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Brasilien – es geht gen Süden: Allerheiligenbucht und Abrolhos-Inseln

So langsam müssen wir mal weiterziehen. Wir haben uns als nächstes Zwischenziel die Allerheiligenbucht bei Salvador ausgesucht. Das sind ca. 500 Seemeilen, was für uns so 4 bis 5 Nächte auf See bedeuten.

Wir sind am Sonntag Vormittag gestartet und die Überfahrt verlief recht ruhig. Nur einmal hatten wir eine Schrecksekunde – kurz vor Wachwechsel von Sabine auf Jochen. Die Nacht war klar und ich war eigentlich nur damit beschäftigt, irgendwelchen Fischern auszuweichen, so daß ich die ganze Schicht durch am Kurs ändern war. Wurde der Wind wie angekündigt immer schwächer und hatte nur noch 7 Knoten, so daß ich schon dachte „Oh je, Jochen muß dann motoren“. Ich ging nach unten, um Logbuch zu schreiben und als ich am Plotter auf die Windanzeige schaue, stehen da plötzlich schon 17 Knoten Wind!! Ich schnell nach oben, was ist da los und dann ging es auch schon los. Plötzlich starker Regen und Winddruck. Jochen kommt nach oben, übernimmt das Ruder, da ich es nicht mehr halten kann. Wir versuchen uns zu orientieren, weil auch der Wind ordentlich gedreht hat und es bei dem starken Regen keine Sicht mehr hat. Jetzt schnell die Genua irgendwie reffen. Nach 15 Minuten ist der Spuk vorbei!! Jetzt wissen wir auch, was wir bei der Atlantiküberquerung nicht hatten, was viele abbekommen: Squals. Und kommen sehen habe ich gar nichts!!! Hatte ich doch die ganze Zeit Sterne gesehen bei klarem Himmel. So schnell geht das.

Ansonsten haben wir bei der Überfahrt noch 3 Fische gefangen, es gab mal wieder frisches Thuna-Sushi. Wir sind einige Stunden unter Motor gefahren, da wir etwas Flaute hatten.

Vor der Einfahrt zur Allerheiligenbucht hatten wir auch überhaupt keinen Wind. Genau in der Ansteuerung der Bucht kommt dieser. Juhu, dann segeln wir halt darein, soll ja ein schönes Segelrevier sein. Genua raus und schön reinfahren. Jetzt sind wir quasi „an Land“ und haben plötzlich 17 Knoten Wind! Auf See wollen wir das, auf See!

Uns gefällt es in dieser Bucht außerordentlich gut. Wir haben mehrere schöne und sehr unterschiedliche Liegeplätze besucht. Die ersten beiden Liegeplätze waren im westlichen Ende der Bucht in üppiger Mangrovennatur, hier konnten wir viele verschiedene Vögel beobachten und auch die Beobachtung von Ebbe und Flut ist einzigartig. Die Landschaft sieht damit jedesmal anders aus. Hat man eben noch eine Wasserfläche, aus der Bäume hervorschauen, sind ein paar Stunden später hier Sandbänke, in denen die Vögel ihr Futter finden. Und auch die bisher gesehenen Örtchen sind sehr nett und vor allem richtig sauber! Hier ist halt wieder brasilianische Touri-Ecke. Nur leider ist das Wasser nicht klar, sondern sehr getrübt von vielen Schwebeteilchen im hinteren Teil der Bucht.

Der nächste Ankerplatz ganz anders. Direkt vor einem Ort einer quasi nagelneuen Marina, die leer steht und nicht genutzt wird. War wohl anders geplant.

An unserem letzten geplanten Liegeplatz hier in Itaparica bevor wir weiterziehen wollten, bekamen wir kurz nach dem Ankern Besuch von der brasilianischen Marine, die unsere Dokumente geprüft hat. Uns wurde bei der Abmeldung in Cabedelo mitgeteilt, daß, wenn wir nur ankern würden und nicht in einen Hafen oder eine Marina einlaufen, wir uns nicht bei der Capitania melden müssten (Hafenkapitän). Jetzt ist es aber hier in diesem Bundesstaat „Bahia“ anders. Hier muß man sich immer bei der Capitania und der Policia Federal melden. Von der Policia Federal bekommt man eine „Eintrittskarte“ – Passa de Entrada und entsprechend beim Verlassen eine Passa de Salida. Das ist wohl nur in Bahia so! Wir sollen uns also morgen bei den entsprechenden Behörden melden – in Salvador. Da wollten wir eigentlich ja gar nicht hin, da dort die Kriminalität so hoch wäre.

Wir hätten jetzt die Möglichkeit gehabt, von hier mit der Fähre rüber nach Salvador zu fahren, alles zu erledigen und zurückkommen. Wir haben dann beschlossen, daß wir dann halt noch nach Salvador mit unserem Boot fahren und dort unsere abschließenden Einkäufe tätigen für die Weiterfahrt.

Also sind wir am nächsten Morgen losgefahren, um die 10 sm quer über die Bucht nach Salvador rüber zu fahren. Dort wollten wir eigentlich im Hafenbecken ankern, doch der war voll mit Bojen und daranliegenden Booten in so kurzen Abständen, daß uns das nicht geheuer war. Also sind wir halt doch in die Bahia Marina reingefahren und bleiben hier für 2 Nächte.

Ein Boot weiter haben wir dann Herrmann kennengelernt, der seit 10 Jahren unterwegs ist und auch schon in Patagonien war und gerade auf dem Heimweg nach Hamburg ist. Wieder mal einen netten Menschen kennengelernt und in kurzer Zeit viele Informationen erhalten 😊

Die Marina wird geleitet von Dominic, der mit uns dann auch zur Capitania geht. Das ist hier in Salvador ein Full-Service. Der Hafenkapitän, der sehr gut englisch spricht, macht die Papiere soweit fertig und geht zusammen mit uns 100 mtr weiter zur Policia Federal, wo wir dann unsere Entrada bekommen. Dann verschwindet er mit den Dokumenten einen Stock höher (keine Ahnung wohin) und dann geht es zurück in sein Büro, wo er dann die Polizei-Papiere wieder kopiert. Denn er muß ja die abgestempelte Entrada sehen. PS: Tags darauf natürlich daselbe Spiel nochmal – weil wir ja noch die Saida brauchen.  Lt. Dominic und uns hätte man das auch zusammen machen können, aber na ja, das wollten sie halt nicht. Das Saida-Papier ging relativ rasch, wir sind zusammen mit Herrmann hin und der Polizist hatte beide Boote gleichzeitig abgefertigt. Die JOSA war ja schon bekannt – alle wußten von unserem Boot, das auf der anderen Seite der Bucht kontrolliert wurde und schon 6 Tage ohne Anmeldung hier rumnavigiert hat. Soviele ausländische Boote kommen hier scheinbar um diese Jahreszeit nicht rein.

Selbst als wir in die Marina gekommen sind und nach dem Liegeplatz gefragt haben, hat uns Dominic gleich erzählt wie lange wir schon in der Allerheiligenbucht sind und wo wir schon gelegen haben….Das ist halt dann der Nachteil von AIS: man wird auch so gesehen – drum: immer abschaltbar einbauen!! (Haben wir, haben wir)

Wenn wir schon mal in Salvador sind, dann gehen wir halt doch auch mal in die historische Altstadt. Ja, wirklich wieder ein schöner Ort mit alten, prunkvollen Bauten, die zum Teil wirklich in Schuss sind. Auf der anderen Seite halt auch wieder die Armut und die verfallenen Gebäude. Nachts verlassen wir die Marina nicht, bleiben schön auf unserem Schiffchen und lassen die Security am Eingang ihren Job machen.

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Um unsere Obst- und Gemüsevorräte aufzufüllen, sind wir dann auch noch auf einen großen Markt gegangen, den uns Hermann empfohlen hat. Der erste richtige Markt für uns außerhalb Europas… Ja, das ist schon gewöhnungsbedürftig für die Nase in einigen der Gassen. Wie man es aus vielen Dokumentationen kennt: das Fleisch liegt offen rum, auch die Innereien wie Leber, Lunge, Zunge, Hirn. Hier wird alles an den Mann bzw. die Frau gebracht.

Aber nun sind unsere Vorräte aufgefüllt und es geht weiter. Als nächstes Plätzchen zum Stopp haben wir uns die Abrolhos-Inseln ausgesucht.

 Diese liegen ca. 30 sm vor der Küste und bestehen aus 5 Inseln, die man nicht betreten darf. Es handelt sich hier um ein Naturschutzgebiet mit Lebensraum von Seevögeln (eher selten in Brasilien) und Meerestieren. Die Hauptinsel St. Barbara untersteht der Marine, die anderen 4 Inseln werden von den Park-Rangern betreut. Man darf hier überall schnorcheln, tauchen aber nur mit einer genehmigten Tauchschule. Das soll aber ein Tauchparadies sein.

Die Überfahrt verlief recht ruhig, innerhalb 4 Tagen waren wir da und haben an einer der Muringbojen festgemacht, wie es beschrieben steht, da ankern hier verboten wäre. Es dauert auch nicht lange und wir bekommen Besuch von 2 netten Mädels, den Rangerinnen. Diese erklären uns die Regeln und daß wir doch bitte ankern möchten, da die Bojen „nicht sicher“ wären. ???? OK, dann ankern wir halt. Kaum geankert, geht an „unsere“ Boje ein Ausflugsschiffchen. Ach, daher weht der Wind – zahlende Besucher. Denn wider Erwarten müssen wir hier keinerlei Abgabe bezahlen, obwohl dies in allen Segelführern beschrieben steht.

Dieser Besuch war es wirklich wert. Klares Wasser – endlich mal wieder den Kopf unter Wasser stecken, wenn auch nur schnorchelnd. Bei der ersten Erkundung neben vielen großen Rifffischen (Zackenbarsche, Kaiserfalterfische, Hornhechte) auch gleich eine riesige Languste entdeckt. OK – hier werden die Tierchen etwas größer, da geschützt. Und auch eine Schildkröte hatten wir.

Wenn man hier die Inseln betreten möchte, muß man dies vorher über Funk anfragen. Die Ranger würden mit einem einen Besuch der Insel Siribia machen und bei der Marine kann man für St. Barbara anfragen, um dort den Leuchtturm zu besuchen – was wir natürlich gemacht haben. Um 17 Uhr sollten wir am Strand sein.

Willkommen

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Und es war toll. Der junge Mann hat uns erklärt, daß auf der Insel 6 Soldaten und 3 Park-Ranger leben. Die Marina überwacht hier die Schifffahrt in der Gegend und betreibt den Leuchtturm. Für das Personal stehen hier wirklich nette kleine Häuschen, es gibt auch eine Kapelle mit mehr als genug Sitzplätze für alle. Die Insel wird bevölkert von vielen Tölpeln, die hier sitzen und sich nicht stören lassen. Und dann der Leuchtturm!!!!! Wer hätte gedacht, daß wir in das „heiligste“ dürfen…ich nicht.

Wendeltreppe hoch (dick sollte man nicht sein) und raus auf die Plattform. Jetzt wird uns auch klar, warum wir um 17 Uhr da sein sollten. Um ca. 17.45 Uhr wird das Licht angeschalten und man hat einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang hinter den anderen kleinen Inseln. Mir wurde dann die Ehre zuteil, daß ich den Startknopf drücken durfte. Ich habe Licht gemacht! Es war auch keine Frage, wir durften bis an die Lampe und die Spiegel ran, den Kopf reinstecken – alles gar kein Thema. Mein schönster Leuchtturm!!! OK – der einzige, in dem ich wirklich drin war bis an der Lampe…..

Und schon ging es wieder retour. Unser Dinghi, daß wir schön den Strand hochgezogen hatten, lag nach nur einer Stunde nun vollends auf dem Trockenen – Ebbe. Und was für eine Ebbe. Wir haben uns schon gewundert, warum plötzlich 4 weitere Jungs von Ihren Unterkünften mit runtergelaufen sind. Navypower!!! Die Jungs haben uns das Dinghi in das Wasser getragen, was eine ganz schöne Strecke war, da gefühlt 50 Meter nur ein Wasserstand von 10 cm war. Supernett und nur zu empfehlen, die freuen sich über jede Abwechslung und waren sehr herzlich – auch wenn wir uns nicht wirklich verständigen konnten.

Nach dem Check des Wetterfensters müssen wir nun morgen früh weiter, da in 2 Tagen absolute Flaute herrscht und wir sonst hier über eine Woche festsitzen. Wir wollen dann bis Vitoria und dort die Flaute absitzen, bis sich wieder ein Wetterfenster ergibt, um die restlichen 400 sm nach Rio zu meistern.

Seit wir aus Jacare abgereist sind, hatten wir immer Kontakt mit der Crew der Salto, die ja auch gen Süden zieht und eine Woche nach uns Jacare verlassen hatte. Wir hatten den letzten Kontakt, als wir in Salvdor waren, dies ist jetzt schon 9 Tage her und wir hatten uns schon Sorgen gemacht, wo die beiden denn sind, da wir sie nicht über AIS sehen können. Wir haben sogar die Park Ranger gefragt, ob ein Segelboot Salto da war. Nö, war nicht da.

Kaum ist der Anker oben und wir fahren los, werden wir angefunkt! Die Salto ist endlich da und ist 2 sm nördlich der Inseln. Sie hatten sehr viel Pech mit dem Wind und nur Flaute und sind kaum vorwärts gekommen – und haben die Schnauze voll!  Kurz abgestimmt und Wetter erklärt. OK, sie ankern hier nicht und fahren gleich mit uns weiter bis Vitoria. Dann sehen wir uns wieder.

So, und nun muß ich Euch noch von Kraki erzählen. Wer ist denn jetzt das schon wieder? Werden Ihr fragen.

Kraki ist unser genialer Tintenfischköder, der uns schon etliche Fischmahlzeiten eingebracht hat. Er durfte auch gleich wieder baden gehen, als wir aus dem Naturschutzgebiet rausgefahren waren. Und brav hat unser Kraki seinen Job erledigt. Bereits kurz nach dem ins Wasser hüpfen, hing unser Abendessen an der Angel – ein kleiner Thunfisch. Also Fischchen ab, zerlegen und Kraki geht wieder baden. Lange passiert nichts mehr, der Skipper legt sich gegen Mittag mal etwas hin, um fit zu sein für die abendliche Wache.

Die Angelschnur gibt heftige Ruckbewegungen, die Schnur rauscht aus. Der Skipper kommt angesprungen zu seiner Angel; das muß etwas Größeres sein. Ich lege wieder alles bereit. Wasser, Messer, Brett. Der Skipper will anfangen, einzuholen, ein heftiger Ruck – weg.

Also holen wir Kraki mal rein. Oh, Gott. Kraki wurde schwer verletzt!!!! Da muß sich ein sehr bissiges etwas ausgelassen haben. Die Angelschnur wurde komplett abgebissen, Kraki hat eine schwere Schnittverletzung unter seinem Auge und es fehlen ihm ein paar Tentakel.

Also darf Kraki erst mal in den OP und es wird ein Bruder von ihm eingesetzt. Doch auch diesen ereilt dasselbe Schicksal. Gut, dann die nächste Variante in groß. Aber auch diese muß leider daran glauben. Nun liegen drei Tintenfischköder im OP-Saal und warten auf ihre Operation. Heute geht kein anderer Köder mehr baden!

Ich hoffe, Oberarzt Skipper bekommt sie wieder hin, damit sie ihren Job weiter fortsetzen können.

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Raodtrip in die Chapada Diamantina

Im Vorfeld hatten wir uns mit Brasilien überhaupt nicht auseinandergesetzt, da dies für uns „nur“ Transitland sein sollte und Sightseeing so gar nicht auf unserem Programm stand.

Also mussten wir uns erst einmal einen Überblick verschaffen. Aber wofür gibt es ja das WWW? Beim Nachlesen der 10 Highlights Brasiliens mußten wir dann feststellen, daß dieses Land wirklich gigantische Ausmaße hat und man mal nicht eben so in 10 Tagen Rundreise mehrere Punkte abfahren kann. Also Ausschlußkriterium: was wollen wir sehen, was können wir von weiter südlich noch besichtigen, wenn wir eh mit dem Boot da unten sind?

Somit fiel unsere Entscheidung, daß wir in den Nationalpark Chapada Diamantina fahren wollen und dann auf dem Rückweg vielleicht noch in Salvador und Olinda vorbeischauen. Dazu muß man sagen, daß die Diamantina, auch einfach mal eben 1200 km entfernt sind…..

Über das Autofahren an sich hat sich Jochen ja schon ausgelassen und alles erklärt, was es hier so an Besonderheiten gibt. Daher erzähle ich da nichts mehr dazu; nur soviel: Amerikas endlose Route 66 gibt es hier auch zigfach – endlose, kerzengerade Straßen, Hügel rauf und runter, weit sichtbar, ob was entgegenkommt oder nicht.

Nachdem uns gesagt wurde, wir sollten nicht Nachts durch die Gegend fahren und bei Dunkelheit am Besten eine Unterkunft haben, haben wir den Trip auch so geplant: mit einer Übernachtung auf dem Weg, da wollten wir dann spontan schauen, wo es was gibt.

Es lief auch ganz gut, wir sind gut vorwärts gekommen und haben unterwegs ein Zimmer mit Frühstück für 22 € (!!) bekommen. Nix besonderes, aber zum Schlafen langt es. In der Diamantina haben wir uns den Ort Lencois als Übernachtungsort ausgesucht, da dieser ein „Knotenpunkt“ ist, an dem man gut loswandern könnte und wo man mit dem Auto auch noch losfahren kann. Eine Pension hatten wir uns auf Booking auch schon ausgesucht, aber wir fahren die direkt an und buchen nicht übers Internet. (ist meist günstiger)

Die Anfahrt zur besagten Pousada war dann sehr spannend. Im Örtchen erst mal Kopfsteinpflaster, dann Piste mit Auswaschungen. Aber was haben wir wieder Schönes ausgesucht! Eine nette kleine Pension mit Pool(chen), Hängematten und einer supernetten und aufmerksamen Gastgeberfamilie. Sie Portugiesin, er Argentinier. Nachdem Kerstin und Mike von der Salto auch auf dem Weg hierher waren, habe ich gleich mal angefragt, ob denn evtl. noch ein Zimmer frei wäre und habe die Info an Kerstin weitergegeben. Diese haben sich dann auch entschlossen, hier abzusteigen. Somit waren wir wieder mal zu viert unterwegs.

Leider wurden wir etwas enttäuscht. Nicht von der Diamantina. Nein, die Gegend und die Natur sind super. Nur leider verlangen die Brasilianer gerne für die einfachsten Dinge Geld. Zutritt zum Park in Lencois 3 € pro Nase. Dafür darf man dann am Fluß entlangwandern, in den Naturschwimmbecken baden und sich den Tag vertreiben. Wenn man jedoch den Wasserlauf weiterlaufen möchte und noch die bunten Sandsteine usw. anschauen möchte, muß man einen Guide nehmen, der dann 40 € kostet. Von wegen, hier einfach loswandern!!

Auch stand eigentlich auf dem Plan, einmal zum Kajakfahren zu gehen. Aber auch hierfür braucht man erst mal einen Termin, den man nicht von heute auf morgen bekommt. Kerstin bekam da auf ihre Anfrage hin eine Absage. Das müsste schon mal 4 Tage vorher gebucht werden. Außerdem darf man auch hier nicht selbst paddeln, sondern wird von einem Guide gepaddelt. Auf einem See!!! Für Geld!!! Man muß hier für alles einen Guide buchen, selbst geht gar nichts bzw. nur sehr wenig.

Wir haben dann das Beste daraus gemacht und sind die Dinge abmarschiert, die wir ohne viel Geld in die Hand nehmen zu müssen auch machen konnten.

Unser erstes Ziel das wir mit dem Auto in Angriff genommen. Ein Wasserfall – der Cachoeira do Mosquito. Hierfür mußten wir mit dem Auto erst wieder eine Piste von 15 km Länge fahren, was Mike souverän gemeister hat. Natürlich wieder Eintritt! Hatten wir im Vorfeld recherchiert, daß wir hier 15 Reais/Nase zahlen mußten (Stand 2021), sollten es nun 60 Reais sein. Kurz diskutiert; jetzt sind wir schon mal da, dann zahlen wir das halt. Aber es hat sich gelohnt. Ein toller Wasserfall und eine tolle Autofahrt.

Am nächsten Tag dann wollten wir mal im Ort bleiben und dort etwas laufen. Also sind wir an unseren Fluß, den kann man hochlaufen zu kleinen Überläufen und Naturschwimmbecken. „Piscina Naturais do Serrano“. Auch hier wieder: Eintritt!!! Und nur Kartenzahlung. Es hat natürlich keiner eine Kreditkarte mit, also ist Jochen noch mal geschwind zur Unterkunft gelaufen und hat Plastikgeld geholt. Aber: dieser Eintritt gilt jetzt 3 Tage lang. Kerstin hat dabei gleich kapituliert, ihr setzte wohl noch etwas die Dengue-Impfung zu.

Also sind wir zu dritt den Fluß hochgelaufen. Nein, es war eher ein gekraxel im Fluß über große Findlinge. Aber wieder wunderschön, mit toller Landschaft und Tierbeobachtungen.

Neuer Tag, neues Glück. Kerstin muß auch heute wieder pausieren. Wir laufen zu dritt einen weiteren Weg hier in Lencois – diesmal ohne Eintritt. Wieder eine schöne Tour von 10 km zum Fluß „Ribeirào do Meio“. Ein Wasserfall mit „Naturrutsche“ und Schwimmbecken. Der Rückweg war dann etwas abenteuerlicher, da es am Hang des Flußes entlangging, und wir erst den Zugang zu dem Weg nicht gefunden haben. Echt toll. Unterwegs noch einen Einheimischen mit seiner Familie getroffen, der hochgelaufen kam und uns entsetzt fragte, ob wir den Weg kennen würden. Der wäre nicht so einfach!!! Das haben wir mal bestätigt, wir wüssten, wo es lang geht. Er kommt uns da mit Kindern und Enkeln entgegen, die teilweise in Flip-Flops unterwegs waren. Wieso sollten wir in Wanderausrüstung diesen Weg nicht schaffen?!?!? War auch nicht so wild, bis auf einmal falschen Weg nehmen und umdrehen – weil da geht es definitiv nicht mehr weiter.

Als letztes Ziel haben wir uns noch einen Gipfel ausgesucht – den „Morro do Pai Inácio“ und danach denn Wasserfall „Poco do Diabo“. Hierfür mit dem Auto angefahren und was wohl? Eintritt. Bei bewölktem Himmel und noch leichten Regen (nach dem starken am Morgen) begonnen, den Berg hochzulaufen. Na, Sicht auf die umliegenden Berge werden wir wohl nicht haben. Wieder ein toller Weg den Hang entlang und oben ein Plateau, auf dem nach dem Regen viele, viele kleine Wasserbecken gefüllt waren und viele Sträucher, Bäume und Gräser wachsen. Und: an einem Eck ganz viele Orchideen. Und, was ist, wenn Engel reisen? Der Himmel reißt auf, die Sonne kommt raus und wir haben tatsächlich noch Fernsicht bekommen. Der darauf folgende Besuch am Wasserfall war dann sogar ohne Eintritt zu bekommen. Das hat sich doch echt gelohnt, daß wir bei dem Regen losgezogen sind und nicht in der Pousada sitzen geblieben sind.

Noch ein Wort zu Lencois. Das ist ein typischer Touri-Ort. Sind wir in unserer Pousada auf der „ruhigen“ Seite hoch oben am Berg ist das Zentrum über dem Flüßchen drüben doch ein durch und durch touristisches Stadtzentrum. Mit einem Lokal neben dem anderen. Was sich auch an den Preisen deutlich bemerkbar macht. Sind wir von Jacaré noch verwöhnt, daß wir für 3 – 5 € richtig satt werden, sind wir hier deutlich höherpreisig unterwegs, was nicht unbedingt heißt, daß es besser ist.

Was wir auch festgestellt haben: In Brasilien immer ein Fleischgericht bestellen! Das ist definitiv günstiger als jeder Salat oder eine einfache Portion Pommes. Für die bezahlt man hier schon mal gerne 7 €, während ein Fleischgericht mit Beilagen 6 € kostet. Während bei uns zu Hause eine Pizza immer ein günstiger Sattmacher ist, ist das hier eher eine High-Class-Delikatesse, unter 10 € eigentlich nicht zu bekommen. Also: Fleisch!

Unsere Rückfahrt treten wir wieder getrennt voneinander an, da Kerstin und Mike direkt zurückfahren werden. Wir werden diesmal auch eine andere Route fahren und noch in Olinda vorbeifahren. Salvador lassen wir mal aus, das soll eh so kriminell sein.

Unterwegs haben wir dann bei einer großen Industriestadt in einem „Grande Hotel“ übernachtet mit Blick auf den Fluß. In dieser Gegend haben wir dann verwundert festgestellt, daß es auch relativ „clean“ zugehen kann. Diese Stadt war wirklich sauber; wenig Müll, der herumlag und auch der Portier bestätigt und, daß diese Stadt „sehr sicher“ ist. Tja, das ist wohl wirklich so: wo Geld verdient werden kann und etwas vorhanden ist, ist es wohl sauberer und sicherer. Was wir hier auch festgestellt haben: buchen über Booking ist hier wohl eher günstiger! Wir haben uns den Preis angeschaut, sind ins Hotel gefahren, haben dort nach dem Preis gefragt. Da wollte er doch tatsächlich mehr, als auf Booking. Ihn darauf angesprochen, sagte er, daß er den Booking-Preis nicht machen kann. Wir sollten doch hier noch über Booking buchen und wenn er die Mail erhalten hat, sind wir drin. Das könne halt bis zu 30 Minuten dauern. Also haben wir das halt so gemacht und die Zeit in der Lobby abgesessen.

In Olinda sind wir dann relativ spät im Dunkeln angekommen (hier wird es um 18 Uhr dunkel) und haben noch im Auto über Booking unsere Unterkunft gebucht – ein altes Kloster im Zentrum vom historischen Olinda – super.

Aber auch hier wieder erst mal Ärgern angesagt. Wir kommen oben am Berg an, das Navi sagt „das Ziel ist rechts von Dir“ – wir sehen nix. An der großen Kirche sagt uns ein Parkplatzzuweiser, daß wir rumdrehen müssten, wir wären schon dran vorbeigefahren. Also zurück. Hier wieder ein „Wächter“, der uns klarmacht, daß wir das Auto da stehen lassen sollen, er zeige uns die Pousade und sein Kollege bewacht unser Auto. Aha! Jochen bleibt stur sitzen, ich komme mit. Er führt mich durch hintere Gasse zu einem Eingang und klingelt. Doch nichts passiert. Ich bin mir sicher, daß ist nicht unser gebuchtes Hotel; hier gibt’s keine Parkmöglichkeit und der Eingang sieht definitv nicht nach Kloster aus. Nach 5 Minuten gibt er auf und wir gehen zum Auto zurück und schwupps ist er weg. Er wollte uns wohl in einer anderen Pousada unterbringen, wo er mitverdient. Also eine weitere Person angesprochen und gefragt. Dieser Herr war dann so nett, mit seinem Fahrrad vorauszufahren und uns unsere Unterkunft zu zeigen. Danke.

Auch eine sehr schöne Unterkunft, alles noch so gelassen, wie es früher war. Die Zimmer sind wohl die alten Zellen. Ich habe uns die „Luxus“-Variante gebucht mit eigenem Klo und Bad und nicht mit Gemeinschaftsbad auf dem Flur. Zum Essen noch mal rausgegangen, da es hier im Kloster nur für eine gebuchte Gruppe Verpflegung gibt. Leider wieder voll auf Touris ausgelegt. Jeder fragt nach Geld und auch das Essen war sehr teuer. Ich wollte nur eine Kleinigkeit, da wir ja unter Mittag in einem Self-Service gut gespeist hatten. Kleinigkeiten gibt es nicht, also habe ich halt einen Nachtisch als Hauptspeise gegessen.

Am nächsten Vormittag sind wir dann durch Olinda geschlendert – in größter Hitze. „Olinda, amtlich Municipio de Olinde im Bundesstaat Pernambuco ist eine der ältesten Städte Brasiliens. Das Juwel barocker Architektur ist bis heute ein Spiegelbild der europäischen Kultur des 17. Und 18. Jahrhunderts und ist seit 1982 UNESCO-Welterbe => Wikipedia“. Ein nettes, kleines Örtchen mit alten Häusern die auch mal frische Farbe dran haben und alles gleich viel freundlicher aussehen lassen, ja. Aber die Lust verging uns relativ rasch bei den Temperaturen. Also ab ins Auto, Klimaanlage an und nach Hause. Vor uns hin schwitzen können wir dann ja auch auf dem Boot, und das ganz ohne Bewegung dabei.

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Auto fahren in Brasilien

…eine spannende Angelegenheit auf den Lebensadern des Landes, aber der Reihe nach.

Ein Auto kann eigentlich wie bei uns relativ einfach gemietet werden. Scheint der Wagen im ersten Moment recht günstig zu sein, erübrigt sich das, wenn alle Versicherungen dazu gekommen sind. Will man von der gesetzlichen Haftpflicht von einigen 10t Reais (~5 Reais = 1 €), auf 1Mill erhöhen, wird es unbezahlbar. Nach Rücksprache mit der Mitarbeiterin soll die Gesetzliche aber ausreichen. Localiza ist hier einer der großen Anbieter, der in ganz Südamerika vertreten ist und somit auch evtl. Grenzübertritte kein Problem darstellt. Wir waren bei einer Filiale und haben uns da einen Wagen reserviert, wir hatten alle unsere Unterlagen wie Ausweis, internationale Führerschein (deutscher geht auch, wie beim unserem Bootsnachbar. Hauptsache, sie haben eine Nummer, die sie abtippen können), Kreditkarte und die brasilianische CPF (Steuernummer). Soweit und so gut war das kein Problem.

Als es dann später um das Abholen des Fahrzeuges gegangen ist, haben wir natürlich nicht mehr alle Unterlagen dabei gehabt, hatten sie ja schon alles im System eingetragen, dachten wir. Es wurde alles nochmal benötigt und eingetragen. Zum Glück haben unsere Nachbarn mit uns auch ein Auto gemietet – ohne vorher zu Reservieren. Die hatten dann das Auto bekommen und haben uns freundlicherweise gleich mal spazieren gefahren. So hatten wir dann, mit etwas Verspätung, unser Auto auch bekommen, nachdem wir wieder alle Unterlagen vorgelegt hatten.

Das Autofahren selbst ist dann schon etwas gewöhnungsbedürftig, speziell im Stadtgebiet. Ich teile die Straßen mal in welche von uns auf. Soll heißen, 4 spurig gleich Autobahn, 2 spurig gleich Bundesstraße, selbige etwas kleiner als Landstraße und natürlich Pisten, bei uns Feldwegcharakter. Auf Autobahnen gibt es Linksabbiegerspuren, so daß man auf die Gegenfahrbahn kommt, auf den zweispurigen Straßen gibt es sowas überhaupt nicht. Wer nach links abbiegen will tut das einfach, solange keiner entgegen kommt. Wenn doch, wird nach rechts gefahren und an der Seite gewartet bis die Straße frei ist, um nicht den rückwärtigen Verkehr aufzuhalten. Bei viel befahrenen Straßen gibt es hier auch eine Art Kreisverkehr dafür, man biegt rechts ab, fährt im Bogen um dann die Straße im rechten Winkel zu queren.

Autobahn mit Wendespur links

Auf Autobahnen und Bundesstraßen gibt es eine Art Standstreifen, ich nenne sie Multifunktionsstreifen. Von der eigentlichen Fahrbahn durch einen kleinen Absatz getrennt, der gut überfahren werden kann, hat dieser einen Zustand von sehr gut bis hin zu Schotter mit Schlaglöchern alles zu bieten. Genutzt wird dieser von Fußgängern, Radfahrern und auch von den Kleinmotorrädern, je nach Verkehrslage, die das Straßenbild prägen, und nicht zu vergessen die Esel-und Pferdekarren, die es auch noch zu genüge gibt. Des Weiteren sind hier auch noch Nutztiere unterwegs, zum teil angeleint oder frei laufend zum Grasen. So finden sich Huhn, Schwein, Ziege, Esel, Kuh und Pferd unterwegs. Zu Leidwesen aller Tierfreunde sieht man dann auch das ein oder andere Tier leblos an der Seite liegen, wenn diese sich wohl zu weit der eigentlichen Fahrbahn genähert haben. Mitunter sieht man hier nur noch ein Skelett, daß die vielen Geier übriggelassen haben.

Multifunktionsstreifen … hier mit Radfahrer

Übrigens schaut auch die Frontscheibe genauso aus wie bei uns im Sommer, nur nicht durch Mücken, sondern wegen der Schmetterlinge, die man zum Teil in Schwärmen durchfährt. Zu guter Letzt wird der Multifunktionsstreifen auch von Auto und LWK genutzt. Kommt einem ein LKW auf der eigenen Seite mit Lichthupe entgegen, heißt das nicht anderes, als daß er nicht rechtzeitig mit dem Überholvorgang fertig wird und man soll mal „ausweichen“. Apropo LKW, diese dürfen hier 100km/h schnell fahren. Während bei uns noch über sogenannte Lang-LKW´s diskutiert und erprobt wird, sind hier wenigstens die Hälfe der Truck bis zu 30m lang, steht immer hinten drauf, wie lang sie sind.

Die Straßen selbst sind in einem Zustand von bis. Wir hatten auch mal einen längeren Abschnitt, den man mit einer deutschen Autobahn vergleichen kann, diese 10-15 km waren aber auch gleich die einzige; große Schlaglöcher mitten auf der Fahrbahn sind keine Seltenheit. Es geht Kilometerlang nur gerade aus und irgendwie immer auf und ab, und Kurve gibt´s eher selten. Um mit dem Verkehr mit zu schwimmen, muss man mindestes 20 schneller wie erlaubt fahren, Tendenz eher zu 40. LKW´s fahren auch mal, wenn es wieder bergab geht 120, um wieder Schwung für den nächsten Berg zu nehmen😉. So ist es auch nicht verwunderlich das sehr viel zerfetzte Reifen auf dem Multistreifen liegen. Überholt wir alles und jeder, wenn sich eine Möglichkeit ergibt. Langsam gefahren wird eigentlich nur, wenn es eine Radaranlage gibt, die auch schön mit Schildern angekündigt wird. Hier wird dann auch gleich 20 km/h langsamer als erlaubt gefahren , die Strafen sind horrend. Ja und dann gibt es noch die Schweller, die einen zwingen, diese maximal im Schritttempo zu überfahren. Diese sind auch mit Schildern angekündigt und mit gelber Farbe gestrichen, viele Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Mit unserem etwas untermotorisierten Leihwagen ergibt sich aber hier immer wieder die Möglichkeit den einen oder anderen LKW zu überholen, auf normaler Strecke muss dies schon mal gut geplant sein. Dazu muss man sagen, daß auf Bundes- und Landstraßen nur 80 erlaubt sind, auf Autobahnen bis angeblich 120, gesehen haben wir das nicht. Die Schweller gibt es immer und überall, wie auch die Radaranlagen, manchmal ohne einen ersichtlichen Grund auf freier Strecke selbst auf Autobahnen. Wobei die Geschwindigkeit bei dem Radar mindestens 20 unter dem gerade noch erlaubten angesetzt sind, egal wo. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden aber auch nicht wieder aufgehoben, macht eh keinen Sinn, ist eine solche vorbei geht’s wieder voll weiter. Schweller werden überwiegend vor Kreuzungen und Ortschaften eingesetzt, wobei je nach Ortslänge auch sehr viele Schweller möglich sind. Da es sehr wenige Kurven hier gibt, werden auch diese immer mit Schildern angekündigt, stehen nur Schilder, kann man die Kurve meist auch voll fahren. Kommt noch eine weitere Variante zum Spiel, der Rüttelasphalt, sollte abgebremst werden. Im Extrem kommt auch mal ein Schweller vor der Kurve zum Einsatz. Das Schwierigste, was ich empfunden habe war der Stadtverkehr, und als Krönung bei Dunkelheit. Während dich ein Fahrzeug mit falsch eingestelltem Licht gerade noch blendet, kommt dir einer ohne Licht um die Ohren geflogen, Fußgänger und Eselkarren mit eingeschlossen. Wie schonmal erwähnt sind die Kleinmotorräder das Vorbewegungsmittel hier, sie haben 160ccm Hubraum und entsprechend so um die 15PS Leistung. In der Stadt wird man von denen links und rechts gleichzeitig überholt, während noch vor und hinter dir einer quer fährt, immer schön die Spur halten und bloß keinen Ellenbogen aus dem Fenster hängen, sag ich da. Von den Zweirädern wird man auch gnadenlos angehupt, wenn man ihnen nicht den ihnen zustehenden Platz zum dazwischendrängeln lässt.

Das soll aber kein Grund sein sich hier nicht selbst hinter das Steuer zu setzen, ist eben nur etwas gewöhnungsbedürftig wie gesagt und gut zu händeln. Was mir geholfen hat war auch die Fahrt mit dem Taxi oder Uber: man sieht, wie diese fahren und wie der Verkehr funktioniert. Neben den beiden genannten gibt es auch noch MotoTaxis, die wir aber nicht genutzt haben, das sind die kleinen Motorräder die dann noch jemanden hinten drauf mitnehmen. Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Das einfädeln auf eine andere Spur geht nur mit „roher Gewalt“, warten das dich jemand rein lässt funktioniert nicht. Hier wird Stoßstange an Stoßstange gefahren, einfach „zwischen“ zwei Fahrzeugen ziehen, der hintere lässt einen dann schon rein. Hat er es so eilig das er das nicht macht, wird mal kurz die Hupe betätigt, eigentlich auch ganz einfach😊Aktives Anstellen nennt man das, und in die Städte bestehen zu 90% aus Einbahnstraßen. Einmal falsch abgebogen und man muss wieder einen weiten Umweg nehmen. Zu guter Letzt sind noch die Pisten zu erwähnen. Das sind ausgeschilderte Straßen mit einem Belag aus Boden von Feldwegbreite bis hin zu einer Breite, wo problemlos drei Fahrzeug nebeneinander fahren können. Zustand von schön eben, mit Auswaschungen vom Regen mit langen Rillen in alle Richtungen, Schlaglöchern und Waschbrettpiste alles dabei. Radaranlagen gibt es hier keine, dafür aber auch mal einen Schweller, wenn es an Häuser vorbei geht. Und wie schon mal erwähnt: Ausnahmen bestätigen die Regel, und alles ohne Gewähr.

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Brasilien – wo bitte geht’s zum Carnival?

So langsam leben wir uns hier ein und verbringen den Tag, wie so viele Brasilianer: mit süßem Nichtstun, da es vieel zu heiß ist, etwas zu machen.

Die zweite Woche hier für uns ist ja die Karnevalswoche – wir hatten so unsere Erwartungen. Einmal kam der Gedanke auf, warum nicht gleich Karneval in Rio, wenn wir schon mal da sind. OK, gestrichen. Für einen Inlandsflug hier zur Karnevalszeit können wir sonst einmal Europa und zurück bekommen. Wir sind ja nicht Krösus. Schauen wir halt mal ne Nummer kleiner – Recife. Aber auch hier – Hochkonjunktur, Zimmerpreise uff. Außerdem haben wir ja am vergangenen Samstag feststellen können, wie laut die Brasilianer ihre Feste verbringen, das brauchen wir so ja eigentlich nicht. Also muß es auch hier in Joao Pessoa genügen.

Am Montag soll ein Umzug sein, also treffen wir uns da mal mit der Margna-Crew. Dieser sollte um 17 Uhr beginnen, also sind wir (typisch deutsch) natürlich rechtzeitig um 16.45 Uhr vor Ort, um uns einen guten Platz zu sichern. Die Straße füllt sich mit Menschen…aber sonst passiert nix. Aber endlich gegen 18 Uhr geht es los. Leider sehr ernüchternd für uns. Es waren 3 Musikgruppen, wobei man die 3. Gruppe leider akkustisch schon gar nicht mehr wahrnehmen konnte, da direkt dahinter die großen Musik-Trucks fuhren, wie wir sie von der Loveparade kennen. Ein ganzer Truck nur aus Boxen, in einer Lautstärke, daß Dir das Gehör wegfliegt. Und direkt vor den Boxen laufen die Eltern mit Ihren Kindern – brutal. Nach dem dritten Truck haben wir beschlossen, das brauchen wir nicht. Hatten wir doch auf Sambatänzerinnen gehofft und auf tolle Kostüme. Also fahren wir mal zurück in unsere beschauliche Marina.

Nächster Versuch in Sachen Karneval: Samstag in Joao Pessoa. Hier soll ein traditioneller Umzug sein. Also diesen ansteuern, ebenfalls mit der Margna-Crew und der Salto-Crew. 7 erwartungsvolle Menschen unterwegs. Auch das: ernüchternd. Dies war wohl kein Umzug, sondern ein Wettbewerb für die einzelnen Gruppen. D.h. die einzelnen Gruppen sind im 30-Minuten-Takt vorbeigezogen und konnten sich hier so ca. 15 Minuten lang vor der Jury in ihrem Thema präsentieren. Wir haben es geschafft, 5 Gruppen anzusehen. Die ersten war in Ordnung, die dritte wirklich toll. Die vierte hatte zwar ein interessantes Thema (die Vernichtung der Ureinwohner), aber da war leider null Stimmung dahinter. Gehen wir halt zum Platz zurück, wo heute Nachmittag noch die Bühne aufgebaut wurde. Also zurückmarschiert – Ernüchterung pur. Es war zwar Musik, aber scheußliche. Null Stimmung, eine Masse an Menschen, die trinkt und isst. Und:   laut!!!! Kapitulation, nach Hause.

Mehr Glück hatten wir dann eigentlich direkt vor unserer Marina, wo am Faschingsmontag bei den Fischern Musik gedröhnt hat und auch eine örtliche Combo live Musik gemacht hat – zwar irgendwie immer nur 3 Lieder, aber da war ja mehr Stimmung als am Samstag in Joao Pessoa.

Das war’s in Sachen Karneval in Brasilien für uns.

Inzwischen haben wir auch etwas die Gegend erkunden: wir sind mit dem Zug nach Cabedelo gefahren, haben dort das Fort besichtigt und auf dem Markt unser erstes Obst erworben. Aaah, frische Melonen und Ananas. Da wir meist unter Mittags in einem der Buffets essen (die Brasilianer essen eher mittags als abends), gibt es zum Abend häufiger nur mal einen Obstsalat. Das langt bei dieser Hitze aber auch.

Mit der „Fähre“ sind wir über den Fluß auf die andere Seite nach Ribeira übergesetzt. Vorbei an den Mangroven zu einem kleinen Ort. Es sieht alles sehr idyllisch aus, wenn nicht überall der Müll herumliegen würde. Es stört die Menschen hier anscheinend überhaupt nicht, daß ihr Garten eine einzige Müllhalde ist. So eine tolle Natur ☹ Und auch hier wieder: Laut!!! Wir sitzen gemütlich am Fluß und schlürfen an unserem Caipirinha, als es plötzlich wieder laute Musik wummert. Hat nicht 50 Meter weiter jemand sein zu einer Box umgebauten Auto geparkt und dröhnt alles zu. Selbst, als wir noch etwa 2 km weit in die gegengesetzte Richtung laufen, hören wir die Musik noch deutlich. Unglaublich. Die müssen eigentlich alle taub sein.

Was wir hier auch kennengelernt haben: Saft mit Milch! Was ich nie gedacht hätte in dieser Kombination: das schmeckt echt lecker und ist sehr erfrischend.

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Brasilien

Jetzt sind wir schon eine Woche in Brasilien – wie schnell doch die Zeit vergeht.

Wir sind angekommen in einer scheinbar ganz anderen Welt, wo die Uhren anders ticken. Brasilien ist landschaftlich schön, sehr warm, mit sehr freundlichen Menschen, die fast ausnahmslos nur portugiesisch sprechen (die Sprache, mit der wir so gar nichts anfangen können), arm und reich und vor allem: laut. Brasilianer feiern gerne und das in enormen Lautstärken. Und: Brasilien ist Bürokratie pur. Wer denkt, daß wir Deutschen da die Weltmeister sind, der irrt. Hier wird gerne mit Papier gehandelt.

Aber der Reihe nach:

Kaum richtig festgemacht am Steg, wurde mit so ziemlich jedem hier ein Schwätzchen gehalten. Ruck Zuck sind da zwei Stunden in praller Sonne um und wir haben unseren ersten Sonnenbrand!! Dachten wir, wir wären durch den permanenten „Außenaufenthalt“ doch schon durchgebräunt und Sonne gewöhnt – falsch gedacht. Hier in der Nähe des Äquators brennt die Sonne ganz anders.

Die Marina hier ist klein und familiär und der Liegeplatz hier im Fluß Paraibo ist sehr ruhig ohne viel Geschaukel und Gezerre an den Festmacherleinen. Lediglich wenn wieder ein Brasilianer sein Motorboot im Fluß vorbeijagt, kommt hier die Welle an und es schaukelt etwas. Aber schlafen – ein Traum. Bettdecken und Co. wurden weggeräumt, die brauchts hier wirklich nicht. Das ist das einzige Manko: man schwitzt beim Schlafen 😊

Strand in Cabedelo

Ganz typisch für Brasilien sind die sogenannten „Self service Buffets“ – man bedient sich am Buffet und die Bezahlung erfolgt dann nach den jeweiligen Regeln des Restaurants. Es gibt Buffets, wo ein fester Preis für einmal Essen holen bezahlt wird. z.B. hier im Ort bei Rivane sind das umgerechnet 3 €. In Intermares beim Buffet ist das Ganze dann auf 2 Fleischstücke begrenzt, Beilagen so viel man will oder aber es wird der Teller gewogen und nach Gramm abgerechnet, wobei egal ist, was auf dem Teller liegt. Hier wird man auf jeden Fall satt und wir konnten unsere erste Fleischgier nach 12 Tagen segeln erst einmal befriedigen. Brasilien ist ein Fleischland – genau wie Argentinien.

Nun mal zu unseren Erfahrungen über die Einreise. Was sind wir in Europa doch verwöhnt mit dem Reisen ohne große Zollformalitäten. Hier heißt es, daß man 3 verschiedenen Behörden anlaufen muß; und das auch noch in richtiger Reihenfolge. Wir haben hierfür den Service eines Taxifahrers in Anspruch genommen, der die Aufträge von der Marina vermittelt bekommt. Er kennt sämtliche Mitarbeiter und Behörden und geht als Agent mit und hilft dabei. Das hat uns sehr geholfen, vor allem da wir gleich noch mehr andere Botengänge mit erledigt haben, die er sprachlich für uns geregelt hat. Das war für hiesige Verhältnisse nicht günstig, hat uns aber insgesamt nur 7 Stunden an Zeit gekostet. Das Nachbarboot, daß das alles alleine erledigt hat, waren 2 volle Tage beschäftigt, ohne daß sie das „Zusatzprogramm“ hatten.

Die erste Anlaufstelle ist die Immigration bei der Policia Federal, also das Visum für uns beide. Hier müssen alle Crewmitglieder persönlich vorstellig werden. Man bekommt sein Visum in den Pass gestempelt – maximal 90 Tage, nicht verlängerbar. Es sei denn, es gibt driftige Gründe. (medizinisch, technisch). Diese ist hier im Hafen von Cabedelo, etwa 20 Minuten Fahrt mit dem Taxi.

Wenige Schritte weiter im Hafen geht es dann zur „Customs“, der Receita Federal, dem Zoll. Hier muß ein vorher im Internet ausgefülltes Formular (hat uns unser Marinabüro gemacht) vorgelegt werden über die Daten des Schiffes, u.a. dem Wert des Schiffes, da sich evtl. verhängte Strafen am Wert des Schiffes bemessen. Daher: Wert gaaaanz unten ansetzen. So, dann ist auch das Schiff offiziell eingereist und darf solange  bleiben, wie unser Visum gilt. Sollten wir ausreisen wollen und das Schiff hier lassen, muß ein sogenannter Überlassungsvertrag mit der Marina hinterlegt und genehmigt werden. Dann könnte das Schiff max. 2 Jahre hierbleiben. Wir haben vorsichtshalber dieses Dokument auch gleich mit abgegeben, man weiß ja nie. Sonst müssten wir den ganzen Gang nochmals machen.

Danach muß man zur Capitania. (die Hafenbehörde) Diese ist dann in Joao Pessao. Also wieder den ganzen gefahrenen Weg zurück in die andere Richtung. 30 Minuten Autofahrt. Dort angekommen – jetzt ist Mittagspause. Also gehen wir erstmal was futtern.

Wieder in der Capitania – ich weiß nicht, welchen der vielen Zettel er jetzt will, also kriegt er mal alles in die Hand gedrückt und geht kopieren und scannen. Jetzt sind wir auch offiziell im Hafen angemeldet.

Das war aber noch nicht alles: die Capitania stempelt den Überlassungsvertrag mit der Marina ab. Diesen Stempel will aber der Zoll nochmals sehen, damit auch jeder hier Bescheid weiß. Also von Joao Pessao wieder zurück nach Cabedelo in den Hafen. Kurz Dokument mit Stempel gezeigt – alles gut.

Zwischendurch haben wir aber auf dem Weg noch zwei weitere Dinge erledigt:

Wir wollen eine Telefonkarte, damit wir unterwegs auch digital sind. Ist für uns wichtig, wenn es um das fußläufige navigieren geht – Google Maps lässt grüßen. Um eine Telefonkarte kaufen zu können (oder auch nur einen Wasserfilter im Baumarkt) benötigt man hier aber eine Steuernummer, die CPF-Nummer.

Hierfür kann man online (wie einfach) einen Antrag ausfüllen und bekommt eine Vorgangsnummer. Damit muß man aber zur Behörde und bekommt dort dann seine Steuernummer. Also auf zum Finanzamt. Nummer ziehen und im Wartesaal Platz nehmen. Oh mei – Menschenmassen vor uns. Wir haben die Nummer CPF18 erhalten. Jeder Vorgang bekommt hier sein eigenes Merkmal. Die Aufrufe erfolgen über Bildschirme. OMG!!! Hier wird gerade erst die CPF06 aufgerufen. Nach etwa 20 Minuten verlässt unseren Taxifahrer die Geduld und er geht nochmals zu dem Herrn, der die Nummern ausdruckt. Er kommt zurück und hält nun plötzlich die EP6 in der Hand. Und – nach zwei Minuten werden wir aufgerufen. Wir hätten, ohne unseren Fahrer, den ganzen Nachmittag da verbracht.  Ich weiß nicht, was er dort erzählt hat und was EP bedeutet. Vielleicht extreme Priority?!?!?!

Mit der Steuernummer auf in das Einkaufszentrum zur Telefongesellschaft. Bei der ersten („Claro“) erklärt der Herr, daß die Steuernummer noch nicht freigeschalten ist und ich morgen noch mal kommen soll. Also gehen wir zu „TIM“,( ist sowieso unserem Taxifahrer lieber – Provision vielleicht). Hier klappt es und wir haben endlich eine Telefonkarte. Zu diesem Thema später mehr, das wird auch noch zum Drama. Was aber ganz toll ist: Datenschutz interessiert hier nicht. Mein Personalausweis wird gescannt und im System hinterlegt, ebenso meine Steuernummer und dann wird noch ein Foto von meinem Gesicht gemacht, welches auch gespeichert wird.

Nun sind wir offiziell eingereist, haben sogar eine brasilianische Steuernummer und eine Telefonnummer – was willst Du mehr? Erster Tag – vorbei.

Abendstimmung

Am Abend fahren wir dann mit der MARGNA-Crew im Dinghi zum abendlichen Bolero-Event. Hier am Flußufer von Jacaré wird jeden Abend von einem Saxophonspieler auf einem kleinen Motorboot zum Sonnenuntergang der Bolero von Ravel gespielt. Ein großes Spektakel, zu dem täglich viele Brasilianer anrücken. Das Flußufer ist in diesem Abschnitt eine Flaniermeile mit Souvenirshops, Getränke- und Essensbuden und könnte auch auf Malle sein. Dieser Abschnitt ist etwa 200 Meter lang, davor und dahinter ist sonst nix. Es war aber auch echt nett, ihm zuzuhören, wie er da so durch das Ankerfeld der brasilianischen Ausflugsboote tuckert und spielt.

Jeden Abend zum Sonnenuntergang- Bolerotime

Was kann ich sonst noch so berichten? Also hier ist es irgendwie so, daß man immer eine Nummer zieht, wenn man etwas benötigt. Nicht nur beim Finanzamt, wie oben erwähnt. Auch beim Kauf der Telefonkarte haben wir eine Nummer erhalten und alles geht geordnet der Reihe nach. Der Brasilianer ist sehr geduldig. Beim Bäcker muß man bei Eintreten eine elektronische Karte ziehen, wo der Im-Haus-Verzehr aufgebucht wird und diese an der Kasse abgerechnet wird. Dann schaltet er sie wieder frei und man kann die Bäckerei auch wieder nur mit Abgabe dieser Karte verlassen. Crazy!

Ansonsten haben wir bisher noch nicht so viel angeschaut, da es echt verdammt heiß ist und ab 10 Uhr eigentlich nix mehr geht. Erst ab dem Spätnachmittag, wenn es dann schon wieder dunkel wird, ist es angenehm und gut auszuhalten. Was wir nicht haben, was aber alle denken: Feuchtigkeit. Hier ist es zwar heiß, aber nicht feuchtheiß. Jochen hat nach der Ankunft in der Marina mal vorsichtshalber nach einen Luftentfeuchter für das Boot gefragt und bekam zur Antwort: „Ich verkaufe Dir einen, wenn Du unbedingt willst. Aber Du brauchst das hier nicht“. Auch sind wir in einem Fluß mit Mangroven am gegenüberliegendem Flußufer – aber ein Mückenproblem haben wir auch nicht.

Wir haben unser Schiffchen mal auf Vordermann gebracht und die dicke Salzschicht abgespült. Es wurde ein Berg Wäsche gewaschen und auch die Staubschicht im Boot entfernt. Auch unsere Segel haben eine Süßwasserspülung erhalten. Wir wissen ja noch nicht, wie lange wir jetzt letztendlich hier liegen bleiben werden. Wir spielen gerade in Gedanken diverse Szenarien durch, wie es bei uns weitergeht.  Die Zeit wird zeigen, wie wir uns entscheiden. Hierfür müssen wir erst mal ein paar Infos zusammentragen und recherchieren. Die Nachbarn der SY Margna z.B. lassen ihr Schiff hier an Land stellen, für eineinhalb Jahre, um dann auf dem Landweg Südamerika zu erkunden, auch eine der vielen Möglichkeiten.

unsere Straße zum Hafen

Ansonsten kann ich gerade nicht viel erzählen:

Das Essen ist superlecker, die Eisdiele hier an der Flaniermeile ist eine Selbstbedienungseisdiele, wo am Schluß gewogen wird. (Das Kilo Eis für umgerechnet ca. 6 €) Ratet mal, wo wir fast allabendlich aufschlagen?

Jetzt zu unserem gestrigen Tag:

nachdem wir ja am vergangenen Montag glücklich die Telefonkarte in des Skippers Handy eingelegt hatten, tat sich erst mal nichts. Der Herr vom Telefonladen erklärte uns dann, das könne etwas dauern. Wir sollten abwarten.

Auch am nächsten Tag ging noch nichts und Jochen hat dann versucht, hier mit Nicolas von der Marina das Ganze zum Laufen zu bringen. Wieder Guthaben aufladen, und und und. Nachdem auch die Einheimischen kapitulierten, sind wir gestern dann mit Uber nochmals zum Einkaufszentrum gefahren. Im ersten Laden erklärte uns der Verkäufer, daß er jetzt ein Update angestoßen habe und wir warten müssten. ??? Er hat doch gar nix gemacht, außer seine WhatsApp-Nachrichten auf seinem Handy zu beantworten. Also auf zum zweiten Laden. Hier war der Herr dann so nett und hat mit Jochens Handy das telefonieren angefangen (wohl mit der Telefongesellschaft) und hat sich da schön mit einem Computer unterhalten „Ja“, „Nein“, usw. So- in zwei Stunden sollte es laufen. Also drücken wir uns halt zwei Stunden im Zentrum rum und essen hier zu Mittag. Nach zwei Stunden – nix. Neue Idee: Gehen wir zu nem anderen Anbieter und kaufen dort eine neue Karte für Sabinchens Telefon. Ist ja nicht so teuer und kann ja nicht schaden. Alles klar, nettes Mädel. Kopiert wieder, Scannt Gesicht – volles Programm. Nur um dann festzustellen, „nein, die Dokumente (Reisepass) werden nicht akzeptiert“. Also wieder zu unserem Verkäufer von heute morgen. Neue Auskunft: „das kann bis zu 24 Stunden dauern“.

Jetzt haben wir die Schnauze voll, warten wir halt bis morgen. Jetzt gehen wir erst mal zu unserem Treffen mit den Bootsnachbarn hier im Park, wo Musik und Feiern angesagt ist. Jeden Samstag ist hier Volksauflauf mit viel Bier, Caipirinha, Essen und Tanzen. Da ist sie wieder: die Feierlaune der Brasilianer bei voller Lautstärke. Für unsere Ohren ist das wirklich sehr schmerzhaft und gewöhnungsbedürftig. Aber, die Brasilianer feiern mit jedem, ob sie ihn verstehen oder nicht.

Gerade tauscht sich Jochen mit Silvio aus, der eine funktionierende Telefonkarte besitzt – schwupp, nun funktioniert sie plötzlich. Jetzt ist alles gut – wir sind auch unterwegs im Notfall wieder online oder wenn wir eben Onkel Google etwas fragen müssen.

Samstagnachmittag in Joao Pessoa – Samba, Caipirinha, Bier und Essen aller Art
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Der große Sprung über den Atlantik – Teil 2

7 Sonntag: Der Tag hat eigentlich angefangen, da hatte der letzte noch nicht aufgehört. Um dreiviertel Zwölf (viertel vor Zwölf für alle nicht Bayern), war der Start zum Durchqueren einer Regenfront. Das volle Programm folgte mir Starkwind, Winddrehern und natürlich Regen. Eben mal das Schiff weiter in den Wind drehen, um sicher vor einer Patenthalse zu sein, Genua bergen und der Spaß konnte beginnen. Ich glaube das war so die erste richtige, natürliche Süßwasserspülung unseres Bootes seit Hamburg, unglaublich. Gegen 3 Uhr (wir reden hier übrigens immer von unserer Bootszeit die wir auf UTC-Time festgelegt haben, um jegliche Verwirrungen mit Zeitumstellung aus dem Weg zu gehen) war der Spuk dann vorbei. Zurück geblieben sind die Wellen und ein zu schwacher Wind, der die Segel bei dem Geschaukel richtig füllt. Das schlagen der Segel gibt wieder mal den Takt an. Ich mach mich dann mal in die Koje und Sabine übernimmt die Wache. Diese war dann irgendwann so angenervt, daß sie die Genua wieder geborgen hat, bei stärker aufkommenden Wind wieder raus geholt, geborgen bei wenig Wind, und ….. Zum Morgengrauen hat sich dann wieder mal zur Abwechslung ein kleiner Schauer ergeben. Bei 29,5 Grad Wassertemperatur (Luft wahrscheinlich noch etwas mehr) und hoher Luftfeuchte dampfen wir so vor uns hin und gegen 9 Uhr kommt dann Final die Genua wieder einmal raus, schließlich wollen wir ja auch möglichst zügig vorankommen, auch wenn uns aktuell ein leichter Gegenstrom von 1,2 kn etwas ausbremst. Und da im Moment kein Seegras zu sehen ist, darf die Angel auch wieder mal ihr Glück probieren.

so hell kann es Nachts sein

8 Montag: Der Wind dreht auf Ost und wir können endlich mal von Raumschot- auf Halbwindkurs ändern. Das ewige Gerolle lässt damit nach, auch die Welle wir weniger, da sich der Wind so bei 4 Bft einpendelt. Hier in der Konvergenzzone, wo der Nordostpassat und der Südostpassat aufeinandertreffen ist es aber auch so ein Glücksspiel mit den Winden. Fährt man zu weit östlich durch diese Zone, kann es passieren das man durch ein sehr großes Flautenloch kommt, durch das der Motor zur Hilfe genommen werden muss. Je weiter westlich wird diese „Gefahr“ geringer, auszuschließen ist es aber trotzdem nicht. Bei uns ist es aktuell so, daß der Südostpassat, nachdem er zum Teil komplett eingeschlafen war, noch nicht richtig wieder in Gang gekommen ist. Wir haben hier momentan eine Windstärke von 3 Bft, in Böen mal die vier, die er normalerweise recht Konstant mit sich bringt. Wollen wir uns aber mal nicht beklagen, immerhin können wir segeln. So wie sich der Tag gegeben hat, konnte sich aber keiner der Winde so recht entscheiden, wer jetzt das Sagen hat, mal der Eine, mal der Andere. So gleich unsere Kurslinie heute der Spur eines Betrunkenen, immer schön eine Schlangenlinie gleichkommend. Hinzu kommt noch in der Zone das es vermehrt zu sogenannten „Squals“ kommt. Kleine Regenfelder mit ordentlich Wind und Regen, davon sind wir aber bisher verschont worden, wir hatten eigentlich nur eine komplette Regenzone mit gelegentlichen Schauern. Ansonsten war der Tag recht ereignislos, wir dachten schon, daß es hier auch keine Tierwelt gibt. Meiden die das Gebiet?! Hatten wir doch die letzten Tage ständig fliegende Fische gesehen, heute keinen einzigen. Unsere Angelköder geniest scheinbar auch nur das Bad im 29 Grad warmen Wasser, kein Fisch interessiert sich für diesen, als uns zumindest am späten Nachmittag doch noch eine Delphinschule besuchen kommt.

9 Dienstag: Im Laufe der Nacht hat sich dann auch der Südostpassat durchgesetzt. Die Windstärke hat sich, bis auf ein paar Schwächephasen, auf 4 Bft eingependelt. Bei der uns gut gewogenen Atlantikwelle ein schönes Segeln. So sitzen wir im leicht schaukelnden Cockpit, schwitzen vor uns hin und nehmen zwischenrein mal eine kühle Dusche an Deck. Am Nachmittag schläft dann der Wind wirklich noch ein. Wir haben nur noch zwischen 6 und 8 kn Wind (2-3 Bft, ist gerade so die Grenze). Wir entschließen uns einfach weiter zu segeln, nicht schnell, aber immerhin. Die kaum noch vorhandene Welle und Wind von der Seite machen es möglich, daß die Segel nicht am Schlagen sind und so kann man es aushalten. So wird die geplante Äquatorüberquerung von Mitternacht eben auf den Morgen verschoben. Das Erreichen unseres Ziels wird es auch nach hinten verschieben. Aber wir werden sehen, laut Wetterbericht… aber lassen wir das, wieso hole ich mir überhaupt noch welchen? Sie stimmen ja nicht wirklich. Heute war es wieder einmal an der Zeit eben diese Daten neu zu holen. Da ich sowieso Online war, habe ich mich auch nochmal mit unserem Stromausfall beschäftigt. Hier kommuniziere ich mit Jens aus unserer Vereinsgruppe, der sich hier für uns voll reinkniet, vielen Dank an dieser Stelle nochmal. So werden Daten ausgetauscht, dies und das ausprobiert und eingestellt, und schon sind wieder 5 Stunden rum, die Zeit vergeht wie im Fluge. Angelerfolg bleibt leider auch aus, so gibt es heute nur einen leckeren frischen Salat, ohne Beilagen halt.

An dieser Stelle muß ich (Sabine) mal etwas über Karlchen erzählen. Wer ist denn jetzt wieder Karlchen? Der aufmerksame Leser hat vielleicht schon mitbekommen, daß Karlchen unser Windrad ist. Leider ist Karlchen nicht so effektiv wie gewünscht (ähnlich seinem Kompagnon zu Hause auf dem Dach), aber er bemüht sich. Zu Karlchen gesellt sich nun Möwi. Möwi ist eine Möwe, die uns schon mehrere Tage begleitet und regelmäßig unser Schiff umrundet. Ich bin ja der Meinung, daß Möwi ein Männchen ist und sich unsterblich in Karlchen verliebt hat. Skipper Jochen hatte schon Angst, daß Möwi Karlchen zu Nahe kommt und dann nicht nur Möwenfetzen, sondern auch Flügelfetzen unserer Rotoren fliegen. Tja, heute Nacht war es leider soweit. In meiner Schicht hat sich Möwi erst mal von hinten an Karlchen herangetastet. Nachdem das erfolglos blieb, meinte er, er müßte mal seitlich auf Tuchfühlung gehen. Was soll ich sagen, wie das ausging? Es gab ein kurzes Flap, dann sah ich einen Schatten abstürzen, der noch gekrächzt hat. Tja, Möwi ist nun wohl Geschichte und Haifischfutter. Aber Karlchen geht es gut und er hat keine Blessuren davongetragen.

nächtlicher Besuch der ohne weitere Blessuren davon gekommen ist

10 Mittwoch: Heute war „DAS BERGFEST“ eines jeden Seglers, wir haben den Äquator überquert. Um 07:26:23 UTC (08:26 MEZ, 05:26 Ortszeit), auf dem Längengrad von 31° 38,622W war es soweit. Zurückgelegt haben wir bis jetzt ca. 4950sm (seit Kappeln wo das Boot ins Wasser gekommen ist), der nördlichste Breitengrad den wir hatten waren 54° 50,88N in der Nähe von Flensburg. Den südlichsten der auf dem Plan steht, ist ca. 56°S, Luftlinie von hier 3800sm. Seitdem sind wir 228 Tage mehr oder weniger unterwegs. Bei aktuellen 29,3° Wassertemperatur, 30° im Schiff bei 81% Luftfeuchte zur Mittagszeit, schwitzen wir, was die Poren so hergeben. Wenn man die Bilder aus der Heimat sieht, wo momentan Schnee und Eis das Sagen haben, wünschten wir uns schon einmal eine kurze Abkühlung. Ab jetzt heißt es: Im Osten geht die Sonne auf, im Norden ist ihr Mittagslauf, im Westen wird sie untergehen, im Süden ist sie nicht zu sehen“. Komische Vorstellung, aber wir haben ja etwas Zeit um uns daran zu gewöhnen. Denn die Sonne steht hier zu Mittag nur oben und unten ist sie nicht zu sehen, und Tageslicht hat man das ganze Jahr hindurch, 12 Stunden hier.

die Äquatorüberquerung

11 Donnerstag: Zu Berichten gibt es eigentlich nicht viel. Dem Südostpassat ist eingefallen, daß er ja auch noch da ist und so sind wir seit den Morgenstunden bei 15kn/ 4Bft unterwegs und unsere Dicke kann bei Halbwind wieder mal zeigen, was sie kann. So fahren wir mit 6,5 bis 7,5 kn Fahrt unserem Ziel entgegen. Das, wie soll es auch anders sein, wir mitten in der Nacht erreichen werden. Am Nachmittag schlägt auch unsere Angel endlich wieder mal an. So gibt es heute zum Abend unseren ersten, kleinen aber feinen, Thunfisch in Form von Sushi. Genau die richtige Größe für Zwei zum Essen für den Abend.

12 Freitag: Kurz vor 2 Uhr UTC erreichen wir die Insel „Ilha de Fernado de Noronha“. Eine Fahrt unter Motor durch das Anker- und Bojenfeld der Boote zeigt, daß es keinen Sinn macht, hier in der Nacht vor Anker zu gehen. Wir entscheiden uns vor allen Booten, Richtung See, zu ankern. Dieser fällt dann bei 25m Wassertiefe. Die Nacht wir sehr unruhig, der Ankerplatz ist schon als sehr „rollig“ beschrieben, aber hier, weit draußen… Am Morgen schauen wir uns das Ganze dann mal bei Tageslicht an. Wir versuchen Abzuwägen wie es weiter geht. Eigentlich wollten wir hier für ein paar Tage bleiben, aber bei so einem Ankerplatz und den sehr hohen „Naturschutzabgaben“ fällt die Entscheidung nicht sooo schwer. Die Insel ist wohl wunder schön, aber die Vernunft siegt letztendlich. Wir werden dann gleich weiter segeln Richtung Festland. So war dann um 15 Uhr, Anker auf und weiter geht´s. Schau´ mer mal, was so ein „Urlaub“ auf der Insel kostet, wenn wir auf dem Festland sind, schließlich machen hier sehr viele Brasilianer Urlaub. Vielleicht kommen wir nochmal zurück, dann aber mit einem anderen Fortbewegungsmittel.

Ilha de Fernando de Noronha

13 Samstag: Wir sind zu schnell! Zudem mittlerweile sehr beständigen Südostpassat gesellt sich noch ein Strom von 1kn dazu, der uns anschiebt. Hatten wir gestern Abend schon darüber gegrübelt, musste heute gehandelt werden. So war nach meiner Freiwache dann ein kurzes Abwägen und Vergleichen der verschiedenen Optionen auf dem Plan gestanden. So muss das einlaufen nach Cabedelo/ Jacaré mit den Gezeiten abgestimmt werden. Die Einfahrt ist eigentlich ein Flusslauf, so ist es besser, oder ratsam, mit auflaufendem Wasser einzufahren. Macht man das nicht, kommt zur Flussströmung noch die Tidenströmung dazu. Mit auflaufendem Wasser verringert sich die Strömung entsprechend und ein er schwach motorisierter Segler tut sich da etwas leichter. Hinzu kommt, daß man nur bei Tageslicht einfahren sollte, da die Einfahrt nicht ganz so breit ist und auch noch Querströmungen vorhanden sind…. ganz schön viel auf einmal zu beachten. Hochwasser ist ca. um 08:30 und 20:30 Uhr, hell ist es soweit auch um diese Zeit. Da man spätestens so 2 Stunden vor Hochwasser einfahren soll, fällt das frühe Hochwasser schon mal aus, da man in der Dunkelheit starten müsste. So bleibt nur das Abendhochwasser. Das heißt auf jeden Fall, vor der Küste nochmal ankern oder auf und ab fahren oder treiben lassen. So reffen wir unsere Segel, um zumindest bei Tageslicht die Küste zu erreichen, sonst würden wir diese wieder einmal mitten in der Nacht erreichen. So langsam macht sich bei mir auch ein mulmiges Gefühl breit. Das erst mal wieder „Festland“ nach all dem Inselhopping. Wir waren das letzte mal in Lissabon auf jenem, das wir am 03.10. verlassen haben, fast vier Monate her. Dazu kommt noch ein neues Land/ Kontinent, Kultur, Klimazonen, Vegetation, Tierwelt … Man liest in der Seekarte schon was von Mangroven, wie schaut die Küste überhaupt aus? Und dann gleich noch so ein riesiges Land wie Brasilien, es ist fast 24x größer als D, fast so groß wie ganz Europa! In der Vorbereitung für unsere Reise war ursprünglich Brasilien nur ein „durchlaufender Posten“, jetzt wollen wir das Land doch etwas näher kennenlernen. Es wird die nächsten Tage an Land dann so einiges zu erledigen sein, um an Infos zu kommen, was wir uns alles anschauen werden. Wie sind Verkehrsmittel vorhanden, was kann erreicht werden in der Zeit, die wir haben? Das Visum für BRA zählt nur für 90 Tage, dann musst du wieder draußen sein, für mindestens wieder 90 Tage. Also müssen wir auch entsprechend eine Weiterfahrt planen, um rechtzeitig in Uruguay zu sein. Langweilig wird es nicht.

14 Sonntag: Kaum hatte ich die Zeilen gestern geschrieben, lies auch der Wind nach und hat seinen Beitrag zur Geschwindigkeitsreduzierung beigesteuert. Als in der Nacht dann eine Regenzelle auftauchte, wurde die „gewonnene“ Zeit aber wieder zu Nichte gemacht, auch wenn wir trocken geblieben sind, war der Wind erheblich. So sind wir dann doch letztendlich kurz vor Hochwasser vor der Einfahrt gestanden. Laut Empfehlung waren wir schon zu spät dran. Die Wellen an der Küste waren aber, trotz des nur leicht ansteigenden Meeresboden, erheblich, ankern hier und jetzt? Ein Blick nochmals in die Seekarte zeigt einen Ankerplatz auf halber Strecke in der Einfahrt. Also weiter, den sollten wir auf jeden Fall erreichen. Als wir dort waren, waren die Bedingungen an Gegenstrom noch sehr gut bzw. noch nicht vorhanden. Da wir jetzt auch die örtlichen Gegebenheiten sehen konnten, entschieden wir uns auch hier weiter zu fahren, zur Not können wir auch wieder umdrehen und eben dort ankern. So haben wir es dann auch bis zur Marina geschafft ohne Probleme. Als wir gerade vor der Anlage den Anker schmeißen wollten, kam uns schon ein Angestellter mit dem Boot besuchen und er unterstützte uns, an einer Boje fest zu machen. Im Anschluß hat er uns auch gleich mit zum Steg genommen, um uns im Büro anzumelden. Nach der Anmeldung und einem kurzen Hallo mit bekannten Booten wurden wir von der SY Margna (mit Cordula, Andreas, Felix) noch gleich zum Frühstück eingeladen. Anschließend brachte uns auch der Angestellte wieder zum Bot zurück, was für ein Service. Im Büro wurde uns von Nicolai ein Termin zum Festmachen am Steg für 11 Uhr vereinbart da hier die Strömungsbedingungen am besten wären. So konnten wir bis dahin noch das Boot vorbereiten, bevor wir dann um 11:30 Ortszeit Leinen fest hatten. Das Ende der Atlantiküberquerung war somit geschafft, nach 1622sm.

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Der große Sprung über den Atlantik – Teil 1

1 Montag:  Der Wettervorhersage nach sollte es zur Mittagszeit Wind geben nach der Flautenzeit, die die letzten Tage bestimmend war. Daher planten wir, am Nachmittag zu starten. So blieb noch genügend Zeit, um ein paar letzte Besorgungen von Frischwaren zu erledigen, sich von einigen Seglern zu verabschieden und letztendlich das Schiff seeklar zu machen. So haben wir dann um 15 Uhr Kap Verden Zeit unsere Leinen gelöst und sind von einigen Seglern verabschiedet worden. Es ist schon eine merkwürdige Stimmung, die dabei herrscht. Es wird gewunken, gehupt und getrötet wie bei vielen der Schiffe, die ablegen für den großen Schlag über den Atlantik. Wir sind dann erst einmal unter Maschine los, um noch unseren Wassermacher zu begnügen, um genug Trinkwasser für die Überquerung zu haben. Kaum aus der Deckung der Hafenbucht draußen ließ der Wind auch nicht auf sich warten, wir setzten die Genua, um die Maschinenfahrt zu unterstützen und schon ging es in Rauschefahrt dahin bis wir ca. 1 Stunde später in die Landabdeckung gekommen sind. Wind wieder so weit weg, daß wir das Segel wieder wegpacken konnten; aber auch nicht so schlimm, da ja unser Wassermacher noch lief und die Batterien, die dabei recht leer werden, müssen ja auch wieder geladen werden. Später als die Landabdeckung eigentlich keine Rolle mehr spielen dürfte, immer noch kein segelbarer Wind. So sind wir dann durch die Nacht motort, leider. Einen Segler, den wir bei Tageslicht noch gesehen hatten, ist dann in der Nacht auch verschwunden. Mal sehen, wann wir den nächsten sehen. Da die meisten sich auf den Weg in die Karibik machen und wir bekanntlich nach Brasilien gehen, trennen sich hier unsere Wege meist.

2 Dienstag: Früh in der Morgendämmerung war es dann soweit: der Wind war da und wir konnten die Segel setzen und uns mit der Kraft des Windes weiter fortbewegen. Gleich noch die Angel ausgebracht, um unser Glück hier zu versuchen. Sabine machte sich gerade für das Bett fertig, da sie die letzte Nachtschicht Wache hat, als die Angelrute sich lautstark bemerkbar machte, als die Leine ausrauschte. Das nennen wir Angelglück! Da diese noch keine 15 Minuten im Wasser war, das nächste Abendessen mit frischen Fisch, einer Goldmakrele, war gesichert. Die Aktion ging auch wesentlich schneller über die Bühne, als bei unserem ersten Fang. Wer hätte das gedacht 😉Ansonsten war der weitere Tag von vielen Winddrehern geprägt, der teilweise einen Umbau der Segel nötig gemacht hat, damit es ja nicht langweilig wird. So schaukeln wir uns langsam ein, Sabine benötigt hier leider immer etwas länger. Nicht unbedingt, daß sie seekrank wird, nein. Es sind Probleme beim Einschlafen mit der Schaukelei, was bei ihr einen Schlafmangel hervorruft. Am Ende des Tages, der sehr bewölkt war und nur gelegentlich einen Blick auf die Sonne zugelassen hat, verabschiedet die sich dann mit einem Abendglühen ohnegleichen, als uns noch ein paar Delphine besuchen kamen.

3 Mittwoch: Beim ersten Lichtschein wieder die Angel raus, vielleicht haben wir ja wieder in der Morgendämmerung Glück. Leider, muss man gleich sagen, wurde daraus nicht. Wie von anderen Seglern schon berichtet, fährt man hier durch rechte Algenteppiche bei den man im 10 Minuten Takt den Köder von diesen wieder befreien muss. Wir haben es dann aufgegeben und lassen unsere Angelversuche erst einmal bleiben. Zur Mittagszeit bin ich dann einmal Online gegangen um mir den aktuellen Wetterbericht zu holen. Nebenbei hat sich dann auch das Handy aktualisiert und in einer Gruppe von unserem Segelverein wurde zufällig gerade das Angeln bei Seegras besprochen, mit dem Hinweis das man es doch mal mit einem Wobbler probieren soll. Dieser ist so konstruiert das er sich ein bis zwei Meter unter der Wasseroberfläche hält. Zufällig habe ich auch so einen an Board, gesagt, getan. Köder gewechselt und ab ins Wasser. Nach zwei Minuten sind wir dann wieder durch so einen Algenteppich gefahren und die Rute hat sich bemerkbar gemacht, so ein Sch… , funktioniert auch wieder nicht. Hat sich wohl die Alge an der Schnur verhängt und ist mit in die Tiefe gegangen um sich am Köder zu verhängen. Also gleich wieder rein, blöder Tipp. Die Leine bis ca. 20 m zum Boot aufgeholt, sehe ich da was Buntes unter Wasser, huhu, doch kein blöder Tipp. Die nächste Goldmakrele war am Haken, und eine halbe Stunde später war wohl das frischeste Sushis das es gibt auf dem Tisch, einfach lecker. Heute Abend gibt es dann den nächsten Teil von dem guten Stück. Aber erstmal herrscht Angelverbot an Bord, bis alle Vorräte aufgebraucht sind. Am späten Nachmittag hat uns ein Tanker überholt, das erste Schiff seit dem Start und wer weiß, wie lange es dauert, bis wir den nächsten sehen. Wir haben ihn gleich mal angefunkt, um unsere Verständigung zu überprüfen, dies hatten wir nach dem Umbau bzw. Austausch der neuen AIS-Anlage noch nicht auf Distanz durchgeführt, bisher nur in direkter Hafennähe. Ich bin etwas erschrocken, was die Sprachqualität angegangen ist, war sie auf 10 sm Entfernung eher schlecht. Hatte ich doch auf der Ostsee schon auf 15 sm gefunkt mit hervorragender Verständigung. Das muss ich bei Gelegenheit nochmal prüfen, ob das auch an uns liegt oder vielleicht doch an dem „Großen“. Unsere Sichtbarkeit über AIS und Radar ist aber gut und somit alles noch im grünen Bereich.

4 Donnerstag: Der heutige Tag hat schon sehr bald angefangen, so gegen 4 Uhr. Der Wind hatte wieder erwarten (lt. Wetterbericht) so zugenommen, daß wir im Dunkeln unsere Segel reffen mussten. Das gleiche ereilte uns dann nochmals gegen die Mittagszeit als der Wind nochmals zulegte, auch davon wieder einmal im Wetterbericht keine Spur. Dabei ist uns eine der alten Leinen von der Lazybag (Die Taschen unter dem Baum, in der das Segel liegt, wenn es nicht gesetzt ist) am Ende aufgegangen, das Ende war vernäht und der Garn wohl schon etwas spröde geworden. Ein Stunde später war der Spuk mit dem Wind dann auch schon wieder vorbei. Die Wellen beruhigten sich auch wieder etwas, so daß wir die Reparatur der Leine gleich in Angriff genommen haben. Dazu musste ich in den Mast hoch, um die Leine durch die Umlenkung zu führen, aus der diese ausgerauscht ist. Bei der aktuellen Atlantikwelle auch kein Vergnügen, aber wer weiß, ob vielleicht die Welle sich nochmal so „Ruhig“ präsentiert und nicht wieder stärker wird. Auf jeden Fall ist das jetzt auch erledigt und unser Segel kann es sich, bei Bedarf, wieder in seiner Tasche gemütlich machen. Nachmittags noch ein kurzer Aufreger, als direkt neben dem Boot ein etwas kleinerer Wal mit geschätzten 6 m Länge auftaucht. In ca. 50 m Entfernung sahen wir noch einen zweiten der in einer Welle mitsurfte, wir gehen davon aus, daß dies das Jungtier dazu war. Leider haben sie sich dann nicht mehr blicken lassen, um eine Foto zu machen. Heute gibt´s dann den letzten unseres Fischvorrates.

5 Freitag: Eigentlich gibt es heute nicht viel zu berichten, bis auf einen Supergau. Zum Wachwechsel am Morgen kommt von mir der übliche Kontrollblick auf die Instrumente, wie auch so oft im Laufe des Tages. Der Batterievorrat zeigt noch eine Kapazität von 30% an, alles im guten Bereich, da ja tagsüber die Solaranlage wieder einiges auflädt. Eine Viertelstunde später gehen alle Instrumente aus, Starten wieder neu, gehen wieder aus. Schon komisch, dacht ich mir. Das sie mal ausgehen und wieder an hatte ich schon einmal erlebt, aber so. Eine Überprüfung hat ergeben, daß die Batterien wohl komplett tot sind. Lithiumbatterien haben eine eigene Überwachung verbaut, die die Batterie abschaltet, wenn etwas nicht passt, aber gleich alle fünf? Mal hier und mal dort nachgemessen, tja, hier kommt nirgendwo mehr Strom raus. Kann ja vorkommen das unsere Batterieanzeige da falsche Werte liefert, kein Problem, Maschine anschmeißen und Batterien wieder laden. Hier den Zündschlüssel rumdrehen und, nichts passiert. Die Starterbatterie, die ein für sich eigenes System und von den Verbraucherbatterien getrennt ist, auch leer. Das komplette Boot ist somit ohne Strom, der Megagau. Zum Glück hatten wir uns ja auf den Kanaren noch mit einem Stromgenerator ausgerüstet, auch als Backup für einen Geräteausfall. Aber das gar kein Strom mehr vorhanden ist, war so nicht auf dem Plan gestanden. So haben wir den Generator aus der Backskiste geholt, angeschlossen und gestartet. Und, nichts passiert, die Batterien werden nicht geladen. Unser Batterieladegerät an Bord schalten wir über ein Touchbedienung aus und wieder an. Der letzte Zustand war natürlich aus. So musste Plan B ran. Zum Glück hatte ich noch mein Batterieladegerät von der Autobatterie mit eingepackt. Mit dem konnte ich dann, und mit Hilfe des Generators, die Bedieneinheit wieder zum Laufen bringen und das Ladegerät einschalten. Und was für ein Glück, die Batterien werden wieder geladen. Die Investition des Generators hat sich soeben bezahlt gemacht, nicht auszudenken, die restlichen 800sm ohne Strom zurück zu legen. Gegangen wäre es schon, schließlich sind wir ja ein Segelboot, aber schön ist was anderes. Schließlich kommt wieder etwas auf die To-Do-Liste, wieso ist die Starterbatterie leer gewesen? Die Überwachung der Verbraucherbatterien kann man hingegen gleich umstellen. Aber das „Wieso“ bleibt erst einmal. Nachdem der ganze Schock sich gelegt hatte, versuchten wir uns am Nachmittag wieder mal mit der Angel. Das war uns aber heute nicht gegönnt. Auch mit dem anderen Köder stellten wir fest, wenn nach 2 min kein Fisch anbeißt, hängt auch hier Seegras dran. Nach dem 10ten mal einholen und sauber machen, blieb der Köder dann an Deck. Dafür entfernten wir zwei tote fliegende Fische und eine Sepia, die sich an Deck verirrt hatten.

Donnergrollen an Bord

6 Samstag: Heute ist ein guter Tag, es ist noch nichts kaputt gegangen oder ausgefallen 😊. Wir sind schon am Überlegen, ob es an uns liegt, oder ob es allen Seglern so geht. Aber vom Hörensagen sind wir da nicht alleine, so ein Boot muss eben schon einiges aushalten. Und das ein oder andere gehört zur Kategorie „learning by doing“ dazu. Da wir jetzt schon über 24 Stunden bei Windstärke im oberen Bereich von 6 Bft (sind zwischen 21 und 27 Kn) unterwegs sind, hat sich auch das Wellenbild geändert, nicht zum Guten. Ab solchen Bedingungen muss jeder Schritt, jedes Handeln an Bord gut überlegt sein, noch mehr wie sonst. Eine falsche/ unüberlegte Bewegung ohne sich fest zu halten kann schmerzhaft Enden. Weil wir keine Lust hatten unnötig bei den Wellen an Deck rum zu turnen, blieb auch die Angel ungenutzt. Das viele Seegras das es immer noch gibt, tat sein übriges dazu, wo kommt das alles nur her?! So war auf dem Tagesprogramm möglichst wenig bewegen angesagt. Und noch was erfreuliches gibt es zu Berichten, wir hatten zur Mittagszeit Bergfest. Ab jetzt zählt die Entfernung zum Ziel Rückwärts. Wir sind dann jeweils ca. 650 sm vom nächsten Landzipfel entfernt gewesen. Während ich die Zeilen schreibe, lässt der Wind auch allmählich nach, so auf den unteren Bereich von 6 Bft. Liest sich nicht viel, macht sich aber deutlich bemerkbar, die Wellen sind nicht mehr ganz so ruppig und somit ist es auch auf dem Schiff deutlich angenehmer.

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Afrika – Cabo Verde

Ah, war das schön. Schlafen vor Anker, ohne von links nach rechts zu rollen und mit dem Skipper nebendran – da schläft es sich schon vieeeel besser.

Nach dem Frühstück haben wir gleich in die Marina verlegt und haben einen „Außenliegeplatz“ und somit das Ankerfeld, die Zufahrt und die Tankstelle im Blick. An uns kommt keiner vorbei!!!

Wir wurden auch, kaum daß wir festgemacht hatten, von Andre und Tasja begrüßt, für die wir zwei Pakete von Gran Canaria mitgebracht haben. Die beiden haben schon sehnsüchtig auf uns gewartet, denn sie wollten endlich los. Somit war das ein „Hallo, schön daß Ihr das seid“ und „Tschüss, Gute Fahrt“ gleichzeitig.

Auch haben wir mal wieder die TO-Boote im Hafen abgeklappert, um zu sehen wer noch so da ist. Wir sind hier doch schon eine ganz schöne Truppe und haben gleich an diesem Abend noch ein spontanes TO-Treffen in der Pizzeria auf ein paar Getränke.

Wir haben natürlich vorher noch unseren restlichen Fisch zubereitet. Diesmal habe ich das Messer bemüht und aus dem Fisch zwei Filets geschnitten. Das ging besser, als ich erwartet habe. Ich bin guter Dinge, daß das in Zukunft flutscht. Er war wieder sehr lecker und eine gute Grundlage für unsere Ankommensdrinks.

Tagsüber haben wir uns erst einmal bemüht, daß unsere nötigen Reparaturen auf den Weg gebracht werden. Entgegen aller vorherigen Informationen bekommt man hier in Mindelo doch ziemlich alles gut geregelt, man muß halt ein paar Leute fragen. Aber direkt vor Ort ist ein Händler/Werkstatt, die einem Deutschen gehört, der gleichzeitig die TO-Vertretung hier ist. Wenn die etwas nicht machen können, dann wissen sie, an wen man sich wenden muß.

Auch ist die Versorgung mit Lebensmitteln nicht so knapp, wie gerne geschrieben wird. An manchen Tagen gibt es halt nicht alles, aber prinzipiell wird man hier nicht verhungern und sich ganz gut eindecken können. Klar, ist teilweise etwas teurer, weil vieles importiert werden muß.

Die Insel Sao Vincente, auf der wir sind, hat leider nicht so viel zu bieten. Eine karge Insel mit ganz wenig „Grün“. Hier ist wirklich nur die Stadt Mindelo der Anziehungspunkt. Gut, es gibt noch den „Turtle Beach“, zu dem wir auch mit Matthias + Katja von der Chilly hingefahren sind. Dort kann man mit Schildkröten schnorcheln. Ein langer Sandstrand mit einheimischen Fischern und eben einigen Booten der Schildkrötenausflügler. Die füttern die Kröten mit Algen etc. an, so daß die zahlenden Gäste auch wirklich welche sehen. Wir Nichtzahler wurden höflich gebeten, hier nicht zu schnorcheln, sonst müssten wir bezahlen. ??? Naja, wir hatten sie ja vorher schon gesehen, bevor die Ausflugsboote aktiv wurden.

Nach diesem Trip sind wir dann noch die gesamte Insel abgefahren. Das geht ziemlich zügig, gibt es hier doch irgendwie nur drei Straßen, die die drei Hauptorte verbindet.

Viel schöner gestaltete sich da der Ausflug zur Nachbarinsel Santo Antao. Hier haben wir zusammen mit der Crew der Chilly und der Hello Gitti einen Tagestrip gebucht. Mit der Fähre in einer Stunde rübergefahen und dort von einem einheimischen Taxiguide herumgefahren worden. Diese Insel ist sehenswert. Ist sie doch abwechslungsreich, zum Teil grün mit beeindruckenden Schluchten. Wieder ein Wanderparadies, wenn man sich hier mehrere Tage aufhält. Und auch unser „Mittagsimbiss“, der eher einem kompletten Abendessen glich, war sehr lecker.

Unsere Reparaturen gehen auch voran. Die Relingstützen sind beim Richten, der Skipper hat die Genua genäht, den Halterung am Spibaum wieder ordentlich angebracht und widmet sich nun den Lackierarbeiten. Wenn die Relingstützen schon weggeschraubt sind, dann kann man doch gleich mal die ganzen Farbabplatzungen entfernen, schleifen, grundieren und lackieren.

Also ist auch jeden Tag etwas zu tun. Langweilig wird uns nicht. Nach 7 Tagen im Hafen waren wir bisher noch nicht einmal auf dem Markt oder beim Einkaufen.

Die Abende klingen regelmäßig mit einem Absacker in der Hafenbar aus.

Auch mit unseren umliegenden Nachbarbooten haben wir gute Kontakte, so daß wir langsam international werden. Inzwischen hat uns unser britischer Nachbar Toni verlassen mit der Bitte, ob wir ihm ein Paket mit nach Cabedelo in Brasilien mitnehmen könnten. Er hatte sich einen neuen Propeller bestellt, der leider noch nicht angekommen ist. Seine Aussage war so ungefähr:

„wenn wir uns in Cabedelo nicht mehr treffen, dann habt Ihr halt einen neuen Propeller“ Tja, der würde nur leider nicht zu unserer Maschine und Welle passen. Also ich denke, wir werden Toni auf alle Fälle in Brasilien treffen und ihm sein Paket geben. Vorausgesetzt, es kommt noch an, so lange wir da sind. Aber die Chancen stehen gut.

Der Ursprungsplan, hier nur circa 3 Tage zu verbringen wurde ja aufgrund der Reparaturarbeiten gleich mal auf eine Woche verlängert. Jetzt kommt aber noch hinzu, daß über dem Atlantik auf Höhe der Kanaren ein ordentliches Tief einiges aufwirbelt. So soll jetzt zur Mitte der Woche die daraus entstehende Welle hier unten ankommen mit ordentlichen Höhen in kurzen Abständen. Und dazu fast kein Wind, eher eine Flaute. Da macht das Segeln (oder Motorfahren) wirklich keinen Spaß. So daß selbst die, die diese Woche Montag losfahren wollten, entschieden haben, wir warten bis nächstes Wochenende und schauen mal, wie sich das entwickelt. Wenn man schon eine Fahrt über den Teich mit cirka 20 Tagen hat, dann möchte man nicht schon mit der Gewissheit losfahren, daß man die ersten 5 Tage nur großes Geschaukel hat. Somit sind wir hier weiterhin eine große Truppe an deutschen Booten.

Zwischenzeitlich haben wir neue Bootsnachbarn bekommen. Eine zusammengewürfelte Männertruppe aus spanischsprechenden Ländern. (Spanien, Argentinien, Chile, Dänemark (!?!?)…) Sehr nett. Damit wir in Südamerika wieder „online“ gehen können, hat Jochen unser Starlink von Europa versucht auf Südamerika umzustellen. Hierfür muß man eine „Heimatadresse“ angeben. Der Versuch, dies auf eine Marina in Brasilien zu machen, scheiterte daran, daß man für eine Anmeldung auf Brasilien eine brasilianische Steuernummer benötigt. Was tun? Fragen wir doch mal den Nachbarn, der kommt doch aus Chile. Und nach mehrfachem Hin und her wegen der Verständigung und zwei „Zwischenübersetzern“ haben wir nun eine Heimatadresse in Chile bei Manuel. 😊 Somit sind wir guter Dinge, daß wir in Südamerika erreichbar sind und jederzeit unsere Wetterdaten problemlos abrufen können.

Die Tage vergehen hier mit lange ausschlafen, eine neue Farbschicht auftragen, Nachbarboote besuchen, in die Stadt laufen und Dinge besorgen. So sind ganz schnell zwei Wochen hier rum, ohne daß wir es bisher geschafft haben, am Stadtstrand zu baden.

Nun treffen auch wir die letzten Vorbereitungen, um endlich unseren „großen Sprung“ über den Teich anzutreten. Die Reparaturen sind abgeschlossen, das Rigg gecheckt, die Rettungsmittel nochmals getestet und Frischeproviant (soweit hier möglich) aufgestockt. Gestern haben wir bereits zwei deutsche Boote verabschiedet und wir werden wohl am Montag auch mit 2 weiteren Booten losfahren. Alle sind hier auf dem Sprung und warten das passende Wetterfenster ab. Dann werden wir wieder für etwa zwei Wochen „not available“ sein und nur blau, blau, Delfine, Wale und Fische sehen – und als Highlight vielleicht einmal einen Frachter.

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Adieu Europa

Unsere Tage auf Gran Canaria sind gezählt. Haben wir die letzten Tage vor Weihnachten damit verbracht, noch einige Dinge zu besorgen wie z.B. neue Wanderschuhe für Jochen, da sich bei seinen aktuellen die Sohle löst und schon das Nachkleben beim Schuster nur für kurze Zeit gehalten hat.

Wohin auf Gran Canaria, um Wanderschuhe in Größe 47 zu bekommen. Uff – die Spanier haben wohl eher kleinere und dafür breitere Füße. Das Sortiment hört regelmäßig bei Größe 45 auf, mit Glück gibt es mal ne 46. Endlich im letzten Laden, der natürlich am weitesten Weg von der Marina ist, sind wir fündig geworden. Naja, eher ein Kompromiss. Ein Schuh, der endlich in der Länge passt, aber eigentlich etwas zu weit ist. Sollte aber mit den Einlegesohlen und Socken zu regulieren sein. Ein ganz toller Bergsportladen mit gutem Sortiment. Merken: LIMA Sport in Las Palmas. Und sehr kompetenter Beratung, der auch genau wußte, wo er noch welche Schuhe stehen hat.

Den Heiligabend haben wir noch als Abschiedsabend im Hafen genossen. Nach allen Telefonaten mit der Familie kamen Kai von der Sailaway sowie Till und Volker von der VEGA zum Abendessen zu Besuch. Eigentlich hatten wir Kai eingeladen, da er sich hier nochmals mit uns verabredet hat und „extra für uns“ pünktlich zu Weihnachten nach Las Palmas gesegelt kam. Heiligabend morgen kam dann der Anruf von ihm, ob er denn noch 2 Freunde mitbringen dürfte. Die sind jetzt auch extra wegen ihm nach Las Palmas gekommen, um mit ihm Weihnachten zu verbringen. Gut – die zwei wollten wir eh endlich persönlich kennenlernen, planen sie doch genau wie wir die Route nach Südamerika.

Nach dem Essen kamen dann noch unsere beiden holländischen Nachbarn Herma und Andre mit an Bord zur geselligen Runde.

Am 1. Weihnachtsfeiertag hieß es für uns, dann zeitig aufstehen und Boot vorbereiten. Pünktlich wie geplant, sind wir um 9 Uhr aus dem Hafen ausgefahren. Andre half noch beim Ablegen und Kai hat in seinem Schlauchboot vor der Hafeneinfahrt zum Abschied bereit gestanden und gewunken.

Nun geht es cirka 7 Tage lang Richtung Südwesten, nach Mindelo auf der Insel Sao Vincente der kapverdischen Inseln.

Vor der Hafeneinfahrt heißt es durch die ganzen vor Anker liegenden Frachter durchschlängeln. Leider steht hier wieder eine ganz blöde Welle, was sich aber nach und nach gebessert hat je mehr Abstand wir zur Küste gewinnen konnten.

Ab jetzt sollten wir einen beständigen Wind immer aus nördöstlicher Richtung, also von hinten haben. Gegen Abend haben wir dann zum ersten Mal unsere Segel in die Schmetterlingstellung gebracht: die Genua auf die Backbordseite und das Großsegel auf die Steuerbordseite. Das gibt den maximalen Vortrieb bei Wind von hinten. Die Windsteueranlage fährt schön ihren Kurs.

unsere beiden Segel in Schmetterlingsstellung

Die Welle ist nicht ganz so schön, zusammen mit den Böen ist das etwas ruppig, aber wir kommen gut voran.

Und püntklich zum Ende der Nachtschicht gegen 6 Uhr passiert es dann: die Windsteueranlage fährt das Boot aus dem Ruder und verursacht uns eine Patenthalse. D.h. Das Großsegel bekommt von der falschen Seite den Wind und schlägt mit  voller Kraft auf die andere Bootsseite über. Wir hatten zwar einen Bullenstander gesetzt (dies ist eine Leine, die den Baum nach vorne Richtung Bug fixiert, so daß der Baum eigentlich nicht überschlagen kann), aber dieser hat leider der Kraft nicht gehalten. Meist geht hier etwas kaputt, bis hin zum Mast- oder Baumbruch, bei uns natürlich auch. Falsch: der Bullenstander hat gehalten, hat aber alles mitgerissen was ihm in den Weg gekommen ist: Eine angeschweißte Relingsstütze ist abgerissen, zwei weitere sind verbogen, die Curryklemme vom Traveller ist mitsamt Holz ausgerissen, ein Doradenlüfter ist weggeflogen und die Sprayhood hat jetzt Schmauchspuren von der Leine des Bullenstanders in rot und gelb und zwei kleine Löcher.

Es läuft also!!!

Nun war auch der Skipper einmal ratlos wie es weiter geht?!

Option 1: weiterfahren und hoffen, daß wir das in Mindelo reparieren können

Option 2: umkehren nach Las Palmas. Da kriegen wir sicher alles repariert. Bedeutet aber, daß wir jetzt die Strecke gegen den Wind, die Welle und mit 1 Knoten Gegenstrom anfahren müssten. Das wäre ein hartes Stück Arbeit und mit erheblichem Zeitaufwand verbunden.

Also wählen wir Option 1, und weiter geht es.

Die Gute Nachricht von heute: wir haben ein Etmal von 157 Seemeilen (Strecke innerhalb von 24 Stunden).

Der 2. Tag läuft nun etwas langsamer, aber auch insgesamt ruhiger. Am Nachmittag besucht uns wieder einmal eine sehr große Delfinschule, wir schätzten so ca. einhundert Tiere, sie waren rund ums Boot überall. Der Angelerfolg blieb leider bisher aus. Es geht durch die Nacht ohne Probleme und Aufreger.

Am 3. Tag wird der Wind schwächer, wir dümpeln so dahin, bis am Nachmittag der Wind so wenig wird, daß die Segel nur noch am Schlagen sind. Um Material zu schonen, runter damit und Motor an. Aber nach 3 Stunden kommt der Wind zurück, so daß es wieder mit dem Segeln weiter gehen kann. Also Lappen wieder hoch und ab durch die Nacht.

Noch immer kein Angelerfolg – wieder kein Sushi.

Der 4. Tag fängt wieder ganz gemütlich an. Wollen wir nicht mal unseren Blister setzen? Ach, wir haben ja eh nichts zu tun. Normalerweise ist immer cirka eine Stunde rum, bis der rausgekramt und gesetzt ist. Heute dauert es noch etwas länger, da er von unserer letzten Aktion auf der Biskaya, in sich noch total verdreht ist und der Skipper erst einmal die Leinen entwirren muß, damit er sich ordentlich setzen und auch wieder bergen lässt. Das hatte auch geheißen, hoch in den Mast auf offener See. Langsam gibt es auch hier Übung.

Aber irgendwann hängt unser blau-weiß-rotes Glück und zieht uns Richtung Ziel. Ohne Geschlage, ohne Gerolle. Ein Traum.

unser Blister zieht uns durch die Nacht
Sonnenuntergang sieht so aus…..schööön

Wieder einmal Delfine und wieder kein Glück beim Angeln. Aber die Köder werden schön abwechselnd gebadet.

Ein ereignisloser 5. Tag. Nix geangelt, dafür wieder Delfine. Heute Nacht soll der Wind stärkere Böen bekommen, die für unser Leichtwindsegel nicht mehr geeignet sind. Also das wieder runter und die anderen Segel hoch. Da ist es wieder: das schlagen der Genua. Daher die Überlegung, das Großsegel auch wieder zu bergen. Vielleicht bekommt die Genua dann genug Wind und damit mehr Druck, so daß diese nicht mehr schlägt. Ist besser, aber nicht weg.

Das ist halt so bei wenig Wind und Welle: Wenn das Segel den Wind bekommt, steht es schön und zieht das Boot nach vorne. In der Theorie und Praxis bei glatter See (die es bei Wind auf dem Atlantik aber nicht gibt…). Dann kommt aber eine Welle, das Boot schaukelt etwas. Somit steht die Genua in diesem Moment nicht mehr richtig im Wind, da sie durch die Bewegung Gegenwind bekommt, und fällt in sich zusammen. Schaukelt das Boot dann wieder in die andere Richtung, bekommt die Genua wieder Wind und bläht sich mit einem Schlag auf. Und das macht zum Teil ordentlich Krach. Zur Erklärung, unsere Mastspitze macht einen Weg von 3- 5m bei jedem Schaukel innerhalb von sehr kurzer Zeit was den „Gegenwind“ verursacht. Jetzt würden schlaue Leute oder erfahrene Segler wieder sagen: ja, wenn da aber jemand am Ruder steht, das kommen sieht, kann er ja schon gegensteuern?!?! Ja, schon. Das würde aber heißen, daß da 24 Stunden am Tag jemand hinter dem Ruder stehen müsste. Und wer macht das schon auf Langfahrt?

So geht es also durch die Nacht mit rollendem Boot und gelegentlichem Schlagen der Genua.

6. Tag

Sonnenaufgang – auch immer wieder schön

Es rollt und rollt und rollt. Der Wind steht wieder günstiger für Schmetterling. Also gesetzt und es wird etwas besser. Sonst wieder nix. Ach: bis heute noch kein Angelglück. Haben andere an dieser Stelle schon ihren 4. Fisch präsentiert, sind wir noch nicht mal bei Nummer 1.

7. Tag

Der Wind legt etwas zu, wir kommen etwas flotter voran. Und dann: „Walblas“. Sind wir wohl an einem schlafenden Wal keine 100m vorbeigefahren, leider viel zu schnell mit 7 Knoten, so daß wir wirklich nur ein paar kurze Blicke darauf werfen konnten. Endlich mal ein großer Wal!

Und es geht weiter: beim Kontrollblick stelle ich fest, daß der Spibaum an den Wanten anliegt und die Sicherungsleinen locker sind. Beim genauen Hinsehen stellt sich dann heraus, daß der Topnant-Beschlag sich am Spibaum gelöst hat und das ganze Gewerk nicht mehr richtig fixiert ist. Also: Genua reinholen und Spibaum bergen. Wieder eine Aktion bei Geschaukel. Wieder eine neue Aufgabe auf der To-Do-Liste des Skippers für den Hafen.

Kaum sitze ich im Cockpit und Jochen ist noch auf dem Vorschiff. „Die Angel rauscht aus!“ Ein Fisch? Endlich ein Fisch? Der Skipper an die Angel, kurzes Aufzittern – weg. Kein Fisch mehr dran, aber dafür noch der Köder. Wenigstens nicht auch noch den verloren.

Noch nicht mal 12 Uhr und schon so viel Aufregung.

Wieder ein kurzer Blick zur Genua. Da stimmt doch was nicht…Jetzt ist auch hier noch der Achterliekspanner defekt! Noch etwas auf der Liste für den Hafen.

Wir haben mit unseren neuen Segeln echt kein Glück…..

Der Nachmittag verläuft relativ ruhig. Dies wird unsere letzte Nachtfahrt werden. Ich fange gegen 17.30 Uhr gerade an, die Kartoffeln für unser Abendessen zu hobeln (Kartoffelpuffer) und das Cockpit liegt auch noch voll mit den ganzen Leinen, die wir abgebaut hatten, als die Angel erneut ausrauscht.

Jochen geht an die Angel – und tatsächlich ein Biss. Jetzt wird es wieder etwas hektisch….unser erster Fang?! Erst mal alles herholen, darauf waren wir ja gar nicht mehr eingestellt. Kescher und Gaff zum einholen des Fisches, Messer, Wasser zum Deck wässern, und, und… Die Angelschnur wird weiter eingeholt, ein erster Blick auf den Fang: es ist eine Goldmakrele, die am Köder genascht hat. Kurze Zeit später, der Fisch ist an Bord und auch entsprechend getötet. Und jetzt? Learning by doing. Wir haben noch nie selbst einen Fisch ausgenommen oder zerlegt, jetzt wird es lustig. Der Skipper kniet auf dem schwankenden Achterdeck (ist ja noch ordentlich Seegang) und schwingt fleissig das Messer. Es sieht zwar noch etwas unbeholfen aus, aber irgendwann ist der Fisch ausgenommen. Gleich noch überflüssiges abschneiden was man eh nicht isst. Geht doch!

Als Anfänger hat das doch etwas länger gedauert, da wo geübte Angler mal 10 Minuten für brauchen, sind wir über eine Stunde beschäftigt. Daher beginnt auch langsam die Leichenstarre. Daher Fisch in zwei Hälfte, ab in den Druckverschlussbeutel und in den Kühlschrank. Heute wird der eh nicht mehr zubereitet, die Kartoffeln sind ja schon halb gerieben und werden schon braun – ich muß jetzt dringend mal unser Abendessen fertigstellen, bevor ich es über Bord kippen kann. Morgen abend gibt es frischen Fisch.

Die Nacht verläuft wie die letzten Nächte auch und morgen werden wir endlich „Land in Sicht“ haben. Es ist heute Nacht Silvester. Da ich die Nachtwache habe und mich gegen 20.30 Uhr auf’s Ohr haue, verschlafe ich das natürlich und Jochen sitzt alleine im Cockpit. Ja, ist auch nur eine Nacht auf See wie jede andere, nur daß irgendein Frachter oder Fischer mal einen Funkspruch absetzt „Happy new Year“

8. Tag

Ja wirklich, da hinten im Wolkendunst zeichnet sich ein Gipfel ab. Kennt Ihr das Gefühl, wenn man das Ziel vor Augen hat und im „Segeltempo“ drauf zu fährt? Jochen scheint es nicht zu stören, ich werde eher unruhig – ich will jetzt endlich da sein!

Land in Sicht!!!!

Kurz vor den Inseln wird es wieder etwas ruppiger, da auch hier wieder der Düseneffekt des Windes zwischen den Inseln ist. Und auch der rasche Anstieg des Meeresbodens von über 4000 Metern auf jetzt nur noch 60 Meter macht sich in den Wellen bemerkbar. Doch Skipper Jochen schaukelt uns schön auf unser Ziel zu, das wir dann gegen den frühen Nachmittag erreichen.

Kurz vor dem Hafen die Segel bergen und die Marina anfunken, damit wir ein schönes Plätzchen bekommen. Was da los? Keiner antwortet. Na, dann halt doch vor der Marina ankern. Vielleicht ist noch Siesta? Gerade noch beim Boot aufklaren, kommt schon ein Dinghi angefahren, die uns begrüßen. Sie sind gerade auf dem Weg zum Baden und waren selbst etwas verwundert, daß die Marina nicht antwortet. Sie schauen mal, wenn sie wieder im Hafen sind und sagen den Jungs dort Bescheid.

am Ziel….

Egal, wir bleiben halt erst mal heute Nacht vor Anker, wir werden eh ziemlich bald schlafen. Heute gibt es dann Fisch zum Abendessen. Aber wie machen wir ihn? Wir entscheiden, daß wir den „halben Fisch“ so wie er ist, in die Pfanne werfen. Dauert zwar etwas länger, bis er durch ist, aber wir sparen uns dadurch das Filetieren.

Ich muß sagen, frische Goldmakrele ist echt lecker. Morgen gibt es dann den zweiten Teil des Fisches….

Aber darüber dann mehr im nächsten Beitrag.

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Gran Canaria

Gestartet zu unserem Törn nach GC sind wir ja von La Gomera aus. Bei ca. 110 sm hat es sich angeboten, noch einen Zwischenstopp im Süden von Teneriffa einzulegen. Die Ankerplätze auf den Kanaren sind ja jetzt nicht so üppig gesät, so fiel unsere Entscheidung auf Las Galettas, der unter den aktuellen Wetterbedingungen guten Schutz bieten sollte. Laut Beschreibung soll es hier vor der steinigen Küste auch eine Ecke mit Sandgrund geben, wo unser Anker auch halt finden sollte. Dort angekommen, war von der Sonne nicht allzu viel zu sehen. Den Untergrund vom Boot aus zu erkennen, war so nicht möglich. Sabine hat dann ihre Flossen angezogen, um sich ein Bild vom Wasser aus zu machen. Die erste Stelle, Fehlanzeige, nur Steine. Bei der zweiten und dritten ebenso. Schon bei dem Gedanken, uns eine andere Bucht zu suchen, suchte ich nochmal bei der Ankerplatzbeschreibung nach Infos, die eventuell die Ankerstelle genauer beschreiben. Hier bin ich zum Glück fündig geworden:  ein anderer Segler hat ein Bild direkt vor Anker gemacht, nicht nur die Landschaft drum rum. So war zu erkennen, wo er mit seinem Boot etwa lag und wo genau in dieser Bucht zu ankern ist. Anhand des Bildes dann noch ein letzter Versuch, und siehe da, Sandgrund. Der Ankerplatz war dann so gut, daß wir gleich 3 Tage geblieben sind. Jeden Tag mal ins Wasser springen zum Abkühlen und Schnorcheln, Seglerleben halt.

Da sich aber eine Wetteränderung angekündigt hat, mussten wir aber dann doch mal weiterziehen. Um das kurze, aber günstige Windfenster zu nutzen, war dann Anker auf um 22 Uhr angesagt, um über die Nacht nach GC zu kommen. Wir beschlossen nördlich der Insel nach Las Palmas zu kommen, die Strecke war 20 sm kürzer als „untenrum“. Hatte aber den Nachteil, daß wir bei Südwind, durch die Abdeckung der Insel auf der Nordseite unter Maschine laufen müssen. Da wir unseren Wasservorrat noch auffüllen mussten, konnten wir das gleich mit dem nützlichen verbinden. Wenn unser Wassermacher läuft, zieht der so viel Energie, daß der Motor / Lichtmaschine mitlaufen muss. Sabine hat dann die erste Nachtwache gemacht, da hier die Bedingungen noch sehr entspannt waren; in der zweiten Nachthälfte bzw. am Morgen sollte es, hervorgerufen auch durch den Düseneffekt zwischen den Inseln, dann etwas mehr Wind werden. Arbeiten am Segel fallen mir körperlich ja leichter als Sabine, und ich benötige hierfür nicht unbedingt eine zweite Person. Sabine müßte mich ja jedes Mal wecken, wenn etwas mit Kraft gemacht werden müsste. So sind wir auch gut durch die Nacht gekommen und am Vormittag an der Nordküste entlang motort. Zwischenzeitlich nochmal die Angel raus, um hier unser Glück zu probieren, als so nach einer Stunde „Fischalarm“ war. Die Schnur zog sich rasend schnell von der Rolle. Nachdem die halbe Rolle schon abgespult war und die Bremse der Rolle überhaupt keine Wirkung gezeigt hatte, schaltete ich unseren Vortrieb vom Boot mal ab. Die Schnur spulte weiter bis zum Ende, die Rute bog sich und ich dachte: „gleich fliegt mir alles um die Ohren“. Mittlehrweile ist auch das Boot zum stehen gekommen und ich konnte ein Stück der Schnur wieder einrollen, aber nicht wirklich viel. Bis wir dann das Übel gesehen haben, Fischerbojen. Wir sind zwischen zwei Bojen durch gefahren die wir im Sonnenlicht nicht gesehen hatten. Zwischen zwei Bojen hängt immer ein Netz, an dem wohl unser Angelköder hängen geblieben ist. So sind wir dann mit langsamer Fahrt zurückgesetzt, um dabei die Schnur einzuholen – nicht, daß diese noch bei uns in die Schraube gerät. Nachdem die Rolle wieder zur Hälfe mit der Schnur gefüllt war, war aber auch hier Schluss. Der Rest musste geopfert werden, leider, und so warten wir weiterhin auf unseren ersten Fang.

Wir sind dann weiter unter Motor Richtung Las Palmas, das uns kurz vor dem Ziel noch mit einer ordentlichen Welle begrüßt hat, die sich so im Laufe des Tages bei dem Wind aufgebaut hat, von der wir in der Abdeckung nichts mitbekommen hatten. Neben dem eigentlich sehr großen Yachthafen, (hier passen 1200 Schiffe rein) gibt es noch eine Ankerbucht im eigentlichen Hafen, wo auch die Großschifffahrt und Kreuzfahrtschiffe anlegen. Hier muss man vor Anker gehen, um sich anschließend im Hafenbüro anzumelden und die Wartezeit, bis einem ein freier Liegeplatz zugewiesen wird zu überbrücken hat!!! Nach fünf Tagen durften wir dann auch endlich in den Hafen umziehen. Schon der Wahnsinn, was hier los ist. Die Erklärung ist aber auch schnell dazu erzählt. Erstens ist es ein öffentlicher Hafen und damit recht günstig im Gegensatz zu den meist privat geführten Häfen. Und zum Zweiten gibt es hier eine sehr gute Infrastruktur, die es so auf den Kanaren kein zweites mal gibt. So liegen hier sehr viele Langzeitlieger oder solche, die noch das ein oder andere am Boot zu reparieren haben, so wie wir.

Zu einem stellten wir ja fest, daß unser AIS-Gerät nicht mehr richtig funktionierte. Zum anderen haben wir bei unseren ersten längeren Ankeraufenthalten nun festgestellt, daß unser Strombedarf bei etwas trüben Wetter nicht durch Solar und Windrad gedeckt wird. Das heißt: entweder Dieselmotor in der Ankerbucht laufen lassen oder einen Generator kaufen. Wir entschieden uns für den Generator, von den Unterhalskosten etwas günstiger (von der Anschaffung schweigen wir, das hätte viel Diesel gegeben). So haben wir nun auch ein Backup falls unser bordeigenes 230V System ausfallen sollte. Beides hier schnell gekauft, nur die Bordkasse ist in Tränen ausgebrochen. Parallel dazu haben wir uns nochmal dem Thema „Großsegel“ angenommen. Da unser Segelmacher aus D sich da etwas ziert und sich verleugnen lässt, haben wir einen örtlichen Segelmacher damit beauftragt, sich der Sache anzunehmen. Seine ersten Aussagen geben uns Hoffnung, daß das dann endlich so funktioniert, wie es soll – und bestätigten bisher eigentlich meine Vermutung der Ursache. Dazu aber später mehr, wenn es wirklich so sein sollte, wie ich es als Laie angenommen habe – was der deutsche Segelmacher vehement abgestritten hat.

Lebensmittel auffüllen, bisschen die Stadt anschauen, Leihwagen organisieren und schwupps, war auch schon über eine Woche rum. Mit dem Leihwagen haben wir dann noch Besorgungen gemacht, die fußläufig nicht zu erreichen waren und natürlich sind wir zu ein paar Wanderungen im Inselinneren aufgebrochen, und schon war auch die zweite Woche vorbei.

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