wie versprochen, möchte ich Euch hier einige Stadtteile vorstellen mit ihren Sehenswürdigkeiten (besser: einem kleinen Auszug der Sehenswürdigkeiten). Denn man kann hier sicherlich Tage und Wochen verbringen und hat nicht alles gesehen.
San Telmo
Dies ist ein sehr alter Stadtteil von BA mit vielen kleinen, alten Häusern. Meist ist die Häuserfront an der Straße sehr schmal, das Haus selbst zieht sich nach hinten, was man nicht sieht. So haben wir hier ein altes restauriertes Haus, das „El Zanjón“ besichtigt, welches sich ein Investor gekauft hatte, um hier evtl. ein kleines Restaurant einzurichten. Bei den aufräumarbeiten der Schutt- und Trümmerberge ist er auf gemauerte Fundamente gestoßen, die sich als alte Wassertunnel herausstellten. Er hat dann dieses Haus nicht in ein Restaurant „aufgearbeitet“, sondern hat diese ganzen alten Mauern und Anlagen in über 25 Jahren Arbeit wiederhergestellt und in ein Museum verwandelt, um zu zeigen, wie hier früher gelebt wurde. Ein tolles Projekt! Ganz in der Nähe ist der San Telmo Market , der auch wunderschön ist. Hier haben wir auch super leckeres Brot bei einer Bäckerei gefunden.
Mercado San Telmo
el Zanjon
Zisterne
Stadtplan
Tunnelgewölbe
Lo Boca und Caminito
La Boca ist bekannt für den Fußballverein und sein Stadion der Boca Juniors, das in blau-gelber Farbe angestrichen ist und steil aufragt. Es wird auch La Bombonera genannt, da es wie eine Pralinenschachtel aussieht und so eng ist. Einige Tribünen sind nur 2 Meter vom Spielfeldrand weg.
Ein witziger Hintergrund der Farbwahl des Vereines ist der, daß sowohl La Boca als auch das naheliegende Fußballteam San Lorenzo die Farben rot und weiß als Trikotfarben hatten. In einem Spiel wurde entschieden, wer diese Farben behalten darf. Tja, La Boca hat verloren und mußte sich nach neuen Farben umsehen. Zufällig kam an diesem Tag ein Schiff in den Hafen eingelaufen. Dieses war schwedisch und hatte die Farben blau und gelb am Heck mit sich geführt. So kam La Boca zu gelb-blau.
Caminito ist das Künstlerviertel und die Häuser hier sind kunterbunt gestrichen und überall laden kleine Läden mit Kunstartikeln zu einkaufen ein. Ebenso kann man an vielen Ständen typische Speisen und Getränke konsumieren. Hier drängen sich aber natürlich auch die Touristenströme.
Stadion La Boca
Fanmeile
Caminito
Palermo
Palermo ist so etwas wie die grüne Lunge hier. Große Parkanlagen, darunter der „Rosedal“ – der Rosengarten, der Japanische Garten oder der Eco Park. Letzteres war früher einmal ein Zoo, der nun in einen interaktiven Park umgebaut wurde. Der Eintritt ist kostenlos und es gibt noch einige Tiere zu sehen, z.B. Giraffen, Elefanten, ein Andenkondor. Ich denke, das sind die übrig gebliebenen Rentner. Die Anlage ist wunderschön, die Gehege und Gebäude sind dem Herkunftsland des Tieres angepasst gewesen, so daß der Bezug da war. So mancher Zoo würde sich über solche Anlagen freuen. In Palermo gibt es auch noch ein „Altstadtgebiet“ mit dem Plaza Serrano, welches auch sehr schön ist und wo man gut shoppen und essen kann.
Rosengarten – im Sommer bestimmt toll
Japanischer Garten
Kirschblüte
Eco Park
toller Gummibaum
Männer!!!
Plaza Serrano
San Nicola
Dies ist das aktive Zentrum mit Regierungssitz, Kathedrale, Kongress, Theatern, Shoppingstraßen, Restaurants, Kneipen und natürlich der Obelisk, Wahrzeichen der Stadt. Hier brummt rund um die Uhr das Leben. Hier werden auch die meisten Tango-Shows angeboten.
Casa Rosada – Präsidentenpalast
Kathedrale außen…
,,,
… und innen
der Obelisk
Kulturzentrum
Kongress mit Brunnenanlage
Retiro und Ricoleta
In Retiro befindet sich der Bahnhof, von wo aus man mit dem Zug starten kann. Ebenso befinden sich in diesen beiden Bezirken Universitäten und Museen (wie übrigens in der ganzen Stadt überall Museen zu finden sind). Ricoleta ist auch der Stadtteil, wo „das Geld“ wohnt. Wir haben hier die Ausstellung im Automobilclub besucht – klein, fein und kostenlos sowie natürlich den Friedhof Ricoleta. Dieser kostet ordentlich Eintritt, ist aber wirklich sehenswert.
im Automobilclub Argentina
Eingang Friedhof Retiro
Mal ein Plan….
manche Gruften sind sehr kaputt…
…manche noch top gepflegt innen….
…und außen
Abgang ins Untergeschoss
Grab der Duarte/Perons (Evita)
Über die ganze Stadt verteilt finden sich Monumente und Denkmäler für Menschen, die in der Geschichte Argentiniens eine wichtige Funktion hatten. Man sollte mal alle Denkmäler zählen, wäre interessant zu wissen, wie viele es insgesamt sind.
Bücherei im alten Theater
hier ist ein „Sanitärmuseum“ drin
zu guter Letzt haben wir noch einen „Gaucho-Markt“ besucht. Wir erhofften uns hier wirkliches Gauchoflair mit Rindern und Pferden – was wohl manches mal auch so ist. Bei uns leider nicht. Es handelt sich hierbei um einen lokalen Markt, auf dem Regionale Produkte (Wurst, Käse, Aufstriche, Kunsthandwerk) angeboten werden, sowie Musik und Tanz. Rund um diesen Markt hat sich ein großer Flohmarkt entwickelt, auf dem viel Bekleidung, aber auch viel Ramsch angeboten wird.
Leute, was soll ich sagen? Ich mag diese Stadt vom ersten Augenblick an. Selbst Jochen, der ja bekanntlich kein Großstadtfan ist und lieber große Bögen um solche macht, hat sich ein bisschen verliebt.
Aber wieso? Ja, das kann ich gar nicht sagen. Bei Buenos Aires handelt es sich um eine Megacity mit 15 Mio. Einwohnern. Aber es ist trotzdem nicht soooo hektisch. Die Menschen sind gelassen, schlürfen wie in Uruguay immer und überall ihren Mate und sind auch ausgesprochen freundlich. Jeder versucht Dir zu helfen, wenn Du nach etwas fragst. Da wird halt dann mal schnell rumtelefoniert oder gegoogelt. Ok, der Verkehr ist was anderes 😊
Man kann auch nicht glauben, wenn man diese Stadt so sieht, daß Argentinien eine Wirtschaftskrise mit einer Rieseninflation hat. Gut, das bekommen wir zu spüren – das mit dem Geld hier ist doch etwas merkwürdig. Zu einem hat man hier Riesenbeträge und Geldbündel in der Tasche. Wenn man mal eben 200 € abhebt, bekommt man drei dicke Bündel Scheine, so um die 280.000 Peso. Der gängigste Schein ist der 1000-Peso-Schein, also so um die 80 Cent. Stellt Euch das einfach mal bildlich vor: 280 Scheine für gerade mal 200 €. Dann gibt es hier ja den offiziellen und den „blauen“ Kurs. Offiziell ist der Kurs irgendwo bei 950 Peso für den €, der blaue Kurs ist derzeit bei 1400 Peso. Das bekommen wir auch belastet, wenn wir hier mit Kreditkarte zahlen.
Überall auf der Straße stehen Leute und rufen „Cambio, Cambio, Dolares!“ und wollen wechseln. Aber Vorsicht ist hier geboten: es droht Falschgeld. Auch wird oft angeboten, wenn man bar bezahlt und nicht mit Karte, daß man bis zu 20 % Rabatt bekommt. (Die Umsatzsteuer hier beträgt 21 %…) Es ist schon alles etwas spooky, das sagen selbst die Einheimischen. Man muß sich halt arrangieren und anpassen. Normalerweise kann man bei jedem Minihändler mit Kreditkarte bezahlen, das ist in Südamerika gang und gäbe, daß jeder ein Kartenlesegerät besitzt. Manche Läden aber nehmen nur Bargeld – Schwarzgeld lacht. Wir schauen jetzt halt immer, was für uns günstiger ist. Wir gehen jetzt lieber einmal mehr zu Western Union, um uns mit Bargeld zu versorgen und nehmen die 5 % Gebühr in Kauf. Wir haben dann immer noch eine Ersparnis von vielleicht 15 %.
Auch haben wir festgestellt, daß die Geschäfte und Restaurants voll sind mit Leuten und haben unsere argentinischen Freunde diesbezüglich gefragt. Diese erklärten uns dann, daß die jungen Leute gar keine Chance hätten, Geld zu sparen (wofür auch, bei der Inflation – ist ja morgen nichts mehr wert) und es daher so ausgeben wird, wie es reinkommt. Daher sind die Restaurants voll mit jungen Leuten.
Aber zurück zur Stadt. Prachtvolle, riesige Gebäude, die von der reichen Zeit träumen lassen und auch dazu noch wirklich gut erhalten sind. (Naja: alt sind das Land und die Gebäude ja nicht wirklich – im Gegensatz zu Europa) Einkaufsstraßen mit Läden und Malls, in denen alle Marken zu haben sind, die man sich vorstellen kann. Überall kleine Kioske, Restaurants und Cafes. Dazu Parks und Grünanlagen als Erholungsgebiete.
Wir wollten dann einmal einen Stadtplan oder Busplan haben, um eine Übersicht zu bekommen. Fehlanzeige, so was gibt es nicht. Wir sollten uns die Moovit-App holen, damit kämen wir überall hin. Das haben wir dann auch mal irgendwann gemacht. Aber zuerst haben wir für den ersten Überblick Karten für den Hop-On-Hop-Off-Bus für zwei Tage genommen. An Tag eins sind wir die gesamte Tour einmal rundherum mitgefahren und konnten uns dann so vormerken, wo wir nochmal genauer hinwollen. Diese Rundtour sind 40 km und dauert etwa 4 Stunden. (Das ist aber nur wirklich das Herz von BA!) Am zweiten Tag der Nutzungsdauer sind wir dann zu einigen bestimmten Punkten mitgefahren und von da aus dann losmarschiert.
Inzwischen sind wir auch fit hier im öffentlichen Nahverkehr unterwegs; wenn man mal etwas durchblickt, ist das gar nicht so schwer – ist halt wie überall, man muß sich ein paar bestimmte Stationen merken, die wichtig sind – vor allem die für „Zuhause“. Und der öffentliche Nahverkehr ist wirklich günstig. Die innerstädtischen Strecken, die wir so fahren, kosten immer um die 20 – 40 Cent pro Nase. Das „Teuerste“, was wir bisher bezahlt haben, war die Heimfahrt von unseren argentinischen Freunden, die ca. 40 km außerhalb, am Stadtrand wohnen. Diese Busfahrt hat ganze 1,10 € pro Nase gekostet – und das bei einer Fahrzeit von 1,5 Stunden. Der Zug ist übrigens genauso günstig – alles hier zu machen mit einer „Sube“-Karte, auf die man vorher Guthaben aufbucht und das dann „abarbeitet“.
unser Liegeplatz zwischen den Hochhäusern
Puente de la Mujer – soll Tangopaar darstellen
Wie ich eben schon erwähnt habe, waren wir bei unseren argentinischen Freunden auf dem Land zu Besuch. Sie haben uns zu einem typischen Asado eingeladen: Fleisch auf dem Grill. Und es war ja soooo lecker. Die Argentinier essen gerne gemeinsam mit vielen Freunden Asado und so war es auch, als wir eingeladen waren. Wir hatten einen schönen Tag mit wirklich netten Menschen auf dem Land verbracht. Apropo Land: viele Menschen, die unter der Woche in BA leben und arbeiten, fahren am Wochenende aufs Land in Ihre eigentlichen Häuser oder Ferienhäuser. Das ist eine regelrechte Völkerwanderung.
Wir waren in Buenos Aires in einigen schönen Stadtteilen unterwegs, die ich mit den Highlights dann im kommenden Bericht vorstelle. Hier jetzt schon mal ein kleiner Vorgeschmack der von uns gemachten Führungen mit Guide.
Führung Palacio Barolo
Das Palacio Barolo ist schon von außen eine imposante Erscheinung, ob man es schön findet sei jedem selbst überlassen. Dieses wurde zwischen 1919 und 1923 erbaut von einem italienischen Investor, Herrn Luis Barolo und einem italienischen Architekten, Mario Palanti. Dieses sollte als Geldanlage dienen, da Barolo, wie viele in Argentinien lebende Europäer, vermutete, daß Europa noch viele Kriege bevorstehen und damit der Kontinent zerstört werden würde und daher noch viele nach Argentinien auswandern würden und dann wäre es doch ganz gut, in ein großes Bürogebäude zu investieren und dort dann einzelne Büros zu vermieten. Das Bürogebäude wurde in Anlehnung an die „Göttlichen Komödie“ des Dichters Dante Alighieri erbaut. Das Erdgeschoss – die „Hölle“ hinauf zum Paradies – dem Leuchtturm. Unten noch reichlich verziert wird es Stockwerk um Stockwerk schlichter – im Paradies braucht es diesen Protz nicht. Luis Barolo erlebte die Fertigstellung jedoch nicht mehr, er verstarb ein Jahr vorher. Daraufhin wurden die vorhandenen Büros allesamt an einzelne Personen verkauft, so daß dieses Gebäude heutzutage in „vieler Hände“ ist. Die einzelnen Büros sind recht klein und jeweils 4 Büros teilen sich eine Toilette auf dem Flur. Manche Käufer haben sich mehrere Büros gekauft und diese zusammengelegt und daher auch Zwischentüren etc. eingezogen. Heute darf hier nichts mehr verändert werden. Es muß die vorhandene Substanz genauso erhalten bleiben. Sehr interessant! Das letzte Stück zum Leuchtturm hoch ging es über enge Wendeltreppen und wir saßen dort oben wie die Hühner auf der Stange in der Glaskuppel mit dem Blick über die Stadt. Der Leuchtturm (das Licht) stellt „das Göttliche“ dar und wird nur noch einmal täglich für 15 Minuten befeuert, ab 22 Uhr.
Diese Führung fand ich persönlich super, da unser Guide Silvana wirklich Wissen hatte und die Führung zweisprachig in Spanisch und Englisch abhielt. Und in beiden Sprachen hat sie sehr langsam und deutlich gesprochen, so daß selbst das spanische für mich gut zu verstehen war. Auch war unsere Gruppengröße von13 Leuten sehr angenehm.
Führung Teatro Colon
Das Theater ist ein beindruckender Bau und eines der bedeutendsten Opernhäuser der Welt! Die Treppe und die Wände sind alle aus mehrfarbigem Marmor aus Italien und Portugal, riesige Kristallleuchter und die Wandbemalung war einmal 2 Karat Blattgold. Bei der letzten Restaurierung wurde dann jedoch mit goldener Farbe gearbeitet, die Kosten wären wohl sonst exorbitant hoch geworden. Auch die alten Polstermöbel, Stühle und Schränke stehen noch dekorativ herum.
Der Theatersaal selbst ist hufeisenförmig mit 4 Etagen an Balkon-Logenplätzen. Ganz oben gibt es noch eine Galerie mit Stehplätzen. Diese sind die günstigste Kategorie, sollen aber angeblich die beste Akkustik bieten.
Das Theater hat im Kellergeschoss seine eigenen Werkstätten , in der alle Bühnenbilder und Kostüme selbst angefertigt werden. Überall stehen Büsten von bedeutenden Künstlern herum, die momentan größte ist die von Franz Liszt und wurde von Ungarn vor nicht allzu langer Zeit gespendet.
Bis das Theater endgültig fertiggestellt wurde, hat es 3 Architekten gebraucht, da jeweils der Vorgänger über dem Bau verstarb.
Leider war diese Führung nicht so toll wie die im Palacio. Der Guide sprach fließend Englisch, leider mit diesem unleidlichen Texas-Ami-Slang, bei dem ich mich so schwer tue. Dann war die Gruppe noch sehr groß und er sprach viel zu leise für diese riesigen Räume, so daß es wirklich schwer war, alles zu verstehen.
Ganz nach Touriprogramm haben wir uns auch eine Tangoshow angeschaut. Wir fanden es sehr schön, aber das ist wohl lt. Einheimischer typisch auf Touri ausgelegt und stellt nicht unbedingt den argentinischen Tango dar. Zu diesem Abend gehörte auch der Transfer vom und zum Hotel. Wir mußten hierfür zum nahegelegenen Hilton gehen, da unser Hafen nicht als Hotel zählt. Zunächst gab es ein leckeres Abendessen. Wir hatten uns für ein ordentliches Stück Fleisch entschieden – super lecker. Auch die Getränke waren den ganzen Abend frei – manche haben auch ordentlich Wein getankt. Ab 22 Uhr fing dann die Show an, die ungefähr 1 – 1,5 Stunden gedauert hat. Danach ging dann sofort der Rücktransfer zu den Hotel los. Dies fanden wir sehr witzig: wir hatten in unserem Bus Mitfahrer, die eigentlich nur quer über die große Straße hätten laufen müssen. Aber selbst diese wurden abgeholt und wieder abgeliefert. Was viel länger gedauert hat, als wenn diese gelaufen wären. Warum? Südamerikas Städte sind in quadratischen Blocks angelegt und sämtliche Straßen sind Einbahnstraßen. Also muß man halt mal großzügig außenrum fahren, weil einfach links oder rechts abbiegen so nicht geht.
Was wir auch gelernt haben: die Flußbegrenzung ist in den vergangenen Jahrhunderten deutlich gewandert. Früher war der Fluß eigentlich direkt am Casa Rosada, dem rosafarbenen Präsidentenpalast, was häufig zu Überschwemmungen geführt hat bzw. der Grund dafür war, daß in Stadtgebieten wie San Telmo die Bürgersteige sehr hohe Kanten hatten. Heute ist das Flußufer ca. 2 km entfernt und direkt am Flußufer ist jetzt ein ökologisches Reservat mit 2 Lagunen. Der Untergrund hierfür ist eigentlich ein Schuttberg, der hier aufgekippt wurde. Aber die Natur ist zäh und hat dieses Gebiet wieder in Beschlag genommen. In die Lagune sind Holzstege gebaut, so daß man hier über das Wasser und durch den Schilf laufen und dabei mit Glück auch etwas Tiere beobachten kann. Als wir durch dieses „Naturschutzgebiet“ gelaufen sind, fanden wir es anfangs etwas doof, da von uns aus der Weg am Meer entlang führte und ein sehr breiter Wanderweg war, voll mit Joggern und Radfahrern, mit viel Blick auf die alten Hinterlassenschaften, die am Flußufer noch zu sehen sind. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Aber als wir dann in den Bereich der Lagunen kamen, fanden wir es doch sehr schön und ist für die Städter natürlich ein kleines Naherholungsgebiet.
Dieser Betrag war schon immer auf der Liste gestanden, um ihn zu schreiben – nur was schreibt man jetzt?
Zuerst möchten wir uns mal bei allen bedanken, die uns folgen und darin bestätigen, daß wir das richtige machen. Familie, Freunde, Bekannte und natürlich auch die Nachbarschaft😉, man denkt immer wieder mal an alle; wie es euch so gerade geht, was ihr macht, sich wieder einmal gegenübersitzen und zu plaudern, ja das wäre schön, zumal ja auch gerade das Festhighlight des Jahres in unserem Dorf stattfindet. So ein bisschen vermissen wir unser „festes“ Zuhause auch. Aber das wussten wir ja auch schon zuvor. Dafür kommen neue Bekanntschaften hinzu, auch müssen wir diesen meistens kurze Zeit später wieder Lebewohl sagen, die Wege sind dann doch zu unterschiedlich. Mit einigen bleibt man, dank der neuen Medien, in Kontakt, andere verlaufen sich im Sand. So spielt das Leben, speziell das eines Seglers auf so einer Reise.
Die Schleuse in Hamburg öffnet sich, unsere Reise beginnt. Wer erinnert sich noch 😉
So sind wir am 11.08.23 final in Hamburg gestartet, 3 Monate zuvor war ich, kurz darauf auch Sabine, schon auf unsere Dicke umgezogen. Die letzten Vorbereitungen haben sich dann doch etwas gezogen, der treue Leser weiß ja hier Bescheid, die Anderen können nochmal nachlesen 😉. Die ersten Etappen waren dann auch geprägt von der „verlorenen“ Zeit, wieder etwas aufzuholen; wir waren auch hier sehr viel unter Maschine unterwegs. Das ging dann so bis auf die Kanaren, wo wir dann feststellten, daß wir so eigentlich nicht unterwegs sein wollten. Die Entscheidung auf die Bremse zu treten war das Beste, was wir machen konnten. Von nun an waren wir angekommen, in unserem Traum. Auch heute noch können wir Andrea und Dirk für die Gespräche danken, die damals den Ausschlag zu dieser Entscheidung gegeben haben. Das Thema Südamerika war bis dahin (bis auf Patagonien) eigentlich nur ein Posten der Durchreise, den wir aber im Augenblick ja voll auskosten.
Waren es bis zu den Kap Verden überwiegend Bekanntschaften durch unseren Seglerverein, dem Trans Ocean, sind es jetzt meist Zufälle, durch die wir neue Menschen, ja Freunde kennen lernen. Sei es, weil wir mal an Nachbarbooten anklopfen, um uns vorzustellen oder weil jemand im Hafen vor dem Boot steht und dieses anschaut oder eben zu uns Hallo sagt. Die meisten unserer Vereinskollegen und Segler allgemein, fahren halt doch entlang des Äquators, um Wärme und günstigere Winde zu haben, oder haben ganz andere Pläne. Egal, jede der Bekanntschaften war und ist eine Bereicherung, für die wir an dieser Stelle mal DANKE sagen. Unser Traum von Patagonien bleibt – trotz einiger Gespräche, wie schön es hier und dort ist – standhaft und so sind es dann doch nur wenige Schiffe die Rund Südamerika fahren und die wir wieder sehen werden.
Rein seglerisch gesehen war Poseidon gut gesinnt mit uns, wir hatten unterwegs noch kein wirklich schlechtes Wetter. Auch wenn der Wind mal auffrischte, war es immer gut zu kontrollieren, unsere JOSA hat ihr Übriges dazu beigesteuert, wir sind froh mit ihr unterwegs zu sein. Auch planerisch scheinen wir hier bisher alles soweit richtig gemacht und das Wetter korrekt eingeschätzt zu haben. Der hohe Aufwand der Instandsetzung und Investitionen im Vorfeld hat sich bis heute bezahlt gemacht, größere Reparaturen sind bis jetzt (im Gegensatz zu einigen Bekannten von uns) ausgeblieben. Apropos, wir dachten nicht im Traum daran, daß die Besorgungen, egal welcher Art, so viel Zeit in Anspruch nehmen. Sei es der Einkauf von Lebensmitteln, den wir natürlich größtenteils zu Fuß erledigen und dementsprechend auch tragen müssen. Oder eben auch das ein oder andere Ersatzteil für Reparatur und Wartung. Wenn man deutsche Verhältnisse gewohnt ist, kann das schon mal in Verzweiflung umschlagen. Zum Beispiel haben wir gerade eine Liste mit ca. 10 Positionen. Nach 3 Tagen intensiven Geschäfte abklappern, haben wir es geschafft, gerade einmal 2 Positionen zu streichen. Der Rest ist vor Ort nicht zu bekommen, und das wird auf dem weiteren Weg nicht besser werden.
Und wie geht es uns? Das 24/7 zusammen zu sein funktioniert; zwar raucht es auch mal, aber der Wind bläst den Rauch auch wieder weg. Schließlich waren wir ja auch schon 25 Jahre zusammen, bevor die Reise gestartet ist, auch wenn es natürlich eine andere Hausnummer ist, auf so kleinem Raum permanent zusammen zu leben. Das waren wir so bisher ja gar nicht gewohnt, hatten wir doch eher eine Wochenendbeziehung. Was fehlt sind wirklich die zuhause Gebliebenen. Wir sind nicht aus der Welt und Dank der modernen Technik kann man mit uns auch telefonieren oder Video-Telefonie machen. Dies benötigt zwar immer etwas Planung wegen der Zeitverschiebung und der entsprechenden Einschaltung unserer Technik, funktioniert aber einwandfrei. Es ist aber doch etwas anderes, einmal mit jemanden mehrere Stunden zusammenzusitzen, über Gott und die Welt zu reden und die ein oder andere Umarmung abzuholen. Die bekommen wir hier zwar, da vor allem der Argentinier grundsätzlich jeden mit einer Umarmung begrüßt. Aber Ihr wisst sicherlich, was wir meinen. Und falls das alles noch nicht langt, kommt MEIN Abschiedssong auf´s Ohr, „An Tagen wie diesen“.
Aktueller Liegeplatz Argentinien, Buenos Aires
So bleibt uns nichts anderes, als Euch weiterhin mit schönen Bildern und Geschichten zu unterhalten und hoffentlich das Fernweh anzufeuern. Wir freuen uns weiterhin über Euer Feedback mit dem Wissen, daß Ihr uns nicht vergesst.
Nach unserem Roadtrip haben wir uns wieder auf unserem Boot häuslich eingerichtet. Zwischenzeitlich ist ein weiteres deutsches Boot hier eingetroffen, das uns schräg gegenüberliegt. Ulf ist grundsätzlich „Einhand“ unterwegs und hatte bei der Atlantiküberquerung Crew dabei, was ihm sehr gut gefallen hatte. Ich denke, auch ihn werden wir nochmals wiedersehen auf dem Weg nach Süden.
Wie geplant haben wir unser Auto am Mittwoch zurückgegeben, nachdem wir nochmals beim Einkaufen waren und einige schwere Dinge wie Wasser und Milch besorgt haben, damit wir dies nicht im Rucksack schleppen müssen.
letzter Sonnenuntergang in Uruguay
Am Freitag Vormittag haben wir dann unseren Papierkram für die Ausreise erledigt und haben unser Boot klar gemacht zum Auslaufen. Dies haben wir dann auch unverzüglich gegen 13 Uhr gemacht, da jetzt so langsam der Wind aufkommt. Es sollte laut Wetterbericht ja ab Freitagnachmittag Wind kommen, der dann ab Sonntag komplett weg ist. Daher wollen wir mitnehmen, was wir können, da eine Strecke von ca. 160 sm vor uns liegt. Alternative wäre gewesen erst am Samstag zu starten. Dann hätten wir weniger Welle, aber hinten raus keinen Wind mehr und wir müssten wieder viel Strecke unter Motor zurücklegen.
Und der Wind war auch da wie angekündigt, so daß wir sofort nach der Hafenausfahrt unsere Genua mit nur 70 % gesetzt haben. Das Großsegel haben wir mal schön da gelassen, wo es war, da Windstärke 5 – 6, in Böen 7 vorhergesagt war. Da ist es einfacher für uns im Handling, nur mit der Genua zu arbeiten, vor allem, wenn jemand nachts alleine auf Wache ist. Und Vortrieb haben wir nur mit der Genua bei der vorherrschenden Windrichtung auch genug.
Einzig die Welle war sehr unschön. Da der Rio de la Plata ja sehr flach ist, bildet sich eine sehr kurze und steile Welle. Dies ist sehr ruppig, aber man gewöhnt sich an das permanente Geschaukel. Wir sind in Piriapolis bei etwa 15 Meter Wassertiefe gestartet und nach den ersten 50 sm der Strecke, war die Durchschnittstiefe so bei 6 – 8 Metern. Das wird immer flacher.
Wir sind auch gut vorwärts gekommen mit einer Geschwindigkeit von etwa 6,5 Knoten (wohlgemerkt: nur mit der Genua), so daß wir schon davon geträumt haben, daß wenn der Wind uns so erhalten bleibt, wir ja schon nach 24 Stunden da sein könnten.
Woran wir natürlich wieder nicht gedacht haben: die Strömung. Wir hatten Südost-Wind, was bedeutet, daß der Atlantik schön in die Mündung reingedrückt hat und wir ordentlich Strom mit hatten. Doch je weiter wir natürlich in das Delta reinkamen, umso mehr kam dann die Strömung gegen uns, weil es ja ein Fluß ist, und die Tide hat auch noch ihren Teil dazu beigetragen. So hatten wir halt dann irgendwann einmal etwa 2,5 Knoten Strom gegenan, was uns wieder ausbremste. Am Schluß hatten wir dann doch in Summe wieder unsere Standard-Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten als Etmal (= Strecke in 24 Stunden), somit rund 120 Seemeilen.
Auch hat der Wind langsam gedreht, so daß wir immer achterlicheren (= direkt von hinten) Wind hatten und immer etwas vor dem Wind hin und her kreuzen mussten und nicht ganz genau Kurs halten konnten. Aber das war wirklich minimal.
Was bei achterlichem Wind halt auch blöd ist: der Wind steht immer im Cockpit, das heißt, wir sitzen immer „im Zug“ und das war das unschöne an dieser ganzen Überfahrt. Es war von Haus aus schon kühl und wenn dann der Wind mit 20 Knoten bläßt und man sitzt darin, fängt man sehr bald ganz schön zu frieren an. Am Schluß hatten wir 3 – 5 Schichten an Bekleidung an und Jochen hat schließlich unseren Dieselofen angeheizt und wir haben uns unter Deck aufgehalten, die Instrumente im Auge behalten und alle 15 – 30 Minuten einen Rundumblick im Cockpit geworfen.
Dies war insoweit kein Problem, da der Plata ja so flach ist und die Großschiffe sich nur in ihren Fahrrinnen bewegen können, so daß uns hier nichts querkommen konnte, auf das wir uns nicht hätten einstellen können. Fischer gibt’s hier wohl kaum. Das einzige sind die vielen Wracks, die hier herumliegen, aber das ist in den Karten gut verzeichnet und zu beobachten.
Wir wollten eigentlich gerne bei Tageslicht in Argentinien ankommen, vor allem da das Einlaufen in eine Großstadt bei Nacht eine besondere Herausforderung ist. Man fährt auf so unendlich viele Lichter zu, daß die Orientierung mit dem Auge wirklich schwierig ist. Welches dieser vielen Lichter ist jetzt für uns bedeutend? Also wieder stur nach Plotter und Radar fahren und kurz vorher erkennen, wo man hin muß.
Wir habe uns für eine Marina mitten in Buenos Aires entschieden. Hauptgrund hierfür ist eigentlich unser Tiefgang von 2 Metern. Diese Marina ist gut über die Fahrwasser der Großschifffahrt zu erreichen und man muß nicht auf die Tide aufpassen. Hier ist immer genügend Wasser unter unserem Kiel. Das sieht in den Marinas weiter nördlich leider anders aus. Diese können wir nur anfahren, wenn entsprechende Windrichtung herrscht, die genug Wasser reindrückt, damit wir mit unseren 2 Metern da auch fahren können. Und diese Marina hat aber auch schon etwas: wir liegen mitten in der Stadt und können bequem zu Fuß alles erkunden bzw. haben hier alle Möglichkeiten mit Restaurants, Bars, Sehenswürdigkeiten.
Die Zufahrt zur Marina ist jedoch nur möglich, wenn dafür eine Straßenbrücke geöffnet wird. Diese wird eigentlich stündlich auf vorherige Anmeldung hin geöffnet (mind. 30 Minuten vorher) mit ein paar Ausnahmen. So war in unserem Fall am Samstag keine Öffnung um 20 Uhr und dann um 22 Uhr möglich. Na klar, wir hätten mit unserer Geschwindigkeit die Öffnung um 22 Uhr benötigt!!! Also hat der Skipper mal schön die Fahrt rausgenommen, damit wir nicht ne Stunde vor der Brücke Kreise drehen müssen und so haben wir uns für die Öffnung um 23 Uhr angemeldet. Das hat auch gut funktioniert und um 23.30 Uhr waren wir schön fest am Steg in der Marina Madero mitten in Buenos Aires. Noch eben das Boot aufklaren und den Papierkram beim Marinero machen. Wir haben uns dann noch unser „Anleger“ in Form einer Spezi gegönnt, bevor wir müde ins Bett gekrabbelt sind. Was haben wir gut geschlafen.
fest mitten in Buenos Aires
Am Sonntag hieß es für uns dann, den Papierkram bei den Behörden zu erledigen. Was haben wir für Horrorgeschichten über Argentinien gehört!!! Von wegen, daß man seine Kopien alle schon selber in zigfacher Ausfertigung mitzubringen hat, daß alle Dokumente samt „Kopien“ händisch auszufüllen seien und daß man den ganzen Tag dafür braucht. Entweder hatten wir großes Glück oder die anderen einfach Pech. Wir fanden es nicht schlimm.
Bevor wir aber die Behörden angingen, haben wir uns erst einmal mit Argentinischen Pesos versorgt. Falls wir bei den Behörden wieder eine Gebühr in bar entrichten müssen oder sonst irgendetwas ist, wollen wir lieber ein bisschen Klimperkram im Geldbeutel haben. Und natürlich auch eine Internetkarte für das Telefon. Wie soll ich denn sonst den Uber bestellen, der uns zu der entfernten Immigration fährt?
Geld haben wir dann in einer Wechselstube bekommen, zwar zu einem schlechten Kurs, aber lieber mal einen schlechten Kurs als ganz ohne Geld da zu stehen. Telefonkarten gibt es hier auch am Kiosk und der Verkäufer richtet auch gleich alles ein. Das hat leider etwas gedauert, weil es irgendein Problem gab (eventuell nur ein Tippfehler beim Eingeben von der Ausweisnummer – hier wurde wieder der Pass und das Gesicht fotografiert…). Danach konnten wir dann wieder den Uber bestellen, der uns zur Immigration fuhr. Dies war nicht ganz so leicht zu finden. Weder der Uber-Fahrer noch die Polizei im Gebäude gegenüber wußten, wo diese ist. Die wollten uns wieder ganz woanders hinschicken. Aber wir hatten ja die Adresse und die Info über die Seglerapp „Noforeignland“, daß das hier sein muß!!!
Die Immigration befindet sich in einem alten Gebäude, das wohl gerade saniert wird und es ist von außen halt überhaupt nicht zu erkennen, daß da ein Büro ist, das auch noch benutzt wird. Wir wurden von einer jungen Dame bedient und konnten nach 10 Minuten das Gebäude wieder verlassen. Einen Visa-Stempel im Pass gab es nicht und auch meine Nachfrage hin teilte sie mir mit, daß in Argentinien kein Stempel in den Pass gemacht wird. Aha! Also auf zur nächsten Behörde, der Prefectura. Diese ist 10 Minuten Fußweg entfernt und auch hier ging alles Ratz-Fatz. Somit sind wir nun auch navigatorisch in Argentinien angekommen. Fehlt nur noch der Zoll, so daß auch unser Boot offiziell in Argentinien eingereist ist. Also wieder Uber und zurückfahren. Der Zoll ist in der Nähe unserer Marina.
Nach einigem Suchen und Nachfragen haben wir ihn auch im Terminal des Fährunternehmens Buquebus gefunden. Doch leider war der Schalter nicht besetzt. Das haben wir aber auch schon so nachgelesen, daß das gerne so wäre. An der Kasse nebenan mal nachgefragt; ja, erst wieder ab 14 Uhr. Ok, dann machen wir halt auch Mittagspause und kommen dann zurück. Tja, auch nach 14 Uhr: Schalter nicht besetzt. Jochen ist dann mal in die „Kein-Zutritt“-Area eingedrungen in die dahinterliegenden Büros und hat mal angeklopft und nachgefragt (auch das hatten wir so gelesen 😊) und bekam dann zur Antwort „in 5 Minuten“.
Irgendwann tauchte die Dame dann auf, um unsere „ROL“ (unser Dokument, das wir jetzt immer mit fortführen) anzuschauen, wieder im Backoffice zu verschwinden und zu kommen und uns zu sagen, daß wir noch zur Immigration müssten. Äh, nein. Dieser Stempel hier ist die Immigration und dieser die Prefectura. Alles da! Sie verschwindet wieder und erklärt, wir müssten warten, da sie ihren Chef hierfür benötigt und der ist gerade beschäftigt. Sie verschwindet wieder und wir warten und warten.
Nach und nach kommen immer mehr Leute, die etwas vom Zoll möchten. Wir erklären, sie komme gleich wieder, ist nur im Backoffice….. Irgendwann kommt ein Mann aus dem Backoffice, sieht die vielen Menschen und dreht wieder rum. Plötzlich tauchen 3 Zoll-Mitarbeiter hinterm Tresen auf. Wir wieder ran, wir sind ja die ersten in der Schlange. Nein, wir müssten noch warten, wir sind ja das Segelboot – der Chef…..
Wir haben dann von einer Dame erklärt bekommen, daß Ausländer, die argentinische Produkte in Argentinien kaufen, sich immer die gezahlte Umsatzsteuer erstatten lassen können und dafür ihre Quittung und ihr Produkt hier beim Zoll vorzeigen müssen. Sie bekommen dann einen Beleg und das Geld gleich nebenan an der Kasse ausbezahlt. Daher der Andrang! Das waren alles Uruguayer, die auf Shopping-Tour mit der Fähre hier waren und sich nun ihre Steuer wieder erstatten lassen. Gut zu wissen für uns! Also schön Belege sammeln, wenn wir was kaufen und dann mal zum Zoll marschieren.
Nach einiger Zeit waren wir dann endlich dran und durften mit im Hinterzimmer verschwinden. Und schon hat sich alles geklärt. Die Dame, die uns beim ersten Mal in Empfang genommen hatte, wurde nun eingewiesen, was sie in unserem Falle zu machen hatte und welche Eingaben am PC zu erfolgen haben. Und dann waren wir auch da nach 10 Minuten draußen.
Also braucht es in Summe auch nicht viel mehr als zwei Stunden, um hier alle Behörden abzuarbeiten. Wenn man am besten vorher weiß, zu welcher Uhrzeit wohin man genau gehen muß. Wir wissen es jetzt!
So sind wir nun offiziell in Argentinien angekommen und können uns hier austoben.
Colonia gehört ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe und ist die älteste Stadt Uruguays, gegründet 1680. Den heutigen Tag haben wir nur damit verbracht, durch Colonia zu streifen und uns alles anzusehen. Dazu gehören die alten Straßenzüge mit den Kopfsteinpflastern und den gut erhaltenen Häusern im Kolonialstil, die alte Bastion, das Stadttor, den Leuchtturm (natürlich!!), die Basilika und die ganzen alten Auto’s, die hier zu Dekorationszwecken herumstehen.
Es ist wirklich ein schmuckes, kleines Städtchen und man kann gut in ein paar Stunden alles sehen, da alles sehr nah beieinander liegt. Der Übergang von der „modernen“ zur Altstadt ist fließend und von unserem Hotel aus waren wir in 15 Minuten, zu Fuß, mitten in der Historie.
Nachdem wir alles gesehen hatten, sind wir mit dem Auto noch zur alten Stierkampfarena „Plaza de Torros“ gefahren, da diese etwa 5 km weit weg liegt. Das wollten wir nicht zu Fuß angehen, da wären wir im Stockdunkeln zurückgestolpert. Diese schaut wirklich eindrucksvoll aus, vor allem da komplett außenherum der Kreisverkehr geführt ist. Ein Teil der Arena ist bereits renoviert und man kann hineingehen. Viel bekommt man allerdings nicht zu sehen. Man kann 2 Stockwerke nach oben und von den Rängen hinunterschauen. Die Arena selbst wird wohl für Veranstaltungen genutzt, denn es war eine Bühne aufgebaut. Im Ring unter den Tribünen sind verschiedene Geschäfte, Restaurants und Ausstellungen anzusehen. Ganz nett, aber nicht muß. Hier wird eher versucht, den Besuchern neben den fälligen Eintritt noch irgendwie anders Geld abzuluchsen.
Leuchtturm
Bastion
Stadttor bei Tag…
…und bei Nacht
alter Stadtplan
Stierkampfarena
Wir sind dann wieder zurück ins Hotel und haben den Tag mal gemütlich ausklingen lassen.
Tag 9 Freitag 12.07.2024
Heute geht’s nach Montevideo! Auf dem Weg dahin fahren wir zunächst noch an einen kleinen Fluß, den Riachuelo. Dies hat uns Jorge, der TO-Vertreter für Uruguay empfohlen, da er hier schon oft mit seinem Boot gewesen ist und es so schön wäre. Gesagt, getan. Und es ist wirklich nett. Im Fluß selbst waren ein paar Segelyachten vor Anker und es sah wirklich toll aus. Wir sind dann zu Fuß etwas in der Gegend herumgestreift und hatten hierbei Begleitung in Form eines sehr freundlichen, jungen Hundes. Er hat uns bei der Ankunft dort begrüßt und ist uns dann nicht mehr von der Seite gewichen und hat uns begleitet (besser: er war Jochen am Hintern geklebt). Sind wir mal in eine andere Richtung abgebogen als er beim vorauslaufen, da kam er sofort wieder von hinten angeschossen. Er hat es sicherlich auch einmal genossen, einen längeren Spaziergang von seinem „Haus“ aus zu unternehmen. Der Spaziergang war ein „wir kämpfen uns hier mal auf den Pferdepfaden durch“, aber sehr schön an alten Steinbrüchen vorbei, die mit Wasser gefüllt waren. Nur beim letzten Stück zurück mußten wir uns eine Lücke im Zaun suchen, um wieder in die Zivilisation zu kommen. Aber nachdem wir wieder kurz vor dem Parkplatz waren, wurde unser Begleiter sehr schnell. Ah, er kennt sich wieder aus und hat sein Spielzeug geschnappt und weiter rumgetobt. Wir haben für uns nun auf dem Schirm, hier eventuell nochmals mit dem Boot hereinzufahren und ein paar Tage vor Anker zu liegen. Mal sehen.
Von hier aus sind wir dann noch einen kurzen Abstecher nach Juan Lacaze gefahren. Dies ist der Hafen, in dem wir unser Boot in ein paar Wochen einmal aus dem Wasser heben lassen wollen, um das Unterschiff zu reinigen und einen neuen Antifouling-Anstrich aufzutragen. Jorge hatte uns hier telefonisch angekündigt, damit wir uns die Gegebenheiten einmal anschauen können und Informationen erhalten. Auch das war wieder sehr nett. Kaum haben wir das Areal betreten und es wurde bemerkt, daß unser spanisch etwas holprig ist, kam ein: „ah, die deutschen Freunde von Jorge“ und sämtliche Kollegen haben mal vorbeigeschaut. Tja, Uruguay ist klein – haben wir das schon erwähnt?!?! Fakt ist: uns gefällt der Hafen und wir werden definitiv hierher kommen und dort unsere Arbeiten durchführen.
Weiter ging es nach Montevideo. Hier wollen wir ja Jorge auch nochmals treffen, da er hier lebt und auch sein Boot liegen hat. Jochen hat dann beim Suchen einer Unterkunft zufällig ein kleines B & B gefunden, das wir dann angefahren sind. Und wirklich, sie hatten noch ein Zimmer frei. In einem alten Kolonialhaus mit hohen Zimmern, wunderschönen Holztüren und total liebevoll hergerichtet. Das Zimmer war zwar winzig und man stand direkt vor dem Bett, wenn man die Tür aufmachte, aber so schön. Viele alte Möbel und Dekorationsstücke. Starke Farben an den Wänden und schöne Bilder. Das einzige Manko wieder mal: diese Alufenster isolieren halt so gar nichts. Also wieder Klimaanlage voll aufdrehen und laufen lassen. Aber wenn die Wände halt mal kalt sind, dann sind sie kalt!
Ich kann irgendwie gar nicht verstehen, daß es hier nirgends wo wir bisher waren, auch nur eine richtige Heizung gab. Es wird alles mit elektrischen Klimaanlagen, Heizlüftern oder Radiotoren gewärmt. Und überall, wo man hinkommt, sitzen die Mitarbeitern mit dicken Pullis und Daunenjacken beim arbeiten. Das macht doch keinen Spass?!?!
Tag 10 Samstag 13.07.2024
Sightseeing. Ab ins Auto und in die Altstadt. Laut unserem Vermieter ist das überhaupt kein Problem mit dem Auto. Am Wochenende kosten die Parkplätze nichts und überall, wo die Gehsteigkante weiß angestrichen ist, darf man parken bzw. wo rot gestrichen ist, darf man nicht parken. Alles easy. Und es stimmt. Wir sind dann den Plaza Artigas angefahren und haben direkt einen Parkplatz bekommen.
Herr Artigas ist in Uruguay ein Nationalheld und wird als „Vater der Unabhängigkeit Uruguays“ bezeichnet. Seine Denkmäler finden sich hier in jeder Stadt. Hier an diesem Plaza ist unter der Erde sein Mausoleum. Steht doch während der mehrstündigen Öffnungszeiten immer eine Ehrenwache! (Jochen hat gar nicht bemerkt, daß das lebende Männer waren 😊. Er dachte, das wären Puppen). Über dem Mausoleum ist wieder eine große Reiterstatue von Artigas. Hier an diesem Platz befindet sich auch eines der höchsten Gebäude Uruguays, das Palacio Salvo, in dem auch das Tango-Museum untergebracht ist. Es ist nicht wirklich schön, aber doch beeindruckend.
Wir sind dann kreuz und quer durch die Straßen und haben wieder viele wunderschöne alte Häuser gesehen. Manche toll hergerichtet und manche halt leider wieder dem Verfall überlassen. Wer etwas Kleingeld übrig hat, kann hier gerne investieren. Ein Muß für uns war dann der Mercado de Puerto. Wieder ein altes Gebäude mit viel Flair, in dem jetzt hauptsächlich (fast nur) Restaurants untergebracht sind. Auch wir haben uns hier eine Fleischportion gegönnt, da jeder sagt, daß sollte man da mal tun. Ja, was soll ich sagen? Es war lecker und sein Geld wert. Gut, daß wir hier waren.
Herr Artigas ist überall anzutreffen
seine Überreste
eines der höchsten Häuser Uruguays
prunkvolle Kirchen
mit tollem Boden
Prachtbau der Bank
mit dazugehöriger Tür
Mercado del Puerto
Carnevals-Museum
Rhythmus
Tango-Time
Eigentlich wollten wir in Montevideo ja auch versuchen, ein paar Ersatzteile für unser Boot zu erhalten. Dumm nur, daß wir Samstags da sind und das entsprechende Geschäft geschlossen hat. Dann halt doch in Buenos Aires.
Wir haben dann noch wie geplant Jorge besucht, der auf seinem Boot war. So konnten wir auch den Yachtclub-Hafen Buceo mal sehen, der für uns ja leider nicht in Frage kommt, da der dortige Kran unsere „Dicke“ nicht schafft. Mit Jorge und seiner Frau Silvia haben wir dann den restlichen Nachmittag verbracht und sind noch zu einem Lahmacun eingeladen worden. Dies ist hier nicht wie in unseren Dönerbuden ein zusammengerolltes Allerlei, sondern ein dünner Fladen, der mit einem Fleischaufstrich bestrichen ist. Sehr lecker! Von Jorge haben wir dann wieder viele interessante Dinge über Uruguay erfahren. Zum Beispiel ist das Wählen für das Parlament eine Pflichtangelegenheit. Man erhält ein Zertifikat, daß man vorlegen muß, wenn man seine Rente beantragt. Kann man das nicht, wird hier gekürzt. Auch ist hier das Renteneintrittsalter momentan noch bei 60 Jahren, soll jetzt aber nach und nach auf 65 Jahre hochgesetzt werden. Aber: es gibt eine Ausnahme für bestimmte Gruppen. Schwerarbeitende Menschen, wie Bauarbeiter oder Krankenschwestern sollen weiterhin mit 60 in Rente gehen können, da es ja nicht möglich ist, daß man so schwere Arbeiten bis 65 Jahren durchführt. Schön, daß das in Uruguay erkannt wird……
Tag 11 Sonntag 14.07.2024
Heute wollten wir ja gleich weiter bis zu unseren Freunden in La Paloma. Dazu wollten wir eigentlich nur einen kurzen Stop am Boot machen, da wir hier eh vorbeikommen. Aber dann erhielten wir die Nachricht, daß Daniel und Mechthild beide krank sind und das erst mal nichts wird mit dem Besuch. Also machen wir das besten daraus, fahren noch einen kurzen Abstecher an einem kleinen Castillo vorbei und fahren dann halt nach Hause.
Alchimistenwerkstatt
Gartenkunst
So werden wir wohl wie geplant am Mittwoch unser Auto zurückgeben und schauen, daß wir bis zum Wochenende doch noch gleich nach Buenos Aires rüberkommen. Vorraussichtlich wird es ab Samstag mit dem Wind und Wetter eher „unschön“, so daß da an eine Überfahrt nicht zu denken ist. Die Fahrt über den Rio de la Plata hat es so schon in sich:
Sehr viel Großschifffahrt, der Fluß (ja, diese riesige Bucht zwischen Uruguay und Argentinien ist ein Fluß!) ist ziemlich flach und es liegen hier viele Wracks. Da muß man so schon aufpassen wie ein Luchs, da brauchen wir nicht auch noch schlechtes Wetter dazu.
Das war unser Roadtrip. Wieder ziemlich viele Kilometer heruntergerissen in sehr kurzer Zeit, aber dabei waren wir wenigstens im warmen Auto gesessen.
Ach, und bevor ich es vergesse. Was jeden Urlauber hier interessieren sollte: es ist grundsätzlich so, daß Ausländer, die im Hotel ihren Ausweis vorlegen, keine Steuer auf die Leistungen zu zahlen haben. Auf allen Rechnungen steht Steuer 0 drauf.
Auch ist es hier momentan so, daß bei Kreditkartenzahlung im Restaurant oder Autoverleiher oder Immobilienverleih immer noch 9 % vom Rechnungsbetrag abgezogen werden; dies ist auf dem Kartenzahlungsbeleg ausgewiesen. Ich habe die Dame vom Autoverleih diesbezüglich gefragt. Das ist eine Subvention vom Staat, der Dienstleistungsgeber erhält den vollen Betrag. Ich habe das dann auch im Internet unter gub.uy nachgelesen, Zeitraum der Gültigkeit bis 30.09.2024.
Zuerst einmal ein paar Zahlen zu Uruguay. Uruguay ist ziemlich genau halb so groß wie Deutschland und hier leben nur 3,5 Mio Menschen (in Deutschland leben 237 Personen auf dem km², in Uruguay sind es gerade mal 20 #Wikipedia). Von denen ca. 75% an der Küste leben, und davon wiederum 1,5 Mio in Montevideo. Also gibt es vieeeel Land zu sehen.
Tag 1 Donnerstag 04.07.24
Heute haben wir zunächst unseren Leihwagen in Punta del Este abgeholt. Dies lief wieder sehr zügig mit dem in Südamerika weit verbreiteten Anbieter „Localiza“. Hier hatten wir ja auch schon in Brasilien gemietet und nur Positives erlebt. Dann noch mal rasch zurück ans Boot, Auto vollladen, Boot dichtmachen und ab geht die Post. Tagesziel war die Stadt Treinta y tres, zu deutsch „33“. Dieser ungewöhnliche Name geht auf 33 Einheimische zurück, die die belagerte Stadt eisern verteidigt haben, alles nachzulesen in Wikipedia. Das muß ich hier nicht erzählen und will es auch gar nicht. Der Verkehr ist hier sehr tranquilo (ruhig, gemütlich), im Gegensatz zu Brasilien. Kein Gehupe und Gedrängel, am Zebrastreifen wird lieber schon 5 Meter vorher angehalten, statt noch über die Schuhspitzen zu fahren. Die Straßen sind durchweg gut, auch die Schotterpisten sind gut zu fahren. Wir sind ja jetzt im Winter hier unterwegs, was man auch am geringeren Verkehr merkt. Viele kleine Unterkünfte haben geschlossen, also gehen wir in ein größeres (das einzige) Hotel. Dieses ist zwar schon in die Jahre gekommen, aber es ist sauber und das Essen im Restaurant ist lecker. Auch ist es hier in der Stadt viel günstiger als am Meer, wo sich doch mehr Touristen tummeln. Wir lassen den Tag ziemlich bald ausklingen, sind wir doch schon für unsere Verhältnisse sehr früh (um 7 Uhr) aufgestanden. Auch am nächsten Tag wollen wir bald raus, um zu unserem EM Viertelfinale wieder zurück im Hotel zu sein.
die hässlichste Kirche, die wir je gesehen haben
das Essen im Hotel entschädigt
Tag 2 Freitag 05.07.2024
Wie geplant, sind wir zeitig aufgestanden und zum Frühstücken gegangen. Hier scheinen viele Arbeiter unterzukommen, der Frühstücksraum ist um 7.30 Uhr schon voll. Unser heutiges Ziel ist das Naturschutzgebiet „Quebradas de los Cuervos“. Dies ist ein großes Gebiet, in dem noch viele Ranchos sind. Große Weideflächen für Rinder und Schafe. Viele der ansässigen Menschen bieten Aktivitäten hier an. Man kann zum Reiten gehen, geführte Wanderungen unternehmen und vieles mehr. Das einzige Manko ist, daß man nur sehr schwer an diese Informationen kommt. Wir sind auf einiges nur aufmerksam geworden, weil uns im Hotel ein Zettel in die Hand gedrückt wurde mit einer Webseite der Regierung über die Touriprogramme. Die Anfahrt geht über 30 km auf einer Schotterpiste, was schon sehr spannend ist, bis zur Verwaltungspforte. Hier ist ein Eintritt von 100 Peso pro Nase fällig, das sind ungefähr 2,50 €, also voll in Ordnung. Zunächst sind wir einen Rundwanderweg von 3 km gelaufen; die tollen Bilder sprechen für sich, Natur pur. Durch Zauberwald, in die Schlucht runter, am Fluß entlang und wieder nach oben, mit tollen Ausblicken. Dieses Land hat so weite Flächen: endlose Sicht ohne eine Stadt oder einer größeren Ansiedelung.
endlos nix
Zauberwald
Nach dieser Wanderung ging es weiter zum nächsten Startpunkt. Es stand noch eine kurze Wanderung zu einer Lagune und einem Wasserfall an. Diese beiden liegen auf einem Privatgrundstück. Dafür sind wir noch ein kurzes Stück mit dem Auto gefahren. Die Anfahrt dorthin (immer noch Schotter) ging durch ein Viehgatter (passieren und schließen!) direkt an einen Hof. Die nette Besitzerin knöpft wieder jedem 100 Pesos ab (verdient!) und gewährt Zugang auf ihr Anwesen und erklärt kurz den Weg. Über ihren Hof, quer über die Schafweide immer den Schildern nach. Die Dame vermarktet auf diesem Weg auch ihre Erzeugnisse. Wir haben davon nichts mitgenommen, wir sind ja noch 14 Tage im Auto unterwegs. Aber interessieren würde mich schon so ein „Vino de Naranja“. Wein aus Orangen?!?!? Beim zurück kommen frage ich sie, ob das alles ihr Land sei? Ja, das gehört alles ihr. Dieses Stück Land (äh, für uns Deutsche: zig Hektar) ist wunderschön, aber halt auch einsam, so weit draußen, weit weg von allem.
über den Hof….…am Stall vorbei….…und an den Schafenzur Laguneüber „wilde“ Bächesouverän drüberdiesen lustigen Gesellen sieht man hier oft
Zurück im Hotel schaffen wir es, die letzten 35 Minuten der regulären Spielzeit zu sehen. Tja, das Ergebnis war nicht das erhoffte, aber das erwartete.
Tag 3 Samstag 06.07.2024
Am nächsten Morgen machen wir uns wieder zeitig auf den Weg weiter Richtung Norden. Zunächst steuern wir eine Rancho im nirgendwo an, die „auf dem Weg“ liegt. Hier sind wir dann ein Stück der Zufahrt entlang gelaufen durch die Viehherden hindurch. Nach genau 1 km konnten wir dann in der Ferne die Farm selbst sehen. So viel zu den Dimensionen hier. Wieder Natur pur und wunderschön.
Unser nächstes Ziel hieß dann Tacuarembo, eine größere Stadt, die ebenfalls auf dem Weg liegt. Auf dem Weg hierher haben wir die unterschiedlichsten Landschaftsformen gesehen. Hier gibt es jetzt wohl auch einmal Ackerbau….zumindest haben wir schon Spritzfahrzeuge gesehen und auch Mähdrescher. In Tacuarembo haben wir uns die Kathedrale (sehr schlicht und einfach) angeschaut und haben dann gegenüber unsere Köpfe einmal ins Theater gestreckt. So ein Glücksfall!!! Das Theater, das 1891 eröffnet wurde, wurde erst im April diesen Jahres wieder als Theater renoviert und eröffnet. Und gerade als wir dort waren, haben die zukünftigen Touristenführer ihre Testführung abgehalten und wir durften teilnehmen. Wir haben zwar nicht viel verstanden, da hier wieder schnelles Spanisch zu hören war, aber es war trotzdem sehr gut. Wir konnten auch auf und hinter die Bühne. Ein kleines, aber sehr feines Theater mit original Treppenaufgang aus italienischem Marmor und auch der Kronleuchter im Foyer ist noch Original aus Muranoglas. Auch haben sich die Menschen hier wieder über uns deutsche Besucher und unser Interesse gefreut.
Danach ging es wieder weiter zu unserer Unterkunft in Tanqueras, wo wir von der Besitzerin Silvia schon erwartet wurden. Sie hat uns eingewiesen und erklärt, daß wir im „Valle de Lunarejo“, wo wir zum Wandern hinwollen, leider nur mit einem Guide rein dürften. Das wäre alles Privatbesitz von Indios und nur so erlaubt. Tja, jetzt sind wir da, dann halt mit Guide. Sie hat uns dann auch noch einen englischsprachigen Guide vermittelt, der uns noch mit auf Tour nimmt.
Tag 4 Sonntag 07.07.2024
Für unseren Wanderung ist der Treffpunkt um 11 Uhr beim Veranstalter. Dort sind schon etliche Menschen anzutreffen, also gehen wir in einer größeren Gruppe. Alles spanischsprechende Menschen, der heutige Guide könne aber zum Glück englisch. Ok. Tja, leider war das Ganze ein teurer Reinfall. Die Gegend war sehr schön, die Wasserfälle auch wieder. Aber wir haben ca. 60 € für folgende Leistung bezahlt: Anfahrt mit dem eigenen Auto über Piste mit ca. 1 Stunde, 1,5 km Wanderung zum 1. Wasserfall, dort Aufenthalt von ca. 45 Minuten, weiter zum 2. Wasserfall, wieder etwa 1,5 km. Wieder Aufenthalt von ca. 45 Minuten. Dann den gleichen Weg zurück und Abfahrt. Wenig Leistung…..Der Guide hat nicht wirklich viel erzählt, einmal kurz über die Flora. Und es hat ihn auch nicht interessiert, daß er es uns in Englisch erklärt. Ein Junge und eine Frau aus der Gruppe haben uns dann mal freundlicherweise übersetzt. Es hieß ja vorher, daß dies Indio-Land ist, das man alleine nicht betreten dürfe und nur mit Guide. Ich weiß nicht, ob das uns nur so erzählt wurde, um ein Geschäft zu machen. Wir haben dann geschaut, daß wir nicht mit der Kolonne über die Piste zurückfahren, sondern zügig vorneweg ohne den Staub der anderen zu schlucken und durch die Gegend zu kriechen. Wir wollten ja noch weiter heute und bis Artigas kommen.
wieder Weite
der Wasserfall „Indio“ mit dem Gesicht eines Indios in der Mitte
tolle Schmarotzerpflanzen
In Artigas haben wir uns im Casino-Hotel eingebucht. Dies liegt zentral in der Stadt und organisiert (Zufall!!) die Führungen durch die Minen, die wir mitmachen möchten.
Zum Abendessen habe ich mir eine Pizzeria ausgesucht, da diese eine sehr gute Bewertung auf Google hatte und der Inhaber wirklich Italiener wäre und hier „die beste Pizza Uruguays“ zu bekommen wäre. Das stimmt!!! Dort angekommen: der Laden brechend voll, aber wir werden an ein Provisorium gesetzt, bis ein Tisch frei ist. Die Pizza war wirklich echt italienisch, der italienische Chef hat sich über Besucher aus „der Heimat“ gefreut. Und als Theke ist hier ein alter T1-Bully umfunktioniert….So schöööön
Tag 5 Montag 08.07.2024
Um 8.30 Uhr ist Treffpunkt an der Rezeption für die Führung durch die Mine. Wir fahren hinter einem Bus her, der andere Besucher eingeladen hat. Wir hatten uns entschlossen, mit unserem Auto zu fahren, so sind wir frei in der Weiterfahrt. Und es geht wieder ein ganzes Stück zurück in die Richtung, aus der wir gestern Abend gekommen sind. Es wird wieder von der Straße auf eine Piste abgebogen und einwärts gefahren.
Auch hier wieder eine spanische Führung, aber mit einem Guide, der in seinem Beruf voll aufgeht. Er erzählt vieles über die Geschichte und Entwicklung der Mine, die der Familie Oliveira gehört. Auch über das Gestein, die Einschlüsse und wie die Farben der Mineralien entstehen. Hier wird Amethyst abgebaut, dies ist eigentlich „nur“ ein Quarz, aber halt von lilaner Farbe. Der weiße Quarz ist eher ein „Abfallprodukt“. Hier hatten wir aber das Glück, daß wenigstens einige Erklärungstafeln auch in englischer Sprache aufgestellt sind. Nach der Führung hatten wir die Möglichkeit auf einem „Müllhaufen“ noch Steine zu suchen und mitzunehmen. Wenn Männer zu Kindern werden….. Wir haben auch ein paar schöne Stücke rausgesucht und werden sicherlich den einen oder anderen Krümel behalten.
Dann ging es wieder zurück und was darf nicht fehlen? Der Besuch des Showrooms und der Werksverkauf. So ein Glück, daß wir überhaupt keinen Platz für so ein Steinchen haben. Aber das sind schon tolle Stücke, die da rausgeholt werden. So ein Mineral ist eigentlich eine ganze Gasblase, in der innen eben der tolle Stein ist. Und genau solche Teile kann man hier erwerben. Mit tollen Schliff, der Stein poliert. Tja, wenn man viel Platz hat und die Fracht nach Hause bezahlen kann. Aber schaut Euch die Bilder selbst an.
Zugang zur Mine
löchrig
das „hängt“ noch so drin rum
Badewannengröße
Theke des Minenrestaurants
so kann man Getränke auch lagern
die hängen hier auch so ab
zum Glück kein Platz für so Kleinigkeiten
Wir haben uns dann auf die Socken gemacht, damit wir heute noch bequem in Salto ankommen. Dort sind wir einmal kurz in die Stadt reingefahren, haben mal links und rechts geschaut und entschieden, daß das zu viel Großstadt ist und sind weiter nach Terma del Dayman, wo wir ja wegen den Thermalbädern hin wollen, um am Tag darauf im warmen Wasser abzuhängen. Unsere Unterkunft liegt zentral und es ist alles hier recht einfach. Ein Appartement mit kleiner Kochnische. Leider ist es verdammt kalt und die Zimmer auch, da alle Fenster offen standen. Die Klimaanlage war das Erste, das wir eingeschaltet haben (die heizen hier auch) und ist die ganze Nacht auf Höchsttemperatur 30 Grad gelaufen. Die Bauweise hier ist immer sehr einfach – dünne Wände, einglasige Aluschiebefenster und minimalste Türen, alles nicht isoliert. Und quasi keine Bettdecke, nur ein dünnes Laken. ich habe dann alles an Decken aus dem Schrank geholt, was für die 4 Betten des Zimmers da waren und so ging es dann…
Tag 6 Dienstag 09.07.2024
Die Nacht ging rum und wir haben uns heute das Spa gegönnt. Hier sind die Thermen eher große Freibäder für die ganze Familie mit entsprechend heißem Thermalwasser, aber halt alles im Freien. Dafür ist der Preis unschlagbar. Cirka 4 € für Erwachsene für den ganzen Tag.
Wir sind statt dessen in ein Spa gegangen, wo wir für jeweils 15 € den Eintritt und jeweils 30 Minuten Relax Massage bekamen. Hier sind die meisten Becken auch im Freien, aber auch mit Möglichkeiten indoor. Man darf jetzt hier keine deutschen Maßstäbe ansetzen, was Komfort und Qualität betrifft. Die Bauten waren sicherlich mal sehr schön und modern, als sie gebaut wurden. Aber leider wird hier anscheinend nur einmal gebaut und dann wird nix mehr renoviert oder modernisiert. Es verlottert halt alles etwas. Das Holz ist durchgemorscht, die Wände fallen ab, Fenster z. T. kaputt. Aber wir saßen 2 Stunden in 41 Grad warmen Wasser und bekamen eine gute Massage. Das war schon so in Ordnung. Nach einem kleinen Mittagssnack ging es dann noch zum Staudamm Salto Grande. Dieser ist gleichzeitig ein gemeinschaftliches Grenzbauwerk zwischen Uruguay und Argentinien und man bekommt eine kostenlose Führung. Es hat etwas gedauert, bis wir den richtigen Eingang gefunden haben 🙄. Jochen ist auf den Staudamm aufgefahren, bis ich ihn gebremst habe, daß er jetzt quasi nach Argentinien rüber fährt. Also kurz links ran bei einem Wachhäuschen. Der nette Polizist kam auch gleich raus und fragte, ob wir nach Argentinien wollten. Nein, nein. Wir wollen den Staudamm besichtigen. Er erklärte uns dann, daß wir umkehren müssten, das wäre weiter vorne, wo wir uns anmelden müssten. Also zurück und bei nächster Gelegenheit gefragt. Dieser nette Polizist erklärte mir dann, auch mit Maps, wo wir hin müssten. Es ist hier nicht so, daß Attraktionen irgendwo vorher mit einem Schild angekündigt werden. Oft erst an der Abfahrt oder der Attraktion direkt steht hier ein Schildchen. Wir haben es dann noch gefunden, einen kurzen Film über dieses Bauwerk gesehen und wurden danach noch mit dem Bus auf und in den Staudamm gefahren. Zwar nur kurz und natürlich alles wieder nur einsprachig, dafür mal wieder kostenlos. Aber auch hier war wieder ein freundlicher Herr, der sich anbot, für uns zu übersetzen, falls wir das wollten. Dieser Staudamm versorgt Uruguay und Argentinien mit Strom, wobei Uruguay damit 60 – 70 % seines Strombedarfes abdeckt, Argentinien 7 – 8 %.
Eigentlich wollten wir heute noch weiter in den Süden zu unserem nächsten Ziel fahren. Da dies aber ca. 3 Stunden sind und wir schon fast 5 Uhr hatten, haben wir uns eine andere Unterkunft nochmals hier in der Gegend gesucht und sind auf dem Lande gelandet, wo wir eine kleine, nette Cabaña gefunden haben. Es hüpfen Kaninchen herum, man hört ein Lämmchen und sieht Ziegen. Sehr schön. Und: die Cabaña ist schon überschlagen und das Klimagerät funktioniert einwandfrei und bringt Wärme rein.
Tag 7 Mittwoch 10.07.2024
Heute ging es wieder zurück in den Süden. Das erste Ziel heißt Fray Bentos und liegt auch direkt am Grenzfluß zu Argentinien. Diese Stadt haben wir ausgesucht, da Jochen zufällig in einem Blog darüber gelesen hatte. Hier gibt es das Museum der industriellen Revolution, das 2015 von der UNESCO in die Liste der Kulturerbe der Menschheit aufgenommen worden ist. Dies ist eine alte Industrieanlage, gebaut 1858 als Salzbergwerk für die Haltbarmachung von Fleisch, in der Folge von 1863 an nach Justus v. Liebig dann Fleischextrakt. Ab 1924 wurde das ganze dann von Liebig in Friorifico Anglo umgewandelt und ein riesiges Kühlhaus gebaut, das mit Korkplatten isoliert und mit Amoniak gekühlt wurde. Dieses wurde bis 1979 betrieben und ab 1989 ist die gesamte Anlage hier als Museum erhalten.
Zunächst ein riesiger Fleischzerlegungsbetrieb. Hier wurden in der High-Season bis zu 3000 Rinder täglich von 5000 Menschen im Schichtbetrieb am Fließband zerlegt. Die Anlage umfasste 46 verschiedene Hallen, in denen die verschiedensten Produkte hergestellt wurden. Und alles, was benötigt wurde, wurde hier irgendwo selbst hergestellt. Sei es die Dose für das Fleisch, das Etikett oder die Bekleidung für das Personal. Diese Anlage zog Mitarbeiter aus 36 verschiedenen Länder an, die hier gearbeitet haben. Hier kann man sich überall frei bewegen und alles ansehen. Wir kamen in den Genuß, an einer englischen Führung teilzunehmen, das gerade ein anderes deutsche Paar hatte. Die Betreiber des Museums bemühen sich, alles etwas „nachfühlbar“ zu machen. Die einzelnen Hallen werden so beschallt, wie es geklungen haben muß, wenn hier diese vielen Menschen arbeiten. So ist z.B. der Lärm in der Zerlegungshalle ohrenbetäubend und man hört an der Stelle, wo die Rinder noch lebend ankamen, großes Gemuhe und Gerumpele. An anderer Stelle kreischen Sägen oder das Laufband, an dem die Rinder dann hängend rumpelt. Diese Fabrik hatte ihre eigene Stromerzeugung und daher hatte Fray Bentos vier Jahre vor Montevideo komplett elektrische Beleuchtung….und das mitten auf dem Land. Die Halle mit den Generatoren (auch beschallt) war natürlich Jochen’s größte Interesse. Dieses Unternehmen war seine eigene kleine Stadt mit Hospital, den Wohnhäusern und allem, was die Leute benötigt haben. Wir können nur jedem empfehlen, der einmal nach Uruguay kommt: schaut Euch das an, was damals schon alles möglich war. Ach ja: und auf den „vielbegangenen“ Wegen wurden Stahlplatten verlegt. Diese waren ursprünglich als Balast an Bord der Schiffe, die aus Europa herüberkamen und das Fleisch nach Europa exportierten. Irgendwann kam dann jemand auf die Idee, diesen Balast als Belag für den Boden zu nutzen. So sind irgendwie 3000 m² mit Stahlplatten belegt.
alte Gemäuer
alte Autos
Zerlegerei, hier kam das Rind an
der Weg des Rindes am Haken
zu den Abteilungen
die Werkstatt (Kantbank, Blechbiege, Dreh- und Fräsmaschine usw.)
Dosenmanufaktur
hier wurde Zinn auf die Dose zum Verschließen aufgetragen
Etiketten werden auch selbst produziert
ebenso der Strom und Kompressor für den Amoniak
offener Achtzylinder
Druckanzeiger
Werkzeuglager
5stöckiges Kühlhaus
Stahlplatten als Straßenbelag
Stahlplatten als Straßenbelag
fertige Produkte
Nachdem wir hier lange herumgeschlichen sind, haben wir uns schließlich auf den Weg nach Colonia del Sacramento gemacht. Auch das ist ein Muß!
Unsere erste Nacht in Piriapolis war zwar sehr windig, aber der Schwell im Hafen war in Ordnung, da der Wind glücklicherweise aus der passenden Richtung kam. So sind nun schon etliche Tage hier vergangen, in denen wir uns auch langsam an die Kälte gewöhnen mussten. Täglich heizen wir uns morgens und abends den Dieselofen ein, um etwas Temperatur ins Innere zu bekommen, auch ein Morgenritual besteht inzwischen darin, die Feuchtigkeit von den Fenstern und Luken zu wischen, die in der Nacht dort kondensiert ist. Auch läuft nun täglich einmal unser „Deshumidificador“, der Luftentfeuchter, den wir zum Glück endlich in Punta del Este kaufen konnten. Hatten wir doch schon mal 90 % Luftfeuchtigkeit im Boot! Wir hatten in den folgenden Tagen auch einige eher unruhige Nächte, weil einige Tiefs vorbeigezogen sind und entsprechende Winde mit sich brachten. Diesmal aber leider aus Nordwest, was für uns bedeutete, daß der Wind direkt auf die Hafeneinfahrt drückte; und wir liegen mit unserem Boot direkt am vorderen Steg mit dem Heck zur Einfahrt. So hatten wir immer schräg einschlagende Wellen direkt „in unserem Schlafzimmer“. Das ist zu Einem sehr laut und zum anderem gibt es auch immer einen leichten seitlichen Schlag, was einen Ruck des Bootes bewirkt. So waren zwei Nächte schlaftechnisch sehr kurz. Aber überstanden, da muss man durch, wenn man auf dem Boot leben will. Wir wissen jetzt, daß unsere Festmacher halten, so daß wir beruhigt unser Boot auch mal für 14 Tage alleine lassen können.
Wir haben wieder einiges zu Fuß erkundet. so sind wir zufällig auf dem samstäglichen Markt über eine Panaderia Alemana gestolpert. Deutsches Brot und Backwaren von Auswanderern, die auch noch fränkischen Dialekt sprechen. 😁 da steht man doch gerne am Verkaufstresen und redet sich fest.
Einer unserer Spaziergänge führte uns zum Aussichtspunkt hoch über der Marina, zu dem es einen Sessellift gibt (dieser fährt aber derzeit nicht). Von dort gab es eine gute Übersicht über die Stadt und die Strände. Den Weg zurück zum Hafen haben wir den kürzesten gewählt, direkt unter dem Sessellift den Hang hinunter. Oben tummelten sich die Reisegruppen, die mit dem Bus bis zum Aussichtspunkt gefahren werden. Und wie überall, wo eine „Attraktion“ ist: Kioske und Restaurants. Dort oben gab es auch eine kleine Kapelle des San Antonio, anscheinend muß man die mehrmals umrunden, da dort einige Personen ihre Kreise gezogen haben; auch hingen viele Dankesfliesen an der Kapelle, auf denen sich die Menschen bei dem Heiligen bedankten.
Eine weitere Tour hat uns am Strand entlang geführt zu einer „Rettungsstation“ für Seelöwen und Pinguine. Wir sind dann aber nicht hineingegangen. Das Ganze sollte pro Person 300 Peso kosten, dabei sah es alles sehr winzig und fast schon schäbig aus. Das war es uns dann nicht wert.
gestrandete Tonne
schon ausgedörrt
Auf google maps haben wir dann noch einen „Wasserpark“ gefunden. Dies war ein künstlich angelegter kleiner Wasserfall mit kleinem Wasserlauf als Picknickplatz mit Grills, Tischen und Bänken. im Sommer sicherlich ein netter Platz. Von hier aus haben wir dann noch einen Turm erspäht und sind da dann auch noch hin marschiert. Dieser stellte sich als Glockenturm einer ziemlich zerfallenen Kirche dar, die von Senor Piria 1917 erbaut wurde. Dieser Unternehmer war der Gründer der Stadt, daher auch der Name Piriapolis.
der Pan de Azucar
Unser schönster Spaziergang hat uns dann noch zum Castillo Piria geführt. dieses liegt etwas außerhalb (noch an der Kirche vorbei), was uns einen Fußmarsch von einfach 7 km einbrachte. Aber die Sonne schien und kaum sind wir vom Meer etwas weg, legt sich auch der kalte Wind bzw. wir sind im Windschatten der Hügel oder der Stadt. Nach einer langen Zufahrt (so stelle ich mir meine Auffahrt zum Haus vor!) steht man vor einem herrschaftlichen Haus in einem großen Grundstück. Es kostet keinen Eintritt, man kann aber leider nur einige Räume im Erdgeschoss besichtigen, wo einige alte Gegenstände ausgestellt sind und auch alte Plakate und Fotografien von früher hängen. Daneben ist gleichzeitig eine Gemäldeausstellung mit tollen Bildern. Hinter dem eigentlichen Castillo sind noch einige halb zerfallene Gebäude und eine kleine Kapelle, die sicherlich noch zum Gehöft gehörten.
Die Einfahrt
das Castillo
bisschen Garten
italienischer Terakotta
Senor Piria
Telefonzentrale
Verkauf von Eigentum
Spiel- und Kaugummiautomat
Nebengebäude
Paella-Pfanne?
alte Kapelle
Nebengebäude
Unser Highlight war jedoch, als wir bereits die Auffahrt wieder hinunterliefen und uns ein Fahrzeug mit richtigen „Rundungen“ entgegenkam. Der Fahrer hat das Fahrzeug abgestellt, aber (wohl) vorsichtshalber nicht ausgemacht. Es handelte sich um einen Chevrolet Pickup, Baujahr 1952. Der Fahrer hat (so glaube ich) sich noch mehr über unsere Freude gefreut als wir. Er hupte, kam zu uns rüber und klärte uns über sein Vehikel auf. Wir sind dann wieder losgelaufen, um unsere 7 km retour zu gehen, als neben uns wieder ein schwarzes Ungetüm hupte und uns auf seine Ladefläche aufsteigen lies. So kamen wir in den Genuss, nicht laufen zu müssen und in einem Chevi 1952 mitzufahren. Jonathan hieß der noch sehr junge Fahrer, der mit seinem argentinischem Kumpel den freien und schönen Tag nutzte, rumzucruisen. Wieder einen sehr netten Urugayo kennengelernt.
da kam er angerolltJochen, Jonathan & Co.rund
Dies waren unsere Spaziergänge hier, mehr gibt es wohl fußläufig auch nicht zu sehen und so werden wir es jetzt angehen, uns ein Auto leihen und eine Tour quer durch Uruguay machen, um auch das Hinterland kennenzulernen.
Jetzt liegen wir im Hafen von La Paloma direkt neben Guillermo, der sage und schreibe 5 Wochen auf ein passendes Wetterfenster gewartet hatte, um hierher zu kommen und der Grund dafür war, daß wir so schnell aus Itajai aufgebrochen sind.
Der Hafen von La Paloma ist jetzt keine Schönheit und auch die Sanitäranlagen sind wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber wir liegen sicher und die Menschen hier sind unwahrscheinlich freundlich. Wir waren gleich bei der Prefektura, um uns anzumelden. Auch hier alles super easy und tranquilo (gelassen). Wir kamen dann auch noch in den Genuss einer heißen Dusche. Als wir beim Sicherheitsdienst nach den Sanitäranlagen fragten, erklärte er uns, daß er uns Seglern einen Raum aufschließen kann, wo wir duschen könnten. Das waren dann die Einrichtung der Mitarbeiter. Alles ganz einfach, aber schon schön, wieder einmal heiß zu duschen.
Natürlich sind wir gleich einmal in den Ort gelaufen, der ca. 20 Minuten Fußweg weg ist. Ein schöner Weg am Strand entlang über einen Holzsteg. Der Ort ist ziemlich leer und die meisten Läden sind geschlossen. La Paloma ist ein Touristenort im Sommer und daher im Winter ziemlich ausgestorben. Uns gefällt es trotzdem.
Begrüßungskomitee im Hafen
fest
Standrunde
die ziehen hier vorbei
im netten Café
viele Reetdachhäuser
Markt am Samstag
Nestbau
Eigentlich wollten wir auch gleich am Dienstag wieder weiterfahren – aber wie das so immer ist:
Am Montag früh gehe ich an Deck und da steht vor unserem Boot jemand und schaut Boote an. Auf mein Buenos Dias kommt ein Guten Tag zurück. Oha! Und schon haben wir Daniel kennengelernt, der mit einer Deutschen verheiratet ist und der sich zufällig heute gedacht hatte „ich gehe mal in den Hafen Segelboote anschauen“, da er selbst lange als Segler unterwegs war. Daniel war gleich freudig dabei, als wir ihm anboten, das Boot anzuschauen. So entschieden wir dann, daß wir halt noch einige Tage bleiben, um auch Mechthild kennenzulernen und gemeinsam etwas zu unternehmen.
So war es auch. Wir wurden von den beiden eingeladen, gemeinsam die Laguna Rocha anzuschauen. Eine sehr große Lagune, die unter Naturschutz steht und hier 70 % aller heimischen Vögel zu beobachten sind. Die Lagune öffnet sich manchmal zum Meer hin bzw. wird bei zu viel Süßwasser nach langen Regenfällen geöffnet, so daß sich hier Süß- und Salzwasser vermischen. Als wir vor Ort waren, war die Lagune gerade wieder geöffnet und es war interessant anzusehen. Die beiden haben uns viel erklärt und gezeigt und ein kleines Picknick vorbereitet. Es war wirklich ein schöner Tag und wir haben wunderbare Menschen kennengelernt.
Laguna La Rocha
Erläuterung Öffnung zur See
da ist da Loch….
der Blaue Krebs
In La Paloma sind wir dann auch noch mehrfach spazieren gegangen bzw. haben noch einige Besorgungen erledigt. So stand auch der Leuchtturm von La Paloma auf dem Programm, von dem aus man eine schöne Übersicht über den Ort und den Strand hat.
am Strand lang
Schnecken-Eier
immer schöön
Drehwurm
da rauf….
….und nach Hause
Auf der anderen Seite unseres Hafens sind wir zu einem von Daniel empfohlenen Cafe gelaufen, das wirklich sehr nett war. Hier am Strand entlang haben wir leider viele tote Pinguine gesehen, auch ein Seelöwe war dabei. Wir vermuteten erst, daß dies wohl „Beifang“ der Fischer wäre. Aber dem ist so nicht. Das wurde uns dann von Mechthild erklärt, daß das die jungen, schwachen Pinguine sind, die momentan hier vorbeiziehen und die es einfach kräftemäßig nicht schaffen. Das wäre zwar traurig aber um diese Jahreszeit hier völlig normal.
Ich habe bereits nach einem Tag hier in Uruguay festgestellt, daß es mir hier auch sehr gut gefällt. Die größte Veränderung von Brasilien hierher: hier ist das Preisniveau erheblich höher. Hier werden deutsche Preise aufgerufen, und das in so ziemlich allen Bereichen.
Nachdem wir das Wetter im Auge behalten müssen, um weiter gen Süden zu kommen (wo wir dann auch noch offiziell einreisen müssen, denn La Paloma ist kein Hafen, wo wir unser Visum bekommen), haben wir uns darauf festgelegt, daß wir zwischen Sonntag abend und Montag früh ablegen müssen, um etwas passenden Wind bis Punta del Este zu bekommen.
Bei unserem gemeinsamen Abendessen mit Daniel und Mechthild boten wir dann Daniel an, er könne gerne bis nach Punta del Este mitsegeln. (ich glaube, er hat auch darauf gehofft…..) Er war natürlich Feuer und Flamme und ist dann am Sonntagabend mit Sack und Pack angerückt, damit wir frei sind in der Zeit des Lossegelns. Beim nochmaligen Wettercheck haben wir dann entschieden, daß es am nächsten Morgen gegen 8 Uhr losgehen sollte.
Da dieser Hafen hier sehr eng ist, was die Muringtonnen angeht und unsere Dicke ja sehr anfällig ist für Seitenwind beim manövrieren, sollte diese Uhrzeit gut sein. Noch kein Wind da und wir sind zu dritt, um die Leinen ordentlich zu führen, so daß Jochen die Dicke entspannt vom Steg wegbugsieren kann. Ja, denkste.
Pünktlich, als wir mit den Vorbereitungen fertig sind, setzt der Wind ordentlich ein mit 15 Knoten von der Seite. Wir haben dann versucht, mittels entsprechender Leinenführung unser Boot rauszufahren, aber es wurde uns dann doch zu riskant. Wenn nur einer einen kleinen Hänger mit seiner Leine hat und nicht schnell genug Leine gibt, hängen wir entweder auf der Mauer oder auf einem Nachbarboot. Also doch nochmals bei der Prefektura anfunken und und Hilfe durch ein Motorboot bitten. Hier in der Marina gibt es keine Hilfe, es gibt hier noch nicht mal ein Boot.
Die Prefektura hat dann geantwortet, daß sie jemanden schicken, aber daß das etwas dauern würde. Ja klar, 8 Uhr und Dienstantritt. Die kommen gerade alle erst. Wir konnten dann vom Boot aus sehen, wie sie das Motorboot auf dem Hänger an den Pick-Up angehängt und aus der Garage gezogen haben. Juhu, jetzt dauert es nicht mehr lange. Und siehe da, kurz die JOSA an das Schlauchboot gebunden und wir wurden schön sanft rückwärts aus unserer Lücke gezogen. Total entspannt.
So hatten wir dann schon wieder einen recht aufregenden Start, es wurde dann aber doch noch ein schöner Segeltag, zwar kalt, aber sonnig. Daniel war happy, wieder einmal zu Segeln und so ging der Tag dann auch rum. Da wir am Morgen etwas Zeit verloren hatten und der Wind auch nicht genau das gemacht hat, was uns die Wettervorhersage versprochen hatte, kamen wir am Abend natürlich im Dunkeln vor Punta del Este an. Im Dunkeln wollen wir nicht in einen unbekannten Hafen einfahren, vor allem da hier die Häfen alle so „unhandlich“ für unsere Dicke sind. Also hat Daniel sich mal an die Funke begeben und abgeklärt, daß wir an einer kleinen vorgelagerten Insel vor Anker gehen dürfen und erst am nächsten Tag bei Tageslicht einlaufen. Die Genehmigung wurde erteilt und Daniel ein weiteres Mal glücklich, daß er wieder einmal vor Anker schlafen darf.
3 in einem Boot und unser Ankerplatz
Am nächsten Morgen dann konnten wir sehen, an was für einer schönen Insel wir da geankert hatten und machten uns nach dem Ausschlafen und Frühstücken auf, unter Segeln Richtung Hafen zu fahren. Der Wind fiel dann natürlich wieder zusammen und wir mussten doch noch den Motor für die letzte Seemeile anwerfen. Im Hafen haben wir uns dann nach einigem Hin und Her mit dem Funk eine Muringboje geschnappt und festgemacht. Leider ging dabei Daniels Brille über Bord und wohnt nun an der Muringboje 531 auf Grund.
Nachdem wir am Nachmittag mit Daniels Spanisch-Unterstützung alle Behörden (Immigration für uns, Zoll für das Boot und die Prefektura für die Navigation) abgearbeitet hatten, haben wir Daniel noch zu seinem Bus begleitet und konnten dabei schon etwas von Punta de Este sehen.
So, nun noch ein kleiner Exkurs in die Funk-Gepflogenheiten hier in Südamerika. Die Segler unter uns wissen ja, wie das mit dem Funken gehandhabt wird. Normalerweise ist der Funk auch das Notrufmittel der Wahl und Kanal 16 wird hierfür benutzt und ist daher immer eingeschaltet und wird abgehört. Hier werden auch Schiffe „angerufen“ und man wechselt dann auf einen anderen Kanal, um sich zu unterhalten. Sind wir es aus den Urlaubsregionen wie Mittelmeer oder auch Ostsee eher gewohnt, daß wir einfach in einen Hafen einfahren und da steht dann schon jemand, der uns erwartet bzw. wir machen einfach fest und gehen dann mal ins Büro oder an den Automaten zum bezahlen. Hier wird normalerweise kaum der Funk benutzt. In Brasilien ist der Funk eigentlich nur dafür da, daß die Fischer untereinander Small-Talk halten. So ist auf dem eigentlich „Notrufkanal 16“ eher portugiesisches Geschwätz oder auch einmal Musik zu hören.
Hier im tiefen Südamerika (Uruguay, Argentinien und Chile) läuft das anders. Hier ist sehr viel Funkarbeit angesagt. Dies dient der Sicherheit in diesen eher schwierigeren Gewässern. Hier werden alle Schiffe monitort und überwacht, wo sich diese befinden. Daher gilt folgender Ablauf: nähert man sich einem Hafen, muß man sich ca. 30 Minuten vorher bei der Control melden und sich ankündigen und um Erlaubnis bitten, einzufahren. Da werden dann Daten wie Flagge, Kapitän, Zerifikat usw. abgefragt. Das selbe Spiel beim Abfahren. Nachdem man sich persönlich in der Prefektura abgemeldet hat und seinen Stempel (=schriftliche Erlaubnis) hat, soll man innerhalb von 24 Stunden wegfahren. Will man dann losfahren, wieder funken und um Erlaubnis bitten. Dabei muß man dann Zielhafen und erwartete Ankunftszeit (ETA) angeben, was natürlich sehr schwer als Segler ist. Ist ja immer Windabhängig, wie gut man vorwärts kommt. Quert man eine Schiffahrtsstraße oder einen anderen Hafen, muß man sich auch dort melden und sagen, was man vorhat. Ist man nicht vor der ETA am Ziel, soll man auch Bescheid geben bzw. die Prefektura funkt einen dann auch an und fragt nach. Erschwerend kommt hier natürlich die Sprachbarriere hinzu, da am Funk doch oft vieles nicht so leicht zu verstehen ist, vor allem wenn hintendran noch Nebengeräusche sind wie laufender Motor oder das Klappern und Knarzen des Bootes beim Segeln.
Aber, man gewöhnt sich daran und kann sich ja vorher schon alles zusammenschreiben, was man brauchen könnte.
In Punta del Este sind wir nicht so lange geblieben, dieser Zwischenstopp war für uns auch nur zum offiziellen Einreisen gedacht. Es ist ein Touristenort, der im Gegensatz zu den meisten Städten in Uruguay auch etliche Hochhäuser aufweist. Hier im Hafen sind sehr viele Fischer aktiv, die direkt an der Kaimauer ihre Fische ausnehmen und verkaufen. Entsprechend sind hier auch viele Möwen, aber auch etliche Seelöwen, die sich an den Abfällen dick und satt fressen. Dies ist hier ein richtiges Spektakel und natürlich auch ein Zuschauermagnet.
Wir haben hier die Chance genutzt, einiges zu besorgen und bei einem gemütlichen Mittagessen das Fußballspiel unserer Nationalmannschaft auf großem Bildschirm ansehen können. Aber nach zwei Tagen sind wir auch hier wieder abgerückt, um endlich an unser Ziel Piriapolis zu kommen, wo wir etwa 4 Wochen liegen bleiben möchten. Die Vorhersage war so, daß ab Donnerstag spät abend der Wind auffrischt und es ungemütlich wird. Bis dahin wollten wir sicher im Hafen festgemacht sein. Und es hat auch funktioniert.
Es gab leider etwas „Funk-Chaos“ an diesem Tag. Beim Abfahren hat lange keiner geantwortet, so daß wir schon so weit waren, einfach loszufahren. Wir haben dann aber über den „Hafen-Kanal“ 09 die Erlaubnis bekommen, um dann weiter draußen mitzuhören, wie ganz viele Schiffe (Frachter, Tanker und Boote) ebenfalls versuchten, die Prefektura zu erreichen. Dies ging bestimmt eine halbe Stunde so, der Ton wurde immer rauher. Nachdem dann endlich einmal ein Boot seine Antwort bekam, hat jeder gleichzeitig versucht, wieder anzufunken. Das war sehr spannend anzuhören. Wenn man schon verpflichtet ist, sich ständig zu melden, dann sollte man auch eine Antwort erhalten. Ein Frachter wollte nur die Erlaubnis haben, an einem bestimmten Punkt den Anker fallen zu lassen; wobei die Ankerplätze für die großen Pötte, die sogenannten Reeden ja sowieso in den Karten markiert und vorgegeben sind.
Als wir dann in Piriapolis ankamen, war es mit dem Funken auch wieder etwas unleidlich. Bis wir endlich eine Klärung hatten, waren wir schon in der Einfahrt zum Hafen, da uns es leider schwerfällt, bei Wind auf der Stelle zu stehen und schon gar nicht in dem Schwell einer Hafeneinfahrt. Wir haben dann Mike von der Salto angefunkt, der uns in seinem Beiboot geholfen hat, unsere Leinen an der Muringboje zu befestigen. So sind wir nun in Piriapolis angekommen und sind wieder mit der SALTO vereint. Wir zwei deutschen Boote haben ein australisches Boot ins Sandwich genommen und wackeln hier gemeinsam vor uns hin. Und wirklich, am Abend kam wirklich starker Wind auf und es war ein ordentliches Gehäule in den Masten und Wanten. Gut zu wissen, daß wir hier sicher vertäut liegen.
Wie Sabine schon in ihrem letzten Blogeintrag berichtet hat, sind wir ja mehr oder weniger Hals über Kopf aus Itajai aufgebrochen, gerne hätten wir ja noch das Ein oder Andere angeschaut, unter anderem Blumenau. Aber auch das gehört zu so einer Reise dazu. Mit der Info, daß der Juni und Juli die schlechtesten Monate sind, um in den Süden zu gelangen und daß der Seglerkontakt schon seit 5 Wochen auf ein Wetterfenster wartet, lässt auch so eine Entscheidung nicht auf sich warten. So brauchen wir auch ein Wetterfenster von mindestens 5 Tagen! Wieso so lange? Waren wir doch zuletzt immer nur 1- 2 Tage am Stück unterwegs, so steht jetzt ein langer Schlag von ca. 500 sm vor uns. Der Küstenabschnitt im Süden von Brasilien bietet so gut wie keine Möglichkeiten (eigentlich gar keine), sich vor einem Wetter zu verstecken, der nächste Hafen ist Rio Grande de Sul in ca. 300 sm Entfernung. Dieser ist aber immer noch von den starken Unwettern betroffen und somit fällt er als Anlaufstation raus, bzw. wir wollen ihn nicht anlaufen, die haben im Moment wohl andere Sorgen. Außerdem haben wir eine Info, daß in der flussähnlichen Einfahrt 7 kn Strom laufen, das ganze Wasser läuft halt hier raus und von dem Treibgut, das hier mitkommt muss ich wohl auch nichts erwähnen. Die 7 kn gegenan sind für uns nicht zu schaffen, das Risiko mit Treibgut zu kollidieren nochmal ein anderes. Hatten wir das Thema schon bei der Anfahrt zu Itajai, wo wir die letzten Seemeilen zur Einfahrt im Slalom über das Meer gefahren sind. Ich am Bug Ausschau haltend und Sabine am Ruder, nach Anweisung ausweichend. Somit ist der nächste Hafen erst in Uruguay, La Paloma.
Porto Belo
So sind wir dann ja am Samstag nachmittag noch unter Maschine in die Bucht von Porto Belo gefahren und haben da vor Anker die Nacht verbracht. Am nächsten Morgen sind wir dann auch mit entsprechendem Wind weiter Richtung Florianopolis aufgebrochen, das auf der Ilha de Santa Catarina gelegen ist; an deren Nordseite ist eine Bucht, in der wir dann den aufkommenden Südwind abwettern wollten. Da wir dann aber so gut vorwärts gekommen sind, haben wir unterwegs den Entschluss gefasst, bis an die Südseite der Insel zu segeln. Hier gibt es auch eine weitläufige Bucht die vor Nord- und Südwind gut geschützt ist, man muss nur entsprechen innerhalb der Bucht verlegen und – die Salto war auch schon dort. So ist dann gegen 20 Uhr nicht unweit der Salto, an der Nordseite jener Bucht, der Anker gefallen. So waren wir auch bei 20- 25 kn Wind aus Nord schön ruhig gelegen, haben zu Abend gegessen und noch einen kleinen Schwatz über Funk mit der Salto gehalten, bei dem wir uns für den nächsten Morgen um 6 Uhr zum Aufbruch verabredet haben, um auf die andere Seite der Bucht zu verlegen, bevor der Südwind einsetzt.
schon auf der Südseite der Bucht
Um 6 Uhr dann die Ernüchterung, daß der Wind immer noch aus Nord und in gleicher Stärke weht, kurz gefunkt, wir warten noch. Macht ja keinen Sinn sich bei der Windstärke auf Legerwall zu legen. Legerwall bedeutet in dem Fall, falls der Anker nicht hält, daß man gleich auf die Küste getrieben wird. So haben wir uns nochmal in die Bettdecke gekuschelt, um das Zeitfenster abzuwarten, in dem sich der Wind dreht. Um kurz nach Sieben dann der Funkspruch, der Wind hat gedreht. Häää, wie das? Normalerweise flaut der Wind ab und es dauert dann eine Weile bis der dann gedreht hat. Nicht so Heute. Ist er doch innerhalb von Minuten gedreht und weht auch gleich mit 25 kn aus Süd, jetzt liegen wir Legerwall, aber unser Anker hält. So sind wir dann ziemlich schnell aus der Koje gesprungen und haben uns auf die andere Seite der Bucht verlegt. Jetzt liegen wir wieder ruhig und sicher, wir bleiben auch den ganzen Tag auf dem Schiff, da uns das Anlanden mit dem Dinghi bei den permanenten 25- 30 kn, die es den ganzen Tag geblasen hat zu mühselig gewesen wäre. So sind wir dann erst am Dienstag, zusammen mit der Salto, an Land gerudert um dort eine Wanderung zu unternehmen. Um es vorweg zu nehmen, eine sehr schöne Wanderung mit der Erkenntnis, hier könnte wir es noch ein paar Tage länger aushalten.
Fischer bei der Arbeit
Aussicht auf die Bucht
Am Cup
Grüner Ausblick
von wo kommt hier der Wind?!
Am Strand entlang
Aber für den Abend war dann der gewünschte Nordwind wieder vorhergesagt, der einen Aufbruch zur Folge hat. So sind wir dann am späten Nachmittag auf unsere Boote zurückgekehrt und haben alles soweit startklar gemacht. Der Wind sollte gegen 22 Uhr kommen, wir sind dann aber schon um 19 Uhr los. Was sollen wir hier noch Zeit absitzen, dann halt erst einmal unter Maschine. So ging es dann in die erste Nacht hinein, der Wind kam wie angesagt, wir konnten die Segel setzten und die Maschine verstummte. Zu anfangs noch mit 2kn Gegenstrom, aber bis zum Morgen war auch dieser dann milde gestimmt und hat dann bis auf 0,5kn abgenommen. Mit zunehmendem Wind hat natürlich auch die Welle wieder zugenommen, aber wir sind gut vorangekommen. Am späten Abend, Sabine war schon ins Bett gegangen, habe ich in weiter Ferne dann Wetterleuchten gesehen, mmmh ob da was kommt? Gemeldet war auf jeden Fall nichts. Kurze Zeit später hat sich die Nacht dermaßen verfinstert, daß man sprichwörtlich die Hand vor Augen nicht gesehen hat, wirklich spuki wenn man auf dem Schiff nicht mal mehr die Aufbauten erkennen kann. Kurz darauf wird der Wind weniger und die Segel fangen an zu schlagen. Da Sabine sowieso gerade auf Toilette war, haben wir zusammen mal das Großsegel runter genommen, mit diesen Anzeichen war es mir dann doch etwas zu heiß, unter „Vollzeug“ weiter zu segeln. Sabine hat sich dann auch wieder hingelegt, mit dem Rest komme ich dann auch alleine klar. Nach einer halben Stunde wird der Wind noch weniger und dreht von einer zu anderen Minute um 180 Grad und es fängt das regnen an. So habe ich dann die Genua auch noch geborgen und unsere Maschine wieder bemüht. Wieder eine halbe Stunde später und der Wind kommt wieder aus der Alten Richtung und mit einer Stärke von 15- 20 kn. Also Genua raus und Maschine wieder aus, da soll mal jemand sagen, daß es Langweilig ist, und das ganze natürlich wieder alles in der Nacht. Das sollte es aber für den Rest der Nacht gewesen sein, der Regen hat sich verzogen und der Wind bleibt wieder stabil. Hatten wir bisher bei einsetzendem Regen immer wieder mit Starkwind zu kämpfen, war es jetzt auch mal Schwachwind. Der nächste Tag war dann eigentlich recht entspannt, der Wind hat etwas nachgelassen, die Welle entsprechend auch. Wir holten auch wieder mal unseren Kraki raus, aber leider war uns kein Angelerfolg gegönnt. Einzig ein Albatros hat sich an dem Köder bedienen wollen, den wir aber wieder von diesem wohlbehalten befreien konnten. Größer dürfen die Vögel aber auch nicht mehr werden, sonst bekommen wir sie nicht mehr an Bord, um sie zu befreien – war schon ein Kampf mit dem. Ein weiterer Versuch mit einem anderen Köder, der unter die Wasseroberfläche geht, wurde schnell abgebrochen, auch hier haben sich die ersten Albatrosse schon wieder in Ihn verschaut. Wir konnten den Köder dann aber noch ohne weiteren Zwischenfall bergen. Ab der Mittagszeit war dann gemeldet, daß eine lange Flautenzeit beginnt, diese hat sich dann aber bis in den Abend hinein Zeit gelassen, bevor wieder unsere Maschine zum Einsatz gekommen ist, mal schauen wie lange diese anhält.
Am heutigen Freitag war dann auch nur unter Mithilfe der Maschine vorwärts zu kommen, heul, der Südatlantik fast so glatt wie jeder Dorfweiher. Erst am Nachmittag haben sich die ersten Windfelder wieder bemerkbar gemacht, wir konnten uns auch mal eine Stunde unter Segel fortbewegen, was für eine Ruhe. Leider war dies kein Dauerzustand, am Abend nochmals eine Stunde, ansonsten war immer das monotone Geräusch unseres Diesels unser ständiger Begleiter. ABER der Höhepunkt des heutigen Tages war, wir haben unseren ersten Pinguin in freier Wildbahn gesehen und das noch an Bord! Jetzt werden sich einige Denken, der will uns einen Bären aufbinden, aber weit gefehlt. Der Nachteil an der Geschichte ist, er hat sich an unserem Angelköder vergriffen. Auf jeden Fall machte sich unsere Angel wieder mal bemerkbar, der erste Blick und Gedanke war, da hat sich wieder so ein „blöder“ Vogel über einen vermeintlichen Leckerbissen her gemacht. Wir staunten nicht schlecht, als wir den wahren Übeltäter ausmachten. Sind wir jetzt schon so weit im Süden, daß es Pinguine gibt?! Wir holten die Angel ein und haben mit dem Kescher den „Kleinen“ an Bord befördert, durch die diversen Vögel haben wir ja schon fast Routine bekommen. Mit Handschuh und Spitzzange bewaffnet haben wir dann den Angelhaken aus dem Maul entfernt und ihn erst einmal auf seine Füße gestellt. Dann hat sich unser Gast mal kurz umgeschaut, geschnattert, eben nochmal geschüttelt und ist mit einem kleinen Satz von selbst wieder ins Wasser gesprungen. Happy End, wir hoffen natürlich wie bei allen, die wir wieder frei gelassen haben, daß außer dem Schreck keine Wunden zurück bleiben. Wie immer keine Zeit für ein Foto gehabt, man ist ja auch selbst immer wieder aufgeregt und will möglichst schnell das Tier befreien. Jetzt trauen wir uns schon fast gar nicht mehr unsere Angel zu benutzen, wenn etwas beißt, dann leider kein Fisch. So müssen weiter die an Bord befindlichen Vorräte dezimiert werden und der frische Fisch lässt weiter auf sich warten.
Samstagmorgen, es ist hell geworden, Stille. Der Wind ist zurück und wir bewegen uns mit unseren „Dicken“ wieder fort, für das sie ja gebaut ist, unter Segel. Anfangs noch etwas unbeständig in Stärke und Richtung, aber nach 2 Stunden stabilisiert er sich und es ist ein entspanntes Segeln, da kaum Welle da ist. Es ist sehr diesig heute und die Sichtweite beträgt maximal 2 sm, nicht wirklich viel auf dem offenen Ozean. Unser Radargerät, das wir eigentlich soweit nur in der Nacht nutzen, um evtl. die unbeleuchteten Fischer rechtzeitig zu sehen, bleibt auch jetzt am Tag unser einziges Auge in die Ferne. Die Großschifffahrt sehen wir ja zum Glück mit dem AIS-System immer schon von weiten. Die Empfangsreichweite ist zwar auch hier unterschiedlich, aber es sind immer mindestes 20 sm, wenn wir deren Signal empfangen. Zur Vorstellung, wie weit so etwas auf dem Ozean ist, kann ich nur sagen, bei guter Sicht sehen wie die Pötte am Horizont erst auf ca. 10 sm Distanz. So gesehen sehen wir diese schon, bevor sie mit bloßem Auge sichtbar sind. Hier im Süden muss man auch den Fischern mal ein gutes Wort zukommen lassen, einige benutzen auch ein AIS, aber eben nicht alle. Über den Tag werden die Sichtweiten langsam immer weniger, bis es dunkel wird, sind es nur noch 100 m Sicht. Alles fühlt sich nass und klamm an Deck an, die Feuchte lässt die Kälte in alle Glieder ziehen. Die Schotten haben wir schon lange dicht gemacht, damit es unter Deck einigermaßen angenehm bleibt. Unter Tags hatten wir noch unseren Angelköder ein Bad im mittlerweile 16° Grad kühlen Wasser gegönnt. Bei dem Nebel sollten wir doch Glück vor den Möwen haben, weit gefehlt. Nach einer halben Stunde hat sich der Erste wieder in den Köder verbissen. Ich befreie den Guten das erste mal alleine, Sabine war gerade am Schlafen und ich wollte sie deshalb nicht wecken. Hat auch gut geklappt und die Angel ist ab sofort arbeitslos, ich gebe auf. Dann gibt es halt keinen frischen Fisch auf der Überfahrt. Mit dem letzten Büchsenlicht frischt der Wind auch endlich auf, so kommen wir auch etwas zügiger voran. Der Plan, bis spätestens Sonntagmittag in La Paloma anzukommen, scheint aufzugehen. Der Wind soll laut Wetterbericht jetzt stabil bleiben. Gegen 2 Uhr in der Früh schläft der Wind dann doch wieder ein, Sabine musste das Segel bergen, weil es nur noch geschlagen hat und unser Motor wieder mal begnügt. Der Spuk dauerte aber zum Glück nur eine Stunde, bevor wieder Ruhe ist Schiff einkehrt. Bei mir hat es das gleiche Spiel nochmal am frühen Morgen gegeben, ich war schon im Begriff den Motor anzuschmeißen, zumindest zur Unterstützung. Ich warte noch mal 10 Minuten, und siehe da, das Warten hat sich gelohnt. Wind kommt wieder auf und der Motor bleibt aus. So geht es dann entspannt dahin bis kurz vor dem Ziel, der Wind lässt wieder nach. Wir sind beide an Deck und sagen zu uns, daß uns auf der Zielgeraden wohl wieder mal die Luft ausgeht. Da es schon Mittagszeit ist, wärmt Sabine die Essensreste von gestern auf, um uns nochmal zu Stärken bevor es wieder zu spät wird, bis wir im Hafen fest sind und alles aufgeklart haben. Kaum ist das Essen im Teller legt der Wind auch schon wieder zu, ich stelle die Moni (Windsteueranlage) noch ein und unsere Gerda (elektrischen Autopiloten) aus. Bei Schwachwind tut sich unsere Moni etwas schwer, den Kurs sauber zu halten und da muss Gerda immer wieder mal übernehmen. Ansonsten schauen wir halt immer, daß Moni ihr Werk verrichtet; die braucht halt keinen Strom. Jedenfalls können wir anschließend so unser Essen genießen. Die Teller sind zurück in der Pantry und der Wind nimmt weiter zu und zu, „von wegen mir geht die Luft aus, jetzt zeige ich euch was in mir steckt“. So wird es wirklich noch ein Endspurt mit Windstärke 6, zum Glück waren wir die ganze Zeit nur mit unserer Genua unterwegs, die ist leichter händelbar als das Großsegel und kann einfacher gerefft werden, was wir dann auch gemacht haben. Jetzt kommen schon Gedanken auf, wie wir bei dem Wind im Hafen zu Recht kommen, oder sollen wir uns vor der Hafeneinfahrt vor Anker legen?! Da wir uns sowieso bei der Port Control anmelden müssen, fragen wir gleich nach, ob den jemand im Hafen uns beim Anlegen unterstützen kann. Es dauert einen Moment, bis die Dame am Funk uns die Rückmeldung gibt, daß gleich ein Boot zu uns kommt und uns unterstützt. Naja, Boot hätten sie nicht gleich schicken müssen, aber wenn sie schon den Service anbieten 😊. So kommen 2 Jungs mit dem Schlauchboot angefahren und begleiten uns durch die Hafeneinfahrt und zeigen uns den Liegeplatz. Am Steg stehen auch schon 2 tatkräftige Helfer und so liegen wir, mit etwas Anweisungen von uns, schnell und sicher am Steg. Noch kurz das Boot aufklaren, Anlegegetränk zu uns nehmen, und wir setzten das erste Mal unsere Füße auf uruguayanischen Boden.
Endlich waren wir angekommen. Itajai im Staat Santa Catarina, der durch viele Deutsche und Italiener geprägt ist, da diese hier die Gegend besiedelt haben. Davon zeugen dann auch viele deutsche Namen, alleine schon „Blumenau“ ist ja vielen ein Begriff. Die Stadt mit dem größten Oktoberfest der Welt, nach München 😉
Nach dem Anlegen das übliche Prozedere. Wir gehen in die Rezeption, um uns anzumelden. Dort wird dann gleich die Policia Federal durch das Marinabüro kontaktiert, die dann (!) in die Marina kommt und unsere Anmeldung dort vornimmt. Was ein Luxus! Während wir uns durch diese Vorgänge hangeln, meldet sich schon Wolfgang bei mir, der hier in Itajai der Standortvertreter für unseren Trans-Ocean (TO) Verein ist. Da die Verbindung per WhatsApp-Telefonie irgendwie nicht so gut klappt, kommt er kurzerhand angefahren und packt uns gleich mal ins Auto und fährt mit uns durch die Stadt – wobei er gleich einiges erklärt – und zu seinem Yachtclub auf einen Kaffee. Ein Yachtclub ohne eine einzige Yacht. Es gibt noch nicht mal eine Steganlage oder so, lediglich eine Rampe, wo die Motorboote eingelassen werden. Aber das ist hier so in Brasilien, Yacht-Clubs oder Sport-Clubs gibt es etliche. Der Treffpunkt für die, die es sich leisten können. Mit tollen Restaurants, oft mit Pools, Fitnessbereich, Sauna etc.
Also der Kaffee war wirklich lecker!! Nach der ganzen Instantkaffeetrinkerei auf dem Boot, weil ich für mich alleine ja keinen frischen Kaffee aufkoche. Nach dem Kaffee sind wir dann noch in Wolfgangs Haus eingeladen worden und haben uns Pizza bestellt. Das nennen wir mal Mitglieds-Betreuung 😊
Aus dem kurzen „wir gehen uns mal schnell anmelden“ ist dann Abend geworden, bis wir wieder auf dem Boot waren. So gehen die Tage halt auch schnell rum.
An Tag zwei haben wir dann mal abgeklärt, wo wir unser Segel repariert bekommen und sind losgezogen, um noch ein paar Dinge zu besorgen – bzw. zu versuchen, diese zu besorgen. So haben wir dann gleich mal ein paar Blicke in die Stadt werfen können.
Am Sonntag waren wir dann bei Wolfgang eingeladen, der für uns ein Churrasco zubereiten lies. Churrasco ist das brasilianische Grillen auf offenem Feuer, wobei hier nicht einzelne Steaks gegrillt werden, sondern richtige Fleischbrocken, die dann direkt vom Grill runter tranchiert werden. Angefangen von Hühnchenteilen, über Schweinerippen oder -bauch über Rinderfilet, sehr fleischlastig mit etwas Gemüse und zum Abschluß einer gegrillten Ananas. Super lecker!!! Kerstin und ich kamen dann noch in den Genuß einer Reiki-Anwendung und eines heißen Bades in der Badewanne. Eine Badewanne! Das erste mal seit etwa einem Jahr saßen wir wieder mal in heißem Wasser. Es war ein sehr schöner Tag, der uns total entspannt und satt wieder auf unser Boot entließ.
Was fehlt nun noch? Ach ja, zum Hafenkapitän müssen wir ja noch. Der hatte Freitag nachmittag schon zu und erst wieder am Montag auf. Also gehen wir heute da hin und erledigen das. Da es den ganzen Tag regnen soll, warten wir eine Regenlücke gegen Mittag ab und stapfen in unserem Regenüberziehern los. Die Jungs waren wieder sehr nett da, es hat sich aber leider etwas gezogen. Die Verständigung ist nicht immer ganz einfach, selbst mit Google-Translator. Wir wollen „einchecken“ und der gute Mann erklärt uns immer wieder das Prozedere vom „auschecken“. Daß wir erst zum Zoll müssten, weil er deren Stempel braucht….. Bis dann zwischen uns geklärt war, daß wir das wissen und wir jetzt aber nur einreisen möchten. Nach einer weiteren ¼ Stunde kam er dann wieder mit unserem Dreizeiler, mit dem wir nun offiziell im Hafen von Itajai angekommen sind. Das ist wirklich nur ein Dreizeiler!
Mittlerweile regnete es natürlich wieder ordentlich, so daß wir uns ein Schlupfloch suchen müssen! Und wo sind wir gelandet? In einem leckeren Cafe mit leckerem Kuchen und noch besserem Kaffee (bzw. warmer Milch).
Auf dem Rückweg zur Marina sind wir dann noch mal schnell bei einem Zahnarzt vorbeigehuscht, um zu sehen, ob wir hier denn mal einen Termin zur Kontrolle bekommen. Ist ja jetzt auch schon wieder über ein Jahr her, daß wir in Deutschland alles checken ließen. Jochen hat bei Onkel Google einen Zahnarzt gefunden, der bei 500 Bewertungen die Note 5,0 (die Beste) hatte. Schauen wir uns halt mal an. Und was soll ich sagen? Topp. Wir waren aber wohl die ersten Ausländer, die auf der Durchreise hier vorbeigekommen sind. Saß am Anfang nur ein Mädel in der Anmeldung und hat mit uns übers Handy kommuniziert, waren es am Schluß 4, inclusive eine der Ärztinen. Uns wurde auf die Frage nach den Kosten mitgeteilt, daß die „Beurteilung“ kostenlos ist und erst eine richtige Behandlung kosten würde. Dann hieß es: „Wir gehen jetzt zum röntgen“ ??? Wie, wir kommen gleich dran und röntgen? Ja, das ist auch kostenlos und gehört zur Beurteilung dazu, damit sie den Zustand sehen. OK.
Das Ende vom Lied: wir hatten beide sofort unsere Untersuchung, eine hochmoderne Untersuchung! Von den Zähnen, die einen Schaden haben oder auffällig sind, wird mittels eines kleinen USB-Stiftes Fotos gemacht, die dann am Bildschirm erklärt werden und man entscheiden kann, ob man es machen lassen möchte oder eben auch nicht. So hatten wir beide zwei kleine Stellen, die ausgebessert werden mußten. Und der Folgetermin? Gleich am Mittwoch morgen machen wir das.
An besagtem Mittwoch dann wurden wir beide behandelt, wobei hier die Ärztin alles alleine macht. Es ist keine Angestellte dabei, die irgendwelche Instrumente zureicht. Lediglich für uns wurde eine Kollegin abgestellt, die ihr Handy parat hielt, wenn die Ärztin etwas erklärt oder gefragt hat – nur als Dolmetscher mittels Translator. Bei der Verabschiedung wurden wir dann gefragt, ob wir denn ein gemeinsames Foto machen könnten. Na klar! Vielleicht tauchen wir auf der Internetseite dieser Zahnärzte bald auf, als die Europäer, die extra nach Brasilien kommen, um ihre Zähne richten zu lassen. Aber wirklich nett! Dies war auch die erste Zahnarztpraxis, die ich kenne, die im Wartebereich Kaffee, Tee, Kekse und Knabberzeug für die Patienten bereithielt. Geht man nicht mit frisch geputzten Zähnen zum Arzt und vermeidet alles vorher?!
Nach dem Zahnarzt gab es als kleine Belohnung eine Shoppingtour, da einige zu groß gewordene Sachen für Sabinchen ausgetauscht werden mussten. Am Abend sind wir dann zum Abschluß in eine Bar gegangen, dem „Beer House“. Diese hatten wir im Vorbeigehen entdeckt und entschlossen, da müssen wir mal Bierchen probieren. Und es war wirklich nett. Viele leckere Biersorten (auch „Echt Schlenkerla“ aus Bamberg wird da verkauft) und dazu Live-Musik.
Blick über die Bucht von Itajai
solche Pötte fahren hier rein
Zahnarzt
Kathedrale
Fragen???
Mercado
das Fischangebot
Veranstaltungshalle direkt neben Marina
Familie Wasserschwein wohnt auch in der Marina
„Beer House“
Abendstimmung
Leider hat sich herausgestellt, daß wir hier in Itajai schneller wieder verschwinden werden müssen, als geplant. Wir wollten ja etwa zwei Wochen hier bleiben und auch einmal nach Blumenau fahren. Aber so wie es ausschaut, ergibt sich für uns ab der kommenden Woche schon ein Wetterfenster, um bis nach Uruguay zu kommen. Ein Bekannter wartete weiter südlich in Florianopolis schon seit 5 Wochen auf eben solches. Wir benötigen ein stabiles Wetter für die Zeit von etwa 5 Tagen für diese Strecke. Also fiel die Entscheidung, daß wir wohl auch schon am Wochenende hier weg fahren werden. Die SALTO fährt ganz sicher schon am Freitag abend raus.
Somit stand auch fest, am Donnerstag werden frische Lebensmittel gebunkert und das Boot soweit klar gemacht, da wir dann ja den Freitag wieder für die Behörden benötigen. Was wir ja vergessen haben, Donnerstag war Feiertag. Gut, kein Problem für das Lebensmittelkaufen, denn die Lebensmittelläden haben 7 Tage die Woche geöffnet, auch an Feiertagen. Auch manche andere Läden haben geöffnet, ich denke, das kann hier jeder handhaben, wie er will.
Das Problem mit diesem Feiertag? Das kommt noch.
Am Freitag früh marschieren wir dann wieder in das Marinabüro, um die Rechnung zu bezahlen und auszuchecken. Diesmal wollen wir ja komplett aus Brasilien ausklarieren, da müssen ja wieder 3 Behörden glücklich gemacht werden. Die Policia Federal kommt ja wieder auf Bestellung ins Büro, wir bekämen eine Nachricht, wenn sie da sind. Wir sollen jetzt aber dann gleich zur Receita Federal gehen (dem Zoll) und wir müssen danach ja zum Hafenkapitän, der den Zoll-Stempel ja sehen will.
Also auf, 4 Mann gehen zum Zoll. Ach nein? Heute geschlossen, weil gestern Feiertag war – Brückentag in Brasilien – wo gibt’s denn so was? Und keiner wusste was davon, auch die Bürodame war etwas betroffen. Gut, dann gehen wir halt mal so zur Capitania und versuchen unser Glück. Da ist heute anscheinend auch nur eine sparsame Besetzung der Marine da und wir haben einen anderen Sachbearbeiter. Der nimmt unsere Papiere mit, nachdem wir sagen was wir wollen, müssen wir im Wartesaal warten. Nach etwa 10 Minuten kommt ein anderer Kollege aus der Anmeldung und fragt uns noch nach unserem Bootszertifikat und wo wir eigentlich hin wollen. Wir geben ihm das fehlende Dokument und die Antwort Uruguay. Oh je, jetzt kommt bestimmt gleich die Frage nach dem Zollstempel der Ausreise, der fehlt ja auf dem Zollpapier. Nach weiteren 10 Minuten kam wieder ein Funkspruch mit einer Anweisung und nun wurden wir gefragt, wann wir denn Abreisen wollten? Am Samstag, manana (morgen). Nochmals die Rückfrage, wann morgen? Um 5 Uhr – nachmittag. Dann endlich taucht der nette Kollege auf mit dem nötigen Papier und benötigt des Skippers Unterschrift. Dieser Kollege interessiert sich überhaupt nicht für das Zolldokument….. Jochen leistet seine 3 Haken und der Kollege packt wieder alles zusammen und verschwindet wieder hinter einer Tür. Nach einer weiteren ¼ Stunde taucht er dann endlich auf und hat seine Stempel auf das Dokument gemacht. Zwischenzeitlich hatten wir die Nachricht erhalten, daß die Policia Federal um 11.30 kommen würde und dann später „ist jetzt da“. Wir kommen gleich!
So sind wir stramm vom Hafenkapitän zur Marina gelaufen und haben dort unsere Ausreisestempel in den Pass bekommen. Jetzt haben wir alles, nur keinen Zollstempel für unser Boot zur Ausreise. Die Marinamitarbeiter haben dann telefoniert und die Aussage bekommen, wir könnten abfahren, das wäre kein Problem. Da vertrauen wir jetzt mal drauf, daß wir in Uruguay reingelassen werden, wenn unser Boot noch nicht offiziell aus Brasilien ausgereist ist.
Man muß aber wirklich sagen, daß bisher alle Mitarbeiter von den Behörden und der Marina super freundlich und hilfsbereit waren. (bis auf eine Ausnahme vielleicht)
Kerstin und Mike sind dann mit ihrer SALTO am Freitag nachmittag abgefahren und haben uns alleine gelassen. Wir haben uns zum Abschied von Itajai dann noch einmal das „Beer House“ gegönnt und unser restliches brasilianisches Geld unters Volk gebracht.
Nachdem wir am Samstag mittag nochmals bei Wolfgang zum Churrasco eingeladen waren (wieder sehr lecker), sind auch wir am Samstag nachmittag losgefahren, um noch ein paar Seemeilen in die richtige Richtung hinter uns zu bringen.
nochmals Churrasco zum Abschied
Da so überhaupt kein Wind war und wir komplett unter Motor gefahren sind, sind wir nur ca. 15 Seemeilen weiter südlich in eine Bucht gefahren und am folgenden Tag konnten wir dann aufgrund wirklich günstigen Windes eine weitere Teilstrecke bis südlich von Florianopolis in Bestzeit (mit Geschwindigkeit von bis zu 9 Knoten!!!) recht gemütlich zurücklegen. Nun liegen wir hier vor Anker und überbrücken den sehr starker Wind aus Süd, der heute abend nachlassen soll. Dann wollen wir ab Dienstag spätnachmittag den großen Sprung nach Uruguay starten.
sicher vor Anker bei bis zu 30 Knoten Wind – hier überhaupt nicht zu sehen und auch kaum in Bootsbewegung zu fühlen