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Roadtrip Uruguay – Teil 2

Tag 8 Donnerstag 11.07.2024

Colonia gehört ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe und ist die älteste Stadt Uruguays, gegründet 1680. Den heutigen Tag haben wir nur damit verbracht, durch Colonia zu streifen und uns alles anzusehen. Dazu gehören die alten Straßenzüge mit den Kopfsteinpflastern und den gut erhaltenen Häusern im Kolonialstil, die alte Bastion, das Stadttor, den Leuchtturm (natürlich!!), die Basilika und die ganzen alten Auto’s, die hier zu Dekorationszwecken herumstehen.

Es ist wirklich ein schmuckes, kleines Städtchen und man kann gut in ein paar Stunden alles sehen, da alles sehr nah beieinander liegt. Der Übergang von der „modernen“ zur Altstadt ist fließend und von unserem Hotel aus waren wir in 15 Minuten, zu Fuß, mitten in der Historie.

Nachdem wir alles gesehen hatten, sind wir mit dem Auto noch zur alten Stierkampfarena „Plaza de Torros“ gefahren, da diese etwa 5 km weit weg liegt. Das wollten wir nicht zu Fuß angehen, da wären wir im Stockdunkeln zurückgestolpert. Diese schaut wirklich eindrucksvoll aus, vor allem da komplett außenherum der Kreisverkehr geführt ist. Ein Teil der Arena ist bereits renoviert und man kann hineingehen. Viel bekommt man allerdings nicht zu sehen. Man kann 2 Stockwerke nach oben und von den Rängen hinunterschauen. Die Arena selbst wird wohl für Veranstaltungen genutzt, denn es war eine Bühne aufgebaut. Im Ring unter den Tribünen sind verschiedene Geschäfte, Restaurants und Ausstellungen anzusehen. Ganz nett, aber nicht muß. Hier wird eher versucht, den Besuchern neben den fälligen Eintritt noch irgendwie anders Geld abzuluchsen.

Wir sind dann wieder zurück ins Hotel und haben den Tag mal gemütlich ausklingen lassen.

Tag 9 Freitag 12.07.2024

Heute geht’s nach Montevideo! Auf dem Weg dahin fahren wir zunächst noch an einen kleinen Fluß, den Riachuelo. Dies hat uns Jorge, der TO-Vertreter für Uruguay empfohlen, da er hier schon oft mit seinem Boot gewesen ist und es so schön wäre. Gesagt, getan. Und es ist wirklich nett. Im Fluß selbst waren ein paar Segelyachten vor Anker und es sah wirklich toll aus. Wir sind dann zu Fuß etwas in der Gegend herumgestreift und hatten hierbei Begleitung in Form eines sehr freundlichen, jungen Hundes. Er hat uns bei der Ankunft dort begrüßt und ist uns dann nicht mehr von der Seite gewichen und hat uns begleitet (besser: er war Jochen am Hintern geklebt). Sind wir mal in eine andere Richtung abgebogen als er beim vorauslaufen, da kam er sofort wieder von hinten angeschossen. Er hat es sicherlich auch einmal genossen, einen längeren Spaziergang von seinem „Haus“ aus zu unternehmen. Der Spaziergang war ein „wir kämpfen uns hier mal auf den Pferdepfaden durch“, aber sehr schön an alten Steinbrüchen vorbei, die mit Wasser gefüllt waren. Nur beim letzten Stück zurück mußten wir uns eine Lücke im Zaun suchen, um wieder in die Zivilisation zu kommen. Aber nachdem wir wieder kurz vor dem Parkplatz waren, wurde unser Begleiter sehr schnell. Ah, er kennt sich wieder aus und hat sein Spielzeug geschnappt und weiter rumgetobt. Wir haben für uns nun auf dem Schirm, hier eventuell nochmals mit dem Boot hereinzufahren und ein paar Tage vor Anker zu liegen. Mal sehen.

Von hier aus sind wir dann noch einen kurzen Abstecher nach Juan Lacaze gefahren. Dies ist der Hafen, in dem wir unser Boot in ein paar Wochen einmal aus dem Wasser heben lassen wollen, um das Unterschiff zu reinigen und einen neuen Antifouling-Anstrich aufzutragen. Jorge hatte uns hier telefonisch angekündigt, damit wir uns die Gegebenheiten einmal anschauen können und Informationen erhalten. Auch das war wieder sehr nett. Kaum haben wir das Areal betreten und es wurde bemerkt, daß unser spanisch etwas holprig ist, kam ein: „ah, die deutschen Freunde von Jorge“ und sämtliche Kollegen haben mal vorbeigeschaut. Tja, Uruguay ist klein – haben wir das schon erwähnt?!?! Fakt ist: uns gefällt der Hafen und wir werden definitiv hierher kommen und dort unsere Arbeiten durchführen.

Weiter ging es nach Montevideo. Hier wollen wir ja Jorge auch nochmals treffen, da er hier lebt und auch sein Boot liegen hat. Jochen hat dann beim Suchen einer Unterkunft zufällig ein kleines B & B gefunden, das wir dann angefahren sind. Und wirklich, sie hatten noch ein Zimmer frei. In einem alten Kolonialhaus mit hohen Zimmern, wunderschönen Holztüren und total liebevoll hergerichtet. Das Zimmer war zwar winzig und man stand direkt vor dem Bett, wenn man die Tür aufmachte, aber so schön. Viele alte Möbel und Dekorationsstücke. Starke Farben an den Wänden und schöne Bilder. Das einzige Manko wieder mal: diese Alufenster isolieren halt so gar nichts. Also wieder Klimaanlage voll aufdrehen und laufen lassen. Aber wenn die Wände halt mal kalt sind, dann sind sie kalt!

Ich kann irgendwie gar nicht verstehen, daß es hier nirgends wo wir bisher waren, auch nur eine richtige Heizung gab. Es wird alles mit elektrischen Klimaanlagen, Heizlüftern oder Radiotoren gewärmt. Und überall, wo man hinkommt, sitzen die Mitarbeitern mit dicken Pullis und Daunenjacken beim arbeiten. Das macht doch keinen Spass?!?!

Tag 10 Samstag 13.07.2024

Sightseeing. Ab ins Auto und in die Altstadt. Laut unserem Vermieter ist das überhaupt kein Problem mit dem Auto. Am Wochenende kosten die Parkplätze nichts und überall, wo die Gehsteigkante weiß angestrichen ist, darf man parken bzw. wo rot gestrichen ist, darf man nicht parken. Alles easy. Und es stimmt. Wir sind dann den Plaza Artigas angefahren und haben direkt einen Parkplatz bekommen.

Herr Artigas ist in Uruguay ein Nationalheld und wird als „Vater der Unabhängigkeit Uruguays“ bezeichnet. Seine Denkmäler finden sich hier in jeder Stadt. Hier an diesem Plaza ist unter der Erde sein Mausoleum. Steht doch während der mehrstündigen Öffnungszeiten immer eine Ehrenwache! (Jochen hat gar nicht bemerkt, daß das lebende Männer waren 😊. Er dachte, das wären Puppen). Über dem Mausoleum ist wieder eine große Reiterstatue von Artigas. Hier an diesem Platz befindet sich auch eines der höchsten Gebäude Uruguays, das Palacio Salvo, in dem auch das Tango-Museum untergebracht ist. Es ist nicht wirklich schön, aber doch beeindruckend.

Wir sind dann kreuz und quer durch die Straßen und haben wieder viele wunderschöne alte Häuser gesehen. Manche toll hergerichtet und manche halt leider wieder dem Verfall überlassen. Wer etwas Kleingeld übrig hat, kann hier gerne investieren. Ein Muß für uns war dann der Mercado de Puerto. Wieder ein altes Gebäude mit viel Flair, in dem jetzt hauptsächlich (fast nur) Restaurants untergebracht sind. Auch wir haben uns hier eine Fleischportion gegönnt, da jeder sagt, daß sollte man da mal tun. Ja, was soll ich sagen? Es war lecker und sein Geld wert. Gut, daß wir hier waren.

Eigentlich wollten wir in Montevideo ja auch versuchen, ein paar Ersatzteile für unser Boot zu erhalten. Dumm nur, daß wir Samstags da sind und das entsprechende Geschäft geschlossen hat. Dann halt doch in Buenos Aires.

Wir haben dann noch wie geplant Jorge besucht, der auf seinem Boot war. So konnten wir auch den Yachtclub-Hafen Buceo mal sehen, der für uns ja leider nicht in Frage kommt, da der dortige Kran unsere „Dicke“ nicht schafft. Mit Jorge und seiner Frau Silvia haben wir dann den restlichen Nachmittag verbracht und sind noch zu einem Lahmacun eingeladen worden. Dies ist hier nicht wie in unseren Dönerbuden ein zusammengerolltes Allerlei, sondern ein dünner Fladen, der mit einem Fleischaufstrich bestrichen ist. Sehr lecker! Von Jorge haben wir dann wieder viele interessante Dinge über Uruguay erfahren. Zum Beispiel ist das Wählen für das Parlament eine Pflichtangelegenheit. Man erhält ein Zertifikat, daß man vorlegen muß, wenn man seine Rente beantragt. Kann man das nicht, wird hier gekürzt. Auch ist hier das Renteneintrittsalter momentan noch bei 60 Jahren, soll jetzt aber nach und nach auf 65 Jahre hochgesetzt werden. Aber: es gibt eine Ausnahme für bestimmte Gruppen. Schwerarbeitende Menschen, wie Bauarbeiter oder Krankenschwestern sollen weiterhin mit 60 in Rente gehen können, da es ja nicht möglich ist, daß man so schwere Arbeiten bis 65 Jahren durchführt. Schön, daß das in Uruguay erkannt wird……

Tag 11 Sonntag 14.07.2024

Heute wollten wir ja gleich weiter bis zu unseren Freunden in La Paloma. Dazu wollten wir eigentlich nur einen kurzen Stop am Boot machen, da wir hier eh vorbeikommen. Aber dann erhielten wir die Nachricht, daß Daniel und Mechthild beide krank sind und das erst mal nichts wird mit dem Besuch. Also machen wir das besten daraus, fahren noch einen kurzen Abstecher an einem kleinen Castillo vorbei und fahren dann halt nach Hause. 

So werden wir wohl wie geplant am Mittwoch unser Auto zurückgeben und schauen, daß wir bis zum Wochenende doch noch gleich nach Buenos Aires rüberkommen. Vorraussichtlich wird es ab Samstag mit dem Wind und Wetter eher „unschön“, so daß da an eine Überfahrt nicht zu denken ist. Die Fahrt über den Rio de la Plata hat es so schon in sich:

Sehr viel Großschifffahrt, der Fluß (ja, diese riesige Bucht zwischen Uruguay und Argentinien ist ein Fluß!) ist ziemlich flach und es liegen hier viele Wracks. Da muß man so schon aufpassen wie ein Luchs, da brauchen wir nicht auch noch schlechtes Wetter dazu.

Das war unser Roadtrip. Wieder ziemlich viele Kilometer heruntergerissen in sehr kurzer Zeit, aber dabei waren wir wenigstens im warmen Auto gesessen.

Ach, und bevor ich es vergesse. Was jeden Urlauber hier interessieren sollte: es ist grundsätzlich so, daß Ausländer, die im Hotel ihren Ausweis vorlegen, keine Steuer auf die Leistungen zu zahlen haben. Auf allen Rechnungen steht Steuer 0 drauf.

Auch ist es hier momentan so, daß bei Kreditkartenzahlung im Restaurant oder Autoverleiher oder Immobilienverleih immer noch 9 % vom Rechnungsbetrag abgezogen werden; dies ist auf dem Kartenzahlungsbeleg ausgewiesen. Ich habe die Dame vom Autoverleih diesbezüglich gefragt. Das ist eine Subvention vom Staat, der Dienstleistungsgeber erhält den vollen Betrag. Ich habe das dann auch im Internet unter gub.uy nachgelesen, Zeitraum der Gültigkeit bis 30.09.2024.

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Roadtrip Uruguay – Teil 1


Zuerst einmal ein paar Zahlen zu Uruguay. Uruguay ist ziemlich genau halb so groß wie Deutschland und hier leben nur 3,5 Mio Menschen (in Deutschland leben 237 Personen auf dem km², in Uruguay sind es gerade mal 20 #Wikipedia). Von denen ca. 75% an der Küste leben, und davon wiederum 1,5 Mio in Montevideo. Also gibt es vieeeel Land zu sehen.

Tag 1 Donnerstag 04.07.24

Heute haben wir zunächst unseren Leihwagen in Punta del Este abgeholt. Dies lief wieder sehr zügig mit dem in Südamerika weit verbreiteten Anbieter „Localiza“. Hier hatten wir ja auch schon in Brasilien gemietet und nur Positives erlebt. Dann noch mal rasch zurück ans Boot, Auto vollladen, Boot dichtmachen und ab geht die Post. Tagesziel war die Stadt Treinta y tres, zu deutsch „33“. Dieser ungewöhnliche Name geht auf 33 Einheimische zurück, die die belagerte Stadt eisern verteidigt haben, alles nachzulesen in Wikipedia. Das muß ich hier nicht erzählen und will es auch gar nicht. Der Verkehr ist hier sehr tranquilo (ruhig, gemütlich), im Gegensatz zu Brasilien. Kein Gehupe und Gedrängel, am Zebrastreifen wird lieber schon 5 Meter vorher angehalten, statt noch über die Schuhspitzen zu fahren. Die Straßen sind durchweg gut, auch die Schotterpisten sind gut zu fahren. Wir sind ja jetzt im Winter hier unterwegs, was man auch am geringeren Verkehr merkt. Viele kleine Unterkünfte haben geschlossen, also gehen wir in ein größeres (das einzige) Hotel. Dieses ist zwar schon in die Jahre gekommen, aber es ist sauber und das Essen im Restaurant ist lecker. Auch ist es hier in der Stadt viel günstiger als am Meer, wo sich doch mehr Touristen tummeln.
Wir lassen den Tag ziemlich bald ausklingen, sind wir doch schon für unsere Verhältnisse sehr früh (um 7 Uhr) aufgestanden. Auch am nächsten Tag wollen wir bald raus, um zu unserem EM Viertelfinale wieder zurück im Hotel zu sein.

Tag 2 Freitag 05.07.2024

Wie geplant, sind wir zeitig aufgestanden und zum Frühstücken gegangen. Hier scheinen viele Arbeiter unterzukommen, der Frühstücksraum ist um 7.30 Uhr schon voll.
Unser heutiges Ziel ist das Naturschutzgebiet „Quebradas de los Cuervos“. Dies ist ein großes Gebiet, in dem noch viele Ranchos sind. Große Weideflächen für Rinder und Schafe. Viele der ansässigen Menschen bieten Aktivitäten hier an. Man kann zum Reiten gehen, geführte Wanderungen unternehmen und vieles mehr. Das einzige Manko ist, daß man nur sehr schwer an diese Informationen kommt. Wir sind auf einiges nur aufmerksam geworden, weil uns im Hotel ein Zettel in die Hand gedrückt wurde mit einer Webseite der Regierung über die Touriprogramme. Die Anfahrt geht über 30 km auf einer Schotterpiste, was schon sehr spannend ist, bis zur Verwaltungspforte. Hier ist ein Eintritt von 100 Peso pro Nase fällig, das sind ungefähr 2,50 €, also voll in Ordnung.
Zunächst sind wir einen Rundwanderweg von 3 km gelaufen; die tollen Bilder sprechen für sich, Natur pur. Durch Zauberwald, in die Schlucht runter, am Fluß entlang und wieder nach oben, mit tollen Ausblicken. Dieses Land hat so weite Flächen: endlose Sicht ohne eine Stadt oder einer größeren Ansiedelung.


Nach dieser Wanderung ging es weiter zum nächsten Startpunkt. Es stand noch eine kurze Wanderung zu einer Lagune und einem Wasserfall an. Diese beiden liegen auf einem Privatgrundstück. Dafür sind wir noch ein kurzes Stück mit dem Auto gefahren. Die Anfahrt dorthin (immer noch Schotter) ging durch ein Viehgatter (passieren und schließen!) direkt an einen Hof. Die nette Besitzerin knöpft wieder jedem 100 Pesos ab (verdient!) und gewährt Zugang auf ihr Anwesen und erklärt kurz den Weg. Über ihren Hof, quer über die Schafweide immer den Schildern nach. Die Dame vermarktet auf diesem Weg auch ihre Erzeugnisse. Wir haben davon nichts mitgenommen, wir sind ja noch 14 Tage im Auto unterwegs. Aber interessieren würde mich schon so ein „Vino de Naranja“. Wein aus Orangen?!?!? Beim zurück kommen frage ich sie, ob das alles ihr Land sei? Ja, das gehört alles ihr. Dieses Stück Land (äh, für uns Deutsche: zig Hektar) ist wunderschön, aber halt auch einsam, so weit draußen, weit weg von allem.


Zurück im Hotel schaffen wir es, die letzten 35 Minuten der regulären Spielzeit zu sehen. Tja, das Ergebnis war nicht das erhoffte, aber das erwartete.

Tag 3 Samstag 06.07.2024

Am nächsten Morgen machen wir uns wieder zeitig auf den Weg weiter Richtung Norden. Zunächst steuern wir eine Rancho im nirgendwo an, die „auf dem Weg“ liegt. Hier sind wir dann ein Stück der Zufahrt entlang gelaufen durch die Viehherden hindurch. Nach genau 1 km konnten wir dann in der Ferne die Farm selbst sehen. So viel zu den Dimensionen hier. Wieder Natur pur und wunderschön.

Unser nächstes Ziel hieß dann Tacuarembo, eine größere Stadt, die ebenfalls auf dem Weg liegt. Auf dem Weg hierher haben wir die unterschiedlichsten Landschaftsformen gesehen. Hier gibt es jetzt wohl auch einmal Ackerbau….zumindest haben wir schon Spritzfahrzeuge gesehen und auch Mähdrescher. In Tacuarembo haben wir uns die Kathedrale (sehr schlicht und einfach) angeschaut und haben dann gegenüber unsere Köpfe einmal ins Theater gestreckt. So ein Glücksfall!!! Das Theater, das 1891 eröffnet wurde, wurde erst im April diesen Jahres wieder als Theater renoviert und eröffnet. Und gerade als wir dort waren, haben die zukünftigen Touristenführer ihre Testführung abgehalten und wir durften teilnehmen. Wir haben zwar nicht viel verstanden, da hier wieder schnelles Spanisch zu hören war, aber es war trotzdem sehr gut. Wir konnten auch auf und hinter die Bühne. Ein kleines, aber sehr feines Theater mit original Treppenaufgang aus italienischem Marmor und auch der Kronleuchter im Foyer ist noch Original aus Muranoglas. Auch haben sich die Menschen hier wieder über uns deutsche Besucher und unser Interesse gefreut.

Danach ging es wieder weiter zu unserer Unterkunft in Tanqueras, wo wir von der Besitzerin Silvia schon erwartet wurden. Sie hat uns eingewiesen und erklärt, daß wir im „Valle de Lunarejo“, wo wir zum Wandern hinwollen, leider nur mit einem Guide rein dürften. Das wäre alles Privatbesitz von Indios und nur so erlaubt. Tja, jetzt sind wir da, dann halt mit Guide. Sie hat uns dann auch noch einen englischsprachigen Guide vermittelt, der uns noch mit auf Tour nimmt.

Tag 4 Sonntag 07.07.2024

Für unseren Wanderung ist der Treffpunkt um 11 Uhr beim Veranstalter. Dort sind schon etliche Menschen anzutreffen, also gehen wir in einer größeren Gruppe. Alles spanischsprechende Menschen, der heutige Guide könne aber zum Glück englisch. Ok. Tja, leider war das Ganze ein teurer Reinfall. Die Gegend war sehr schön, die Wasserfälle auch wieder. Aber wir haben ca. 60 € für folgende Leistung bezahlt:
Anfahrt mit dem eigenen Auto über Piste mit ca. 1 Stunde, 1,5 km Wanderung zum 1. Wasserfall, dort Aufenthalt von ca. 45 Minuten, weiter zum 2. Wasserfall, wieder etwa 1,5 km. Wieder Aufenthalt von ca. 45 Minuten. Dann den gleichen Weg zurück und Abfahrt. Wenig Leistung…..Der Guide hat nicht wirklich viel erzählt, einmal kurz über die Flora. Und es hat ihn auch nicht interessiert, daß er es uns in Englisch erklärt. Ein Junge und eine Frau aus der Gruppe haben uns dann mal freundlicherweise übersetzt. Es hieß ja vorher, daß dies Indio-Land ist, das man alleine nicht betreten dürfe und nur mit Guide. Ich weiß nicht, ob das uns nur so erzählt wurde, um ein Geschäft zu machen. Wir haben dann geschaut, daß wir nicht mit der Kolonne über die Piste zurückfahren, sondern zügig vorneweg ohne den Staub der anderen zu schlucken und durch die Gegend zu kriechen. Wir wollten ja noch weiter heute und bis Artigas kommen.

In Artigas haben wir uns im Casino-Hotel eingebucht. Dies liegt zentral in der Stadt und organisiert (Zufall!!) die Führungen durch die Minen, die wir mitmachen möchten.

Zum Abendessen habe ich mir eine Pizzeria ausgesucht, da diese eine sehr gute Bewertung auf Google hatte und der Inhaber wirklich Italiener wäre und hier „die beste Pizza Uruguays“ zu bekommen wäre. Das stimmt!!! Dort angekommen: der Laden brechend voll, aber wir werden an ein Provisorium gesetzt, bis ein Tisch frei ist. Die Pizza war wirklich echt italienisch, der italienische Chef hat sich über Besucher aus „der Heimat“ gefreut. Und als Theke ist hier ein alter T1-Bully umfunktioniert….So schöööön

Tag 5 Montag 08.07.2024

Um 8.30 Uhr ist Treffpunkt an der Rezeption für die Führung durch die Mine. Wir fahren hinter einem Bus her, der andere Besucher eingeladen hat. Wir hatten uns entschlossen, mit unserem Auto zu fahren, so sind wir frei in der Weiterfahrt. Und es geht wieder ein ganzes Stück zurück in die Richtung, aus der wir gestern Abend gekommen sind. Es wird wieder von der Straße auf eine Piste abgebogen und einwärts gefahren.

Auch hier wieder eine spanische Führung, aber mit einem Guide, der in seinem Beruf voll aufgeht. Er erzählt vieles über die Geschichte und Entwicklung der Mine, die der Familie Oliveira gehört. Auch über das Gestein, die Einschlüsse und wie die Farben der Mineralien entstehen. Hier wird Amethyst abgebaut, dies ist eigentlich „nur“ ein Quarz, aber halt von lilaner Farbe. Der weiße Quarz ist eher ein „Abfallprodukt“. Hier hatten wir aber das Glück, daß wenigstens einige Erklärungstafeln auch in englischer Sprache aufgestellt sind. Nach der Führung hatten wir die Möglichkeit auf einem „Müllhaufen“ noch Steine zu suchen und mitzunehmen. Wenn Männer zu Kindern werden….. Wir haben auch ein paar schöne Stücke rausgesucht und werden sicherlich den einen oder anderen Krümel behalten.

Dann ging es wieder zurück und was darf nicht fehlen? Der Besuch des Showrooms und der Werksverkauf. So ein Glück, daß wir überhaupt keinen Platz für so ein Steinchen haben. Aber das sind schon tolle Stücke, die da rausgeholt werden. So ein Mineral ist eigentlich eine ganze Gasblase, in der innen eben der tolle Stein ist. Und genau solche Teile kann man hier erwerben. Mit tollen Schliff, der Stein poliert. Tja, wenn man viel Platz hat und die Fracht nach Hause bezahlen kann. Aber schaut Euch die Bilder selbst an.

Wir haben uns dann auf die Socken gemacht, damit wir heute noch bequem in Salto ankommen. Dort sind wir einmal kurz in die Stadt reingefahren, haben mal links und rechts geschaut und entschieden, daß das zu viel Großstadt ist und sind weiter nach Terma del Dayman, wo wir ja wegen den Thermalbädern hin wollen, um am Tag darauf im warmen Wasser abzuhängen.
Unsere Unterkunft liegt zentral und es ist alles hier recht einfach. Ein Appartement mit kleiner Kochnische. Leider ist es verdammt kalt und die Zimmer auch, da alle Fenster offen standen. Die Klimaanlage war das Erste, das wir eingeschaltet haben (die heizen hier auch) und ist die ganze Nacht auf Höchsttemperatur 30 Grad gelaufen. Die Bauweise hier ist immer sehr einfach – dünne Wände, einglasige Aluschiebefenster und minimalste Türen, alles nicht isoliert. Und quasi keine Bettdecke, nur ein dünnes Laken. ich habe dann alles an Decken aus dem Schrank geholt, was für die 4 Betten des Zimmers da waren und so ging es dann…

Tag 6 Dienstag 09.07.2024

Die Nacht ging rum und wir haben uns heute das Spa gegönnt. Hier sind die Thermen eher große Freibäder für die ganze Familie mit entsprechend heißem Thermalwasser, aber halt alles im Freien. Dafür ist der Preis unschlagbar. Cirka 4 € für Erwachsene für den ganzen Tag.

Wir sind statt dessen in ein Spa gegangen, wo wir für jeweils 15 € den Eintritt und jeweils 30 Minuten Relax Massage bekamen. Hier sind die meisten Becken auch im Freien, aber auch mit Möglichkeiten indoor. Man darf jetzt hier keine deutschen Maßstäbe ansetzen, was Komfort und Qualität betrifft. Die Bauten waren sicherlich mal sehr schön und modern, als sie gebaut wurden. Aber leider wird hier anscheinend nur einmal gebaut und dann wird nix mehr renoviert oder modernisiert. Es verlottert halt alles etwas. Das Holz ist durchgemorscht, die Wände fallen ab, Fenster z. T. kaputt.
Aber wir saßen 2 Stunden in 41 Grad warmen Wasser und bekamen eine gute Massage. Das war schon so in Ordnung.
Nach einem kleinen Mittagssnack ging es dann noch zum Staudamm Salto Grande. Dieser ist gleichzeitig ein gemeinschaftliches Grenzbauwerk zwischen Uruguay und Argentinien und man bekommt eine kostenlose Führung. Es hat etwas gedauert, bis wir den richtigen Eingang gefunden haben 🙄. Jochen ist auf den Staudamm aufgefahren, bis ich ihn gebremst habe, daß er jetzt quasi nach Argentinien rüber fährt. Also kurz links ran bei einem Wachhäuschen. Der nette Polizist kam auch gleich raus und fragte, ob wir nach Argentinien wollten. Nein, nein. Wir wollen den Staudamm besichtigen. Er erklärte uns dann, daß wir umkehren müssten, das wäre weiter vorne, wo wir uns anmelden müssten. Also zurück und bei nächster Gelegenheit gefragt. Dieser nette Polizist erklärte mir dann, auch mit Maps, wo wir hin müssten. Es ist hier nicht so, daß Attraktionen irgendwo vorher mit einem Schild angekündigt werden. Oft erst an der Abfahrt oder der Attraktion direkt steht hier ein Schildchen. Wir haben es dann noch gefunden, einen kurzen Film über dieses Bauwerk gesehen und wurden danach noch mit dem Bus auf und in den Staudamm gefahren. Zwar nur kurz und natürlich alles wieder nur einsprachig, dafür mal wieder kostenlos. Aber auch hier war wieder ein freundlicher Herr, der sich anbot, für uns zu übersetzen, falls wir das wollten.
Dieser Staudamm versorgt Uruguay und Argentinien mit Strom, wobei Uruguay damit  60 – 70 % seines Strombedarfes abdeckt, Argentinien 7 – 8 %.

Eigentlich wollten wir heute noch weiter in den Süden zu unserem nächsten Ziel fahren. Da dies aber ca. 3 Stunden sind und wir schon fast 5 Uhr hatten, haben wir uns eine andere Unterkunft nochmals hier in der Gegend gesucht und sind auf dem Lande gelandet, wo wir eine kleine, nette Cabaña gefunden haben. Es hüpfen Kaninchen herum, man hört ein Lämmchen und sieht Ziegen. Sehr schön. Und: die Cabaña ist schon überschlagen und das Klimagerät funktioniert einwandfrei und bringt Wärme rein.

Tag 7 Mittwoch 10.07.2024

Heute ging es wieder zurück in den Süden. Das erste Ziel heißt Fray Bentos und liegt auch direkt am Grenzfluß zu Argentinien. Diese Stadt haben wir ausgesucht, da Jochen zufällig in einem Blog darüber gelesen hatte. Hier gibt es das Museum der industriellen Revolution, das 2015 von der UNESCO in die Liste der Kulturerbe der Menschheit aufgenommen worden ist. Dies ist eine alte Industrieanlage, gebaut 1858 als Salzbergwerk für die Haltbarmachung von Fleisch, in der Folge von 1863 an nach Justus v. Liebig dann Fleischextrakt. Ab 1924 wurde das ganze dann von Liebig in Friorifico Anglo umgewandelt und ein riesiges Kühlhaus gebaut, das mit Korkplatten isoliert und mit Amoniak gekühlt wurde. Dieses wurde bis 1979 betrieben und ab 1989 ist die gesamte Anlage hier als Museum erhalten.

Zunächst ein riesiger Fleischzerlegungsbetrieb. Hier wurden in der High-Season bis zu 3000 Rinder täglich von 5000 Menschen im Schichtbetrieb am Fließband zerlegt.  Die Anlage umfasste 46 verschiedene Hallen, in denen die verschiedensten Produkte hergestellt wurden. Und alles, was benötigt wurde, wurde hier irgendwo selbst hergestellt. Sei es die Dose für das Fleisch, das Etikett oder die Bekleidung für das Personal. Diese Anlage zog Mitarbeiter aus 36 verschiedenen Länder an, die hier gearbeitet haben. Hier kann man sich überall frei bewegen und alles ansehen. Wir kamen in den Genuß, an einer englischen Führung teilzunehmen, das gerade ein anderes deutsche Paar hatte. Die Betreiber des Museums bemühen sich, alles etwas „nachfühlbar“ zu machen. Die einzelnen Hallen werden so beschallt, wie es geklungen haben muß, wenn hier diese vielen Menschen arbeiten. So ist z.B. der Lärm in der Zerlegungshalle ohrenbetäubend und man hört an der Stelle, wo die Rinder noch lebend ankamen, großes Gemuhe und Gerumpele. An anderer Stelle kreischen Sägen oder das Laufband, an dem die Rinder dann hängend rumpelt. Diese Fabrik hatte ihre eigene Stromerzeugung und daher hatte Fray Bentos vier Jahre vor Montevideo komplett elektrische Beleuchtung….und das mitten auf dem Land. Die Halle mit den Generatoren (auch beschallt) war natürlich Jochen’s größte Interesse. Dieses Unternehmen war seine eigene kleine Stadt mit Hospital, den Wohnhäusern und allem, was die Leute benötigt haben. Wir können nur jedem empfehlen, der einmal nach Uruguay kommt: schaut Euch das an, was damals schon alles möglich war. Ach ja: und auf den „vielbegangenen“ Wegen wurden Stahlplatten verlegt. Diese waren ursprünglich als Balast an Bord der Schiffe, die aus Europa herüberkamen und das Fleisch nach Europa exportierten. Irgendwann kam dann jemand auf die Idee, diesen Balast als Belag für den Boden zu nutzen. So sind irgendwie 3000 m² mit Stahlplatten belegt.

Nachdem wir hier lange herumgeschlichen sind, haben wir uns schließlich auf den Weg nach Colonia del Sacramento gemacht. Auch das ist ein Muß!

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Piriapolis


Unsere erste Nacht in Piriapolis war zwar sehr windig, aber der Schwell im Hafen war in Ordnung, da der Wind glücklicherweise aus der passenden Richtung kam.
So sind nun schon etliche Tage hier vergangen, in denen wir uns auch langsam an die Kälte gewöhnen mussten. Täglich heizen wir uns morgens und abends den Dieselofen ein, um etwas Temperatur ins Innere zu bekommen, auch ein Morgenritual besteht inzwischen darin, die Feuchtigkeit von den Fenstern und Luken zu wischen, die in der Nacht dort kondensiert ist. Auch läuft nun täglich einmal unser „Deshumidificador“, der Luftentfeuchter, den wir zum Glück endlich in Punta del Este kaufen konnten. Hatten wir doch schon mal 90 % Luftfeuchtigkeit im Boot!
Wir hatten in den folgenden Tagen auch einige eher unruhige Nächte, weil einige Tiefs vorbeigezogen sind und entsprechende Winde mit sich brachten. Diesmal aber leider aus Nordwest, was für uns bedeutete, daß der Wind direkt auf die Hafeneinfahrt drückte; und wir liegen mit unserem Boot direkt am vorderen Steg mit dem Heck zur Einfahrt. So hatten wir immer schräg einschlagende Wellen direkt „in unserem Schlafzimmer“. Das ist zu Einem sehr laut und zum anderem gibt es auch immer einen leichten seitlichen Schlag, was einen Ruck des Bootes bewirkt. So waren zwei Nächte schlaftechnisch sehr kurz. Aber überstanden, da muss man durch, wenn man auf dem Boot leben will. Wir wissen jetzt, daß unsere Festmacher halten, so daß wir beruhigt unser Boot auch mal für 14 Tage alleine lassen können.


Wir haben wieder einiges zu Fuß erkundet. so sind wir zufällig auf dem samstäglichen Markt über eine Panaderia Alemana gestolpert. Deutsches Brot und Backwaren von Auswanderern, die auch noch fränkischen Dialekt sprechen. 😁 da steht man doch gerne am Verkaufstresen und redet sich fest.

Einer unserer Spaziergänge führte uns zum Aussichtspunkt hoch über der Marina, zu dem es einen Sessellift gibt (dieser fährt aber derzeit nicht). Von dort gab es eine gute Übersicht über die Stadt und die Strände. Den Weg zurück zum Hafen haben wir den kürzesten gewählt, direkt unter dem Sessellift den Hang hinunter. Oben tummelten sich die Reisegruppen, die mit dem Bus bis zum Aussichtspunkt gefahren werden. Und wie überall, wo eine „Attraktion“ ist: Kioske und Restaurants. Dort oben gab es auch eine kleine Kapelle des San Antonio, anscheinend muß man die mehrmals umrunden, da dort einige Personen ihre Kreise gezogen haben; auch hingen viele Dankesfliesen an der Kapelle, auf denen sich die Menschen bei dem Heiligen bedankten.

Eine weitere Tour hat uns am Strand entlang geführt zu einer „Rettungsstation“ für Seelöwen und Pinguine. Wir sind dann aber nicht hineingegangen. Das Ganze sollte pro Person 300 Peso kosten, dabei sah es alles sehr winzig und fast schon schäbig aus. Das war es uns dann nicht wert.


Auf google maps haben wir dann noch einen „Wasserpark“ gefunden. Dies war ein künstlich angelegter kleiner Wasserfall mit kleinem Wasserlauf als Picknickplatz mit Grills, Tischen und Bänken. im Sommer sicherlich ein netter Platz. Von hier aus haben wir dann noch einen Turm erspäht und sind da dann auch noch hin marschiert. Dieser stellte sich als Glockenturm einer ziemlich zerfallenen Kirche dar, die von Senor Piria 1917 erbaut wurde. Dieser Unternehmer war der Gründer der Stadt, daher auch der Name Piriapolis.

Unser schönster Spaziergang hat uns dann noch zum Castillo Piria geführt. dieses liegt etwas außerhalb (noch an der Kirche vorbei), was uns einen Fußmarsch von einfach 7 km einbrachte. Aber die Sonne schien und kaum sind wir vom Meer etwas weg, legt sich auch der kalte Wind bzw. wir sind im Windschatten der Hügel oder der Stadt.
Nach einer langen Zufahrt (so stelle ich mir meine Auffahrt zum Haus vor!) steht man vor einem herrschaftlichen Haus in einem großen Grundstück. Es kostet keinen Eintritt, man kann aber leider nur einige Räume im Erdgeschoss besichtigen, wo einige alte Gegenstände ausgestellt sind und auch alte Plakate und Fotografien von früher hängen. Daneben ist gleichzeitig eine Gemäldeausstellung mit tollen Bildern. Hinter dem eigentlichen Castillo sind noch einige halb zerfallene Gebäude und eine kleine Kapelle, die sicherlich noch zum Gehöft gehörten.

Unser Highlight war jedoch, als wir bereits die Auffahrt wieder hinunterliefen und uns ein Fahrzeug mit richtigen „Rundungen“ entgegenkam. Der Fahrer hat das Fahrzeug abgestellt, aber (wohl) vorsichtshalber nicht ausgemacht. Es handelte sich um einen Chevrolet Pickup, Baujahr 1952. Der Fahrer hat (so glaube ich) sich noch mehr über unsere Freude gefreut als wir. Er hupte, kam zu uns rüber und klärte uns über sein Vehikel auf.
Wir sind dann wieder losgelaufen, um unsere 7 km retour zu gehen, als neben uns wieder ein schwarzes Ungetüm hupte und uns auf seine Ladefläche aufsteigen lies. So kamen wir in den Genuss, nicht laufen zu müssen und in einem Chevi 1952 mitzufahren. Jonathan hieß der noch sehr junge Fahrer, der mit seinem argentinischem Kumpel den freien und schönen Tag nutzte, rumzucruisen. Wieder einen sehr netten Urugayo kennengelernt.

Dies waren unsere Spaziergänge hier, mehr gibt es wohl fußläufig auch nicht zu sehen und so werden wir es jetzt angehen, uns ein Auto leihen und eine Tour quer durch Uruguay machen, um auch das Hinterland kennenzulernen.

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angekommen in Uruguay – von La Paloma bis Piriapolis

Jetzt liegen wir im Hafen von La Paloma direkt neben Guillermo, der sage und schreibe 5 Wochen auf ein passendes Wetterfenster gewartet hatte, um hierher zu kommen und der Grund dafür war, daß wir so schnell aus Itajai aufgebrochen sind.

Der Hafen von La Paloma ist jetzt keine Schönheit und auch die Sanitäranlagen sind wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber wir liegen sicher und die Menschen hier sind unwahrscheinlich freundlich. Wir waren gleich bei der Prefektura, um uns anzumelden. Auch hier alles super easy und tranquilo (gelassen). Wir kamen dann auch noch in den Genuss einer heißen Dusche. Als wir beim Sicherheitsdienst nach den Sanitäranlagen fragten, erklärte er uns, daß er uns Seglern einen Raum aufschließen kann, wo wir duschen könnten. Das waren dann die Einrichtung der Mitarbeiter. Alles ganz einfach, aber schon schön, wieder einmal heiß zu duschen.

Natürlich sind wir gleich einmal in den Ort gelaufen, der ca. 20 Minuten Fußweg weg ist. Ein schöner Weg am Strand entlang über einen Holzsteg. Der Ort ist ziemlich leer und die meisten Läden sind geschlossen. La Paloma ist ein Touristenort im Sommer und daher im Winter ziemlich ausgestorben. Uns gefällt es trotzdem.

Eigentlich wollten wir auch gleich am Dienstag wieder weiterfahren – aber wie das so immer ist:

Am Montag früh gehe ich an Deck und da steht vor unserem Boot jemand und schaut Boote an. Auf mein Buenos Dias kommt ein Guten Tag zurück. Oha! Und schon haben wir Daniel kennengelernt, der mit einer Deutschen verheiratet ist und der sich zufällig heute gedacht hatte „ich gehe mal in den Hafen Segelboote anschauen“, da er selbst lange als Segler unterwegs war. Daniel war gleich freudig dabei, als wir ihm anboten, das Boot anzuschauen. So entschieden wir dann, daß wir halt noch einige Tage bleiben, um auch Mechthild kennenzulernen und gemeinsam etwas zu unternehmen.

So war es auch. Wir wurden von den beiden eingeladen, gemeinsam die Laguna Rocha anzuschauen. Eine sehr große Lagune, die unter Naturschutz steht und hier 70 % aller heimischen Vögel zu beobachten sind. Die Lagune öffnet sich manchmal zum Meer hin bzw. wird bei zu viel Süßwasser nach langen Regenfällen geöffnet, so daß sich hier Süß- und Salzwasser vermischen. Als wir vor Ort waren, war die Lagune gerade wieder geöffnet und es war interessant anzusehen. Die beiden haben uns viel erklärt und gezeigt und ein kleines Picknick vorbereitet. Es war wirklich ein schöner Tag und wir haben wunderbare Menschen kennengelernt.

In La Paloma sind wir dann auch noch mehrfach spazieren gegangen bzw. haben noch einige Besorgungen erledigt. So stand auch der Leuchtturm von La Paloma auf dem Programm, von dem aus man eine schöne Übersicht über den Ort und den Strand hat.

Auf der anderen Seite unseres Hafens sind wir zu einem von Daniel empfohlenen Cafe gelaufen, das wirklich sehr nett war. Hier am Strand entlang haben wir leider viele tote Pinguine gesehen, auch ein Seelöwe war dabei. Wir vermuteten erst, daß dies wohl „Beifang“ der Fischer wäre. Aber dem ist so nicht. Das wurde uns dann von Mechthild erklärt, daß das die jungen, schwachen Pinguine sind, die momentan hier vorbeiziehen und die es einfach kräftemäßig nicht schaffen. Das wäre zwar traurig aber um diese Jahreszeit hier völlig normal.

Ich habe bereits nach einem Tag hier in Uruguay festgestellt, daß es mir hier auch sehr gut gefällt. Die größte Veränderung von Brasilien hierher: hier ist das Preisniveau erheblich höher. Hier werden deutsche Preise aufgerufen, und das in so ziemlich allen Bereichen.

Nachdem wir das Wetter im Auge behalten müssen, um weiter gen Süden zu kommen (wo wir dann auch noch offiziell einreisen müssen, denn La Paloma ist kein Hafen, wo wir unser Visum bekommen), haben wir uns darauf festgelegt, daß wir zwischen Sonntag abend und Montag früh ablegen müssen, um etwas passenden Wind bis Punta del Este zu bekommen.

Bei unserem gemeinsamen Abendessen mit Daniel und Mechthild boten wir dann Daniel an, er könne gerne bis nach Punta del Este mitsegeln. (ich glaube, er hat auch darauf gehofft…..) Er war natürlich Feuer und Flamme und ist dann am Sonntagabend mit Sack und Pack angerückt, damit wir frei sind in der Zeit des Lossegelns. Beim nochmaligen Wettercheck haben wir dann entschieden, daß es am nächsten Morgen gegen 8 Uhr losgehen sollte.

Da dieser Hafen hier sehr eng ist, was die Muringtonnen angeht und unsere Dicke ja sehr anfällig ist für Seitenwind beim manövrieren, sollte diese Uhrzeit gut sein. Noch kein Wind da und wir sind zu dritt, um die Leinen ordentlich zu führen, so daß Jochen die Dicke entspannt vom Steg wegbugsieren kann. Ja, denkste.

Pünktlich, als wir mit den Vorbereitungen fertig sind, setzt der Wind ordentlich ein mit 15 Knoten von der Seite. Wir haben dann versucht, mittels entsprechender Leinenführung unser Boot rauszufahren, aber es wurde uns dann doch zu riskant. Wenn nur einer einen kleinen Hänger mit seiner Leine hat und nicht schnell genug Leine gibt, hängen wir entweder auf der Mauer oder auf einem Nachbarboot. Also doch nochmals bei der Prefektura anfunken und und Hilfe durch ein Motorboot bitten. Hier in der Marina gibt es keine Hilfe, es gibt hier noch nicht mal ein Boot.

Die Prefektura hat dann geantwortet, daß sie jemanden schicken, aber daß das etwas dauern würde. Ja klar, 8 Uhr und Dienstantritt. Die kommen gerade alle erst. Wir konnten dann vom Boot aus sehen, wie sie das Motorboot auf dem Hänger an den Pick-Up angehängt und aus der Garage gezogen haben. Juhu, jetzt dauert es nicht mehr lange. Und siehe da, kurz die JOSA an das Schlauchboot gebunden und wir wurden schön sanft rückwärts aus unserer Lücke gezogen. Total entspannt.

So hatten wir dann schon wieder einen recht aufregenden Start, es wurde dann aber doch noch ein schöner Segeltag, zwar kalt, aber sonnig. Daniel war happy, wieder einmal zu Segeln und so ging der Tag dann auch rum. Da wir am Morgen etwas Zeit verloren hatten und der Wind auch nicht genau das gemacht hat, was uns die Wettervorhersage versprochen hatte, kamen wir am Abend natürlich im Dunkeln vor Punta del Este an. Im Dunkeln wollen wir nicht in einen unbekannten Hafen einfahren, vor allem da hier die Häfen alle so „unhandlich“ für unsere Dicke sind. Also hat Daniel sich mal an die Funke begeben und abgeklärt, daß wir an einer kleinen vorgelagerten Insel vor Anker gehen dürfen und erst am nächsten Tag bei Tageslicht einlaufen. Die Genehmigung wurde erteilt und Daniel ein weiteres Mal glücklich, daß er wieder einmal vor Anker schlafen darf.

3 in einem Boot und unser Ankerplatz

Am nächsten Morgen dann konnten wir sehen, an was für einer schönen Insel wir da geankert hatten und machten uns nach dem Ausschlafen und Frühstücken auf, unter Segeln Richtung Hafen zu fahren. Der Wind fiel dann natürlich wieder zusammen und wir mussten doch noch den Motor für die letzte Seemeile anwerfen. Im Hafen haben wir uns dann nach einigem Hin und Her mit dem Funk eine Muringboje geschnappt und festgemacht. Leider ging dabei Daniels Brille über Bord und wohnt nun an der Muringboje 531 auf Grund.

Nachdem wir am Nachmittag mit Daniels Spanisch-Unterstützung alle Behörden (Immigration für uns, Zoll für das Boot und die Prefektura für die Navigation) abgearbeitet hatten, haben wir Daniel noch zu seinem Bus begleitet und konnten dabei schon etwas von Punta de Este sehen.

So, nun noch ein kleiner Exkurs in die Funk-Gepflogenheiten hier in Südamerika. Die Segler unter uns wissen ja, wie das mit dem Funken gehandhabt wird. Normalerweise ist der Funk auch das Notrufmittel der Wahl und Kanal 16 wird hierfür benutzt und ist daher immer eingeschaltet und wird abgehört. Hier werden auch Schiffe „angerufen“ und man wechselt dann auf einen anderen Kanal, um sich zu unterhalten. Sind wir es aus den Urlaubsregionen wie Mittelmeer oder auch Ostsee eher gewohnt, daß wir einfach in einen Hafen einfahren und da steht dann schon jemand, der uns erwartet bzw. wir machen einfach fest und gehen dann mal ins Büro oder an den Automaten zum bezahlen. Hier wird normalerweise kaum der Funk benutzt. In Brasilien ist der Funk eigentlich nur dafür da, daß die Fischer untereinander Small-Talk halten. So ist auf dem eigentlich „Notrufkanal 16“ eher portugiesisches Geschwätz oder auch einmal Musik zu hören.

Hier im tiefen Südamerika (Uruguay, Argentinien und Chile) läuft das anders. Hier ist sehr viel Funkarbeit angesagt. Dies dient der Sicherheit in diesen eher schwierigeren Gewässern. Hier werden alle Schiffe monitort und überwacht, wo sich diese befinden. Daher gilt folgender Ablauf: nähert man sich einem Hafen, muß man sich ca. 30 Minuten vorher bei der Control melden und sich ankündigen und um Erlaubnis bitten, einzufahren. Da werden dann Daten wie Flagge, Kapitän, Zerifikat usw. abgefragt. Das selbe Spiel beim Abfahren. Nachdem man sich persönlich in der Prefektura abgemeldet hat und seinen Stempel (=schriftliche Erlaubnis) hat, soll man innerhalb von 24 Stunden wegfahren. Will man dann losfahren, wieder funken und um Erlaubnis bitten. Dabei muß man dann Zielhafen und erwartete Ankunftszeit (ETA) angeben, was natürlich sehr schwer als Segler ist. Ist ja immer Windabhängig, wie gut man vorwärts kommt. Quert man eine Schiffahrtsstraße oder einen anderen Hafen, muß man sich auch dort melden und sagen, was man vorhat. Ist man nicht vor der ETA am Ziel, soll man auch Bescheid geben bzw. die Prefektura funkt einen dann auch an und fragt nach. Erschwerend kommt hier natürlich die Sprachbarriere hinzu, da am Funk doch oft vieles nicht so leicht zu verstehen ist, vor allem wenn hintendran noch Nebengeräusche sind wie laufender Motor oder das Klappern und Knarzen des Bootes beim Segeln.

Aber, man gewöhnt sich daran und kann sich ja vorher schon alles zusammenschreiben, was man brauchen könnte.

In Punta del Este sind wir nicht so lange geblieben, dieser Zwischenstopp war für uns auch nur zum offiziellen Einreisen gedacht. Es ist ein Touristenort, der im Gegensatz zu den meisten Städten in Uruguay auch etliche Hochhäuser aufweist. Hier im Hafen sind sehr viele Fischer aktiv, die direkt an der Kaimauer ihre Fische ausnehmen und verkaufen. Entsprechend sind hier auch viele Möwen, aber auch etliche Seelöwen, die sich an den Abfällen dick und satt fressen. Dies ist hier ein richtiges Spektakel und natürlich auch ein Zuschauermagnet.

Wir haben hier die Chance genutzt, einiges zu besorgen und bei einem gemütlichen Mittagessen das Fußballspiel unserer Nationalmannschaft auf großem Bildschirm ansehen können. Aber nach zwei Tagen sind wir auch hier wieder abgerückt, um endlich an unser Ziel Piriapolis zu kommen, wo wir etwa 4 Wochen liegen bleiben möchten. Die Vorhersage war so, daß ab Donnerstag spät abend der Wind auffrischt und es ungemütlich wird. Bis dahin wollten wir sicher im Hafen festgemacht sein. Und es hat auch funktioniert.

Es gab leider etwas „Funk-Chaos“ an diesem Tag. Beim Abfahren hat lange keiner geantwortet, so daß wir schon so weit waren, einfach loszufahren. Wir haben dann aber über den „Hafen-Kanal“ 09 die Erlaubnis bekommen, um dann weiter draußen mitzuhören, wie ganz viele Schiffe (Frachter, Tanker und Boote) ebenfalls versuchten, die Prefektura zu erreichen. Dies ging bestimmt eine halbe Stunde so, der Ton wurde immer rauher. Nachdem dann endlich einmal ein Boot seine Antwort bekam, hat jeder gleichzeitig versucht, wieder anzufunken. Das war sehr spannend anzuhören. Wenn man schon verpflichtet ist, sich ständig zu melden, dann sollte man auch eine Antwort erhalten. Ein Frachter wollte nur die Erlaubnis haben, an einem bestimmten Punkt den Anker fallen zu lassen; wobei die Ankerplätze für die großen Pötte, die sogenannten Reeden ja sowieso in den Karten markiert und vorgegeben sind.

Als wir dann in Piriapolis ankamen, war es mit dem Funken auch wieder etwas unleidlich. Bis wir endlich eine Klärung hatten, waren wir schon in der Einfahrt zum Hafen, da uns es leider schwerfällt, bei Wind auf der Stelle zu stehen und schon gar nicht in dem Schwell einer Hafeneinfahrt. Wir haben dann Mike von der Salto angefunkt, der uns in seinem Beiboot geholfen hat, unsere Leinen an der Muringboje zu befestigen. So sind wir nun in Piriapolis angekommen und sind wieder mit der SALTO vereint. Wir zwei deutschen Boote haben ein australisches Boot ins Sandwich genommen und wackeln hier gemeinsam vor uns hin. Und wirklich, am Abend kam wirklich starker Wind auf und es war ein ordentliches Gehäule in den Masten und Wanten. Gut zu wissen, daß wir hier sicher vertäut liegen.

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Uruguay wir kommen

Wie Sabine schon in ihrem letzten Blogeintrag berichtet hat, sind wir ja mehr oder weniger Hals über Kopf aus Itajai aufgebrochen, gerne hätten wir ja noch das Ein oder Andere angeschaut, unter anderem Blumenau. Aber auch das gehört zu so einer Reise dazu. Mit der Info, daß der Juni und Juli die schlechtesten Monate sind, um in den Süden zu gelangen und daß der Seglerkontakt schon seit 5 Wochen auf ein Wetterfenster wartet, lässt auch so eine Entscheidung nicht auf sich warten. So brauchen wir auch ein Wetterfenster von mindestens 5 Tagen! Wieso so lange? Waren wir doch zuletzt immer nur 1- 2 Tage am Stück unterwegs, so steht jetzt ein langer Schlag von ca. 500 sm vor uns. Der Küstenabschnitt im Süden von Brasilien bietet so gut wie keine Möglichkeiten (eigentlich gar keine), sich vor einem Wetter zu verstecken, der nächste Hafen ist Rio Grande de Sul in ca. 300 sm Entfernung. Dieser ist aber immer noch von den starken Unwettern betroffen und somit fällt er als Anlaufstation raus, bzw. wir wollen ihn nicht anlaufen, die haben im Moment wohl andere Sorgen. Außerdem haben wir eine Info, daß in der flussähnlichen Einfahrt 7 kn Strom laufen, das ganze Wasser läuft halt hier raus und von dem Treibgut, das hier mitkommt muss ich wohl auch nichts erwähnen. Die 7 kn gegenan sind für uns nicht zu schaffen, das Risiko mit Treibgut zu kollidieren nochmal ein anderes. Hatten wir das Thema schon bei der Anfahrt zu Itajai, wo wir die letzten Seemeilen zur Einfahrt im Slalom über das Meer gefahren sind. Ich am Bug Ausschau haltend und Sabine am Ruder, nach Anweisung ausweichend. Somit ist der nächste Hafen erst in Uruguay, La Paloma.

Porto Belo

So sind wir dann ja am Samstag nachmittag noch unter Maschine in die Bucht von Porto Belo gefahren und haben da vor Anker die Nacht verbracht. Am nächsten Morgen sind wir dann auch mit entsprechendem Wind weiter Richtung Florianopolis aufgebrochen, das auf der Ilha de Santa Catarina gelegen ist; an deren Nordseite ist eine Bucht, in der wir dann den aufkommenden Südwind abwettern wollten. Da wir dann aber so gut vorwärts gekommen sind, haben wir unterwegs den Entschluss gefasst, bis an die Südseite der Insel zu segeln. Hier gibt es auch eine weitläufige Bucht die vor Nord- und Südwind gut geschützt ist, man muss nur entsprechen innerhalb der Bucht verlegen und – die Salto war auch schon dort. So ist dann gegen 20 Uhr nicht unweit der Salto, an der Nordseite jener Bucht, der Anker gefallen. So waren wir auch bei 20- 25 kn Wind aus Nord schön ruhig gelegen, haben zu Abend gegessen und noch einen kleinen Schwatz über Funk mit der Salto gehalten, bei dem wir uns für den nächsten Morgen um 6 Uhr zum Aufbruch verabredet haben, um auf die andere Seite der Bucht zu verlegen, bevor der Südwind einsetzt.

schon auf der Südseite der Bucht

 Um 6 Uhr dann die Ernüchterung, daß der Wind immer noch aus Nord und in gleicher Stärke weht, kurz gefunkt, wir warten noch. Macht ja keinen Sinn sich bei der Windstärke auf Legerwall zu legen. Legerwall bedeutet in dem Fall, falls der Anker nicht hält, daß man gleich auf die Küste getrieben wird. So haben wir uns nochmal in die Bettdecke gekuschelt, um das Zeitfenster abzuwarten, in dem sich der Wind dreht. Um kurz nach Sieben dann der Funkspruch, der Wind hat gedreht. Häää, wie das? Normalerweise flaut der Wind ab und es dauert dann eine Weile bis der dann gedreht hat. Nicht so Heute. Ist er doch innerhalb von Minuten gedreht und weht auch gleich mit 25 kn aus Süd, jetzt liegen wir Legerwall, aber unser Anker hält. So sind wir dann ziemlich schnell aus der Koje gesprungen und haben uns auf die andere Seite der Bucht verlegt. Jetzt liegen wir wieder ruhig und sicher, wir bleiben auch den ganzen Tag auf dem Schiff, da uns das Anlanden mit dem Dinghi bei den permanenten 25- 30 kn, die es den ganzen Tag geblasen hat zu mühselig gewesen wäre. So sind wir dann erst am Dienstag, zusammen mit der Salto, an Land gerudert um dort eine Wanderung zu unternehmen. Um es vorweg zu nehmen, eine sehr schöne Wanderung mit der Erkenntnis, hier könnte wir es noch ein paar Tage länger aushalten.

Aber für den Abend war dann der gewünschte Nordwind wieder vorhergesagt, der einen Aufbruch zur Folge hat. So sind wir dann am späten Nachmittag auf unsere Boote zurückgekehrt und haben alles soweit startklar gemacht. Der Wind sollte gegen 22 Uhr kommen, wir sind dann aber schon um 19 Uhr los. Was sollen wir hier noch Zeit absitzen, dann halt erst einmal unter Maschine. So ging es dann in die erste Nacht hinein, der Wind kam wie angesagt, wir konnten die Segel setzten und die Maschine verstummte. Zu anfangs noch mit 2kn Gegenstrom, aber bis zum Morgen war auch dieser dann milde gestimmt und hat dann bis auf 0,5kn abgenommen. Mit zunehmendem Wind hat natürlich auch die Welle wieder zugenommen, aber wir sind gut vorangekommen. Am späten Abend, Sabine war schon ins Bett gegangen, habe ich in weiter Ferne dann Wetterleuchten gesehen, mmmh ob da was kommt? Gemeldet war auf jeden Fall nichts. Kurze Zeit später hat sich die Nacht dermaßen verfinstert, daß man sprichwörtlich die Hand vor Augen nicht gesehen hat, wirklich spuki wenn man auf dem Schiff nicht mal mehr die Aufbauten erkennen kann. Kurz darauf wird der Wind weniger und die Segel fangen an zu schlagen. Da Sabine sowieso gerade auf Toilette war, haben wir zusammen mal das Großsegel runter genommen, mit diesen Anzeichen war es mir dann doch etwas zu heiß, unter „Vollzeug“ weiter zu segeln. Sabine hat sich dann auch wieder hingelegt, mit dem Rest komme ich dann auch alleine klar. Nach einer halben Stunde wird der Wind noch weniger und dreht von einer zu anderen Minute um 180 Grad und es fängt das regnen an. So habe ich dann die Genua auch noch geborgen und unsere Maschine wieder bemüht. Wieder eine halbe Stunde später und der Wind kommt wieder aus der Alten Richtung und mit einer Stärke von 15- 20 kn. Also Genua raus und Maschine wieder aus, da soll mal jemand sagen, daß es Langweilig ist, und das ganze natürlich wieder alles in der Nacht. Das sollte es aber für den Rest der Nacht gewesen sein, der Regen hat sich verzogen und der Wind bleibt wieder stabil. Hatten wir bisher bei einsetzendem Regen immer wieder mit Starkwind zu kämpfen, war es jetzt auch mal Schwachwind. Der nächste Tag war dann eigentlich recht entspannt, der Wind hat etwas nachgelassen, die Welle entsprechend auch. Wir holten auch wieder mal unseren Kraki raus, aber leider war uns kein Angelerfolg gegönnt. Einzig ein Albatros hat sich an dem Köder bedienen wollen, den wir aber wieder von diesem wohlbehalten befreien konnten. Größer dürfen die Vögel aber auch nicht mehr werden, sonst bekommen wir sie nicht mehr an Bord, um sie zu befreien – war schon ein Kampf mit dem. Ein weiterer Versuch mit einem anderen Köder, der unter die Wasseroberfläche geht, wurde schnell abgebrochen, auch hier haben sich die ersten Albatrosse schon wieder in Ihn verschaut. Wir konnten den Köder dann aber noch ohne weiteren Zwischenfall bergen. Ab der Mittagszeit war dann gemeldet, daß eine lange Flautenzeit beginnt, diese hat sich dann aber bis in den Abend hinein Zeit gelassen, bevor wieder unsere Maschine zum Einsatz gekommen ist, mal schauen wie lange diese anhält.

Am heutigen Freitag war dann auch nur unter Mithilfe der Maschine vorwärts zu kommen, heul, der Südatlantik fast so glatt wie jeder Dorfweiher. Erst am Nachmittag haben sich die ersten Windfelder wieder bemerkbar gemacht, wir konnten uns auch mal eine Stunde unter Segel fortbewegen, was für eine Ruhe. Leider war dies kein Dauerzustand, am Abend nochmals eine Stunde, ansonsten war immer das monotone Geräusch unseres Diesels unser ständiger Begleiter. ABER der Höhepunkt des heutigen Tages war, wir haben unseren ersten Pinguin in freier Wildbahn gesehen und das noch an Bord! Jetzt werden sich einige Denken, der will uns einen Bären aufbinden, aber weit gefehlt. Der Nachteil an der Geschichte ist, er hat sich an unserem Angelköder vergriffen. Auf jeden Fall machte sich unsere Angel wieder mal bemerkbar, der erste Blick und Gedanke war, da hat sich wieder so ein „blöder“ Vogel über einen vermeintlichen Leckerbissen her gemacht. Wir staunten nicht schlecht, als wir den wahren Übeltäter ausmachten. Sind wir jetzt schon so weit im Süden, daß es Pinguine gibt?! Wir holten die Angel ein und haben mit dem Kescher den „Kleinen“ an Bord befördert, durch die diversen Vögel haben wir ja schon fast Routine bekommen. Mit Handschuh und Spitzzange bewaffnet haben wir dann den Angelhaken aus dem Maul entfernt und ihn erst einmal auf seine Füße gestellt. Dann hat sich unser Gast mal kurz umgeschaut, geschnattert, eben nochmal geschüttelt und ist mit einem kleinen Satz von selbst wieder ins Wasser gesprungen. Happy End, wir hoffen natürlich wie bei allen, die wir wieder frei gelassen haben, daß außer dem Schreck keine Wunden zurück bleiben. Wie immer keine Zeit für ein Foto gehabt, man ist ja auch selbst immer wieder aufgeregt und will möglichst schnell das Tier befreien. Jetzt trauen wir uns schon fast gar nicht mehr unsere Angel zu benutzen, wenn etwas beißt, dann leider kein Fisch. So müssen weiter die an Bord befindlichen Vorräte dezimiert werden und der frische Fisch lässt weiter auf sich warten.

Samstagmorgen, es ist hell geworden, Stille. Der Wind ist zurück und wir bewegen uns mit unseren „Dicken“ wieder fort, für das sie ja gebaut ist, unter Segel. Anfangs noch etwas unbeständig in Stärke und Richtung, aber nach 2 Stunden stabilisiert er sich und es ist ein entspanntes Segeln, da kaum Welle da ist. Es ist sehr diesig heute und die Sichtweite beträgt maximal 2 sm, nicht wirklich viel auf dem offenen Ozean. Unser Radargerät, das wir eigentlich soweit nur in der Nacht nutzen, um evtl. die unbeleuchteten Fischer rechtzeitig zu sehen, bleibt auch jetzt am Tag unser einziges Auge in die Ferne. Die Großschifffahrt sehen wir ja zum Glück mit dem AIS-System immer schon von weiten. Die Empfangsreichweite ist zwar auch hier unterschiedlich, aber es sind immer mindestes 20 sm, wenn wir deren Signal empfangen. Zur Vorstellung, wie weit so etwas auf dem Ozean ist, kann ich nur sagen, bei guter Sicht sehen wie die Pötte am Horizont erst auf ca. 10 sm Distanz. So gesehen sehen wir diese schon, bevor sie mit bloßem Auge sichtbar sind. Hier im Süden muss man auch den Fischern mal ein gutes Wort zukommen lassen, einige benutzen auch ein AIS, aber eben nicht alle. Über den Tag werden die Sichtweiten langsam immer weniger, bis es dunkel wird, sind es nur noch 100 m Sicht. Alles fühlt sich nass und klamm an Deck an, die Feuchte lässt die Kälte in alle Glieder ziehen. Die Schotten haben wir schon lange dicht gemacht, damit es unter Deck einigermaßen angenehm bleibt. Unter Tags hatten wir noch unseren Angelköder ein Bad im mittlerweile 16° Grad kühlen Wasser gegönnt. Bei dem Nebel sollten wir doch Glück vor den Möwen haben, weit gefehlt. Nach einer halben Stunde hat sich der Erste wieder in den Köder verbissen. Ich befreie den Guten das erste mal alleine, Sabine war gerade am Schlafen und ich wollte sie deshalb nicht wecken. Hat auch gut geklappt und die Angel ist ab sofort arbeitslos, ich gebe auf. Dann gibt es halt keinen frischen Fisch auf der Überfahrt. Mit dem letzten Büchsenlicht frischt der Wind auch endlich auf, so kommen wir auch etwas zügiger voran. Der Plan, bis spätestens Sonntagmittag in La Paloma anzukommen, scheint aufzugehen. Der Wind soll laut Wetterbericht jetzt stabil bleiben. Gegen 2 Uhr in der Früh schläft der Wind dann doch wieder ein, Sabine musste das Segel bergen, weil es nur noch geschlagen hat und unser Motor wieder mal begnügt. Der Spuk dauerte aber zum Glück nur eine Stunde, bevor wieder Ruhe ist Schiff einkehrt. Bei mir hat es das gleiche Spiel nochmal am frühen Morgen gegeben, ich war schon im Begriff den Motor anzuschmeißen, zumindest zur Unterstützung. Ich warte noch mal 10 Minuten, und siehe da, das Warten hat sich gelohnt. Wind kommt wieder auf und der Motor bleibt aus. So geht es dann entspannt dahin bis kurz vor dem Ziel, der Wind lässt wieder nach. Wir sind beide an Deck und sagen zu uns, daß uns auf der Zielgeraden wohl wieder mal die Luft ausgeht. Da es schon Mittagszeit ist, wärmt Sabine die Essensreste von gestern auf, um uns nochmal zu Stärken bevor es wieder zu spät wird, bis wir im Hafen fest sind und alles aufgeklart haben. Kaum ist das Essen im Teller legt der Wind auch schon wieder zu, ich stelle die Moni (Windsteueranlage) noch ein und unsere Gerda (elektrischen Autopiloten) aus. Bei Schwachwind tut sich unsere Moni etwas schwer, den Kurs sauber zu halten und da muss Gerda immer wieder mal übernehmen. Ansonsten schauen wir halt immer, daß Moni ihr Werk verrichtet; die braucht halt keinen Strom. Jedenfalls können wir anschließend so unser Essen genießen. Die Teller sind zurück in der Pantry und der Wind nimmt weiter zu und zu, „von wegen mir geht die Luft aus, jetzt zeige ich euch was in mir steckt“. So wird es wirklich noch ein Endspurt mit Windstärke 6, zum Glück waren wir die ganze Zeit nur mit unserer Genua unterwegs, die ist leichter händelbar als das Großsegel und kann einfacher gerefft werden, was wir dann auch gemacht haben. Jetzt kommen schon Gedanken auf, wie wir bei dem Wind im Hafen zu Recht kommen, oder sollen wir uns vor der Hafeneinfahrt vor Anker legen?! Da wir uns sowieso bei der Port Control anmelden müssen, fragen wir gleich nach, ob den jemand im Hafen uns beim Anlegen unterstützen kann. Es dauert einen Moment, bis die Dame am Funk uns die Rückmeldung gibt, daß gleich ein Boot zu uns kommt und uns unterstützt. Naja, Boot hätten sie nicht gleich schicken müssen, aber wenn sie schon den Service anbieten 😊. So kommen 2 Jungs mit dem Schlauchboot angefahren und begleiten uns durch die Hafeneinfahrt und zeigen uns den Liegeplatz.  Am Steg stehen auch schon 2 tatkräftige Helfer und so liegen wir, mit etwas Anweisungen von uns, schnell und sicher am Steg. Noch kurz das Boot aufklaren, Anlegegetränk zu uns nehmen, und wir setzten das erste Mal unsere Füße auf uruguayanischen Boden.

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Itajai

Endlich waren wir angekommen. Itajai im Staat Santa Catarina, der durch viele Deutsche und Italiener geprägt ist, da diese hier die Gegend besiedelt haben. Davon zeugen dann auch viele deutsche Namen, alleine schon „Blumenau“ ist ja vielen ein Begriff. Die Stadt mit dem größten Oktoberfest der Welt, nach München 😉

Nach dem Anlegen das übliche Prozedere. Wir gehen in die Rezeption, um uns anzumelden. Dort wird dann gleich die Policia Federal durch das Marinabüro kontaktiert, die dann (!) in die Marina kommt und unsere Anmeldung dort vornimmt. Was ein Luxus! Während wir uns durch diese Vorgänge hangeln, meldet sich schon Wolfgang bei mir, der hier in Itajai der Standortvertreter für unseren Trans-Ocean (TO) Verein ist. Da die Verbindung per WhatsApp-Telefonie irgendwie nicht so gut klappt, kommt er kurzerhand angefahren und packt uns gleich mal ins Auto und fährt mit uns durch die Stadt – wobei er gleich einiges erklärt – und zu seinem Yachtclub auf einen Kaffee. Ein Yachtclub ohne eine einzige Yacht. Es gibt noch nicht mal eine Steganlage oder so, lediglich eine Rampe, wo die Motorboote eingelassen werden. Aber das ist hier so in Brasilien, Yacht-Clubs oder Sport-Clubs gibt es etliche. Der Treffpunkt für die, die es sich leisten können. Mit tollen Restaurants, oft mit Pools, Fitnessbereich, Sauna etc.

Also der Kaffee war wirklich lecker!! Nach der ganzen Instantkaffeetrinkerei auf dem Boot, weil ich für mich alleine ja keinen frischen Kaffee aufkoche. Nach dem Kaffee sind wir dann noch in Wolfgangs Haus eingeladen worden und haben uns Pizza bestellt. Das nennen wir mal Mitglieds-Betreuung 😊

Aus dem kurzen „wir gehen uns mal schnell anmelden“ ist dann Abend geworden, bis wir wieder auf dem Boot waren. So gehen die Tage halt auch schnell rum.

An Tag zwei haben wir dann mal abgeklärt, wo wir unser Segel repariert bekommen und sind losgezogen, um noch ein paar Dinge zu besorgen – bzw. zu versuchen, diese zu besorgen. So haben wir dann gleich mal ein paar Blicke in die Stadt werfen können.

Am Sonntag waren wir dann bei Wolfgang eingeladen, der für uns ein Churrasco zubereiten lies. Churrasco ist das brasilianische Grillen auf offenem Feuer, wobei hier nicht einzelne Steaks gegrillt werden, sondern richtige Fleischbrocken, die dann direkt vom Grill runter tranchiert werden. Angefangen von Hühnchenteilen, über Schweinerippen oder -bauch über Rinderfilet, sehr fleischlastig mit etwas Gemüse und zum Abschluß einer gegrillten Ananas. Super lecker!!! Kerstin und ich kamen dann noch in den Genuß einer Reiki-Anwendung und eines heißen Bades in der Badewanne. Eine Badewanne! Das erste mal seit etwa einem Jahr saßen wir wieder mal in heißem Wasser. Es war ein sehr schöner Tag, der uns total entspannt und satt wieder auf unser Boot entließ.

Was fehlt nun noch? Ach ja, zum Hafenkapitän müssen wir ja noch. Der hatte Freitag nachmittag schon zu und erst wieder am Montag auf. Also gehen wir heute da hin und erledigen das. Da es den ganzen Tag regnen soll, warten wir eine Regenlücke gegen Mittag ab und stapfen in unserem Regenüberziehern los. Die Jungs waren wieder sehr nett da, es hat sich aber leider etwas gezogen. Die Verständigung ist nicht immer ganz einfach, selbst mit Google-Translator. Wir wollen „einchecken“ und der gute Mann erklärt uns immer wieder das Prozedere vom „auschecken“. Daß wir erst zum Zoll müssten, weil er deren Stempel braucht….. Bis dann zwischen uns geklärt war, daß wir das wissen und wir jetzt aber nur einreisen möchten.  Nach einer weiteren ¼ Stunde kam er dann wieder mit unserem Dreizeiler, mit dem wir nun offiziell im Hafen von Itajai angekommen sind. Das ist wirklich nur ein Dreizeiler!

Mittlerweile regnete es natürlich wieder ordentlich, so daß wir uns ein Schlupfloch suchen müssen! Und wo sind wir gelandet? In einem leckeren Cafe mit leckerem Kuchen und noch besserem Kaffee (bzw. warmer Milch).

Auf dem Rückweg zur Marina sind wir dann noch mal schnell bei einem Zahnarzt vorbeigehuscht, um zu sehen, ob wir hier denn mal einen Termin zur Kontrolle bekommen. Ist ja jetzt auch schon wieder über ein Jahr her, daß wir in Deutschland alles checken ließen. Jochen hat bei Onkel Google einen Zahnarzt gefunden, der bei 500 Bewertungen die Note 5,0 (die Beste) hatte. Schauen wir uns halt mal an. Und was soll ich sagen? Topp. Wir waren aber wohl die ersten Ausländer, die auf der Durchreise hier vorbeigekommen sind. Saß am Anfang nur ein Mädel in der Anmeldung und hat mit uns übers Handy kommuniziert, waren es am Schluß 4, inclusive eine der Ärztinen. Uns wurde auf die Frage nach den Kosten mitgeteilt, daß die „Beurteilung“ kostenlos ist und erst eine richtige Behandlung kosten würde. Dann hieß es: „Wir gehen jetzt zum röntgen“ ??? Wie, wir kommen gleich dran und röntgen? Ja, das ist auch kostenlos und gehört zur Beurteilung dazu, damit sie den Zustand sehen. OK.

Das Ende vom Lied: wir hatten beide sofort unsere Untersuchung, eine hochmoderne Untersuchung! Von den Zähnen, die einen Schaden haben oder auffällig sind, wird mittels eines kleinen USB-Stiftes Fotos gemacht, die dann am Bildschirm erklärt werden und man entscheiden kann, ob man es machen lassen möchte oder eben auch nicht. So hatten wir beide zwei kleine Stellen, die ausgebessert werden mußten. Und der Folgetermin? Gleich am Mittwoch morgen machen wir das.

An besagtem Mittwoch dann wurden wir beide behandelt, wobei hier die Ärztin alles alleine macht. Es ist keine Angestellte dabei, die irgendwelche Instrumente zureicht. Lediglich für uns wurde eine Kollegin abgestellt, die ihr Handy parat hielt, wenn die Ärztin etwas erklärt oder gefragt hat – nur als Dolmetscher mittels Translator. Bei der Verabschiedung wurden wir dann gefragt, ob wir denn ein gemeinsames Foto machen könnten. Na klar! Vielleicht tauchen wir auf der Internetseite dieser Zahnärzte bald auf, als die Europäer, die extra nach Brasilien kommen, um ihre Zähne richten zu lassen. Aber wirklich nett! Dies war auch die erste Zahnarztpraxis, die ich kenne, die im Wartebereich Kaffee, Tee, Kekse und Knabberzeug für die Patienten bereithielt. Geht man nicht mit frisch geputzten Zähnen zum Arzt und vermeidet alles vorher?!

Nach dem Zahnarzt gab es als kleine Belohnung eine Shoppingtour, da einige zu groß gewordene Sachen für Sabinchen ausgetauscht werden mussten. Am Abend sind wir dann zum Abschluß in eine Bar gegangen, dem „Beer House“. Diese hatten wir im Vorbeigehen entdeckt und entschlossen, da müssen wir mal Bierchen probieren. Und es war wirklich nett. Viele leckere Biersorten (auch „Echt Schlenkerla“ aus Bamberg wird da verkauft) und dazu Live-Musik.

Leider hat sich herausgestellt, daß wir hier in Itajai schneller wieder verschwinden werden müssen, als geplant. Wir wollten ja etwa zwei Wochen hier bleiben und auch einmal nach Blumenau fahren. Aber so wie es ausschaut, ergibt sich für uns ab der kommenden Woche schon ein Wetterfenster, um bis nach Uruguay zu kommen. Ein Bekannter wartete weiter südlich in Florianopolis schon seit 5 Wochen auf eben solches. Wir benötigen ein stabiles Wetter für die Zeit von etwa 5 Tagen für diese Strecke. Also fiel die Entscheidung, daß wir wohl auch schon am Wochenende hier weg fahren werden. Die SALTO fährt ganz sicher schon am Freitag abend raus.

Somit stand auch fest, am Donnerstag werden frische Lebensmittel gebunkert und das Boot soweit klar gemacht, da wir dann ja den Freitag wieder für die Behörden benötigen. Was wir ja vergessen haben, Donnerstag war Feiertag. Gut, kein Problem für das Lebensmittelkaufen, denn die Lebensmittelläden haben 7 Tage die Woche geöffnet, auch an Feiertagen. Auch manche andere Läden haben geöffnet, ich denke, das kann hier jeder handhaben, wie er will.

Das Problem mit diesem Feiertag? Das kommt noch.

Am Freitag früh marschieren wir dann wieder in das Marinabüro, um die Rechnung zu bezahlen und auszuchecken. Diesmal wollen wir ja komplett aus Brasilien ausklarieren, da müssen ja wieder 3 Behörden glücklich gemacht werden. Die Policia Federal kommt ja wieder auf Bestellung ins Büro, wir bekämen eine Nachricht, wenn sie da sind. Wir sollen jetzt aber dann gleich zur Receita Federal gehen (dem Zoll) und wir müssen danach ja zum Hafenkapitän, der den Zoll-Stempel ja sehen will.

Also auf, 4 Mann gehen zum Zoll. Ach nein? Heute geschlossen, weil gestern Feiertag war – Brückentag in Brasilien – wo gibt’s denn so was? Und keiner wusste was davon, auch die Bürodame war etwas betroffen. Gut, dann gehen wir halt mal so zur Capitania und versuchen unser Glück. Da ist heute anscheinend auch nur eine sparsame Besetzung der Marine da und wir haben einen anderen Sachbearbeiter. Der nimmt unsere Papiere mit, nachdem wir sagen was wir wollen, müssen wir im Wartesaal warten. Nach etwa 10 Minuten kommt ein anderer Kollege aus der Anmeldung und fragt uns noch nach unserem Bootszertifikat und wo wir eigentlich hin wollen. Wir geben ihm das fehlende Dokument und die Antwort Uruguay. Oh je, jetzt kommt bestimmt gleich die Frage nach dem Zollstempel der Ausreise, der fehlt ja auf dem Zollpapier. Nach weiteren 10 Minuten kam wieder ein Funkspruch mit einer Anweisung und nun wurden wir gefragt, wann wir denn Abreisen wollten? Am Samstag, manana (morgen). Nochmals die Rückfrage, wann morgen? Um 5 Uhr – nachmittag. Dann endlich taucht der nette Kollege auf mit dem nötigen Papier und benötigt des Skippers Unterschrift. Dieser Kollege interessiert sich überhaupt nicht für das Zolldokument….. Jochen leistet seine 3 Haken und der Kollege packt wieder alles zusammen und verschwindet wieder hinter einer Tür. Nach einer weiteren ¼ Stunde taucht er dann endlich auf und hat seine Stempel auf das Dokument gemacht.  Zwischenzeitlich hatten wir die Nachricht erhalten, daß die Policia Federal um 11.30 kommen würde und dann später „ist jetzt da“. Wir kommen gleich!

So sind wir stramm vom Hafenkapitän zur Marina gelaufen und haben dort unsere Ausreisestempel in den Pass bekommen. Jetzt haben wir alles, nur keinen Zollstempel für unser Boot zur Ausreise. Die Marinamitarbeiter haben dann telefoniert und die Aussage bekommen, wir könnten abfahren, das wäre kein Problem. Da vertrauen wir jetzt mal drauf, daß wir in Uruguay reingelassen werden, wenn unser Boot noch nicht offiziell aus Brasilien ausgereist ist.

Man muß aber wirklich sagen, daß bisher alle Mitarbeiter von den Behörden und der Marina super freundlich und hilfsbereit waren. (bis auf eine Ausnahme vielleicht)

Kerstin und Mike sind dann mit ihrer SALTO am Freitag nachmittag abgefahren und haben uns alleine gelassen. Wir haben uns zum Abschied von Itajai dann noch einmal das „Beer House“ gegönnt und unser restliches brasilianisches Geld unters Volk gebracht.

Nachdem wir am Samstag mittag nochmals bei Wolfgang zum Churrasco eingeladen waren (wieder sehr lecker), sind auch wir am Samstag nachmittag losgefahren, um noch ein paar Seemeilen in die richtige Richtung hinter uns zu bringen.

nochmals Churrasco zum Abschied

Da so überhaupt kein Wind war und wir komplett unter Motor gefahren sind, sind wir nur ca. 15 Seemeilen weiter südlich in eine Bucht gefahren und am folgenden Tag konnten wir dann aufgrund wirklich günstigen Windes eine weitere Teilstrecke bis südlich von Florianopolis in Bestzeit (mit Geschwindigkeit von bis zu 9 Knoten!!!) recht gemütlich zurücklegen. Nun liegen wir hier vor Anker und überbrücken den sehr starker Wind aus Süd, der heute abend nachlassen soll. Dann wollen wir ab Dienstag spätnachmittag den großen Sprung nach Uruguay starten.

sicher vor Anker bei bis zu 30 Knoten Wind – hier überhaupt nicht zu sehen und auch kaum in Bootsbewegung zu fühlen
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Von Bahia Ilha Grande nach Itajai

Nachdem wir ja jetzt wieder ordentlich Material eingelagert haben, wollten wir schnellstens aus Angra dos Reis weg, auch wenn wir hier wieder viele nette Leute kennengelernt haben. Doch der Liegeplatz mitten in der Bucht war nicht so malerisch. Zu einem haben wir wirklich jede Welle abbekommen von den Booten, die hier vorbeifahren (hatten wir erwähnt, daß die Brasilianer nur mit voll Speed an einem vorbeifahren ohne jegliche Rücksicht?); zum anderem ist hier in dieser Bucht ganz viel Dreck auf dem Wasser (wobei Wagner, ein einheimischer Segler uns erklärte, daß das Algen wären wegen der Hitze). Nicht sehr einladend auf alle Fälle.

so sieht Einkaufen bei Yachties aus

Unser nächstes Ziel war dann eine kleine Insel, die uns ein Seglerfreund empfohlen hatte. Nicht weit von Angra weg, nur quasi „um’s Eck“, die Ilha Itanhanga. Das war jetzt aber auch nicht so tolle, daß wir hier länger verweilen wollten und wir haben hier nur eine Nacht verbracht. Ebenso unser nächster Ankerplatz, wieder Festland. So langsam wollen wir uns Richtung Paraty vorhangeln. Zu diesem Ort sagt jeder, daß man da hinmüsse. Eine der ältesten Städte Brasiliens mit einem historischen Zentrum im Kolonialstil. Diese Stadt liegt an der westlichsten Ecke des Bahia.

Auf dem Weg dorthin haben wir dann noch einen weiteren Zwischenstop an der Ilha do Cedro gemacht. Auch wieder ein netter Ankerplatz mit guten Schnorchelmöglichkeiten. Von hier aus ging es dann in die Bucht von Paraty, wobei wir an einem ruhigen Strand gegenüber der quirligen Stadt und weitab von den Marinas geankert haben. In dieser Bucht waren wir so was von ruhig gelegen und konnten aber mit dem Dinghi auch die Stadt aufsuchen, was wir natürlich zusammen mit der Crew der Salto auch gemacht haben.

ab und zu haben wir auch Besuch an Bord

Und Paraty ist wirklich ein schönes Örtchen, natürlich wieder sehr touristisch. Die historische Altstadt ist in tadellosem Zustand, in den alten Gebäuden sind überall kleine Läden mit Souvenirs aller Art, Bars, natürlich Eisdielen etc. untergebracht.

Zum Sonnenuntergang konnten wir in unserer Bucht einen kleinen Hügel hinaufsteigen, auf dem die Reste eines Forts zu finden waren. Hier hatte man einen tollen Blick über die Bucht und konnte den Sonnenuntergang genießen.

Nach ein paar Tagen haben wir uns dann aufgemacht, um die letzten beiden Ankerplätze in der Bahia Ilha Grande aufzusuchen. Der vorletzte Stop war im einzigen Fjord Brasiliens, dem Saco de Mamangua, nicht zu vergleichen mit den norwegischen Fjorden, die steil und kahl sind. Hier haben wir dann auch eine Erhebung bestiegen, die auch „Zuckerhut“ heißt, da er Ähnlichkeit mit dem großen hat. Ein toller Rundumblick über den Fjord und die Bucht. Der Anstieg war zwar sehr anstrengend, hat sich aber wirklich gelohnt. Steil nach oben auf engen Waldwegen, über Steine und Wurzelwerk.

Und dann haben wir die Bahia verlassen, irgendwann müssen wir ja mal im Süden ankommen. Das Wetter soll sich ja zu unseren Ungunsten wenden und wenn wir jetzt nicht langsam hier wegkommen, dann müssen wir hier noch eine weitere Woche verbringen, was uns hintenraus wieder fehlen wird.

Also sind wir weitergezogen in eine Bucht kurz vor dem Ausgang der großen Bahia, um am nächsten Tag gleich wieder raus auf den Atlantik zu fahren. Jochen ist am Morgen nochmals zu einem Wasserfall gelaufen, bevor wir uns startklar gemacht haben. Für diesen Dienstag war gemeldet, daß wir etwas Welle haben und einen Wind von 3 – 4 bft, was ja ein schöner Segelwind ist. So haben wir uns ausgemalt, daß wir das Etappenziel, eine Insel vor Ubatuba in ca. 40 sm am Abend erreichen würden, wenn wir bis Mittag starten. Ja, so war der Plan.

Was wir leider nicht angeschaut haben, war die Strömung. Eigentlich geht hier an der Küste der Brasilstrom Richtung Süden mit bis zu 2 Knoten. Nicht so heute! Sind wir beim rausfahren aus der Bucht noch mit 5 – 7 Knoten Fahrt gefahren (da haben wir uns schon gefreut: wir sind ja schneller da als geplant), traf uns an der Ecke der unübliche Gegenstrom mit voller Wucht. Wir hatten bis zu 3 Knoten aus Süden und haben uns wirklich gequält, vorwärts zu kommen. Wir wussten, daß wir würden eventuell kreuzen müssen. Aber daß wir dann kreuzen und der Strom uns so versetzt, daß wir überhaupt nicht vorwärts kommen, hat uns ganz schön zu schaffen gemacht.  Wir haben dann wirklich überlegt, nachdem wir 3 Stunden vor derselben Stelle von einer Länge von 3 Seemeilen gekämpft haben, umzudrehen und wieder rein zu fahren. Nein, wir versuchen jetzt irgendwie bis an das Kap da vorne zu kommen, vielleicht wird es da dann besser. Wir haben dann den Motor zu Hilfe genommen, um dieses Ziel zu schaffen. Und dann wurde es auch wirklich etwas besser. Wir waren zwar langsam aufgrund des Gegenstroms, konnten aber den Kurs soweit halten und es ging vorwärts. Da wir wußten, jetzt kommen wir aber in die Nacht und nicht nur in den Spätabend, haben wir dann schon überlegt, ob wir gleich bis Sao Sebastio durchfahren, weil das ja auch nur noch ca. 25 sm mehr sind. Kommt auf den Wind und die Welle an, wie das heute Nacht so läuft.

Ja, leider fiel dann der Wind irgendwann zusammen und wir hatten kaum noch Fahrt. Dazu die stehende Welle und somit fing das Geschlage der Segel wieder an. Jetzt langts, Schnauze voll – das tuen wir uns nicht die ganze Nacht an. Also, Segel runter und Motor an. Und der Entschluss: wir motoren jetzt so bis zur Ilha Anchieta (vor Ubatuba), schlafen da und morgen früh geht’s gleich weiter. Jochen hat sich dann gegen 21.30 Uhr mal schlafen gelegt mit dem Auftrag, ich soll ihn halt wecken, wenn ich mal schlummern möchte. Da ich fit war und bei dem Gewackel eh nicht schlafen kann, hab ich denn Skipper dann geweckt, als wir noch 1,5 sm zur Ankerbucht hatten. Um 2 Uhr in der Früh fiel dann der Anker und wir sind beide ins Bett gekrabbelt.

Jochen hat dann mal nachgeschaut, was denn so an Strom gemeldet war, denn den haben wir ja komplett außen vor gelassen – geht ja immer gen Süden hier. Es war wirklich Strömung aus Süd nach Nord gemeldet, jedoch mit 1 Knoten, nicht mit 3 Knoten. Wieder was gelernt!

Für den Mittwoch war die Wettermeldung eigentlich eher gemütlich. Wir rechnen ja immer schon mal 5 Knoten auf den gemeldeten Wind obendrauf – ist ja super, passt. Da kommen wir gut vorwärts und können die Segel voll rausholen. Gut, nass werden wir halt werden, weil es regnen soll.

Kaum sind wir aus der Ankerbucht raus und hangeln uns durch die Inseln, pfeift es auch schon los. Plötzlich sind das 2 Windstärken mehr als vorhergesagt. Da passt halt einfach nix mit diesen Vorhersagen – egal, wie viele verschiedene Du anschaust. OK, warten wir mal ab, ob das hier vielleicht nur am Düseneffekt zwischen den Inseln liegt. Stimmt, etwas weiter draußen flaut der Wind etwas ab und die Vorhersage passt. Aber nur für ca. 15 Minuten. Dann nimmt er wieder zu. Dann halt wieder das Großsegel ins 1. Reff nehmen, damit etwas Druck raus ist. Das Gute daran – so kommen wir gut vorwärts und erreichen unser Ziel Ilhabela vor Sao Sebastio (auch Ilha Sao Sebastio genannt).

Als wir dann dort in die Landabdeckung kommen (Juhu, Welle ist weg), bricht halt auch der Wind ab. Also Segel einpacken, Motor anschmeißen. Wir müssen auf die Westseite der Insel, die ist gleichzeitig der „Kanal“ zum Festland. Und da ist er wieder, der Gegenstrom mit über 2 Knoten in dieser Düse. Somit brauchen wir für die letzten 6 Seemeilen auch wieder 2 Stunden!!! Die Zeit, die wir vorher gut gemacht haben, war somit wieder verbraucht. Jetzt ist uns wieder klar geworden, daß das Segeln nicht daraus besteht, beständig in eine bequeme Richtung zu fahren und den Wind immer schön von hinten zu bekommen. Wir kommen so langsam in die Gegend, wo wir beim Segeln wieder etwas zu tun haben.

Aber, Ziel erreicht. Wir sind in Sao Sebastio und können hier jetzt das schlechte Wetter abwarten, um die nächsten Tage unser nächstes großes Ziel, Itajai anzuvisieren. Hierfür benötigen wir ein Wetterfenster von 3 Tagen, die wir dorthin brauchen werden.

Die Wartezeit haben wir uns dann damit vertrieben, um das historische Zentrum von Ilhabela (Vila) zu besuchen. Nicht wirklich groß, aber sehr nett und gepflegt, außerdem sind alle Möglichkeiten gegeben, um das Geld unter die Leute zu bringen. So haben wir dann unsere Vorräte an Obst und Gemüse aufgefüllt und waren auch in einer der vielen Restaurants zum Essen. Da auch das Pfingstwochenende vor der Tür stand, machten wir uns mal schlau, ob es hier Feierlichkeiten gibt. Die Erkundungen diesbezüglich konnten positiv abgeschlossen werden. So sind wir dann, zusammen mit der Saltocrew, die zwischenzeitlich auch eingetroffen war, am Samstag losgezogen und haben einen sehr schönen Abend mit Livemusik und bunten Treiben verbracht. Am Sonntag fand dann noch ein Umzug statt. Die Vorführung, die dazu stattgefunden hat, war dann für uns nicht so berauschend – zumal wir den Hintergrund der Darbietung nicht kannten und wir auch die Texte nicht verstanden hatten, die Einheimischen waren auf jeden Fall begeistert.

Am Montag waren wir dann nochmal beim Impfzentrum, das wir bei einem Spaziergang entdeckt hatten um. Wir sind auf der verzweifelten Suche, um unsere zweite Dengueimpfung zu erhalten, aber auch hier bekamen wir leider eine Absage. Der Impfstoff wird aktuell wohl nur an Kindern geben, da der Vorrat knapp ist, wir werden weiter suchen, vielleicht haben wir in einer größeren Stadt ja Glück.

Die Abfahrt war dann für Dienstag angesagt. Nach langem hin- und herüberlegen mit der Saltocrew, welches die bessere Abfahrtszeit sei (wegen Strömung, Wind, Welle…) sind diese dann am Montag abend gestartet und wir haben uns auf Dienstag vormittag festgelegt. Wir hatten das Glück mit unserem Abfahrtstermin, daß wir noch eine ruhige Nacht vor Anker hatten und wirklich am nächsten morgen die Strömung im Kanal sehr moderat war. Leider stand noch eine Welle von ca. 2 Metern und dazu kein Wind, so daß wir bis zum Abend unter Maschine gefahren sind und die Genua nur zur Unterstüztung rausgenommen haben. (Da ist das Gewackel auf der Welle nicht ganz so schlimm, wenn ein Stützsegel draußen ist). Hatten wir bisher ja immer noch mal 5 Knoten auf die Vorhersage draufpacken dürfen (was bei dieser Tour schön gewesen wäre, weil nur Schwachwind angesagt war), so war es diesmal nicht so. Also haben wir uns durch den Tag und die Nacht im Langsammodus mit nur leichtem Wind gequält. Jochen hat dann überlegt, ob wir nicht unser Leichtwindsegel auspacken. Dies wollte ich aber dann nicht, weil ich partout nicht in die Nacht damit fahren wollte – wie oft hatten wir in der Nacht plötzlich auftretende, nicht gemeldete starke Winde, noch dazu in meiner Schicht. Ich wollte diesmal kein Risiko eingehen, mitten in der Nacht wieder Segel zu wechseln. Vor allem, da wir ja jetzt in die Gegend kommen, wo die Fronten aus Süden ranrauschen und ganz gemein sind.

Am morgen dann konnten wir die Salto über Funk erreichen, wir hatten zu Ihnen aufgeschlossen. Sie hatten durch die wesentlich frühere Abfahrt keinen Boden gut gemacht, sondern eher gegen Welle und Strömung kämpfen müssen.

Nachdem an diesem Morgen der Wind aber immer noch genauso stetig hauchte, haben wir dann doch unser großes, buntes Tuch ausgepackt und gleiten nun dahin bei wenig Wind, mittlerweile wenig Welle und wenig Geschaukel. Bis nach Itajay ist geplant bis Donnerstag noch im hellen anzukommen, wir hoffen ja noch. Bis Freitagmittag müssen wir ankommen, dann kommt ein Sturmtief aus dem Süden angerauscht, das viel Wind auf die Nase bringt, was wir tunlichst vermeiden wollen. So sind wir dann noch mit unserem Leichtwindsegel in die Nacht gefahren, die Vorhersagen waren auch entsprechend mit wenig Wind mit moderaten Böen. So gegen 22 Uhr dann ein kurzes ratsch und unser Segel war im Wasser gelegen. Eine erste Befürchtung, daß das Fall gerissen ist, hat sich leider nicht bestätigt. Bei genauerem Hinsehen, was durch den Vollmond auch möglich war, stehlte sich heraus, daß noch ein Teil vom Segel oben hing. Da ist wohl das Tuch gerissen, so ein Mist/ …Kotz. Vermutlich entstanden aus einer Kombination Windböe, Welle und Segel ausbreiten nachdem es zusammengefallen war, der Wind war eigentlich nicht zu stark. So haben wir das Tuch aus dem Atlantik gefischt, verstaut und unsere Genua rausgeholt, mit der wir dann durch die restliche Nacht gefahren sind.

Abpropo fischen. Unser Angelerfolg auf der Überfahrt beschränkte sich auf einen kleinen Fisch der sich kurz vor dem Schiff wieder losreißen konnte und zwei Möwen, die unseren Köder so appetitlich fanden, daß sie daran kosten wollten. Diese konnten dann aber von jenem erfolgreich befreit werden und sind, wohl mit einem kleinen Schreck, wieder über das Wasser gegleitet. Wir können nur sagen, das Gefieder dieser Vögel ist total schön fluffig weich.

Am nächsten Morgen haben wir dann unser Großsegel noch dazu genommen, um unsere letzte Trumpfkarte zu ziehen, was die Geschwindigkeit angeht, da der Wind etwas gedreht hatte. Leider hat der Wind später wieder nachgelassen und auch wieder zurückgedreht, so daß er direkt von hinten gekommen ist. Bei dem Tempo würden wir erst am Freitag in der Früh ankommen. Eine Entscheidung musste her, entweder unter Segel mit entsprechender später Ankunft und dem Risiko in den gemeldeten Starkwind zu kommen, oder Maschine anschmeißen. Die Entscheidung fiel auf Maschine an. Anfangs hatten wir noch das Großsegel zur Unterstützung stehen gelassen, später nachdem der Wind fast gänzlich weg war, haben auch noch dieses geborgen. So sind wir dann gegen 21 Uhr in Itajai angekommen, zu spät für die Hafeneinfahrt, die recht schwierig sein soll und wir diese nur bei Tageslicht in Angriff nehmen wollten. Der angedachte Ankerplatz vor der Hafeneinfahrt war dann aber so wellig, daß wir noch in die nächste Bucht weiter gefahren sind, wo unser Anker dann gefallen ist. So hieß es dann am nächsten Morgen, Anker auf. Die Hafeneinfahrt war dann entsprechend unruhig. Dazu muss man erklären, daß die Einfahrt eigentlich ein Fluß ist, in den man hineinfährt, die Einfahrt aber so eng gehalten ist, daß bei auftretendem Sturm alles dahinter geschützt ist. So stehen 3 Knoten Strom vom Fluß gegen die Welle aus dem Atlantik. Die Wellen die dabei entstehen, sind sehr konfus und unangenehm, ein entsprechendes Versetzen des Bootes inclusive. Dazu kommt dann noch die Großschifffahrt, auf die geachtet werden muss, am besten so abpassen das sich keiner der „Großen“ in der Einfahrt befindet, während man selbst darin ist. So sind wir dann langsam aber stetig zu unserem Hafen gelangt, von Strom und Welle hier keine Spur mehr, alles sehr ruhig und sicher. Noch kurz zuvor die Marina angefunkt, um uns anzukündigen und einen Platz zugewiesen zu bekommen, aber was heißt hier kurz. Wir sind dann im kleinen Hafenbecken Kreise gefahren und haben immer wieder angefunkt (bestimmt 10mal), bis dann endlich die Info gekommen ist, daß jemand vorbeikommt und uns beim Festmachen unterstützt. Dies wurde dann auch von den Mitarbeitern sehr professionell durchgeführt. So liegen wir wie in einem Ententeich ruhig und sicher am Steg. Einzig das dreckige Flusswasser, in dem wir jetzt liegen, mit viel Treibgut aus dem letzten Starkregen, trübt den sehr guten Eindruck.

Unser Fazit aus der Überfahrt, anfangs blöde Wellen, viel motort, wenig Wind, kein Angelerfolg und ein kaputtes Segel. Noch Fragen?

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Ilha Grande

Unser nächstes Ziel heißt Ilha Grande. Dies ist eine große Insel direkt vor der Küste, ca. 100 km südlich von Rio. Dies soll „die“ Seglerecke Brasiliens sein mit vielen schönen Ankerbuchten und den Topp-Stränden. OK, der Wind soll hier nicht immer so sein, wie wir Segler es uns wünschen – aber man kann ja nicht alles haben. Wir wollen hier ja nicht rumsegeln, sondern eher „rumankern“.

Für die eigentliche Strecke von 65 sm haben wir schon mal vorsichtig mit 70 sm gerechnet und sind so bei einer Fahrtzeit von ca. 14 Stunden herausgekommen, wir rechnen immer mit 5 Knoten Fahrt, was auch normalerweise problemlos zu schaffen ist. Wenn wenig Wind ist, halt ein bisschen mehr. Oh je – falsch gerechnet. Leider ist hier die Ecke ja sehr berüchtigt mit Winden. Wir kommen ja jetzt aus der  Passatzone raus und müssen jetzt häufiger mit Fronten aus dem Süden kommend rechnen, was Wind und Welle bringen kann…oder eben auch nicht.

Wir sind frühmorgens um ca. 9 Uhr aus unserer Marina herausgefahren, da gegen 10 Uhr der Wind vor der Bucht kommen sollte. Da wollten wir pünktlich draußen sein. Wir waren da, nur der Wind nicht. Es ging also schon mal mit Flaute los. So haben wir bis zu den vor Rio vorgelagerten Insel motort, was schon gedauert hat und haben uns dort vor Anker gelegt und wollten auf den Wind warten. Aber auch da war es nicht schön liegen, da halt schon etwas Welle gestanden war. Also wieder Anker auf, das geht schon. So haben wir uns weiter gequält, aber irgendwann unser Vorsegel wieder eingerollt, da es nur geschlagen hat. Also treiben wir ohne Segel in unsere Richtung, denn zum Glück hatten wir Strom mit, der uns mit 1 Knoten vorangetrieben hat. Irgendwann gegen 9 Uhr abends kam dann etwas Wind auf und wir konnten unser Vorsegel setzen. Ich hatte mich zwischenzeitlich noch etwas hingelegt, konnte aber wegen der Welle und dem Gerolle des Schiffes nicht wirklich schlafen. Ich kam dann gegen 10 Uhr aus der Koje und der Wind wurde mehr. Wir beratschlagten dann und kamen überein, das Großsegel wird nicht gesetzt. Es sollte ja noch ein Wetterchen kommen. Und so war es auch. Zum ersten Mal seit langem wurde wieder einmal eine lange Hose und Jacke (Plus unser „Ölzeug“) angezogen. Ich wurde dann auch mal richtig naß. Wie immer: mitten in der Nacht gegen 4 Uhr kam dann die Kaltfront durch mit entsprechenden Wind. Gut, daß wir das Groß nicht gesetzt haben, das wäre jetzt wieder ein hartes Stück Arbeit gewesen, dieses zu reffen.

Nach einer Stunde war der Spuk wieder vorbei… und der Wind brach wieder fast komplett weg. Nur eine sehr unangenehme Welle stand jetzt. Ein wildes Geschaukel mit Wind direkt von vorne, also sowieso kreuzen angesagt. Bei fast keinem Wind und viel Welle nicht schön. Wir sind dann in wildem Gewackel mit ganzen 2,5 Knoten Fahrt gesegelt, wir hatten ja auch Zwischenzeitlich 1 Knoten Gegenstrom. Irgendwann hatten wir die Schnauze so voll, daß wir das Segel eingerollt haben und den Motor angeworfen haben. Wackelt genauso, geht aber schneller vorwärts, da das Gekreuze wegfällt und wir unser Ziel direkt ansteuern können – und als weiterer Nebeneffekt: wir können so noch etwas Trinkwasser produzieren.

Nach ganzen 30 Stunden sind wir endlich am Nachmittag in Ilha Grande angekommen und konnten unseren Anker werfen. In der großzügigen Bucht „Praia do Pouso“ war genug Platz, um sich ein schönes Plätzchen auszusuchen, wir entschieden uns für die rechte Seite vom Strandabschnitt. Wie sich am nächsten Tag rausgestellt hatte, die richtige Wahl. An der linken Seite legen die ganzen Taxiboote an, die ihre zahlreiche Kundschaft hier absetzt. Von hier aus sind diese dann in einem ca. 30minütigen Fußmarsch zu der Atlantikseite der Insel marschiert, zum Strand der Strände, Lopes Mendes. Dies ist ein 2 km langer Strand mit ordentlich Atlantikdünung, an dem sich auch Wellensurfer probiert haben. Deswegen haben die ganzen Boote auch bei uns in der ruhigen Bucht angelegt und ihre „Fracht“ abgeladen. So war es trotz der vielen Boote auch tagsüber recht ruhig, außer eben der von den Booten verursachte Lärm und Wellen. Am Nachmittag, wenn die Boote ihren Rückweg wieder angetreten hatten, hatten wir die Bucht auch mit ein paar anderen Seglern wieder für uns. Von hier aus haben wir dann ein paar Wanderungen unternommen.

Die Erste ging auch dann eben zum Strand „Lopes Mendes“, um uns jenen mal anzuschauen. Auf halben Weg war dann noch ein Schild zum „Santo Antonio-Strand“ gestanden, diesen haben wir dann auch auf dem Rückweg besucht. Ein eher kleiner Strand schön zwischen Felsen eingebettet, der uns besser gefallen hat wie der Große, zumal wir hier nur zwei weitere Besucher angetroffen hatten; im Gegensatz zu den mindestens hundert auf dem anderen Strand. Die nächste Wanderung sollte dann zum Leuchtturm gehen, gesagt, getan. War der Weg anfangs noch recht breit, es war eine Alternative zum Strand, ging es nach dem Abzweig nur noch über einen schmalen Pfad durch den Inselwald, der auch teilweise nur erahnt werden konnte. Ich hatte mir dann zwischenzeitlich einen kleinen Stock genommen, um die ganzen Spinnenweben, die über den Weg gespannt waren, zu entfernen, um nicht selbst ein Netz um mir rum mitzuziehen. So ging es dann Meter um Meter durch das Unterholz, hier mal einer der vielen Schmetterlinge, dort mal ein Vogel, während immer mal wieder Affen über uns in den Baumkronen umhergesprungen sind, einfach traumhaft schön. Dann ein kurzer Schreckmoment, als wohl durch meinen „Putzstock“ aufgeschreckt, eine kleine Schlange wie eine Pistolenkugel schnell über den Weg gehuscht ist. Erschrocken sind wir wohl beide. Nach 3 Stunden waren wir dann am Ziel, durch ein kleines Gatter standen wir auf einmal auf einem Hubschrauberlandeplatz, der Leuchtturm wird wie wohl alle hier in Brasilien durch das Militär betrieben. Da am Eingang ein Verbotsschild stand, zögerten wir noch etwas, um uns dem Leuchtturm weiter zu nähern, aber wenn wir schon mal da sind, was wollen sie machen. Mehr wie uns wieder zurückschicken wird ja wohl nicht passieren. So sind wir dann ein paar Stufen den Berghang noch hinunter gegangen, als wir 2 Personen gesichtet haben, denen wir gleich freundlich gegrüßt haben. Sie sind dann auch gleich auf uns zu gekommen und haben uns freundlich begrüßt, geht doch. Sie erklärten uns dann gleich, daß es hier Militärgebiet ist und das Fotografieren nicht erlaubt sei, aber ein Bild vom Leuchtturm dürfen wir machen. Einer der Beiden konnte sogar recht gutes Englisch, so sind war dann auch ins Gespräch gekommen. Nach einer kurzen Kennenlernphase wurden wir dann sogar eingeladen, den Leuchtturm von innen zu besichtigen, was eine Überraschung für uns. So haben wir dann auch wieder die Aussicht exklusiv von Oben genießen dürfen. Im Anschluß durften wir unsere Wasserflaschen noch auffüllen, alles sehr entspannt und freundlich. Denke, die Beiden haben sich auch über etwas Abwechslung gefreut. So haben wir uns bedankt und verabschiedet, um den Rückweg anzutreten, es war ja noch ein ganzes Stück, und bis zur Dunkelheit wollten wir auf jeden Fall zurück sein, was wir auch problemlos geschafft hatten.

An einem Nachmittag, als wir mit dem Dinghi zurück zum Boot gefahren sind, haben wir ein „neues“ Segelboot endeckt, daß ausnahmsweise mal keine brasilianische Flagge fuhr, sondern eine Argentinische. Ach, da klopfen wir doch mal an und sagen Hallo, weil: da könnte sich Sabine ja auf spanisch verständigen, wenn es sein muß. Gesagt, getan. Und spontan wurden wir dann auch auf das Boot zu den drei Männern aus Buenos Aires eingeladen. Sabine bekam einen leckeren Kaffee und wir allerhand Tipps, wo wir unbedingt noch hinmüssten. Die Männer sind auf dem Weg nach Rio, von wo aus einer heimfliegt und dafür die Frauen der beiden anderen wieder zusteigen, um weiter herumzureisen. Am nächsten Tag, das selbe Spiel. Wir sind beim zurückpaddeln und es liegt wieder ein fremdes Boot da. Diesmal sind wir aber nicht anklopfen gefahren, sondern wurden aufgefordert, mal vorbeizukommen, als festgestellt wurde, welches Boot wir ansteuern. Auch hier wieder eine ganze Gruppe von Argentiniern, die gerade hier zu Besuch sind. Super nett und super interessiert an der ganzen Technik, die wir Langfahrtsegler so haben. Auch hier haben wir wieder viele Tipps, wo wir unbedingt noch hinmüssen. Und: Argentinier lernen in der Schule englisch, die meisten sprechen es recht gut. Im Gegensatz zu den Brasilianern, die Fremdsprachen nur auf Privatschulen lernen können. So ist eine Unterhaltung doch gleich viel leichter.

Die letzte Wanderung von der Bucht ging dann in die Nachbarbucht nach Abraao. Da wir hier zweimal über einen Bergkamm mussten, die anstrengendste Tour hier. In Abraao gibt es die einzige Einkaufsmöglichkeit auf der gesamten Insel und so wollten wir dort noch etwas frisches Obst einkaufen. Was wir dann hier vorgefunden hatten, damit haben wir dann auch nicht gerechnet. Eine Tourihochburg, ein Hostel neben dem anderen, ein schmaler überfüllter Strand und die ganze Bucht voll mit Booten der Einheimischen. Der Strand wurde nur an einigen Stellen von kleinen Bojenfeldern abgegrenzt, damit man überhaupt baden konnte, sonst eben Boot an Boot. So haben wir dann noch unseren kleinen Einkauf getätigt, uns ein Eis gegönnt, um uns anschließend wieder auf den Rückweg zu machen. Was für eine Ruhe wir doch in unserer Bucht hatten. Nach den Tagen der Bewegung folgte dann auch mal ein Tag der Erholung, um unser Seglerbeine zu erholen bevor wir uns zum nächsten Ankerplatz verlegt haben.

Dieser war dann die Lagune Azul, eine sehr kleine Sandbank zwischen zwei ebenso kleinen Inseln. Wassertiefe je nach Tide zwischen 3 und 5 Metern und als Highlight jede Menge Fisch. Das solch ein Platz auch wiederum von vielen der Boote angesteuert wird, muss ich hier wohl nicht erwähnen. So sind wir erst am späten Nachmittag aufgebrochen, um dort anzukommen, wenn die Meisten schon wieder weg sind. Ich bin dann nach Ankunft auch gleich ins Wasser, um mir das Ganze mal anzuschauen, Sabine hatte keine Lust mehr so spät. Was ich hier gesehen hatte war ja schonmal nicht schlecht. Unser Plan hier über Nacht zu bleiben um am nächsten Morgen bei Zeit die Lagune für uns zu haben, ging dann auch voll auf. So sind wir dann bestimmt über eine Stunde geschnorchelt, bis wir durchgefroren waren. So haben wir dann viel Fisch gesehen, Schildkröten, Sepias und die ersten bunten Korallen von Brasilien. Kaum auf dem Schiff zurück sind dann auch schon die ersten Ausflugsboote gekommen, das nennt man Timing. So haben wir dann in die nächste Bucht verlegt, um den ganzen Trubel aus dem Weg zu gehen. Im Laufe des Tages sind dann auch mehrere Boote in unsere Bucht gekommen, am Abend waren wir dann aber wieder alleine und konnten die Ruhe und die Geräusche aus dem Wald genießen, über den immer mal wieder ein paar klein Papageienschwärme geflogen sind.

Tags drauf ging es dann unter Segel zur nächsten Lagune, der Lagune Verde. An der Außenseite der kleinen Insel war auch ein bekannter Tauchplatz, vielversprechend also. Die ebenso kleine Lagune wie die letzte ist bei Ebbe auch trocken gefallen und war bei Flut gerade so überspült. Der Schnorchelausflug an der Außenseite war dann auch sehr schön. Wieder viel Fisch, eine Schildkröte, die sich überhaupt nicht gestört fühlte und so gemütlich vor sich hin gefressen hat und als dortiges Highlight ein kleine Gruppe von Sepias, die fröhlich ihre Form und Farbe geändert haben, je nachdem, über welchem Untergrund sie gerade waren.  Einfach schön anzuschauen, was die Unterwasserwelt zu bieten hat. Da für uns der Ankerplatz nicht ganz so sicher war, entschlossen wir uns in einer der vorherigen Bucht, an der wir vorbeigesegelt sind, einen Platz für die Nacht zu suchen.

Die erste Bucht, die wir uns ausgeguckt hatten, war leider nichts. Der Platz sah nett aus mit vielen Fischerbooten und Häuschen, nur leider war der Ankergrund nicht gut und unser Anker hat nicht gegriffen. Also haben wir nach 3 Versuchen hier abgebrochen und sind noch eine Bucht weiter, in die „Saco de Tapera“. Hier sind wir dann auch 3 Nächte geblieben, weil es hier schön ruhig war und wir auch die Chance mal nutzen wollten, noch einmal schön zum Essen zu gehen. Hier gab es für eine Floating-Bar sehr gute Bewertungen die wir dann auch angesteuert haben. So gab es unsere ersten Austern die wir bestellten, diese wurden auch frisch aus dem Wasser geholt. Es war echt lecker!!!

unsere Flotingbar

In dieser Bucht haben wir auch wieder „unsere argentinischen Nachbarn“ aus der 1. Ankerbucht kurz getroffen, als diese am Morgen abgefahren sind. Vielleicht trifft man sich in Buenos Aires noch mal. Hier haben wir auch endlich einmal unser SUP aufgeblasen und getestet. Mit Wandern war es hier leider nix. Wir wollten einen ausgeschilderten Weg gehen, der war jedoch so zugewuchert, daß wir beide nicht „durch die Hecke“ wollten. Eine Machete haben wir nämlich noch nicht. Also haben wir mal nichts gemacht, gesupt, ein bisschen am Boot rumgeputzt. Und Kuchen… Sabine hat mal wieder einen Kuchen gebacken (hab ich mir gewünscht). Mal ein bisschen Heimatgefühle bekommen.

Von hier aus sollte es dann so langsam Richtung Angra dos Reis gehen, es war die Zeit gekommen, um unsere Visa zu „verlängern“ und die Vorräte mal wieder aufzufüllen. So sind wir dann, an einem kleinen Schnorchelspot vorbei, zum Praia Dentista auf der Ilha da Gipoia gefahren, wo unser Anker wieder für ein paar Tage die Arbeit übernehmen sollte. Der Strand „Zahnarzt“ war als recht lebhafter Strand beschrieben, das sind aber unserer Meinung nach alle hier. War über das Wochenende wieder viele Motorboote hier, sollte es ja an den Wochentagen etwas ruhiger zugehen, abends war sowieso Ruhe angesagt. So war es dann auch.

Am Dienstag, wir wollten eigentlich eine Bucht weiterziehen, sind dann auch überraschend unsere argentinischen Freunde aufgetaucht, Wiedersehensfreude auf beiden Seiten. Wir wurden dann auch gleich zum Lunch am Mittag eingeladen. Zum Abendumtrunk haben wir uns schließlich auf der JOSA verabredet. Da der Mittwoch der 1. Mai war und wie in Deutschland der „Tag der Arbeit“ gefeiert wird, beschlossen wir auch erst am Donnerstag weiter zu ziehen, da hier wahrscheinlich sowieso alles geschlossen hat. Was aber dann an dem besagten Mittwoch los war, kannten wir bis dahin so noch nicht, es war wirklich voll. Waren am Wochenende ca. 20 Boote in der großzügigen Bucht, waren es jetzt über 50. Aber diese Bucht war schnorcheltechnisch wirklich schön. Wir sind extra früh beizeit wieder zum schnorcheln, noch bevor wieder die Massen da sind. Und wir hatten gute Sicht und gute Sichtungen. Viele Rochen, je einen großen Flötenfisch und Kugelfisch, Knurrhähne uvm.

Am Donnerstag sind wir schließlich bei Zeit los, um in Angra dos Reis unsere Sachen zu erledigen. Wussten wir von der Salto, daß die Visa Geschichte sich über 2 Tage gezogen hat, vielleicht haben wir ja Glück und es ist an einem Tag zu bewerkstelligen. So haben wir in einer Bucht der Stadt unseren Anker geschmissen, der Weg zu den Behörden und Geschäften ist hier recht kurz. Wir sind zuerst zur Policia Federal um unsere weitere „Duldung“ zu beantragen, eine Verlängerung in diesem Sinne gibt es nicht. Der Warteraum war auch gut schon gut gefüllt. Eine Angestellte fragte dann auch gleich nach unserem Anliegen, ein Angestellter der auch Englisch könne, würde sich gleich um uns kümmern, so die Verständigung. Es dauert auch nicht lange, bis wir aufgerufen wurden. Die Kommunikation verlief dann auch recht ordentlich, mit dem Ergebnis, daß es keine weitere Duldung gibt, wir sollen das Land schnellstmöglich verlassen. Bitten und Erklärungen, daß bei Anfragen in Rio erklärt wurde, daß dies möglich ist, hat alles nichts geholfen. So sind wir dann mit lange Gesichter aus dem Gebäude gegangen. Kurz beratschlagt wie es weiter gehen soll, die Überlegung war schon mit einem Uber zurück nach Rio zu fahren, war dann noch ein Versuch zu starten. So habe ich kurz mit der Salto Crew telefoniert, diese sollten mir bitte ihr Dokument von Ihrer Duldung mal als Foto durchschicken. Neuen Medien sei Dank, geht das ja schnell. Mit diesem Foto sind wir dann nochmals in die Policia gegangen, die nette Dame hat dann auch gleich wieder einen Kollegen organisiert. Nachdem wir dann dieses Foto mit dem Dokument vorgezeigt haben, hat er sich unsere Pässe geschnappt und ist verschwunden. Gutes oder schlechtes Zeichen, wir deuteten mal auf Gut. Nach weiteren 10 Minuten sind wir dann aufgerufen worden, sollten hier und da unterschreiben, und siehe da, wir hielten unsere Duldung in den Händen. Geht doch, wieso nicht gleich so, wir waren auf jeden Fall glücklich, diesen Zettel in der Hand zu halten. Wir befinden uns zwar illegal im Land, haben aber jetzt weitere 60 Tage Zeit, das Land zu verlassen. Ein kleine, verschmerzbare „Strafe“ mussten wir noch bezahlen, aber das wussten wir ja schon vorher. So sind wir dann nach einem kleinen Einkauf für das Nötigste zurück auf unser Boot und haben uns auf die andere Seite der Bucht verlegt. Hier gibt es ein Einkaufszentrum, bei dem man mit dem Boot direkt bis vor die Tür fahren kann, sehr schön wenn die Einkäufe nicht so weit zu tragen sind. Festgemacht haben wir hier dann an einer Boje vor der Marina, zu haben für kleines Geld.

Wir sind dann nochmals losgefahren und wollten versuchen, unsere Boosterimpfung für das Denguefieber zu bekommen. Ja, das war leider nichts. Wir bekamen mehrfach die Aussage, daß momentan nur Kinder geimpft werden, da das Vakzin knapp wäre. Wenn, müssten wir nach Rio, dort könnten wir unsere Zweitimpfung erhalten. Nach Nachfrage in unserer WhatsApp-Gruppe bei den Medizinern erhielten wir dann die beruhigende Antwort, daß man sich nicht auf die 3 Monate für die 2. Impfung versteifen muß. Jeder Booster hilft noch nach, egal wann man den kriegt. Also warten wir noch und schauen weiter im Süden, ob es da dann möglich ist.

Hab das Dingy voll geladen …

Tags drauf sind wir dann mit dem Dinghi eben zum Einkaufen gefahren, mit dem Boot war es uns etwas zu heikel, da wir die Örtlichkeiten nicht abschätzen konnten. So sind wir mit unserem voll beladenen Beiboot zurück zum Schiff und die Vorräte sollten jetzt wieder einige Zeit langen. Anschließend noch mal zu unseren argentinischen Freunden, um endgültig Tschüß zu sagen. Sie liegen in der Marina, vor der wir fest gemacht hatten. Von Ihnen hatten wir auch den Tipp mit dem Einkaufszentrum bekommen. Am Abend haben wir uns noch mit dem Boot, das direkt neben uns liegt, verabredet und schon war wieder ein schöner Tag zu Ende. Erik und Dina sind aus den USA und warten hier auf Ersatzteile für ihren Motor, viel Glück den beiden, daß alles funktioniert wie angedacht, sie stehen jetzt auch schon seit 4 Wochen hier.

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Rio de Janeiro

Anfahrt in die Bucht, links Zuckerhut, rechts im Hintergrund Christo Redentor

In Rio wollten wir uns dann auch nicht all zulange aufhalten, einmal der Sicherheit wegen (von allen Seiten wird vor der Kriminalität gewarnt) und zum anderen wird es in unserer Marina mit den Liegegebühren ganz schön teuer. So sind wir dann am ersten Tag gestartet, um uns bei den Behörden anzumelden; geplant waren da so ca. 1 Stunde. Laut unserer Info muss man sich nur beim Hafenkapitän melden, sollte also nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Dort angekommen wurde uns aber mitgeteilt, daß wir uns auch bei der Policia Federal melden müssen. Auch nicht so schlimm, war diese doch auch in 20 min Fussweg zu erreichen. Die Abwicklung dort war nach kurzem durchfragen, wo wir uns den melden müssen, auch recht schnell erledigt. Mit diesen Papieren ging´s dann auch wieder zurück zur Capitania. Da man uns schon kannte, wurden wir auch gleich wieder bedient, alles im Allen, recht zügige Abwicklung. Nur dann fiel uns auf, das auf unseren Papieren die Ausreise nicht mit eingetragen war. Dazu muss man erklären, daß, wenn man nicht länger als 3 Tage bleibt, diese gleich mit erledigt werden kann, ansonsten muss man nochmal extra vorstellig werden, außerdem fiel unsere geplante Abreise noch auf einen Sonntag, also sowieso geschlossen. Nach Rückfrage, wieso die Ausreise nicht gleich mit eingetragen ist, wurde uns erklärt, daß in das Dokument von der Policia Federal diese Ausreise nicht mit eingetragen ist, war aber so vereinbart gewesen. Auch auf unser Bitten hin (und der Kollege hat auch direkt bei der PF angerufen) wurde uns dies nicht gewährt. Hilft alles nichts, wir müssen nochmal zurück zur PF, um den entsprechenden Eintrag zu besorgen. Wir also wieder zurück, jetzt war gerade Mittagspause, stöhn, öffnet erst wieder in einer Stunde. Die Zeit haben wir dann genutzt, um uns selbst etwas zu stärken. Das Dokument selbst war dann schnell in den Händen gehalten; damit ging es dann wieder zurück zur Capitania. Auch hier war dann die Ausreise schnell eingetragen und wir konnten den Behördengang als erledigt sehen, nach 5 Stunden. (hier muß erwähnt werden: die Salto-Crew war mit uns unterwegs und in ihren Papieren war die Ausreise gleich mit drin….die waren also wirklich schnell fertig. Es wäre so einfach gewesen 2 mal das Dokument identisch auszufüllen, ja wäre).

So sind wir dann noch ins Marinemuseum gegangen, an dem wir jetzt schon 4 mal vorbei gelaufen sind. Sehr schön anzusehen, von Fluggeräten über U-Boot und Schnellboot und div. Waffensystemen war alles dabei.

Auch wenn wir schon ziemlich platt waren, beschlossen wir, uns Rio noch etwas anzuschauen. So sind wir erst einmal frei Schnauze drauf los und so haben wir das echte Rio mal auf uns wirken lassen, sehr interessant auf jeden Fall. Anschließend noch durch einen kleinen Park in der Stadt zur neuen Kathedrale. Auf dem Weg war es schon witzig zu sehen, in der einen Straße läufst du noch an alten Häusern vorbei, bei denen du denkst, die fallen gleich ein, biegst in die nächste Straße ab, und schon stehst Du vor einem Hochhaus mit verspiegelter Fassade und Marmorverkleidung bis in das oberste Stockwerk. Arm und Reich so dich beieinander. Die neue Kathedrale war dann auch ein sehr imposantes Bauwerk, eine große freitragende Pyramide mit riesigen Buntfenstern, ansonsten aber recht düster. Einen genaueren Blick ins Innere wurde uns aber verwehrt, es war 5min vor Schließung. Naja, zumindest war sie noch nicht ganz geschlossen.

So sind wir dann auf direkten Weg zurück zur Fähre gelaufen, im Dunkeln wollten wir auf keinen Fall in Rio City noch unterwegs sein. So war es dann schon in der Abenddämmerung, als wir auf die Fähre gegangen sind, um unseren Rückweg zur Marina anzutreten. In Niteroi fühlten wir uns sicher, selbst wenn es schon dunkel war, und der 15 minütige Fußweg zur Marina war dann auch kein Problem. Unser Strand in Niteroi ist auch sehr schön!!!

Am nächsten Tag war dann der Christo Redentor und die Copacabana auf dem Programm. So sind wir wieder mit der Fähre rüber nach Rio und dann mit Uber (wir sind mittlerweile große Fans von der Taxialternative, funktioniert sehr gut in Brasilien und ist günstig) soweit als möglich zum Christo gefahren. Näher geht dann nur mit der sehr teuren Schrägbahn oder mit den örtlichen „Transportunternehmen“, die ihre Dienste anbieten. Auf Anfrage kostet die Hin- und Rückfahrt umgerechnet 12 €, da wir aber den Rückweg zu Fuß Richtung Strand erledigen wollten, fragten wir auf einfache Fahrt nach, da waren es dann noch 5 €. Auch nicht schlecht, wir hatten mit mehr als die Hälfte vom Ursprungspreis gerechnet. So sind wir dann über einen Aussichtspunkt mit Fotostopp bis zum Besucherzentrum vom Christo gefahren. Die letzten 1,5 km bis hoch übernimmt dann wieder ein anderes „Transportunternehmen“. Wir wollten sowieso das letzte Stück hochlaufen, also los und den Weg, der auf der Karte eingezeichnet ist suchen. Dieser war dann auch unscheinbar hinter dem Besucherzentrum gelegen, selbst die Angestellten von hier konnten uns nicht genau sagen, wo der Weg startet. Nachdem wir diesen dann aber gefunden hatten, lag ein sehr schöner Waldweg vor uns; wenn man die Massen an Leuten sieht, die oben an der Statue sind: der Wanderweg war eigentlich leer, nur vereinzelt Leute, die wir getroffen haben. Oben angekommen, war es natürlich entsprechend voll und wir mussten dann noch 11 € Eintritt bezahlen, pro Nase! Die Aussicht hier oben ist schon einen Besuch wert, die Christo Statue für uns eigentlich nur noch Nebensache. Aber was hier oben von den Selfi-Queen´s geboten wird, ist ein Schauspiel ohnegleichen. Sind die Brasilianer sowieso ganz oben auf der Liste der Selbstverliebtheit, übertrifft hier alles je Gesehene. Ich habe mich auf der Aussichtsplattform bis nach vorne durchgerungen, was ja schon eine Weile gedauert hat. Als ich mich dann auf den Rückweg gemacht habe, waren immer noch die gleichen Leute in Pose gestanden und haben die Speicherkapazität der Handys zum bersten gebracht, unglaublich.

Nachdem wir dann genug hatten, haben wir uns auf den Weg nach unten gemacht, wieder zurück über den Waldweg. Nur haben wir den Abzweig zum Besucherzentrum rechts liegen gelassen und sind weiter nach unten, Richtung Copacabana. Ein sehr schöner Weg durch den Wald, unten angekommen verläuft dieser noch durch einen angelegten Park, ebenfalls sehenswert.

Da wir nun auch schon recht spät dran waren, und der Weg bis zum besagten Strand noch sehr weit, haben wir dann kurzentschlossen wieder einen Uber bemüht. Am berühmten Strand angekommen haben wir uns noch in einem der vielen Restaurants gestärkt, wir hatten mittlerweile schon ordentlich Hunger. Hatten aber Glück, daß es noch eine günstigere Mittagskarte zur Verfügung stand, die Preise auch hier ordentlich. Dann endlich war es soweit, der Strand der Strände wurde besucht. Um es Vorweg zu nehmen: Enttäuschung pur. Einfach nur voll und sehr dreckig, jeder lässt seinen Müll einfach liegen. Und da es schon ziemlich spät am Tag war, auch entsprechend viel Müll. So sind wir dann im Brandungsbereich am Strand entlang geschlendert, der Straßenabschnitt war genauso enttäuschend. Kennt man es doch aus den Medien, daß sich hier so alles tummelt, um zu sehen und gesehen zu werden, auch hier Fehlanzeige. Außer die normalen Strandbesucher, nichts weiter. Bei der anschließenden Uber-Fahrt zurück zur Fähre wurde uns das auch so bestätigt: die Copacabana wie man sich diese vorstellt, war einmal.

An Tag Drei ging es auf bekanntem Weg in den botanischen Garten von Rio, der Größte von Lateinamerika, und unter den wichtigsten 10 der Welt, so die Aussage. Von der Fähre zum botanischen Garten sind wir wieder mit Uber gefahren und hatten das Glück, einen Fahrer zu erwischen, der auch Englisch gesprochen hat und…der deutschsprachige Oper und Operette im Radio gehört hat. Er hat uns sehr viel erzählt über Rio, mit ihm wäre eine Stadtrundfahrt sicherlich sehr interessant gewesen.

Der botanische Garten war dann auch sehr schön, die ein oder andere Ecke könnte etwas mehr Pflege gebrauchen, aber im Großen und Ganzen wirklich sehenswert. Wer sich dafür interessiert, dem ist eigentlich ein Tag zu kurz, um alles zu sehen. Ich denke, wir haben nur gut die Hälfe der Anlage gesehen, bevor wir den Rückweg angetreten haben. Und gleich zu Beginn des Gartens haben wir unseren ersten Kolibri gesehen! In leuchtendem und schillernden blau und schwarz. Das sieht man auf dem Schattenfoto leider nicht.

Da ja heute Sonntag war und damit eigentlich unsere offizielle Abreise, hatten wir am Morgen noch unser AIS am Schiff ausgeschaltet, mit dem man uns sehen kann. Von Salvador hatten wir ja gelernt, daß auch die Behörden gerne mal nachschauen, wer denn so da ist und wie lange. Damit hatten wir dem mal vorsichtshalber entgegengewirkt, sicher ist sicher.

Da sich im Moment auch kein entsprechendes Wetterfenster für die Weiterreise ergibt, haben wir in der Marina auch noch um 2 Tage verlängert und so haben wir uns am Montag auch mal die Annehmlichkeiten vom Club gegönnt. Den Tag am Pool verbracht und so hier eine deutsche Familie kennengelernt, die zu Besuch bei Freunden sind. Die Freundschaft ist zustande gekommen, als Martin, das Familienoberhaupt, hier vor 22 Jahren als Student mit dem Segelboot wegen technischer Probleme gestrandet ist und für 3 Monate auf Ersatzteile gewartet hat. So klein ist die Seglerwelt. Am Abend haben wir dann noch ein paar Vorräte eingekauft, bevor es zurück auf die JOSA gegangen ist. Am nächsten Morgen sollte es dann für uns endlich weiter gehen nach Süden. Die Crew der Salto blieb noch etwas, für die beiden läuft das Visum in den nächsten Tagen ab und sie wollten es hier in Rio verlängern. Wir werden erfahren wie es den Beiden dabei ergangen ist.

Abfahrt aus Rio bei klarem Wetter und Sicht auf Zuckerhut und Christo – schön war es hier!!!
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Abrolhos und weiter

Nachdem wir ja wieder die Salto-Crew bei uns hatten, sind wir gemeinsam zu unserem nächsten Ziel gesegelt, Vitoria. Dort haben wir dann eine sehr schöne Woche vor Anker verbracht. Bisschen shoppen gehen, um die Vorräte aufzufüllen, am schönen Strand schlendern und den ein oder anderen Drink zu sich nehmen, schnorcheln gehen an unserm „Schildkrötenfelsen“ direkt neben dem Schiff, wo sich besagte Tierchen gerne mal zeigten.

Und schwupps – war die Woche auch schon wieder rum, und es galt, ein kleines Wetterfenster zu nutzen, um weiter zu kommen.

Es ging auch nicht sonderlich weit, nur in die nächste Bucht bei Gurapari. Auch hier waren wir nur kurz, um den nächsten Wind abzuwarten, was dann 3 Tage dauerte. Hier wurde an einem Tag der lange Strand auf der anderen Seite der Bucht erkundet, und am anderen eine kleine Wanderung durch den Park unternommen, die sehr schön war. Über die Wege der kleinen Landzunge bis zu deren Ende, um dann entlang der felsigen Küste zurück zu laufen.

So sind wir dann zusammen mit der Salto weiter gezogen, um unserem nächsten großen Ziel ein Stück näher zu kommen, es sollte so langsam nach Rio de Janeiro gehen. So haben wir dann noch einen kurzen Zwischenstopp auf einer Untiefe eingelegt, NEIN nicht das wir aufgesessen wären. Es war gerade ein Flautenloch da, als wir so ca. 10 km vor der Küste unseren Anker auf 10 m fallen gelassen haben. Hier haben wir dann den Nachmittag verbracht, um auf den nächsten Wind zu warten, der angesagt war und dann auch gekommen ist. So haben wir den Anker gelichtet und konnten schön entspannt (wie auch den ganzen Weg von den Abrolhos bis hierher), zu unserm nächsten Stopp zu kommen, der Ilha de Santana.

Auch diese Insel wird vom Militär genutzt und hat einen schönen Leuchtturm, unsere Recherchen haben auch hier ergeben, das dieser auf Nachfrage beim Militär besichtigt werden kann. So haben wir an dem Strand vor dem Militärgebäude dann geankert, um am nächsten Tag mal bei den Herren der Insel nachzufragen, leider mit dem Ergebnis, daß der Turm nicht besichtigt werden kann, ja selbst der Strand darf nicht betreten werden. Sehr schade, so waren wir quasi auf unseren Schiffen gefangen, einzig schwimmen durfte man hier, was wir dann auch ausgiebig gemacht haben. Wir sind dann auch mal zusammen mit der Salto zur Nachbarinsel gefahren, um einen öffentlichen Strand zu besuchen, dieser war dann auch nur 100 m breit und von Steilküste umgeben, so daß man auch nicht weiter auf die Insel gekommen ist, schade eigentlich. Dazu ist auch noch gekommen, daß Sonntag war, blöd wenn man als „Langzeiturlauber“ die Wochentage vergisst, so waren natürlich auch viele Brasilianer von der Küste rüber gekommen, um sich am besagten Strand zu vergnügen. Gegen Abend sind wir dann auch wieder zurück zu unserer Insel und haben vor unserem leeren Strand geankert.

Am nächsten Tag sollte es dann schließlich weiter gehen zum nächsten Etappenziel, dem Cabo Frio. Ein Kap nördlich von Rio, hier sollen die Schönen und Reichen ihr Domizil errichtet haben. Da die Windverhältnisse etwas ungünstig waren, haben wir nicht allzu viel Möglichkeiten gehabt, unseren Anker in einer geschützten Bucht fallen zu lassen. Unsere Wahl ist dann auf eine Bucht mit Strand gefallen, die als Partybucht beschrieben war. Am späten Nachmittag dort angekommen, war der Strand schon fast menschenleer und alle Verkaufsstände schon geschlossen. Kurze Zeit später war dann auch schon keiner mehr zu sehen und wir hatten die Bucht für uns alleine. Am nächsten Morgen war dann ab 9 Uhr erstes Treiben am Strand zu erkennen, es waren die Standbesitzer die ihre Stühle und Schirme für den Tag herrichteten, die ersten Strandbesucher waren auch schon dabei, bis zum Mittag war es dann auch schon voll. Zwischenzeitlich wurden wir auch von einem der vielen Taxiboote aufgefordert doch weiter weg vom Strand zu ankern; soweit wir das verstanden haben droht sogar Strafe, wenn man zu nah am Badestrand ankert. Vielleicht wollten sie auch nur mehr Platz für sich haben, um die Leute an den Strand anlanden zu können. Wer weiß, wir haben dann auch 20 m weiter draußen geankert und alle waren glücklich.

Am übernächsten Abend haben wir dann nochmal die aktuellen Wetterdaten gecheckt – passt – um in aller Herrgottsfrüh aufzubrechen nach Rio. Für die letzten 70 sm waren dann mal vorsichtige 14 Stunden gerechnet, eher etwas langsamer als sonst üblich geplant. Um dann eben bei Tageslicht anzukommen, sind wir extra um 2 Uhr nachts gestartet. Kurz nach dem Start war dann auch völlige Flaut, die Wetterdaten haben sich über Nacht komplett geändert, nachgeschaut hatten wir natürlich nicht mehr. So sind wir dann bis in die Morgenstunden eigentlich nur durch die Meeresströmung getrieben worden, die Segel hatten wir zwischenzeitlich auch komplett eingeholt, hat eh nix gebracht. Immerhin waren es so ca. 1,5 kn Strom in die richtige Richtung, nicht schnell aber immerhin. So gegen 9 Uhr ist dann auch der erste Wind aufgekommen und unsere Segel konnten ihre Arbeit wieder aufnehmen. Dies hat dann auch ganz gut funktioniert, nur war es schon Dunkel bis wir in die Bucht von Rio gekommen sind. Nach kurzer Rücksprache mit der Salto haben wir dann beschlossen die erstbeste Ankermöglichkeit in der Bucht zu nutzen, um dann bei Tageslicht an Rio vorbei zu fahren. Gesagt getan.

Am nächsten Morgen dann die Ernüchterung: das Wetter spielt dann heute nicht mit, und so war erst einmal Nebel angesagt. Gut, dann erst gemütlich Frühstücken. Das Wetter wurde zwar besser aber nicht wirklich gut, so sind wir dann an einem Zuckerhut vorbeigefahren, der zum Teil in Wolken war, der Christo hat sich dann auch mal durch die Wolkendecke gezeigt, immerhin. So sind wir dann zu unserem Liegeplatz für die nächsten Tage gesteuert, die Marina im Club Naval Chariste in Niteroi. Diese liegt zwar in der großen Bucht gegenüber von Rio, soll aber im Gegensatz zu anderen Plätzen direkt bei Rio sehr sicher sein und eine gute Verkehrsanbindung haben, um eben nach Rio zu kommen.

Und so war es auch. Diese brasilianischen Marinas sind wie schon geschrieben eher Clubs, in denen man Mitglied werden kann. Einige dulden jedoch Besucher, in vielen Segel-Führer steht sogar, daß man für die ersten drei Tage kostenlos dort als Gast liegen kann. Aber diese Zeiten sind meiner Meinung nach vorbei. Auch hier wurde erkannt, daß man gutes Geld erzielen kann mit solchen Gästen. Diese Clubs sind für die Menschen, die es sich leisten können und sind auch entsprechend ausgestattet. Dieser hatte einen großen Swimmingpool mit Rutsche, Sauna, diverse Sportangebote, Restaurant und viel, viel Servicepersonal. Die Liegepreise sind nicht ganz günstig, aber für die Sicherheit bei Rio war es uns das wert. Alles Kameraüberwacht, Zugang nur mit Zugangskarte und Kontrolle und Sicherheitspersonal rund um die Uhr. Natürlich sind wir mehrfach mit der Fähre nach Rio rüber gefahren, diese kommt jedoch in einem separaten Bericht. Nur so viel: man kann nicht einfach an Rio vorbeifahren!!! Da muß man schon hin, wenn man in der Nähe ist!

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