Autor: Sabine (Seite 4 von 11)

Itajai

Endlich waren wir angekommen. Itajai im Staat Santa Catarina, der durch viele Deutsche und Italiener geprägt ist, da diese hier die Gegend besiedelt haben. Davon zeugen dann auch viele deutsche Namen, alleine schon „Blumenau“ ist ja vielen ein Begriff. Die Stadt mit dem größten Oktoberfest der Welt, nach München 😉

Nach dem Anlegen das übliche Prozedere. Wir gehen in die Rezeption, um uns anzumelden. Dort wird dann gleich die Policia Federal durch das Marinabüro kontaktiert, die dann (!) in die Marina kommt und unsere Anmeldung dort vornimmt. Was ein Luxus! Während wir uns durch diese Vorgänge hangeln, meldet sich schon Wolfgang bei mir, der hier in Itajai der Standortvertreter für unseren Trans-Ocean (TO) Verein ist. Da die Verbindung per WhatsApp-Telefonie irgendwie nicht so gut klappt, kommt er kurzerhand angefahren und packt uns gleich mal ins Auto und fährt mit uns durch die Stadt – wobei er gleich einiges erklärt – und zu seinem Yachtclub auf einen Kaffee. Ein Yachtclub ohne eine einzige Yacht. Es gibt noch nicht mal eine Steganlage oder so, lediglich eine Rampe, wo die Motorboote eingelassen werden. Aber das ist hier so in Brasilien, Yacht-Clubs oder Sport-Clubs gibt es etliche. Der Treffpunkt für die, die es sich leisten können. Mit tollen Restaurants, oft mit Pools, Fitnessbereich, Sauna etc.

Also der Kaffee war wirklich lecker!! Nach der ganzen Instantkaffeetrinkerei auf dem Boot, weil ich für mich alleine ja keinen frischen Kaffee aufkoche. Nach dem Kaffee sind wir dann noch in Wolfgangs Haus eingeladen worden und haben uns Pizza bestellt. Das nennen wir mal Mitglieds-Betreuung 😊

Aus dem kurzen „wir gehen uns mal schnell anmelden“ ist dann Abend geworden, bis wir wieder auf dem Boot waren. So gehen die Tage halt auch schnell rum.

An Tag zwei haben wir dann mal abgeklärt, wo wir unser Segel repariert bekommen und sind losgezogen, um noch ein paar Dinge zu besorgen – bzw. zu versuchen, diese zu besorgen. So haben wir dann gleich mal ein paar Blicke in die Stadt werfen können.

Am Sonntag waren wir dann bei Wolfgang eingeladen, der für uns ein Churrasco zubereiten lies. Churrasco ist das brasilianische Grillen auf offenem Feuer, wobei hier nicht einzelne Steaks gegrillt werden, sondern richtige Fleischbrocken, die dann direkt vom Grill runter tranchiert werden. Angefangen von Hühnchenteilen, über Schweinerippen oder -bauch über Rinderfilet, sehr fleischlastig mit etwas Gemüse und zum Abschluß einer gegrillten Ananas. Super lecker!!! Kerstin und ich kamen dann noch in den Genuß einer Reiki-Anwendung und eines heißen Bades in der Badewanne. Eine Badewanne! Das erste mal seit etwa einem Jahr saßen wir wieder mal in heißem Wasser. Es war ein sehr schöner Tag, der uns total entspannt und satt wieder auf unser Boot entließ.

Was fehlt nun noch? Ach ja, zum Hafenkapitän müssen wir ja noch. Der hatte Freitag nachmittag schon zu und erst wieder am Montag auf. Also gehen wir heute da hin und erledigen das. Da es den ganzen Tag regnen soll, warten wir eine Regenlücke gegen Mittag ab und stapfen in unserem Regenüberziehern los. Die Jungs waren wieder sehr nett da, es hat sich aber leider etwas gezogen. Die Verständigung ist nicht immer ganz einfach, selbst mit Google-Translator. Wir wollen „einchecken“ und der gute Mann erklärt uns immer wieder das Prozedere vom „auschecken“. Daß wir erst zum Zoll müssten, weil er deren Stempel braucht….. Bis dann zwischen uns geklärt war, daß wir das wissen und wir jetzt aber nur einreisen möchten.  Nach einer weiteren ¼ Stunde kam er dann wieder mit unserem Dreizeiler, mit dem wir nun offiziell im Hafen von Itajai angekommen sind. Das ist wirklich nur ein Dreizeiler!

Mittlerweile regnete es natürlich wieder ordentlich, so daß wir uns ein Schlupfloch suchen müssen! Und wo sind wir gelandet? In einem leckeren Cafe mit leckerem Kuchen und noch besserem Kaffee (bzw. warmer Milch).

Auf dem Rückweg zur Marina sind wir dann noch mal schnell bei einem Zahnarzt vorbeigehuscht, um zu sehen, ob wir hier denn mal einen Termin zur Kontrolle bekommen. Ist ja jetzt auch schon wieder über ein Jahr her, daß wir in Deutschland alles checken ließen. Jochen hat bei Onkel Google einen Zahnarzt gefunden, der bei 500 Bewertungen die Note 5,0 (die Beste) hatte. Schauen wir uns halt mal an. Und was soll ich sagen? Topp. Wir waren aber wohl die ersten Ausländer, die auf der Durchreise hier vorbeigekommen sind. Saß am Anfang nur ein Mädel in der Anmeldung und hat mit uns übers Handy kommuniziert, waren es am Schluß 4, inclusive eine der Ärztinen. Uns wurde auf die Frage nach den Kosten mitgeteilt, daß die „Beurteilung“ kostenlos ist und erst eine richtige Behandlung kosten würde. Dann hieß es: „Wir gehen jetzt zum röntgen“ ??? Wie, wir kommen gleich dran und röntgen? Ja, das ist auch kostenlos und gehört zur Beurteilung dazu, damit sie den Zustand sehen. OK.

Das Ende vom Lied: wir hatten beide sofort unsere Untersuchung, eine hochmoderne Untersuchung! Von den Zähnen, die einen Schaden haben oder auffällig sind, wird mittels eines kleinen USB-Stiftes Fotos gemacht, die dann am Bildschirm erklärt werden und man entscheiden kann, ob man es machen lassen möchte oder eben auch nicht. So hatten wir beide zwei kleine Stellen, die ausgebessert werden mußten. Und der Folgetermin? Gleich am Mittwoch morgen machen wir das.

An besagtem Mittwoch dann wurden wir beide behandelt, wobei hier die Ärztin alles alleine macht. Es ist keine Angestellte dabei, die irgendwelche Instrumente zureicht. Lediglich für uns wurde eine Kollegin abgestellt, die ihr Handy parat hielt, wenn die Ärztin etwas erklärt oder gefragt hat – nur als Dolmetscher mittels Translator. Bei der Verabschiedung wurden wir dann gefragt, ob wir denn ein gemeinsames Foto machen könnten. Na klar! Vielleicht tauchen wir auf der Internetseite dieser Zahnärzte bald auf, als die Europäer, die extra nach Brasilien kommen, um ihre Zähne richten zu lassen. Aber wirklich nett! Dies war auch die erste Zahnarztpraxis, die ich kenne, die im Wartebereich Kaffee, Tee, Kekse und Knabberzeug für die Patienten bereithielt. Geht man nicht mit frisch geputzten Zähnen zum Arzt und vermeidet alles vorher?!

Nach dem Zahnarzt gab es als kleine Belohnung eine Shoppingtour, da einige zu groß gewordene Sachen für Sabinchen ausgetauscht werden mussten. Am Abend sind wir dann zum Abschluß in eine Bar gegangen, dem „Beer House“. Diese hatten wir im Vorbeigehen entdeckt und entschlossen, da müssen wir mal Bierchen probieren. Und es war wirklich nett. Viele leckere Biersorten (auch „Echt Schlenkerla“ aus Bamberg wird da verkauft) und dazu Live-Musik.

Leider hat sich herausgestellt, daß wir hier in Itajai schneller wieder verschwinden werden müssen, als geplant. Wir wollten ja etwa zwei Wochen hier bleiben und auch einmal nach Blumenau fahren. Aber so wie es ausschaut, ergibt sich für uns ab der kommenden Woche schon ein Wetterfenster, um bis nach Uruguay zu kommen. Ein Bekannter wartete weiter südlich in Florianopolis schon seit 5 Wochen auf eben solches. Wir benötigen ein stabiles Wetter für die Zeit von etwa 5 Tagen für diese Strecke. Also fiel die Entscheidung, daß wir wohl auch schon am Wochenende hier weg fahren werden. Die SALTO fährt ganz sicher schon am Freitag abend raus.

Somit stand auch fest, am Donnerstag werden frische Lebensmittel gebunkert und das Boot soweit klar gemacht, da wir dann ja den Freitag wieder für die Behörden benötigen. Was wir ja vergessen haben, Donnerstag war Feiertag. Gut, kein Problem für das Lebensmittelkaufen, denn die Lebensmittelläden haben 7 Tage die Woche geöffnet, auch an Feiertagen. Auch manche andere Läden haben geöffnet, ich denke, das kann hier jeder handhaben, wie er will.

Das Problem mit diesem Feiertag? Das kommt noch.

Am Freitag früh marschieren wir dann wieder in das Marinabüro, um die Rechnung zu bezahlen und auszuchecken. Diesmal wollen wir ja komplett aus Brasilien ausklarieren, da müssen ja wieder 3 Behörden glücklich gemacht werden. Die Policia Federal kommt ja wieder auf Bestellung ins Büro, wir bekämen eine Nachricht, wenn sie da sind. Wir sollen jetzt aber dann gleich zur Receita Federal gehen (dem Zoll) und wir müssen danach ja zum Hafenkapitän, der den Zoll-Stempel ja sehen will.

Also auf, 4 Mann gehen zum Zoll. Ach nein? Heute geschlossen, weil gestern Feiertag war – Brückentag in Brasilien – wo gibt’s denn so was? Und keiner wusste was davon, auch die Bürodame war etwas betroffen. Gut, dann gehen wir halt mal so zur Capitania und versuchen unser Glück. Da ist heute anscheinend auch nur eine sparsame Besetzung der Marine da und wir haben einen anderen Sachbearbeiter. Der nimmt unsere Papiere mit, nachdem wir sagen was wir wollen, müssen wir im Wartesaal warten. Nach etwa 10 Minuten kommt ein anderer Kollege aus der Anmeldung und fragt uns noch nach unserem Bootszertifikat und wo wir eigentlich hin wollen. Wir geben ihm das fehlende Dokument und die Antwort Uruguay. Oh je, jetzt kommt bestimmt gleich die Frage nach dem Zollstempel der Ausreise, der fehlt ja auf dem Zollpapier. Nach weiteren 10 Minuten kam wieder ein Funkspruch mit einer Anweisung und nun wurden wir gefragt, wann wir denn Abreisen wollten? Am Samstag, manana (morgen). Nochmals die Rückfrage, wann morgen? Um 5 Uhr – nachmittag. Dann endlich taucht der nette Kollege auf mit dem nötigen Papier und benötigt des Skippers Unterschrift. Dieser Kollege interessiert sich überhaupt nicht für das Zolldokument….. Jochen leistet seine 3 Haken und der Kollege packt wieder alles zusammen und verschwindet wieder hinter einer Tür. Nach einer weiteren ¼ Stunde taucht er dann endlich auf und hat seine Stempel auf das Dokument gemacht.  Zwischenzeitlich hatten wir die Nachricht erhalten, daß die Policia Federal um 11.30 kommen würde und dann später „ist jetzt da“. Wir kommen gleich!

So sind wir stramm vom Hafenkapitän zur Marina gelaufen und haben dort unsere Ausreisestempel in den Pass bekommen. Jetzt haben wir alles, nur keinen Zollstempel für unser Boot zur Ausreise. Die Marinamitarbeiter haben dann telefoniert und die Aussage bekommen, wir könnten abfahren, das wäre kein Problem. Da vertrauen wir jetzt mal drauf, daß wir in Uruguay reingelassen werden, wenn unser Boot noch nicht offiziell aus Brasilien ausgereist ist.

Man muß aber wirklich sagen, daß bisher alle Mitarbeiter von den Behörden und der Marina super freundlich und hilfsbereit waren. (bis auf eine Ausnahme vielleicht)

Kerstin und Mike sind dann mit ihrer SALTO am Freitag nachmittag abgefahren und haben uns alleine gelassen. Wir haben uns zum Abschied von Itajai dann noch einmal das „Beer House“ gegönnt und unser restliches brasilianisches Geld unters Volk gebracht.

Nachdem wir am Samstag mittag nochmals bei Wolfgang zum Churrasco eingeladen waren (wieder sehr lecker), sind auch wir am Samstag nachmittag losgefahren, um noch ein paar Seemeilen in die richtige Richtung hinter uns zu bringen.

nochmals Churrasco zum Abschied

Da so überhaupt kein Wind war und wir komplett unter Motor gefahren sind, sind wir nur ca. 15 Seemeilen weiter südlich in eine Bucht gefahren und am folgenden Tag konnten wir dann aufgrund wirklich günstigen Windes eine weitere Teilstrecke bis südlich von Florianopolis in Bestzeit (mit Geschwindigkeit von bis zu 9 Knoten!!!) recht gemütlich zurücklegen. Nun liegen wir hier vor Anker und überbrücken den sehr starker Wind aus Süd, der heute abend nachlassen soll. Dann wollen wir ab Dienstag spätnachmittag den großen Sprung nach Uruguay starten.

sicher vor Anker bei bis zu 30 Knoten Wind – hier überhaupt nicht zu sehen und auch kaum in Bootsbewegung zu fühlen
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Brasilien – es geht gen Süden: Allerheiligenbucht und Abrolhos-Inseln

So langsam müssen wir mal weiterziehen. Wir haben uns als nächstes Zwischenziel die Allerheiligenbucht bei Salvador ausgesucht. Das sind ca. 500 Seemeilen, was für uns so 4 bis 5 Nächte auf See bedeuten.

Wir sind am Sonntag Vormittag gestartet und die Überfahrt verlief recht ruhig. Nur einmal hatten wir eine Schrecksekunde – kurz vor Wachwechsel von Sabine auf Jochen. Die Nacht war klar und ich war eigentlich nur damit beschäftigt, irgendwelchen Fischern auszuweichen, so daß ich die ganze Schicht durch am Kurs ändern war. Wurde der Wind wie angekündigt immer schwächer und hatte nur noch 7 Knoten, so daß ich schon dachte „Oh je, Jochen muß dann motoren“. Ich ging nach unten, um Logbuch zu schreiben und als ich am Plotter auf die Windanzeige schaue, stehen da plötzlich schon 17 Knoten Wind!! Ich schnell nach oben, was ist da los und dann ging es auch schon los. Plötzlich starker Regen und Winddruck. Jochen kommt nach oben, übernimmt das Ruder, da ich es nicht mehr halten kann. Wir versuchen uns zu orientieren, weil auch der Wind ordentlich gedreht hat und es bei dem starken Regen keine Sicht mehr hat. Jetzt schnell die Genua irgendwie reffen. Nach 15 Minuten ist der Spuk vorbei!! Jetzt wissen wir auch, was wir bei der Atlantiküberquerung nicht hatten, was viele abbekommen: Squals. Und kommen sehen habe ich gar nichts!!! Hatte ich doch die ganze Zeit Sterne gesehen bei klarem Himmel. So schnell geht das.

Ansonsten haben wir bei der Überfahrt noch 3 Fische gefangen, es gab mal wieder frisches Thuna-Sushi. Wir sind einige Stunden unter Motor gefahren, da wir etwas Flaute hatten.

Vor der Einfahrt zur Allerheiligenbucht hatten wir auch überhaupt keinen Wind. Genau in der Ansteuerung der Bucht kommt dieser. Juhu, dann segeln wir halt darein, soll ja ein schönes Segelrevier sein. Genua raus und schön reinfahren. Jetzt sind wir quasi „an Land“ und haben plötzlich 17 Knoten Wind! Auf See wollen wir das, auf See!

Uns gefällt es in dieser Bucht außerordentlich gut. Wir haben mehrere schöne und sehr unterschiedliche Liegeplätze besucht. Die ersten beiden Liegeplätze waren im westlichen Ende der Bucht in üppiger Mangrovennatur, hier konnten wir viele verschiedene Vögel beobachten und auch die Beobachtung von Ebbe und Flut ist einzigartig. Die Landschaft sieht damit jedesmal anders aus. Hat man eben noch eine Wasserfläche, aus der Bäume hervorschauen, sind ein paar Stunden später hier Sandbänke, in denen die Vögel ihr Futter finden. Und auch die bisher gesehenen Örtchen sind sehr nett und vor allem richtig sauber! Hier ist halt wieder brasilianische Touri-Ecke. Nur leider ist das Wasser nicht klar, sondern sehr getrübt von vielen Schwebeteilchen im hinteren Teil der Bucht.

Der nächste Ankerplatz ganz anders. Direkt vor einem Ort einer quasi nagelneuen Marina, die leer steht und nicht genutzt wird. War wohl anders geplant.

An unserem letzten geplanten Liegeplatz hier in Itaparica bevor wir weiterziehen wollten, bekamen wir kurz nach dem Ankern Besuch von der brasilianischen Marine, die unsere Dokumente geprüft hat. Uns wurde bei der Abmeldung in Cabedelo mitgeteilt, daß, wenn wir nur ankern würden und nicht in einen Hafen oder eine Marina einlaufen, wir uns nicht bei der Capitania melden müssten (Hafenkapitän). Jetzt ist es aber hier in diesem Bundesstaat „Bahia“ anders. Hier muß man sich immer bei der Capitania und der Policia Federal melden. Von der Policia Federal bekommt man eine „Eintrittskarte“ – Passa de Entrada und entsprechend beim Verlassen eine Passa de Salida. Das ist wohl nur in Bahia so! Wir sollen uns also morgen bei den entsprechenden Behörden melden – in Salvador. Da wollten wir eigentlich ja gar nicht hin, da dort die Kriminalität so hoch wäre.

Wir hätten jetzt die Möglichkeit gehabt, von hier mit der Fähre rüber nach Salvador zu fahren, alles zu erledigen und zurückkommen. Wir haben dann beschlossen, daß wir dann halt noch nach Salvador mit unserem Boot fahren und dort unsere abschließenden Einkäufe tätigen für die Weiterfahrt.

Also sind wir am nächsten Morgen losgefahren, um die 10 sm quer über die Bucht nach Salvador rüber zu fahren. Dort wollten wir eigentlich im Hafenbecken ankern, doch der war voll mit Bojen und daranliegenden Booten in so kurzen Abständen, daß uns das nicht geheuer war. Also sind wir halt doch in die Bahia Marina reingefahren und bleiben hier für 2 Nächte.

Ein Boot weiter haben wir dann Herrmann kennengelernt, der seit 10 Jahren unterwegs ist und auch schon in Patagonien war und gerade auf dem Heimweg nach Hamburg ist. Wieder mal einen netten Menschen kennengelernt und in kurzer Zeit viele Informationen erhalten 😊

Die Marina wird geleitet von Dominic, der mit uns dann auch zur Capitania geht. Das ist hier in Salvador ein Full-Service. Der Hafenkapitän, der sehr gut englisch spricht, macht die Papiere soweit fertig und geht zusammen mit uns 100 mtr weiter zur Policia Federal, wo wir dann unsere Entrada bekommen. Dann verschwindet er mit den Dokumenten einen Stock höher (keine Ahnung wohin) und dann geht es zurück in sein Büro, wo er dann die Polizei-Papiere wieder kopiert. Denn er muß ja die abgestempelte Entrada sehen. PS: Tags darauf natürlich daselbe Spiel nochmal – weil wir ja noch die Saida brauchen.  Lt. Dominic und uns hätte man das auch zusammen machen können, aber na ja, das wollten sie halt nicht. Das Saida-Papier ging relativ rasch, wir sind zusammen mit Herrmann hin und der Polizist hatte beide Boote gleichzeitig abgefertigt. Die JOSA war ja schon bekannt – alle wußten von unserem Boot, das auf der anderen Seite der Bucht kontrolliert wurde und schon 6 Tage ohne Anmeldung hier rumnavigiert hat. Soviele ausländische Boote kommen hier scheinbar um diese Jahreszeit nicht rein.

Selbst als wir in die Marina gekommen sind und nach dem Liegeplatz gefragt haben, hat uns Dominic gleich erzählt wie lange wir schon in der Allerheiligenbucht sind und wo wir schon gelegen haben….Das ist halt dann der Nachteil von AIS: man wird auch so gesehen – drum: immer abschaltbar einbauen!! (Haben wir, haben wir)

Wenn wir schon mal in Salvador sind, dann gehen wir halt doch auch mal in die historische Altstadt. Ja, wirklich wieder ein schöner Ort mit alten, prunkvollen Bauten, die zum Teil wirklich in Schuss sind. Auf der anderen Seite halt auch wieder die Armut und die verfallenen Gebäude. Nachts verlassen wir die Marina nicht, bleiben schön auf unserem Schiffchen und lassen die Security am Eingang ihren Job machen.

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Um unsere Obst- und Gemüsevorräte aufzufüllen, sind wir dann auch noch auf einen großen Markt gegangen, den uns Hermann empfohlen hat. Der erste richtige Markt für uns außerhalb Europas… Ja, das ist schon gewöhnungsbedürftig für die Nase in einigen der Gassen. Wie man es aus vielen Dokumentationen kennt: das Fleisch liegt offen rum, auch die Innereien wie Leber, Lunge, Zunge, Hirn. Hier wird alles an den Mann bzw. die Frau gebracht.

Aber nun sind unsere Vorräte aufgefüllt und es geht weiter. Als nächstes Plätzchen zum Stopp haben wir uns die Abrolhos-Inseln ausgesucht.

 Diese liegen ca. 30 sm vor der Küste und bestehen aus 5 Inseln, die man nicht betreten darf. Es handelt sich hier um ein Naturschutzgebiet mit Lebensraum von Seevögeln (eher selten in Brasilien) und Meerestieren. Die Hauptinsel St. Barbara untersteht der Marine, die anderen 4 Inseln werden von den Park-Rangern betreut. Man darf hier überall schnorcheln, tauchen aber nur mit einer genehmigten Tauchschule. Das soll aber ein Tauchparadies sein.

Die Überfahrt verlief recht ruhig, innerhalb 4 Tagen waren wir da und haben an einer der Muringbojen festgemacht, wie es beschrieben steht, da ankern hier verboten wäre. Es dauert auch nicht lange und wir bekommen Besuch von 2 netten Mädels, den Rangerinnen. Diese erklären uns die Regeln und daß wir doch bitte ankern möchten, da die Bojen „nicht sicher“ wären. ???? OK, dann ankern wir halt. Kaum geankert, geht an „unsere“ Boje ein Ausflugsschiffchen. Ach, daher weht der Wind – zahlende Besucher. Denn wider Erwarten müssen wir hier keinerlei Abgabe bezahlen, obwohl dies in allen Segelführern beschrieben steht.

Dieser Besuch war es wirklich wert. Klares Wasser – endlich mal wieder den Kopf unter Wasser stecken, wenn auch nur schnorchelnd. Bei der ersten Erkundung neben vielen großen Rifffischen (Zackenbarsche, Kaiserfalterfische, Hornhechte) auch gleich eine riesige Languste entdeckt. OK – hier werden die Tierchen etwas größer, da geschützt. Und auch eine Schildkröte hatten wir.

Wenn man hier die Inseln betreten möchte, muß man dies vorher über Funk anfragen. Die Ranger würden mit einem einen Besuch der Insel Siribia machen und bei der Marine kann man für St. Barbara anfragen, um dort den Leuchtturm zu besuchen – was wir natürlich gemacht haben. Um 17 Uhr sollten wir am Strand sein.

Willkommen

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Und es war toll. Der junge Mann hat uns erklärt, daß auf der Insel 6 Soldaten und 3 Park-Ranger leben. Die Marina überwacht hier die Schifffahrt in der Gegend und betreibt den Leuchtturm. Für das Personal stehen hier wirklich nette kleine Häuschen, es gibt auch eine Kapelle mit mehr als genug Sitzplätze für alle. Die Insel wird bevölkert von vielen Tölpeln, die hier sitzen und sich nicht stören lassen. Und dann der Leuchtturm!!!!! Wer hätte gedacht, daß wir in das „heiligste“ dürfen…ich nicht.

Wendeltreppe hoch (dick sollte man nicht sein) und raus auf die Plattform. Jetzt wird uns auch klar, warum wir um 17 Uhr da sein sollten. Um ca. 17.45 Uhr wird das Licht angeschalten und man hat einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang hinter den anderen kleinen Inseln. Mir wurde dann die Ehre zuteil, daß ich den Startknopf drücken durfte. Ich habe Licht gemacht! Es war auch keine Frage, wir durften bis an die Lampe und die Spiegel ran, den Kopf reinstecken – alles gar kein Thema. Mein schönster Leuchtturm!!! OK – der einzige, in dem ich wirklich drin war bis an der Lampe…..

Und schon ging es wieder retour. Unser Dinghi, daß wir schön den Strand hochgezogen hatten, lag nach nur einer Stunde nun vollends auf dem Trockenen – Ebbe. Und was für eine Ebbe. Wir haben uns schon gewundert, warum plötzlich 4 weitere Jungs von Ihren Unterkünften mit runtergelaufen sind. Navypower!!! Die Jungs haben uns das Dinghi in das Wasser getragen, was eine ganz schöne Strecke war, da gefühlt 50 Meter nur ein Wasserstand von 10 cm war. Supernett und nur zu empfehlen, die freuen sich über jede Abwechslung und waren sehr herzlich – auch wenn wir uns nicht wirklich verständigen konnten.

Nach dem Check des Wetterfensters müssen wir nun morgen früh weiter, da in 2 Tagen absolute Flaute herrscht und wir sonst hier über eine Woche festsitzen. Wir wollen dann bis Vitoria und dort die Flaute absitzen, bis sich wieder ein Wetterfenster ergibt, um die restlichen 400 sm nach Rio zu meistern.

Seit wir aus Jacare abgereist sind, hatten wir immer Kontakt mit der Crew der Salto, die ja auch gen Süden zieht und eine Woche nach uns Jacare verlassen hatte. Wir hatten den letzten Kontakt, als wir in Salvdor waren, dies ist jetzt schon 9 Tage her und wir hatten uns schon Sorgen gemacht, wo die beiden denn sind, da wir sie nicht über AIS sehen können. Wir haben sogar die Park Ranger gefragt, ob ein Segelboot Salto da war. Nö, war nicht da.

Kaum ist der Anker oben und wir fahren los, werden wir angefunkt! Die Salto ist endlich da und ist 2 sm nördlich der Inseln. Sie hatten sehr viel Pech mit dem Wind und nur Flaute und sind kaum vorwärts gekommen – und haben die Schnauze voll!  Kurz abgestimmt und Wetter erklärt. OK, sie ankern hier nicht und fahren gleich mit uns weiter bis Vitoria. Dann sehen wir uns wieder.

So, und nun muß ich Euch noch von Kraki erzählen. Wer ist denn jetzt das schon wieder? Werden Ihr fragen.

Kraki ist unser genialer Tintenfischköder, der uns schon etliche Fischmahlzeiten eingebracht hat. Er durfte auch gleich wieder baden gehen, als wir aus dem Naturschutzgebiet rausgefahren waren. Und brav hat unser Kraki seinen Job erledigt. Bereits kurz nach dem ins Wasser hüpfen, hing unser Abendessen an der Angel – ein kleiner Thunfisch. Also Fischchen ab, zerlegen und Kraki geht wieder baden. Lange passiert nichts mehr, der Skipper legt sich gegen Mittag mal etwas hin, um fit zu sein für die abendliche Wache.

Die Angelschnur gibt heftige Ruckbewegungen, die Schnur rauscht aus. Der Skipper kommt angesprungen zu seiner Angel; das muß etwas Größeres sein. Ich lege wieder alles bereit. Wasser, Messer, Brett. Der Skipper will anfangen, einzuholen, ein heftiger Ruck – weg.

Also holen wir Kraki mal rein. Oh, Gott. Kraki wurde schwer verletzt!!!! Da muß sich ein sehr bissiges etwas ausgelassen haben. Die Angelschnur wurde komplett abgebissen, Kraki hat eine schwere Schnittverletzung unter seinem Auge und es fehlen ihm ein paar Tentakel.

Also darf Kraki erst mal in den OP und es wird ein Bruder von ihm eingesetzt. Doch auch diesen ereilt dasselbe Schicksal. Gut, dann die nächste Variante in groß. Aber auch diese muß leider daran glauben. Nun liegen drei Tintenfischköder im OP-Saal und warten auf ihre Operation. Heute geht kein anderer Köder mehr baden!

Ich hoffe, Oberarzt Skipper bekommt sie wieder hin, damit sie ihren Job weiter fortsetzen können.

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Raodtrip in die Chapada Diamantina

Im Vorfeld hatten wir uns mit Brasilien überhaupt nicht auseinandergesetzt, da dies für uns „nur“ Transitland sein sollte und Sightseeing so gar nicht auf unserem Programm stand.

Also mussten wir uns erst einmal einen Überblick verschaffen. Aber wofür gibt es ja das WWW? Beim Nachlesen der 10 Highlights Brasiliens mußten wir dann feststellen, daß dieses Land wirklich gigantische Ausmaße hat und man mal nicht eben so in 10 Tagen Rundreise mehrere Punkte abfahren kann. Also Ausschlußkriterium: was wollen wir sehen, was können wir von weiter südlich noch besichtigen, wenn wir eh mit dem Boot da unten sind?

Somit fiel unsere Entscheidung, daß wir in den Nationalpark Chapada Diamantina fahren wollen und dann auf dem Rückweg vielleicht noch in Salvador und Olinda vorbeischauen. Dazu muß man sagen, daß die Diamantina, auch einfach mal eben 1200 km entfernt sind…..

Über das Autofahren an sich hat sich Jochen ja schon ausgelassen und alles erklärt, was es hier so an Besonderheiten gibt. Daher erzähle ich da nichts mehr dazu; nur soviel: Amerikas endlose Route 66 gibt es hier auch zigfach – endlose, kerzengerade Straßen, Hügel rauf und runter, weit sichtbar, ob was entgegenkommt oder nicht.

Nachdem uns gesagt wurde, wir sollten nicht Nachts durch die Gegend fahren und bei Dunkelheit am Besten eine Unterkunft haben, haben wir den Trip auch so geplant: mit einer Übernachtung auf dem Weg, da wollten wir dann spontan schauen, wo es was gibt.

Es lief auch ganz gut, wir sind gut vorwärts gekommen und haben unterwegs ein Zimmer mit Frühstück für 22 € (!!) bekommen. Nix besonderes, aber zum Schlafen langt es. In der Diamantina haben wir uns den Ort Lencois als Übernachtungsort ausgesucht, da dieser ein „Knotenpunkt“ ist, an dem man gut loswandern könnte und wo man mit dem Auto auch noch losfahren kann. Eine Pension hatten wir uns auf Booking auch schon ausgesucht, aber wir fahren die direkt an und buchen nicht übers Internet. (ist meist günstiger)

Die Anfahrt zur besagten Pousada war dann sehr spannend. Im Örtchen erst mal Kopfsteinpflaster, dann Piste mit Auswaschungen. Aber was haben wir wieder Schönes ausgesucht! Eine nette kleine Pension mit Pool(chen), Hängematten und einer supernetten und aufmerksamen Gastgeberfamilie. Sie Portugiesin, er Argentinier. Nachdem Kerstin und Mike von der Salto auch auf dem Weg hierher waren, habe ich gleich mal angefragt, ob denn evtl. noch ein Zimmer frei wäre und habe die Info an Kerstin weitergegeben. Diese haben sich dann auch entschlossen, hier abzusteigen. Somit waren wir wieder mal zu viert unterwegs.

Leider wurden wir etwas enttäuscht. Nicht von der Diamantina. Nein, die Gegend und die Natur sind super. Nur leider verlangen die Brasilianer gerne für die einfachsten Dinge Geld. Zutritt zum Park in Lencois 3 € pro Nase. Dafür darf man dann am Fluß entlangwandern, in den Naturschwimmbecken baden und sich den Tag vertreiben. Wenn man jedoch den Wasserlauf weiterlaufen möchte und noch die bunten Sandsteine usw. anschauen möchte, muß man einen Guide nehmen, der dann 40 € kostet. Von wegen, hier einfach loswandern!!

Auch stand eigentlich auf dem Plan, einmal zum Kajakfahren zu gehen. Aber auch hierfür braucht man erst mal einen Termin, den man nicht von heute auf morgen bekommt. Kerstin bekam da auf ihre Anfrage hin eine Absage. Das müsste schon mal 4 Tage vorher gebucht werden. Außerdem darf man auch hier nicht selbst paddeln, sondern wird von einem Guide gepaddelt. Auf einem See!!! Für Geld!!! Man muß hier für alles einen Guide buchen, selbst geht gar nichts bzw. nur sehr wenig.

Wir haben dann das Beste daraus gemacht und sind die Dinge abmarschiert, die wir ohne viel Geld in die Hand nehmen zu müssen auch machen konnten.

Unser erstes Ziel das wir mit dem Auto in Angriff genommen. Ein Wasserfall – der Cachoeira do Mosquito. Hierfür mußten wir mit dem Auto erst wieder eine Piste von 15 km Länge fahren, was Mike souverän gemeister hat. Natürlich wieder Eintritt! Hatten wir im Vorfeld recherchiert, daß wir hier 15 Reais/Nase zahlen mußten (Stand 2021), sollten es nun 60 Reais sein. Kurz diskutiert; jetzt sind wir schon mal da, dann zahlen wir das halt. Aber es hat sich gelohnt. Ein toller Wasserfall und eine tolle Autofahrt.

Am nächsten Tag dann wollten wir mal im Ort bleiben und dort etwas laufen. Also sind wir an unseren Fluß, den kann man hochlaufen zu kleinen Überläufen und Naturschwimmbecken. „Piscina Naturais do Serrano“. Auch hier wieder: Eintritt!!! Und nur Kartenzahlung. Es hat natürlich keiner eine Kreditkarte mit, also ist Jochen noch mal geschwind zur Unterkunft gelaufen und hat Plastikgeld geholt. Aber: dieser Eintritt gilt jetzt 3 Tage lang. Kerstin hat dabei gleich kapituliert, ihr setzte wohl noch etwas die Dengue-Impfung zu.

Also sind wir zu dritt den Fluß hochgelaufen. Nein, es war eher ein gekraxel im Fluß über große Findlinge. Aber wieder wunderschön, mit toller Landschaft und Tierbeobachtungen.

Neuer Tag, neues Glück. Kerstin muß auch heute wieder pausieren. Wir laufen zu dritt einen weiteren Weg hier in Lencois – diesmal ohne Eintritt. Wieder eine schöne Tour von 10 km zum Fluß „Ribeirào do Meio“. Ein Wasserfall mit „Naturrutsche“ und Schwimmbecken. Der Rückweg war dann etwas abenteuerlicher, da es am Hang des Flußes entlangging, und wir erst den Zugang zu dem Weg nicht gefunden haben. Echt toll. Unterwegs noch einen Einheimischen mit seiner Familie getroffen, der hochgelaufen kam und uns entsetzt fragte, ob wir den Weg kennen würden. Der wäre nicht so einfach!!! Das haben wir mal bestätigt, wir wüssten, wo es lang geht. Er kommt uns da mit Kindern und Enkeln entgegen, die teilweise in Flip-Flops unterwegs waren. Wieso sollten wir in Wanderausrüstung diesen Weg nicht schaffen?!?!? War auch nicht so wild, bis auf einmal falschen Weg nehmen und umdrehen – weil da geht es definitiv nicht mehr weiter.

Als letztes Ziel haben wir uns noch einen Gipfel ausgesucht – den „Morro do Pai Inácio“ und danach denn Wasserfall „Poco do Diabo“. Hierfür mit dem Auto angefahren und was wohl? Eintritt. Bei bewölktem Himmel und noch leichten Regen (nach dem starken am Morgen) begonnen, den Berg hochzulaufen. Na, Sicht auf die umliegenden Berge werden wir wohl nicht haben. Wieder ein toller Weg den Hang entlang und oben ein Plateau, auf dem nach dem Regen viele, viele kleine Wasserbecken gefüllt waren und viele Sträucher, Bäume und Gräser wachsen. Und: an einem Eck ganz viele Orchideen. Und, was ist, wenn Engel reisen? Der Himmel reißt auf, die Sonne kommt raus und wir haben tatsächlich noch Fernsicht bekommen. Der darauf folgende Besuch am Wasserfall war dann sogar ohne Eintritt zu bekommen. Das hat sich doch echt gelohnt, daß wir bei dem Regen losgezogen sind und nicht in der Pousada sitzen geblieben sind.

Noch ein Wort zu Lencois. Das ist ein typischer Touri-Ort. Sind wir in unserer Pousada auf der „ruhigen“ Seite hoch oben am Berg ist das Zentrum über dem Flüßchen drüben doch ein durch und durch touristisches Stadtzentrum. Mit einem Lokal neben dem anderen. Was sich auch an den Preisen deutlich bemerkbar macht. Sind wir von Jacaré noch verwöhnt, daß wir für 3 – 5 € richtig satt werden, sind wir hier deutlich höherpreisig unterwegs, was nicht unbedingt heißt, daß es besser ist.

Was wir auch festgestellt haben: In Brasilien immer ein Fleischgericht bestellen! Das ist definitiv günstiger als jeder Salat oder eine einfache Portion Pommes. Für die bezahlt man hier schon mal gerne 7 €, während ein Fleischgericht mit Beilagen 6 € kostet. Während bei uns zu Hause eine Pizza immer ein günstiger Sattmacher ist, ist das hier eher eine High-Class-Delikatesse, unter 10 € eigentlich nicht zu bekommen. Also: Fleisch!

Unsere Rückfahrt treten wir wieder getrennt voneinander an, da Kerstin und Mike direkt zurückfahren werden. Wir werden diesmal auch eine andere Route fahren und noch in Olinda vorbeifahren. Salvador lassen wir mal aus, das soll eh so kriminell sein.

Unterwegs haben wir dann bei einer großen Industriestadt in einem „Grande Hotel“ übernachtet mit Blick auf den Fluß. In dieser Gegend haben wir dann verwundert festgestellt, daß es auch relativ „clean“ zugehen kann. Diese Stadt war wirklich sauber; wenig Müll, der herumlag und auch der Portier bestätigt und, daß diese Stadt „sehr sicher“ ist. Tja, das ist wohl wirklich so: wo Geld verdient werden kann und etwas vorhanden ist, ist es wohl sauberer und sicherer. Was wir hier auch festgestellt haben: buchen über Booking ist hier wohl eher günstiger! Wir haben uns den Preis angeschaut, sind ins Hotel gefahren, haben dort nach dem Preis gefragt. Da wollte er doch tatsächlich mehr, als auf Booking. Ihn darauf angesprochen, sagte er, daß er den Booking-Preis nicht machen kann. Wir sollten doch hier noch über Booking buchen und wenn er die Mail erhalten hat, sind wir drin. Das könne halt bis zu 30 Minuten dauern. Also haben wir das halt so gemacht und die Zeit in der Lobby abgesessen.

In Olinda sind wir dann relativ spät im Dunkeln angekommen (hier wird es um 18 Uhr dunkel) und haben noch im Auto über Booking unsere Unterkunft gebucht – ein altes Kloster im Zentrum vom historischen Olinda – super.

Aber auch hier wieder erst mal Ärgern angesagt. Wir kommen oben am Berg an, das Navi sagt „das Ziel ist rechts von Dir“ – wir sehen nix. An der großen Kirche sagt uns ein Parkplatzzuweiser, daß wir rumdrehen müssten, wir wären schon dran vorbeigefahren. Also zurück. Hier wieder ein „Wächter“, der uns klarmacht, daß wir das Auto da stehen lassen sollen, er zeige uns die Pousade und sein Kollege bewacht unser Auto. Aha! Jochen bleibt stur sitzen, ich komme mit. Er führt mich durch hintere Gasse zu einem Eingang und klingelt. Doch nichts passiert. Ich bin mir sicher, daß ist nicht unser gebuchtes Hotel; hier gibt’s keine Parkmöglichkeit und der Eingang sieht definitv nicht nach Kloster aus. Nach 5 Minuten gibt er auf und wir gehen zum Auto zurück und schwupps ist er weg. Er wollte uns wohl in einer anderen Pousada unterbringen, wo er mitverdient. Also eine weitere Person angesprochen und gefragt. Dieser Herr war dann so nett, mit seinem Fahrrad vorauszufahren und uns unsere Unterkunft zu zeigen. Danke.

Auch eine sehr schöne Unterkunft, alles noch so gelassen, wie es früher war. Die Zimmer sind wohl die alten Zellen. Ich habe uns die „Luxus“-Variante gebucht mit eigenem Klo und Bad und nicht mit Gemeinschaftsbad auf dem Flur. Zum Essen noch mal rausgegangen, da es hier im Kloster nur für eine gebuchte Gruppe Verpflegung gibt. Leider wieder voll auf Touris ausgelegt. Jeder fragt nach Geld und auch das Essen war sehr teuer. Ich wollte nur eine Kleinigkeit, da wir ja unter Mittag in einem Self-Service gut gespeist hatten. Kleinigkeiten gibt es nicht, also habe ich halt einen Nachtisch als Hauptspeise gegessen.

Am nächsten Vormittag sind wir dann durch Olinda geschlendert – in größter Hitze. „Olinda, amtlich Municipio de Olinde im Bundesstaat Pernambuco ist eine der ältesten Städte Brasiliens. Das Juwel barocker Architektur ist bis heute ein Spiegelbild der europäischen Kultur des 17. Und 18. Jahrhunderts und ist seit 1982 UNESCO-Welterbe => Wikipedia“. Ein nettes, kleines Örtchen mit alten Häusern die auch mal frische Farbe dran haben und alles gleich viel freundlicher aussehen lassen, ja. Aber die Lust verging uns relativ rasch bei den Temperaturen. Also ab ins Auto, Klimaanlage an und nach Hause. Vor uns hin schwitzen können wir dann ja auch auf dem Boot, und das ganz ohne Bewegung dabei.

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Brasilien – wo bitte geht’s zum Carnival?

So langsam leben wir uns hier ein und verbringen den Tag, wie so viele Brasilianer: mit süßem Nichtstun, da es vieel zu heiß ist, etwas zu machen.

Die zweite Woche hier für uns ist ja die Karnevalswoche – wir hatten so unsere Erwartungen. Einmal kam der Gedanke auf, warum nicht gleich Karneval in Rio, wenn wir schon mal da sind. OK, gestrichen. Für einen Inlandsflug hier zur Karnevalszeit können wir sonst einmal Europa und zurück bekommen. Wir sind ja nicht Krösus. Schauen wir halt mal ne Nummer kleiner – Recife. Aber auch hier – Hochkonjunktur, Zimmerpreise uff. Außerdem haben wir ja am vergangenen Samstag feststellen können, wie laut die Brasilianer ihre Feste verbringen, das brauchen wir so ja eigentlich nicht. Also muß es auch hier in Joao Pessoa genügen.

Am Montag soll ein Umzug sein, also treffen wir uns da mal mit der Margna-Crew. Dieser sollte um 17 Uhr beginnen, also sind wir (typisch deutsch) natürlich rechtzeitig um 16.45 Uhr vor Ort, um uns einen guten Platz zu sichern. Die Straße füllt sich mit Menschen…aber sonst passiert nix. Aber endlich gegen 18 Uhr geht es los. Leider sehr ernüchternd für uns. Es waren 3 Musikgruppen, wobei man die 3. Gruppe leider akkustisch schon gar nicht mehr wahrnehmen konnte, da direkt dahinter die großen Musik-Trucks fuhren, wie wir sie von der Loveparade kennen. Ein ganzer Truck nur aus Boxen, in einer Lautstärke, daß Dir das Gehör wegfliegt. Und direkt vor den Boxen laufen die Eltern mit Ihren Kindern – brutal. Nach dem dritten Truck haben wir beschlossen, das brauchen wir nicht. Hatten wir doch auf Sambatänzerinnen gehofft und auf tolle Kostüme. Also fahren wir mal zurück in unsere beschauliche Marina.

Nächster Versuch in Sachen Karneval: Samstag in Joao Pessoa. Hier soll ein traditioneller Umzug sein. Also diesen ansteuern, ebenfalls mit der Margna-Crew und der Salto-Crew. 7 erwartungsvolle Menschen unterwegs. Auch das: ernüchternd. Dies war wohl kein Umzug, sondern ein Wettbewerb für die einzelnen Gruppen. D.h. die einzelnen Gruppen sind im 30-Minuten-Takt vorbeigezogen und konnten sich hier so ca. 15 Minuten lang vor der Jury in ihrem Thema präsentieren. Wir haben es geschafft, 5 Gruppen anzusehen. Die ersten war in Ordnung, die dritte wirklich toll. Die vierte hatte zwar ein interessantes Thema (die Vernichtung der Ureinwohner), aber da war leider null Stimmung dahinter. Gehen wir halt zum Platz zurück, wo heute Nachmittag noch die Bühne aufgebaut wurde. Also zurückmarschiert – Ernüchterung pur. Es war zwar Musik, aber scheußliche. Null Stimmung, eine Masse an Menschen, die trinkt und isst. Und:   laut!!!! Kapitulation, nach Hause.

Mehr Glück hatten wir dann eigentlich direkt vor unserer Marina, wo am Faschingsmontag bei den Fischern Musik gedröhnt hat und auch eine örtliche Combo live Musik gemacht hat – zwar irgendwie immer nur 3 Lieder, aber da war ja mehr Stimmung als am Samstag in Joao Pessoa.

Das war’s in Sachen Karneval in Brasilien für uns.

Inzwischen haben wir auch etwas die Gegend erkunden: wir sind mit dem Zug nach Cabedelo gefahren, haben dort das Fort besichtigt und auf dem Markt unser erstes Obst erworben. Aaah, frische Melonen und Ananas. Da wir meist unter Mittags in einem der Buffets essen (die Brasilianer essen eher mittags als abends), gibt es zum Abend häufiger nur mal einen Obstsalat. Das langt bei dieser Hitze aber auch.

Mit der „Fähre“ sind wir über den Fluß auf die andere Seite nach Ribeira übergesetzt. Vorbei an den Mangroven zu einem kleinen Ort. Es sieht alles sehr idyllisch aus, wenn nicht überall der Müll herumliegen würde. Es stört die Menschen hier anscheinend überhaupt nicht, daß ihr Garten eine einzige Müllhalde ist. So eine tolle Natur ☹ Und auch hier wieder: Laut!!! Wir sitzen gemütlich am Fluß und schlürfen an unserem Caipirinha, als es plötzlich wieder laute Musik wummert. Hat nicht 50 Meter weiter jemand sein zu einer Box umgebauten Auto geparkt und dröhnt alles zu. Selbst, als wir noch etwa 2 km weit in die gegengesetzte Richtung laufen, hören wir die Musik noch deutlich. Unglaublich. Die müssen eigentlich alle taub sein.

Was wir hier auch kennengelernt haben: Saft mit Milch! Was ich nie gedacht hätte in dieser Kombination: das schmeckt echt lecker und ist sehr erfrischend.

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Brasilien

Jetzt sind wir schon eine Woche in Brasilien – wie schnell doch die Zeit vergeht.

Wir sind angekommen in einer scheinbar ganz anderen Welt, wo die Uhren anders ticken. Brasilien ist landschaftlich schön, sehr warm, mit sehr freundlichen Menschen, die fast ausnahmslos nur portugiesisch sprechen (die Sprache, mit der wir so gar nichts anfangen können), arm und reich und vor allem: laut. Brasilianer feiern gerne und das in enormen Lautstärken. Und: Brasilien ist Bürokratie pur. Wer denkt, daß wir Deutschen da die Weltmeister sind, der irrt. Hier wird gerne mit Papier gehandelt.

Aber der Reihe nach:

Kaum richtig festgemacht am Steg, wurde mit so ziemlich jedem hier ein Schwätzchen gehalten. Ruck Zuck sind da zwei Stunden in praller Sonne um und wir haben unseren ersten Sonnenbrand!! Dachten wir, wir wären durch den permanenten „Außenaufenthalt“ doch schon durchgebräunt und Sonne gewöhnt – falsch gedacht. Hier in der Nähe des Äquators brennt die Sonne ganz anders.

Die Marina hier ist klein und familiär und der Liegeplatz hier im Fluß Paraibo ist sehr ruhig ohne viel Geschaukel und Gezerre an den Festmacherleinen. Lediglich wenn wieder ein Brasilianer sein Motorboot im Fluß vorbeijagt, kommt hier die Welle an und es schaukelt etwas. Aber schlafen – ein Traum. Bettdecken und Co. wurden weggeräumt, die brauchts hier wirklich nicht. Das ist das einzige Manko: man schwitzt beim Schlafen 😊

Strand in Cabedelo

Ganz typisch für Brasilien sind die sogenannten „Self service Buffets“ – man bedient sich am Buffet und die Bezahlung erfolgt dann nach den jeweiligen Regeln des Restaurants. Es gibt Buffets, wo ein fester Preis für einmal Essen holen bezahlt wird. z.B. hier im Ort bei Rivane sind das umgerechnet 3 €. In Intermares beim Buffet ist das Ganze dann auf 2 Fleischstücke begrenzt, Beilagen so viel man will oder aber es wird der Teller gewogen und nach Gramm abgerechnet, wobei egal ist, was auf dem Teller liegt. Hier wird man auf jeden Fall satt und wir konnten unsere erste Fleischgier nach 12 Tagen segeln erst einmal befriedigen. Brasilien ist ein Fleischland – genau wie Argentinien.

Nun mal zu unseren Erfahrungen über die Einreise. Was sind wir in Europa doch verwöhnt mit dem Reisen ohne große Zollformalitäten. Hier heißt es, daß man 3 verschiedenen Behörden anlaufen muß; und das auch noch in richtiger Reihenfolge. Wir haben hierfür den Service eines Taxifahrers in Anspruch genommen, der die Aufträge von der Marina vermittelt bekommt. Er kennt sämtliche Mitarbeiter und Behörden und geht als Agent mit und hilft dabei. Das hat uns sehr geholfen, vor allem da wir gleich noch mehr andere Botengänge mit erledigt haben, die er sprachlich für uns geregelt hat. Das war für hiesige Verhältnisse nicht günstig, hat uns aber insgesamt nur 7 Stunden an Zeit gekostet. Das Nachbarboot, daß das alles alleine erledigt hat, waren 2 volle Tage beschäftigt, ohne daß sie das „Zusatzprogramm“ hatten.

Die erste Anlaufstelle ist die Immigration bei der Policia Federal, also das Visum für uns beide. Hier müssen alle Crewmitglieder persönlich vorstellig werden. Man bekommt sein Visum in den Pass gestempelt – maximal 90 Tage, nicht verlängerbar. Es sei denn, es gibt driftige Gründe. (medizinisch, technisch). Diese ist hier im Hafen von Cabedelo, etwa 20 Minuten Fahrt mit dem Taxi.

Wenige Schritte weiter im Hafen geht es dann zur „Customs“, der Receita Federal, dem Zoll. Hier muß ein vorher im Internet ausgefülltes Formular (hat uns unser Marinabüro gemacht) vorgelegt werden über die Daten des Schiffes, u.a. dem Wert des Schiffes, da sich evtl. verhängte Strafen am Wert des Schiffes bemessen. Daher: Wert gaaaanz unten ansetzen. So, dann ist auch das Schiff offiziell eingereist und darf solange  bleiben, wie unser Visum gilt. Sollten wir ausreisen wollen und das Schiff hier lassen, muß ein sogenannter Überlassungsvertrag mit der Marina hinterlegt und genehmigt werden. Dann könnte das Schiff max. 2 Jahre hierbleiben. Wir haben vorsichtshalber dieses Dokument auch gleich mit abgegeben, man weiß ja nie. Sonst müssten wir den ganzen Gang nochmals machen.

Danach muß man zur Capitania. (die Hafenbehörde) Diese ist dann in Joao Pessao. Also wieder den ganzen gefahrenen Weg zurück in die andere Richtung. 30 Minuten Autofahrt. Dort angekommen – jetzt ist Mittagspause. Also gehen wir erstmal was futtern.

Wieder in der Capitania – ich weiß nicht, welchen der vielen Zettel er jetzt will, also kriegt er mal alles in die Hand gedrückt und geht kopieren und scannen. Jetzt sind wir auch offiziell im Hafen angemeldet.

Das war aber noch nicht alles: die Capitania stempelt den Überlassungsvertrag mit der Marina ab. Diesen Stempel will aber der Zoll nochmals sehen, damit auch jeder hier Bescheid weiß. Also von Joao Pessao wieder zurück nach Cabedelo in den Hafen. Kurz Dokument mit Stempel gezeigt – alles gut.

Zwischendurch haben wir aber auf dem Weg noch zwei weitere Dinge erledigt:

Wir wollen eine Telefonkarte, damit wir unterwegs auch digital sind. Ist für uns wichtig, wenn es um das fußläufige navigieren geht – Google Maps lässt grüßen. Um eine Telefonkarte kaufen zu können (oder auch nur einen Wasserfilter im Baumarkt) benötigt man hier aber eine Steuernummer, die CPF-Nummer.

Hierfür kann man online (wie einfach) einen Antrag ausfüllen und bekommt eine Vorgangsnummer. Damit muß man aber zur Behörde und bekommt dort dann seine Steuernummer. Also auf zum Finanzamt. Nummer ziehen und im Wartesaal Platz nehmen. Oh mei – Menschenmassen vor uns. Wir haben die Nummer CPF18 erhalten. Jeder Vorgang bekommt hier sein eigenes Merkmal. Die Aufrufe erfolgen über Bildschirme. OMG!!! Hier wird gerade erst die CPF06 aufgerufen. Nach etwa 20 Minuten verlässt unseren Taxifahrer die Geduld und er geht nochmals zu dem Herrn, der die Nummern ausdruckt. Er kommt zurück und hält nun plötzlich die EP6 in der Hand. Und – nach zwei Minuten werden wir aufgerufen. Wir hätten, ohne unseren Fahrer, den ganzen Nachmittag da verbracht.  Ich weiß nicht, was er dort erzählt hat und was EP bedeutet. Vielleicht extreme Priority?!?!?!

Mit der Steuernummer auf in das Einkaufszentrum zur Telefongesellschaft. Bei der ersten („Claro“) erklärt der Herr, daß die Steuernummer noch nicht freigeschalten ist und ich morgen noch mal kommen soll. Also gehen wir zu „TIM“,( ist sowieso unserem Taxifahrer lieber – Provision vielleicht). Hier klappt es und wir haben endlich eine Telefonkarte. Zu diesem Thema später mehr, das wird auch noch zum Drama. Was aber ganz toll ist: Datenschutz interessiert hier nicht. Mein Personalausweis wird gescannt und im System hinterlegt, ebenso meine Steuernummer und dann wird noch ein Foto von meinem Gesicht gemacht, welches auch gespeichert wird.

Nun sind wir offiziell eingereist, haben sogar eine brasilianische Steuernummer und eine Telefonnummer – was willst Du mehr? Erster Tag – vorbei.

Abendstimmung

Am Abend fahren wir dann mit der MARGNA-Crew im Dinghi zum abendlichen Bolero-Event. Hier am Flußufer von Jacaré wird jeden Abend von einem Saxophonspieler auf einem kleinen Motorboot zum Sonnenuntergang der Bolero von Ravel gespielt. Ein großes Spektakel, zu dem täglich viele Brasilianer anrücken. Das Flußufer ist in diesem Abschnitt eine Flaniermeile mit Souvenirshops, Getränke- und Essensbuden und könnte auch auf Malle sein. Dieser Abschnitt ist etwa 200 Meter lang, davor und dahinter ist sonst nix. Es war aber auch echt nett, ihm zuzuhören, wie er da so durch das Ankerfeld der brasilianischen Ausflugsboote tuckert und spielt.

Jeden Abend zum Sonnenuntergang- Bolerotime

Was kann ich sonst noch so berichten? Also hier ist es irgendwie so, daß man immer eine Nummer zieht, wenn man etwas benötigt. Nicht nur beim Finanzamt, wie oben erwähnt. Auch beim Kauf der Telefonkarte haben wir eine Nummer erhalten und alles geht geordnet der Reihe nach. Der Brasilianer ist sehr geduldig. Beim Bäcker muß man bei Eintreten eine elektronische Karte ziehen, wo der Im-Haus-Verzehr aufgebucht wird und diese an der Kasse abgerechnet wird. Dann schaltet er sie wieder frei und man kann die Bäckerei auch wieder nur mit Abgabe dieser Karte verlassen. Crazy!

Ansonsten haben wir bisher noch nicht so viel angeschaut, da es echt verdammt heiß ist und ab 10 Uhr eigentlich nix mehr geht. Erst ab dem Spätnachmittag, wenn es dann schon wieder dunkel wird, ist es angenehm und gut auszuhalten. Was wir nicht haben, was aber alle denken: Feuchtigkeit. Hier ist es zwar heiß, aber nicht feuchtheiß. Jochen hat nach der Ankunft in der Marina mal vorsichtshalber nach einen Luftentfeuchter für das Boot gefragt und bekam zur Antwort: „Ich verkaufe Dir einen, wenn Du unbedingt willst. Aber Du brauchst das hier nicht“. Auch sind wir in einem Fluß mit Mangroven am gegenüberliegendem Flußufer – aber ein Mückenproblem haben wir auch nicht.

Wir haben unser Schiffchen mal auf Vordermann gebracht und die dicke Salzschicht abgespült. Es wurde ein Berg Wäsche gewaschen und auch die Staubschicht im Boot entfernt. Auch unsere Segel haben eine Süßwasserspülung erhalten. Wir wissen ja noch nicht, wie lange wir jetzt letztendlich hier liegen bleiben werden. Wir spielen gerade in Gedanken diverse Szenarien durch, wie es bei uns weitergeht.  Die Zeit wird zeigen, wie wir uns entscheiden. Hierfür müssen wir erst mal ein paar Infos zusammentragen und recherchieren. Die Nachbarn der SY Margna z.B. lassen ihr Schiff hier an Land stellen, für eineinhalb Jahre, um dann auf dem Landweg Südamerika zu erkunden, auch eine der vielen Möglichkeiten.

unsere Straße zum Hafen

Ansonsten kann ich gerade nicht viel erzählen:

Das Essen ist superlecker, die Eisdiele hier an der Flaniermeile ist eine Selbstbedienungseisdiele, wo am Schluß gewogen wird. (Das Kilo Eis für umgerechnet ca. 6 €) Ratet mal, wo wir fast allabendlich aufschlagen?

Jetzt zu unserem gestrigen Tag:

nachdem wir ja am vergangenen Montag glücklich die Telefonkarte in des Skippers Handy eingelegt hatten, tat sich erst mal nichts. Der Herr vom Telefonladen erklärte uns dann, das könne etwas dauern. Wir sollten abwarten.

Auch am nächsten Tag ging noch nichts und Jochen hat dann versucht, hier mit Nicolas von der Marina das Ganze zum Laufen zu bringen. Wieder Guthaben aufladen, und und und. Nachdem auch die Einheimischen kapitulierten, sind wir gestern dann mit Uber nochmals zum Einkaufszentrum gefahren. Im ersten Laden erklärte uns der Verkäufer, daß er jetzt ein Update angestoßen habe und wir warten müssten. ??? Er hat doch gar nix gemacht, außer seine WhatsApp-Nachrichten auf seinem Handy zu beantworten. Also auf zum zweiten Laden. Hier war der Herr dann so nett und hat mit Jochens Handy das telefonieren angefangen (wohl mit der Telefongesellschaft) und hat sich da schön mit einem Computer unterhalten „Ja“, „Nein“, usw. So- in zwei Stunden sollte es laufen. Also drücken wir uns halt zwei Stunden im Zentrum rum und essen hier zu Mittag. Nach zwei Stunden – nix. Neue Idee: Gehen wir zu nem anderen Anbieter und kaufen dort eine neue Karte für Sabinchens Telefon. Ist ja nicht so teuer und kann ja nicht schaden. Alles klar, nettes Mädel. Kopiert wieder, Scannt Gesicht – volles Programm. Nur um dann festzustellen, „nein, die Dokumente (Reisepass) werden nicht akzeptiert“. Also wieder zu unserem Verkäufer von heute morgen. Neue Auskunft: „das kann bis zu 24 Stunden dauern“.

Jetzt haben wir die Schnauze voll, warten wir halt bis morgen. Jetzt gehen wir erst mal zu unserem Treffen mit den Bootsnachbarn hier im Park, wo Musik und Feiern angesagt ist. Jeden Samstag ist hier Volksauflauf mit viel Bier, Caipirinha, Essen und Tanzen. Da ist sie wieder: die Feierlaune der Brasilianer bei voller Lautstärke. Für unsere Ohren ist das wirklich sehr schmerzhaft und gewöhnungsbedürftig. Aber, die Brasilianer feiern mit jedem, ob sie ihn verstehen oder nicht.

Gerade tauscht sich Jochen mit Silvio aus, der eine funktionierende Telefonkarte besitzt – schwupp, nun funktioniert sie plötzlich. Jetzt ist alles gut – wir sind auch unterwegs im Notfall wieder online oder wenn wir eben Onkel Google etwas fragen müssen.

Samstagnachmittag in Joao Pessoa – Samba, Caipirinha, Bier und Essen aller Art
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Afrika – Cabo Verde

Ah, war das schön. Schlafen vor Anker, ohne von links nach rechts zu rollen und mit dem Skipper nebendran – da schläft es sich schon vieeeel besser.

Nach dem Frühstück haben wir gleich in die Marina verlegt und haben einen „Außenliegeplatz“ und somit das Ankerfeld, die Zufahrt und die Tankstelle im Blick. An uns kommt keiner vorbei!!!

Wir wurden auch, kaum daß wir festgemacht hatten, von Andre und Tasja begrüßt, für die wir zwei Pakete von Gran Canaria mitgebracht haben. Die beiden haben schon sehnsüchtig auf uns gewartet, denn sie wollten endlich los. Somit war das ein „Hallo, schön daß Ihr das seid“ und „Tschüss, Gute Fahrt“ gleichzeitig.

Auch haben wir mal wieder die TO-Boote im Hafen abgeklappert, um zu sehen wer noch so da ist. Wir sind hier doch schon eine ganz schöne Truppe und haben gleich an diesem Abend noch ein spontanes TO-Treffen in der Pizzeria auf ein paar Getränke.

Wir haben natürlich vorher noch unseren restlichen Fisch zubereitet. Diesmal habe ich das Messer bemüht und aus dem Fisch zwei Filets geschnitten. Das ging besser, als ich erwartet habe. Ich bin guter Dinge, daß das in Zukunft flutscht. Er war wieder sehr lecker und eine gute Grundlage für unsere Ankommensdrinks.

Tagsüber haben wir uns erst einmal bemüht, daß unsere nötigen Reparaturen auf den Weg gebracht werden. Entgegen aller vorherigen Informationen bekommt man hier in Mindelo doch ziemlich alles gut geregelt, man muß halt ein paar Leute fragen. Aber direkt vor Ort ist ein Händler/Werkstatt, die einem Deutschen gehört, der gleichzeitig die TO-Vertretung hier ist. Wenn die etwas nicht machen können, dann wissen sie, an wen man sich wenden muß.

Auch ist die Versorgung mit Lebensmitteln nicht so knapp, wie gerne geschrieben wird. An manchen Tagen gibt es halt nicht alles, aber prinzipiell wird man hier nicht verhungern und sich ganz gut eindecken können. Klar, ist teilweise etwas teurer, weil vieles importiert werden muß.

Die Insel Sao Vincente, auf der wir sind, hat leider nicht so viel zu bieten. Eine karge Insel mit ganz wenig „Grün“. Hier ist wirklich nur die Stadt Mindelo der Anziehungspunkt. Gut, es gibt noch den „Turtle Beach“, zu dem wir auch mit Matthias + Katja von der Chilly hingefahren sind. Dort kann man mit Schildkröten schnorcheln. Ein langer Sandstrand mit einheimischen Fischern und eben einigen Booten der Schildkrötenausflügler. Die füttern die Kröten mit Algen etc. an, so daß die zahlenden Gäste auch wirklich welche sehen. Wir Nichtzahler wurden höflich gebeten, hier nicht zu schnorcheln, sonst müssten wir bezahlen. ??? Naja, wir hatten sie ja vorher schon gesehen, bevor die Ausflugsboote aktiv wurden.

Nach diesem Trip sind wir dann noch die gesamte Insel abgefahren. Das geht ziemlich zügig, gibt es hier doch irgendwie nur drei Straßen, die die drei Hauptorte verbindet.

Viel schöner gestaltete sich da der Ausflug zur Nachbarinsel Santo Antao. Hier haben wir zusammen mit der Crew der Chilly und der Hello Gitti einen Tagestrip gebucht. Mit der Fähre in einer Stunde rübergefahen und dort von einem einheimischen Taxiguide herumgefahren worden. Diese Insel ist sehenswert. Ist sie doch abwechslungsreich, zum Teil grün mit beeindruckenden Schluchten. Wieder ein Wanderparadies, wenn man sich hier mehrere Tage aufhält. Und auch unser „Mittagsimbiss“, der eher einem kompletten Abendessen glich, war sehr lecker.

Unsere Reparaturen gehen auch voran. Die Relingstützen sind beim Richten, der Skipper hat die Genua genäht, den Halterung am Spibaum wieder ordentlich angebracht und widmet sich nun den Lackierarbeiten. Wenn die Relingstützen schon weggeschraubt sind, dann kann man doch gleich mal die ganzen Farbabplatzungen entfernen, schleifen, grundieren und lackieren.

Also ist auch jeden Tag etwas zu tun. Langweilig wird uns nicht. Nach 7 Tagen im Hafen waren wir bisher noch nicht einmal auf dem Markt oder beim Einkaufen.

Die Abende klingen regelmäßig mit einem Absacker in der Hafenbar aus.

Auch mit unseren umliegenden Nachbarbooten haben wir gute Kontakte, so daß wir langsam international werden. Inzwischen hat uns unser britischer Nachbar Toni verlassen mit der Bitte, ob wir ihm ein Paket mit nach Cabedelo in Brasilien mitnehmen könnten. Er hatte sich einen neuen Propeller bestellt, der leider noch nicht angekommen ist. Seine Aussage war so ungefähr:

„wenn wir uns in Cabedelo nicht mehr treffen, dann habt Ihr halt einen neuen Propeller“ Tja, der würde nur leider nicht zu unserer Maschine und Welle passen. Also ich denke, wir werden Toni auf alle Fälle in Brasilien treffen und ihm sein Paket geben. Vorausgesetzt, es kommt noch an, so lange wir da sind. Aber die Chancen stehen gut.

Der Ursprungsplan, hier nur circa 3 Tage zu verbringen wurde ja aufgrund der Reparaturarbeiten gleich mal auf eine Woche verlängert. Jetzt kommt aber noch hinzu, daß über dem Atlantik auf Höhe der Kanaren ein ordentliches Tief einiges aufwirbelt. So soll jetzt zur Mitte der Woche die daraus entstehende Welle hier unten ankommen mit ordentlichen Höhen in kurzen Abständen. Und dazu fast kein Wind, eher eine Flaute. Da macht das Segeln (oder Motorfahren) wirklich keinen Spaß. So daß selbst die, die diese Woche Montag losfahren wollten, entschieden haben, wir warten bis nächstes Wochenende und schauen mal, wie sich das entwickelt. Wenn man schon eine Fahrt über den Teich mit cirka 20 Tagen hat, dann möchte man nicht schon mit der Gewissheit losfahren, daß man die ersten 5 Tage nur großes Geschaukel hat. Somit sind wir hier weiterhin eine große Truppe an deutschen Booten.

Zwischenzeitlich haben wir neue Bootsnachbarn bekommen. Eine zusammengewürfelte Männertruppe aus spanischsprechenden Ländern. (Spanien, Argentinien, Chile, Dänemark (!?!?)…) Sehr nett. Damit wir in Südamerika wieder „online“ gehen können, hat Jochen unser Starlink von Europa versucht auf Südamerika umzustellen. Hierfür muß man eine „Heimatadresse“ angeben. Der Versuch, dies auf eine Marina in Brasilien zu machen, scheiterte daran, daß man für eine Anmeldung auf Brasilien eine brasilianische Steuernummer benötigt. Was tun? Fragen wir doch mal den Nachbarn, der kommt doch aus Chile. Und nach mehrfachem Hin und her wegen der Verständigung und zwei „Zwischenübersetzern“ haben wir nun eine Heimatadresse in Chile bei Manuel. 😊 Somit sind wir guter Dinge, daß wir in Südamerika erreichbar sind und jederzeit unsere Wetterdaten problemlos abrufen können.

Die Tage vergehen hier mit lange ausschlafen, eine neue Farbschicht auftragen, Nachbarboote besuchen, in die Stadt laufen und Dinge besorgen. So sind ganz schnell zwei Wochen hier rum, ohne daß wir es bisher geschafft haben, am Stadtstrand zu baden.

Nun treffen auch wir die letzten Vorbereitungen, um endlich unseren „großen Sprung“ über den Teich anzutreten. Die Reparaturen sind abgeschlossen, das Rigg gecheckt, die Rettungsmittel nochmals getestet und Frischeproviant (soweit hier möglich) aufgestockt. Gestern haben wir bereits zwei deutsche Boote verabschiedet und wir werden wohl am Montag auch mit 2 weiteren Booten losfahren. Alle sind hier auf dem Sprung und warten das passende Wetterfenster ab. Dann werden wir wieder für etwa zwei Wochen „not available“ sein und nur blau, blau, Delfine, Wale und Fische sehen – und als Highlight vielleicht einmal einen Frachter.

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Adieu Europa

Unsere Tage auf Gran Canaria sind gezählt. Haben wir die letzten Tage vor Weihnachten damit verbracht, noch einige Dinge zu besorgen wie z.B. neue Wanderschuhe für Jochen, da sich bei seinen aktuellen die Sohle löst und schon das Nachkleben beim Schuster nur für kurze Zeit gehalten hat.

Wohin auf Gran Canaria, um Wanderschuhe in Größe 47 zu bekommen. Uff – die Spanier haben wohl eher kleinere und dafür breitere Füße. Das Sortiment hört regelmäßig bei Größe 45 auf, mit Glück gibt es mal ne 46. Endlich im letzten Laden, der natürlich am weitesten Weg von der Marina ist, sind wir fündig geworden. Naja, eher ein Kompromiss. Ein Schuh, der endlich in der Länge passt, aber eigentlich etwas zu weit ist. Sollte aber mit den Einlegesohlen und Socken zu regulieren sein. Ein ganz toller Bergsportladen mit gutem Sortiment. Merken: LIMA Sport in Las Palmas. Und sehr kompetenter Beratung, der auch genau wußte, wo er noch welche Schuhe stehen hat.

Den Heiligabend haben wir noch als Abschiedsabend im Hafen genossen. Nach allen Telefonaten mit der Familie kamen Kai von der Sailaway sowie Till und Volker von der VEGA zum Abendessen zu Besuch. Eigentlich hatten wir Kai eingeladen, da er sich hier nochmals mit uns verabredet hat und „extra für uns“ pünktlich zu Weihnachten nach Las Palmas gesegelt kam. Heiligabend morgen kam dann der Anruf von ihm, ob er denn noch 2 Freunde mitbringen dürfte. Die sind jetzt auch extra wegen ihm nach Las Palmas gekommen, um mit ihm Weihnachten zu verbringen. Gut – die zwei wollten wir eh endlich persönlich kennenlernen, planen sie doch genau wie wir die Route nach Südamerika.

Nach dem Essen kamen dann noch unsere beiden holländischen Nachbarn Herma und Andre mit an Bord zur geselligen Runde.

Am 1. Weihnachtsfeiertag hieß es für uns, dann zeitig aufstehen und Boot vorbereiten. Pünktlich wie geplant, sind wir um 9 Uhr aus dem Hafen ausgefahren. Andre half noch beim Ablegen und Kai hat in seinem Schlauchboot vor der Hafeneinfahrt zum Abschied bereit gestanden und gewunken.

Nun geht es cirka 7 Tage lang Richtung Südwesten, nach Mindelo auf der Insel Sao Vincente der kapverdischen Inseln.

Vor der Hafeneinfahrt heißt es durch die ganzen vor Anker liegenden Frachter durchschlängeln. Leider steht hier wieder eine ganz blöde Welle, was sich aber nach und nach gebessert hat je mehr Abstand wir zur Küste gewinnen konnten.

Ab jetzt sollten wir einen beständigen Wind immer aus nördöstlicher Richtung, also von hinten haben. Gegen Abend haben wir dann zum ersten Mal unsere Segel in die Schmetterlingstellung gebracht: die Genua auf die Backbordseite und das Großsegel auf die Steuerbordseite. Das gibt den maximalen Vortrieb bei Wind von hinten. Die Windsteueranlage fährt schön ihren Kurs.

unsere beiden Segel in Schmetterlingsstellung

Die Welle ist nicht ganz so schön, zusammen mit den Böen ist das etwas ruppig, aber wir kommen gut voran.

Und püntklich zum Ende der Nachtschicht gegen 6 Uhr passiert es dann: die Windsteueranlage fährt das Boot aus dem Ruder und verursacht uns eine Patenthalse. D.h. Das Großsegel bekommt von der falschen Seite den Wind und schlägt mit  voller Kraft auf die andere Bootsseite über. Wir hatten zwar einen Bullenstander gesetzt (dies ist eine Leine, die den Baum nach vorne Richtung Bug fixiert, so daß der Baum eigentlich nicht überschlagen kann), aber dieser hat leider der Kraft nicht gehalten. Meist geht hier etwas kaputt, bis hin zum Mast- oder Baumbruch, bei uns natürlich auch. Falsch: der Bullenstander hat gehalten, hat aber alles mitgerissen was ihm in den Weg gekommen ist: Eine angeschweißte Relingsstütze ist abgerissen, zwei weitere sind verbogen, die Curryklemme vom Traveller ist mitsamt Holz ausgerissen, ein Doradenlüfter ist weggeflogen und die Sprayhood hat jetzt Schmauchspuren von der Leine des Bullenstanders in rot und gelb und zwei kleine Löcher.

Es läuft also!!!

Nun war auch der Skipper einmal ratlos wie es weiter geht?!

Option 1: weiterfahren und hoffen, daß wir das in Mindelo reparieren können

Option 2: umkehren nach Las Palmas. Da kriegen wir sicher alles repariert. Bedeutet aber, daß wir jetzt die Strecke gegen den Wind, die Welle und mit 1 Knoten Gegenstrom anfahren müssten. Das wäre ein hartes Stück Arbeit und mit erheblichem Zeitaufwand verbunden.

Also wählen wir Option 1, und weiter geht es.

Die Gute Nachricht von heute: wir haben ein Etmal von 157 Seemeilen (Strecke innerhalb von 24 Stunden).

Der 2. Tag läuft nun etwas langsamer, aber auch insgesamt ruhiger. Am Nachmittag besucht uns wieder einmal eine sehr große Delfinschule, wir schätzten so ca. einhundert Tiere, sie waren rund ums Boot überall. Der Angelerfolg blieb leider bisher aus. Es geht durch die Nacht ohne Probleme und Aufreger.

Am 3. Tag wird der Wind schwächer, wir dümpeln so dahin, bis am Nachmittag der Wind so wenig wird, daß die Segel nur noch am Schlagen sind. Um Material zu schonen, runter damit und Motor an. Aber nach 3 Stunden kommt der Wind zurück, so daß es wieder mit dem Segeln weiter gehen kann. Also Lappen wieder hoch und ab durch die Nacht.

Noch immer kein Angelerfolg – wieder kein Sushi.

Der 4. Tag fängt wieder ganz gemütlich an. Wollen wir nicht mal unseren Blister setzen? Ach, wir haben ja eh nichts zu tun. Normalerweise ist immer cirka eine Stunde rum, bis der rausgekramt und gesetzt ist. Heute dauert es noch etwas länger, da er von unserer letzten Aktion auf der Biskaya, in sich noch total verdreht ist und der Skipper erst einmal die Leinen entwirren muß, damit er sich ordentlich setzen und auch wieder bergen lässt. Das hatte auch geheißen, hoch in den Mast auf offener See. Langsam gibt es auch hier Übung.

Aber irgendwann hängt unser blau-weiß-rotes Glück und zieht uns Richtung Ziel. Ohne Geschlage, ohne Gerolle. Ein Traum.

unser Blister zieht uns durch die Nacht
Sonnenuntergang sieht so aus…..schööön

Wieder einmal Delfine und wieder kein Glück beim Angeln. Aber die Köder werden schön abwechselnd gebadet.

Ein ereignisloser 5. Tag. Nix geangelt, dafür wieder Delfine. Heute Nacht soll der Wind stärkere Böen bekommen, die für unser Leichtwindsegel nicht mehr geeignet sind. Also das wieder runter und die anderen Segel hoch. Da ist es wieder: das schlagen der Genua. Daher die Überlegung, das Großsegel auch wieder zu bergen. Vielleicht bekommt die Genua dann genug Wind und damit mehr Druck, so daß diese nicht mehr schlägt. Ist besser, aber nicht weg.

Das ist halt so bei wenig Wind und Welle: Wenn das Segel den Wind bekommt, steht es schön und zieht das Boot nach vorne. In der Theorie und Praxis bei glatter See (die es bei Wind auf dem Atlantik aber nicht gibt…). Dann kommt aber eine Welle, das Boot schaukelt etwas. Somit steht die Genua in diesem Moment nicht mehr richtig im Wind, da sie durch die Bewegung Gegenwind bekommt, und fällt in sich zusammen. Schaukelt das Boot dann wieder in die andere Richtung, bekommt die Genua wieder Wind und bläht sich mit einem Schlag auf. Und das macht zum Teil ordentlich Krach. Zur Erklärung, unsere Mastspitze macht einen Weg von 3- 5m bei jedem Schaukel innerhalb von sehr kurzer Zeit was den „Gegenwind“ verursacht. Jetzt würden schlaue Leute oder erfahrene Segler wieder sagen: ja, wenn da aber jemand am Ruder steht, das kommen sieht, kann er ja schon gegensteuern?!?! Ja, schon. Das würde aber heißen, daß da 24 Stunden am Tag jemand hinter dem Ruder stehen müsste. Und wer macht das schon auf Langfahrt?

So geht es also durch die Nacht mit rollendem Boot und gelegentlichem Schlagen der Genua.

6. Tag

Sonnenaufgang – auch immer wieder schön

Es rollt und rollt und rollt. Der Wind steht wieder günstiger für Schmetterling. Also gesetzt und es wird etwas besser. Sonst wieder nix. Ach: bis heute noch kein Angelglück. Haben andere an dieser Stelle schon ihren 4. Fisch präsentiert, sind wir noch nicht mal bei Nummer 1.

7. Tag

Der Wind legt etwas zu, wir kommen etwas flotter voran. Und dann: „Walblas“. Sind wir wohl an einem schlafenden Wal keine 100m vorbeigefahren, leider viel zu schnell mit 7 Knoten, so daß wir wirklich nur ein paar kurze Blicke darauf werfen konnten. Endlich mal ein großer Wal!

Und es geht weiter: beim Kontrollblick stelle ich fest, daß der Spibaum an den Wanten anliegt und die Sicherungsleinen locker sind. Beim genauen Hinsehen stellt sich dann heraus, daß der Topnant-Beschlag sich am Spibaum gelöst hat und das ganze Gewerk nicht mehr richtig fixiert ist. Also: Genua reinholen und Spibaum bergen. Wieder eine Aktion bei Geschaukel. Wieder eine neue Aufgabe auf der To-Do-Liste des Skippers für den Hafen.

Kaum sitze ich im Cockpit und Jochen ist noch auf dem Vorschiff. „Die Angel rauscht aus!“ Ein Fisch? Endlich ein Fisch? Der Skipper an die Angel, kurzes Aufzittern – weg. Kein Fisch mehr dran, aber dafür noch der Köder. Wenigstens nicht auch noch den verloren.

Noch nicht mal 12 Uhr und schon so viel Aufregung.

Wieder ein kurzer Blick zur Genua. Da stimmt doch was nicht…Jetzt ist auch hier noch der Achterliekspanner defekt! Noch etwas auf der Liste für den Hafen.

Wir haben mit unseren neuen Segeln echt kein Glück…..

Der Nachmittag verläuft relativ ruhig. Dies wird unsere letzte Nachtfahrt werden. Ich fange gegen 17.30 Uhr gerade an, die Kartoffeln für unser Abendessen zu hobeln (Kartoffelpuffer) und das Cockpit liegt auch noch voll mit den ganzen Leinen, die wir abgebaut hatten, als die Angel erneut ausrauscht.

Jochen geht an die Angel – und tatsächlich ein Biss. Jetzt wird es wieder etwas hektisch….unser erster Fang?! Erst mal alles herholen, darauf waren wir ja gar nicht mehr eingestellt. Kescher und Gaff zum einholen des Fisches, Messer, Wasser zum Deck wässern, und, und… Die Angelschnur wird weiter eingeholt, ein erster Blick auf den Fang: es ist eine Goldmakrele, die am Köder genascht hat. Kurze Zeit später, der Fisch ist an Bord und auch entsprechend getötet. Und jetzt? Learning by doing. Wir haben noch nie selbst einen Fisch ausgenommen oder zerlegt, jetzt wird es lustig. Der Skipper kniet auf dem schwankenden Achterdeck (ist ja noch ordentlich Seegang) und schwingt fleissig das Messer. Es sieht zwar noch etwas unbeholfen aus, aber irgendwann ist der Fisch ausgenommen. Gleich noch überflüssiges abschneiden was man eh nicht isst. Geht doch!

Als Anfänger hat das doch etwas länger gedauert, da wo geübte Angler mal 10 Minuten für brauchen, sind wir über eine Stunde beschäftigt. Daher beginnt auch langsam die Leichenstarre. Daher Fisch in zwei Hälfte, ab in den Druckverschlussbeutel und in den Kühlschrank. Heute wird der eh nicht mehr zubereitet, die Kartoffeln sind ja schon halb gerieben und werden schon braun – ich muß jetzt dringend mal unser Abendessen fertigstellen, bevor ich es über Bord kippen kann. Morgen abend gibt es frischen Fisch.

Die Nacht verläuft wie die letzten Nächte auch und morgen werden wir endlich „Land in Sicht“ haben. Es ist heute Nacht Silvester. Da ich die Nachtwache habe und mich gegen 20.30 Uhr auf’s Ohr haue, verschlafe ich das natürlich und Jochen sitzt alleine im Cockpit. Ja, ist auch nur eine Nacht auf See wie jede andere, nur daß irgendein Frachter oder Fischer mal einen Funkspruch absetzt „Happy new Year“

8. Tag

Ja wirklich, da hinten im Wolkendunst zeichnet sich ein Gipfel ab. Kennt Ihr das Gefühl, wenn man das Ziel vor Augen hat und im „Segeltempo“ drauf zu fährt? Jochen scheint es nicht zu stören, ich werde eher unruhig – ich will jetzt endlich da sein!

Land in Sicht!!!!

Kurz vor den Inseln wird es wieder etwas ruppiger, da auch hier wieder der Düseneffekt des Windes zwischen den Inseln ist. Und auch der rasche Anstieg des Meeresbodens von über 4000 Metern auf jetzt nur noch 60 Meter macht sich in den Wellen bemerkbar. Doch Skipper Jochen schaukelt uns schön auf unser Ziel zu, das wir dann gegen den frühen Nachmittag erreichen.

Kurz vor dem Hafen die Segel bergen und die Marina anfunken, damit wir ein schönes Plätzchen bekommen. Was da los? Keiner antwortet. Na, dann halt doch vor der Marina ankern. Vielleicht ist noch Siesta? Gerade noch beim Boot aufklaren, kommt schon ein Dinghi angefahren, die uns begrüßen. Sie sind gerade auf dem Weg zum Baden und waren selbst etwas verwundert, daß die Marina nicht antwortet. Sie schauen mal, wenn sie wieder im Hafen sind und sagen den Jungs dort Bescheid.

am Ziel….

Egal, wir bleiben halt erst mal heute Nacht vor Anker, wir werden eh ziemlich bald schlafen. Heute gibt es dann Fisch zum Abendessen. Aber wie machen wir ihn? Wir entscheiden, daß wir den „halben Fisch“ so wie er ist, in die Pfanne werfen. Dauert zwar etwas länger, bis er durch ist, aber wir sparen uns dadurch das Filetieren.

Ich muß sagen, frische Goldmakrele ist echt lecker. Morgen gibt es dann den zweiten Teil des Fisches….

Aber darüber dann mehr im nächsten Beitrag.

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Pläne, welche Pläne?

Die Pläne eines Seglers sind bei Ebbe in den Sand geschrieben. Diesen Spruch haben wir schon des Öfteren gesagt und er bewahrheitet sich mal wieder. Seit Ankunft auf La Palma haben wir uns auch entschieden, unsere Pläne etwas zu ändern:

Bisher hegten wir die Absicht, noch heuer über den Atlantik nach Brasilien zu fahren, um im „heimatlichen Winter“, dem Sommer auf der Südhalbkugel, um Kap Horn zu fahren. Dies würde für uns jetzt jedoch wieder Zeitdruck bedeuten und wir müssten die lange Südamerikanische Küste (die übrigens länger ist als die Atlantikpassage!!) im Eiltempo passieren.

In einigen Gesprächen mit Andrea und Dirk, die ausgemachte Südamerika-Fans sind und hier schon viel mit dem Wohnmobil bereist haben, kam dann die Anregung: bleibt doch den Winter über hier und fahrt im nächsten Jahr nach Brasilien. Dann könnt Ihr die Küste entlangfahren, könnt Brasilien und Argentinien gemütlich mitnehmen und der Druck wäre raus. Das war ja die ganze Zeit unsere Angst, immer nur Vollgas geben, um irgendwelche Ziele zu erreichen: schnell über den Atlantik, die Küste runter um dann rechtzeitig, der Jahreszeit entsprechend, in die anspruchsvolleren Segelregionen anzukommen und dabei nichts von Land und Leute mit zu bekommen. Nachdem wir jetzt durch die zwei Wochen hier auf Teneriffa endlich da angekommen sind, wo wir hinwollten – Zeit lassen, und eben Land und Leute kennenzulernen, genießen – haben wir uns entschlossen: genau so machen wir es. Wir bleiben jetzt erst mal den Winter über hier und tingeln die Inseln ab, so wie wir es ursprünglich mal vorgesehen hatten.

Jetzt müssen wir nur noch schauen, ob es irgendwo auch noch freie Liegeplätze gibt, Ankerplätze gibt es auch nicht wirklich viele. Die paar Tage hier auf La Palma waren eigentlich nur im Vorfeld gebucht worden, um aus der EU auszuklarieren und dann weiter. Aber das hat sich jetzt ja geändert, zwei Tage konnten wir hier jetzt noch dranhängen. Vielleicht sagt ja noch einer eine Reservierung ab, wir hoffen. Wir hoffen auch, daß sich die Situation auf den Kanaren ändert, wenn die ARC mal gestartet ist. Wie schon mal erwähnt: Die ARC ist eine große organisierte „Segelregatta“, an der so an die 300 Boote auf einmal über den Atlantik starten, dann sollte ja der ein oder andere Liegeplatz wieder frei werden.

Rückblickend sind wir aber auch froh, daß wir diese Entscheidung erst auf den Kanaren gefällt haben. Segelbekannte die sich schon an der spanisch / portugiesischen Küste Zeit gelassen haben, hängen da fest, da das Wetter im Nordatlantik seit Wochen tobt und an eine Weiterreise nicht zu denken ist.

Wie wir es bereits immer im Vorfeld gesagt haben – „kann sich alles ändern“. Und wer vor hatte, uns mal zu besuchen, kann das ja jetzt gerne tun, die Wege sind ja jetzt noch „kurz und günstig“.

18

mal Pause, die Zweite – Teneriffa

Nach der letzten zugestandenen Verlängerung unserer Liegeplatzzeit konnten wir nochmals um einige Tage verlängern, da wieder Welle angesagt war, bei der wir nicht rausfahren konnten. Jetzt waren wir insgesamt 14 Tage in Garachico auf Teneriffa gelegen und haben hierbei dann im Hafen auch noch ein zweites deutsches Gastboot begrüßen dürfen. Dirk und Andrea von der Southeast haben direkt gegenüber unseres Bootes festgemacht.

Wir haben dann auch gemeinsam einiges unternommen. So waren wir zusammen in der Höllenschlucht. „Barranco del Infierno“. Eine Schlucht, für die ein satter Eintritt von 11 Euro genommen wird für einen fest gebuchten Starttermin, damit man einen Helm auf den Kopf bekommt und selbst bis zum Ende der Schlucht zum Wasserfall und wieder zurücklaufen darf. Am Wasserfall soll man sich höchstens 10 Minuten aufhalten und wieder umkehren. (wegen Steinschlaggefahr und begrenzter Zeit). Es war trotzdem eine schöne Tour, in der sich die Vegetation in der Schlucht merklich verändert hat. Auf etlichen Schildern wurde über die Tier- und Pflanzenwelt informiert. War es am Anfang noch eher karg und spärlich, wurde es nach hinten hin feuchter und üppiger. Der Wasserfall war eher ein Fällchen aufgrund des fehlenden Wassers und der aktuellen Trockenperiode.

Wenige Tage später kam dann die Anfrage, ob wir mit Wandern gehen würden, Andrea hätte da eine Tour im Teide-Nationalpark ausgesucht von ca. 4,5 Stunden Wanderung bei ca. 600 Höhenmetern. Diese Tour wäre laut Touristinformation schön für den Nachmittag zu laufen.

Also sind wir morgens um 10 Uhr losgefahren und sind erst einmal noch eine schöne Autostrecke auf einem Bergkamm entlang gefahren, bei der es viele schöne Ausblicke gab. So eine Strecke zieht sich hier auf Teneriffa dann auch etwas, denn man rast bei den vielen Serpentinen mit maximal 60 km/h dahin. Aber wunderschön. Es gab als Zwischenstopp dann noch einen guten Kaffee unterwegs und schon wurden die Wanderschuhe geschnürt. Es sollte eine Temperatur von 14 Grad haben, also mal mehrere Schichten und Regenjacke einpacken, wir sind ja schließlich auf 2000 Meter Höhe. Aber na ja, die Kanaren halt. Von kühlen 14 Grad waren wir weit entfernt und so haben wir bei 21 Grad vor uns hin geschwitzt.

Ging es anfänglich noch moderate Wanderwegen entlang, änderte sich das Ganze dann doch in bergauf auf schmalen Pfaden, die aber gut zu gehen waren. Dann denkst Du, jetzt bin ich oben…..nach der nächsten Biegung geht es wieder bergauf. Mit wunderbaren Ausblicken auf die dichte Wolkendecke, die unter uns lag. Einfach traumhaft!

Aber jeder Berg hört mal irgendwo auf und wir waren wirklich auf dem Gipfel des Guajara auf 2718 Metern (der Dritthöchste Gipfel der Insel) mit einem tollen Blick auf den Teide, der da noch mal 1000 Meter höher ist. Es war jeden Schweißtropfen wert.

Abwärts ging es dann durch eine Schlucht, wo man denkt, da geht es doch nicht weiter! Aber wirklich, auch hier ein schmaler Pfad am Fels entlang, vorbei an Kiefern, über große Steinstufen.

Und Punktlandung! Nach genau 4 Stunden 30 Minuten und 29 Sekunden waren wir wieder am Ausgangspunkt. Noch nie hat eine Zeitangabe für eine Wanderung so genau gepasst. (unsere Pausen inclusive). Sind wir es von Deutschland doch gewohnt, daß da immer viel zu viel Zeit steht.

Es war ein schöner, aber auch anstrengender Tag.

Was haben wir uns noch angeschaut? Wir waren am westlichsten Punkt Teneriffas, am Punta de Teno mit seinem Leuchtturm. Dorthin kann man nicht mit dem Auto fahren. Die entsprechende Straße darf nur von den Bussen, Taxis oder per Fahrrad oder zu Fuß genutzt werden. Also haben wir ab der Straßensperrung den Bus genommen. Dieser fährt im Stundentakt hin und zurück. Hin – eine Stunde schauen – zurück. Das passte bei uns ziemlich genau und wir hatten keine „Durststrecke“. An dieser Busstation gibt es noch einen Wanderweg, der über den Bergkamm führt. Diesem sind wir dann noch eine halbe Stunde nach oben gefolgt, um uns selbst noch etwas zu bewegen. 30 Minuten bergauf – uff. Wieder ordentlich durchgeschwitzt – aber schön. Wir sind dann wieder umgekehrt, nicht daß wir dann im Dunkeln noch irgendwo rumstolpern und Verluste zu verzeichnen hätten.

Punta de Teno:

Wanderweg

Auch haben wir es noch geschafft, in unserem Garachico den Wanderweg PR43 den Berg hoch zu laufen in das darüberliegende Örtchen San Juan del Reparo. Das waren dann auch gleich 480 Höhenmeter auf ca. 4 km hinauf. Also auch ganz ordentlich für mal so zwischenrein. Von diesem Höhenweg hatten wir schöne Ausblicke auf unseren Hafen und den gesamten Ort.

Die letzten 2 Nächte in Garachico waren sehr, sehr kurz. Wir hatten Vollmond, was bedeutet, daß die Tiden stärker ausgeprägt sind. Hat man normalerweise 2 Meter Tidenhub, kommt da dann nochmal was drauf. Und das Wasser kommt dann auch stärker in den Hafen reingedrückt. Dazu die Fallwinde vom Berg herunter, ergab ein sehr starkes Geschaukel im Hafenbecken. Die Fender quitschen, die Festmacherleinen scheuern und rucken stark, wenn sich das Boot hin- und herbewegt. Da wir immer gegen Abend auflaufendes Wasser hatten, fing das Ganze halt immer zur Bett-Geh-Zeit an. Und erst mit Erreichen des Hochwassers, wenn die Tide dann wieder fällt, hörte das Ganze auf und wurde erträglicher. Das war halt immer so ab 2 Uhr in der Nacht. Bis dahin war an Schlaf eigentlich nicht zu denken.

Die größten Sorgen machte ich mir eigentlich über das Auslaufen aus unserem Hafenbecken. Für den Abreisetag nach La Palma war erst mal null Wind mit 2m Welle und später ca. 14 Kn und Welle von 1,7 mtr angesagt. Aber der Skipper hat uns gut rausgeschaukelt, nachdem wir im Hafenbecken Kreise gedreht haben, bis alle Fender und Leinen sicher verstaut waren, damit das nicht draußen auf der Welle geschehen muß. Im Bild oben könnt Ihr vielleicht erkennen, wie schmal die Einfahrt wirklich ist. 2 Booten aneinander vorbei wird nicht funktionieren.

Wir sind dann losmotort in Richtung Westen, die Dünungswelle war schon ganz ordentlich, aber kam in relativ angenehmen Abständen, so daß es gut fahren ging. Nach der kurzen Nacht habe ich mich nochmals hingelegt, bis des Skippers Frage kam „schläfst Du schon?“ Er hatte den Wind gefunden, also nochmals raus und gemeinsam Segel gesetzt. Nachdem ich 2 Stunden geschlafen hatte, legte sich der Skipper nochmals aufs Ohr. Als er dann wieder auf Deck war, ging dann das Vibrieren unseres Großsegels wieder los. Dies passiert anscheinend immer, wenn der Wind ungünstig auf die Vorderkante des Segels auftrifft. Also wieder schauen, wo wir da noch rumzippeln können, daß das besser wird. Bis zu einer gewissen Windstärke kann man das durch die Segelstellung auch etwas ausgleichen, bei starkem Wind ist da nix zu machen.

Der Wind hat sich natürlich nicht an die Vorhersage gehalten. Die Stärke legte permanent zu, so daß wir vor La Palma mit 28 – 32 Knoten Wind und entsprechend ordentlich Welle dahingerauscht sind (mit ordentlichem Krach vom vibrierenden Großsegel). Zum Glück sind wir gleich stark gerefft losgefahren, wobei wir eigentlich noch hätten ins 3. Reff gehen müssen. Da wir aber wußten, wir sind gleich da, hat der Skipper das Ganze ausgesessen und das Ruder geführt.

PS: wir hatten unser Segel ja in Teneriffa  nochmals beim Segelmacher, aber wie Ihr gelesen habt, ist keine Besserung eingetreten. Es vibriert immer noch – diese Baustelle ist also auch noch nicht abgeschlossen.

Das Positive daran: wir waren wesentlich schneller da, als geplant.

Vor der Hafeneinfahrt Santa Cruz de La Palma kam dann zum Glück etwas Landabdeckung, so daß wir plötzlich von 28 Knoten Wind auf quasi null Wind und wenig Welle trafen. So konnten wir die Segel ohne großen Stress bergen und in den Hafen einfahren.

Und nun sind wir in Santa Cruz de La Palma….

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mal Pause – Teneriffa

wie wir schon im vorigen Beitrag erwähnt haben, war unsere erste Nacht auf Teneriffa vor Anker in einer Bucht im Nordosten Teneriffas. Wir hatten etwas Schwell (ständige Bewegung des Bootes), aber alles in allem waren wir gut gelegen und haben eine ruhige Nacht verbracht.

am nächsten Morgen ging es dann weiter in den Nordwesten der Insel. Wir hatten ja im Hafen von Garachico telefonisch (und mit Mailbestätigung danach) einen Platz für 6 Nächte reserviert. Laut Wettervorhersage sind wir davon ausgegangen, daß wir die gesamte Strecke unter Motor fahren werden müssen….

Aber die Kanaren wären nicht die Kanaren, wenn hier eine Windvorhersage passen würde. Wir hatten auf dieser Strecke wirklich alles abwechseln – von Wind von Hinten über absolute Flaute bis Wind von Vorne – wir sind aber wirklich nur in eine Richtung gefahren und haben keine Kreise gedreht!!! Man nimmt es wie es kommt und ändert halt dann auf so einer eigentlich recht kurzen Strecke (40 sm) ständig was an den Segeln. Rauf, runter, raus, rein, kleiner, größer, von Steuerbord nach Backbord und umgedreht.

Vor der Hafeneinfahrt von Garachico hatte ich etwas Respekt. Dies ist wirklich ein sehr kleiner Hafen, der fast nur von einheimischen Dauerliegern benutzt wird mit einer noch kleineren Einfahrt, gemeint ist hier eine sehr schmale Spur. Aber da kaum Welle vorhanden war, ging alles gut.

Aber es kam, wie es kommen mußte. Von meiner Reservierung wußte der wachhabende Sicherheitsdienstmitarbeiter gar nix und wollte uns erklären, daß der Hafen voll ist und ich ihn hätte anfunken sollen. Tja, wir wußten, daß am Sonntag kein Hafenmeister da ist, also haben wir erst gar nicht gefunkt. Wer sollte da auch ran gehen. Wir wußten nicht, daß der Sicherheitsdienst das mit abarbeitet. Nachdem wir ihm dann klar gemacht hatten, daß wir telefonisch reserviert hatten und auch eine Mail hinterhergeschickt hätten, rief er dann seinen Hafenmeister an. Vor allem die Bemerkung, daß wir für 6 Nächte reserviert haben, hat dann wohl gezogen…Ergo: wir durften von der bösen Kaimauer verlegen in eine Minibox, die eher für Schiffe bis 10 Meter gedacht ist, als für unsere Dicke. Aber wir liegen.

Am nächsten Morgen war dann der Hafenmeister da und wir haben die Registrierung durchgeführt und aus den 6 Tagen gleich mal 10 Tage gemacht. Wir haben das Glück, daß wir in einer Box liegen, deren Dauermieter momentan nicht da ist. So, jetzt liegen wir mal und organisieren uns jetzt ein Auto, damit wir mobil sind und etwas von der Insel sehen können, ohne immer Bus zu fahren.

Garachico gilt als eine „der schönsten Orte“ Spaniens. Ja, es ist wirklich nett und unser Hafen ist so was von ruhig. Wir sind auch so ziemlich die einzigen, die hier als Besucher liegen.

Hier einmal ein paar Impressionen aus unserem Hafen und unserem Örtchen

Wir haben jetzt auch schon einige Touren über die Insel unternommen. Zuerst sind wir mit unserem Auto quer durch den Teide-Nationalpark gefahren. Auf der entsprechenden Zufahrtsstraße sind wir durch das Waldgebiet gekommen, welches heuer im Frühjahr einen verheerenden Waldbrand hatte. Viele Bäume sind hier schwarz verkohlt – aber sie sind robust und werden sich wieder erholen. Lediglich das Unterholz ist leider komplett vernichtet und braucht seine Zeit, bis es wieder nachgewachsen ist.

Der Teide Nationalpark ist einfach toll. Ich mag einfach karge Flächen, auf denen nur die Hartgesottenen wachsen. Kein Wunder, daß hier die Mondfahrzeuge ausprobiert werden und schon etliche Filme in dieser Kulisse gedreht wurden. Wir hatten das Glück, daß wir hier an einem Tag hochgefahren sind, an dem absolut bestes Wetter war. Kein in Wolken verhüllter Berg – alles klare Sicht.

auch dem Loro Parque haben wir natürlich einen Besuch abgestattet. Ich bin ja immer etwas zwiegespalten, was Zoo’s betrifft. Auf der einen Seite sind sie gut, um Arten zu erhalten und den Menschen die Möglichkeit zu geben, diese einmal in Natura zu sehen, auf der anderen Seite ist das halt leider oft nicht sehr artgerecht, wie die Tiere gehalten werden, vor allem was die Größe der Gehege angeht.

Beim Loro Parque bin ich definitiv positiv gestimmt. Diese züchten vor allem viele gefährdete Papageien, Sittiche und Kakadus und haben es schon geschafft, zwölf Arten vom Aussterben zu schützen. Die Stiftung engagiert sich weltweit an vielen Projekten, um Tierschutz aktiv zu fördern und zu betreiben. Wir haben hier einen sehr informativen Tag verbracht und uns alle angebotenen Shows angesehen, bei denen es vor allem darum geht, etwas Wissen an die Besucher zu vermitteln und den Tierschutz voranzutreiben.

Ja – es war eine Delphinshow und eine Orcashow dabei. Aber nicht so, wie man es von Seaworld oder solch großen Tierparks kennt. Es war sehr gemäßigt, max. 20 Minuten mit vielen Videoeinspielern. So z.B. konnte man erfahren, daß die im Loro vorhanden Orcas bis auf eine Dame alle in Gefangenschaft geboren wurden. Die einzig „freie“ Orcadame wurde als Kalb alleine auf See aufgefunden, halb verhungert und kurz vor dem Verenden. Es wurde dann festgestellt, daß sie taub ist und daher ihre Familie und andere Wale gar nicht hören kann und entsprechend keinen Anschluss finden kann. Und nur durch die Unterbringung im Loro und Einbindung in das bestehende Rudel konnte ihr Überleben gesichert werden.

Im Loro kann man auch die Medizin- und Laborabteilung sehen. Hier wird hinter großen Fenster gearbeitet, so daß man von außen zusehen kann.

Die Anlagen sind super schön naturnah gestaltet – auf alle Fälle besuchen, wer mal nach Teneriffa kommt. Die Preise für die Verpflegung im Park selbst fanden wir sehr human, sind wir es doch gewohnt, daß da bei uns zu Hause ordentlich hingelangt wird – dafür ist hier der Eintritt mit 42 € pro Nase schon hoch.

Geplant war ja, daß wir hier nur bis Dienstag im Hafen bleiben. Jedoch war für den gestrigen Sonntag extrem hohe Welle angekündigt. Diese sollte bis zu 6 Meter Höhe auf die Nordseite Teneriffas auftreffen. Es wurde im Örtchen auch alles darauf eingestellt. Das Naturschwimmbecken wurde abgesperrt, die Gastronomen direkt an der Mole haben ihre Bestuhlung sicher verräumt. Unsere Hafeneinfahrt ist bei so einer Welle nicht zu passieren. Hier wird empfohlen: nicht mehr als 1,5 Meter Welle und selbst das sehe ich sehr kritisch (bin halt ein Angsthase). Ergo können wir da am Dienstag auf keinen Fall raus. Frühestens am Mittwoch oder Donnerstag – also heute am Montag nochmals zum Hafenmeister. Unter Mithilfe von Andrea (wir haben zwischenzeitlich ein deutsches Nachbarboot 🙂 bekommen), die sehr gut spanisch spricht, wurde zugesagt, ja zwei, drei Tage gehen noch. Wir sollten aber Dienstag oder Mittwoch nochmals nachfragen. Nun schauen wir mal, was wir so rausschinden können.

Wir haben ja letzte Woche auch unser Großsegel nochmals zum Segelmacher gefahren, da wir immer noch ein paar kleine Reklamationen haben. Morgen können wir das Segel wieder abholen. Und dann sehen wir weiter…

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