Gastbeitrag von Daniel aus Uruguay

Wer unseren Blog aufmerksam verfolgt, weiß ja, daß jeder Mitsegler auf unserem Boot dazu „verdonnert“ wird, einen kleinen Gastbeitrag zu hinterlassen.

Hier kommt nun der Beitrag von Daniel, der mit uns von La Paloma bis Punta del Este in Uruguay mitgesegelt ist. Da Daniels Bericht auf Englisch geschrieben ist, habe ich so gut als möglich versucht, das Ganze zu übersetzen, damit auch die No-Englisch-Reader mitlesen können. Die guten Englisch-Speaker verzeihen mir bitte, falls etwas nicht so schön formuliert ist.

Sailaway Day

After much rain, the day was bright as I drove into town and work. The „TO DO“ list in the companion seat steared at mi and I steared to my left knowing that behind that narrow strip of pine trees was the ocean… I could smell it,  that’s how close it was.

The wheel went to port of it’s own accord and two pinewoods blocks later I was right in front of it, greenish blue and immense with a white beach as a sole shore… a little ahead the small fishing port of La Paloma and to the right a few masts… they always catch my eye..

This is a nice detour to go into town, I  thought, however when the next turnaround shortly came up the wheel once again, and even more surprisingly, went swiftly to port all of its own and left downtown in the dust… somewhere to starboard.
Before I knew it I was in the harbor

At this point I didn’t question what was going on any longer, how could I? I did what any sailor worth his salt that had been land bound for too long would have done, I got off the truck and walk the few yards toward those masts… the ones that always catch my eye.

I saw the „locals“, that always hang out on this side of the pier and then a little ahead. .. there it was clean and streamlined, no clutter about it, shining in the morning sun like the stainless steel anchor it sported in the bow and not far from it in the port side read „JOSA“

A friendly voice coming out of the middle cockpit said „Ola“ with a familiar accent, by then I had already caught eye of a German flag in the stern and I answered „Hallo“ replicating as best as I could my wife’s mother tongue… a short dialogue ensued, in which I used most words I know in German, and I was kindly invited to come on board…

Now, Laguna the Rocha was abeam, about 8 miles south of the harbor, and the huge and extensive coastal dunes that we had walked together a couple of days before looked unimpressive. Astern was slowly receding the town’s skykine of La Paloma, with the tall white lighthouse at the very tip of Cabo Santa Maria, seemingly emerging from the ocean, from our perspective. JOSA riding the southeastern swells with a kind and even motion, all sails set and drawing to the southeast wind in the quarter

During their brief stay, we shared with Sabine and Jochen some of our favorite spots around,
and had a chance to return their hospitality by opening the doors of our home in the „campo“ the day before their departure. unexpecting then, although secretly wishing, that an invitation to sail the next leg to Punta del Este with them  was in store…  what could I do? Well, I hoisted the main sail in my heart and gladly accepted

Coastal sailing is an amazing experience of being in two worlds at once, that meet and not. The sense of being removed from the „world“ is there every time you turn to gaze at the horizon and yet the eventual seagull venturing out or a the passing whiff of moist soil brings you right back to a new shore a d venture.  The Jose Ignacio lighthouse Mark’s the mid point of our sojourn to Punta del Este, rising and hiding astern to the rytm of the increasing south eastern, as sunset approaches in this short winter day.

After the first hours of sailing, talk among the three of us recedes, and the sounds of sails, ship and sea become the norm, I feel we continue sharing in a more intimate way we have silently agree at the surroundings request. I catch myself rediscovering time at sea, hours slip by as my eyes and mind rest in the ample horizon, every movement onboard evoque a silence I’m acquainted with anew every time I’m at sea and… I’m fully present.

The last light fades out in reds and crimsons behind Isla de Lobos, 8 miles SE of Punta, is clear now we won’t make it to port in daylight.
A scant mile south of our destination is Isla de Gorritti, a pine wooded island with a beautiful and deep small bay to the southwest and we agree spending the night there at anchor. A little moonlight help us to define the best spot not to far from the round sand beach. This is a place of simple beauty I love. Josa welcome us into its warm cabin to relish Sabine’s yummy diner, sharing life stories and rest…

When I peak out of the companionway occasionally I meet a star peaking out among dark clouds, tomorrow the bay will glitter with the early morning lights, the pines will recover their green and we’ll head into the harbor.

As I say farewell to my kind sailing companions at the bus station I’m grateful and light, full and empty, far and close,  we part with a common purpose, to sail the world we live in, without and within

Life is good

Ein Segeltag

Nach viel Regen war es ein strahlender Tag als ich in die Stadt zum Arbeiten fuhr. Die „To-Do-Liste“ auf dem Beifahrersitz starrte mich an und ich starrte nach links, wohl wissend, daß hinter diesem schmalen Streifen Kiefern der Ozean ist…. Ich konnte es riechen, so nah war er.

Das Auto fuhr ganz von selbst nach links und zwei Blocks mit Kieferwäldchen weiter war ich direkt davor, grünlich blau und riesig mit einem weißen Strand als Ufer… ein Stückchen weiter der kleine Fischereihafen von La Paloma und auf der rechten Seite einige Masten …. Sie fallen mir immer direkt ins Auge…

Dies ist ein netter Umweg in die Stadt, dachte ich, als sich in der nächsten Kurve das Lenkrad wieder wie von alleine nach links drehte und die Innenstadt im Dunst zurückließ – irgendwo auf der rechten Seite von mir. Bevor ich es wußte, war ich im Hafen.

Zu diesem Zeitpunkt fragte ich mich nicht mehr, was ist los, wieso auch? Ich tat, was jeder Segler getan hätte, der zu lange schon an Land ist. Ich stieg aus dem Truck aus und ging die paar Meter auf die Masten zu…die, die mir immer ins Auge stechen.

Ich sah die Einheimischen, die immer hier am Pier herumhängen und ein bisschen weiter vorne…. Dort war es, sauber und stromlinienförmig, kein Gerümpel drumherum, glänzend in der Morgensonne wie der Edelstahlanker, den es am Bug trug und nicht weit davon entfernt stand an der Backbordseite „JOSA“.

Eine freundliche Stimme rief mir aus dem mittleren Cockpit ein „Ola“ mit einem mir bekannten Akzent zu. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon die deutsche Flagge am Heck entdeckt und antwortete „Hallo“, wobei ich so gut ich konnte die Muttersprache meiner Frau anwendete. Es folgte ein kurzer Dialog, in dem ich die meisten Wörter verwendete, die ich auf Deutsch kenne und ich wurde freundlich eingeladen, an Bord zu kommen.

Nun liegt Laguna de Rocha querab, etwa 8 Meilen südlich des Hafens und die riesigen und ausgedehnten Küstendünen, die wir ein paar Tage zuvor gemeinsam erwandert hatten, sahen nicht besonders beeindruckend von hier aus aus. Achtern entfernte sich langsam die Skyline der Stadt La Paloma und der hohe weiße Leuchtturm an der äußersten Spitze von Cabo Santa Maria schien aus unserer Perspektive aus dem Meer aufzutauchen. JOSA reitet mit einer freundlichen und gleichmäßigen Bewegung auf der  südöstlichen Dünung, alle Segel sind gesetzt und in den südöstlichen Wind gedreht.

Während ihres kurzen Aufenthaltes haben wir mit Sabine und Jochen einige unserer Lieblingsplätze in der Gegend geteilt und hatten die Gelegenheit, ihre Gastfreundschaft zu erwidern. Unerwarteterweise, obwohl insgeheim von mir erhofft, erhielt ich die Einladung, die nächste Etappe bis Punta del Este mit zu segeln. Was sollte ich tun? Nun, ich hisste in meinem Herzen das Großsegel und nahm dankend an.

Küstensegeln ist die erstaunliche Erfahrung in zwei Welten gleichzeitig zu sein, die sich begegnen und doch auch nicht. Das Gefühl, fern der „Welt“ zu sein, ist jedes Mal da, wenn man sich umdreht, um auf den Horizont zu blicken und doch bringt einen die Möwe, die sich hinauswagt oder der Hauch feuchter Erde zurück an ein neues Ufer und Abenteuer. Der Leuchtturm Jose Ignacio markiert die Mitte unseres Ausfluges nach Punta del Este, der im Rhythmus des zunehmenden Südostwindes aufsteigt und sich hinter dem Heck versteckt, während an diesem kurzen Wintertag der Sonnenuntergang naht.

Nach den ersten Stunden des Segeln wird das Reden zwischen uns Dreien leiser und die Geräusche der Segel, des Schiffes und des Meeres werden zur Normalität. Ich habe das Gefühl, daß wir weiterhin stillschweigend auf eine intimere Art und Weise miteinander kommunizieren. Ich ertappe mich dabei, wie ich die Zeit auf See wiederentdecke, Stunden vergehen, während meine Augen und Gedanken am weiten Horizont ruhen, jede Bewegung an Bord ruft eine Stille hervor, die ich jedes Mal neu erkenne, wenn ich auf See bin, und … ich bin ganz präsent.

Die letzten Lichter verblassen in Rot- und Purpurtönen hinter der Isla de Lobos, 8 Seemeilen südöstlich von Punta. Jetzt ist klar, daß wir es bei Tageslicht nicht bis zum Hafen schaffen werden.

Eine knappe Meile südlich unseres Zieles liegt die Isla de Gorritti, eine mit Kiefern bewaldete Insel mit einer wunderschönen und tiefen, kleinen Badebucht im Südwesten und wir vereinbaren, die Nacht dort vor Anker zu verbringen. Ein wenig Mondlicht hilft uns, den besten Platz nicht weit vom bogenförmigen Sandstrand zu finden. Dies ist ein Ort von schlichter Schönheit, die ich so liebe. JOSA heißt uns in ihrer warmen Kabine willkommen, um Sabines leckeres Abendessen zu genießen, Lebensgeschichten auszutauschen und uns auszuruhen…

Wenn ich aus der Niedergangstreppe hochschaue, sehe ich gelegentlich einen Stern zwischen den dunklen Wolken hervorlugen. Morgen wir die Bucht im Licht des frühen Morgens glitzern, die Kiefern ihr grün zurückgewinnen und wir werden in den Hafen einlaufen.

Als ich mich am Busbahnhof von meinen freundlichen Segelgefährten verabschiede, bin ich dankbar und leicht, voll und leer, fern und nah. Wir trennen uns mit einem gemeinsamen Ziel: die Welt zu besegeln, in der wir leben, in Gedanken und in der Realität.

Das Leben ist schön

3 in einem Boot

2 Kommentare

  1. Alexandra

    Wunderschön geschrieben!
    Und ja, das Leben ist schön 😊

  2. Roland

    Danke Daniel für diesen Beitrag, sehr schön geschrieben

    LG Roland

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