon etwas ruppiger. Sabine ist die Erste, die sich zur Abendstunde ihrem Essen „erleichtert“, das sie kurz vorher noch zubereitet hat.

Andreas, der nach eigener Aussage noch nie Seekrank war (irgend wann ist immer das erste mal), gesellte sich dazu, als er einmal unter Deck musste.

Johannes, der unerwarteterweise, und der Skipper blieben verschont.

Zum späten Abend hin wurde die Genua noch ein weiters mal gerefft (die geht übrigens „Stufenlos“ da diese nur aufgerollt wird). So ging es dann bei 5- 6 Bft und Am-Wind Kurs durch die Nacht.

Andreas entpuppte sich für die erste Nachtfahrt dann zum Totalausfall, hier übernahm der Skipper noch die zusätzliche Wache. Sabine, die für die Wache ab 6 Uhr eingeteilt war, war bis dahin auch soweit wieder hergestellt, so daß sie diese antreten konnte.

wir lassen Porto hinter uns und fahren raus ins Blaue

Bootsgastbeitrag – „Aus dem Leben eines Leichtmatrosen“ – des Dramas erster Teil

Die Hälfte meines ausgedehnten vierwöchigen Aufenthalts auf der Josa ist bereits vergangen, was Jochen dazu veranlasst hat, mir einen kreativen Auftrag zu erteilen. Ich solle doch einfach mal einen Gastbeitrag verfassen und „meinen Gedanken freien Lauf lassen“. Wenn der wüsste, was dann normalerweise für Sachen dabei rauskommen, würde er sich seine Wortwahl vermutlich nochmal genauer überlegen. Maschinenbauer werden ja bekanntlich drei Jahre alt, ab dann wachsen sie nur noch und das Spielzeug/der Unfug wird ebenfalls größer. Aber kommen wir zum eigentlichen Thema – dem ersten Abschnitt der vierwöchigen gemeinsamen Reise. Hinter uns liegt eine sehr abwechslungsreiche und erlebnisreiche Zeit, aus der ich gerne ein paar Eindrücke wiedergeben möchte.

Los ging das zweiteilige Drama (altgriechisch „Handlung“ – muss also nicht zwangsläufig negativ sein) ja mit einem sehr unverhofften Anruf mitten im März. Ich saß gerade an einem Freitagabend nach einer langen Dienstreisewoche in Hamburg am Flughafen, als mein Telefon läutete und Jochen mich etwas unerwartet fragte, ob ich nicht bei einem Segeltörn mitfahren wolle. Das mit dem Bootskauf sei nun alles soweit erledigt und der Pott müsse aus Griechenland nach Kiel. Die Idee klang für jemand leicht Übermüdeten geradezu hervorragend, ich war im Gegensatz zu allen Arbeitskollegen sofort absolut begeistert und auch gewillt gleich einen längeren Ausflug daraus zu machen. Es zog zwar noch einige Diskussionen nach sich, aber am Ende gab’s auch von der Seite her grünes Licht und es konnte losgehen. Einige Monate später saß ich dann auch wirklich im Flieger nach Malle und begab mich ins Unbekannte. Vier Wochen am Stück Segeln, sowas hatte ich noch nie gemacht. Die eine oder andere Nacht durchsegelt, klar. Auch mal ein paar Tage am Stück in Wechselschichten gesegelt, logo (witzigerweise im vergangenen Jahr ebenfalls mit Sabine und Jochen). Aber so lange am Stück, so weit draußen, über vierstellige Meilenzahlen und dann auch mit so kleiner Crew – das war bisher noch nie. Da stellen sich einem dann plötzlich ganz viele Fragen. Es geht bei so primitiven Fragen los wie „Wie viele Unterhosen muss ich da eigentlich einpacken?“ oder „Ob wohl zwei Flaschen 50+ Sonnencreme ausreichen?“ und endet dann bei „Werde ich danach problemlos in die Zivilisation zurückfinden?“. Und nach zwei Wochen kann ich auch zumindest vorläufig sagen, dass es nicht unbedingt weniger werden, aber einige davon stellen sich als geradezu trivial heraus, andere werden mich vermutlich noch länger beschäftigen.

Da mir aber grade schon der Skipper im Nacken sitzt – wir müssen jetzt ja auf unseren längsten Schlag über die Biskaya – muss ich mich vorläufig auf die einfachsten Fragen beschränken. Der Rest kommt dann aus dem Zug von Cherbourg nach München als des Dramas zweiter Teil.

Sieht man auf so einem Törn eigentlich Delfine? Ja, fast jeden Tag/Nacht und dann auch sogar verschiedene Arten. Manchmal schwimmen sie auch stundenlang neben dem Rumpf mit, nur um sich kurz vor der Schichtübergabe an Sabine dann zu verdrücken.

Ist der Atlantik ganz anders als das Mittelmeer oder die Ostsee (andere Gewässer kannte ich zuvor noch nicht)? Ne, eigentlich nicht. Flaute haben und Motoren kann man eigentlich überall. Die Wellen können genauso kurz und fies sein, ab und zu gibt’s auch mal längere Dünung mit gemächlicherem Geschaukel, aber ansonsten ist eigentlich kein wirklicher Unterschied festzustellen.

Kann man auf dem Boot schlafen und wenn ja, wie gut? Ja, grundsätzlich schon, es kommt aber massiv auf die Schlafplatzwahl innerhalb des Bootes an sowie auf den genauen Aufenthaltsort des Bootes. Ich habe schon fast alle Schlafplätze durchgetestet, lediglich die Verhandlungen über einen Test der Eignerkojen treten aktuell ein wenig auf der Stelle. Jedenfalls im Hafen kann man eigentlich überall schlafen. Da tut es notfalls auch der Stuhl am Kartentisch. Auf See schaut’s da leider ganz anders aus. Da wird dann die geräumigste Loft im Vorschiff mit Kingsize Liegefläche zum bockigen Pony, das einen bei jedem bloßen Einnicken sofort wieder aus dem Schlaf reißt. Oder die Hundekoje, die im Hafen auf Malle zur finnischen Sauna mutiert oder unter Motorfahrt mit einer einmaligen akustischen und geruchstechnischen Kulisse aufwarten kann. Am besten kann ich eigentlich die Plätze in der Messe empfehlen, die sind zwar etwas kleiner und man wird regelmäßiger geweckt, dafür schaukeln sie nicht ganz so schlimm.

Wie ihr schon seht – ganz viele Fragen und es werden auch nicht weniger. Aber ich werde mich bemühen, alle korrekt und wahrheitsgemäß bis zum Ende des Törns zu beantworten und mich dann auch der Frage aller Fragen widmen, ob ich einen Aufenthalt an Bord der Josa weiterempfehlen würde. Bis dahin müsst ihr euch aber noch ein wenig gedulden, wir gehen jetzt voraussichtlich für ne gute Woche nochmal in die Selbstisolation ohne Handy und mit extra viel Wellen…

Johannes

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