Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben. Nachdem sich dann gestern noch eine üble Welle gebildet hat, wurde die Reparatur der Toilette verlegt auf ruhigere See. Dies war dann heute der Fall. Einmal komplett zerlegt und wieder montiert, mit diversen Nacharbeiten (Details werden erspart), funktioniert dieses stille Örtchen der Gemütlichkeit wieder.

Nachdem wir schon seit gestern Früh um 8 Uhr unter Maschine laufen, wird sich das voraussichtlich bis zum nächsten Hafen nicht ändern. Bis gestern spät am Abend war der eigentliche Grund nur der, voran zu kommen. Wir hatten von der Windstärke her eigentlich perfekte Bedingungen, nur wieder mal die Richtung. Genau von vorne hätten wir weiter kreuzen müssen. Zum einen ließ das unser Zeitplan nicht zu und zum anderen wären wir dann noch in den Bereich der engsten Stelle am englischen Kanal gekommen, zwischen Dover und Calais. Hier zu kreuzen hätte ich mal eben meiner Crew einiges abverlangt. Die Maschine tut hier ihren Dienst klaglos. So ab Mitternacht war dann der Wind soweit eingeschlafen, dasß dies ohnehin nötig gewesen wäre.

Meine Nachtwache von 0 – 3 Uhr war dann auch wieder sehr abwechslungsreich, genau auf der Höhe von Calais. Sehr viele Lichter und Verkehr. So sind mir innerhalb von 1 Stunde gleich 3 Fähren keine 300 m vor dem Bug gequert, natürlich ohne jegliche Absprache über Funk. Da fragt man sich, soviel Platz auf dem Wasser. Muss das sein?

Das es auch anders funktioniert, stellten wir dann heute Mittag fest. Die Pilotcontrol (sie koordinieren die Schiffsbewegungen vor Hafeneinfahrten) sprechen sich kurz mit uns ab, da sich ein Frachter der noch eben in unserer Nähe geankert hat, sich in Bewegung setzt. Kurze Zeit später noch ein Fischerboot vor uns der uns seine „gleich stattfindende Kursänderung“ mitteilt. Vorbildlich.

(Sabine): ich habe ja die Wache von Jochen um 3 Uhr übernommen, bei mir war dann leider alles schon durch. Ich hatte noch eine Boje zu passieren und das war es dann – kein Schiffsverkehr, null und nix. Bin halt geradeaus gefahren, OK in den beginnenden Sonnenaufgang hinein. Den hatte aber dann Andi in seiner Anschlußwache.

Ja da ist dann auch unser leidiges Thema Zeitplan. Bei so einer Tour, wie wir sie gerade absolvieren ein Graus. Zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten zu sein, auch wenn man ein „paar Tage“ Karenz hat, nicht unbedingt förderlich. Da fährt man an traumhaften Destinationen vorbei, die für viele Segler Traumziele sind und lässt sie einfach links liegen. Oder man muss eben die Wind- und Wettergegebenheiten nehmen wie sie sind. Mal einfach eine oder sogar mehrere Wochen im Hafen oder Bucht liegen bleiben, um sich das ein oder andere anzuschauen oder das passende Wetterfenster abzuwarten, Fehlanzeige. SCHADE.

Entgegen der Prognosen der Wetterkarten und Jochen konnten wir gegen 14 Uhr doch tatsächlich die Segel setzen und konnten gemütlich vor uns hin dümpeln. Jetzt gegen frühen Abend dreht der Wind doch leider wieder in die falsche Richtung, was uns sicherlich dazu veranlassen wird, später noch den Motor anzuwerfen.

Alles in allem war heute ein sonniger, warmer, ruhiger Segeltag mit keinerlei großartiger Wellenbewegung. So konnten wir alle in der Sonne chillen, lesen oder einfach nur dasitzen und dumm gucken. Endlich mal etwas zum Entspannen – so soll es sein.

Gegen 22 Uhr haben wir dann heute den Motor angeworfen – wer hätte gedacht, daß uns der Wind so lange erhalten bleibt.