Monat: Juli 2021 (Seite 2 von 3)

Tag 42 – nach IJmuiden Tag 2

In der Frühschicht drehte der schwächer werdende Wind dann immer mehr, so daß wir wieder Richtung Nord-West hätten fahren müssen und uns von unserem Ziel wieder weg bewegt hätten.

Nun haben wir halt jetzt das Dieselross angeworfen und nehmen nun direkten Kurs auf den uns gesetzten Wegpunkt unterhalb des Verkehrstrennungsgebietes bei Calais. Dies ist dann das Nadelöhr des Ärmelkanals.

Der Plan war eigentlich, daß wir evt. in Dünnkirchen eine Übernachtung einlegen. Nach dem Studium des Kartenmaterials und unseres Zeitplanes werden wir dies nochmals überdenken. Vielleicht fahren wir doch gleich bis Ijmuiden durch. Mal sehen, was der Tag so bringt.

Und dann gibt es noch des leidige Thema eines jeden Seglers, die Bordtoilette.

Die Frage ist nicht ob, sondern wann man da ran muss. Da Jürgen bereits in der Vorbereitung für das Schiff ganze 2 Tage mit der Instandsetzung verbracht hatte, war heute früh beim Wachwechsel, die vorsichtige Ansage, die Toilette funktioniert nicht mehr. Der Glaube daran das das Thema bis nach Kiel nicht mehr zum Vorschein kommt, ein Trugschluss.

Jetzt holt Andy erst einmal seinen verdienten Schlaf nach, und danach schauen wir mal.

Tag 41 – nach IJmuiden Tag 1

heute morgen haben wir bereits kurz vor 6 Uhr Johannes verabschiedet, der zu seinem Zug musste.

Kurz darauf haben wir dann auch gegen 7.30 Uhr abgelegt und uns Richtung Osten auf den Weg gemacht.

morgens um 7:30 Uhr in Cherbourg

Viel gibt es da heute nicht zu berichten, wir hatten einen Nordöstlichen Wind, so daß wir immer hoch am Wind fahren mussten. Das bedeutet dann halt wieder Krängung im Boot und permanentes Schiefstehen 🙂

Dafür war uns wenigstens die Windstärke gnädig und wir kamen gut vorwärts. Vor allem, wenn der Strom uns mit angeschoben hat, konnten wir 7 – 8 Knoten Fahrt über Grund verbuchen.

Speed über Grund 10 Knoten, dank 2 Knoten Strom

Nur leider passte halt die Windrichtung nicht ganz, so daß wir nicht genau auf Kurs gehen konnten, wie wir wollten. Wir hätten Richtung Nord-Ost gemusst, so wurde halt mehr ein Ost daraus. Aber der Wind sollte ja sowieso einschlafen und wir müssten motoren, also würden wir halt unser Dieselross anwerfen und dann direkt nach Nord unter Motor laufen.

Naja, wie immer kam es anders. Der Wind brach nicht so weg, wie geplant und blieb uns sehr lange erhalten. Also dann halt doch gen Norden aufkreuzen; war aber auch in Ordnung.

Ansonsten gibt es eigentlich nix zu berichten…

Das einzige, was wir heute nennenswertes gesehen haben, war ein baggerndes Schiff. Jochen war am Steuer und fragte nach der Wassertiefe, weil das Wasser da vorne so hellgrün/hellblau schimmert. Nö – da sind 26 Meter durchgängig in der Karte eingetragen. „Bitte Tiefenmesser genau im Auge behalten“. Was war es dann? Das Baggerschiff hat seine Bahnen gezogen und eine Spur aufgewirbelten Sandes im Meer hinterlassen, was dazu führte, daß das Wasser halt nicht mehr dunkelblau, sondern wesentlich heller leuchtete. (Oder schmutzig, wie manche sagen würden) – Mehr Highlights gab es heute nicht.

das ist Bodo mit dem Bagger und er baggert noch

Bootsgastbeitrag – „Aus dem Leben eines Leichtmatrosen“ – des Dramas zweiter Teil

Seit Mittwochmittag sind wir aus der Selbstisolation zurück in der Zivilisation (ersehnteste Dusche ever!) und haben endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Ein Zustand, der mir ehrlich gesagt einfach immer noch am liebsten ist. Dauergeschaukel ist nicht so ganz meine Sache, vor allem wenn es einen derart vom Schlafen abhält. Ein bisschen Neid kam da schon immer wieder auf, wenn dann alle von ihren absolut problemlos erreichten stundenlangen Tiefschlafphasen fabuliert haben – vielleicht war da auch ein bisschen Seemannsgarn eingesponnen, aber sei’s drum. Hinter uns liegt nun eine verhältnismäßig ruhige Biskayadurchquerung, aber die sieben Tage am Stück waren dann doch ziemlich heavy, wenn man sie zusätzlich mit einer Magen-Darm-Verstimmung kombiniert. Die Crew hat mich tagsüber immer wieder mehr so als menschliches Ballastgewicht betrachtet und dies des Öfteren mit entsprechend kreativen Sprüchen zum Ausdruck gebracht – Highlight: „Du hast den Lateralplan verändert!“ bedeutet „Bleib gefälligst liegen wo du bist, da trimmst du wenigstens das Boot!“

Aber immerhin musste ich im Gegensatz zu anderen keine Nachtschicht ausfallen lassen und wurde daher glaube ich trotz allem als insgesamt nützlich erachtet und durfte weiter mitsegeln. Und da ich auch beim allerbesten Willen schlichtweg nicht im Stande war, die Bordvorräte leerzufressen (Andis Snickers waren immer nur unauffindbar versteckt – entsprechende Diva-Einlage inklusive), wurde ich auch nicht auf einer der beiden altersschwachen Gummisauen (fachdeutsch: Schlauchboot) ausgesetzt und meinem Schicksal überlassen.

Alles in allem lässt es sich so unter Deck die meiste Zeit des Tages auch ganz gut aushalten. Es gab aber halt andererseits über Deck auch nicht so wirklich viel zu sehen. Und bevor ich wehrlose Südfrüchte beim Reifeprozess anfeuere während Gerda (der Autopilot) eh die ganze Arbeit erledigt (tagsüber ist ja Sonne und kein Strommangel), kann ich auch mal über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens/Segelns nachdenken. Zum Beispiel hierüber:

Sind Leichtmatrosen auch leichtgläubig? Wäre an sich ja eine naheliegende Vermutung – wenn sie schon nicht gerade leichtgewichtig sind, müssten sie doch wenigstens das sein. Ich für meinen Teil wollte das auf gar keinen Fall sein und wurde dann bei unserer Fast-Begegnung mit den Orcas massiv eines Besseren belehrt. Da sitzt man friedlich an Deck, Sabine fängt an irgendwas von zerstörerischen Attacken halbstarker Orcas auf unschuldige Segelschiffe zu erzählen und man schaut ehrlich gesagt ziemlich misstrauisch drein. Zwei Stunden später liegt man friedlich in seiner Koje und glaubt seinen Ohren kaum, als man den Hilfe ersuchenden Funkspruch mithört. Übrigens der ruhigste und klarste Funkspruch, den ich mir in dieser Situation überhaupt je ausmalen könnte – zerschlagene Ruderanlage, Riss im Rumpf mit eindringendem Wasser, Schiff voll mit Crew und die Orcas haben weiter Bock auf Spielen – aber der Typ war einfach total cool. Und wenn man dann hinterher noch feststellt, dass es halt wirklich die Yacht war, die zwei Stunden zuvor den eigenen Weg gekreuzt hat, läuft es einem auch ein bisschen cool den Rücken runter und alle je gehegten Zweifel sind völlig weggefegt.

Wie viele Zeitzonen kann man auf einem Schiff gleichzeitig haben? Wenn man diese Frage flüchtig liest, erscheint sie einem relativ banal. Eigentlich sollte es ja nur eine Zeitzone geben, in der sich das Schiff gerade aufhält und schlimmstenfalls überdehnt man diese noch ein wenig über den relevanten Längengrad hinaus bis zum nächsten Hafenaufenthalt in der entsprechenden Zeitzone (ggf. einfacher als mitten im Schichtsystem die Zeitbasis zu ändern). Das wäre uns aber zu unkompliziert gewesen – entsprechend wurde das zelebriert. Neben den anwesenden Personen an Bord, von denen zugegebenermaßen ich initial das größte Zeitchaos gestiftet habe, gab es folgende weitere Beteiligte in diesem bunten Reigen: Das neue GPS, das sich laut Einstellungen theoretisch automatisch ortsbasiert umstellen sollte, was es aber nicht tat. Ein altes GPS, das diesen neumodischen Schnickschnack nicht beherrscht und daher in Porto manuell umgestellt wurde. Eine gute alte analoge Uhr mit Ziffern, die aber nie umgestellt wurde. Diverse Smartphones, die je nach letzten Mobilfunkempfang immer mal wieder mehr oder weniger wissentlich umgestellt haben. Und zu guter Letzt noch Smartwatches, die allerdings nicht zwangsläufig synchron mit ihren gekoppelten Smartphones sein müssen. Jedenfalls soll es vorgekommen sein, dass Menschen nach Mobilfunknetzkontakt eine Stunde zu früh zu ihrer Wachschicht aufgestanden sind oder dass Schichten erst nach einer zusätzlichen Erinnerung mit einer kleinen Verzögerung von ca. 10 min begonnen wurden. Ebenso hätte fast das kolossale Feuerwerk der Grande Nation zum Nationalfeiertag in Cherbourg pünktlich um 23 Uhr geendet. Kurzum – es ist eine bunte Wundertüte, aber immerhin lügt das alte GPS und damit das Logbuch bekanntlich nie.

Wo genau liegt auf dieser Route eigentlich die höchste Sprachbarriere? Das ist eine schwer zu beantwortende Frage, schließlich kann sie ja in jedem Hafen auftauchen, in jeder besuchten Stadt oder auch mal direkt an Bord. Andi sagt zwar immer, dass er sehr lange in München gelebt habe. Dafür ist sein Verständnis für banale Uhrzeitangaben mit Viertel und Dreiviertel (siehe voriger Absatz) oder auch nur den bayerischen Dialektgrundwortschatz gefühlt nicht sehr ausgeprägt. Wobei mich die beiden an Bord befindlichen Franken gleich wieder böse anschauen, weil Franken ist ja nicht Bayern und der doofe Schwabe möge nun gefälligst schweigen, denn der redet ja auch komisch. Aber auch umgekehrt stellt so manches norddeutsche Sprachkonstrukt den gemeinen Süddeutschen vor einige Probleme – ich mein wir verstehen Genitiv ja schon aber deswegen ist er immer noch nicht der Lieblingsfall eines jeden Crewmitglieds.

Und wenn wir grade nicht sprachlich mit uns selbst beschäftigt waren, gab es ja auch noch so viele andere Dinge zu erleben. Erklär mal einem Segelmacher mit Händen und Füßen auf jahrelang ungenutztem Französisch, wo er was flicken soll. Oder auch nur dem Taxifahrer in Porto, wo du eigentlich hin willst. Oder kauf mal neue Batterien und Schoten auf Spanisch – jedes Mal wieder ein Erlebnis – für alle Betroffenen. Und als Krönung stiften Jochens Gelüste nach Spezi außerhalb des deutschsprachigen Raums sowieso immer Verwirrung weil was soll das auch, dass der eine Typ zwei Getränke gleichzeitig will und dann auch noch ein leeres Glas obendrauf. Jedenfalls gehört mein Französisch definitiv wieder ganz ganz dringend aufpoliert und ein paar Brocken Spanisch würden eigentlich auch mal nicht schaden…

Was macht man eigentlich den ganzen Tag auf der Biskaya? Joah, also entweder halt unter Deck liegen und über den Sinn des Lebens nachdenken oder über Deck liegen und über den Sinn des Lebens nachdenken. Ersteres kommt dann ziemlich nahe an Diogenes in seinem Weinfass ran. Zweiteres eher an einen engagiert diskutierenden Philosophenkreis in einer Weinlaube. Nur, dass die besagte Philosophengruppe halt unter einem romantisch schaukelnden Bündel unreifem und daher ungenießbarem Obst saß und der einzelne Philosoph eher in einer überdimensionalen Getränkedose rumlag (Stichwort Alurumpf). Die alten Griechen wären jedenfalls stolz auf uns gewesen, wie viel man über wie wenig visuelle Reize nachdenken und diskutieren kann. Wenn zwei Schiffsbegegnungen und ein Schwarm Delfine pro Tag (Andi: zwei Schwärme!!) schon zu höchsten Erregungen führen, kann eigentlich nur leerer und fruchtbarer Boden für tiefstgeistige Erkenntnisse vorliegen.

Diese genauer auszuführen, würde nun aber den Rahmen des Blogs sprengen und außerdem muss der Beitrag aus literarischen Gründen hier auch vorerst enden. Der dritte Teil widmet sich noch den angesprochenen tiefsinnigen Fragen des Seglerlebens – oder vielleicht gehen wir auch einfach direkt zum finalen Resümée über, mal schauen…

Johannes

Tag 40 – Cherbourg

Also Leute, das Feuerwerk gestern Nacht war definitiv gigantisch. Das haben die Franzosen wirklich drauf! Da hat sich das aufbleiben wirklich gelohnt!!!

Heute morgen hieß es dann erst einmal ausschlafen! Danach, wie so üblich am Hafentag wurde erst einmal die Salz- und Dreckkruste von unserem Boot gespült und unsere Genua abgeschlagen und zum Segelmacher gebracht. Wir hatten einen kleinen Riss im Vorliek, der genäht werden sollte.

Dann hieß es, auch wie so üblich, erst einmal in die Stadt tigern und schauen, wie diese so ist.

Es hat ein paar schöne Ecken, die wir auch bildlich festgehalten haben. Aber im Großen und Ganzen muß man Cherbourg nicht unbedingt gesehen haben. Es hat hier sehr viele alte, marode und leerstehende Gebäude. Im Gegensatz dazu aber auch eine enorme Dichte an Cafes, Restaurants, Schuh-, Bekleidungs- und Schmuckgeschäfte.

Und die ganze Stadt und die Cafes sind voll von Menschen. Wir glauben, daß die heute alle wegen des Nationalfeiertages frei haben.

Am Spätnachmittag konnten wir dann unsere Genua wieder beim Segelmacher abholen und  anschlagen. Juhu, wir sind wieder komplett ausgestattet 😊

Was gibt’s noch?

Dann kam noch unser neues Crewmitglied Christine an Bord, die uns bis Kiel begleiten wird. Dafür wird Johannes morgen das Boot nach 4 Wochen verlassen. Dafür mußte er aber vorher noch seinen Teil 2 seines Bootsgastbeitrages abliefern, was er dann auch ordnungsgemäß erledigt hat. Seinen Bericht könnt Ihr ja nachlesen und habt hoffentlich genauso viel Freude wie wir beim Lesen.

Am Abend sind wir dann nochmals in die Stadt um gemeinsam gemütlich zu Abend zu essen. Eigentlich wollten wir ja nicht so spät ins Bett, da es morgen um 7 Uhr raus gehen soll auf’s Meer bzw. Johannes‘ Zug schon um 6.37 Uhr abfährt. Aber leider sind wir etwas spät dran und die Stadt bzw. die Restaurant sind proppevoll! Letztendlich sind wir im Irish Pub gelandet, wo wir Burger essen. Waren aber sehr gut und das Guiness hat auch lecker geschmeckt.

Tag 39 – Biskaya-Ritt Tag 8

Was soll ich sagen: zu schnell zu sein, hat nicht immer Vorteile. Wir waren am gestrigen Tag so schnell, 145 sm innerhalb von 24 Std. was für unser Mädchen ein sehr guter Wert ist, das wir in der Nacht genau in den Gegenstrom an der Ecke vor Cherbourg gekommen sind.

So waren bei der Wachübergabe um 2 Uhr gerade mal 1,5 kn über Grund auf der Logge gestanden. Fahrt durchs Wasser waren immerhin 5,5 kn bei nachlassenden Wind. Macht in Summe 4 kn Strom gegen an. Aber wie schon erklärt änderte sich das dann heute so gegen 5 Uhr und der Strom kippte und hat uns dann später mit 3 kn angeschoben, an der vorderen Ecke war die Strömung halt stärker ausgeprägt.

In der Nacht ärgerte uns dann noch ein Fischer. Über AIS können wir im Normalfall andere Schiffe schon weit vor der optischen Wahrnehmung auf unserem Plotter erkennen und es ist auch ersichtlich, um was für ein Schiff es sich handelt, welche Richtung es fährt, wie schnell es ist und noch viele weitere Angaben, mit denen ich euch nicht langweilen will.

Wir erkennen auch rechtzeitig den Fischer, weichen diesem entsprechen aus, um diesen im sicheren Abstand zu passieren. Aber kurz vor der Vorbeifahrt wendet dieser um 180° Grad und wir müssen schnell unsere Segelstellung ändern um hoch am Wind noch an diesem Vorbei zu kommen. Hätte auch noch 5 min warten können, Grrrrrrh. So viel Platz war dann halt nicht drin, den man eigentlich halten sollte.

2 Stunden vor der Einfahrt in Cherbourg hat der Wind dann auch soweit nachgelassen, daß unser Motor wieder mal ran musste.

Wie sich dann noch heraus stellt haben die Franzosen heute Nationalfeiertag und wir bekommen heute Abend noch ein Feuerwerk zur Begrüßung, könnte man sich dran gewöhnen.

Soweit verlief dann auch alles ruhig. Im Hafen auf der Suche nach einem Liegeplatz kommt das Anlegemanöver. Auch soweit alles OK bis, ich bin in Rückwärtsfahrt, ein anderes Schiff gerade aus der Box fährt, neben der ich rein fahren wollte. Abbruch vom Anlegemanöver, Platz machen in der schon eh engen Boxengasse. Manöver neu starten, nur jetzt passt eigentlich nix mehr. Bis dahin, daß ich komplett quer in der Boxengasse stehe, vor und hinter dem Schiff kein halber Meter Platz ist. Aber alles gut gegangen und nirgendwo angedotzt. Dazu muss man erklären, daß sich jedes Boot, gerade bei der Rückwärtsfahrt, anders verhält. Das liegt an der Konstruktion des Unterwasserschiffs, Effekte vom Antrieb und natürlich vom Wind. Unseres ist da eine extrem Zicke und will nur sehr wiederwillig das tun, was man von ihr will. Was gut für das Vorwärtsfahrt ist muss nicht auch für die Rückwärtsfahrt gut sein. Letztendlich sind wir dann vorwärts statt rückwärts, wie eigentlich geplant, eingeparkt.

Hafenkino für alle anderen Bootseigner die sich gerade auf ihren Booten befinden und zuschauen. Mal ist man Zuschauer, mal Hauptdarsteller.

12:30 Uhr war dann Leinen fest, Anlegerbier und letztendlich Duschen.

glückliche Crew nach dem Bezwingen der Biskaya – unsere längste Non-Stop-Etappe

Wie sich dann noch heraus stellt haben die Franzosen heute Nationalfeiertag und wir bekommen heute Abend noch ein Feuerwerk zur Begrüßung, könnte man sich dran gewöhnen.

Tag 38 – Biskaya-Ritt Tag 8

Nach nunmehr 7 Tagen nur Wasser um uns herum, war heute früh um ein Uhr das erste mal wieder Land in Sicht, was heißt hier Land, es war der Leuchtturm, der uns sagte: hier ist Land.

Es war eine Insel (ILE D´OUESSANT – wir haben sie einfachheitshalber Croissant-Insel genannt), die an der nordwestlichsten Ecke von Frankreich dem Festland vorgelagert ist. Im Morgengrauen, hier war das Leuchtfeuer schon Querab, das erste schemenhafte Erkennen von Land. Wir verlassen die Biskaya und biegen quasi in den englischen Kanal ein.

Die „Besonderheit“ ab hier, es gibt verstärkt Strömung und Tide. Das ganze variiert dann auch noch je nachdem wie der Mond steht, Vollmond oder Neumond.

Während wir vom Atlantik hoch permanent einen Gegenstrom von ca. 0,5 kn hatten, ist ab hier je nach Gezeit der Strom mitlaufend oder gegen an. Die Stärke variiert hier je nach Position auch sehr stark, von lächerlichen 1 kn bis zu 9 kn !!! ist alles drin. Sprich Augen auf bei der Routenwahl. Bei 9 kn gegen an würden wir uns trotz aller Bemühungen rückwärts bewegen, geschweige denn von der Gefahr die hier besteht irgendwo hin getrieben zu werden, wo man gar nicht hin will.

Wenn man so unterwegs ist spielt der Strom insofern eigentlich keine Rolle da er mal mit oder gegen an ist. Mal denkt man, man kommt nicht vorwärts und dann wieder, das geht aber flott.

Worauf man jetzt noch zusätzlich achten muss ist die Tide, wenn man irgendwo ran will, ob Hafen, Bucht oder was auch immer.

Bestimmte Häfen können nur bei Hochwasser angelaufen werden, Buchten können trocken fallen. Der Tidenhub beträgt auch, je nach Ecke und wie der Mond steht, bis zu 9 Meter!!

Dazu kommt jetzt auch wieder der Strom ins Spiel. Will man eine Passage fahren, wo es eng ist, z.B. Hafeneinfahrten, kann einen die Strömung ganz schön in Schwierigkeiten bringen.

Also den „REEDS“ zur Hand und genau schauen was wann und wo passier, Navigation für Fortgeschrittene.

Der „REEDS“ ist ein Buch wie eine Bibel für die Schifffahrt. Über 1000 Seite dick steht hier alles drin. Beginnend ab Gibraltar, die Atlantikküste hoch und für die komplette Nordsee sind für alle relevanten Orte die Gezeiten, Strömungsrichtungen und -geschwindigkeiten, Besonderheiten und vieles mehr darin aufgeschlüsselt. Dieses Buch gilt jeweils für ein Jahr und muss jährlich ausgetauscht werden.

Zu sehen gibt es außerhalb der Schifffahrtswege heute nur sehr wenig. Viele Fischerboote, die begleitet von Möwenschwärmen an uns vorbei fahren, sonst nix. Wir kommen heute aber anhand des passenden Windes und der entsprechenden Strömungen gut vorwärts.

Fischer mit seinem Möwen-„Gefolge“

Wenigstens konnten wir heute wieder etliche der tollen Sonnenuntergangsbilder schiessen:

und hier noch mein „Special“: der Kampf ums beste Bild entbrennt:

Tag 37 – Biskaya-Ritt Tag 7

Heute ist der Tag eigentlich auch recht kurz erklärt. Ein schöner Segeltag mit Schiffen und Delfinen satt. Schiffe gab es, weil wir heute wieder über deren Route gekommen sind. Delfine vermutlich wegen der Biskaya. Hier steigt der Meeresgrund von über 4000 m auf kürzester Distanz auf 150 m an, heißt viel Nährstoffe und somit viel Fisch im Wasser. Und am Nachmittag ist dann noch eine zweimotorige Propellermaschine im Tiefflug über uns drüber. Leider konnten wir keine Erkennung ausmachen, um mal nachzuschauen, wer uns da besucht hat.

Video freundlicherweise von Andi zur Verfügung gestellt 😉 wenigstens ein Profi in diesen Dingen an Bord

Tag 36 – Biskaya-Ritt Tag 5

Was soll ich denn zu heute sagen???? Der angesagte Wind für Mitternacht blieb natürlich aus, so daß die ganze Nacht der Motor brummte. Es war eine tiefschwarze Nacht, in der nichts, aber auch gar nichts zu sehen war. Noch dazu wurde es feucht. Andi’s Schichtbeginn um 6 Uhr früh war ein einziges grau in grau.

Dank Andi „Kachelmann“ Wetterfrosch wurde ich heute über den Verlauf der Wetterfronten aufgeklärt. Wir sind wohl in eine Bilderbuchwarmfront reingefahren. Das hat er mir dann anhand meines Wetterbuches dann noch mal bildlich gezeigt. Vorneweg die Wolken mit dem Grau in Grau, dann kam die Wärmeschicht mit leichten Regen und dann kam die Sonne. Wenn jetzt all seine Vorhersagen stimmen, bekommen wir jetzt dann auch noch eine Kaltfront mit Nordwind. Schauen wir mal – wenn das stimmt, will er bei der ARD einen Antrag stellen, als neuer Wetterfrosch dort anzufangen.

Sonst gibt es eigentlich nix zu Berichten, keine Delfine, keine Wale – aber ein Schiff hatten wir heute!!!!

Wenigstens konnten wir heute den ganzen Tag unter Segeln fahren.

gelebte Wetterkunde
von Andi gut erklärt für Wetteranfänger

Tag 35 – Biskaya-Ritt Tag 4

Was für eine Nacht. Keine Ahnung, wieso immer in der Nacht die Vorhersagen nicht stimmen.

Wind von 7 kn bis 20 kn und das innerhalb von 30 Sekunden, die Vorhersage war bis 13 kn und das ganze bei halbem Wind (heißt, der Wind kommt ziemlich genau von der Seite) . Bei den 7 kn und der Welle schlagen die Segel und kommen mit einem lauten Rums wieder zurück, und bei den 20 kn geht dann schon ordentlich was. Na ja auch das ist vorüber gegangen, nachdem das Ganze um 2 Uhr früh war und die Genua gerefft worden ist.

Dafür haben wir jetzt tagsüber nur um die 10 kn, umgekehrt wäre entspannter.

Andreas hat so gegen 10 Uhr eine Fontäne in 400- 500 Metern Entfernung gesehen, wohl unser erster Wal auf der Tour. Leider ist es nur bei dieser Einzigen geblieben.

Was gibt es sonst heute noch? Jeder der gerade keine Beschäftigung hat, versucht etwas Schlaf nachzuholen, die letzte Nacht war dann doch wieder mal etwas rauh.

Dann am Abend, pünktlich zum Essen Deck und sichtbar für alle, Fontänen am weiten Horizont. Dies hat dann auch bestimmt 20 Minuten angehalten in denen man immer wieder eine oder mehrere dieser wohl gigantischen Ausblasungen gesehen hat. Später, kurz vor beginn der Nachtwache, nochmals das ganze querab. Und leider auch wieder nur am Horizont; wohl eine ganze Walfamilie, soviel Ausblasungen wie teilweise gleichzeitig sichtbar waren.

Ansonsten war heute ein recht wechselhafter Tag was die Windverhältnisse angegangen ist. Mal unter Segel, mal unter Motor war die einzige Abwechselung die es heute gegeben hat. Halt, um 21 Uhr ist uns dann das einzige Schiff für den ganzen Tag vor die Augen gekommen. Jetzt geht es wieder mal unter Maschine in die Nacht hinein. Um Mitternacht ist dann wieder Wind angesagt, wir werden sehen.

Ach, ein Highlight hatten wir noch…..Nachdem unsere Bananen unter Deck nicht nachreifen, wurde diese kurzerhand an Deck angebracht, damit sie noch etwas Sonne abbekommen – eine Reifekammer haben wir also auch dabei.

Tag 34 – Biskaya-Ritt Tag 3

Die gute Nachricht zuerst: allen Crewmitgliedern geht es wieder gut und wir sind somit voll einsatzfähig. Die Schlechte, der Wind ist weg. Dies war aber so voraus gesagt und wir Motoren wieder seit den frühen Morgenstunden. Voraussichtlich noch bis in den späten Abend. Erst dann soll der Wind so allmählich wieder kommen, schwachwindig aber immer hin, wir werden sehen ob der dann auch zum vorankommen unter Segel langt.

So haben wir uns die Zeit vertrieben und an Deck eine Runde Karten gespielt, dies ist auch nur selten möglich, man muss nur das Positive sehen.

Ansonsten wird heute mal richtig gekocht wenn allle fit sind und auch etwas in sich rein bringen. Es gibt wieder mal Sabine´s Semmelknödel mit frischen Pilzen in Rahmsoße, mmmmmmh lecker.

Wind ist dann auch wieder gekommen, schon vor der Essenszubereitung, die Segel blieben aber erst mal unten damit entspannt gekocht und gegessen werden konnte. Danach war Segel setzten und Motor aus angesagt. Was für eine Stille, so ging es in die Nacht hinein.

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