Auf geht´s zu unserer bis dahin längsten Blauwasserdistanz von 600 sm bis zu den Kanaren; wir planen mal mit einer Zeit von 5 – 6 Tagen. Zuvor wurden noch letzte Kontrollen am Schiff durchgeführt, alles soweit vorbereitet und nochmal letzte Wetterdaten eingeholt. Sabine hat in der Zwischenzeit unseren Block gefüttert, damit Ihr auch wieder mal auf dem Laufenden seid und so hat es dann gegen 11 Uhr Ortszeit geheißen: Leinen los. Bei einem schönen Wind zum Segeln sind wir dann erstmal unter Maschine gestartet, die Fischer hatten extra für uns wieder einmal eine Slalomstrecke abgesteckt, die es zu bewältigen galt. Als dann das Bojenfeld der Fischernetze sich langsam lichtete, ist auch der Wind wieder so schwach gewesen, daß ein segeln nicht mehr möglich war. So sind wir dann die ersten drei Stunden motort, bis der Wind wieder einsetzte und wir die Segel setzen konnten. Dieser hat dann auch auf die vorhergesagten 5 Bft zugelegt, in Böen 6 Bft. Noch unter Motor sind querab von uns ein paar kleine Rückenflossen aufgetaucht, die wir nicht zuordnen konnten, also Ruder rum und das ganze näher betrachten. Von der Silhouette, die Unterwasser zu erkennen war, müsste es sich um ein paar Haie gehandelt haben, die wohl ein kleines Sonnenbad an der Wasseroberfläche genommen haben.
Ansonsten war dann auch nichts mehr Besonderes gewesen. Die Welle war dann zwischenzeitlich etwas unangenehm, da sie in recht kurzen Abständen gekommen ist, was sich zur Nacht hin aber gebessert hat. Wir denken, daß es auch wieder mit der Unterwasserstruktur zu tun hat, da hier der Meeresboden wieder sehr steil ansteigt. Wir müssen immer noch den Umgang mit unserer Windsteueranlage lernen und verstehen. So waren wir eine lange Zeit damit beschäftigt, den richtigen Segeltrimm zu finden, damit diese auch ordnungsgemäß funktioniert. Vom späten Nachmittag an haben wir dann die Schifffahrtsroute gequert: von allen, die vom Mittelmeer Richtung Norden unterwegs sind bzw. umgekehrt. Das war dann auch einige Stunden später ohne besondere Vorkommnisse abgeschlossen. So ging es dann in die Nacht hinein, die letzten Großschiffe waren am Horizont zu erkennen und der Mond geht glutrot auf.
Der zweite Tag ist eigentlich schnell erzählt, nur Blau, kein einziges Schiff den ganzen Tag zu sehen. Nur auf unseren Plotter können wir über das AIS- Signal Schiffe im Umfeld erkennen. Heute hatten wir zum ersten Mal unseren Spinakerbaum aufgebaut, um unsere Genua „auszubaumen“. Das Ganze soll dafür sorgen, daß bei dem raumen Wind (direkt von hinten), den wir fahren, die Genua besser im Wind steht und nicht immer in sich zusammenfällt. Hilft zwar, verhindert es aber nicht ganz. Das schlagen der Segel bestimmt den Takt der Tage. Der Aufbau vom Spibaum hatten wir schon einmal im Hafen von Lissabon geprobt und somit waren keine Überraschungen zu erwarten, allen Leinen waren auch soweit vorbereitet. Dazu hatten wir das Boot „beigedreht“, ein Segelmanöver bei dem das Boot gestoppt wird und kontrolliert vor sich hintreibt. Der Vorteil ist hier, es ist Ruhe im Schiff und die Arbeiten können ohne großartiges Gewackel und Schräglage erledigt werden. Während wir also unsere Arbeiten so erledigen, kommt uns eine Delphinschule besuchen und schaut, was wir da so treiben, wärend sie um unser Boot kreisen. Schön anzusehen, aber gerade nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Als wir dann unsere Fahrt fortsetzten, verschwanden diese dann auch sogleich. Auch wenn den ganzen Tag der Himmel immer etwas eingetrübt war, entpuppte sich die Nacht als sternenklar. Ich konnte zum zweiten Mal auf der Reise diesen Anblick genießen bis gegen Mitternacht der Mond aufgegangen ist.

Tag 3: Die größte Aufregung war, nachdem ich Tag zwei zu Papier gebracht hatte, so gegen 2 Uhr in der Früh. Wir waren zu diesem Zeitpunkt 2 Segler mit einem Abstand von ca. 2 sm unterwegs, als sich ein Tanker näherte und augenscheinlich zwischen uns durch wollte. Der andere Segler hat dann das Schiff angefunkt, eine Reaktion stellte sich aber erst nach dem 4ten oder 5ten anfunken ein. Er fragte, ob er uns den sehen würde. Während der Abstand zum uns vorausfahrenden Segelboot ja save war, wurde es bei uns schon ganz schön eng. Er antwortete dem andern Segler, daß er ihn auf seiner Steuerbordseite passiert und wir ja hinter seinem Heck vorbei könnten. Wieso erzählt er einem anderen Schiff, was wir tun sollen? Zum Glück haben wir ja mitgehört… Auch hat das andere Schiff nicht versucht, uns anzufunken und uns das mitzuteilen…. Man muss dazu erklären, daß eigentlich jedes unter Motor laufende Schiff (außer fischende Fischer) einem Segler auszuweichen hat, das funktioniert auch meistens richtig gut, aber halt nicht immer. So haben wir dann kurz vorher noch unseren Kurs ändern müssen, um eine Kollision zu verhindern, der Tanker ist dann so ca. 150 Meter vor uns durch. Dem Tanker hätte es bestimmt nichts ausgemacht, schon im Vorfeld seinen Kurs um nur 1 Grad zu ändern und alles wäre in Ordnung gewesen; oder hat die Brücke gerade den Schlaf der Gerechten gemacht?! Auf jeden Fall zeigt sich hier wieder, daß man immer auf der Hut sein muss, kann ja sein, daß so ein Schiffchen das Gesetzt des Stärkeren anwendet. Habe noch kurz überlegt, ihn anzufunken um mich zu bedanken, hatte es dann aber sein lassen. Platz auf dem Ozean ist eigentlich genug da, um solchen Situationen aus dem Weg zu gehen. Dann hatten wir noch einen Frachter um die Mittagzeit der dann in „sicherer“ Entfernung von 500 m vor uns durch ist, das war´s dann auch für den Rest des Tages.

Tag4: In der letzten Nacht hat der Wind dann auch nochmal zugelegt, so daß wir gut vorwärts gekommen sind, was sich am frühen Morgen dann änderte. Erst hat dieser gedreht, so daß wir unsere ausgebaumte Genua zurück gebaut haben, und dann auch merklich nachgelassen, bis zur Mittagszeit schließlich unser Motor wieder für den Antrieb herhalten musste, da der Wind komplett eingeschlafen war. Highlight war dann ein Delphinschule die uns besuchen kam. Dachte ich mit noch, brauchst keine Kamera mit zu nehmen, hast ja schon genug Bilder von den eleganten Schwimmern, als ich auf´s Vordeck lief. Dies stellte sich als Fehler raus. Ein paar einzelne Delphine haben dann wiederholt Luftsprünge gemacht, indem sie über 2 m hoch aus dem Wasser gesprungen sind, was für ein Schauspiel. Bis Sabine die Kamera geholt hatte, war das Spuk auch schon wieder vorbei. Das nächste Highlight ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten, Sabine hat einen Hefezopf im Omnia gebacken, mmmh lecker.
Tag 5: In der Nacht konnten wir nochmal ein paar Stunden segeln, ansonsten ist die ganze Zeit der Motor gelaufen. Später hat sich erst ein Frachter am Horizont blicken lassen. Und schließlich der größte Aufreger, unsere Angel hat sich zu Wort gemeldet: „ich bin auch noch da“. Die Angelleine ist kurz ausgerauscht, schnell aus dem Cockpit zur Angel und die Bremse der Trommel schließen. Dann die Leine einholen, und, nichts. Vermutlich hat sich ein Stück Treibgut, das ich noch kurz vorher gesehen hatte, an der Leine gezogen. Dann gibt es halt wieder keinen frischen Fisch. So ein Seglerleben ist schon schwer, oder?! Laut Wetterbericht soll auch heute Nacht nochmal für ein paar Stunden segelbarer Wind kommen, schauen wir mal. Wäre zumindest schön, daß wieder Ruhe an Bord einkehrt, wenn auch nur für die wenigen Stunden.
Tag 6: So, der Wind ist gekommen. Zuerst war es ein richtig schönes segeln in der Nacht, keine nennenswerte Welle, da es ja jetzt fast zwei Tage Windstill war und ein Wind von 4 Bft, traumhaft. Dieser Zustand hat dann auch so ca. 2 Stunden angehalten. Danach hat er sich bis auf 6 Bft gesteigert und ist auch so geblieben, nicht nur Böen sondern permanent. Da wir schon gerefft (mit verkleinerter Segelfläche) unterwegs waren eigentlich kein Problem, Großschot noch etwas fieren um etwas Druck aus dem Großsegel zu nehmen und gut ist es eigentlich. Nur hat unser Großsegel die dumme Eigenschaft das es zu vibrieren am Vorliek (die Vorderkante am Segel) zum Mast hin anfängt, was sehr nervenaufreibend ist. Also mitten in der Nacht noch das Großsegel bergen, damit hier Ruhe ist. Wieso eigentlich immer in der Nacht?! So sind wir dann wieder sehr zügig durch die Nacht gerauscht. Unser Plan bei Tageseinbruch einen Ankerplatz im Norden von Lanzarote anzulaufen mussten wir ändern, wir wären im Dunkeln angekommen bei Windstärke 6 Bft. in der Nacht ankern in einer unbekannten Bucht bei dieser Windstärke, ohne etwas zu sehen?! Nein danke. So beschlossen wir gleich weiter bis in den Süden der Insel zu segeln bis zur Marina Rubicon in Playa Blanca, wo wir sowieso hin wollten. Kurs anpassen und gut. Quasi gleich nach der Nordspitze der Insel, am „no Retourn Point“, kommt was kommen musste. Der Wind ist von Windstärke 6 Bft. (ca. 25 kn) auf 6 kn innerhalb von 20 min zurückgegangen. Kein segeln mehr möglich, und in der Zwischenzeit hat sich auch eine fiese Welle gebildet. Also Maschine an und weiter. Auf Höhe von Arrecife, ungefähr in der Mitte der Insel, ist dann soviel Wind aufgekommen, daß, wenn auch langsam, ein Segeln wieder möglich war, wir haben ja noch Zeit. War ja so gegen 10 Uhr und wir wollten bis am Nachmittag am Hafen sein. Kurz vor der Südecke der Insel, der Hafen schon fast im Blick, ist der Wind dann wieder innerhalb von wenigen Minuten auf 6 Bft angestiegen. Für diese wechselnden Winde sind die Kanaren aber auch bekannt, kein Anfänger-Revier. In Rauschefahrt ging es dann bis kurz vor dem Hafen, Segel bergen und klar bei Anker. Die Nachfrage in der Marina zuvor auf einen freien Liegeplatz wurde uns mit „nein“ beantwortet. So gehen wir dann mit ca. 10 anderen Booten vor der Hafeneinfahrt vor Anker. Bei diesen Windstärken konnte sich auch gleich mal unser Ankergeschirr beweisen, daß es gut hält.


Sogleich noch Kontakt zu einem Nachbarboot aufgenommen, das auch in unserem Segelverein dem „Trans Ocean“ ist, und zum Anlegegetränk verabredet. Schiff aufklaren und PROST auf das Geschaffte. Über die Chatgruppe noch für den Abend verabredet, um sich mit den anderen Crew´s von den TO- Vereinsbooten zu treffen, die hier alle in der Marina sind und schon ein Treffen organisiert hatten. So war der Abend auch schon verplant und war dann sehr nett.
Beim Tippen dieser Zeilen nachts um halb zwölf dann ein kurzer Knall. Was war das? Fragender Blick von Sabine. Wir sichern unsere Ankerkette noch zusätzlich durch eine sogenannte Ankerkralle. Diese wird in der Kette eingehakt und mittels einer Leine auf den Klampen gesichert. So wird die Zugkraft des Ankers von der Ankerwinsch genommen, um diese nicht unnötig zu belasten. Tja, der Zug war wohl so stark, daß die Leine gerissen ist und die Ankerkralle sich auf den Meeresgrund verabschiedet hat… Schnell noch provisorisch eine neue Kralle „basteln“ und morgen dann mal zum Tauchen gehen. PS: ich nehm’s mal vorweg….Der Tauchgang war erfolgreich


In dieser Nacht hatten wir dann Windstärken von 30 Knoten+ – unser Anker hält uns bombenfest. Nur das Schlafen – das geht nicht so gut, wenn das Schiff sich so stark bewegt. Letztendlich sind wir beide in der Nacht aus unserer recht hoch liegenden Koje umgezogen auf tieferliegende Punkte…. schon besser